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Warten auf die Schul-iPads | Viel Post zur Sonntagskolumne | Draußen essen und trinken
Guten Tag,
eine der häufigsten Floskeln der Corona-Pandemie geht so: Wenigstens ist es mit der Digitalisierung jetzt mal vorwärts gegangen, auch an den Schulen. Mit Digitalisierung ist meistens die digitale Ausstattung gemeint. Möglichst viele Schüler:innen sollen einen Computer oder ein Tablet benutzen können. Dass da noch viel Luft nach oben ist, ist nicht nur ein Gefühl, sondern mit Zahlen belegbar. Eine Sonderauswertung der Pisa-Studie hat zum Beispiel ergeben, dass es in Deutschland rechnerisch gerade mal sechs Computer pro zehn Schüler:innen gibt. Zum Vergleich: Der Durchschnitt in den 37 OECD-Staaten (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) liegt bei 8,5 Computern pro zehn Schüler:innen. In den USA und Großbritannien sind es sogar 15 Geräte, dort kann jede:r Schüler:in im Schnitt also mehr als ein Gerät benutzen.
Und von den wenigen Computern, die in deutschen Schulen stehen, machen die meisten tatsächlich genau das: Sie stehen dort. Nur ein Viertel sind mobile Geräte, mit denen die Kinder und Jugendlichen auch zuhause arbeiten können. Die Zahlen sind von 2018, aber den großen Durchbruch gab es seitdem nicht.
In Münster soll dieser Durchbruch jetzt endlich kommen. Die Koalition aus Grünen, SPD und Volt hatte im Februar im Schulausschuss beantragt, dass für die Schüler:innen an den allgemeinbildenden Schulen 11.700 iPads plus Zubehör angeschafft werden sollen (die Berufskollegs wurden in dem Antrag nicht berücksichtigt). Im März gab der Rat dafür 6 Millionen Euro frei. Laut den Plänen des Ratsbündnisses sollen alle Schüler:innen ab Klasse 8 sowie alle Lehrer:innen ein persönlich zugeordnetes iPad als Leihgerät bekommen. Dazu kommen halbe Klassensätze für die Stufen 1 bis 7, also ein iPad für jede:n zweite:n Schüler:in, die dann nach Bedarf im Unterricht verwendet und ausgeliehen werden können. Nach dem Schulabschluss sollen die Schüler:innen die Geräte zurück- und an den nachrückenden Jahrgang weitergeben.
Die iPads sind noch nicht einmal auf dem Weg nach Münster
Das Ganze ist als Sofortprogramm gedacht. Die Verwaltung sollte die Geräte bestellen und den Schulen „schnellstmöglich, aber spätestens bis zum Schuljahresbeginn“ zur Verfügung stellen. Falls Sie keine schulpflichtigen Kinder haben: Das neue Schuljahr beginnt am 18. August. Vom Ratsbeschluss an sollte die Stadtverwaltung also fünf Monate Zeit haben, 11.700 Geräte zu bestellen und so einzurichten, dass die Schüler:innen damit arbeiten können. Wenn Ihnen das sportlich vorkommt, setzen Sie sich jetzt besser mal hin. Denn: Von diesen 11.700 iPads ist noch kein einziges da. Sie sind noch nicht einmal auf dem Weg.
Der Grund dafür ist, dass die Stadt die iPads nicht einfach bestellen kann. Sie muss den Auftrag ausschreiben, Angebote von verschiedenen Zulieferunternehmen sichten und mit einem davon einen Vertrag schließen. Erst dann können die Geräte überhaupt bestellt werden. Das europaweite Ausschreibungsverfahren endet voraussichtlich diese Woche, wie uns Michael Möhring sagte. Möhring arbeitet beim städtischen IT-Dienstleister Citeq und leitet das Team Citeq@School, das sich unter anderem um Computer, Internetanschlüsse und Server an den Schulen in Münster kümmert. Erst wenn feststeht, welches Unternehmen die iPads liefern wird, können die IT-Expert:innen einen exakten Zeitplan aufstellen.
Citeq-Team vergrößert, aber immer noch zu klein
Wann alle iPads bei den Schüler:innen ankommen werden, lässt sich also noch nicht genau sagen. Michael Möhring hat uns aber einen Erfahrungswert genannt, der zumindest eine Vorstellung davon vermittelt, wie lange so etwas dauern kann. Das Citeq-Team hat vor Kurzem nämlich schon 3.000 iPads für Lehrer:innen bestellt. Acht Wochen Lieferzeit waren dafür eingeplant, am Ende waren es elf. In elf Wochen sind die Sommerferien fast vorbei, und es geht jetzt ja um deutlich mehr Geräte. Der Plan „spätestens bis zum Schuljahresbeginn sollen alle Geräte da sein“ dürfte also kaum zu halten sein.
Die iPads werden übrigens nicht direkt an die Schulen geliefert, sondern erst einmal an die Citeq. Dort werden sie ins hauseigene Wartungssystem eingecheckt: Die Mitarbeiter:innen müssen die Seriennummern der Tablets eintragen und jedes iPad kurz einschalten, dadurch verbindet es sich selbstständig mit dem Citeq-System. Anschließend gehen die Tablets mit einer Minimalausstattung an die Schulen, für mehr ist keine Zeit. Später kann das Citeq-Team per Fernwartung auf die Geräte zugreifen (allerdings nicht auf die persönlichen Inhalte der Nutzer:innen) und auf Wunsch der Schulen Apps für den Unterricht ergänzen. Die Schüler:innen und Lehrkräfte können dann auch selbst weitere Programme für den Unterricht aus einem internen App-Store herunterladen.
Um mit den vielen Tausend Geräten fertigzuwerden, wurde das Team Citeq@School um insgesamt sechs Stellen aufgestockt, jeweils drei für die Geräte der Lehrkräfte und die der Schüler:innen. Davon konnten allerdings erst zwei besetzt werden, sagt uns Citeq-Leiter Stefan Schoenfelder: Eine neue Fachkraft ist seit einer Woche dabei, ein zweiter Mitarbeiter kommt im Juli.
Die letzten Schulen werden wohl erst im Herbst beliefert
Mehr Mitarbeiter:innen, die explizit für die neuen iPads zuständig sind, gibt es noch nicht. Bisher hat das Stammpersonal der Citeq die Verteilung und Betreuung der Geräte gestemmt. Michael Möhring und zwei weitere IT-Fachkräfte haben die iPads für die Lehrkräfte eingerichtet, meist half wochenweise eine vierte Person aus dem Team mit. Die Kolleg:innen wechselten sich damit ab, damit sie weiterhin auch die übrigen Aufgaben der Schul-IT erledigen konnten – zum Beispiel die Betreuung bereits vorhandener Geräte und der Schulserver sowie den Ausbau des Breitbandnetzwerks.
Wenn die neuen Schüler:innen-iPads ankommen, sollen die beiden neuen Mitarbeiter:innen zuständig sein, mit Unterstützung von Michael Möhring und ein bis zwei weiteren Kolleg:innen. Laut Citeq sollen die Geräte möglichst gestaffelt geliefert werden, rund 1.600 pro Woche. Sind die Lieferzeiten jetzt ähnlich lang wie bei der Bestellung der Lehrer:innen-Tablets, könnten die ersten Schulen ihre Geräte im Juli oder August bekommen – beziehungsweise möglichst abholen, denn auch fürs Ausliefern fehlt der Citeq die Zeit. Die letzten Schulen wären sieben Wochen später dran, also im September oder Oktober.
Einige Schulen brauchen die Tablets besonders dringend
Bis dato war die digitale Ausstattung an den Schulen sehr verschieden. Auf der einen Seite des Spektrums gibt es Schulen wie die Marienschule oder das Gymnasium Paulinum, die schon länger eigene iPad-Klassen aufgebaut haben. Oder die Gesamtschule Münster Mitte, die in den Stufen 11, 12 und 13 voll auf ein digitales Konzept mit (bisher) elternfinanzierten iPads setzt und in der Kategorie in der Kategorie „Selbstorganisiertes Lernen ermöglichen“ gerade mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurde. Diese Schulen stehen jetzt vor einem Problem: Sie brauchen für die nachrückenden Jahrgänge neue Geräte, die sie eigentlich selbst gebündelt im Auftrag der Schüler:innen beziehungsweise ihrer Eltern bestellen wollten. Das haben sie natürlich gestoppt, nachdem die städtischen iPads angekündigt wurden. Und sind jetzt darauf angewiesen, dass die zentral beschafften Geräte rechtzeitig ankommen. Die Gesamtschule etwa hat sich deshalb von der Citeq schriftlich zusichern lassen, dass die iPads spätestens zum ersten Schultag da sind.
Etliche andere Schulen waren bisher im digitalen Bereich nicht besonders stark aufgestellt, etwa die meisten Grundschulen und laut Berichten von Schüler:innen auch einzelne Gymnasien. In einigen Gesprächen haben wir hier den Eindruck gewonnen, dass diese Schulen mit einer Art naivem Optimismus auf die neuen Geräte warten. Für sie ist es nicht so entscheidend, wann genau diese ankommen, auch weil es noch keine ausgereiften pädagogischen Konzepte gibt. Wenn die iPads in diesen Schulen ankommen, werden sie also wohl nicht unmittelbar zum Einsatz kommen. Viele Lehrkräfte werden sich erst einarbeiten müssen.
Mehr iPads, als die Citeq später betreuen kann
Auch für die Citeq enden die Herausforderungen nicht mit der Auslieferung der Geräte. Denn die Mitarbeiter:innen müssen die iPads ja langfristig betreuen und regelmäßig warten. Sie müssen Updates installieren und helfen, wenn Probleme und Fehler auftauchen. Laut Michael Möhring werden gerade mehr Geräte ausgegeben, als sein Team später wirklich gut betreuen kann. Jedenfalls in der jetzigen Besetzung. Wenn im Herbst alle iPads angekommen und bei der Citeq erfasst sind, wird das Team nämlich knapp 25.000 Schüler:innen- und Lehrer:innen-iPads betreuen. Etliche Tausend Tablets liegen schließlich jetzt schon in den Schulen, zum Beispiel 5.300 Schüler:innen-Tablets, die in den letzten Monaten über den Digitalpakt Schule von Bund und Land und das Landesprogramm Digitale Sofort Ausstattung bestellt wurden. Dazu kommen iPad-Klassensätze, die viele Schulen schon in den vergangenen Jahren angeschafft hatten. Und Tablets, die Eltern gekauft haben und die jetzt auch von der Citeq verwaltet werden sollen, damit alle Schüler:innen dieselbe Software nutzen können.
Insgesamt werden es im Herbst knapp zehnmal so viele Endgeräte wie im September 2020, wie dieses Diagramm zeigt. Ob das reibungslos klappt, wenn eines Tages auch die vier noch offenen Stellen besetzt sind, konnte oder wollte Michael Möhring selbst noch nicht eindeutig sagen.
Das liegt wohl auch daran, dass der IT-Dienstleister noch gar nicht genau weiß, was da auf ihn zukommt. Wartung und Betreuung der Geräte sollen über ein Ticket-System und eine eigene iPad-Hotline laufen. Wie viel Zeit die Tablets in Anspruch nehmen werden, wird sich laut Michael Möhring erst im laufenden Betrieb zeigen. Natürlich habe man sich in anderen Städten erkundigt, aber die Angaben seien zu unterschiedlich gewesen, um eine verlässliche Prognose zu treffen.
In vier bis sechs Jahren kommt jedenfalls noch einmal richtig viel Aufwand auf das Citeq-Team zu. Dann werden die jetzt bestellten iPads ausgedient haben und die Stadt muss neue anschaffen, sofern die Schüler:innen dann weiterhin mit solchen Tablets arbeiten sollen. Dafür gibt es aber noch keine Pläne.
25.000 Geräte online: Hält die Internetverbindung das aus?
Drehen wir die Zeit jetzt erst einmal nur ein paar Monate vor: Es ist Herbst und alle 25.000 Geräte sind in den Schulen. Und jeden Tag gleichzeitig online. Reicht die Internetverbindung dafür überhaupt aus?
Jein. Münster hat 2016 damit begonnen, im Rahmen des Breitbandförderprogramms die Schulen ans Glasfasernetz anzuschließen. Mittlerweile sind laut Citeq fast alle Schulen versorgt, nur einige im Außenbezirk warten noch auf die passenden Baumaßnahmen. Allerdings wusste man 2016 natürlich noch nicht, dass sich schon fünf Jahre später täglich bis zu 25.000 Apple-Geräte einwählen würden. Die Citeq hat in ihrem Rechenzentrum, über das alle Schulserver laufen, deshalb kürzlich die Bandbreite von 1 Gigabit pro Sekunde schon auf fast 4 Gigabit pro Sekunde erhöht. Dafür hat sie neue Router angeschafft, die bei Bedarf sogar Übertragungsraten bis 10 Gigabit pro Sekunde ermöglichen können – das wäre dann wohl schon der Bedarf einer ganzen Kleinstadt.
Auch in den Schulen wird nachgerüstet: Sie bekommen sogenannte Zugangspunkte (Access Points), so etwas Ähnliches wie WLAN-Router, über die sich die Geräte während des Unterrichts ins Internet einwählen können. Sollte dieses Unterrichtsnetzwerk einmal überlastet sein, will die Citeq laut Möhring vorübergehend das zweite Netzwerk ausschalten, das es an den Schulen gibt. Normalerweise können sich die Schüler:innen und Lehrkräfte darüber mit ihrem privaten Smartphone einloggen. Das mag bei den Jugendlichen zu Missmut führen. Aber eben auch dazu, dass dann rein rechnerisch kaum mehr Geräte eingeloggt wären als jetzt an Tagen mit vollem Präsenzunterricht.
Digitale Ausstattung ist nicht dasselbe wie Digitalisierung
Das Ganze ist also allein technisch eine riesige Herausforderung. Und wenn sie bewältigt ist, ist eben auch nur die Hürde „digitale Ausstattung der Schulen“ genommen. Für die Lehrkräfte geht es dann erst richtig los, sie müssen die Tablets im Unterricht sinnvoll einsetzen. Es wird gute pädagogische Konzepte und Fortbildungen brauchen, damit die Geräte nicht bei manchen Lehrer:innen in einer Schublade landen. Das wäre ja dann doch schade um die 6 Millionen Euro. Wir bleiben natürlich für Sie dran und fragen beizeiten nach, was die Schulen mit den iPads machen und wer für die Konzepte zuständig ist.
Diskussion um die Altstadt-Satzung
Münsters Grüne widersprechen Ruprecht Polenz, der sich in seiner aktuellen RUMS-Kolumne mit der geplanten Änderung der Altstadt-Satzung beschäftigt. Die Rathaus-Koalition aus Grünen, SPD und Volt will bis September die Altstadt-Satzung ändern, sodass dann auch in der Altstadt Solaranlagen auf Dächern möglich sein werden. Bislang ist das verboten. Ruprecht Polenz vergleicht den Plan in seinem Text mit dem Vorhaben, ein Windrad auf den Domplatz zu stellen. Die Grünen weisen das zurück.
„Alles, was wir wollen, ist, dass zukünftig eine Abwägung stattfindet“, schreiben Ingrid Kremer und Robin Korte aus der Grünen-Fraktion in einer Stellungnahme. Die beiden haben den Ratsantrag, um den es in der Diskussion geht, zusammen verfasst. Die Altstadtsatzung sei bislang „vor allem ein Totschlagargument“, schreiben Kremer und Korte. Pauschal und ohne jede weitere Prüfung werde mit der Satzung „jede Photovoltaik-Zelle innerhalb der Promenade verboten“. Die Stadt verbiete zum Beispiel einem Hotelier eine Investition in sauberen Sonnenstrom. Und das, obwohl man die Anlage von der Straße aus noch nicht einmal sehen könne.
An der Kolumne von Ruprecht Polenz bemängeln Kremer und Korte drei Punkte:
- Polenz vergleicht die geplante Änderung der Altstadt-Satzung mit der Umgestaltung der Fahrradstraßen. An der Hittorfstraße hatte es Proteste gegeben, weil die Anwohnerschaft nicht in die Planung einbezogen worden war. Polenz schrieb, die Rathauskoalition aus Grünen, SPD und Volt wiederhole nun diesen Fehler. Kremer und Korte widersprechen: Die Umgestaltung der Hittorfstraße sei kein Projekt der neuen Rathauskoalition aus Grünen, SPD und Volt. Das Fahrradstraßen-Paket habe die alte Rathaus-Koalition aus CDU und Grünen im Juli 2019 mit Unterstützung anderer Parteien beschlossen. Und das stimmt. Wir haben dazu weiter unten im Brief eine Korrekturmeldung eingefügt.
- Außerdem weisen die Grünen die Kritik von Polenz zurück, „dass der Gestaltungsbeirat in der Altstadt nicht beteiligt wird“. Auch das sei nicht richtig. Hier reden die Partei und Polenz allerdings aneinander vorbei. Zur Erklärung: Der Gestaltungsbeirat ist ein Gremium aus unabhängigen Fachleuten, das die Stadt bei Bauprojekten „an sensiblen Stellen“ beraten soll. Polenz kritisiert, dass die Rathaus-Koalition den Gestaltungsbeirat nicht zur Änderung der Satzung selbst anhören wolle. Die Grünen antworten: Wir beteiligen den Gestaltungsbeirat, indem wir ihn in die Satzung schreiben, damit er dann später die Einzelfälle beurteilt. Vorher war der Rat in der Satzung nicht erwähnt, denn es galt die klare Regel: keine Solaranlagen in der Altstadt. Wir haben Ruprecht Polenz noch einmal dazu befragt. Er bleibt dabei: „Eine spätere Beteiligung des Gestaltungsbeirats ist kein Ersatz.“ Bei den Grünen heißt es, es sei ja nichts beschlossen, der Antrag sei gerade in der Welt und werde nun in den Gremien beraten. Der Gestaltungsbeirat könne sich zu dem Vorhaben gern äußern.
- Schließlich kritisieren Korte und Kremer, dass Polenz schreibt, man solle ausführlich diskutieren, bevor man „den Schutz der Altstadt-Satzung aufhebt“. Es fordere niemand, den Schutz der Satzung aufzuheben, heißt es in der Stellungnahme. Das sei „ein beliebter Trick von Populisten. Lautstark gegen irgendetwas zu protestieren, was niemand gefordert hat“. Dazu muss man allerdings sagen: Ob hier ein Schutz aufgehoben wird, wenn etwas unter bestimmten Bedingungen erlaubt wird, was vorher verboten war, das ist vor allem Ansichtssache – und in diesem Fall eine politische Einschätzung.
Wir haben zu der Kolumne auch Post von einigen Leser:innen bekommen.
Birgit Wolters sieht die Sache etwas anders als Ruprecht Polenz. Sie räumt ein, dass Solarpaneele auf dem Dach das Stadtbild nicht schöner machen werden. Aber sie zieht eine Analogie zu den Corona-Masken. Diese, so schreibt sie, „schützen uns vor dem Virus – und sie erinnern uns gleichzeitig daran, dass es das Virus noch gibt, lassen uns nicht fahrlässig werden“. Die Solaranlagen erinnerten eben an die Klimakrise. Zu ihrem Beitrag.
Wolfgang Rittmeyer empfindet die Kolumne als „reißerisch“. In der Altstadt gebe es „reichlich Flächen, die keiner beim besten Willen historisch nennen würde“, schreibt er. Den Aegidiimarkt, die Universitätsbibliothek, die Kaufhäuser, das Stadthaus 1. Mit einem Windrad auf dem Domplatz sei das alles nicht zu vergleichen. Zu seinem Beitrag.
Martin Salaschek fühlt sich von der Kolumne daran erinnert, dass Meinungen und Geschmäcker unterschiedlich sind. Für ihn gehören „viel Photovoltaik und Solar auf den Dächern zu den schönsten Dingen, die Münsters Altstadt passieren können“. Den Vergleich mit den Windkraftanlagen mag auch er nicht gelten lassen. Zu seinem Beitrag.
Patrik Werner wundert sich, dass Ruprecht Polenz auf die Altstadt-Satzung verweist, die dafür sorgen soll, dass das historische Stadtbild erhalten bleiben soll. Bei anderen Bauprojekten in der Innenstadt sei das kein Thema gewesen. „Wo war die Stimme von Herrn Polenz, als das Bauprojekt Münster-Arkaden diskutiert und beschlossen wurde?“, fragt er. Zu seinem Beitrag.
Alfred Hupe-Ziemen liest aus dem Brief von Ruprecht Polenz eine Angst heraus, die er zwar kenne (er sei zwei Jahre älter als Ruprecht Polenz), die er aber für ein schlechtes Motiv hält, denn „genau diese Angst hat uns dahin gebracht, wo wir klimapolitisch heute stehen: mit dem Rücken an die Wand gedrückt, wo kein Zentimeter Freiraum zum Warten ist“, schreibt er. Zu seinem Beitrag. Und dann haben wir die Zuschriften noch einmal Ruprecht Polenz geschickt und ihn gebeten, sie kurz zu kommentieren. Das finden Sie hier.
Zwei Korrekturen zur Kolumne von Ruprecht Polenz am Sonntag. Im Text stand, Grüne, SPD und Volt wiederholten nun bei der Altstadt-Satzung den Fehler, den sie im vergangenen Jahr bei den Fahrradstraßen gemacht hätten. Mit den Anwohner:innen habe man erst gesprochen, nachdem es Proteste gegeben hatte. Dass die Gespräche mit den Anwohner:innen über die Umgestaltung der Hittorfstraße recht spät stattfanden, stimmt. Aber das alles ist vor der Kommunalwahl passiert, als CDU und Grüne im Rathaus noch die Mehrheit hatten. Sie haben die Umgestaltung der Fahrradstraßen im Juli 2019 zusammen mit der Linken sowie Piraten, ÖDP und UWG beschlossen. Die neue Ratskoalition hat damit also nur insofern etwas zu tun, als dass die Grünen beteiligt sind. Und noch etwas: Es ging bei den Fahrradstraßen nicht um eine Umwidmung, wie es im Text steht, sondern um die Umgestaltung. Eine Fahrradstraße war die Hittorfstraße auch vorher schon.
Wir haben in den vergangenen Wochen etwas festgestellt, das wir gerne aufnehmen und verbessern möchten. Jeden Sonntag erscheinen unsere RUMS-Kolumnen. Das sind Beiträge, in denen unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten aus ihrer ganz persönlichen Perspektive über Themen schreiben. Es sind Analysen oder Kommentare, in denen immer auch Meinung steckt. Oft entspricht der Inhalt nicht der Meinung der Redaktion. Das ist ein Satz, den man oft hört oder unter Kolumnen und Kommentaren liest. Er klingt etwas floskelhaft, daher möchten wir ihn erklären. Man könnte schließlich fragen: Warum veröffentlicht ihr denn überhaupt solche Texte, wenn ihr das doch selbst ganz anders seht? Eure Leser:innen ärgern sich manchmal über die Kolumnen. Wollt ihr das?
Nein, wir wollen natürlich nicht, dass Sie sich ärgern. Aber wir wollen etwas erreichen, das Sie zum Beispiel heute im RUMS-Brief finden. Es ist eine Debatte entstanden. Dazu sind die Kolumnen da. Es sind Analysen, die natürlich richtig sein sollten. Wenn sie Fehler enthalten, korrigieren wir sie. Aber die Kolumnen dürfen ruhig einseitig sein. Manchmal sind sie eine Einladung zum Widerspruch.
Hier unterscheiden sie sich von den RUMS-Briefen der Redaktion. Leider nicht so deutlich, wie wir gedacht hätten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Grenzen zwischen den Formaten nicht eindeutig zu erkennen sind. Die RUMS-Briefe sind schließlich auch Beiträge, in denen wir Sie persönlich ansprechen. Auch hier finden Sie Kommentierungen, glossierende Elemente, manchmal Humor. Wenn es um Themen wie die Verkehrswende oder den Klimaschutz geht, können Sie möglicherweise herauslesen, wo die Autorin oder der Autor politisch steht. Das wollen wir gar nicht verschleiern, denn wir alle haben Meinungen, und wir alle haben Haltungen. Aber unser Anspruch in den RUMS-Briefen ist, die Dinge so zu erklären, dass man auch die Position der Gegenseite versteht – dass man im besten Fall versteht, warum man die Dinge auch anders sehen kann. Wenn wir die Unterschiede nicht verständlich machen, kann es leicht zu Missverständnissen kommen. Das hatten wir unterschätzt. Daher werden wir das ab Sonntag unter dem Kolumnen erklären. Wenn Sie Anmerkungen oder Fragen dazu haben, schreiben Sie uns gern.
+++ Ab Donnerstag gilt in der Innenstadt keine Maskenpflicht mehr. Das hat der Corona-Krisenstab in der vergangenen Woche beschlossen. Aber keine Regel ohne Ausnahmen: Wenn Sie vor einem Geschäft oder anderswo in einer Warteschlange stehen, müssen Sie die Maske aufsetzen. Ebenso am Hauptbahnhof und an der Bahnhofstraße, weil dort häufig viele Menschen unterwegs sind. Auch auf dem Wochenmarkt gibt es weiterhin eine Maskenpflicht.
+++ Etwa 1.000 Menschen haben am Samstagabend bei den Aasee-Kugeln gefeiert, und zwar offenbar sehr laut. Gegen Mitternacht haben Polizei und Ordnungsamt die Party aufgelöst. Die Feiernden gingen nach Hause, haben aber eine Menge Müll zurückgelassen. Auch an anderen Orten in der Stadt blieben zum Beispiel Flaschen und Einweggrills liegen. Insgesamt haben die Abfallbetriebe nach dem Wochenende laut WN-Bericht sieben Tonnen Müll eingesammelt, doppelt so viel wie sonst im selben Zeitraum.
+++ Münster bekommt eine neue Unterkunft für Gäste, melden die Westfälischen Nachrichten: Gegenüber der Stadtbücherei, am Alten Steinweg 47, soll ein Hostel mit 300 Betten gebaut werden. Wenn es so läuft, wie das Investorunternehmen von Ketteler Immobilien es plant, könnte das Haus 2024 eröffnen, ebenso wie ein Restaurant und das Café im Erdgeschoss. Ab Anfang 2022 sollen die beiden Gebäude abgerissen werden, die sich jetzt noch am Standort des künftigen „The Carl“ befinden. Unter anderem wurden dort lange Zeit Jeans verkauft, gut zu erkennen an der dicken Jeanshose vor der Tür.
+++ Am Freitag hatten wir im RUMS-Brief über den Corona-Ausbruch in der Justizvollzugsanstalt Münster berichtet. Und wir hatten uns gefragt, warum die JVA erst jetzt ein Konzept dafür entwickelt, wie die Gefangenen sicher die Duschräume benutzen können. Die Frage haben wir inzwischen der JVA-Pressesprecherin Katja Krupa gestellt. Sie erklärte uns, dass es für die JVA zwar ein allgemeines Pandemie- und Hygienekonzept gibt. Das umfasst im Wesentlichen die Regeln, die auch sonst überall gelten: Infizierte Gefangene sollen einzeln untergebracht werden, das Personal trägt Schutzkleidung, Hände und Oberflächen sollen regelmäßig desinfiziert und Räume gelüftet werden. Also die Dinge, die man im Vorfeld allgemein festlegen kann. Nun musste die JVA aber einen detaillierten Plan erarbeiten, wann und wie genau die infizierten und die nicht-infizierten Häftlinge die Gemeinschaftsduschen benutzen dürfen. Die 22 infizierten Gefangenen und die 49 Häftlinge, die als Kontaktpersonen in Quarantäne sind, dürfen nur einzeln in die Duschräume. Die rund 150 übrigen Gefangenen wurden in Gruppen von fünf Personen eingeteilt (normalerweise sind in den Duschräumen größere Gruppen erlaubt), und zwar möglichst mit denselben Menschen, mit denen sie jeden Tag ihre freie Zeit im Hof verbringen.
Neben den Häftlingen sind auch zwei Mitarbeiter:innen positiv getestet worden, 20 weitere sind als Kontaktpersonen in häuslicher Quarantäne. Sie werden von den Gesundheitsämtern an ihren Wohnorten betreut. Die 49 Kontaktpersonen in der JVA werden am Freitag noch einmal getestet.
Von den 22 infizierten Gefangenen sei keiner schwer erkrankt, sagte uns Katja Krupa. Einige würden vom Anstaltsarzt behandelt, ins Krankenhaus musste bisher aber keiner von ihnen.
Seit gestern wurden in Münster nur zwei neue Corona-Fälle gemeldet, insgesamt gelten heute 111 Menschen in der Stadt als infiziert. Das Robert-Koch-Institut hat für Münster heute Morgen eine Inzidenz von 17,1 gemeldet.
15 Covid-Patient:innen werden im Krankenhaus behandelt, neun von ihnen auf der Intensivstation. Acht Menschen werden beatmet.
An der frischen Luft und bei Sonnenschein einen leckeren Apéritif genießen: Monatelang konnten wir uns kaum etwas Schöneres vorstellen, und jetzt ist es endlich so weit. Mehrere Angebote gibt es zum Beispiel im Umkreis des Schlosses. Gleich neben dem Botanischen Garten finden Sie die Tische des „Schlossgärtchens“, das täglich ab 12 Uhr geöffnet hat. Die Getränkeauswahl können Sie sich hier anschauen und vor Ort dann auch gleich online bestellen. Wenn Sie Hunger haben, können Sie vegane Köstlichkeiten vom Krawummel-Foodtruck an den Platz bestellen. Ein paar Schritte weiter an der Promenade (gegenüber dem Stadtbad Mitte) gibt es im „Digitalen Biergarten“ noch mehr Speisenauswahl, unter anderem Burger von Peter Pane, Pizza vom Aposto und Schnitzel vom Kleinen Kiepenkerl. Bestellen und bezahlen können Sie auch hier rein digital.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
+++ Wenn Sie nach Ihrem kulinarischen Ausflug zum Schloss noch um den Aasee spazieren, kommen Sie vielleicht am Wewerka Pavillon vorbei, einem Freiluft-Ausstellungsraum der Kunstakademie Münster. Für die aktuelle Ausstellung ist er zum Vulventempel geworden und präsentiert Ihnen auf großen dreieckigen Leinwänden ganz unterschiedliche Interpretationen des Themas. Zehn Studierende der Kunstakademie zeigen hier ihre Werke, von abstrakt bis expressionistisch. Wenn Sie neugierig geworden sind, können Sie sich auch am Mittwoch von 18 bis 19:30 Uhr in die öffentliche Podiumsdiskussion mit den Künstler:innen auf Zoom einwählen.
+++ Sie wollen Kunst lieber mal hören als sehen? Am Sonntag wurde in der Ausstellungshalle am Hawerkamp 31 ein Klangparcours eröffnet, den Sie noch bis zum 20. Juni besuchen können. Der Künstler Christof Schläger hat diesen Parcours im Rahmen des münsterlandweiten Klangkunstfestivals Soundseeing gestaltet. Zu sehen und zu hören gibt es zum Beispiel Whupi, Schwirrer und Brauser. Wenn Sie vorher wissen möchten, was das ist, schauen Sie hier. Oder Sie lassen sich überraschen. Der Eintritt ist frei, und geöffnet ist die Ausstellung freitags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 15 bis 20 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr.
+++ Jetzt gibt es noch einen kleinen Spezialtipp für die Kunstlehrer:innen unter Ihnen – passend zu unserem heutigen Thema. Das Picasso-Museum bietet digitale Fortbildungen an, für den 11. Juni können Sie sich zum Beispiel noch bis Freitag online anmelden. Auch wenn Sie mit Ihrer Klasse gerne mal wieder eine Ausstellung besuchen würden, aber wegen der aktuellen Situation noch nicht dürfen, bietet das Picasso-Museum eine digitale Lösung an. Weitere Infos dazu finden Sie ebenfalls hier.
+++ Die Freibäder haben wieder geöffnet. Ich habe mich vor ein paar Tagen schon bei Regenwetter ins Freibad Coburg getraut, noch schöner wird es in den kommenden Tagen bei Sonnenschein. Sie können sich onlineTickets reservieren oder auf Restkarten vor Ort hoffen. Ein Testnachweis ist nicht erforderlich, solange die Inzidenz in Münster unter 35 bleibt.
Herzliche Grüße
Eva Strehlke
Mitarbeit: Constanze Busch, Ralf Heimann, Paul Oppermann
PS
Kennen Sie Lisa Kudrow, Jennifer Aniston, Courtney Cox, Matt LeBlanc, Matthew Perry und David Schwimmer? Oder heißen die sechs für Sie eher Phoebe, Rachel, Monica, Joey, Chandler und Ross? Zehn Jahre lang haben Millionen Zuschauer:innen den Alltag der Friends mit allen Höhen und Tiefen miterlebt. Jetzt, 17 Jahre nach Ausstrahlung der letzten Folge, saßen die sechs Freundinnen und Freunde wieder zusammen auf einem Sofa. Ich habe mir die große „Reunion“ letztes Wochenende schon angeschaut (in Deutschland geht das leider nur mit einem kostenpflichtigen Probeabo von Sky Ticket). Nostalgische Gefühle kamen nicht nur bei den Stars auf – ich habe danach direkt mit der ersten Staffel wieder angefangen.
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