An der Piusallee ist hinter dem Landeshaus eine Telefonzelle in einen Busch gewachsen – als wollte sie sich verstecken. Doch bis Februar wird das wohl nicht mehr gelingen. „Entschuldigung, zur Zeit gestört“: Zeitschriften liegen auf dem Telefonkasten, der Hörer hängt herunter, das Gerät ist defekt. Orte zum Wohlfühlen waren Telefonzellen noch nie. Diese hier stellt auf der Promenade an der Salzstraße. Um Menschen anzurufen, nutzt schon seit Jahren kaum noch jemand öffentliche Telefonzellen. Im Stadtgebiet sind nur einige Dutzend übrig geblieben. Diese hier an der Warendorf Straße (Ecke Zumsandestraße) hat immerhin als Graffiti-Leinwand eine Verwendung gefunden, aber auch das muss schon länger her sein. Wie vor 40 Jahren bestellt und nicht abgeholt steht dieses Exemplar am Rande des Schlossplatzes. Gleich dahinter geht’s die Treppe runter zu einem Tunnel, der ebenfalls nicht mehr gebraucht wird. Ein Korb mit Briefen steht an der Promenade vor einem Postkasten, daneben die Telefonzelle wie eine Duschkabine. Ursprünglich gehörten Postkästen und Telefonhäuschen dem selben Staatskonzern, der Deutschen Bundespost. Ein Kabel hängt an der Promenade aus einem Telefonhörer. An dieser Stelle traf unsere Fotografin eine Frau, die von einer Telefonzelle zur nächsten lief. Sie erzählte, ihr Vater arbeitete bei der Telekom. Er habe sogar ein ausrangiertes Modell im Vorgarten stehen, inklusive Schaufensterpuppe. Ob die Frau telefonieren oder ihre Telefonkarte aufladen wollte, ließ sich allerdings nicht klären. Später wurde aus der Zelle eine Säule, wie hier zwischen Salzstraße und Altem Steinweg. Gemütlicher wurd’s in der Zelle allerdings auch ohne die Tür nicht. An der Schorlemmer Straße, direkt am Kreisel, steht diese Exemplar. Eine Scheibe fehlt. Bei späteren Modellen verschwanden auch die übrigen, dann die Säulen die Wählscheiben und der silberne Kasten, das nannte man dann: Handy. In den ersten Jahren las man den Telefonzellen die Aufforderung: „Fasse dich kurz!“ Es gab nur wenige Telefone, manchmal warteten draußen Menschen, während sich drinnen jemand verplapperte. Beschleunigen konnte man die Gespräche, indem man an die Fenster klopfte. Das ist hier an der Hafenstraße aber wahrscheinlich eher nicht der Grund für die zersplitterte Scheibe. An den Scheiben fand unsere Fotografin oft Graffiti und Sticker, viele mit politischen Botschaften. Hier wird also weiterhin kommuniziert, aber eben nicht über den Telefonhörer. Manchmal fehlen Glasscheiben auch ganz. Das ist möglicherweise die Vorstufe zur Telefonie heute. In die Tasche stecken man dieses Modell zwar noch nicht, aber auch hier können alle mithören.