Wie viel Solarstrom produziert Münster? | RUMS-Interview: „Die Kirche sollte ihre Gebäude an Genossenschaften und Suppenküchen übergeben“ | Los Amigos aus Nicaragua

Porträt von Svenja Stühmeier
Mit Svenja Stühmeier

Guten Tag,

haben Sie schon einmal ein Auto gesehen, das 250 Kilometer pro Stunde fahren kann? Sicherlich. Haben Sie schon einmal eins gesehen, das das auch tagein, tagaus macht? Schon unwahrscheinlicher, wenn nicht sogar unmöglich.

So ähnlich ist es mit Photovoltaikanlagen. Übersetzen kann man das ungefähr so: Die Geschwindigkeit entspricht der Leistung einer Anlage. Wenn man ihre maximale Leistung, also die Nennleistung, aufschreibt, versieht man die noch mit einem „Peak“ hinter der Einheit. Weil es aber auch mal Nacht ist, Schatten auf die Panels fällt und die Sonne nicht immer senkrecht auf sie strahlt, kann eine Anlage nicht dauerhaft mit Nennleistung produzieren.

Warum ich Ihnen das schreibe? Vor einigen Wochen hat sich ein Leser bei uns gemeldet und uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir in unserer politischen Halbzeitbilanz (RUMS-Brief) nur von Münsters installierter Solarleistung von 88 Megawatt Peak berichtet haben. Das sagt aber nichts über die tatsächlich produzierte Energie der Photovoltaikanlagen im Stadtgebiet aus. Und das wiederum wäre ja eine interessante Information.

Wir haben also bei den Stadtwerken erfragt, wie viel Strom Münsters Photovoltaikanlagen letztendlich produzieren. 2022 waren es 66 Millionen Kilowattstunden, von denen 58 Millionen ins Stromnetz eingespeist worden sind. Die Differenz ergibt sich aus dem Eigenverbrauch. Insgesamt sind das dann neun Prozent der Energie, die die Anlage abwerfen könnte, wenn die Sonne rund um die Uhr auf sie draufscheinen würde.

Oder um noch einmal auf die Autobahn zurückzukehren: Das 250-Stundenkilometer-Auto könnte theoretisch in einem Jahr über 50 Mal um die Erde fahren. Melden Sie sich gerne, wenn Sie das schon mal geschafft haben.

Ihnen ist von den hohen Zahlen schon ganz schwindelig? Dann schauen Sie jetzt lieber kurz weg: Die Stadt Münster hat 2021 insgesamt etwa 1.200 Gigawattstunden Strom verbraucht. Das sind über eine Milliarde Kilowattstunden. Kurz: Der Anteil, den die Anlagen generieren, fällt eher mickrig aus.

Auf ihrem gerade veröffentlichten Klimadashboard schreibt die Stadt, dass sie bis 2030 2.400 Megawatt Peak installierte Solarleistung anstrebt. Wie genau, steht da nicht, dazu mehr im Klima-Update. Angenommen, die Umsetzung passiert: Dann sähe das ganz anders aus. Mit den fast zwei Milliarden Kilowattstunden, die dann produziert würden, könnte Münster seinen Stromverbrauch von 2021 locker decken. Was auch gut ist, schließlich geht man davon aus, dass der sich in den nächsten Jahren deutlich erhöht. (sst)

Kurz und Klein

+++ Die Tagesschau berichtet, das Bundeskriminalamt hat heute Morgen gegen 4 Uhr Francesco A., ein mutmaßliches Mitglied der Mafia, in Münster-Hiltrup festgenommen. Er gehört der ‘Ndrangheta an, eine der mächtigsten Mafiagruppen weltweit. Ihr Hauptgeschäft ist der Kokainhandel, allerdings werde A. wohl keine Teilnahme an Drogengeschäften vorgeworfen. Er soll den BKA-Ermittler:innen schon vor einigen Jahren bei einer internen Analyse aufgefallen, die ihn mit acht anderen mutmaßlichen Mafiosi in Deutschland auflistete. A. soll Mitglied eines Aufsichtsgremium sein, das zwischen den deutschen Mafiagruppen vermittelt. Außerdem soll er an Geldwäsche beteiligt gewesen sein. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt, A. soll zu den wichtigsten Köpfen der ‘Ndrangheta in Deutschland zählen. Laut FAZ soll es heute 40 weitere Festnahmen gegeben haben. Die Polizei hat auch den Bruder von Francesco A., Salvatore A., in Münster gesucht, konnte ihn allerdings nicht ausfindig machen. Ein wichtiger Kronzeuge, der Hinweise zu A. geliefert hat, ist wohl Gaetano Aloe. Seit März packt er gegenüber der italienischen Staatsanwaltschaft aus. Für weitere Informationen zu A. und der ‘Ndrangheta-Historie schauen Sie am besten in die Texte der verlinkten Medien. Und falls Sie gern Italienisch lesen: Auch ein kalabrisches Lokalmedium hat ausführlich über den „Paten von Münster“ berichtet. In dem Bericht heißt es, A. soll in Hiltrup ein bürgerliches Leben geführt und in der Gastronomie gearbeitet haben. (sst/sfo)

+++ Was war denn da eigentlich los mit Stephan Nonhoff (Grüne) und seinem Amt als Bezirksbürgermeister von Münster Mitte? Vergangenen Donnerstag hatten die Westfälischen Nachrichten seinen Rücktritt ausgerufen. Und gestern gab es dann eine getarnte Richtigstellung. Darin steht: RUMS habe berichtet, dass der Rücktritt gar nicht vollzogen sei (wir freuen uns sehr über die Erwähnung, vielen Dank!). Die Grünen-Fraktion habe aber den Rücktritt verkündet, heißt es in den WN. Allerdings: Ganz so eindeutig ist das nicht gewesen. In der Pressemitteilung, die uns jetzt auch vorliegt, steht zumindest nichts von einem vollzogenen Rücktritt. Nur der Satz: „Wir bedauern sehr, dass Stephan Nonhoff das Amt des Bezirksbürgermeisters aufgibt.“ (Na ja, zugegeben: Wir hätten das wahrscheinlich auch so interpretiert wie der WN-Kollege.) Fraktionssprecherin Gina Auer sagt dazu: Der formale Rücktritt sei noch nicht durch, dass er stattfinden wird, sei jedoch schon vor einigen Wochen von Fraktion und Stephan Nonhoff beschlossen worden. Weil der öffentliche Druck nun immer stärker geworden und nicht mehr mit einem politischen Ehrenamt vereinbar sei, hätten sie die Entscheidung schon früher verkündet als ursprünglich geplant. Stephan Nonhoff hätte auch ein eigenes Statement zu seinem Rücktritt vorbereitet, das etwa zeitgleich mit der Fraktionsmitteilung verschickt werden sollte. Wurde es aber wohl nicht, was Gina Auer auch verwundert hatte. Wer nun Nonhoffs Amt übernehmen wird, will man in der Sommerpause klären. „Dazu kann ich gerade noch nichts sagen. Es gibt mehrere Interessierte“, sagt Gina Auer. Ihr Wunsch: ein konstruktiver Umgang in der Bezirksvertretung und eine Rückkehr zur gemeinschaftlichen Arbeit. „Wir befinden uns auf der niedrigsten kommunalpolitischen Ebene. Da geht das eigentlich gut“, sagt sie. Stephan Nonhoff muss nun noch persönlich zur Verwaltung gehen und seinen Rücktritt mitteilen. Da er gerade im Urlaub ist, muss das aber noch warten. Auch diese Information haben uns die WN übrigens angedichtet, wir hatten das allerdings gar nicht berichtet. Die Geschichte zeigt wohl vor allem eins: Das mit der Kommunikation ist so eine Sache. (sst)

+++ Wie wir kürzlich lernen konnten, ist es mit Umfragen so eine Sache. Das Kinderhilfswerk „Plan International“ veröffentlichte vor einigen Tagen horrende Ergebnisse einer Online-Befragung, nach der ein Drittel der jungen Männer es völlig okay fänden, wenn ihnen ab und zu bei ihren Freundinnen die Hand ausrutscht. In vielen Zeitungen stand dann, das habe eine „repräsentative Umfrage“ oder „Studie“ ergeben. Doof nur: Das stimmt überhaupt nicht, denn wie sich wenig später herausstellte, leidet die Befragung von „Plan International“ an erheblichen methodischen Mängeln und zeichnet beim besten Willen kein repräsentatives Bild über die Gewaltaffinität junger Männer. Geradezu vorbildlich geht hingegen Antenne Münster mit glasklarer Wissenschaftskommunikation über eine eigens angefertigte Umfrage um. Das Thema: Münsters tollste Stadtteile. Der Radiosender veröffentlichte in diesem Beitrag das Forschungsdesign (Umfrage bei Facebook und Instagram), die Studienpopulation (fast 500 Leute aus dem Internet – ob die alle in Münster wohnen? Keine Ahnung) und die einzelnen Umfrageergebnisse. Und? Wer hat die meisten Stimmen bekommen? Laut Umfrage ist der beste Stadtteil in Münster: Hiltrup. 59 Menschen votierten für den Stadtteil im Süden, der laut Antenne Münster „wirklich alles hat, was die Menschen alltäglich brauchen“: einen Bahnhof, eine Autobahnauffahrt, Kitas, Schulen, einen See, den Kanal und ein Freibad. Andere Stimmen heben „super Parkmöglichkeiten“ und die tollen Geschäfte an der Marktallee (inklusive Geranienampeln!) hervor. Ein Befragter sagte gar, man müsse Hiltrup eigentlich nie verlassen. Weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz liegt das Süd- und Geistviertel mit nur 35 Stimmen, Platz 3 belegt der Stadtteil Mauritz, für den 24 Leute votierten. Die unbeliebtesten Stadtteile sind laut Umfrage Martini, Uppenberg und Wienburg, für die jeweils nur zwei Antenne-Münster-Hörer:innen abstimmten. Bevor Sie sich jetzt über das Ranking echauffieren, zur Wahrheit gehört auch: Antenne Münster hat niemals behauptet, dass diese Umfrageergebnisse repräsentativ sind. (sfo)

+++ Wohnungslosen und suchtkranken Menschen wird in Münster immer mehr Raum genommen. Das kritisiert der Drogenhilfeverein Indro auf Instagram. Hintergrund für die Stellungnahme ist ein Bericht in den Westfälischen Nachrichten. Darin stellen die CDU-Ratsleute Babette Lichtenstein van Lengerich und Stefan Leschniok ein Umbaukonzept für die Engelenschanze vor, das sie im September dem Umweltausschuss vorstellen wollen. Laut WN-Artikel soll der Umbau mit „Wasserspielen und Gastronomie gegen Drogenkriminalität und Obdachlosigkeit“ vorgehen und gleichzeitig ein „attraktiveres Areal zwischen Bahnhof und Innenstadt“ schaffen – ein paar hübsche Umschreibungen für defensive Architektur. (sfo)

+++ Hat das Wasser beim Zähneputzen heute irgendwie komisch geschmeckt? Einige Leute hatten sich bei der Instagram-Seite „Münsterdings“ gemeldet, weil das Leitungswasser „muffig“ schmeckt. Logisch, wenn einem ein merkwürdiger Beigeschmack im Trinkwasser auffällt, fragt man heutzutage zuallererst Meme-Accounts nach dem Grund. Wir haben die Stadtwerke angeschrieben und nachgefragt, was da los war. Sprecherin Juliette Polenz antwortet uns, das Problem hänge mit dem Trinkwasserbezug in Haltern zusammen. Dem Versorger Gelsenwasser seien am Samstag bei einzelnen Analysen „bakteriologische Auffälligkeiten“ untergekommen, vermutlich wegen eines Starkregens am 22. Juni. Bakteriologische Auffälligkeiten im Trinkwasser. Hmm. Der unappetitliche Befund sei aber kein Grund zur Sorge, schreibt Polenz. Die Wasserqualität sei dadurch nicht beeinträchtigt worden und das zuständige Gesundheitsamt habe eine Desinfektion angeordnet (deshalb übrigens der komische Chlorgeschmack). Die Stadtwerke überprüften dennoch das Wasser vorsichtshalber engmaschiger als sonst. Betroffen seien vor allem Haushalte in Albachten, Roxel, Gievenbeck und Aaseestadt. (sfo)

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Wie es weiterging

Mit dem autofreien Domplatz

Ende des vergangenen Jahres überraschte die Ratskoalition die Opposition damit, ein Wahlversprechen umzusetzen. Nach einer abenteuerlichen Debatte, über die wir im Dezember berichtet hatten, beschlossen Grüne, SPD und Volt mit den Stimmen der Linken und der Internationalen Fraktion, den Domplatz und die Pferdegasse für den Autoverkehr zu sperren. Allerdings nicht ganz, ein paar Ausnahmen sollen bestehen bleiben, etwa für Menschen mit Behinderungen, Taxis oder den Lieferverkehr.

Das Kommunikationsamt hat gestern eine Pressemitteilung verschickt, die über den Stand der Dinge zum weitgehend autofreien Domplatz berichtet. Laut der Meldung ist der Westfalenfleißparkplatz ab dem 1. Juli geschlossen. Dort sollen stattdessen Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen werden, Ende August soll dieses Ensemble fertig sein. An der gegenüberliegenden Seite des Domplatzes ist der Bewohnerparkplatz seit Mai schon gesperrt. Auf den Parkplätzen stehen die achtzig gelben Stühle, die die Stadt als Domplatzoase bewirbt. (sfo)

Zahlen, bitte.
Infografik zu gleichgeschlechtlichen Ehen

Zum Ende des Pride Month eine kleine Erinnerung, dass die Rechte und Gleichstellung queerer Menschen nicht nur im Juni ein wichtiges Thema sind. Erst seit 2017 können gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland heiraten. 2022 haben sich 92 queere Menschen in Münster das Ja-Wort gegeben. Insgesamt haben letztes Jahr etwa 2.600 Personen in Münster geheiratet.

(Quelle: Stadt Münster)

Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!

Wie es weiter ging

Mit der rechten Polizei-Chatgruppe

Vor knapp einem Jahr ist eine rechte Chatgruppe bei der Polizei Münster aufgeflogen. Polizeibeamte hatten darin rassistisches, sexistisches, volksverhetzendes und gewaltverherrlichendes Material ausgetauscht (RUMS-Brief). Wie sich später herausstellte, kursierten auch sexualisierte Darstellungen von Kindern und Jugendlichen in der WhatsApp-Gruppe. Der Chat existierte zwischen 2013 und 2018, zu seinen Mitgliedern zählten auch acht SEK-Beamte. Aus Neutralitätsgründen ermittelte die Polizei Bielefeld in dem Fall.

Laut Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei Nordrhein-Westfalen waren insgesamt 21 Polizisten zu verschiedenen Zeitpunkten an dem Chat beteiligt. Gegen 16 Beamte wurde strafrechtlich ermittelt. Wie das Westfalen-Blatt gestern berichtete, hat die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren eingestellt. Die Disziplinarverfahren gegen neun Polizisten laufen allerdings weiter. Warum?

Das Strafverfahren

Staatsanwältin Ann-Kathrin Schindler erläutert auf Anfrage, die Verfahren seien eingestellt worden, weil der Chat bei WhatsApp privat war. Erst ab einer „unüberschaubaren Anzahl von Mitgliedern“ gelten Chats als öffentlich. Dann ist das Teilen von volksverhetzenden Inhalten strafbar. Diese Grenze sei aber mit 16 Personen noch nicht überschritten, sagt Schindler.

Drei Männer hatten sexualisierte Darstellungen von Kindern und Jugendlichen im Chat geteilt. Diese Bilder und Videos seien dadurch in den Besitz von dreizehn Chatmitgliedern gelangt. Gegen sie wurde das Verfahren eingestellt, weil kein Besitzwille nachgewiesen werden konnte, sagt Schindler. Laut Westfalen-Blatt hätten die Männer die Fotos und Videos dazu zum Beispiel zustimmend kommentieren müssen.

Bei zwei der drei Polizisten, die die sexualisierten Darstellungen in den Chat gestellt hatten, wurden die Strafverfahren gegen eine Geldzahlung eingestellt. Laut Schindler hatte ein Polizist dieser Zahlung gestern noch nicht zugestimmt. Aber warum konnten die Beamten das Verfahren überhaupt auf diese Weise beenden?

Die Staatsanwältin nennt dazu drei Gründe: Erstens seien die Bilder und Videos erst in den Jahren 2017 und 2018 in dem Chat gepostet worden. Zweitens gilt erst seit 2021 das Verbreiten von sexualisierten Darstellungen von Kindern und Jugendlichen juristisch als Verbrechen. Und drittens handle es sich bei dem Material laut Ann-Kathrin Schindler um „keine harte Pornografie“, sondern um „Posingbilder“.

Das Disziplinarverfahren

Während die strafrechtlichen Ermittlungen beendet sind, ist das Ergebnis der Disziplinarverfahren noch offen. Sevinc Sethmann, Pressesprecherin des LAFP, teilt uns mit, gegen neun Beamte habe sich im Laufe der Ermittlungen der Verdacht eines Dienstvergehens erhärtet. Sie wurden im vergangenen Jahr vom Polizeidienst suspendiert.

Acht Beamte seien allerdings „nach beamtenrechtlicher Prüfung“ wieder im Dienst tätig. Gegen den neunten Beamten laufe das Ursprungsverfahren. Über ihn war laut Westfalen-Blatt schon vor zwei Jahren bekannt geworden, dass er rechtsradikale Inhalte geteilt hatte. Zu welchem Ergebnis ein Disziplinarverfahren theoretisch kommen könnte, kommentiert LAFP-Sprecherin Sethmann nicht. (sfo)

Beitrag von Constanze Busch am 27.06.2023

„Die Kirche sollte ihre Gebäude an Genossenschaften und Suppenküchen übergeben“

Lisa Kötter schaut in ihrem Garten hinter einem roten Bettlaken hervor.

2019 hat Lisa Kötter zusammen mit anderen katholischen Frauen die Protestbewegung Maria 2.0 gegründet. Inzwischen ist sie nicht mehr katholisch und engagiert sich politisch. Ein Interview über Glauben ohne Kirche, Machtfragen und preußische Zustände im Jahr 2023.

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Klima-Update

+++ Die ÖDP findet, dass die Stadt lieber Zeit in den Masterplan Klimaneutraliät stecken sollte, anstatt an einem Klimadashboard herumzutüfteln. Zumindest, wenn es so aussieht, wie es die Stadt nun veröffentlicht hat. Die ÖDP schreibt: Viele bunte Grafiken stellten hier im Prinzip Banales als Fortschritt in Sachen Klimaschutz dar. Also so etwas wie einzelne elektrische Fahrzeuge. Die Partei möchte stattdessen erfahren, wie genau zum Beispiel die Lücke zwischen dem Ist- und dem Soll-Zustand der regenerativen Energieträger bis 2030 aufgefüllt werden soll. Vor dem Hintergrund stellt sie Oberbürgermeister Markus Lewes Intention hinter der Aussage infrage, dass Klimaschutz kein eindimensionales Unterfangen sei. „Wenn diese Aussage bedeuten soll, dass man davon ausgehen kann, mit vielen kleinen Maßnahmen diese Aufgabe zu erreichen, dann ist das eine sehr naive Einschätzung der Lage“, steht in der Mitteilung. (sst)

+++ Nicht nur die Stadt Münster hat gemerkt, dass das mit dem Hitzeschutz in den kommenden Jahren ganz schön wichtig wird (RUMS-Brief). Gestern hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Hitzeschutzplan vorgestellt. Die Aufgabe von Kommunen ist laut Konzept insbesondere, für Prävention zu sorgen und praktischen Schutz zu gewährleisten. Ja, und wenn wir schon beim praktischen Teil sind: Wie genau sollen sie das machen? Eine erste Anlaufstelle ist seit gestern der sogenannte Hitzeservice. Das Portal bietet quasi Erste Hilfe in Sachen Hitzeschutzmaßnahmen und Erstellung von Hitzeaktionsplänen. Außerdem steht dort, an wen man sich mit welchem Anliegen wenden kann. (sst)

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Ein-Satz-Zentrale

+++ In den nächsten Nächten werden die Straßen rund um den Bült und von der Gartenstraße über den Servatiiplatz bis zur Schorlemerstraße ausgebessert. (Stadt Münster)

+++ Innerhalb einer Woche sind zwei junge Männer beim Schwimmen im Kanal ertrunken. (Antenne Münster)

+++ Nach dem tödlichen Messerangriff im März sollen auf dem Sommersend ab dem 13. Juli mehr Sicherheitskräfte anwesend sein. (Antenne Münster)

+++ Ein Elternpaar soll seine Klage für einen Kitaplatz zurückgezogen haben, nachdem die Stadt Münster den Eltern einen Platz angeboten hat, ein anderes Elternpaar klagt hingegen weiter. (Westfälische Nachrichten)

+++ Am Freitag hat eine Politik-Gruppe aus Kinderhaus eine Liste am Domplatz ausgerollt, auf der die Namen von geflüchteten Menschen stehen, die im Mittelmeer ertrunken sind. (Münstertube)

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Falls Sie gerade haufenweise Urlaubsfotos zugeschickt bekommen, selbst aber in Münster hocken, gönnen Sie sich doch mal einen Nachmittag Nicaragua. Das geht in der Cafébar Los Amigos an der Wolbecker Straße 128. Vor ein paar Wochen haben Sophie, Lennin und Alejandro ihr Café eröffnet. Seitdem kochen sie dort, rösten Kaffee und verkaufen Tinto de Verano to go für diejenigen, die auf dem Weg zum Kanal sind. Ach ja, Kuchen und Tapas gibt’s auch. Und eine große Portion Gastfreundschaft.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute hat Jan Große Nobis für Sie die Veranstaltungskalender durchforstet:

+++ Nach ganz schön warmen Tagen haben Sie morgen früh die Chance auf angenehme 15 Grad. Nutzen Sie das doch und starten Sie mit Lachyoga heiter-schwungvoll in den Tag. Das Ganze findet um 7:30 Uhr auf den Aaseewiesen am Wewerka-Pavillon an der Torminbrücke statt.

+++ Sie haben Bock auf ein Ehrenamt, wissen aber nicht, wo? Die Freiwilligenagentur der Siverdes-Stiftung bietet eine sogenannte Engagement-Sprechstunde an. Dort erfahren Sie hoffentlich alles, um das für Sie passende Ehrenamt zu finden. Die Sprechstunde findet morgen von 11 bis 13 Uhr im Forum der Volkshochschule am Aegidiimarkt statt. Weitere Infos finden Sie hier.

+++ Falls Physik für Sie ein Buch mit sieben Siegeln ist, schauen Sie doch am Donnerstag an der Uni Münster vorbei. Der Physiker Metin Tolan von der Universität Göttingen zeigt in einem Vortrag, dass man sein Fachgebiet ganz praktisch anwenden kann, und zwar auf die Serie Star Trek. Die Veranstaltung findet um 16 Uhr im Physik-Hörsaal HS 1 im Gebäude IG 1 an der Wilhelm-Klemm-Straße 10 statt. Dort wird dann auch der Lehrpreis des Fachbereichs Physik verliehen.

+++ Klassismus ist wieder in aller Munde. Wenn Sie wissen wollen, was das eigentlich heißt, besuchen Sie die Webseite des Münsteraner Soziologen Andreas Kemper. Am Donnerstagabend um 18 Uhr geht es in der Kneipe leo:16 an der Herwarthstraße 7 um einen Teilaspekt: Im Workshop „Klassismus in der linken Bewegung“ sprechen die Teilnehmer:innen zum Beispiel darüber, warum Artikel (ja, die aus linken Kreisen) voll von Fremdwörtern und Schachtelsätzen sind. Der Referent Richard Arslan Dietrich will dann noch Gegenkonzepte und neue Ansätze entwickeln. Weitere Infos finden Sie hier.

+++ An diesem Freitag beginnt das Droste-Festival. Unter dem Motto „Wo ist Allmende?“ präsentiert das Center for Literature der Burg Hülshoff ein Programm, das sich mit dem Thema Gemeingut beschäftigt. Das Festival findet vom 30. Juni bis zum 2. Juli auf dem Gelände des Haus Rüschhaus statt. Sie können bei Live-Rollenspielen mitmachen, Workshops besuchen, bei einer Brunch-Performance essen, Filme schauen, Lesungen, Performances und Installationen besuchen und Konzerte erleben. Zur Eröffnung am Freitag ist der Eintritt von 17 bis 18 Uhr frei. Weitere Infos und Tickets finden Sie hier.

+++ Ebenfalls am Freitag um 20 Uhr können Sie in der „Heilen Welt“ an der Hörsterstraße 33 dem Singer-Songwriter Joey Henry lauschen. Das Internetportal bielefeld.jetzt nennt seinen „Dirty Sunshine Club“ eine Collage aus Fotografie, Flipperautomaten-Philosophie, Skateboard-Existentialismus und Musik. Oder ganz schlicht: Eine musikalische Gruppentherapie. Das Konzert ist kostenfrei. Im Vorprogramm spielt Kody Skye.

Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.

Herzliche Grüße
Svenja Stühmeier

Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn)
Lektorat: Lisa Mensing

PS

Vielleicht geht es Ihnen ja wie mir und Sie hören lieber flexibel Podcasts als Nachrichten zur vollen Stunde und bevorzugen Ihre ganz persönliche Musikauswahl statt der Radioplaylist. Manchmal stößt man im Lokalradio aber auch auf ganz spannende Beiträge. Wenn Sie das mal ausprobieren möchten, versuchen Sie es doch Donnerstag und Freitag gegen 20 Uhr im Bürgerfunk bei Antenne Münster (Frequenz 95,4). Da wird „Tomorrow News“ ausgestrahlt – eine Sendung, die konstruktiven Journalismus als Werkzeug in einer Welt voller negativer Nachrichten und Herausforderungen thematisiert. Die Aufnahme ist im Rahmen der „Reise zum Ende vom Ende der Welt“ entstanden, als eine von vielen kleinen Live-Performances. Umgesetzt hat das Ganze das Stadtensemble Münster, und vielleicht hören Sie am Freitagabend ja sogar eine Stimme aus der RUMS-Redaktion in der Sendung. Falls Sie nicht zur passenden Uhrzeit vorm Radio hocken können: Den Zweiteiler gibt es ab Freitag auch in der Mediathek von NRWision.

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