Die freie Kulturszene und das Geld | Verkehrskonzept der Wirtschaft | Lowinerei

Porträt von Sebastian Fobbe
Mit Sebastian Fobbe

Münster, 15. Februar 2022

wenn Sie schon einmal in Münsters Norden spazieren waren, dann kennen Sie vielleicht die Sibeliusstraße in Rumphorst. Sie ist benannt nach dem finnischen Komponisten Jean Sibelius, dem man seinerzeit nachsagte, dass er sich lieber mit Geschäftsleuten unterhielt als mit anderen Kulturschaffenden. Darauf angesprochen, soll Sibelius den folgenden Satz gesagt haben: „Über Musik kann man nur mit Bankdirektoren reden. Künstler reden ja nur über Geld.“

Ob Finnlands bekanntester Komponist diesen Satz wirklich so gesagt hat, darüber streiten sich die Zitatforscher:innen. Der wahre Kern dieser Anekdote lässt sich aber nicht von der Hand weisen; sie alle kennen ja das Klischee von der brotlosen Kunst. „Um Geld einzutreiben, müssen wir andauernd etwas tun, was uns als Musiker:innen am fernsten liegt: Exceltabellen führen, Bilanzen ziehen, Anträge schreiben“, sagt Lisa Bröker. Sie leitet zusammen mit ihrem Mann, dem Dirigenten Joachim Harder, die Münsteraner Mikrophilharmonie Einklang.

Die Einklang-Philharmonie gehört zur freien Musikszene in Münster. Und die ist nun ins Visier der Debatte um den Musik-Campus geraten; in der Beschlussvorlage wird sie regelrecht umgarnt: Für den Bau sind beispielsweise neue Proberäume auf fast 700 Quadratmetern angedacht, und auf gar keinen Fall soll das millionenschwere Projekt auf Kosten der freien Musikförderung gehen. Mehr noch, es soll ein neues Förderkonzept her, an dem Expert:innen und die freie Szene gemeinsam arbeiten sollen.

Das Kalkül hinter diesen Angeboten ist klar: Die Befürworter:innen des Musik-Campus wollen die freie Szene für sich gewinnen. Denn immer wieder waren zweifelnde Stimmen zu hören: Wie soll die Zusammenarbeit zwischen den drei Ankernutzern des Musik-Campus (Musikschule, Musikhochschule, Sinfonieorchester) und der freien Szene aussehen? Und – jetzt wären wir wieder beim Geld – was bleibt von der Musikförderung übrig, wenn sich die Stadt Münster Dauerkosten von knapp fünf Millionen Euro ans Bein bindet?

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