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Die Kolumne von Ruprecht Polenz | Jetzt schon an den Herbst denken

Einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen.
Seit Freitag gibt es Ferien. Und wenn die Schule im Herbst wieder anfängt, ist Corona vorbei. Dann geht alles endlich wieder seinen normalen Gang.
Schön wär’s, wenn wir uns dessen so sicher sein könnten. Vor einem Jahr hatten auch viele gedacht, nach den Schulferien sei das mit Corona vorbei, und dann kamen Distanzunterricht, Homeschooling und ganze Schulklassen mussten in Quarantäne.
Zwar werden so ziemlich alle, die das wollen, bis zum Herbst vollständig geimpft sein. Aber das wird nicht für Kinder unter zwölf Jahren gelten, denn für sie gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff. Das hat sich für die 12- bis 16-Jährigen geändert. Aber die medizinische Fachwelt ist sich noch unschlüssig, ob sie eine Impfung dieser Altersgruppe empfehlen soll. Die Eltern stehen deshalb vor einer schwierigen Entscheidung.
Inzwischen ist Covid-19 vielfach mutiert, und die Delta-Variante hat sich als besonders ansteckend herausgestellt. Zwar wird sie durch die Impfungen deutlich ausgebremst. Aber für Nicht-Geimpfte hat sich das Ansteckungsrisiko klar erhöht.
In geschlossenen Räumen ist die Ansteckungsgefahr durch Aerosole, durch die das Virus übertragen wird, besonders groß. Deshalb fordert in Nordrhein-Westfalen eine Elterninitiative mobile Raumluftfilter in jedem Klassenzimmer, um flächendeckend Präsenzunterricht in der Pandemie zu sichern. Constanze Busch hat sich damit bereits am Freitag im RUMS-Brief beschäftigt.
Es scheint Bewegung in die Sache zu kommen
Aus einem NRW-Landesprogramm hatte die Stadt Münster im vergangenen Jahr 300 Luftfilter für Klassenzimmer gekauft, die besonders schlecht zu lüften sind. Einen Ratsantrag der CDU, für 4,7 Millionen Euro Luftfilter für alle Schulräume anzuschaffen, hatten Grüne, SPD und Volt seinerzeit mit Hinweis auf die Kosten abgelehnt. Außerdem seien die Schulen selbst mit den großen und „oft störend lauten“ Geräten nicht immer glücklich, zitierten die Westfälischen Nachrichten den Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Christoph Kattentidt, der die Ablehnung begründet hatte.
Wenigstens wurde die Verwaltung beauftragt, zu sondieren, ob aus Landesmitteln für Luftfilteranlagen noch Mittel zur Verfügung stünden. Dadurch konnten zumindest weitere 60 mobile Raumluftfilter angeschafft werden.
Inzwischen scheint bundesweit erneut Bewegung in die Sache zu kommen. Bayern hat angekündigt, alle Klassen mit Raumluftfiltern auszustatten. In NRW hat die Diskussion um eine zweites Programm dafür begonnen.
Immerhin haben die Grünen im Landtag in einem ersten Schritt gefordert, die Grund- und Förderschulen mit Raumluftfiltern auszustatten, weil jüngere Kinder unter zwölf Jahren derzeit nicht geimpft werden könnten und deshalb besonders geschützt werden müssten.
Ob und wann ein zweites Landesprogramm kommt, ist offen. Genauso wie die Frage, ob sich der Bund an den Landesprogrammen finanziell beteiligt. Aber so lange sollte die Stadt Münster nicht warten. Sie ist schließlich für die bauliche Ausstattung der Schulen zuständig. Außerdem müssen die Filtergeräte jetzt bestellt werden, damit sie im Herbst aufgestellt werden können. Falls es dann Landes- oder Bundesprogramme gibt, werden sich Mittel und Wege finden lassen, auch die von der Stadt zwischenzeitlich bestellten Raumluftfilter damit zu finanzieren.
Wie wäre es, wenn jetzt die Alten verzichten?
Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern wollen nach den Ferien zurück zum Präsenzunterricht. Es sollte alles getan werden, damit das wieder verlässlich und dauerhaft möglich wird.
Auch dieses Jahr werden viele die Ferien und ihren Urlaub in Münster verbringen. Wegen Corona immer noch unter erschwerten Bedingungen. So ist beispielsweise die Besucher:innenzahl im Freibad Hiltrup auf 500 begrenzt. Viele ärgert es dann nicht mehr eingelassen zu werden.
Wie wäre es, wenn bei solchen Zulassungsbeschränkungen jetzt die Älteren mal auf die Jüngeren Rücksicht nähmen und auf ihren Freibad-Besuch verzichteten, wenn nicht alle Badelustigen eingelassen werden können? Schließlich haben die Jüngeren auf vieles verzichtet, um die Risikogruppe der Älteren nicht anzustecken.
Die Stadt könnte auch überlegen, die Öffnungszeiten zu verlängern, damit trotz der Zulassungsbeschränkungen mehr Menschen in die Bäder gehen können. Mitternachtsbaden mit Musik wäre ein kleines Dankeschön an die Jugendlichen, die so lange auf Feten und Partys verzichten mussten.
Ich wünsche Ihnen schöne Ferien, einen erholsamen Urlaub und eine gesunde Rückkehr.
Herzliche Grüße
Ihr
Ruprecht Polenz

Ruprecht Polenz
Viele Jahre lang war Ruprecht Polenz Mitglied des Rats der Stadt Münster, zuletzt als CDU-Fraktionsvorsitzender. Im Jahr 1994 ging er als Bundestagsabgeordneter nach Berlin. Er war unter anderem CDU-Generalsekretär, zwischen 2005 und 2013 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags. Von 2000 bis 2016 war Ruprecht Polenz Mitglied des ZDF-Fernsehrats, ab 2002 hatte er den Vorsitz. Der gebürtige Bautzener lebt seit seinem Jura-Studium in Münster. 2020 erhielt Polenz die Auszeichnung „Goldener Blogger“.
Die Kolumne
Immer sonntags schicken wir Ihnen eine Kolumne. Das sind Texte, in denen unsere acht Kolumnistinnen und Kolumnisten Themen analysieren, bewerten und kommentieren. Die Texte geben ihre eigene Meinung wieder, nicht die der Redaktion. Mitgliedschaften in politischen Parteien oder Organisationen machen wir transparent. Wenn Sie zu den Themen der Kolumnen andere Meinungen haben, schreiben Sie uns gern. Wenn Sie möchten, veröffentlichen wir Ihre Zuschrift im RUMS-Brief. Wenn Sie in unseren Texten Fehler finden, freuen wir uns über Hinweise. Die Korrekturen veröffentlichen wir ebenfalls im RUMS-Brief.
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