Fotoreportage

Nach Hause telefonieren

Seit November kann man in Telefonzellen nur noch mit Telefonkarten zahlen. Am Montagsende schaltet die Telekom sie ganz ab. Bevor sie verschwinden, haben wir uns die letzten Exemplare in Münster noch einmal angesehen.

von Paula Götz • Fotos: Paula Götz
Telefonzelle, die von einem Busch umwuchert wird
An der Piusallee ist hinter dem Landeshaus eine Telefonzelle in einen Busch gewachsen – als wollte sie sich verstecken. Doch bis Februar wird das wohl nicht mehr gelingen.
Zeitungen liegen auf einer Ablage, darunter die Wähltasten einer Telefonzelle in Metalloptik
„Entschuldigung, zur Zeit gestört“: Zeitschriften liegen auf dem Telefonkasten, der Hörer hängt herunter, das Gerät ist defekt. Orte zum Wohlfühlen waren Telefonzellen noch nie. Diese hier stellt auf der Promenade an der Salzstraße.
Telefonzelle, die an einer Seite mit rosa Grafitti besprüht wurde
Um Menschen anzurufen, nutzt schon seit Jahren kaum noch jemand öffentliche Telefonzellen. Im Stadtgebiet sind nur einige Dutzend übrig geblieben. Diese hier an der Warendorf Straße (Ecke Zumsandestraße) hat immerhin als Graffiti-Leinwand eine Verwendung gefunden, aber auch das muss schon länger her sein.
Telefonzelle, im Hintergrund ein Parkplatz und eine Baumallee
Wie vor 40 Jahren bestellt und nicht abgeholt steht dieses Exemplar am Rande des Schlossplatzes. Gleich dahinter geht’s die Treppe runter zu einem Tunnel, der ebenfalls nicht mehr gebraucht wird.
Telefonzelle, runherum gelbes Laub und ein gelber Briefkasten mit einer gelben Box voller Briefe
Ein Korb mit Briefen steht an der Promenade vor einem Postkasten, daneben die Telefonzelle wie eine Duschkabine. Ursprünglich gehörten Postkästen und Telefonhäuschen dem selben Staatskonzern, der Deutschen Bundespost.
Hörerkabel, aus dem drei dünnere Kabel abgeschnitten heraushängen
Ein Kabel hängt an der Promenade aus einem Telefonhörer. An dieser Stelle traf unsere Fotografin eine Frau, die von einer Telefonzelle zur nächsten lief. Sie erzählte, ihr Vater arbeitete bei der Telekom. Er habe sogar ein ausrangiertes Modell im Vorgarten stehen, inklusive Schaufensterpuppe. Ob die Frau telefonieren oder ihre Telefonkarte aufladen wollte, ließ sich allerdings nicht klären.
Telefonzelle in mitten von geparkten Fahrrädern
Später wurde aus der Zelle eine Säule, wie hier zwischen Salzstraße und Altem Steinweg. Gemütlicher wurd’s in der Zelle allerdings auch ohne die Tür nicht.
Telefonzelle auf dem Bürgersteig vor einer niedrigen Hecke
An der Schorlemmer Straße, direkt am Kreisel, steht diese Exemplar. Eine Scheibe fehlt. Bei späteren Modellen verschwanden auch die übrigen, dann die Säulen die Wählscheiben und der silberne Kasten, das nannte man dann: Handy.
Telefonzelle vor einem Hochhaus mit eingeschlagener Seitenscheibe
In den ersten Jahren las man den Telefonzellen die Aufforderung: „Fasse dich kurz!“ Es gab nur wenige Telefone, manchmal warteten draußen Menschen, während sich drinnen jemand verplapperte. Beschleunigen konnte man die Gespräche, indem man an die Fenster klopfte. Das ist hier an der Hafenstraße aber wahrscheinlich eher nicht der Grund für die zersplitterte Scheibe.
Ein Sticker zum Transgender Day of Rememberance auf einer zersplitterten Scheibe
An den Scheiben fand unsere Fotografin oft Graffiti und Sticker, viele mit politischen Botschaften. Hier wird also weiterhin kommuniziert, aber eben nicht über den Telefonhörer.
Eine Telefonstation ohne Seitenscheibe neben geparkten Fahrrädern auf dem Bürgersteig
Manchmal fehlen Glasscheiben auch ganz. Das ist möglicherweise die Vorstufe zur Telefonie heute. In die Tasche stecken man dieses Modell zwar noch nicht, aber auch hier können alle mithören.