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Wann kommt endlich der Klimabericht? | RUMS-Reportage: Operieren im Homeoffice | Was bewegt Münster? Donnerstag RUMS-Veranstaltung
Guten Tag,
vor zweieinhalb Jahren hat der Rat der Stadt beschlossen, dass Münster im Jahr 2030 klimaneutral werden soll – und dass der Oberbürgermeister einmal im Jahr darüber berichten soll, wie es dabei vorangeht. Doch so ein Bericht ist bislang nicht erschienen.
Das Klimabündnis hat die Stadt im vergangenen Jahr gefragt, wo der Bericht denn bleibt, aber keine Antwort bekommen. Daher haben wir auch noch einmal gefragt.
Am 26. September 2022 schrieb das Kommunikationsamt, das Anliegen sei „nachvollziehbar und berechtigt“, aber die ganze Sache hochkomplex, eine „vollständige, aktuelle und detaillierte Übersicht über alle Aktivitäten und Maßnahmen“ könne man mit „verhältnismäßigem Aufwand“ nicht liefern. Und natürlich, Klimaschutz spielt in allen möglichen Ressorts und Zusammenhängen eine Rolle. Aber was bedeutet „verhältnismäßiger Aufwand“?
Um diese Frage beantworten zu können, hat das Klimabündnis die Stadt am 12. Dezember über das (von RUMS-Mitgründer Christian Humborg mitinitiierte) Informationsfreiheits-Portal „Frag den Staat“ gebeten, alle Informationen, Dokumente und Akten herauszugeben, die zur Berechnung des Aufwands nötig sind.
Die Stadt ließ die gesetzliche Frist um über eine Woche verstreichen und antwortete nach einer erneuten Aufforderung drei weitere Tage später. Sie schrieb abermals, es sei alles hochkomplex und stelle die Verwaltung vor große Herausforderungen. An der Nachricht hing eine Liste mit Links, die das verdeutlichen sollte. Nur die angeforderten Akten und Dokumente, die dabei helfen sollten, die Kosten einzuschätzen, fehlten.
Drei Tage später, am vergangenen Montag, stellte das Klimabündnis die Anfrage noch einmal.
Gestern beantragte Christian Ladleif vom Klimabündnis Akteneinsicht. Er schrieb dem Oberbürgermeister in einem Brief, sein Eindruck sei, die Verwaltung habe den Beschluss des Rates gar nicht umgesetzt.
Den Rat fordert er auf, den alten Beschluss zu erweitern – um ein Monitoringverfahren zur Überwachung der Maßnahmen, dazu um eine Art Alarm-Mechanismus, der signalisieren soll, wenn die Stadt gegensteuern muss, und um eine Verpflichtung: Der Oberbürgermeister soll Jahr für Jahr einen Rechenschaftsbericht abgeben.
Neun Initiativen und Gruppen unterstützen die Anfrage, unter anderem „Fridays4Future“, „Parents4Future“ und das Bündnis Klimaentscheid.
Wir haben die Anfrage gestern noch einmal ergänzt. Wir hätten auch gern eine Auskunft über Zeitpläne und Zuständigkeiten. Außerdem würden wir gern einen Blick in die Korrespondenzen des Oberbürgermeisters und seines Büros zu dieser Sache werfen. Bis eine Antwort kommt, werden wahrscheinlich Wochen vergehen. Und die erste Antwort wird wahrscheinlich nicht die Dokumente enthalten, die wir haben möchten.
Das passiert oft, wenn Menschen ihr Recht geltend machen, einen Blick in Aktenschränke zu werfen. Behörden zieren sich. Manchmal verschwinden ganz zufällig relevante Dokumente, die eigentlich öffentlich sein müssten. Und manchmal müssen am Ende Gerichte entscheiden. Oft braucht man einen langen Atem.
In ihrer Antwort an uns im September schrieb die Stadt, sie könne zwar keine umfassende Auskunft geben, aber sie werde Berichte über „die großen zentralen Stellschrauben“ veröffentlichen, an denen die Stadt drehen kann. Ende 2022 beziehungsweise Anfang 2023 werde man eine stadtweite Energie- und CO2-Bilanz vorstellen und veröffentlichen. Gestern haben wir im Kommunikationsamt noch einmal gefragt, wann das denn passieren wird. Und immerhin das wissen wir jetzt schon. Die Stadt schreibt, in fünf Wochen, zur Sitzung des Klima-Ausschusses am 14. März, werde ein Bericht dazu erscheinen. (rhe)
+++ Nach dem Shopping-Rundgang auf dem Gasometer-Gelände vor anderthalb Wochen (RUMS-Brief) haben die Stadtwerke jetzt das Verfahren gestartet, durch das sie eine flüssige Person oder Gesellschaft finden wollen, die Spaß hat an schwierigen Bauprojekten. Die nüchterne Sachlage beschreibt das Unternehmen in seiner Pressemitteilung so: „Die Stadtwerke benötigen den Gasometer nicht mehr und möchten das Grundstück daher verkaufen.“ Falls Sie selbst darüber nachdenken, einen Büroturm in einem Denkmal zu stapeln: Alle Unterlagen finden Sie hier. Und falls Sie sich fragen, was aus dem Verein Sozialpalast und dem Kollektiv geworden ist, die das Gelände für einen Monat verlassen haben: Die bereiten sich gerade auf ihre Rückkehr vor. (rhe)
+++ Wieso sind seit Monaten Medikamente knapp, und was läuft schief? Klaus Langer, Apotheker und Direktor des Instituts für pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, spricht darüber in einer Podcastfolge der Uni Münster. Etwas mehr als 400 Arzneimittel können im Moment nicht geliefert werden, so steht es auf einer freiwilligen Liste der obersten Arzneimittelbehörde Deutschlands. Langer schätzt die Zahl aber auf rund 1.000 – so viele Medikamente könnten derzeit in Deutschland kaum oder gar nicht geliefert werden. Darunter sind Alltagsmedikamente wie Fiebersäfte, Schmerzmittel oder Antidiabetika. Das liege an vielen Problemen, die sich anstauten: gestiegene Energiepreise und unterbrochene Lieferketten zum Beispiel. Ursachen hierfür sind der Krieg in der Ukraine und auch immer noch die Corona-Pandemie. Eine konkrete Folge des Krieges: Es fehlt auch im Pharmabereich an Holz. Denn bei jeder neuen Lieferung greift hier nicht etwa das Pfandsystem der Europaletten. Stattdessen werden für jeden Medikamententransport werden neue Holzpaletten benötigt. (fkr)
+++ An der Spitze der Stadtverwaltung laufen in diesem Jahr zwei Zeitverträge aus. Der von Wohnungsdezernent Matthias Peck und der von Kulturdezernentin Cornelia Wilkens. Den Vertrag von Cornelia Wilkens soll der Rat am nächsten Mittwoch verlängern. Die SPD jubelt schon vorab in einer Pressemitteilung: „Wir sind froh, eine kompetente und engagierte Sozial- und Kulturdezernentin an unserer Seite zu haben.” Das sagt Fraktionschefin Lia Kirch, die sich in der Mitteilung ebenfalls mit dem Satz zitieren lässt: „Die SPD-Ratsfraktion steht geschlossen hinter Cornelia Wilkens als Sozial- und Kulturdezernentin (…)“ Ganz so geschlossen klingt das im Rathausbündnis allerdings nicht, wenn man sich umhört. Es gibt durchaus Kritik an Wilkens, auch aus der SPD – allerdings weniger fachliche Kritik; eher geht es um ihren Führungsstil. Dass man sich dennoch auf Wilkens geeinigt hat, liegt auch an Farbenspielen im Rathaus. Wie die Regierungsparteien in Bund und Land die Ministerien unter sich aufteilen, spielt auch bei der Vergabe der Dezernate die Parteinähe eine Rolle. Cornelia Wilkens fährt mit einem roten SPD-Ticket. Matthias Peck bekam seine Fahrkarte von den Grünen. Er ist seit Längerem krankgeschrieben. Sein Vertrag wird allerdings wohl aus anderen Gründen nicht verlängert. In der eigenen Partei ist man mit seiner Arbeit nicht zufrieden. Für das Missmanagement an der Mathilde-Anneke-Gesamtschule entschuldigte Peck sich vor zwei Jahren öffentlich. Das Klimaressort nahm der Oberbürgermeister ihm samt Referent ab. Wer Pecks Nachfolge übernimmt, ist noch nicht bekannt. (rhe)
+++ In den vergangenen zehn Jahren ist die Netto-Kaltmiete in Münster um 40 Prozent gestiegen. Inzwischen zahlen Mieter:innen 11,67 Euro pro Quadratmeter für ihre Wohnung. Damit liegt die mittlere Netto-Kaltmiete in Münster deutlich über dem bundesweiten Mittelwert von 8,85 Euro pro Quadratmeter. Zu diesem Ergebnis kommt die Wochenzeitung „Die Zeit“. Sie hat die Mietpreise aller Städte und Landkreise in Deutschland ausgewertet und in einer Karte zusammengefasst. Auffällig dabei: Im Umkreis der Städte steigen die Mieten immer schneller, weil sich viele Menschen das Leben dort nicht mehr leisten können und stattdessen auf günstigere Mietwohnungen auf dem Land ausweichen. In Telgte (6 Prozent), Senden (7 Prozent), Altenberge (8 Prozent), Everswinkel (10 Prozent) und Drensteinfurt (12 Prozent) sind die Mieten zwischen 2012 und 2022 beispielsweise schneller gestiegen als in Münster. (sfo) Korrekturhinweis: Hier stand vorher, die Mieten in Münster seien in zehn Jahren um 5 Prozent gestiegen. Wir haben das korrigiert.
+++ Am Freitagnachmittag kündigte die Stadt noch schnell vor dem Wochenende mehrere Baumfällungen an. Und zwar am Dondersring, am Düesbergpark, an der Gievenbecker Reihe, der Herdingstraße, dem Schifffahrter Damm und am Bremer Platz. Dann kam die nächste Meldung. Überschrift: „Richtig heizen mit Holz“. Wir fragten uns: Sehen wir jetzt den Wald vor lauter Baumschutzsatzungen nicht mehr? Oder hat der Rat der Stadtverwaltung nicht im Mai den Auftrag gegeben, so eine Satzung zusammenzuschreiben? Vor allem: Wann kommt denn jetzt diese Satzung? Wir haben die Stadt gefragt, und wir haben darum gebeten, die Antwort doch bitte in akzentfreiem Behördendeutsch zu formulieren. Et voilà: „Im Rahmen der Erstellung des Satzungsentwurfes findet zurzeit die Ämterabstimmung und die Beteiligung der politischen Vertretungen und der Fachverbände statt.“ Und dann? „Ziel ist es, dem Rat im Frühjahr (2. Quartal) nach entsprechender Vorberatung im Fachausschuss einen fachlich weitgehend vorabgestimmten Entwurf der Satzung vorzulegen.“ Übersetzt bedeutet das wohl: Das Papier liegt auf irgendwelchen Schreibtischen herum, und man schnitzt gemeinsam an den Formulierungen. Eine letzte Frage vielleicht noch: Hat sich denn seit Mai überhaupt jemand an die Stadt gewandt, um zu verhindern, dass ein Baum gefällt wird? Die Antwort der Stadt (mutmaßlich StadtGPT): „Dazu liegen keine Angaben vor.“ (rhe)
In ihrer Kolumne am Sonntag bat Anna Stern darum, einen neuen Namen für den Verein „moNOkultur“ vorzuschlagen, der in Münster die Interessen der freie Kunst- und Kulturszene vertritt. Der Name hat mehrere Nachteile. Zwei davon sind: Man weiß nicht so recht, wie man ein Wort mit zwei Großbuchstaben in der Mitte aussprechen soll. Medien unterschlagen gern das Wortspiel und schreiben den Namen einfach so, wie man ihn spricht. Nur dann klingt er ziemlich fad. Ilka Dönhoff schlägt daher das Wort „moNAkultur“ vor, um das Weibliche etwas mehr hervorzuheben. Die beiden Probleme löst das allerdings nicht. Jochen Witt schlägt keinen neuen Namen vor, aber eine neue Initiative. Ihr Name: „1:1 ist fair!“ Und das hat wiederum einen ganz ähnlichen Nachteil wie das Wort „moNOkultur”. Man muss es erklären. Die Erklärung hat Jochen Witt mitgeliefert. Sie lautet sinngemäß: Für einen Förder-Euro, der an das Theater geht, soll auch die freie Szene einen Euro bekommen. Bei der aktuellen Haushaltslage würde das allerdings entweder bedeuten: Das Theater geht pleite. Oder: Münster geht pleite. Beides wäre schlecht. Carl Otto Velmering schlägt einen Titel vor, der zwar etwas schmucklos daherkommt, aber sämtliche der Probleme oben umschifft. Er lautet: „Freie Szene Münster e.V.“ Untertitel: „Union der freien Kunstszene in Münster“. Neues Problem hier: Das Wort „Kultur“ fehlt. Aber das ließe sich ja lösen. (rhe)
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Inflation kann auch ganz geil sein – dieser Gedanke dürfte einigen Immobilienbesitzer:innen im vergangenen Jahr durch den Kopf geschossen sein. Denn nach Angaben des deutschen Mieterbundes werden immer mehr Mietverträge abgeschlossen, die an die jährliche Inflationsrate gekoppelt werden. Dieses Modell nennt sich Indexmiete.
Laut Mieterbund spielten Indexmietverträge 2020 nur eine Nebenrolle in den Beratungen. 2021 machten sie schon 10 bis 15 Prozent der Beratungsfälle aus, im vergangenen Jahr soll ungefähr jeder dritte Neuvertrag auf dem Beratungstisch eine Indexmiete gewesen sein. Der Mieterbund schätzt den Anteil der Indexmieten bei den Neuverträgen in Berlin sogar auf 70 Prozent.
Auch in Münster werden diese Verträge immer populärer. Volker Jaks, Geschäftsführer des Mietervereins Münster, sagte uns im Oktober, er berate mehrmals im Monat zu Indexmieten. Früher sei das noch „etwas Exotisches“ gewesen.
Der Mieterbund kritisiert die Indexmieten als „unzumutbare Kostenfalle“. Verständlich, denn allein im vergangenen Jahr lag die Inflation bei 7,9 Prozent. So viel müssen die Menschen mit Indexmietverträgen jetzt monatlich draufzahlen. Und absehbar ist das Ende der Inflation noch lange nicht.
Neue Kopplung, Deckel oder Verbot
Die Bundespolitik will jetzt darauf reagieren. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) könnte sich vorstellen, die Indexmieten statt an die Inflation an die allgemeine Mietpreisentwicklung zu koppeln. Die lag im vergangenen Jahr bei 5,23 Prozent – was immer noch ein dickes Plus ist.
Geywitz wäre auch offen für eine Kappungsgrenze. Dann dürften die Indexmieten innerhalb einiger Jahre nicht um einen bestimmten Prozentsatz steigen. Eine solche Grenze gilt schon bei normalen Mietverträgen. In Münster dürfen die Mieten innerhalb von drei Jahren nicht um 15 Prozent steigen. Auch Katharina Dröge, Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion, befürwortet eine solche Deckelung von Indexmieten.
Der weitreichendste Vorschlag kommt von der Linksfraktion: Sie würde Indexmieten am liebsten ganz verbieten. Die wohnungspolitische Sprecherin der Linken, Caren Lay, sieht in den Indexmieten „sozialen Sprengstoff“. Sie kritisiert, dass die Ampelkoalition im November zusammen mit Stimmen der CDU/CSU- und AfD-Bundestagsfraktion ein Verbot von Indexmieten abgelehnt hatte. (sfo)
Beitrag von Andrew Müller am 07.02.2023
Operieren im Homeoffice
In Handorf steht ein Roboter, mit dem man operieren kann. Andrew Müller von der Reportageschule Reutlingen hat ihn für RUMS ausprobiert.
Beitrag lesenKorrekturen
Im RUMS-Brief vom 27. Januar sind wir mit der Förderung und dem Bestand von Sozialwohnungen durcheinandergekommen. Die Stadt Münster hat 2020 über 500 neue Sozialwohnungen gefördert. Gleichzeitig ist der Bestand allerdings geschrumpft (wie Sie hier sehen können). Das liegt aber nicht daran, dass weit mehr als 500 Wohnungen ihre Sozialbindung verloren haben. Denn zwischen der Bewilligung von Sozialwohnraum und der Fertigstellung können einige Jahre liegen. Die 2020 bewilligten Wohnungen fließen also erst zeitverzögert in die Statistik ein. Diesen Denkfehler haben wir korrigiert. (sfo)
Die Stadt Münster sagt, es sei kaum möglich, einmal im Jahr einen umfassenden Überblick darüber zu geben, wie es mit dem vor drei Jahren beschlossenen Ziel vorangeht, Münster bis 2030 klimaneutral zu machen. Das können wir auch nicht. Aber wir können Sie regelmäßig über all das informieren, was wir erfahren. Und das wollen wir an dieser Stelle in Zukunft machen. Fangen wir also an:
+++ Die Fachhochschule Münster will mit einem Projekt die Regenwasserreinigung verbessern. Bauingenieur:innen und Umwelttechniker:innen der FH nutzen dabei die Sedimentation und Filteranlagen. Das Ziel sei es, Klärbecken für Regenwasser wirtschaftlicher und ökologischer zu machen. Das Projekt soll bis Ende 2024 laufen und wird vom Landesumweltministerium gefördert. (fkr)
+++ Bis 2027 will die nordrhein-westfälische Landesregierung 1.000 neue Windkraftanlagen schaffen. Laut einer Studie vom April 2022 gibt es in NRW aber zu wenig Platz, weil es durch die sogenannte Abstandsregel immer noch viele No-Go-Areas für Windräder gibt: Sie müssen 1.000 Meter Abstand zur nächstgelegenen Wohnsiedlung halten. Wie die Landesstatistikbehörde gestern meldete, sind die Windkraftanlagen in NRW dementsprechend ungleich verteilt. Die meisten Windräder pro 1.000 Einwohner:innen stehen in der Eifel, in Südwestfalen und im Münsterland. Wie es sonst ausschaut, können Sie hier nachsehen. (sfo)
+++ Am Freitag haben wir im RUMS-Brief über ein mögliches Tempo-30-Limit berichtet: Münster setzt sich mit rund 400 anderen Städten und Gemeinden in Deutschland dafür ein, dass die Straßenverkehrsordnung den Kommunen das Recht einräumt, selbst über die Geschwindigkeitsbegrenzung innerorts zu entscheiden. Dieses Bündnis will die Städte damit vor allem sicherer machen. Jetzt könnte aber noch ein zweites Argument dazukommen: Die Deutsche Umwelthilfe hat ausgerechnet, dass ein Tempolimit deutlich mehr CO2 einsparen könnte als bisher angenommen. Je nach Stadt könnten die Emissionen durch Tempo 30 in den Innenstädten um 0,5 bis 5,5 Prozent sinken. Zusammen mit einem Limit von 100 Stundenkilometern auf der Autobahn und Tempo 80 auf der Landstraße könnte Deutschland 11,1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr sparen. (sfo)
+++ Seit 2020 führen die Städte Münster und Bologna eine sogenannte Klimapartnerschaft. Heute ist eine Delegation aus Italien zum ersten Mal in Münster. Sie schaute sich hier etwa den Recyclinghof in Coerde und die Hauptkläranlage an. Das Ziel dieser Partnerschaft ist, sich mit einer Stadt auszutauschen, die in Sachen Klimaschutz vor ähnlichen Herausforderungen steht. Bürgermeister Markus Lewe sagte etwa zur Vereinbarung der Partnerschaft, dass Münster genau wie Bologna überlegen müsse, was eine Lösung für das hohe Verkehrsaufkommen sei. In beide Städte seien schließlich unerwartet viele Menschen gezogen. Im Sommer soll es dann eine Absichtserklärung der beiden Städte geben. Bologna und Münster gehören zu den 100 klimaneutralen Städten bis 2030. Eine weitere Klimapartnerschaft besteht zwischen Münster und dem tunesischen Monastir. (sst)
+++ Münsters Oberbürgermeister hat den vom Erdbeben in der Türkei und Syrien betroffenen Menschen sein Mitgefühl ausgesprochen. (Stadt Münster)
+++ Nach dem Spiel von Preußen Münster gegen Alemannia Aachen am Sonntag sind die Fangruppen der beiden Teams nicht aufeinandergetroffen, weil die Polizei das verhinderte. (Westfälische Nachrichten)
+++ Allerdings: Acht gewalttätige Preußenfans haben am Hauptbahnhof drei Fans aus Aachen angegriffen. (Bundespolizei)
+++ Nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei von der Grevener Straße über das Autobahnkreuz Münster-Süd und A1 bis nach Kinderhaus erwartet einen bekifften Mercedes-Fahrer ein Strafverfahren. (Polizei Münster)
+++ Ein 17-Jähriger sitzt in Untersuchungshaft, weil er mehrere Taschen aus Fahrradkörben geklaut haben soll. (Antenne Münster)
+++ Die Stadt will in den nächsten vier Jahren mindestens 35 Millionen Euro in Münsters Feuerwehren investieren, um unter anderem besonders Löschfahrzeuge mit großen Tanks für die vermehrten Wald- und Flächenbrände anzuschaffen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Man kann im Moment kein Loop-Taxi bestellen, weil die App spinnt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Am Dahlweg stoppt ein Investor ein großes Bauprojekt mit 300 neuen Wohnungen, weil er sich über die Vorgaben der Stadt ärgert (die sich wiederum über ihn ärgert). (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Himmelsleiter an der Lambertikirche bleibt bis zum Herbst. (Stadt Münster)
+++ Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ruft zur Teilnahme an der Friedenskette auf. (MünsterTube)
+++ Immer mehr Leute suchen die Schuldnerberatung der Caritas auf, weil ihnen Corona und die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel Geldsorgen bereiten. (Caritas im Bistum Münster)
+++ Die Internationale Fraktion im Rat schlägt eine Gesamtschule im Gebäude der Bezirksregierung vor. (MünsterTube)
Was bewegt Münster?
Wenn unsere Kolumnistin Marion Lohoff-Börger ihre Beziehung zu Masematte beschreibt, der Sprache der kleinen Leute, dann erzählt sie von einem alten, stinkenden Hund, der ihr vor die Tür gelegt wurde. Niemand ist verantwortlich, also muss sie sich kümmern. Das hat ihr schon viel Ärger eingebracht, aber wer will schon, dass so ein Tier stirbt. Über dieses seltsame Verhältnis werde ich am Donnerstagabend in der Veranstaltungsreihe „Was bewegt Münster?“ unseres Vereins „Rund um Münster“ mit ihr sprechen. Sie wird auch zwei Geschichten auf Masematte vorlesen. Kommen Sie doch vorbei, wenn Sie Lust haben. Ich würde mich freuen. Um 19 Uhr geht’s los. Der Eintritt ist frei.
Mittlerweile verzichten fast neun Millionen Menschen in Deutschland auf Fisch und Fleisch oder sogar auf alle tierischen Produkte. Und es werden immer mehr. Vielleicht spornt Sie das ja an, unseren heutigen Tipp einmal auszuprobieren: das Gutscheinheft „Vegan durch Münster und Umgebung“. Damit bekommen Sie in einigen Cafés, Restaurants und auch Bekleidungsgeschäften in Münster Rabatte auf vegane Produkte. Das eine oder andere Angebot hatten wir Ihnen auch schon einmal in der Unbezahlten Werbung vorgestellt, zum Beispiel den syrischen Imbiss Elben, das Café Wilma oder den Modeladen Herr Többen. Das Heft bekommen Sie online für 12,50 Euro.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Was ist die Tage los in der Stadt? Unsere Praktikantinnen Lara Gelbhardt und Frieda Krukenkamp haben sich für Sie umgesehen und umgehört. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Heute Abend geht die Suche nach Leben auf dem Mars weiter. Ein astronomischer Vortrag mit Ulrich Köhler widmet sich dem NASA-Marsroboter Perseverance. Um 19:30 Uhr ist der Berliner Planetengeologe des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zu Gast im Planetarium des LWL. Eintritt: 9 Euro oder ermäßigt 5.
+++ Manchmal muss man nicht sprechen, um zu kommunizieren. Wenn Sie lernen möchten, Körpersprache zu lesen, können Sie morgen Abend um 19 Uhr in der Volkshochschule eine Anfang machen. Hermann Hagemann erklärt es. Anmelden nicht vergessen. Tickets kosten 30 Euro.
+++ Die Ausstellung „Eternal Ephermereal“ von Yochanan Rauert beginnt am Freitagabend mit einer Vernissage im Bennohaus. Zu sehen ist eine Bildserie, die sich mit bewegten Fernsehgrafiken aus den Neunzigern beschäftigt. Klingt abstrakt? Mehr Informationen dazu finden Sie hier, oder eben in der Ausstellung. Wie zu jeder guten Vernissage gibt es Sekt und Musik. Los geht’s um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
+++ Stellen Sie sich vor, Sie erfahren per Zufall als erwachsener Mensch, dass Ihr Großvater ein bekannter KZ-Kommandant war. Und Sie haben deutsch-nigerianische Wurzeln und jüdische Freunde in Israel. So ist es der Autorin Jennifer Teege passiert, die danach begann, sich mit ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Morgen um 19 Uhr liest sie im Hörsaal JO 1 der Uni Münster. Wo war das noch mal? Ach ja, Johannisstraße 4. Mehr Infos finden Sie hier.
+++ Bei einem Spaziergang am Samstag um 11 Uhr erklärt Manfred Röhlen die Vogelwelt der Rieselfelder. Die Veranstalter empfehlen den Rundgang für Jugendliche ab 14. Für Kinder ab 7 Jahren eignet sich ein Termin am Sonntag. Dann geht es um die Frage, was Frösche im Winter machen. Zu beiden Angeboten können Sie sich hier anmelden. Die Teilnahme kostet jeweils unter 10 Euro pro Person.
+++ Sanfte Folk-Sounds in Wohnzimmer-Atmosphäre: Am Donnerstag spielt die Französin Augusta in der Pension Schmidt. Sie besingt ihre Alltagsbeobachtungen und erinnert dabei etwa an den Stil der kanadischen Musikerin Joni Mitchell. Das Konzert beginnt um 20 Uhr in der Pension Schmidt. Die Karten gibt es für 15 Euro hier, ermäßigt für 12 Euro.
Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Falls Sie diese Passage regelmäßig lesen, überspringen Sie am besten den nächsten Satz. Ansonsten: Um RUMS verbessern zu können, würden wir gern wissen, wie Ihnen der Newsletter gefällt. Vielleicht können Sie uns einige Fragen beantworten. Hier geht es zu unserer Umfrage. Vielen Dank schon mal und eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Andrew Müller (anm), Sebastian Fobbe (sfo), Svenja Stühmeier (sst), Jan Große Nobis (jgn), Lara Gelbhardt (lge), Frieda Krukenkamp (fkr)
Lektorat: Lisa Mensing
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PS
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