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Stadtbildverzerrungen durch Umfragen | Vom Ende der „Hallo“ | Unbezahlte Werbung: Bermuda Spirit Company
Guten Tag,
die Stadt Münster hat eine aufwändige Umfrage zu allen möglichen Themen gemacht. Dabei ist unter anderem herausgekommen: Den Menschen fehlen in der Innenstadt Sitzgelegenheiten. Und das ist mit großem Abstand das wichtigste Anliegen, jedenfalls sieht es auf der Abbildung so aus (Seite 13). Auf dem zweiten Platz steht einfach das Wort „Grün“. Das soll offenbar heißen: Den Menschen fehlt in der Innenstadt Grün (wirklich?). Auf dem dritten Platz stehen „Fahrradabstellmöglichkeiten“, dahinter „Ruheplätze“ beziehungsweise „ruhige Plätze“. Zusammenfassend könnte man sagen: Den Menschen fehlt in der Stadt das Land.
Umfragen bringen ganz wunderbare Ergebnisse hervor, die man auf viele Weisen nutzen kann. Man gerät nur arg ins Grübeln, wenn man anfängt, sich Gedanken darüber zu machen, wie diese Ergebnisse zustandekommen.
In diesem Fall hat die Stadt etwa 10.000 Fragebögen verschickt, ungefähr ein Drittel ist zurückgekommen. Und falls Sie selbst schon mal so eine Umfrage beantwortet haben, erinnern Sie sich vielleicht noch daran, wie sorgfältig sie dabei vorgegangen sind. Bei den ersten Fragen horcht man noch tief in sich hinein, doch je mehr Fragen kommen, desto größer wird der Wunsch, einfach fertig zu werden.
Für diesen Akt der Bequemlichkeit gibt es ein Wort. Das Phänomen dahinter nennt sich Verfügbarkeitsheuristik. Menschen nennen einfach die Antwort, die ihnen zuallererst einfällt. Fragt man kurz nach einem schlimmen Terroranschlag in der Fußgängerzone, wovor die Leute am meisten Angst haben, hört man eine Antwort immer wieder: Terroranschläge.
Fragt man die Menschen, was ihnen in der Innenstadt von Münster besonders gut gefällt, sagen sehr viele: Prinzipalmarkt. So auch bei der Umfrage der Stadt. In Wirklichkeit haben viele einfach die Frage beantwortet, was ihnen so einfällt, wenn sie an die Innenstadt denken. Gleich hinter dem Prinzipalmarkt stehen: historische Gebäude, der Domplatz und der Markt.
Verstärken kann man diesen Effekt, indem man nur die häufigsten Ergebnisse zeigt. So macht es die Stadt. Das ist üblich und nachvollziehbar, denn sonst müsste man einen Text veröffentlichen oder eine Liste, aber das alles ginge nicht in einer Grafik. Man muss sich nur klarmachen, was man in den Ergebnissen so einer Umfrage erkennen kann.
Wer sich wirklich Gedanken macht und auf die Frage, was denn in der Innenstadt so alles fehlt, zum Beispiel antwortet: „Ein kleines buntes Häuschen aus Lebkuchen zwischen Stubengasse und Ludgeristraße“, kommt in den Ergebnissen nicht vor, denn die Statistik zeigt nicht die kreativsten, ungewöhnlichsten oder besten Vorschläge, sondern lediglich die häufigsten. Möglicherweise zeigt sie auch einfach Klischees.
Und das ist noch nicht alles. Man kann sich auch fragen: Wer hat die Antworten gegeben? Hier hatte über die Hälfte der Menschen einen Hochschulabschluss, über sieben Prozent hatten sogar einen Doktortitel. Das entspricht nicht dem Querschnitt der Bevölkerung. Aktuelle Daten gibt es dazu nicht. Aber bei der letzten Erhebung vor zwölf Jahren hatte ein knappes Drittel der Menschen in Münster einen Hochschulabschluss.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieses Detail das Gesamtbild verzerrt. Über 40 Prozent der Befragten kommen laut der Umfrage jedenfalls ein bis zwei Mal im Monat in die Innenstadt, um sich Kulturveranstaltungen anzusehen oder an Bildungsangeboten teilzunehmen. Das könnte ein Hinweis sein.
Und noch eine interessante Zahl: Über 60 Prozent der befragten Menschen wünschen sich laut der Umfrage mehr Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz durch die Digitalisierung, bei den Frauen sind es fast 70 Prozent, ganz genau: 67,2 Prozent. Auch das ist so eine Sache. Bis auf Nachkommastellen genaue Ergebnisse vermitteln den Eindruck von hochwissenschaftlicher Exaktheit. Deswegen sind sie sehr beliebt, um die Glaubwürdigkeit von Ergebnissen zu stärken. Dabei dürften die meisten Antworten eher locker über den Daumen gepeilt sein.
Und dann sind da noch Ergebnisse, die auf den ersten Blick viel mehr verraten als auf den zweiten. Schaut man sich etwa an, was die Menschen auf die Frage geantwortet haben, mit welchem Verkehrsmittel sie in die Stadt kommen, sieht man: Über zwei Drittel geben an, in der Regel mit dem Rad zu fahren, etwas mehr als ein Drittel kommt danach zu Fuß, nur ein knappes Drittel mit dem Auto. Das klingt doch wirklich ganz fantastisch. Aber ist das Problem mit der Verkehrswende dann nicht eigentlich schon gelöst?
Eher nicht. Das Problem sind die Mehrfachnennungen. Wer eigentlich immer mit dem Auto fährt, aber bei schönem Wetter hin und wieder aufs Rad umsteigt, kann zwei Kreuze machen oder drei. Darüber, wie viele Menschen regelmäßig mit dem Rad in die Stadt fahren, sagt die Grafik eigentlich nichts, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht. Im Grunde zeigt sie nur, wie viele Menschen die Möglichkeit hätten, mit dem Rad zu fahren. Und das auch nur, wenn die Menschen das Kreuz beim Fahrrad nicht einfach gemacht haben, um besser dazustehen. Auch das ist ein Phänomen, das es bei Umfragen gibt.
Vor allem aber sollte man auf Zahlen achten – und auf die Relationen. Die fehlenden Sitzgelegenheiten in der Innenstadt vom Anfang, an denen Menschen sich gern treffen und zusammen herumsitzen würden, ohne gleich etwas bestellen zu müssen, die machen 11 Prozent aller Nennungen aus. Unter dem Strich also eher wenig. Das muss nicht bedeuten, dass es eine schlechte Idee ist. Es ist nur lediglich das Ergebnis einer Umfrage. (rhe)
+++ Die Energiepreisbremse kommt jetzt wirklich: Ab März passen die Stadtwerke ihre Abschläge an. Die werden erst einmal pauschal je nach Tarif heruntergesetzt. Das ist noch nicht ganz so, wie es die Gesetze vorsehen. Demnach müssten sich die Abschlagskosten am individuellen Verbrauch der Haushalte orientieren. Das ist laut Stadtwerken momentan jedoch noch nicht umsetzbar: unterschiedliche Tarife, ein Vertragswechsel oder die Installation einer Photovoltaikanlage seien zum Beispiel Faktoren, die die Abrechnung „hochkomplex“ machten. Und das muss ja auch noch alles im System berücksichtigt werden. Die IT sei dran, sagt Pressesprecherin Lisa Schmees. Geschäftsführer Sebastian Jurczyk nennt diese Lösung „pragmatisch“ und versichert, dass am Ende alle die Entlastung erhalten, die ihnen zusteht. Das sind dann konkret diese hier: Für 80 Prozent des Energieverbrauchs zahlen alle einen gedeckelten Abschlag. Bei Erdgas wären das zum Beispiel 12 Cent pro Kilowattstunde, der volle Preis liegt hier aktuell bei gut 13 Cent. Fernwärme ist auf 9,5 Cent gedeckelt, Strom auf 40 Cent. Für den restlichen Verbrauch wird der Marktpreis fällig. Energiesparen lohnt sich also weiterhin. (sst)
+++ Münster ist schon wieder gewachsen, diesmal um 5.109 Menschen innerhalb eines Jahres, also knapp zwei Prozent. Ende des Jahres waren laut dem Register der Stadt 319.441 Menschen in Münster gemeldet. Der Zuwachs hänge vor allem damit zusammen, dass viele Menschen aus der Ukraine nach Münster geflüchtet sind. Damit haben jetzt etwas mehr als 12 Prozent der Menschen in Münster eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die meisten Menschen mit ausländischem Pass in Münster kommen laut Statistik aus Syrien und der Ukraine. Ziemlich ausgeglichen ist das Verhältnis von Männern und Frauen in der Stadt. Ende 2022 machten Männer 48 Prozent der Bevölkerung aus, Frauen 52 Prozent. Und auch ganz interessant: Über die Hälfte der Menschen in Münster sind jünger als 40, ein Viertel der Menschen sind älter als 60. (rhe)
+++ Die Polizei Münster hat ihre Kriminalstatistik für 2022 veröffentlicht. Zusammenfassend kann man sagen: Wohnungseinbrüche, Computerkriminalität, Fahrraddiebstähle – von allem gab es 2022 mehr als 2021. An sich ordnet die Polizei das eher in die Kategorie „besorgniserregend” ein. Wenn es um Betäubungsmittel geht, freut man sich aber über die um etwa 25 Prozent angestiegene Fallzahl. Die Polizei übersetzt die nämlich damit, dass die Delikte nun zumindest nicht mehr im Verborgenen bleiben. Knapp die Hälfte aller Straftaten konnte die Polizei aufklären. Wenn Sie sich sehr viele Zahlen um die Ohren hauen wollen, klicken Sie auf diesen Link zur Statistik, wenn Ihnen auch einige Zahlen reichen, lesen Sie doch kurz weiter: Im vergangenen Jahr wurden gut 20 Prozent mehr Straftaten begangen als 2021, das heißt insgesamt fast 32.000. Über die Hälfte davon fanden im öffentlichen Raum statt. Auffällig sind Handtaschendiebstähle, davon gab es 2022 fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Die Polizei hat auf die Straftaten im öffentlichen Raum mit einer Ermittlungskommission reagiert, um möglichst viele Fälle aufklären zu können. (sst)
+++ Am Freitag jährt sich der Angriffskrieg auf die Ukraine. Und in Münster gibt es neben der nicht unumstrittenen Aktion mit Osnabrück noch eine zweite Veranstaltung, nämlich die Kundgebung, die die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zusammen mit Menschen aus der ukrainischen Community organisiert. Den Ablauf der beiden Aktionen haben die Gruppen nun aber miteinander koordiniert. Ab 11 Uhr findet eine Mahnwache vor dem Rathaus statt, um 14 Uhr beginnt die Kundgebung. Die Friedenskette startet dann um 15 Uhr am Friedenssaal im Rathaus. Um etwa 15:40 Uhr pausiert die Kundgebung, nach einer Schweigeminute wird um kurz nach vier das Lied „Give Peace a Chance“ gesungen. Sobald sich die Kette wieder aufgelöst hat, geht die Kundgebung weiter. Ab 15:15 Uhr werden einige Strecken temporär gesperrt, etwa am Schifffahrter Damm/Landberger Straße und an Kreuzungen in der Innenstadt. (sst)
Beitrag von Constanze Busch am 21.02.2023
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Der Aschendorff-Verlag stellt Ende April die Gratiszeitung „Hallo“ ein. Warum? Und wie geht es dann weiter, für die Mitarbeiter:innen, die Leserschaft und die Werbekunden? Ein Rückblick und ein Ausblick.
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+++ Am Freitag haben wir Ihnen geschrieben, dass die CDU beantragt hätte, den Tagesordnungspunkt zu Bewohnerparkausweisen im Rat zu vertagen. Das ist falsch, die Linke war’s. Grund hierfür war, dass sie die Gebührenerhöhung gerne diskutiert hätte, sobald das integrierte Parkraumkonzept vorliegt. Die CDU hatte ebenfalls für den Antrag gestimmt. (sst)
+++ Und wir hoffen, dass Sie gerade nicht vergebens am Schloss Hülshoff auf den Kurs zu Klimaveränderungen im Garten mit Michael Daldrup warten. Der findet nämlich im VHS-Forum am Aegidiimarkt statt. (sst)
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Die Jecken begegnen dem Tagesgeschehen mit einem Augenzwinkern. Jetzt, da die fünfte Jahreszeit fast vorbei ist, wird es vielleicht wieder Zeit für ein wenig mehr Ernsthaftigkeit. Wobei so ein RUMS-Brief ja auch unterhaltsam sein kann … So oder so hätten wir da eine Idee: Verschenken Sie doch mal ein RUMS-Geschenk-Abo.
Sie können zwischen drei verschiedenen Varianten wählen: 3 Monate (30 Euro), 6 Monate (60 Euro) oder 12 Monate (120 Euro). Unsere Geschenk-Abos können Sie entweder direkt hier auf unserer Website kaufen oder im Gewand eines hübschen Papier-Gutscheins in unserem Redaktionsbüro an der Neubrückenstr. 8 – 11 erwerben. Beim Kauf eines Abos – ob in Papierform oder digital – bekommen Sie übrigens unseren RUMS-Geburtstagskalender mit schönen Rürup-Cartoons geschenkt. Schreiben Sie uns gern eine kurze E-Mail, wenn Sie Ihr Exemplar im Redaktionsbüro abholen möchten.
+++ Der Klimawandel setzt Mechanismen in Gang, die ihn meist noch verstärken. Dies wird als Rückkopplungsschleife bezeichnet. Dass es diese Effekte gibt, ist bekannt, aber viele dieser Schleifen sind noch nicht gut erforscht. Die schlechte Nachricht: Sie werden deshalb in zu wenigen Klimamodellen berücksichtigt. Die gute: 41 davon wurden nun von amerikanischen Forscher:innen identifiziert. Das ist die bisher umfangreichste Liste. Ein Beispiel für einen Regelkreis ist die Ausbreitung von Wüsten. Das beeinflusst die Reflexion von Sonnenlicht und Pflanzen, die CO2 speichern. Solche Erkenntnisse sind wichtig: Die Folgen des Klimawandels lassen sich nicht ganz verhindern, aber durch ein besseres Verständnis von Rückkopplungsschleifen und Kipppunkten können Schäden besser begrenzt werden. (fkr)
+++ Im Koalitionsvertrag eigentlich für 2022 versprochen, wurde gestern eine Art Forum für den Strommarkt der Zukunft eröffnet. Es heißt „Klimaneutrales Stromsystem“ und ist eigentlich eher ein Diskussionsraum, in dem es um die Zukunftsfrage geht: Wie soll der Strommarkt der Zukunft aussehen? Europäisch, kostengünstig, klimaneutral bis 2045 und flexibel ist die Antwort. Denn derzeit ist der deutsche Strommarkt noch so strukturiert, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht so erfolgen kann, wie es eigentlich nötig wäre. Das muss sich in Zukunft schnell ändern, denn bis 2030 sollen laut Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck bereits 80 Prozent des deutschen Stroms aus Wind und Sonne kommen. (fkr)
+++ Vielleicht haben Sie gestern den Karnevalsumzug hier in Münster gesehen. Der schönste Wagen wurde gekürt und geht an den Donnerstagsstammtisch. Und falls Sie sich fragen, was das hier zu suchen hat: Das Thema des Wagens war der Klimawandel. Der Donnerstagsstammtisch hatte schon 2020 den besten Wagen, damals zum Thema Plastik im Meer. (fkr)
Sie stehen herum und blockieren den Weg. Wem sie gehören, weiß keiner mehr so genau. Der Reifen ist meist platt, auf dem Sattel wuchert das Moos. Schrotträder gehören zum Straßenbild in Münster. Die Initiative Verkehrswende im Kreuzviertel will sich damit nicht abfinden: Das Projekt hat bei einem Aufräumtag 250 solcher Fahrräder eingesammelt und entsorgt – und damit auch die Nachbarschaft verärgert.
(Quelle: Initiative Verkehrswende im Kreuzviertel)
Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!
+++ Der Rosenmontagsumzug ist nach der Pandemie (hier wahlweise „zum Glück” oder „leider” einsetzen) wieder ganz der alte. (WDR Münster)
+++ Die Polizei hat am Rosenmontag zehn Strafanzeigen gezählt, unter anderem wegen sexueller Belästigung und Körperverletzung. (Polizei Münster)
+++ Die Abfallwirtschaftsbetriebe haben amn Rosenmontag 12 Tonnen Abfall beseitigt. (Stadt Münster)
+++ Die Polizei hat in Münster eine geplante Protestaktion der Klimaaktivistengruppe „Letzte Generation“ gestoppt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Polizei hat eine Gitarre gefunden, die wahrscheinlich gestohlen wurde, und sucht nun einen Menschen, der eine Gitarre vermisst. (Polizei Münster)
+++ Irgendwer hat eine Skulptur des Bildhauers Rudolf Breilmann auf der Aaseebrücke am Bispinghof aus der Verankerung gebrochen und in die Aa gestürzt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Juso-Hochschulgruppe Münster fordert eine Ausfinanzierung der Studierendenwerke und eine Erhöhung der Zuschüsse des Landes, um die steigenden Kosten für Studierende zu kompensieren. (Juso-Hochschulgruppe Münster, nicht online)
+++ Am Wochenende haben vier Fahrzeuge und Mülltonnen gebrannt. (Polizei Münster)
+++ Die Bahn saniert vom 4. bis zum 11. März die Strecke zwischen Münster und Hamm. (Deutsche Bahn)
+++ Am Mittwoch beginnen Bauarbeiten für einen Wasseranschluss an der Ludgeristraße, weswegen es bis etwa Ende Mai provisorische Rad- und Gehwege an der Promenade geben wird. (Stadtnetze Münster)
+++ Städtische Reinigungskräfte werden rund um den Bahnhof angepöbelt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Der E-Scooter-Anbieter Lime wartet gerade seine Flotte, aber ob die Roller jemals wieder in Münster fahren, ist noch unklar. (Westfälische Nachrichten)
Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
Ein Geschäft, an dem viele schon einmal vorbeigelaufen sind, ohne es zu merken, ist die „Bermuda Spirit Company“ zwischen Domplatz und Überwasserkirche. Ein verwinkelter Laden, bis unter die Decke gefüllt mit Spirituosen aller Art, vom heimischen Gin und Aperitif bis zum Whisky aus kleinen schottischen Destillerien. Wer etwas Besonderes sucht, wird hier gut beraten. Einen Überblick über das Sortiment bietet der Onlineshop.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute haben Fabian Cohrs und Svenja Stühmeier für Sie in die Veranstaltungskalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Die Neuverfilmung des Antikriegsklassikers „Im Westen nichts Neues“ ist mehrfach für den Oscar nominiert. Noch eindrucksvoller wirkt der Film im Kino. Das Schlosstheater zeigt ihn einmalig am Donnerstag um 20 Uhr. Karten gibt es hier.
+++ Ist es nach 29 Jahren Bandgeschichte eigentlich schmeichelhaft, in einen Podcast eingeladen zu werden, der „Schnittstelle zwischen dem, was bekannt ist und dem was gerade bekannt wird“ sein will? Ingo Donot jedenfalls scheint’s nicht zu stören. In der aktuellen Folge von „Natürliche Ausrede“ spricht er mit dem Host Christopher Braucks über seine Band „Donots“. Und klar wird: Irgendwie fühlt es sich für die Donots auch nach einer neuen Phase an. Im Gegensatz zu anderen Bands hat die Pandemie den Ibbenbürenern in die Karten gespielt. Sie sind das erste Mal auf Platz 1 der Charts mit ihrem Album „Heut ist ein guter Tag“. Sie sprechen auch darüber, wie das eigentlich so hoffnungsvoll werden konnte, wenn die Umstände doch eher gegenteilig waren.
+++ Heute Abend zeigt das Stadttheater das Stück „Nachkommen – ein lautes Schweigen“ von Emre Akal, das im Januar seine Premiere hatte. Ein Stück über das Metaverse – eine Art digitales Paralleluniversum, das die Menschheit immer mehr in seinen Bann zieht und den Übergang in ein digitales, von künstlicher Intelligenz geprägtes Zeitalter darstellt. Karten für heute um 19:30 Uhr gibt es hier. Falls Sie keine Zeit haben: Es kommen noch weitere Vorstellungen.
+++ Marie Schmidt hat am Wochenende in der Süddeutschen Zeitung geschrieben, der Podcast „Dear Reader“ sei „die interessanteste Literatursendung im deutschsprachigen Raum“. Moderatorin Mascha Jacobs interviewt in jeder Folge einen Gast, der zwei Bücher auswählt, die sein Leben geprägt haben. Dabei spricht sie mit ihren Gästen nicht nur über Bücher, vor allem nicht über aktuelle, sondern über Erlebnisse und Lesebiografien. Der Podcast erscheint mittlerweile unter dem Dach des „Center for Literature“. In der aktuellen Folge ist Thomas Meinecke zu Gast. Interesse? Dann hier entlang.
+++ Die Sternfreunde Münster bieten am Donnerstag eine kostenlose Himmelsführung an. Teleskope stellen sie. Treffpunkt ist um 19:30 Uhr im Park beim LWL-Naturkundemuseum.
+++ Morgen Abend findet in der Villa ten Hompel ein Vortrag über den Alltag in den nationalsozialistischen Ghettos im besetzten Osteuropa statt. Starke Überbelegung, Armut und medizinische Notstände wurden durch die Besatzer forciert und prägten über Jahre das Leben der Bewohner:innen. Die Historikerin Andrea Löw spricht ab 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Am Freitag schreibt Ihnen Svenja Stühmeier. Kommen Sie gut durch die Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Constanze Busch (cbu), Svenja Stühmeier (sst), Fabian Cohrs (fco)
Lektorat: Antonia Strotmann
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PS
Der Fußballautor Dietrich Schulze-Marmeling, der gelegentlich für RUMS schreibt, hat in einem Facebook-Post an ein Zitat der Fußballikone Johan Cruyff erinnert, der vor fast 50 Jahren der Legende nach im Hiltruper Hotel Krautkrämer die Weltmeisterschaft verzecht hat. Schulze-Marmeling stand zusammen mit einem Kollegen vor der Tafel, die noch heute am Eingang des Hotels an die niederländischen Gäste erinnert. Cruyff hatte gesagt: „Wenn der Gegner vier Tore schießt, müssen wir halt fünf erzielen!“ Im WM-Finale 1974 hatte das nicht geklappt, da hatten die Deutschen zwei Tore geschossen, die Niederländer nur eins. Der Legende nach hatte Cruyff die Nacht zuvor seiner Frau am Telefon sehr lange erklären müssen, was im Hotel-Schwimmbad wirklich passiert war. Die Zeitungen hatten von einer „Nacktbade-Party“ berichtet, aus der später eine Orgie wurde. Im November hat ein niederländisches TV-Team einen, der damals dabei war, in Hiltrup zurück an den Ort des Geschehens geführt. Heraus kam ungefähr das, was Klaus Brinkbäumer schon vor 15 Jahren im „Spiegel“ schrieb: „Wahrheit taugt selten für Mythen. In Wahrheit war es eine Hiltruper Orgie: kein Verkehr, bloß Schwimmen ohne Badehose.“ Aber das Zitat von Cruyff angeht, die vier Tore vom Gegner, das ist kein Mythos. An der Hammer Straße war am Wochenende der Tabellenletzte zu Gast. Der SV Straelen schoss vier Tore, am Ende gewannen die Preußen mit 5:4. (rhe)
PPS
Möchten Sie wissen, wie eine Büttenrede entsteht? Bitteschön: Ich habe vor zwei Jahren einen Tweet geschrieben, mitten in der Coronazeit. Man hatte so viel Zeit, dass man sich sogar mit einer App beschäftigte, die nichts weiter machte, als hin und wieder verstörende Nachrichten zu schicken. Mir fiel damals eine Parallele auf. Ich schrieb: „Die Corona-App ist im Grunde wie Tinder rückwärts. Erst trifft man sich. Dann meldet die App ein Match. Und kurz darauf fühlt man sich sehr einsam.“ Gestern meldete sich ein Kollege. Er schickte einen Link und schrieb, ich möge doch mal bitte in diesem Video nachsehen, nach genau 3 Stunden und 23 Minuten, das komme ihm irgendwie bekannt vor. Und ja, mir auch. Aber was mich interessieren würde: Wie findet man so etwas? In einer Karnevalsübertragung, nach 3 Stunden und 23 Minuten. Der Kollege verriet es mir nicht, aber er ahnte schon meinen Gedanken. Er schrieb: „Ich hab nur paar Minuten gesehen, schwöre.“ (rhe)
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