Die Kolumne von Michael Jung | Die stille Zeitenwende 

Porträt von Michael Jung
Mit Michael Jung

Guten Tag,

im Moment wird viel von Zeitenwenden gesprochen, und in der Tat zerbrechen manche alte Gewissheiten gerade. Ich möchte Ihnen heute zu einer Zeitenwende schreiben, die sich in unserer Stadt still, mit nur manchen lauten Aufregern, aber kontinuierlich und stetig vollzieht. Es gab seit 450 Jahren eine Gewissheit über Münster, die so fest stand wie der Dom: Münster ist eine katholische Stadt. Das ändert sich, und zwar mit einer Geschwindigkeit, die staunen lässt.

Im Jahr 2011 waren in Münster die Katholik:innen noch in der Mehrheit, nämlich mit 51,3 Prozent. 21,5 Prozent der Menschen waren Mitglieder einer evangelischen Kirche, und 27,3 Prozent gehörten keiner Glaubensgemeinschaft oder einer anderen als den beiden christlichen Großkirchen an. Nur elf Jahre später, im Jahr 2022, sahen die Dinge komplett anders aus: Nur noch 40,8 Prozent der Menschen in Münster gehörten da noch der katholischen Kirche an, 18,0 Prozent der evangelischen Kirche und 41,2 Prozent gehörten keiner der christlichen Großkirchen an.

Im Jahr 2022 machten also die Nichtmitglieder einer der beiden großen Kirchen erstmals relativ die Mehrheit der Bevölkerung aus. Natürlich muss man dabei in Rechnung stellen, dass diese Gruppe kaum einheitlich ist, weil sie rein statistisch Menschen muslimischen oder jüdischen Glaubens oder andere Glaubensgemeinschaften umfasst, und auch viele Menschen ohne eine Konfession.

Allein bis November des Jahres 2023 dürften sich die Zahlen noch weiter verschoben haben: Bis dahin hatte bereits mehr als ein weiteres Prozent aller Menschen in Münster, nämlich 3.649 Personen, ihren Austritt aus der katholischen Kirche erklärt (und etwa 1.600 aus der evangelischen Kirche). Hinzu kommen natürlich noch die Menschen, die als Kirchenmitglieder sterben, und deren Zahl ist seit Jahren höher als die der Neuaufnahmen durch Taufen.

Die nüchterne Wirklichkeit

Die katholische und evangelische Kirche sind in Münster schrumpfende Institutionen, oder anders gesagt: Münster entchristianisiert sich in einem rasenden Tempo. Wenn es so weitergeht, werden die Mitglieder der beiden christlichen Kirchen bereits in vier oder fünf Jahren in der Minderheit in unserer Stadt sein.

Das ist die nüchterne Wirklichkeit. Die Gründe für den rasenden Verfall der Kirchen in der Stadt liegen auf der Hand: Eine fortschreitende Säkularisierung der deutschen Mehrheitsgesellschaft, aber vor allem die manifeste Glaubwürdigkeitskrise und die Missbrauchsskandale in den beiden Großkirchen dürften neben vielen persönlichen Entfremdungsprozessen eine Rolle spielen.

Anders als früher, als sich die Entfremdung vielleicht eher privat vollzog, aber nicht zum Austritt führte, ziehen die Menschen heute auch den Schlussstrich mit einem Austritt. Wenn es für die katholische Kirche so weitergehen würde wie im letzten Jahr, dann würde es in Münster noch gut 35 Jahre dauern, bis der oder die letzte ausgetreten ist. So weit wird es dann wohl doch nicht kommen, aber es beschreibt die Dynamik der Krise. Ich möchte heute mit Ihnen einmal einen Blick darauf werfen, was das für unsere Stadt bedeutet. Die Folgen werden nämlich erheblich sein.

Über Jahrhunderte waren kirchliche Strukturen für die Stadt und ihre Entwicklung grundlegend. Kirchengemeinden waren der Raum, in dem man sich begegnete und zusammenlebte. Die Kirchen begleiteten die großen Lebensereignisse, und sie bauten eine umfassende Infrastruktur auf. Davon ist noch einiges geblieben in unserer Stadt: Zuallererst die Krankenhäuser.

Bis auf die Uniklinik befinden sich in Münster alle Krankenhäuser in der Hand kirchlich gebundener Trägerstrukturen. Auch im Bereich der Pflegeeinrichtungen gehören viele dazu. Kindergärten und Gymnasien und eine Gesamtschule in der Trägerschaft der Kirchen kommen im Bereich des Erziehungs- und Bildungssektors hinzu. In den Zeiten, in denen die einstigen Kirchengemeinden sich in diffuse „pastorale Räume“ auflösen, stellt sich die Frage, was aus all diesen Einrichtungen wird.

Dabei zeigte sich schon in den letzten Monaten und Jahren, dass die beiden Großkirchen bei ihren Rückzugsentscheidungen unterschiedliche Strategien anwenden. Während die katholische Kirche eher den leisen Weg der dezenten Daumenschrauben hinter den Kulissen bevorzugt, wählt die evangelische Kirche eher den lauten und ehrlichen Knall.

Das ist aktuell wieder zu besichtigen bei der Frage nach der Zukunft des Volkeningheims. Hier wurde kurzerhand unter Verweis auf betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten das Aus verkündet, nach öffentlichen Protesten dann verbal etwas zurückgerudert und auf Zeit gespielt, aber nach aktuellem Stand ist die Schließung des Wohnheims für Studierende weiterhin gültige Beschlusslage.

Kunstvolle Neuberechnungen

Ähnlich war vor wenigen Jahren das Vorgehen bei der Schließung der Evangelisch Sozialpädagogischen Ausbildungsstätte, kurz ESPA, einer Schule, an der vor allem Bildungsgänge für Erziehungsberufe unterrichtet wurden. Auch hier kam ein kurzfristiger Schließungsbeschluss, dann die Übernahme beziehungsweise Integration in ein städtisches Berufskolleg, im Ergebnis also das Aus.

So wird es wohl weitergehen, denn bei der evangelischen Kirche macht man sich gar nicht mehr die Mühe, anders als betriebswirtschaftlich zu argumentieren. Die Logik ist ebenso hart wie nüchtern: An erster Stelle steht die Versorgung des eigenen Personals in der Kernzone des Kults, alles andere, ob Bildung oder karitative Verpflichtungen, steht dahinter an.

Schwindende Kirchensteuermittel führen zum Bilanzabbau, so einfach ist die Logik. Die katholische Konkurrenz, nach wie vor in Münster immer noch auf höherem Niveau unterwegs als die Kolleg:innen von der evangelischen Diaspora, geht gerne etwas geschmeidiger vor. Da werden etwa in der Finanzierung von Kitas kunstvolle Neuberechnungen angestellt – in den letzten 20 Jahren zweimal.

Dann geht man auf die Stadt und Kommunalpolitik zu und sagt: Wir werden Kita-Gruppen schließen müssen. Es gibt nur einen Ausweg, wie sie erhalten bleiben können – die Stadt muss uns bei den Trägeranteilen entlasten (Die Kirchen zahlen anders als andere Träger im Prinzip 10 Prozent Eigenanteil bei den Kitas, weil sie Kirchensteuern einnehmen).

So kam es dann, wie es kommen musste: Die in Frage gestellten Kita-Gruppen blieben in den katholischen Einrichtungen, allerdings nicht wenige nun fast vollständig aus allgemeinen Steuermitteln finanziert. So sind in den einzelnen Einrichtungen längst nicht alle Gruppen mehr nach einem klassischen Trägermodell finanziert.

Das größere Problem war zuletzt regelmäßig die bauliche Instandhaltung, die einige katholische Pfarrgemeinden sich bei ihren eigenen Immobilien dann unter Verweis auf ihre Bedürftigkeit und die Wichtigkeit der Kita-Versorgung gerne auch mal von der Stadt übernehmen oder bezuschussen ließen. Nur beim Sozialdienst Katholischer Frauen ging das unlängst ungewohnt schief, als die Bauunterhaltung als Argument herhalten musste, um den plötzlichen Komplettausstieg aus einer Kita zu verkünden. Das war schon sehr evangelisch im Stil.

Studie zeigte: Eine Vorauswahl findet statt

Die beiden Kirchen unterscheiden sich also vor allem in der Art des Vorgehens, nicht so sehr im Vorgehen selbst. Der Rückzug aus zentralen gesellschaftlichen Bereichen wird forciert werden. Das ist die Konsequenz des rasend schnellen Verfalls.

Und da, wo er (noch) nicht erfolgt, sind die Ergebnisse auch nicht immer erfreulich. Deutlich ist unlängst in der Diskussion über die Anmeldetermine für weiterführende Schulen in Münster geworden, welche unguten Folgen der Wille der katholischen Kirche hat, weiter Machtpositionen behaupten zu wollen, wenn die wirtschaftlichen Mittel schwinden.

Seit Jahrzehnten nehmen die bischöflichen Schulen in Münster für sich das Privileg in Anspruch (und bekommen es von der Stadtverwaltung auch organisatorisch gewährt), ihr Anmeldeverfahren vor demjenigen der übrigen allgemeinbildenden Schulen durchzuführen. Nun gab es unlängst im Fachausschuss eine wissenschaftliche Studie dazu, die wenig überraschend feststellte, dass dabei eine Vorauswahl stattfinde.

In Münster ist es aber Gewohnheitsrecht, dass Schulen in katholischer Trägerschaft sich zunächst einmal ihre Schüler:innen aussuchen dürfen, bevor die anderen Schulen das Anmeldeverfahren überhaupt beginnen – wer bei den bischöflichen Schulen abgelehnt wird, darf dann auf die städtischen gehen.

Natürlich wird immer viel Lärm darum gemacht, dass man als kirchliche Schule dabei auch Kinder mit Migrationsgeschichte aufnehme – aber natürlich ist auch klar: Migrationsgeschichte ist, gerade in der Hochschulstadt Münster, auch nicht immer gleichbedeutend mit arm.

Hier wird die Selektion aber angesichts schwindender Kirchensteuermittel jetzt wohl bald härter. Denn während die Stadt allen Kindern ab Klasse 8 an weiterführenden Schulen ein digitales Gerät zur schulischen Nutzung kostenfrei zur Verfügung stellt, so steht bei bischöflichen Schulen jetzt in Rede, dass dafür pro Kind in Zukunft ein paar hundert Euro fällig werden.

Melange aus der Behauptung alter Privilegien

Das wird die soziale Selektion an den katholischen weiterführenden Schulen weiter verschärfen. Das ist für die Schullandschaft in Münster alles andere als eine gute Nachricht. Es ist aber vor allem ein Detail, das eine deutliche Trendwende markiert. Bis vor wenigen Jahren waren die wenigen kirchlichen Schulen auch diejenigen, die meistens besser ausgestattet waren als die städtischen.

Das ändert sich gerade, wie man an der Medienausstattung der Schüler:innen sieht. Während die Stadt die Digitalisierung als Trägeraufgabe definiert und damit auch einen Akzent für Chancengleichheit unabhängig vom Elterneinkommen setzt, privatisieren die bischöflichen Schulen die Kosten im Ergebnis mit einer Art Medienschulgeld, das nicht so heißen darf.

Das Ergebnis der kirchlichen Krise ist eine unerfreuliche Melange aus der Behauptung alter Privilegien beim Anmeldeverfahren und neuer Finanzknappheit, die in der Kombination den sozialen Selektionsdruck in Münsters Schullandschaft verstärken wird. Bedeutsamer aber als das Detail ist der Trendwechsel in der Schulausstattung.

Man darf gespannt sein, wie viel Wert die bischöflichen Treueschwüre zur kirchlichen Schullandschaft noch haben werden, wenn sich der Exodus der Kirchensteuerzahler:innen in der aktuellen Dynamik noch länger fortsetzt. Das Beispiel des Umgangs der evangelischen Kirche mit dem ESPA-Berufskolleg wird den Verantwortlichen in der Stadt ebenso wie den Eltern in Münster ein warnendes Beispiel sein. Die Verwerfungen und Kosten dürften erheblich größer sein, wenn es um allgemeinbildende Schulen geht. 

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Auch in einem anderen Feld wird der Rückzug der Kirchen für die Stadt zur Herausforderung. Waren Kirchengemeinden früher ganz selbstverständlich auch kommunikative Räume, müssen diese heute anders und kommunal organisiert werden.

Städtische Begegnungszentren und Stadtteilzentren treten an ihre Stelle, das bedeutet Investitionen in Infrastruktur, aber auch in Personal. Was früher der Pfarrer organisierte an Gesprächskreisen, macht heute der städtische Quartiersmanager. Wo früher kirchliche Strukturen oft niedrigschwellig in den Gemeinden halfen, kommt heute die Jugendhilfe und das Sozialamt ins Spiel.

Dieser Trend zeichnet sich bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten immer stärker ab. Der hohe Aufwuchs an städtischem Personal und an Trägerstrukturen gerade in diesem Bereich zeigt, wie sich die sozialen Räume säkularisieren und ihre Finanzierung immer mehr aus dem Kirchensteuerbereich in den aus allgemeinen Steuern getragenen Bereich verlagern.

Bedeutung als Bauträger schwindet

Man kann auch sagen: Kommunalisierung tritt an die Stelle der Subsidiarität. Die Vorstellung, die das einzelne Kirchenmitglied bei seinem Austritt hat, Kirchensteuer zu sparen, dürfte gesamtgesellschaftlich und kommunal betrachtet, eine Illusion sein. Denn auch in säkularer Form müssen die zivilgesellschaftlichen Aufgaben weiter übernommen werden – zum allergrößten Teil von der Stadt.

Doch noch immer sind die Kirchen in Münster reich. Zwar nicht mehr an Mitgliedern, dafür aber an Immobilien. Das macht sie auch in den nächsten Jahren zu einflussreichen Akteuren der Stadtentwicklung. Das wird nicht mehr in der traditionellen Weise als Bauherr sein – das Scheitern der evangelischen Kirche mit dem projektierten „Kirchenquartier“ am Hauptbahnhof war da ein Menetekel.

Mit großen Plänen gestartet, Verwaltung, Öffentlichkeit und Kommunalpolitik jahrelang mit schönen Architektenbildern unterhalten, um am Ende aus finanziellen Gründen dem gesamten Vorhaben den Stecker zu ziehen – das zeigt: Als Bauträger werden die Kirchen in Zukunft nur noch sehr begrenzt eine Rolle spielen. Umso mehr aber als Besitzer von Flächen.

Das zeichnete sich in den letzten Jahren immer mehr ab: Münsters teuerste Kita entstand in einer früheren Kirche (an der Hammer Straße), und das wird noch nicht der letzte Fall gewesen sein. Die Tage, an denen die Kirchen auch größere Teile ihres Immobilienvermögens werden aufgeben müssen, werden nicht mehr allzu fern sein.

Die Frage wird aber sein, unter welchen Rahmenbedingungen sich das vollzieht und ob die Kirchen dabei rein betriebswirtschaftlich oder auch mit sozialer Verantwortung vorgehen. Die bisherigen Fälle machen nicht viel Hoffnung: Die schlimmsten und frühesten Exzesse am Immobilienmarkt Münsters haben katholische Orden geliefert, die – natürlich für den aus ihrer klerikalistischen Binnensicht guten Zweck der Altersversorgung ihrer Mitglieder – Immobilienverwertung zu absoluten Höchstpreisen vornahmen.

Zu den damaligen Zeitpunkten erreichte man so Spitzenwerte bei der Vermarktung (Klostergärten, Clemensbögen), ohne alle Rücksichten auf die Folgewirkungen für den Immobilienmarkt in Münster. Umso wichtiger wird es sein, den Kirchen hier kommunal klare Rahmenbedingungen zu setzen. So ist es zuletzt bei dem Ordensareal der Friedrichsburg am Koldering glücklicherweise gelungen, die Anforderungen der sozial gerechten Bodennutzung auch durchzusetzen. Das ist ein Fortschritt.

Der Worstcase: ein Rückzug

Es wird viel darauf ankommen, dass die Stadt dies durchhält, wenn kirchliche Immobilien auf den Markt gelangen. Man wird, das zeigt die Erfahrung mit den Orden aus den letzten beiden Jahrzehnten, nicht darauf setzen dürfen, dass kirchliche Träger selbst soziale Verantwortung zeigen. Klerikalismus gibt es auch bei der Immobilienverwertung. Stadtplanerisch warten da große Herausforderungen auf die Stadt.

Das Worstcase-Szenario für die Stadt wäre aber ein größerer Rückzug der Kirchen aus dem Gesundheits- und Pflegebereich. Die Stadt Münster hält sich traditionell immer viel darauf zugute, in ihren Finanzstrukturen besser aufgestellt zu sein als etwa vergleichbare Städte im Ruhrgebiet.

Das hat aber bei Lichte betrachtet drei Ursachen, die wenig mit Kommunalpolitik zu tun haben: höhere Steuerkraft, weniger Sozialausgaben – und keine kommunalen Krankenhäuser, die man bewirtschaften muss.

Dass Münsters Krankenhausstrukturen ebenso wie weite Teile der Pflegeinfrastruktur subsidiär organisiert sind, entlastet den Haushalt der Stadt von erheblichen Risiken und Kostenblöcken – und mit der einzigen kommunalen Senioreneinrichtung, dem Klarastift, hat die Stadt in den letzten gut 30 Jahren in zwei großen Skandalen bewiesen, dass diese Subsidiarität viel Unglück schon verhütet hat.

Wenn diese Strukturen ins Wanken geraten würden, dann kämen auf die Stadt interessante Zeiten zu.

Alles in allem wird also deutlich: Die beschleunigte Entchristianisierung der Stadt hat Folgen für die gesamte Infrastruktur unserer Kommune, die sich heute erst in Ansätzen abzeichnen. Hier stehen grundlegende Umwälzungen an. Und dabei fehlt noch der Blick auf die mentale Verfassung der Stadt.

Was wird der rasende Verfall eigentlich mit den verbleibenden Kirchen machen? Welche Rolle werden sie in der Stadtgesellschaft noch spielen? Eines merkt man jetzt schon: Die Stimme der Kirchen wird zu wesentlichen gesellschaftlichen Fragen leiser, die kirchlichen Debatten werden immer binnenfixierter.

Zwei mögliche Szenarien

Gelegentlich eskalieren sie so weit, dass sie auch öffentlich vernehmbar werden wie in den letzten Jahren in der Aaseestadt. Aber meistens ist das nicht der Fall. Für die Zukunft kann man sich zwei Szenarien vorstellen: Kirchen, die ihre zeitgebundene Erscheinungsform als Immobilienholding ein Stück weit abstreifen und sich wieder auf den Kern ihrer Existenz besinnen und sich engagiert in gesellschaftliche Debatten einbringen, das wäre das optimistische Szenario.

Das pessimistische wäre, dass nach dem Abschied der gesellschaftlichen Mitte in der katholischen Kirche noch ein eifernder, extremistischer Rest zur Alten Messe geht, der sich für heilig und den Rest der Gesellschaft für verdorben hält, beziehungsweise man in der evangelischen Kirche ein moralisierendes Arbeitsgrüppchen auf dem nächsten Grünen-Parteitag wird.

Das wäre nicht gut, auch nicht für unsere Stadt. Man darf gespannt sein, wohin der Weg in die Zukunft führt, und ob es noch einen geben wird. Die Veränderungen für und in unserer Stadt werden jedenfalls erheblich sein.

Herzliche Grüße
Ihr Michael Jung

Porträt von Michael Jung

Michael Jung

… lebt schon immer in Münster. Er wurde 1976 hier geboren. Er hat an der Uni Münster Latein und Geschichte studiert und in Geschichte promoviert. Heute ist er Lehrer am Annette-Gymnasium in Münster. Michael Jung war viele Jahre in der Politik: Von 2013 bis 2020 war er Fraktionschef der SPD im Rat der Stadt. Im Jahr 2020 trat er für die SPD bei den Kommunalwahlen als Oberbürgermeisterkandidat an.

Die Kolumne

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