Gastbeitrag von Katja Angenent | Literaturstadt Münster. Wirklich?

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Mit Katja Angenent

Guten Tag,

vor zwei Wochen besuchte ich die Präsentation der neuesten Ausgabe von „Am Erker“. Die renommierte Münsteraner Literaturzeitschrift existiert seit fast 50 Jahren. Da es in der Ausgabe um literarische Anfänge ging, fanden sich zu dem Anlass gestandene Schreibende aus Münster und dem Umland ein, die auf ihre ersten Erfolge zurückschauten.

Auf die Frage, ob sie jemals hauptberuflich Autor:innen gewesen seien oder das zumindest vorhatten, sagten alle sehr entschieden: Nein, das sei für sie nicht infrage gekommen. Auch in den 70er und 80er Jahren wäre es kaum möglich gewesen, vom Schreiben zu leben, die finanzielle Unsicherheit sei einfach zu groß gewesen.

Heute, 50 Jahre später, stellt sich die Situation für Autor:innen gemeinhin noch schwieriger dar – auch in Münster. Das hat verschiedene Gründe, und nicht alle sind auf lokaler Ebene zu lösen. Einer davon ist: Wer bei einem Verlag veröffentlicht, bekommt weniger vom Buch, als gemeinhin angenommen wird.

Zudem wird es immer schwerer, das eigene Manuskript überhaupt an einen Verlag zu verkaufen. Die Zahl der Buch-Neuerscheinungen ist seit Jahren rückläufig – unter anderem, weil insgesamt weniger gelesen wird. Gleichzeitig konkurrieren immer mehr Formate um die Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser: Neben klassischen Buchläden und Online-Shops bieten Abo- und Flatrate-Modelle für E-Books und Hörbücher vielfältige Alternativen. Literatur entsteht auch jenseits dieser großen Vertriebswege – sie wird geschrieben, veröffentlicht und gelesen, geht aber im allgemeinen Medienrauschen oft unter.

Hinzu kommen von Künstlicher Intelligenz erzeugte Texte, die zunehmend mit jenen konkurrieren, die von Menschen geschrieben wurden. Noch lässt sich dieser Trend vor allem bei beschreibenden Texten ausmachen, aber auch bei Sachbüchern ist mitunter bereits schwer zu unterscheiden, was von Hand kommt und was aus einer Maschine. Die Copyrightverstöße beim Anlernen der KI-Modelle werden zudem nicht geahndet.

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