Die RUMS-Kolumne von Dina El Omari | Von religiösen Brücken

Porträt von Dina El Omari
Mit Dina El Omari

Guten Tag,

gerade in Zeiten, in denen wir immer mehr vor die Herausforderung gestellt werden, uns in einer zunehmend heterogenen Gesellschaft zurecht zu finden, sind interreligiöse und interkulturelle Kompetenzen sehr wertvoll. Daher sollte man im schulpflichtigen Alter mit einer Entwicklung einer solchen Kompetenz beginnen.

Da nun die zukünftigen Religionslehrer:innen hier eine tragende Rolle spielen, hat das interreligiöse Lernen im Studium des Islamischen Religionsunterrichts an der Uni Münster einen wichtigen Stellenwert. Die Seminare sind ganz unterschiedlich gestaltet, von kooperativen christlich-muslimischen Formaten im Sinne eines Begegnungslernens, also Lernen durch direkte Begegnungen und Austausch, im Sinne eines Zeugnislernens, also Lernen durch das Teilen und Hören von persönlichen Zeugnissen und Geschichten, über Exkursionen zu Gebetsstätten anderer Religionen bis hin zu Museumsbesuchen.

Darüber hinaus haben Studierende des Zentrums für Islamische Theologie in diesem Jahr die besondere Idee gehabt, ein großes interreligiöses Fastenbrechen gemeinsam mit der katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde zu organisieren.

Ich selbst durfte in diesem Semester bereits eine ganze Reihe an unterschiedlichen interreligiösen Erfahrungen im Rahmen meiner Lehre machen. Dabei sticht insbesondere ein Besuch im LWL-Museum heraus, den ich gemeinsam mit meiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin in unser Seminar zum interreligiösen Lernen eingebettet habe.

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Die muslimischen Studierenden sollten sich im LWL-Museum mit christlicher Kunst beschäftigen und dann ein Kunstwerk aussuchen, zu dem sie aus muslimischer Perspektive referieren sollten.

Dieser Blick aus der eigenen Perspektive auf eine andere Tradition hat nicht nur sehr viel Spannendes für die gesamte Gruppe zu Tage gebracht, sondern auch für den einen oder anderen Aha-Effekt mit Blick auf die eigene Tradition gesorgt. Diese Momente der Erkenntnis werden sowohl durch Gemeinsamkeiten in den Traditionen, aber eben auch durch Unterschiede erreicht.

Ganz besonders fiel dies an der Figur Marias auf, denn ohne dass sich die Studierenden abgesprochen hatten, war sie das am meisten gewählte Motiv, sowohl in Gemälden als auch als Statue. 

Neben den vielen Gemeinsamkeiten, die Christentum und Islam bezüglich der Maria-Figur teilen, zeigte sich aber ein wesentlicher Unterschied: Während in den christlichen Darstellungen das Thema des Leids häufig mit dem Kreuzestod Jesu, der in den Armen Marias liegt, in einen Zusammenhang gestellt wird, wird im Koran die Leiderfahrung Marias hervorgehoben und zwar angesichts der Erfahrung, ein Kind ohne Vater zu gebären und dadurch der Verachtung ihrer Landsleute ausgesetzt zu sein. 

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So ruft sie in ihren Geburtswehen: „O wäre ich doch vorher gestorben und ganz und gar in Vergessenheit geraten! Da rief er ihr von unten her zu: ‚Sei nicht betrübt. Dein Herr hat unter dir Wasser fließen lassen.‘ Und schüttle den Stamm der Palme gegen dich, so lässt sie frische, reife Datteln auf dich herunterfallen (indem du ihn) an dich (ziehst)! Dann lässt sie frische, reife Datteln auf dich herunterfallen.“ (Q 19:22-25). 

Hier ist es Maria, die im Moment höchster Not von Gott selbst getröstet und zudem ermutigt wird, zu essen und zu trinken. Gleichzeitig legt Gott ihr zu ihrem Schutz vor den Anfeindungen ihrer Leute ein Schweigegelübde auf, das erst vom Baby Jesus aus seiner Wiege heraus gebrochen wird, der seine Mutter auf wundersame Weise verteidigt.

Diese Perspektive des Leids, aus der sich ein ganz besonderes Verhältnis zwischen Gott und Maria ableiten lässt, wurde von der Gruppe vor einer christlichen Marien-Darstellung erarbeitet. Dieser Kontakt mit einer anderen Tradition hat also nicht nur zu einem bloßen Vergleich zwischen den Traditionen, sondern auch zu einem Perspektivwechsel in Bezug auf die eigene Tradition geführt.

Eine absolute Bereicherung. Diese Erfahrungen kann man allerdings nur machen, wenn man offen für die Begegnung mit anderen Religionen, Traditionen und Weltanschauungen ist und dabei ebenso offen dafür ist, diese als eine Bereicherung zu empfinden. Das kann auch manchmal sogar über die angeführte Erfahrung hinausgehen, und es öffnen sich möglicherweise völlig neue Perspektiven.

Herzliche Grüße

Ihre Dina El Omari

Porträt von Dina El Omari

Dina El Omari

… ist Professorin für interkulturelle Religionspädagogik am Zentrum für Islamische Theologie. Sie forscht und lehrt zu den Themen feministische und geschlechtersensible islamische Theologie, interreligiöses Lernen sowie islamische Textwissenschaften.

Die Kolumne

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