Die Kolumne von Marion Lohoff-Börger | Masematte und die Sprache der Tiödden

Porträt von Marion Lohoff-Börger
Mit Marion Lohoff-Börger

Guten Tag,

ich werde oft gefragt, ob die Tiödden-Sprache im nördlichen Münsterland und die Masematte in Münster nicht ein und dasselbe seien. Bei beiden haben wir es mit besonderen Sprachen zu tun, bei denen fremdklingende Wörter in münsterländisches Platt eingebettet wurden. Da könnte man zugegebenermaßen tatsächlich schon mal auf die Idee kommen.

Aber nein, die beiden Sprachen haben gar nichts miteinander zu tun, sie sind nicht verwandt oder verschwägert. Die Tiödden-Sprache – oder einigen bekannt als das Humpisch oder Bargunsch – ist im siebzehnten Jahrhundert durch den Wanderhandel entstanden und somit eine sogenannte Krämersprache.

Die Masematte ist im Gegensatz dazu erst Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in vier kleinen Vierteln in Münster aufgetaucht. Die Tiödden-Sprache wurde von einer homogenen Gruppe von Menschen auf Reisen zum großen Teil aus dem Wortschatz des Plattdeutschen entwickelt und mit Partikeln aus dem Holländischen und anderen romanischen Sprachen angereichert.

Die Masematte ist hingegen eine Meltingpot-Sprache, die sich aus dem Jiddischen, Romanes, Rotwelschen und Plattdeutschen zusammensetzt. Bei den Tiödden gibt es auch Wörter aus dem Jiddischen oder Romanes, die Anzahl ist aber nicht so hoch wie in der Masematte.

Gemeinsam haben beide Sprachen, dass sie nur mündlich weitergegeben wurden und erst als sie ihre Funktion verloren hatten, verschriftlicht und später auch erforscht wurden. Beide Sprachen werden als Geheimsprachen betitelt, ob zu Recht oder Unrecht ist diskussionswürdig, wie Sie im Verlauf dieser Kolumne noch sehen werden.

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