Storch bringt Probleme – Zoo sucht Lösungen | Gesundheitsstudie: Verzerren Gebildete das Bild? | Dieks Wurstbrathalle

Müns­ter, 18. Juli 2023

Guten Tag,

wenn man ein Pro­blem lösen möch­te, dann geht man am bes­ten nach einem ein­fa­chen Sche­ma vor: Man iden­ti­fi­ziert das Pro­blem, sucht nach einer geeig­ne­ten Lösung und setzt sie im Ide­al­fall um. 

Das klingt wun­der­bar sim­pel. Aber lei­der ist es das nicht immer. Im Zoo zum Bei­spiel ist vor einem Monat ein Storch gestor­ben, der sich auf dem Gei­er­ge­he­ge in den Maschen ver­fan­gen hat­te. Das ist jetzt erneut pas­siert. Und es kann sein, dass man so etwas bald wie­der hören wird.

In einer Stel­lung­nah­me, die der Zoo ges­tern auf sei­ne Face­book­sei­te gestellt hat, weil in den ver­gan­ge­nen Tagen auch noch ein Faul­tier in der neu­en Tro­pen­hal­le ver­en­det ist, wahr­schein­lich an der Hit­ze, schreibt der Zoo, man suche „hän­de­rin­gend nach einer Lösung“ für die Stör­che. Aber wie die aus­se­hen könn­te, steht dort nicht. Und wenn man im Zoo anruft, sagt Spre­cher Jan Ruch: „Das ist ja das Pro­blem. Es gibt bis jetzt noch kei­ne denk­ba­ren Lösungen.“ 

Die Stör­che auf dem Gei­er­ge­he­ge hat der Zoo dort nicht selbst ange­sie­delt. Sie haben sich den Platz selbst aus­ge­sucht. Als das Gehe­ge im Jahr 1974 gebaut wur­de, gab es das Pro­blem noch nicht. Damals habe man im gesam­ten Müns­ter­land von einem ein­zi­gen brü­ten­den Stor­chen­paar gewusst, schreibt der Zoo in sei­ner Erklä­rung. Zuletzt wuchs die Popu­la­ti­on sehr schnell. Im ver­gan­ge­nen Jahr habe man im Zoo 39 Hors­te gezählt, in die­sem Jahr 51.

Gleich­zei­tig wer­de es in den Nes­tern immer enger. Im Schnitt säßen dort nor­ma­ler­wei­se zwei oder drei Stör­che, nun aber sei­en es teil­wei­se vier oder fünf. Und wenn der Platz in den Nes­tern oder das Fut­ter knapp wer­de, kön­ne es laut Fach­leu­ten pas­sie­ren, dass die Eltern schwa­che Jung­tie­re ein­fach raus­wer­fen, bevor sie flüg­ge wer­den, oder der Nach­wuchs sich gegen­sei­tig aus dem Nest drängt. Dann stür­zen die Tie­re her­un­ter, ver­let­zen sich, oder sie blei­ben, wie in die­sem Fall, irgend­wo in den Maschen hängen. 

Viele Vorschläge, keiner möglich

So ent­steht ein kom­pli­zier­tes Pro­blem, denn auch eine Eta­ge tie­fer, im Gän­se­gei­er­ge­he­ge, sitzt in den Nes­tern der Nach­wuchs. Und wenn der in Panik gera­te, zum Bei­spiel, weil irgend­wer ver­sucht, die Stör­che zu ret­ten, kön­ne es pas­sie­ren, dass die jun­gen Gei­er panisch in die Tie­fe sprin­gen. Das habe man im ver­gan­ge­nen Jahr in einem Fall genau so erlebt. Der Zoo steht vor einem Dilem­ma. Und für die sel­te­nen Gei­er aus dem eige­nen Bestand, die in Bul­ga­ri­en aus­ge­wil­dert wer­den sol­len, fühlt er sich etwas mehr ver­ant­wort­lich als für die wild leben­den Stör­che. Im State­ment heißt es: „Die Popu­la­ti­on brü­ten­der Gei­er in ganz Bul­ga­ri­en ist klei­ner als allein die Anzahl der brü­ten­den Stör­che nur im Allwetterzoo.“

Wie könn­te man das lösen? Man könn­te ein Netz mit enge­ren Maschen über das Gehe­ge legen. Aber das wür­de die Sta­tik nicht mit­ma­chen, sagt Jan Ruch. Wenn es schneit, könn­te die Volie­re unter der Schnee­last zusam­men­bre­chen. Und Net­ze, die ver­hin­dern, dass die Gei­er in die Tie­fe sprin­gen? Auch nicht mög­lich, sagt Ruch. 

Aber was wäre mög­lich? Man könn­te die Nes­ter abräu­men und soge­nann­te Abwei­ser auf das Gehe­ge set­zen. Sie wür­den ver­hin­dern, dass Stör­che sich oben auf der Volie­re ansie­deln. Doch auch die­se Lösung wäre laut Zoo nicht von Dau­er. „Das geht ein Jahr lang gut, dann über­le­gen die Tie­re sich etwas Neu­es“, sagt Ruch. Wel­che Mög­lich­keit gäbe es sonst noch? Ein neu­es Gei­er­ge­he­ge. Aber das wür­de Jah­re dau­ern, und irgend­wer müss­te es bezahlen.

Das ist das Pro­blem mit den Stör­chen. Und dann ist da noch das mit dem Faul­tier. Hier ist die Ursa­che eine ganz ande­re. Es ist wich­tig, das zu erwäh­nen, denn vor allem in der reflex­haf­ten Netz­de­bat­te ist die Atmo­sphä­re noch etwas hit­zi­ger als vor zwei Wochen im neu­en Tropenhaus.

Warum brauchte es das Video?

Der Zoo räumt in sei­nem State­ment ein, den Zustand des Faul­tiers falsch ein­ge­schätzt zu haben. Vor sei­nem Tod war es in der Tro­pen­hal­le dabei gefilmt wor­den, wie es sei­nen Kopf immer wie­der in eine Scha­le mit Was­ser tunk­te. In einem Tik­tok-Video der „Tau­ben­freun­de Müns­ter“, in dem die­se Sze­ne zu sehen ist, heißt es, Men­schen hät­ten das Zoo­per­so­nal dar­auf auf­merk­sam gemacht. Aber den Leu­ten sei gesagt wor­den, man kön­ne nichts machen, es sei Sonn­tag. Außer­dem gehe es dem Tier gut. 

Der Zoo schreibt, das Video habe dem Team zur Beur­tei­lung der Situa­ti­on nicht vor­ge­le­gen. Nur: Wäre das über­haupt nötig gewe­sen? Hät­te man sich das Tier nicht auch vor Ort anse­hen kön­nen? Hät­te das bei der Hit­ze nicht ohne­hin pas­sie­ren müs­sen? In dem Video sieht es aus, als könn­ten auch Men­schen ohne tie­fes Fach­wis­sen erken­nen, dass es dem Faul­tier nicht gut geht. 

Ganz offen­sicht­lich ist hier etwas ver­säumt wor­den. Der Zoo schreibt, man habe die Kli­ma­an­la­ge erst spä­ter ein­ge­schal­tet, aus heu­ti­ger Sicht habe man die Tem­pe­ra­tur­ent­wick­lung falsch ein­ge­schätzt. In der Stel­lung­nah­me heißt es: „Wir geben alles, um solch einen Vor­fall nie wie­der erle­ben zu müssen.“ 

Bei­de Fäl­le wären nicht auf die­se Wei­se öffent­lich gewor­den, wenn Men­schen nicht genau hin­ge­schaut hät­ten – und wenn die „Tau­ben­freun­de Müns­ter“ das Mate­ri­al nicht ver­brei­tet hät­ten. Aber der Fall macht auch deut­lich, was hier in Zukunft noch bes­ser lau­fen könn­te. Die „Tau­ben­freun­de Müns­ter“ tun die Erklä­rung des Zoos als „Aus­re­de“ ab. Im Video ist zu lesen: „Erneut mas­si­ve Tier­quä­le­rei im All­wet­ter­zoo Münster“. 

Und dazu muss man sagen: Pau­scha­le Ver­ur­tei­lun­gen sind hilf­reich, wenn es dar­um geht, etwas im Netz mög­lichst wir­kungs­voll zu ver­brei­ten. Das sieht man in den Kom­men­ta­ren. Dort ent­la­den sich die Emo­tio­nen. Eine Nut­ze­rin schreibt: „Macht einen ein­fach nur wütend und sprach­los.“ Eine ande­re: „Ohne Wor­te“. So heizt das Video die Empö­rung an. Aber das ist auch schon alles. 

Inter­es­sant wäre, zu erfah­ren, war­um die Erklä­rung des Zoos nach Ein­schät­zung der Grup­pe nur eine Aus­re­de ist. Was dar­an ist falsch? Was könn­te der Zoo bes­ser machen? Wie könn­te er das Pro­blem mit dem Gei­er­ge­he­ge lösen? Geht es hier wirk­lich um Tier­schutz? Dann wäre es sinn­voll, wenn Men­schen, die sich damit aus­ken­nen, kon­struk­ti­ve Vor­schlä­ge machen, um die Situa­ti­on der Tie­re zu ver­bes­sern. Andern­falls bleibt der Ein­druck zurück, dass die toten Tie­re neben­bei auch ganz nütz­lich sind, um den Zoo effekt­voll zu ver­un­glimp­fen. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Alle Kreis­po­li­zei­be­hör­den in Nord­rhein-West­fa­len bekom­men ab 1. Sep­tem­ber Ver­stär­kung. Das hat das Innen­mi­nis­te­ri­um mit­ge­teilt. Ins­ge­samt 480 neue Stel­len wer­den dann besetzt. Innen­mi­nis­ter Her­bert Reul setzt sich seit sei­nem Amts­an­tritt 2017 für mehr Per­so­nal bei der Poli­zei ein, seit eini­gen Jah­ren wer­den kon­ti­nu­ier­lich mehr Stel­len in NRW geschaf­fen. Wie viel Zuwachs das Poli­zei­prä­si­di­um Müns­ter erhält und wo das neue Per­so­nal dann ein­ge­setzt wird, konn­te eine Spre­che­rin noch nicht mit­tei­len. (sst)

+++ Für Jugend­ver­bän­de sieht es in Müns­ter gera­de nicht so gut aus, teilt der Stadt­ju­gend­ring auf Insta­gram mit. Kon­kret fehl­ten ihnen Räu­me, vie­le sind auf die Gut­mü­tig­keit von etwa Erwach­se­nen­ver­bän­den oder Kir­chen­ge­mein­den ange­wie­sen. Am Tele­fon nennt die Vor­sit­zen­de Saskia Tietz eini­ge Bei­spie­le: Bei der Arbei­ter-Sama­ri­ter-Jugend fal­len Grup­pen­stun­den ganz aus, sagt sie, weil es bis­her kei­nen Ersatz gibt für den Raum, der wäh­rend der Pan­de­mie weg­ge­fal­len ist. Die Fal­ken kom­men zur­zeit am Gaso­me­ter unter, müs­sen dort jedoch raus, wenn das an einen Inves­tor wei­ter­ge­ge­ben wird. Die Sport­ju­gend darf zwar einen Kon­fe­renz­raum des Stadt­sport­bun­des für ihre Jugend­ar­beit nut­zen. „Der sieht aber auch nach Kon­fe­renz­raum aus“, sagt Tho­mas Lam­mers, eben­falls im Stadt­ju­gend­ring. Und außer­dem gilt: Wenn die Erwach­se­nen den Raum brau­chen, müs­sen die Jugend­li­chen wei­chen. Der Stadt­ju­gend­ring selbst hat übri­gens auch kei­ne Räu­me. Spä­tes­tens, wenn die neue Geschäfts­füh­rung ihren Job antritt, bräuch­te er die aber eigent­lich. Die per­fek­te Lösung wäre für Saskia Tietz ein Haus, in dem vie­le Ver­bän­de ihr Pro­gramm anbie­ten. Inklu­si­ve der Geschäfts­stel­le des Stadt­ju­gend­rings, natür­lich. Saskia Tietz hält hier kom­mu­na­le Unter­stüt­zung für not­wen­dig. „Die Jugend­ver­bän­de haben einen gesell­schaft­li­chen Nut­zen und die Arbeit dort wird meis­tens ehren­amt­lich geleis­tet.“ (sst)

+++ Ist Ihnen auch schon auf­ge­fal­len, dass rund um das Uni­kli­ni­kum sehr vie­le Men­schen Leih-E-Scoo­ter benut­zen? Zumin­dest der Geräusch­ku­lis­se nach zu urtei­len, hat uns ein Anwoh­ner geschrie­ben. Wenn man dann mal auf die Stra­ße schaue, stel­le man aller­dings fest: Da ste­hen gar kei­ne Rol­ler rum. Statt­des­sen hocken Sing­vö­gel in der Nähe, die täu­schend echt die Ton­si­gna­le der Rol­ler nach­ah­men. Für Hans-Uwe Schütz aus der Bio­lo­gi­schen Sta­ti­on sind das kei­ne Neu­ig­kei­ten. Dort hät­ten sich auch schon Leu­te gemel­det, die ver­mehrt Roller­ge­sän­ge wahr­ge­nom­men haben, und zwar in Rum­phorst und am Hörs­ter Fried­hof. Er ver­mu­tet, dass Sing­dros­seln, Sta­re oder Nach­ti­gal­len hin­ter dem Vogel­kon­zert ste­cken. „Vögel wol­len ihren Gesang beson­ders erklin­gen las­sen“, sagt er und mut­maßt, dass das bei der Part­ner­su­che hilf­reich sein könn­te. Jung­vö­gel näh­men her­aus­ste­chen­de Geräu­sche schon im Nest wahr und bau­ten sie dann spä­ter in die Stro­phen ihrer Gesän­ge ein. Dabei sind E-Scoo­ter übri­gens nicht das Ende der Fah­nen­stan­ge. Falls Sie hören wol­len, wie der Pracht­lei­er­schwanz eine Ket­ten­sä­ge samt umfal­len­den Baum imi­tiert, bit­te hier ent­lang. (sst)

Grüße aus dem Urlaub 

Tho­mas Lins schickt uns Grü­ße vom Schloss Tirol, von dem aus er ein tol­les Pan­ora­ma des gleich­na­mi­gen Dor­fes foto­gra­fiert hat. Haben Sie auch ein paar Fotos, die ganz nach Fern­weh aus­se­hen? Dann schi­cken Sie die ger­ne an redaktion@rums.ms.

Die NAKO-Gesundheitsstudie: Wer wird in Münster eigentlich untersucht?

RUMS-Leser Fried­helm Ger­hard hat sich bei uns gemel­det. Er nimmt an der NAKO-Gesund­heits­stu­die teil, einer lang­fris­ti­gen Bevöl­ke­rungs­stu­die zu häu­fi­gen Erkran­kun­gen. Doch er hat Zwei­fel an der Zusam­men­stel­lung der Proband:innen. Ger­hard glaubt: Unter­sucht wird nicht „die Bevöl­ke­rung“, son­dern über­pro­por­tio­nal vie­le Men­schen mit höhe­rem Ein­kom­men und höhe­ren Bildungsabschlüssen.

Falls Sie mit dem Namen NAKO (kurz für „Natio­na­le Kohor­te“) gera­de nichts anfan­gen kön­nen, sind Sie in guter Gesell­schaft. Das For­schungs­vor­ha­ben fliegt in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung sehr unter dem Radar. Dabei ist es eine gro­ße Sache: 200.000 Men­schen an 18 Stu­di­en­or­ten in ganz Deutsch­land wer­den alle paar Jah­re umfas­send unter­sucht und befragt, über einen Zeit­raum von 20 bis 30 Jah­ren. Allein bis 2028 wol­len Bund, Län­der und die Helm­holtz-Gemein­schaft dafür bis zu 383 Mil­lio­nen Euro zur Ver­fü­gung stel­len. Die Stu­die soll, grob ver­ein­facht, her­aus­fin­den, war­um man­che Men­schen zum Bei­spiel Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen oder Dia­be­tes bekom­men und ande­re nicht.

Einer der Stu­di­en­or­te ist Müns­ter. 10.000 Men­schen neh­men hier an der Stu­die teil. Und einer von ihnen ist eben Fried­helm Ger­hard. Was ist dran an sei­ner Ver­mu­tung? Kom­men Men­schen mit wenig Geld und nied­ri­ge­rem Bil­dungs­grad tat­säch­lich zu wenig in der NAKO-Stu­die vor? Wer­den also die gesund­heit­li­chen Fol­gen sozia­ler Fak­to­ren zu wenig berück­sich­tigt? Con­stan­ze Busch hat Ant­wor­ten gesucht.

Mehrere Stunden Untersuchungen, „die wissen nachher ziemlich viel“

Eine NAKO-Unter­su­chung dau­ert meh­re­re Stun­den. Fried­helm Ger­hard war dafür schon zwei­mal im Stu­di­en­zen­trum am Pott­kamp. In einer E-Mail an RUMS beschreibt er die Unter­su­chun­gen als „ner­vig“, in einem Tele­fo­nat als teil­wei­se unan­ge­nehm, vor allem die Gedächt­nis- und Kon­zen­tra­ti­ons­tests. Dazu kom­men kör­per­li­che Unter­su­chun­gen wie etwa ein Lun­gen­funk­ti­ons­test, und die Proband:innen sol­len am Com­pu­ter Fra­gen zu ihrem see­li­schen Zustand, ihrem Ein­kom­men und ande­ren The­men beant­wor­ten. „Die wis­sen nach­her ziem­lich viel“, sagt Fried­helm Ger­hard uns am Telefon.

Sei­ne Moti­va­ti­on, bei all dem mit­zu­ma­chen, beschreibt er so: „Ich woll­te die erklär­te Absicht der Stu­die, die sozia­le Bedingt­heit von Volks­krank­hei­ten zu erfor­schen, unter­stüt­zen.“ Dass es einen Zusam­men­hang zwi­schen öko­no­mi­scher Lage und Gesund­heit gebe, wis­se man ja intui­tiv. Aber es sei doch sinn­voll, das noch ein­mal wis­sen­schaft­lich zu unter­su­chen. Des­halb ent­schied er sich, NAKO-Pro­band zu wer­den. Ein altru­is­ti­sches Vor­ha­ben – Ger­hard beschreibt sich selbst in sei­ner E-Mail als Teil „der ‚Mit­tel­schichts­bla­se‘ von sozi­al enga­gier­ten Men­schen mit Abitur“.

Aus den­sel­ben Grün­den wie Fried­helm Ger­hard neh­men auch eini­ge sei­ner Freund:innen an der NAKO-Stu­die teil. Wie er haben sie höhe­re Bil­dungs­ab­schlüs­se, enga­gie­ren sich ehren­amt­lich und inter­es­sie­ren sich für sozia­le The­men. Men­schen aus sei­nem Umfeld, die in nicht-aka­de­mi­schen Beru­fen arbei­ten oder eine Migra­ti­ons­vor­ge­schich­te haben, haben von der NAKO-Stu­die dage­gen noch nie etwas gehört. Ist das ein Zufall?

Ger­hard wen­det sich an Klaus Ber­ger, der das NAKO-Stu­di­en­zen­trum in Müns­ter lei­tet. Der Pro­fes­sor und Direk­tor des Insti­tu­tes für Epi­de­mio­lo­gie und Sozi­al­me­di­zin ant­wor­tet aus­führ­lich. Fried­helm Ger­hard fasst die­se Ant­wort RUMS gegen­über so zusam­men: Der Schrift­ver­kehr habe sei­ne Ver­mu­tung bestä­tigt, nicht „das Volk“ neh­me an der Stu­die teil, „son­dern Müns­ters aka­de­mi­sche Mit­tel­schicht“. Er kri­ti­siert, dass das so nicht kom­mu­ni­ziert wer­de. Beschrei­bun­gen der Stu­die klän­gen so, „als sei das reprä­sen­ta­tiv“. Und war­um man sich denn bei einem so gro­ßen Vor­ha­ben nicht mehr Mühe gege­ben habe, um mehr Men­schen aus weni­ger pri­vi­le­gier­ten Grup­pen für die Stu­die zu gewinnen?

Das Wort „repräsentativ“ ist offenbar ein Problem

Wir haben für die­se Recher­che eben­falls mit Klaus Ber­ger gespro­chen. In dem Tele­fo­nat wird klar: Das Wort „reprä­sen­ta­tiv“ ist in die­ser Geschich­te ein gro­ßes Problem.

Sind Men­schen mit wenig Geld und zum Bei­spiel ohne Abitur in Müns­ter in der Stu­die unter­re­prä­sen­tiert? Klaus Ber­ger ant­wor­tet, das sei eine typi­sche Fra­ge von Leu­ten, die nicht viel Erfah­rung mit sol­chen Stu­di­en hät­ten. Alle bevöl­ke­rungs­ba­sier­ten Stu­di­en bräuch­ten Men­schen, die zum Mit­ma­chen bereit sind. Und das sei­en im Schnitt eher Men­schen mit höhe­rer Bil­dung. Mit dem Pro­blem müs­se die Epi­de­mio­lo­gie seit Jahr­zehn­ten arbeiten.

Aller­dings wür­den der Schul­ab­schluss und das unge­fäh­re Haus­halts­net­to­ein­kom­men ja bei allen Proband:innen mit erho­ben, eben­so wie even­tu­el­le Belas­tun­gen durch Lärm, Staub oder Nacht­schich­ten am Arbeits­platz. Bei allen Ana­ly­sen zu Erkran­kun­gen wür­den also mög­li­che sozia­le Risi­ko­fak­to­ren einfließen.

Den­noch: Hät­te man gegen die sta­tis­ti­sche Ver­zer­rung denn nichts tun kön­nen? Klaus Ber­ger sagt, das sei nicht mög­lich. Das Aus­wahl­ver­fah­ren lau­fe über das Ein­woh­ner­mel­de­amt, auch weil ande­re Zugangs­we­ge aus Daten­schutz­grün­den schwie­rig sei­en. Die Kri­te­ri­en sei­en Alter und Geschlecht gewe­sen: In Fünf-Jah­res-Alters­grup­pen der 20- bis 69-Jäh­ri­gen sol­len Frau­en und Män­ner jeweils gleich häu­fig vor­kom­men. Also wür­den im Ein­woh­ner­mel­de­amt zum Bei­spiel aus der Grup­pe „Män­ner im Alter zwi­schen 40 und 44“ nach dem Zufalls­prin­zip mög­li­che Pro­ban­den aus der Kar­tei gezo­gen. Der Bil­dungs­ab­schluss, der Wohn­ort und ähn­li­che sozia­le Fak­to­ren sei­en ein­fach kei­ne Aus­wahl­kri­te­ri­en – aber eben im Lau­fe der Stu­die Teil der Erhe­bung, sodass durch­aus Rück­schlüs­se mög­lich seien.

Ist die Gruppe repräsentativ? Nein, sagt Klaus Berger. Ja, sagt die NAKO

Die Pro­banden­grup­pe in Müns­ter ist also nicht reprä­sen­ta­tiv für die Stadt­be­völ­ke­rung? Nein, sagt Klaus Ber­ger. Und das Wort „reprä­sen­ta­tiv“ sol­le am bes­ten gleich weg, weil es Miss­ver­ständ­nis­se pro­du­zie­re. Die Kohor­te sei bei einer sol­chen Stu­die „immer nur ein Teil der Ziel­be­völ­ke­rung“. Und „reprä­sen­ta­tiv“ müs­se man ja auch erst ein­mal defi­nie­ren – reprä­sen­ta­tiv in Bezug auf wel­che Merk­ma­le? Wenn wirk­lich alle ver­tre­ten sein soll­ten, müss­ten alle mit­ma­chen. Wie man in der Epi­de­mio­lo­gie mit Ver­zer­run­gen umge­he, dazu gebe es gan­ze Bücher. Man kön­ne zum Bei­spiel dar­auf ach­ten, ob Teilnehmer:innen vor allem aus bestimm­ten Stadt­tei­len kom­men, und die­se dann unter­schied­lich gewich­ten. Oder die Sterb­lich­keits­ra­ten von Proband:innen und Men­schen außer­halb der Stu­die vergleichen.

In sei­nem Brief an Fried­helm Ger­hard schreibt Klaus Ber­ger, der Begriff „reprä­sen­ta­tiv“ wer­de in Medi­en­be­rich­ten über sol­che gro­ßen Stu­di­en ger­ne ver­wen­det. Das mag stim­men. Aber das liegt sicher auch dar­an, dass der NAKO-Ver­ein, der die Stu­die lei­tet, das selbst so for­mu­liert. In einer Bro­schü­re für Teilnehmer:innen ist zum Bei­spiel von einer „reprä­sen­ta­ti­ven Aus­wahl von Men­schen“ die Rede. Die Pres­se­stel­le des NAKO-Ver­eins zitiert in einer Ant­wort auf eine RUMS-Anfra­ge den NAKO-Vor­sit­zen­den Hen­ry Völz­ke: „Auf­grund des Designs ist die NAKO Gesund­heits­stu­die zwar nicht reprä­sen­ta­tiv für die gesam­te deut­sche Bevöl­ke­rung, wohl aber – nach Erstel­lung soge­nann­ter sta­tis­ti­scher Gewich­tun­gen – für die 18 Studienregionen.“

Ärmere Menschen sterben früher

Das Gan­ze ist also auch ein Kommunikationsproblem. 

Und des­halb kom­men jetzt noch ein­mal mög­lichst kla­re Ant­wor­ten auf unse­re Aus­gangs­fra­gen. Ja, es gibt eine Ver­zer­rung in der Zusam­men­set­zung der Pro­banden­grup­pe. Aber das bedeu­tet nicht, dass die gesund­heit­li­chen Fol­gen von sozia­len Fak­to­ren in der NAKO-Stu­die kei­ne Rol­le spie­len. Sie ste­hen nur eben nicht allein im Fokus, son­dern sie sind – neben Geschlecht, Alter, Umwelt­be­din­gun­gen und Gewohn­hei­ten wie Bewe­gung oder Rau­chen – eines von meh­re­ren Forschungsinteressen.

Weil wir bei RUMS sehr ser­vice­ori­en­tiert arbei­ten, haben wir ver­sucht, gleich noch ein paar mehr Ant­wor­ten zu fin­den. Zu den gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen von Ein­kom­men, Wohn­um­ge­bung und Beruf gibt es ja bereits For­schung. Sicher lohnt es sich, dazu noch mehr her­aus­zu­fin­den – aber was ist grund­sätz­lich schon über die Zusam­men­hän­ge bekannt? 

Wir fra­gen das Robert-Koch-Insti­tut (RKI). Die Pres­se­spre­che­rin schreibt, sie kön­ne aus Zeit­grün­den nicht den For­schungs­stand für uns zusam­men­tra­gen. Aber sie schickt einen Link zu einer Web­sei­te des RKI. Unter der Über­schrift „Sozia­ler Sta­tus“ steht dort gleich im ers­ten Satz: „Der Ein­fluss des sozia­len Sta­tus auf die Gesund­heit und Lebens­er­war­tung wird durch epi­de­mio­lo­gi­sche Stu­di­en regel­mä­ßig bestätigt.“

So steht es auch in die­sem Papier, das das RKI schon im Jahr 2010 ver­öf­fent­licht hat. Die Autor:innen beschrei­ben, dass Men­schen mit nied­ri­gem Ein­kom­men im Schnitt eini­ge Jah­re frü­her ster­ben, häu­fi­ger an Dia­be­tes erkran­ken oder einen Herz­in­farkt erlei­den. Der letz­te Punkt in der Zusam­men­fas­sung: „Der Zusam­men­hang zwi­schen Armut und Gesund­heit hat sich in den letz­ten Jahr­zehn­ten nicht verringert.“

Wer kann etwas gegen die gesundheitliche Ungleichheit tun?

Soweit wir recher­chie­ren konn­ten, stimmt die­ser Satz lei­der heu­te noch. Der SWR hat sich noch im Mai in die­ser sehens­wer­ten Doku­men­ta­ti­on mit dem The­ma befasst. Der Film erklärt das Pro­blem anhand per­sön­li­cher Geschich­ten, stellt aber auch mög­li­che Lösun­gen vor. Es wäre zum Bei­spiel die Poli­tik gefragt: Ein Prä­ven­ti­ons­for­scher for­dert im Film, gesun­de Lebens­mit­tel wie Obst und Gemü­se von der Mehr­wert­steu­er zu befrei­en. Auch Gesund­heits­zen­tren in den Stadt­vier­teln könn­ten hilf­reich sein: Men­schen kön­nen sich dort nied­rig­schwel­lig infor­mie­ren und sich behan­deln las­sen. Und sie bekom­men Unter­stüt­zung, wenn sie in einer belas­ten­den Situa­ti­on ste­cken, die schlecht für die Gesund­heit ist oder auch ver­hin­dert, dass sie sich allein medi­zi­ni­sche Hil­fe suchen können.

Zum Schluss noch ein Aus­blick: In Müns­ter star­tet bald das Pro­jekt „Com­mu­ni­ty-For­schung für Berg Fidel“. Die Geo­gra­fin­nen Iris Dzudzek und Lisa Kamph­aus und die Com­mu­ni­ty-For­sche­rin Nativ­i­dad Aba­ga Aye­ca­ba wol­len gemein­sam mit Men­schen aus dem Stadt­teil her­aus­fin­den: Wel­che gesund­heits­re­le­van­ten Pro­ble­me gibt es in Berg Fidel und wel­che Lösun­gen wür­den den Anwohner:innen wirk­lich hel­fen? Viel­leicht gibt es also dem­nächst neue und ganz prak­ti­sche Ideen direkt aus Müns­ter. (cbu)

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Klima-Update

+++ Erlan­gen macht ab Janu­ar als zwei­te deut­sche Groß­stadt nach Augs­burg Bus- und Bahn­fah­ren kos­ten­los. Das Modell­pro­jekt ist auf drei Jah­re befris­tet und kos­tet die Stadt laut Spre­cher im Jahr etwa 300.000 Euro. Die Stadt finan­ziert das aus Haus­halts­mit­teln, teilt er wei­ter mit. Gleich­zei­tig setzt sie ein Park­raum­kon­zept um. Das Ziel: Autos sol­len ver­stärkt auf Park­plät­zen und in Park­häu­sern am Rand der Innen­stadt ste­hen, die Park­plät­ze in der Innen­stadt wer­den mehr kos­ten. Im fast drei­mal so gro­ßen Müns­ter wäre das etwas teu­rer. Doch es gibt auch Bei­spie­le für grö­ße­re Städ­te, in denen Men­schen für den öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehr kei­ne Tickets kau­fen müs­sen. Vor­rei­ter ist laut der Tages­zei­tung „taz“ die est­ni­sche Haupt­stadt Tal­linn, in der knapp 430.000 Men­schen leben. Dort ist Bus- und Bahn­fah­ren seit zehn Jah­ren für Men­schen, die dort leben, kos­ten­los. In Luxem­burg, Hei­mat von 640.000 Men­schen, gibt es seit drei Jah­ren kei­ne Bus- und Bahn­ti­ckets mehr. (rhe/sst)

+++ Der fünf­te Akti­ons­plan zur Euro­päi­schen Char­ta für Gleich­stel­lung ist auf dem Weg, teilt das Amt für Gleich­stel­lung in sei­nem News­let­ter mit. Das The­ma die­ses Mal lau­tet „Kli­ma- und Gen­der­ge­rech­tig­keit“. Der Ansatz: Die Plä­ne zur Kli­ma­neu­tra­li­tät bis 2030 sol­len auch aus der Geschlech­ter­per­spek­ti­ve betrach­tet wer­den. (sst)

+++ Im Aasee haben sich in den ver­gan­ge­nen Wochen vie­le Grün- und Blau­al­gen gebil­det. Des­we­gen wird der See nun eng­ma­schi­ger bewacht und belüf­tet. Grund­sätz­lich gehe es dem See aber ganz gut, teilt das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­amt der Stadt mit, auch der Sau­er­stoff­ge­halt sei durch­gän­gig aus­rei­chend. Der Aasee reagiert beson­ders schnell auf Wit­te­rungs­ein­flüs­se, da er eine nied­ri­ge Tie­fe und eine gro­ße Flä­che hat. Des­we­gen gibt es seit ver­gan­ge­nem Früh­jahr ein Hand­lungs­kon­zept, das den See sta­bi­li­sie­ren soll. Falls Sie sich dafür inter­es­sie­ren, mel­den Sie sich doch für eine Infor­ma­ti­ons­tour am 14. August an. Sie fin­det abends auf einem solar­be­trie­be­nen Schiff statt und dau­ert etwa eine Stun­de. Dabei erzählt Dani­el Ber­ger vom Umwelt­amt etwas über die Maß­nah­men. Anmel­den kön­nen Sie sich bei ihm unter bergerd@stadt-muenster.de. (sst)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Für rund 700 Haus­hal­te in Meck­len­beck fal­len Hei­zung und Warm­was­ser am Mitt­woch zwi­schen 5 und 18 Uhr aus, weil Netz­pum­pen der Fern­wär­me­ver­sor­gung erneu­ert wer­den. (Stadt­net­ze Müns­ter)

+++ Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat einen Bau­stopp für den Hafen­markt abge­lehnt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Stadt erneu­ert wäh­rend der Som­mer­fe­ri­en Fens­ter und den Außen­an­strich an Grund­schu­len. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Stadt­ver­wal­tung ist ganz ent­spannt, obwohl Autofahrer:innen am Alten Fisch­markt wider­recht­lich fah­ren und par­ken. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Stadt ver­mark­tet neben dem Stadt­teil­zen­trum Kin­der­haus am Iden­brock­platz drei Grund­stü­cke für den Bau von Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern. (Stadt Müns­ter)

+++ Der Hotel- und Gast­stät­ten­ver­band Müns­ter schlägt vor, Jugend­li­che ab 14 Jah­ren als Aus­hil­fen ein­zu­stel­len, um dem Per­so­nal­man­gel ent­ge­gen­zu­wir­ken. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Im Müns­ter­land und der Emscher-Lip­pe-Regi­on haben laut einer IHK-Umfra­ge sie­ben Kom­mu­nen die Gewer­be­steu­er­he­be­sät­ze erhöht, drei haben sie gesenkt und in Müns­ter hat sich nichts geän­dert. (Pres­se­mit­tei­lung IHK Nord West­fa­len, eine Tabel­le der „Real­steu­er­he­be­sät­ze 2007 bis 2023“ ist hier zu finden)

+++ Eine mehr als 100 Jah­re ver­schol­le­ne Gedenk­plat­te der Lam­ber­ti­kir­che ist in einem Pri­vat­haus wie­der auf­ge­taucht und wird jetzt ver­stei­gert. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Ab dem 31. Juli wird der Aus­sichts­turm in den Rie­sel­fel­dern für eini­ge Zeit wegen Sanie­rungs­ar­bei­ten gesperrt. (Pres­se­mit­tei­lung der Bio­lo­gi­schen Sta­ti­on; nicht online)

+++ Die Poli­zei sucht nach Zeug:innen, die am Sams­tag­vor­mit­tag gegen halb elf etwas von einem Unfall auf der Gör­lit­zer Stra­ße mit­be­kom­men haben, bei der eine Rad­fah­re­rin ver­letzt wur­de. (Poli­zei Müns­ter)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Unbezahlte Werbung

Seit ich eine Zeit lang in Maas­tricht gegen­über einer Frit­ten­bu­de gewohnt habe, esse ich für mein Leben ger­ne Pom­mes. In Müns­ter habe ich lan­ge nach einem Imbiss gesucht, der ans nie­der­län­di­sche Frit­ten­ide­al her­an­kommt. Den habe ich jetzt ganz in der Nähe des Doms mit Dieks Wurst­brat­hal­le gefun­den. Der Laden am Geis­berg­weg frit­tiert die Kar­tof­fel­stäb­chen in Erd­nuss­öl, was das kar­tof­fe­li­ge Aro­ma der Pom­mes bes­ser her­aus­kit­zelt als ande­res Fett. Dazu reicht Dieks Wurst­brat­hal­le Ket­chup, Mayon­nai­se, Jop­pie-Sau­ce und natür­lich Cur­ry- und Brat­wurst, die auch als vega­ne Vari­an­te auf den Grill kom­men. Für aus­ge­fal­le­ne­re Wurst-Pom­mes-Krea­tio­nen schau­en Sie doch mal hier nach. (sfo)

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Eli­ja Win­ter hat geschaut, womit Sie sich in den kom­men­den Tagen die Zeit ver­trei­ben können:

+++ „Alles gut“, heißt es gera­de in der Knei­pe F24 an der Frau­en­stra­ße. Dort stellt Tina Brack­mann ihre schwarz-wei­ßen Sil­hou­et­ten­bil­der aus. Die Kom­bi­na­ti­on aus Foto­gra­fie und Male­rei erin­nert an Wer­ke des Künst­lers Bank­sy. Das F24 ist außer sonn­tags täg­lich von 12 bis 1 Uhr nachts geöffnet.

+++ Von Mitt­woch bis zum 13. August, kön­nen Sie es sich im Som­mer­nachts­ki­no am Schloss­platz gemüt­lich machen. Das Film­pro­gramm besteht aus Aktu­el­lem und Alt­be­kann­tem. Beginn ist nach Ein­bruch der Dun­kel­heit, Ein­lass ab cir­ca 20 Uhr. Der ers­te Film ist die fran­zö­si­sche Tra­gi­ko­mö­die „Im Taxi mit Made­lei­ne“ über eine Dame, die auf ihre alten Tage noch ein­mal ihre liebs­ten Orte in Paris abklap­pern möch­te. Tickets kos­ten 12 Euro, ermä­ßigt 9,50 Euro. 

Kor­rek­tur­hin­weis: Wir hat­ten geschrie­ben, Ein­lass sei ab 22 Uhr. Das war falsch. Wir haben das korrigiert. 

+++ In der Stadt­haus­ga­le­rie, am Platz des West­fä­li­schen Frie­dens, ist zur­zeit die Aus­stel­lung „Off the Pedes­tals“ (Weg von den Sockeln) zu sehen, die sich mit kolo­nia­lem Erbe und kolo­nia­len Denk­mä­lern beschäf­tigt, also mit Fra­gen, die sich auch in Müns­ter stel­len (RUMS-Brief). Die Aus­stel­lung ist mit dem Kunst­werk „Tole­ranz durch Dia­log“ von Edu­ar­do Chil­li­da gegen­über im Rat­haus­in­nen­hof ver­bun­den, das sich mit den Ver­hand­lun­gen des West­fä­li­schen Frie­dens beschäf­tigt, und mit den Bän­ken im Schloss­park von Jen­ny Hol­zer, einem Skulp­tur-Pro­jekt, das als Kom­men­tar zur Grau­sam­keit des Kriegs zu ver­ste­hen ist. Und falls bei Ihnen gera­de alles etwas knapp ist: Bis zum 27. August haben Sie noch Zeit. 

+++ Die „Wonk Unit“ aus Lon­don spielt am Don­ners­tag­abend in der Hei­len Welt. Um 20 Uhr geht’s los. Und weil es Punk ist, ist natür­lich alles selbst gemacht. Pro­be­hö­ren kann man hier. Der Ein­tritt ist frei.

Am Frei­tag schreibt Ihnen Sebas­ti­an Fob­be. Ich wün­sche Ihnen eine gute Woche. 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Sebas­ti­an Fob­be (sfo), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Sven­ja Stüh­mei­er (sst), Eli­ja Win­ter (ewi)
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann

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PS

Wenn man gezwun­gen ist, etwas auf­zu­schrei­ben, aber nicht möch­te, dass es ein­deu­tig zu ver­ste­hen ist, dann schreibt man es am bes­ten in einer ande­ren Spra­che. Wenn nun aber lei­der die Spra­che fest­ge­legt ist, muss man sich etwas über­le­gen. In unse­rer Spra­che bie­tet sich zum Bei­spiel Amts­deutsch an. For­mu­lie­ren Sie alles im Pas­siv, dann bleibt immer unklar, wer etwas gemacht hat, machen muss oder am Ende ver­ant­wort­lich ist („Maß­nah­men wur­den ergrif­fen“). Ver­wen­den Sie vie­le Sub­stan­ti­ve (Nomi­nal­stil), dann klingt alles hoch­of­fi­zi­ell, aber nie­mand ver­steht, was Sie mei­nen. Ein Bei­spiel: „Die Vor­nah­me der Über­prü­fung der Ein­hal­tung der Vor­schrif­ten ist obli­ga­to­risch.“ Das bedeu­tet schlicht: Sie müs­sen die Vor­schrif­ten ein­hal­ten. Amts­deutsch ist ein nütz­li­ches Werk­zeug, um Macht aus­zu­üben und Ver­ant­wor­tung von sich zu schie­ben, aber was oft ver­ges­sen wird: Amts­deutsch ist auch unglaub­lich wit­zig. Mein Freund Lorenz Mey­er hat dar­über ein klei­nes Büch­lein geschrie­ben, das heu­te erscheint. Es heißt: „Spre­chen Sie Beam­ten­deutsch?: Eine Über­set­zungs­hil­fe zum Mit­ra­ten“. Und wenn sie erst mal vor­sich­tig rein­hö­ren wol­len, wor­um es da geht, heu­te Abend ab 20:10 Uhr ist Lorenz Mey­er zu Gast bei Radio­eins. (rhe)

PPS

Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lau­ter­bach hat­te in der Hit­ze Ita­li­ens eine zün­den­de Idee: „Die Kir­chen soll­ten in Hit­ze­wel­len als Käl­te­räu­me tags­über offen sein und Schutz bie­ten“, dach­te er laut oder, anders gesagt, twit­ter­te er, wie unter ande­rem das Kir­chen­blatt „Kir­che und Leben“ schreibt. Wür­den die unter der Hit­ze lei­den­den Men­schen sich dort­hin zurück­zie­hen, täte das einer­seits ihrem Kreis­lauf gut, ande­rer­seits aber mög­li­cher­wei­se auch den Kir­chen, die sich in letz­ter Zeit ja vor allem damit beschäf­ti­gen müs­sen, dass vie­le Men­schen in die ande­re Rich­tung wol­len, näm­lich aus den Kir­chen her­aus. An den Türen schei­tert das im Müns­ter­land jeden­falls weder in die eine noch in die ande­re Rich­tung. Müns­ters Dom­propst Hans-Bernd Köp­pen sagt laut der Zei­tung: „Unse­re Kir­chen im Bis­tum Müns­ter sind eigent­lich tags­über immer geöff­net.“ Die Fra­ge, für wel­ches Haus in der Stadt man sich bei Hit­ze am bes­ten ent­schei­det, hat die „Kir­che und Leben“ vor eini­gen Jah­ren schon selbst beant­wor­tet. Sie hat in Müns­ter die „cools­te Kir­che“ gesucht und auch gefun­den. Bei Tem­pe­ra­tu­ren um die 30 Grad drau­ßen war das St. Ser­va­tii. Dort maß das Ther­mo­me­ter drin­nen christ­li­che 20 Grad. (rhe)