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Eine Hebamme unterstützt eine Schwangere im Kreißsaal

Keine Geburt, kein Zuschlag

Für freiberufliche Hebammen gelten in Krankenhäusern bald neue Regeln. Die Krankenkassen sagen: Hebammen verdienen dann mehr. Der Hebammenverband sagt: Sie verdienen weniger. Was sagen die Hebammen? Jolinde Hüchtker von der Reportageschule Reutlingen hat sie für RUMS besucht.

von Jolinde Hüchtker • Redaktion: Ralf Heimann • Lektorat: Maria Schubarth • Fotos: Franca Hengstermann

Du machst das mega, einfach atmen, die Wehe schaffst du auch noch. Alina Maaß massiert der Schwangeren das Kreuzbein. Die Jalousie ist heruntergelassen, das Fenster des Untersuchungszimmers einen Spalt offen, die Frau auf der Liege stöhnt laut. Sehr gut, lass es raus, du kämpfst dich durch. Es klingelt, Maaß drückt mit einer Hand weiter gegen das Kreuzbein, fingert mit der anderen in der Tasche ihres rosa Kasacks nach dem Telefon: „Herz-Jesu-Krankenhaus, Kreißsaal, Hebamme Alina?“

Es ist der 6. Mai und Alina Maaß betreut die zweite Geburt an diesem Tag, seit sieben Uhr ist sie in der Klinik. Einige Kilometer nördlich, in der Halle Münsterland, findet gerade der größte deutsche Hebammenkongress statt, 1.800 Hebammen sind vor Ort, weitere 500 online zugeschaltet. Zwischen Seminaren zu Stillen und Frühgeburten geht es vor allem um eines: die Änderungen im Hebammenhilfevertrag.

Eine Hebamme läuft durchs Behandlungszimmer
Die Hebamme Alina Maaß hilft täglich bei mehreren Geburten.

Der Vertrag zwischen dem Spitzenverband der Krankenkassen (GKV) und den großen Hebammenverbänden regelt, welche Leistungen freiberufliche Hebammen mit den Krankenkassen abrechnen dürfen – und für wie viel Geld. Seit die zuständige Schiedsstelle einen neuen Vertrag festsetzte, der im November in Kraft treten soll, wird laut über die Änderungen gestritten. Was bürokratisch klingt, wirft große Fragen auf: Wie wollen wir gebären? Und wie ergeht es denen, die uns dabei begleiten?

Die Änderungen im Hebammenhilfevertrag treffen vor allem Hebammen wie Alina Maaß, die im Dienstbelegsystem arbeiten – freiberuflich, aber im Kreißsaal einer Klinik. In NRW gibt es 15 Kliniken mit diesem System, zwei davon in der Stadt Münster: das Clemenshospital und das Herz-Jesu-Krankenhaus. Der GKV-Spitzenverband sagt: Beleghebammen werden durch den neuen Vertrag deutlich mehr verdienen. Der Deutsche Hebammenverband (DHV) sagt: Sie verdienen so bis zu 30 Prozent weniger, das könnte den Hebammenmangel in Kliniken verschärfen. Und die Hebammen in Münster?

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