Die Kolumne von Ludwig Lübbers | Inklusion und Illusion

Porträt von Ludwig Lübbers
Mit Ludwig Lübbers

Guten Tag,

in diesem Jahr jährt sich das Holocaust-Gedenken zum achtzigsten Mal. Veranstaltungen dazu berühren mich als Mensch mit Behinderungen sehr, da ich, wenn ich damals gelebt hätte, den Repressalien des Systems ausgesetzt gewesen wäre und wahrscheinlich mein Leben verloren hätte.

Im Namen des Staates wurden damals Menschen getötet oder „Sterbehilfe“ geleistet, also Euthanasie betrieben. Von 1941 bis 1945 wurden in der Tötungsanstalt im mittelhessischen Hadamar etwa 15.000 Menschen mit Behinderungen getötet. Minderheiten wurden systematisch verfolgt, ihrer Freiheit beraubt und grausam ermordet.

Der Staat entschied, wer den Idealvorstellungen der menschlichen Rasse entspricht. Die staatliche Gewalt setzte diese Wahnvorstellungen um. Millionen wurden umgebracht und der Zweite Weltkrieg entfacht.

Grundlegende Prinzipien wie die Menschenwürde und moralische Instanzen wurden von einem autoritären System außer Kraft gesetzt. Hier ist eine stärkere und zugleich respektvolle Formulierung: Menschen mit Behinderungen wurden damals entmenschlicht, als wertlos abgestempelt und ihrer Würde vollständig beraubt.

Eltern, deren Kinder mit einer Behinderung geboren wurden, hatten Angst um deren Leben und erlebten einen emotionalen Albtraum. Sie waren vor Denunzianten nicht sicher. Die Entscheidung über Leben und Tod wurde zu staatlicher Willkür, das Böse regierte und Furcht und Angst bestimmten das Leben dieser Menschen.

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