Google Street View – History Edition | Bauflaute trifft Wohnungsmangel | Heimatkoten

Müns­ter, 15. August 2023

Guten Tag,

in der ver­gan­ge­nen Woche kam mir auf der Waren­dor­fer Stra­ße ein Auto von Apple ent­ge­hen. Es war weiß und hat­te ein Sta­tiv mit Rund­um-Kame­ras auf dem Dach. Als ich das glei­che oder ein fast iden­ti­sches Auto spä­ter auch auf der Fried­rich-Ebert-Stra­ße sah, goo­gel­te ich es und fand so her­aus: Apple macht noch bis Ende des Monats in Müns­ter Auf­nah­men für sei­nen Dienst „Look Around“, dem Kon­kur­renz-Pro­dukt zu „Goog­le Street View“. Und falls Sie auch das nicht ken­nen: Damit kann man digi­ta­le Spa­zier­gän­ge durch Städ­te machen. 

Es kann zur­zeit auch pas­sie­ren, dass Sie Autos von Goog­le sehen. Das Unter­neh­men macht zwar nicht ganz so genaue Anga­ben dazu, wo sei­ne Kame­ra­wa­gen her­um­fah­ren. Und die Bil­der von den Stra­ßen rund um den Bahn­hof sind aus dem ver­gan­ge­nen April, also noch gar nicht so alt. Aber in der Goog­le-Tabel­le steht, man foto­gra­fie­re zur­zeit auch in West­fa­len. Und das ist im wei­tes­ten Sin­ne ja auch Münster. 

Nun gibt es Men­schen, die es ganz wun­der­bar fin­den, dass man sich mit­hil­fe die­ser Diens­te so ein­fach in ande­ren Städ­ten umse­hen kann. Bevor wir im Som­mer in den Urlaub gefah­ren sind, habe ich mir zum Bei­spiel von zu Hau­se aus den Ort ange­se­hen, in dem wir spä­ter zum Glück anka­men. Einen rich­ti­gen räum­li­chen Ein­druck bekommt man am Bild­schirm zwar nicht. Aber es ist doch irgend­wie inter­es­sant, dann tat­säch­lich durch Stra­ßen zu fah­ren und zu den­ken: Kom­men einem doch irgend­wie bekannt vor. 

Auf die­se Wei­se kann man in Gär­ten und Hin­ter­hö­fe schau­en, die man von außen nicht sieht. Wuss­ten Sie zum Bei­spiel, wie es an der Von Steu­ben-Stra­ße im Innen­hof des Hau­ses aus­sieht, das dort steht, wo frü­her die West­fa­len-Tank­stel­le war? Nein? Hier sehen Sie es. Ganz inter­es­sant, oder?

Es gibt aller­dings auch Men­schen, sehr vie­le sogar, die es gar nicht so gut fin­den, wenn das eige­ne Haus auf die­se Wei­se öffent­lich wird. Wenn Sie nicht möch­ten, dass Goog­le oder Apple Fotos von Ihrer Fas­sa­de ins Netz stellt, fin­den Sie alles Wis­sens­wer­te auf den Sei­ten der Ver­brau­cher­zen­tra­le.

Scha­de ist, dass Goog­le und Apple die Bil­der irgend­wann aktua­li­sie­ren und die alten Auf­nah­men ver­schwin­den, denn sonst könn­te man nicht nur einen Spa­zier­gang durch eine ande­re Stadt machen, son­dern auch einen durch eine ande­re Zeit. 

Wenn Sie sich dafür inter­es­sie­ren, hät­te ich etwas für Sie. Ein RUMS-Leser hat uns dar­auf hingewiesen. 

Es war näm­lich so: Im Früh­jahr 1993 gab das Lan­des­me­di­en­zen­trum für West­fa­len (heu­te LWL-Medi­en­zen­trum für West­fa­len) der Fir­ma Knut O. Laub­ner den Auf­trag, Luft­bil­der von Müns­ter anzu­fer­ti­gen. Bei die­sem Flug ent­stan­den 400 Auf­nah­men, die Müns­ter vor genau 30 Jah­ren zei­gen. Das ist noch nicht so lan­ge her, aber der Satz „Du hast dich über­haupt nicht ver­än­dert” passt doch nicht mehr so ganz. 

Der Land­schafts­ver­band West­fa­len-Lip­pe hat die kom­plet­te Serie auf sei­ner Web­site ver­öf­fent­licht. Fotos vom alten Hafen fin­den Sie zum Bei­spiel hier oder hier. Auf ihnen sehen Sie die alten Gebäu­de an der Nord­sei­te, die spä­ter durch Glas­wür­fel ersetzt wur­den, dahin­ter die Osmo-Hal­len. Die Indus­trie auf der Süd­sei­te ist noch unbe­rührt. Ein paar hun­dert Meter wei­ter, in Höhe Agra­vis, sieht man die alte Brü­cke, über die damals Autos den Kanal überquerten. 

An der Wese­ler Stra­ße steht direkt hin­ter dem McDonald’s-Drive-In eine Tank­stel­le, im Osten die gigan­ti­sche und inzwi­schen abge­ris­se­ne Ober­fi­nanz­di­rek­ti­on. Das Grund­stück an der Stu­ben­gas­se sieht aus wie der gro­ße Platz vor dem Schloss, auf dem tags­über Autos par­ken. Wei­ter nörd­lich hat vier Jah­re zuvor auf dem Gelän­de der Ger­ma­nia-Braue­rei ein Erleb­nis­bad eröff­net, die Ger­ma­nia-Ther­me. Kurz vor­her war neben­an eine Dis­ko – das Wort benutzt heu­te auch wirk­lich kein Mensch mehr – ein­ge­zo­gen, das Jovel. Die Res­te der Braue­rei sind noch gut zu erkennen. 

So könn­te man noch stun­den­lang wei­ter­ma­chen, aber wir müs­sen lei­der schnell wei­ter zu den ande­ren The­men. Viel­leicht fin­den Sie ja noch inter­es­san­te Din­ge auf den Bil­dern, die mir beim Stö­bern – noch so ein Wort – nicht auf­ge­fal­len sind. Schrei­ben Sie uns. Dann rei­che ich Ihre Fund­stü­cke in einer der kom­men­den Aus­ga­ben nach. (rhe)

Kurz und Klein

+++ In den ver­gan­ge­nen RUMS-Brie­fen haben wir ja immer mal wie­der die Schwie­rig­kei­ten rund um den Bus­ver­kehr in Müns­ter the­ma­ti­siert. Schuld an Ver­spä­tun­gen oder Bus­aus­fäl­len ist aber nicht immer der Per­so­nal­man­gel. An eini­gen Stel­len sind so vie­le Men­schen mit dem Auto unter­wegs, dass Lini­en­bus­se ein­fach nicht oder nicht recht­zei­tig durch­kom­men. Hier ein Bei­spiel von heu­te. Für den Kno­ten­punkt Fried­rich-Ebert-Stra­ße/Ham­mer Stra­ße hat die Ver­wal­tung nun eine Lösung für die­ses Pro­blem vor­ge­schla­gen: Sie möch­te etwa 150 Meter Park­strei­fen ab der Ein­mün­dung Dah­l­weg in Rich­tung Ham­mer Stra­ße zeit­wei­se zum Bus­son­der­fahr­strei­fen umwid­men. Und zwar immer werk­tags von 9 bis 18 Uhr. So kann die Flä­che von abends bis mor­gens wei­ter zum Par­ken genutzt wer­den und bie­tet in der Zeit, in der Bus­se oft zwi­schen Autos fest­ste­cken, eine freie Fahr­bahn für sie. Zumin­dest in der Theo­rie. Das Gan­ze gibt’s so noch nicht in Müns­ter. Des­we­gen wird die Umset­zung im Rah­men eines Ver­kehrs­ver­suchs beglei­tet und über­prüft. Los geht es im Okto­ber. (sst)

+++ Spre­chen Sie zufäl­lig Arme­nisch, Ben­ga­li, Dari, Fula, Pan­ja­bi, Rumä­nisch, Soma­li oder Ukrai­nisch, oder ken­nen Sie wen, der wen kennt? Das Kom­mu­na­le Inte­gra­ti­ons­zen­trum sucht ehren­amt­li­che Dolmetscher:innen, und die­se Spra­chen sind beson­ders gefragt. Die Ehren­amt­li­chen beglei­ten Men­schen, die wenig Deutsch spre­chen, zu ver­schie­de­nen Ter­mi­nen. Mehr Infor­ma­tio­nen gibt es hier. (sst)

+++ Ach­tung, Stra­ßen­sper­run­gen! Zumin­dest für den Auto­ver­kehr. Ein­mal, weil das Stadt­fest „Müns­ter mit­ten­drin“ statt­fin­det. Die Regeln gel­ten von Don­ners­tag, 16 Uhr, bis Mon­tag, 5 Uhr. Sie lau­ten: Kle­mens­stra­ße, Drub­bel und Prin­zi­pal­markt sind bis zur Neu­brü­cken­stra­ße dicht. Die Rothen­burg ist ab der Königs­stra­ße gesperrt, der Alte Stein­weg in Rich­tung Alter Fisch­markt ab der Kirch­herrn­gas­se. Etwas län­ger wer­den die Sper­run­gen der Süd­stra­ße zwi­schen Jäger­stra­ße und Hafen­stra­ße dau­ern. Die Stadt­wer­ke begin­nen am 4. Sep­tem­ber, dort das Fern­wär­me­netz aus­zu­bau­en. In der Zeit kann man dort nicht mit Fahr­rad oder Auto lang­fah­ren. Die pri­va­ten Park­plät­ze in Tief­ga­ra­gen und Hin­ter­hö­fen sol­len aber zumin­dest meis­tens erreich­bar blei­ben, genau­so alle Haus­ein­gän­ge zu Fuß. (sst)

+++ Jetzt ist es offi­zi­ell: Ste­phan Non­hoff, der Bezirks­bür­ger­meis­ter von Müns­ter-Mit­te, legt sein Man­dat zum 31. August nie­der, teilt die Stadt mit. Am 29. August wählt die Bezirks­ver­tre­tung Mit­te seine:n Nachfolger:in. Gewählt ist, wer mehr als die Hälf­te der gül­ti­gen Stim­men erhält. Die Grü­nen schla­gen in einer Pres­se­mit­tei­lung Kai Mey­er vor dem Esche als Bür­ger­meis­ter vor, zusam­men mit SPD und Volt. Was er als drän­gends­te The­men für die Bezirks­ver­tre­tung Mit­te benennt: die Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­kri­se, die Ver­kehrs­wen­de und eine klu­ge Wirt­schafts­trans­for­ma­ti­on. (sst)

Wie die Bauflaute den Wohnungsmangel verstärkt

Müns­ter braucht neue Woh­nun­gen, wenn alle Men­schen unter­kom­men sol­len, die in die Stadt möch­ten. Ein Sta­pel neu­er Ver­wal­tungs­pa­pie­re zeigt, wie die Stadt wach­sen soll und wie es vor­an­geht. Die Zah­len sehen auf den ers­ten Blick nicht so schlecht aus. Dass weni­ger gebaut wer­de, las­se sich an ihnen jeden­falls nicht erken­nen, schreibt die Stadt in ihren Papie­ren, aller­dings mit einer Ein­schrän­kung. Das Wort „noch“ steht in Klam­mern. Dass die Situa­ti­on sich ver­än­dern wird, kün­di­gen Indi­ka­to­ren bereits an. 

In Müns­ter sind im ver­gan­ge­nen Jahr weni­ger Bau­an­trä­ge gestellt wor­den. Die Auf­trags­ein­gän­ge gehen in ganz Deutsch­land seit über einem Jahr zurück. Und dass vie­le Para­me­ter sich geän­dert haben, erkennt man auch jetzt schon in Müns­ter. Am Dah­l­weg hat ein Inves­tor ein gro­ßes Woh­nungs­bau­pro­jekt auf­ge­ge­ben, weil es sich nach Ein­schät­zung sei­nes Unter­neh­mens nicht mehr rech­net. Vor allem güns­ti­gen Wohn­raum zu schaf­fen, wird immer schwerer. 

Als sich in Müns­ter vor zehn Jah­ren die Fra­ge stell­te, wie man den sozia­len Woh­nungs­bau wie­der in Gang bekom­men könn­te, den man über Jah­re ver­nach­läs­sigt hat­te, fand die Stadt ein Vor­bild in Mün­chen. Man impor­tier­te von dort ein Modell mit dem kom­pli­zier­ten Namen Sozi­al­ge­rech­te Boden­nut­zung. Das bedeu­tet unter ande­rem: Wer Woh­nun­gen bau­en will, muss einen bestimm­ten Anteil an geför­der­ten und preis­ge­bun­de­nen Woh­nun­gen zur Ver­fü­gung stellen. 

Am ver­gan­ge­nen Mitt­woch schrieb die Süd­deut­sche Zei­tung, in Mün­chen den­ke man nun dar­über nach, die Vor­ga­ben für Inves­to­ren zu lockern. Damit wür­de die Zahl der geför­der­ten Woh­nun­gen wei­ter sin­ken. Und es kämen nicht nur kei­ne neu­en Sozi­al­woh­nun­gen hin­zu. Die Zahl sinkt auch des­halb so stark, weil Jahr für Jahr Woh­nun­gen aus der zeit­lich befris­te­ten För­de­rung herausfallen. 

Wenn wenig gebaut wird, wird’s knapper und teurer

Vor allem in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren hat die Situa­ti­on sich dras­tisch ver­schärft. Die Kos­ten auf dem Bau sind stark gestie­gen. Mit­te 2021 habe eine Net­to­kalt­mie­te von 10,95 Euro pro Qua­drat­me­ter aus­ge­reicht, um ren­ta­bel bau­en zu kön­nen. Inzwi­schen sei­en 18,10 Euro not­wen­dig, schreibt die Süd­deut­sche Zei­tung. Sie zitiert den Immo­bi­li­en­ver­band GdW. Eine Trend­wen­de sei auch mit­tel­fris­tig nicht in Sicht, heißt es in dem Arti­kel. Und was das bedeu­tet, steht im Bericht zur Wohn­bau­land­ent­wick­lung in Müns­ter: „Bei gleich­zei­tig wei­ter­hin hoher Nach­fra­ge nach Wohn­raum in den Wachs­tums­re­gio­nen führt das rück­läu­fi­ge Neu­bau­ge­sche­hen zu einer Ange­bots­ver­knap­pung, was eine ver­mehr­te Kon­kur­renz am Miet­woh­nungs­markt zur Fol­ge haben dürfte.“

Auch ohne einen Ein­bruch der Bau­zah­len ist die Situa­ti­on in Müns­ter seit Jah­ren ange­spannt. Die Stadt macht das an vier Kenn­grö­ßen fest:

I. Die Prei­se für Bau­grund­stü­cke zum Bau­en von Häu­sern sind zuletzt stark ange­stie­gen. Vor zwei Jah­ren zahl­te man 760 Euro pro Qua­drat­me­ter in nor­ma­len Wohn­la­gen und 1.130 Euro in guten Wohn­la­gen. Das waren etwa 30 Pro­zent mehr als im Vor­jahr. Müns­ter ist damit eine der teu­ers­ten Städ­te in Nord­rhein-West­fa­len. Nur in Düs­sel­dorf, Köln und Bonn sind die Prei­se ähn­lich hoch oder noch höher.

II. Die Miet­prei­se in Müns­ter gehö­ren zu den vier höchs­ten im gan­zen Land. Die Mie­ten stei­gen schnel­ler als anders­wo. Im Jahr 2021 lag der Qua­drat­me­ter­preis einer bewohn­ten Woh­nung im Durch­schnitt bei 10,90 Euro. Für eine neue Woh­nung zahl­te man im Schnitt 13,20 Euro. Das waren etwa 6 Pro­zent mehr als im Vorjahr. 

III. In Müns­ter ste­hen fast kei­ne Woh­nun­gen leer. Nur 0,3 Pro­zent der Woh­nun­gen sind unbe­wohnt. Eigent­lich sagt man: Etwa 3 Pro­zent der Woh­nun­gen soll­ten leer ste­hen. Sinkt der Wert unter die­se Mar­ke, wird es schwer, eine neue Woh­nung zu finden. 

IV. Wer in Müns­ter eine Eigen­tums­woh­nung kau­fen möch­te, zahlt kaum weni­ger als in Köln oder Düs­sel­dorf. Im Schnitt lie­gen die Prei­se bei 4.000 Euro pro Qua­drat­me­ter für eine alte Woh­nung und 5.500 Euro für eine neue Wohnung. 

Trotz der schwie­ri­gen Umstän­de mel­det Müns­ter für das ver­gan­ge­ne Jahr knapp 2.000 fer­tig­ge­stell­te Woh­nun­gen. Damit hat die Stadt ihr Ziel so gut wie erreicht. Gegen­rech­nen muss man die Zahl der Woh­nun­gen, die abge­ris­sen wor­den sind. Aller­dings ist das laut Stadt nicht so leicht. Weil die Vor­schrif­ten sich geän­dert haben, müs­se nicht mehr jeder Abriss geneh­migt wer­den. Daher sind die Zah­len nach 2020 sehr stark gesun­ken. Im ver­gan­ge­nen Jahr zähl­te die Stadt ledig­lich 80 Abris­se. Tat­säch­lich sind es wohl deut­lich mehr. 

Bei den Sozi­al­woh­nun­gen ist die Flau­te schon jetzt deut­lich zu erken­nen. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren wuchs die Zahl der För­der­an­trä­ge kon­ti­nu­ier­lich. Es gelang sogar, das Ziel von 300 geför­der­ten Woh­nun­gen pro Jahr deut­lich zu über­tref­fen. Die Stadt mel­de­te Rekord­wer­te. Doch im ver­gan­ge­nen Jahr ver­fehl­te sie ihr Ziel.

Etwas ernüch­ternd sind die 2.000 neu­en Woh­nun­gen auch, wenn man ihr die Zahl der Men­schen gegen­über­stellt, die im ver­gan­ge­nen Jahr nach Müns­ter gekom­men sind. Das waren etwa 5.000, wobei in der Zahl auch die Men­schen ent­hal­ten sind, die aus der Ukrai­ne geflüch­tet waren. In den Jah­ren davor war Müns­ter Jahr für Jahr um etwa 2.000 Men­schen gewachsen. 

Inter­es­sant ist auch eine ande­re Zahl: 90 Pro­zent der fer­tig­ge­stell­ten Woh­nun­gen waren Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser; Ein­fa­mi­li­en­häu­ser mach­ten nur etwa 10 Pro­zent aus. Nach einer Stu­die sei die Nach­fra­ge in Müns­ter höher, schreibt die Stadt. 

Ein Blick in die Ver­wal­tungs­vor­la­ge, die das Wesent­li­che aus den Papie­ren in einem Fra­ge-und-Ant­wort-Teil zusam­men­fasst: Hier schätzt die Stadt den jähr­li­chen Bedarf an Ein­fa­mi­li­en­häu­sern auf zwi­schen 300 und 400. In den im Bau­land­pro­gramm der Stadt geplan­ten Bau­ge­bie­ten sind bis zum Jahr 2030 etwa 1.600 Ein­fa­mi­li­en­häu­ser vor­ge­se­hen, mög­lich sei­en auch 2.000, man kön­ne die Zahl also erhö­hen. Die Fra­ge ist, ob ange­sichts der poli­ti­schen Plä­ne nicht eher damit zu rech­nen ist, dass die Zahl am Ende gesenkt wird.

Dann könn­te ein gegen­wär­ti­ger Trend noch stär­ker wer­den: Die Stadt gewinnt zwar vie­le jun­ge Men­schen, die zum Stu­die­ren kom­men. Sie ver­liert aber jun­ge Fami­li­en, die ins Umland zie­hen, um eine grö­ße­re Woh­nung oder ein Haus zu finden. 

Alternative: das gebrauchte Einfamilienhaus

Zu den neu gebau­ten Ein­fa­mi­li­en­häu­sern kom­men laut dem Bericht eine gro­ße Zahl an Immo­bi­li­en, die noch bewohnt sind, aber irgend­wann zum Ver­kauf ste­hen wer­den, weil die Men­schen, die in ihnen leben, in eine klei­ne­re Woh­nung umzie­hen oder ster­ben. Etwa 60 Pro­zent der 57.000 Wohn­ge­bäu­de in Müns­ter sind Ein­fa­mi­li­en­häu­ser. Kom­men die­se Woh­nun­gen auf den Markt, könn­te das hel­fen, die Nach­fra­ge­lü­cke zu schlie­ßen. Doch schnell wird das nicht gehen. 

Mit ihrem aktu­el­len Plan schafft die Stadt bis 2030 die Mög­lich­keit, 12.000 neue Woh­nun­gen zu bau­en. Neue Bau­ge­bie­te aus­wei­sen will sie zunächst nicht. Laut dem Bericht liegt das auch dar­an, dass in den Ämtern nicht genü­gend Per­so­nal zur Ver­fü­gung steht. 

Im ver­gan­ge­nen Jahr hat die Stadt nach eige­nen Anga­ben 21 Stel­len in den Fachäm­tern geschaf­fen, die für die Ent­wick­lung von Bau­land zustän­dig sind. Für die Zukunft gebe es Über­le­gun­gen, enger mit den städ­ti­schen Töch­tern Wohn- und Stadt­bau und Kon­voy zusammenzuarbeiten.

Zu den Plä­nen für die Zeit nach 2030 gibt es laut Bericht bis­lang ledig­lich Über­le­gun­gen. Bis dahin kön­ne sich noch eini­ges ändern, aber es sei sinn­voll, schon jetzt mit den Ver­hand­lun­gen über Grund­stü­cke zu begin­nen und Unter­su­chun­gen vor­zu­be­rei­ten, schreibt die Stadt. 

Grund­sätz­lich gibt es aber offen­bar kei­ne Zwei­fel dar­an, dass Müns­ter neue Bau­ge­bie­te aus­wei­sen und damit auch wei­ter­hin Land ver­sie­geln wird. Das hat auch damit zu tun, dass es in der Stadt immer enger wird. In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren befan­den sich acht von zehn neu gebau­ten Woh­nun­gen (80 Pro­zent) in der Innen­stadt, im letz­ten Jahr waren es sogar mehr als neun von zehn (95 Pro­zent). Die Stadt rech­net damit, dass die Neu­bau­ten in den Außen­be­rei­chen in Zukunft in etwa ein Vier­tel aus­ma­chen werden. 

Für alle Fäl­le gibt es noch eine Reser­ve, also einen Vor­rat an Grund­stü­cken, auf dem man zur Not rela­tiv schnell bau­en könn­te und den die Stadt für spä­ter bereit­hält. Auf die­sen Flä­chen war Ende des Jah­res Platz für 4.750 Wohn­ein­hei­ten. Teil­wei­se gibt es hier noch Haken oder Ösen, aber das gro­ße Pro­blem scheint im Moment weni­ger die Fra­ge zu sein, wo Platz zum Bau­en ist, eher lau­tet sie: Wer baut denn? Die Kom­mu­nen kön­nen das allei­ne wohl nicht lösen. Aber der Bund könn­te etwas nachhelfen. 

Serielles Bauen als Möglichkeit

Bun­des­bau­mi­nis­te­rin Kla­ra Gey­witz (SPD) hat ange­kün­digt, mit einer neu­en Son­der­ab­schrei­bung Anrei­ze im Woh­nungs­bau zu schaf­fen. Die Zei­tung „Die Welt” kom­men­tiert das mit dem Hin­weis, es feh­le vor allem an Liqui­di­tät, um Bau­pro­jek­te star­ten zu kön­nen. Wo kein Umsatz sei, da sei auch kei­ne Abzugs­mög­lich­keit. Außer­dem nütz­ten die Abschrei­bun­gen eher grö­ße­ren Unter­neh­men, nicht so sehr Fami­li­en, die gern ein Eigen­heim hät­ten. „Die Welt“ schlägt gerin­ge­re Ener­gie­stan­dards vor, um die Anrei­ze wenigs­tens etwas zu erhö­hen. Aber da ist es wie mit einem Rubiks- Wür­fel: Löst man an einer Sei­te ein Pro­blem, ergibt sich auf der ande­ren Sei­te ein neues. 

Mar­cus Becker vom Haupt­ver­band Deut­sche Bau­in­dus­trie macht heu­te im ZDF einen ande­ren Vor­schlag: seri­el­les Bau­en. So nennt sich eine Bau­wei­se, bei der glei­che oder ähn­li­che Bau­tei­le in Serie her­ge­stellt und ver­wen­det wer­den. Dabei wer­den vor­ge­fer­tig­te Modu­le ein­ge­setzt, die zu Wohn­ge­bäu­den zusam­men­ge­setzt wer­den kön­nen. Die­se Art zu bau­en ist effi­zi­ent und güns­tig. Man könn­te sagen, es wäre das Wohn­haus vom Fließ­band. Aber auch hier wäre es wie mit dem Wür­fel. Ein Pro­blem ergä­be sich an ande­rer Stel­le. Sol­che Häu­ser wären viel­leicht bes­ser fürs Kli­ma, aber unter Umstän­den sind sie schlecht für die Augen. (rhe)

Anony­mer Briefkasten

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Klima-Update

+++ Jahr­zehn­te­lang war nicht klar, wer denn den Aus­bau der Bahn­stre­cke zwi­schen Müns­ter und Lünen bezah­len soll, schreibt die deut­sche Pres­se­agen­tur (hier via Süd­deut­sche Zei­tung). Das hat sich jetzt end­lich geklärt: 60 Pro­zent über­nimmt der Bund, 40 Pro­zent das Land Nord­rhein-West­fa­len. Und damit kann man jetzt mit der Pla­nung star­ten. Dar­über ist man ganz froh bei der CDU, der Lin­ken und den Grü­nen. Die CDU wirft in die­sem Atem­zug noch den Aus­bau des Amels­bü­re­ner Bahn­hofs in den Ring, Lin­ke und Grü­ne spre­chen sich für einen voll­stän­dig zwei­glei­si­gen Aus­bau der Bahn­stre­cke aus. Bis­her spricht man nur über zwei­glei­si­ge Teil­stre­cken. Außer­dem kri­ti­siert die Lin­ke, dass es bis­her kei­nen kon­kre­ten Bud­get- und Zeit­plan gibt und fürch­tet Deutsch­land­takt-Ver­hält­nis­se. Die West­fä­li­schen Nach­rich­ten berich­ten, dass die Deut­sche Bahn dazu noch kei­ne Anga­ben machen woll­te. Aber man wol­le „so schnell wie mög­lich vor­an­kom­men“. (sst)

+++ Auf einem Hof in Ost­be­vern wach­sen seit Kur­zem eine gan­ze Men­ge Kiri­bäu­me, wie der WDR berich­tet. Die kom­men aus Japan und spei­chern drei­mal so viel CO2 wie hei­mi­sche Arten. Außer­dem wach­sen sie schnell und fan­gen erst bei 400 Grad Feu­er. Damit sind sie resis­ten­ter gegen Wald­brän­de. Her­vor­ra­gend eig­net sich das Holz auch noch für den Haus- und Schiff­bau. Aber natür­lich hat die Sache einen Haken. Kiri­bäu­me (auch Blau­glo­cken­baum genannt) gehö­ren zu den poten­zi­ell inva­si­ven Arten. Das heißt: Das Bun­des­amt für Natur­schutz beob­ach­tet, ob die Pflan­ze hei­mi­sche Arten ver­drängt. NRW-Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um, Insti­tut für Wald und Holz NRW sowie die Lan­des­forst­ver­wal­tung raten von der Ein­brin­gung ab, schreibt der WDR in sei­nem Bericht. Als Alter­na­ti­ve stel­len sie Liba­non­ze­dern und Dou­gla­si­en vor.

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Die Stadt hat inner­halb von sechs Wochen über 200 Knöll­chen auf dem auto­frei­en Dom­platz ver­teilt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die neue Umge­hungs­stra­ße in Müns­ters Osten wird seit Jah­ren nicht fer­tig, weil Bahn und Stra­ßen­bau­be­hör­de sich beim Bau einer Brü­cke schlecht abge­stimmt haben. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Hand­werks­kam­mer will mit einem neu­en Pro­jekt Betrie­be in Deutsch­land und den Nie­der­lan­den dabei unter­stüt­zen, ihre Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se umwelt­freund­li­cher und wirt­schaft­li­cher zu machen. (Hand­werks­kam­mer Müns­ter)

+++ Die Eltern­in­itia­ti­ve der Kita „Kin­der­häus­chen“ sorgt sich um die gestie­ge­nen Kos­ten und for­dert Unter­stüt­zung von Stadt und Land. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Die Gewerk­schaft IG Bau geht davon aus, dass in Müns­ter in 20 Jah­ren 10.400 Senio­ren­woh­nun­gen feh­len wer­den. (Müns­ter­sche Volks­zei­tung) Kor­rek­tur­hin­weis: Hier stand vor­her „Müns­teri­sche Volks­zei­tung“, das haben wir korrigiert.

+++ Die Poli­zei Müns­ter hat einen 22-jäh­ri­gen Motor­rad­fah­rer gestoppt, der mit über 100 Stun­den­ki­lo­me­tern durch die Stadt gebret­tert ist. (Poli­zei Müns­ter)

+++ Jugend­li­che aus Müns­ters Part­ner­städ­ten dis­ku­tie­ren ab mor­gen fünf Tage lang über den West­fä­li­schen Frie­den und eine inter­na­tio­na­le Wer­te­ge­mein­schaft. (Stadt Müns­ter)

+++ Die frü­he­re Vor­sit­zen­de des KFD-Diö­ze­san­ver­bands Müns­ter, Anet­te Köper, ist gestor­ben. (Kir­che und Leben)

+++ Wenn die Poli­zei sich mel­det und Sie bit­tet, Geld in eine Müll­ton­ne zu legen, weil Ihr Ver­mö­gen angeb­lich in Gefahr ist, mel­den Sie sich am bes­ten bei der ech­ten Poli­zei. (Poli­zei Müns­ter)

Unbezahlte Werbung

Das Mode­la­bel „Hei­mat­ko­ten“ aus Müns­ter ver­kauft Street­wear (auf Mase­mat­te ver­mut­lich Streh­len­pi­se­lot­ten) aus nach­hal­ti­ger Pro­duk­ti­on. Das Start­up gibt es seit ver­gan­ge­nen März. Es bie­tet Hoo­dies aus 80-pro­zen­ti­ger Bio­baum­wol­le an, außer­dem Shirts aus recy­cel­ten Mate­ria­li­en, meist mit Müns­ter-Moti­ven. Die Shirts wer­den von Hand bedruckt, Käp­pis und Polos von „Stick­mo­men­te“ in Albers­loh ver­ziert. Noch hat die Mar­ke kei­nen eige­nen Laden, aber kli­cken Sie sich hier für den Onlineshop.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Heu­te hat Eli­ja Wink­ler für Sie in die Ver­an­stal­tungs­ka­len­der geschaut. Das hier sind sei­ne Empfehlungen. 

+++ Wenn sich Pro­mis ver­kra­chen, ist das für die Pro­mis ärger­lich, für vie­le ande­re unter­halt­sam. Das Bou­le­vard-Thea­ter zeigt am Don­ners­tag die Komö­die „Sag jetzt nichts“. Es geht um zwei Welt­stars im Schei­dungs­pro­zess, die um den gemein­sa­men Besitz strei­ten. Los geht es um 20 Uhr. Kar­ten bekom­men Sie unter der Num­mer 0251 4140400 oder per E-Mail: karten@boulevard-muenster.de.

+++ Im neu­en Spe­cops am Aegi­di­i­markt ist am Don­ners­tag das Impro-Ensem­ble „7 Wie­sen“ zu Gast. Das Publi­kum ruft irgend­et­was rein, und das Ensem­ble macht was draus. Beginn ist um 20 Uhr, Ein­tritt: 2 bis 12 Euro.

+++ Die gro­ßen Fra­gen müs­sen oft im Klei­nen beant­wor­tet wer­den: Jugend­li­che aus aller Welt kön­nen am Sams­tag um 11 Uhr Müns­ters Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe sowie des­sen Kolleg:innen aus Müns­ters Part­ner­städ­ten inter­view­en. Das For­mat fin­det auf der Stadt­fest­büh­ne an der Domi­ni­ka­ner­kir­che statt. Anlass ist die Zusam­men­kunft der Städ­te zum Jubi­lä­um (Sie ahnen es) „375 Jah­re West­fä­li­scher Frie­den“. Um den inter­na­tio­na­len Gäs­ten gerecht zu wer­den, fin­det die Ver­an­stal­tung auf Eng­lisch statt. 

Am Frei­tag schreibt Ihnen Sebas­ti­an Fob­be. Ich wün­sche Ihnen eine gute Woche. 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Jan Gro­ße Nobis, Sven­ja Stüh­mei­er, Eli­ja Wink­ler
Lek­to­rat: Mela­nie Kelter

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PS

Das mit dem Lärm am Han­sa­ring schien zuletzt ja kein Pro­blem mehr zu sein. Jah­re­lang hat­te man dar­über gestrit­ten, wie viel zusätz­li­chen Lärm und Ver­kehr die Stra­ße denn ver­trägt. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt leg­te die Hafen­markt-Bau­stel­le für meh­re­re Jah­re still, weil die Stadt sich ver­rech­net hat­te. Immer ging es um die­se Fra­ge. Außer in der letz­ten Ent­schei­dung des Gerichts. Jetzt wird ein­fach wei­ter­ge­baut, vom Lärm ist kei­ne Rede mehr. Dann ver­öf­fent­lich­te die Stadt am Mon­tag einen Antrag. Titel: „Die Markt­hal­le darf nicht noch mehr Ver­kehr abbe­kom­men!“ Was bit­te? Geht das alles denn jetzt schon wie­der los? Hat­ten wir das nicht geklärt? Ein kur­zer Blick in den Antrag. So klärt es sich auf. Der Titel steht da näm­lich noch ein­mal. Und hier klingt er etwas anders. Es geht nicht um den Hafen­markt, son­dern um Hil­trup, also auch nicht um irgend­ei­ne Hal­le. Nicht noch mehr Ver­kehr abbe­kom­men soll die Markt­allee. (rhe)