Abenteuer mit IServ | Die Mieten sinken. Wirklich? | Cineplex Bringdienst

Müns­ter, 12. Janu­ar 2021

Guten Tag,

die Woche in der Schu­le begann schon wie­der so, wie das Jahr 2020 zu Ende gegan­gen war, mit Pro­ble­men, in die­sem Fall mit Ver­bin­dungs­pro­ble­men. Das Hit­torf-Gym­na­si­um ver­schick­te am Mon­tag­nach­mit­tag eine E-Mail an die Schüler:innen und die Eltern, in der etwas stand, das sie wahr­schein­lich längst wuss­ten. Das mit den Video­kon­fe­ren­zen hat­te nicht so geklappt, wie man sich das vor­ge­stellt hat­te. Die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­soft­ware IServ hat­te sich noch in der ers­ten Stun­de in die gro­ße Pau­se ver­ab­schie­det. Die Schu­le teil­te mit: „Die Betrei­ber von IServ arbei­ten an einer Lösung.“ Ein Pro­blem in die­sem Zusam­men­hang hat das Unter­neh­men anschei­nend schon in den ver­gan­ge­nen Wochen lösen kön­nen. Aus­las­tungs­gra­de von über 100 Pro­zent, wie sie im letz­ten Jahr im Sys­tem abzu­le­sen waren, kön­nen sich nun nicht mehr erge­ben. Jeden­falls sieht man es nicht mehr. Den Bal­ken, der die­sen Aus­las­tungs­grad zusam­men mit einer Pro­zent­zahl illus­trier­te, gibt es nicht mehr. Er wur­de durch eine Art Warn­leuch­te ersetzt.

Eini­ge Schu­len behel­fen sich in der Zwi­schen­zeit mit Soft­ware-Alter­na­ti­ven wie Zoom oder Micro­soft Teams. Und das dür­fen sie auch, wenn sie sich um den Daten­schutz küm­mern, sagt die Stadt Müns­ter. Und wie wir im Gespräch mit Schul­lei­te­rin­nen und Schul­lei­tern in der ver­gan­ge­nen Woche erfah­ren haben, sind es nicht unbe­dingt die Schu­len selbst, die Beden­ken haben, wenn es um Daten­schutz geht. Beson­ders kri­tisch sei­en oft die Schüler:innen, so sag­te man es uns jedenfalls.

Wenn es stimmt, was Ste­fan Schoen­fel­der, Betriebs­lei­ter des städ­ti­schen IT-Unter­neh­mens citeq uns gesagt hat, wird in den kom­men­den Tagen nie­mand mehr über Alter­na­ti­ven dis­ku­tie­ren müs­sen. Schoen­fel­der sagt näm­lich: „Seit heu­te 9.30 Uhr gibt es kei­ne Stö­run­gen mehr.” Die Band­brei­te sei nicht das Pro­blem gewe­sen. Zwei Soft­ware-Feh­ler hät­ten das Video­kon­fe­renz-Modul vor­über­ge­hend blo­ckiert. Alles ande­re habe im Wesent­li­chen funktioniert.

Eine Under­co­ver-Recher­che im Zim­mer mei­nes Soh­nes bestä­tigt das. Kei­ne Pro­ble­me am Diens­tag­mor­gen. Das Aus­las­tungs­lämp­chen in der Ecke rechts oben leuch­tet grün. 

Thors­ten Hen­nig-Thurau, Mar­ke­ting-Pro­fes­sor aus Müns­ter, schreibt bei Facebook: 

„#Tag2 in Sachen Digi­ta­le Schu­le ist viel bes­ser als #Tag1. Schu­len zei­gen sich plötz­lich prag­ma­tisch, Ent­zer­rung, Durch­at­men. Kin­der sind online und ler­nen, Leh­rer enga­giert, Eltern sind dank­bar. Das lin­ke Ohr drückt bei Kind 3, aber das krie­gen wir auch noch hin. Viel­leicht ist ja doch noch nicht alles verloren.“

Und wie geht es mit dem Unter­richt in den nächs­ten Wochen wei­ter? Im RUMS-Brief am ver­gan­ge­nen Frei­tag schrie­ben wir, NRW-Bil­dungs­mi­nis­te­rin Yvonne Gebau­er (FDP) habe ange­kün­digt, dass der Distanz­un­ter­richt Ende Janu­ar enden müs­se. Dann habe die Schu­le ihren Bei­trag zur Pan­de­mie­be­kämp­fung geleis­tet. Und dann müs­se es lang­sam auch mal gut sein (sinn­ge­mäß). Inzwi­schen denkt Yvonne Gebau­er (immer noch FDP) offen­bar dar­über nach, einen ande­ren Weg zu wäh­len und die Schu­len auch im Febru­ar wei­ter geschlos­sen zu hal­ten, mel­det der WDR.

Das mag selt­sam erschei­nen, wenn man in den ver­gan­ge­nen Wochen ver­folgt hat, wie beharr­lich die Bil­dungs­mi­nis­te­rin am Unter­richt im Klas­sen­raum fest­hal­ten woll­te. Ande­rer­seits: Wenn Politiker:innen ihre Mei­nung ändern, weil die Infor­ma­ti­ons­la­ge sich ändert, ist das in den aller­meis­ten Fäl­len doch eher ein gutes Zeichen.

Der Juris­tin Nico­le Ree­se aus Bie­le­feld gefällt aller­dings nicht nur die­se Aus­sicht nicht, sie möch­te errei­chen, dass ihre vier Kin­der schon mög­lichst schon vor Ende der aktu­el­len Frist wie­der in die Schu­le dür­fen. Zusam­men mit wei­te­ren Eltern will sie vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Müns­ter kla­gen, berich­ten die West­fä­li­schen Nach­rich­ten. Solan­ge die Indus­trie mit ihren kom­plet­ten Beleg­schaf­ten arbei­ten dür­fe und Zusam­men­künf­te mit 250 Men­schen noch mög­lich sei­en, so lan­ge sei es nicht ver­tret­bar, die Schu­len zu schlie­ßen, sagt sie. An einen Erfolg vor Gericht glaubt sie offen­bar selbst nicht so recht. Aber sie wol­le es wenigs­tens ver­su­chen, sagt sie.

Mieten sinken überraschend

Anders als erwar­tet ent­wi­ckeln sich die Mie­ten auch in der Coro­na-Zeit präch­tig – je nach Per­spek­ti­ve natür­lich. Wer selbst Mie­te zahlt, wird das wahr­schein­lich anders sehen. „Der Woh­nungs­markt in deut­schen Groß­städ­ten zeigt sich weit­ge­hend unbe­rührt von den Fol­gen der Coro­na-Pan­de­mie“, schreibt die Welt in einem aktu­el­len Bei­trag, in dem sie sich auf Zah­len des Immo­bi­li­en­por­tals Immo­welt bezieht. Zu die­sen Groß­städ­ten gehört, für vie­le über­ra­schend, auch Müns­ter – wobei etwas wei­ter unten im Bericht, als es schließ­lich um Müns­ter geht, schon wie­der von „klei­nen Uni­ver­si­täts­städ­ten“ die Rede ist. Ent­ge­gen dem Trend pas­siert es in Müns­ter im Moment jeden­falls durch­aus, dass Woh­nun­gen für weni­ger Geld ver­mie­tet wer­den als in der Ver­gan­gen­heit. Die Ange­bots­mie­ten sei­en um vier Pro­zent gefal­len, schreibt die Zei­tung. Ange­bots­mie­ten sind die Mie­ten, die für Woh­nun­gen ver­langt wer­den, die auf dem Markt sind. Sie gel­ten als Indi­ka­tor für die Woh­nungs­nach­fra­ge. Sobald Men­schen in die­sen Woh­nun­gen leben, steigt die Mie­te dann in der Regel erst mal nicht mehr so schnell. Dann spricht man von Bestandsmieten. 

Die Grün­de dafür, dass die Prei­se in Müns­ter gefal­len sind, las­sen sich schwer benen­nen. Das liegt dar­an, dass Immobilieneigentümer:innen ihre Moti­ve für Preis­sen­kun­gen und -stei­ge­run­gen bei Neu­ver­mie­tun­gen in der Regel nicht an Immo­bi­li­en­por­ta­le über­mit­teln. In der Regel wer­den sie die Grün­de dafür, dass sich so gut wie nie­mand auf Anzei­gen mel­det, wohl auch nicht ken­nen. Der Welt-Autor hat zu den Grün­den aller­dings eine Ver­mu­tung: Feh­len­den Stu­die­ren­de aus dem Aus­land könn­ten die Nach­fra­ge gedämpft haben, wie auch die Tat­sa­che, dass Prä­senz­ver­an­stal­tun­gen zuletzt aus­ge­fal­len sind.

Der Wohnungsmarkt im Überblick

Einen umfas­sen­den Über­blick über die Ent­wick­lun­gen auf dem Miet- und Woh­nungs­markt gibt die im Dezem­ber erschie­ne­ne Woh­nungs­markt­stu­die der NRW-Bank. Der Bericht bezieht sich auf die Jah­re 2018 und 2019 und ist zuge­ge­be­ner­ma­ßen etwas zäh. Damit Sie die knapp 90 Sei­ten nicht selbst lesen müs­sen, haben wir das für Sie getan. Hier eini­ge der Ergeb­nis­se für Müns­ter im Überblick:

Allgemeine Zahlen

  • Müns­ter gehört bun­des­weit zu den Regio­nen, die am wenigs­ten von der Coro­na-Kri­se betrof­fen sind. Das liegt vor allem dar­an, dass hier so vie­le Men­schen im Gesund­heits­sek­tor, in der Ver­wal­tung, im Bereich der Bil­dung oder im Dienst­leis­tungs­ge­wer­be arbeiten.
  • Die Bevöl­ke­rung in Müns­ter wächst jähr­lich um bis zu ein Pro­zent, also um etwas mehr als 3.000 Men­schen pro Jahr. In der Umge­bung wächst sie nur in Gre­ven noch etwas stärker.
  • Vie­le Men­schen kom­men zur Aus­bil­dung oder zum Stu­di­um nach Müns­ter. Um eine Fami­lie zu grün­den, ver­las­sen vie­le die Stadt.
  • Bei Umzü­gen inner­halb von Nord­rhein-West­fa­len zeigt sich: Grö­ße­re Städ­te wie Müns­ter ver­lie­ren eher. Im Umfeld gewin­nen vor allem Havix­beck und Telgte.
  • Die Zahl der allein­le­ben­den Men­schen hat in Müns­ter in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren stark zuge­nom­men (um über 15 Pro­zent). Nach Modell­rech­nun­gen wird sich die Ent­wick­lung fort­set­zen, in den Krei­sen Stein­furt und Coes­feld noch etwas schnel­ler als in Münster.
  • Müns­ter wächst wei­ter. Die Stadt gehört zu den weni­gen Regio­nen im Land, in denen es mehr Gebur­ten gibt als Sterbefälle.
  • Die Kauf­kraft im Umland von Müns­ter ist so groß wie kaum anders­wo in Nord­rhein-West­fa­len. Müns­ter selbst fällt etwas ab.
  • Weni­ger als ein Vier­tel der Men­schen, die in Müns­ter ein Haus oder eine Woh­nung besit­zen, leben selbst dort. Im Kreis Stein­furt liegt der Anteil bei etwa 60 Pro­zent, in den Krei­sen Coes­feld oder Bor­ken bei etwa 50 Prozent.
  • Der Woh­nungs­markt wird im gesam­ten Müns­ter­land in fast allen Markt­seg­men­ten als „ange­spannt“ oder sogar „sehr ange­spannt“ wahr­ge­nom­men – im Unter­schied zum Bei­spiel zum Sau­er- oder Sie­ger­land, wo der Markt als „aus­ge­wo­gen“ bis „ent­spannt“ gilt.

Mietwohnungen

  • Höher als in Müns­ter sind die Mie­ten in Nord­rhein-West­fa­len nur in Köln und Düsseldorf.
  • Aktu­ell zah­len Men­schen, die län­ger als zehn Jah­re in ihrer Woh­nung leben, in Müns­ter im Schnitt unter 8 Euro pro Qua­drat­me­ter. Men­schen, die erst vor Kur­zem ein­ge­zo­gen sind, zah­len etwa 10 Euro.
  • Die durch­schnitt­li­chen Mie­ten für Neu­bau­woh­nun­gen in Müns­ter lie­gen bei bis zu 13,34 Euro pro Qua­drat­me­ter – in den angren­zen­den Krei­sen bei bis zu 8,50 Euro (Stein­furt) oder bei bis zu 9,50 Euro (Coes­feld und Warendorf).
  • Im Schnitt wen­den Men­schen in Müns­ter bis zu 30 Pro­zent ihres Ein­kom­mens für die Mie­te auf. In den angren­zen­den Krei­sen sind es ein knap­pes Vier­tel. Im Umland hat sich die Zahl in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren kaum ver­än­dert. Auch lan­des­weit ver­schärft sich die Situa­ti­on vor allem in den grö­ße­ren Städten.

Häuser

  • Die Prei­se für Häu­ser sind stark gestie­gen. Ein nicht ganz neu­es Ein­fa­mi­li­en­haus, das vor zehn Jah­ren noch für unter 300.000 Euro zu haben war, kos­te­te im ver­gan­ge­nen Jahr im Schnitt eine hal­be Mil­li­on Euro.
  • Die Ent­wick­lung in Köln ver­lief etwa so wie in Müns­ter. In Düs­sel­dorf dage­gen kos­tet ein Haus, das vor zehn Jah­ren noch für etwa 300.000 Euro zu haben war, inzwi­schen knapp 700.000 Euro.
  • Beson­ders stark sind die Haus­prei­se in Müns­ter in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren gestie­gen, und zwar um bis zu 30 Pro­zent. Nicht ganz so stark stie­gen die Prei­se zum Bei­spiel in Evers­win­kel (bis zu 6 Prozent).
  • Die durch­schnitt­li­chen Ange­bots­prei­se für Häu­ser in Müns­ter lagen zwi­schen 2017 und 2019 bei 630.000 Euro. In etwa so teu­er waren Häu­ser auch in Telg­te. In Alten­ber­ge kos­te­te ein Ein­fa­mi­li­en­haus durch­schnitt­lich 400.000 Euro, in Gre­ven durch­schnitt­lich 300.000 Euro.

Eigentumswohnungen

  • Der durch­schnitt­li­che Preis für nicht ganz neue Eigen­tums­woh­nun­gen in Müns­ter liegt bei bis zu 3.500 Euro pro Qua­drat­me­ter. Schnäpp­chen bekommt man in Gre­ven, Evers­win­kel oder Telg­te. Dort bekommt man Eigen­tums­woh­nun­gen für Qua­drat­me­ter­prei­se von unter 2.000 Euro.
  • Eine neue Eigen­tums­woh­nung kos­te­te im ver­gan­ge­nen Jahr in Müns­ter im Schnitt bis zu 6.200 Euro pro Qua­drat­me­ter. Zum Ver­gleich: In allen Krei­sen rund um Müns­ter bekommt man so etwas für einen Qua­drat­me­ter­preis von unter 3.000 Euro.
  • Nicht neue („alte“ trä­fe es nicht ganz, aber „gebraucht“ klingt auch komisch) Eigen­tums­woh­nun­gen sind nicht nur in gro­ßen Städ­ten teu­er, son­dern auch in länd­li­chen Regio­nen, vor allem im Müns­ter­land. Nicht neue Eigen­tums­woh­nun­gen kos­ten in Müns­ter im Schnitt 3.500 Euro pro Quadratmeter. 

Bauland

  • Müns­ter gehört zu den Städ­ten mit den höchs­ten Bau­land­prei­sen. Wäh­rend man in Eus­kir­chen oder Höx­ter Bau­land schon für 50 Euro pro Qua­drat­me­ter bekommt, zahlt man in Müns­ter im Schnitt 480 Euro. Im Ver­gleich zu Düs­sel­dorf ist das immer noch güns­tig. Da kos­tet der Qua­drat­me­ter Bau­land im Schnitt 800 Euro.
  • Zwi­schen 2015 und 2018 sind die Bau­land­prei­se in Müns­ter um bis zu 20 Pro­zent gestiegen.

In aller Kürze

+++ Noch eine aktu­el­le Mel­dung zum The­ma Bau­en: Ende nächs­ten Jah­res sol­len die ers­ten 96 Woh­nun­gen auf dem Gelän­de der York-Kaser­ne in Grem­men­dorf fer­tig sein. Das berich­ten die West­fä­li­schen Nach­rich­ten. Das ist aller­dings nur der ers­te klei­ne Teil des gro­ßen Pro­jekts. Ins­ge­samt sol­len es dort 759 Woh­nun­gen wer­den. Mit den Ter­mi­nen für die Fer­tig­stel­lung ist es bei sol­chen Bau­pro­jek­ten ja immer so eine Sache. Den Plä­nen nach soll im Jahr 2026 alles stehen. 

+++ Müns­ters Käm­me­rin Chris­ti­ne Zel­ler rech­net in die­sem Jahr durch die Coro­na-Kri­se mit einem Minus von 55 Mil­lio­nen Euro. Das hat sie am Mon­tag­abend in der WDR-Lokal­zeit gesagt. Im Ver­hält­nis zum Gesamt­vo­lu­men des Haus­halts der Stadt Müns­ter von 1,4 Mil­li­ar­den Euro sei das schon eine Belas­tung, die spür­bar sein wer­de. „Ich gehe davon aus, dass wir in eine Dis­kus­si­on kom­men müs­sen – was machen wir eher und was machen wir spä­ter“, sag­te sie. Prio­ri­tät habe dabei sicher die Bil­dung, über das, was dar­über hin­aus gehe, müs­se die Poli­tik ent­schei­den. Über­setzt wür­de das bedeu­ten: Der Neu­bau der Gesamt­schu­le Ost wird kom­men. Dar­über, wie es mit dem Preu­ßen­sta­di­on und dem Musik-Cam­pus wei­ter­geht, wird man noch reden müssen. 

+++ Im Zusam­men­hang mit dem Kin­des­miss­brauchs­fall von Müns­ter und den Fol­gen hat Anfang der Woche ein wei­te­rer Pro­zess begon­nen, berich­tet der WDR. Vor Gericht steht ein 27-jäh­ri­ger Mann aus Aachen. Er ist der neun­te Ange­klag­te. Der Mann soll drei klei­ne Jun­gen ver­ge­wal­tigt haben, unter ande­rem den Zieh­sohn des Haupt­ver­däch­ti­gen aus Müns­ter. Der Aache­ner ist einer von knapp 40 Ver­däch­ti­gen aus ganz Deutsch­land und Öster­reich. Die Opfer sind laut Ober­staats­an­walt Mar­tin Bot­zen­hardt immer Kin­der aus dem per­sön­li­chen oder fami­liä­ren Umfeld. 

+++ Im All­wet­ter­zoo ist Ende Dezem­ber ein Faul­tier zur Welt gekom­men. Das hat Zoo­di­rek­to­rin Simo­ne Sche­ka in der WDR-Lokal­zeit erzählt. Die Lebens­be­din­gun­gen für die­se Tie­re sind zur­zeit anschei­nend ide­al. Aber das ist nur eine Ver­mu­tung. Finan­zi­ell geht es dem Zoo wie allen übri­gen Betrie­ben im Win­ter­schlaf der­zeit nicht ganz so gut. Laut dem WDR feh­len allein im Novem­ber und Dezem­ber Ein­nah­men in Höhe von 200.000 Euro. Im aktu­el­len Maga­zin des Zoo­ver­eins steht dazu, dass Ende des Jah­res (zweck­ge­bun­de­ne) Spen­den in die­ser Höhe beim Zoo ein­ge­gan­gen sind. Trotz­dem ist es finan­zi­ell momen­tan eine eher wack­li­ge Zeit. Daher ist es sicher auch ein muti­ger Schritt, dass in die­ser Woche der Bau des 21,5 Mil­lio­nen Euro teu­ren Tro­pen­hau­ses begon­nen hat. Im Juli 2022 (hier stand vor­her 2020, das war ein Tipp­feh­ler, Anm. d. Red.) soll es fer­tig sein. 

+++ Viel­leicht haben Sie es schon gehört: Heu­te ist das Unwort des Jah­res gekürt wor­den. Und es ist über­ra­schen­der­wei­se nicht „Zwei­tau­send­zwan­zig“ gewor­den, es haben gleich zwei Wör­ter gewon­nen: „Coro­na-Dik­ta­tur“ und „Rück­füh­rungs­pa­ten­schaf­ten“. Um ganz ehr­lich zu sein: Das zwei­te Wort habe ich vor­her noch nie gehört. Aber es wird ja schon alles sei­ne Rich­tig­keit haben. Der Sprach­wis­sen­schaft­ler Nils Bahlo von der Uni Müns­ter hält die Wahl durch­aus für sinn­voll, zum Bei­spiel für Schu­len. Es sei ein guter Anlass, um dort über die­se Wör­ter zu dis­ku­tie­ren. Außer­dem sei die Reso­nanz in der Pres­se immer rie­sig, sagt er. Moment. Wo?


Corona-Update

Wenn der Ein­druck ent­steht, jemand möch­te etwas ver­heim­li­chen, dann zie­hen Men­schen gern Rück­schlüs­se dar­auf, wie jemand sonst mit Infor­ma­tio­nen umgeht. Beim Evan­ge­li­schen Kran­ken­haus ist der Ein­druck ent­stan­den, dass man gehofft hat­te, es wür­de schon nie­mand von dem Coro­na-Aus­bruch im Dezem­ber erfah­ren, über den die West­fä­li­schen Nach­rich­ten in der ver­gan­ge­nen Woche berich­tet haben. Doch auch nach die­sem Bericht hat das Kran­ken­haus von sich aus nichts dazu ver­öf­fent­licht, wie sich die Situa­ti­on ent­wi­ckelt. Das wäre eine wich­ti­ge Infor­ma­ti­on für jeman­den, der sich in die­sem Kran­ken­haus behan­deln las­sen möch­te. So ent­steht der Ein­druck, es geht vor allem dar­um, die Kli­nik selbst zu schüt­zen. Wir haben die Stadt gefragt, die „mit eini­gem Auf­wand“ für uns her­aus­ge­fun­den hat, dass es im Evan­ge­li­schen Kran­ken­haus seit Anfang des Jah­res sechs Neu­in­fek­tio­nen bei den Mit­ar­bei­ten­den gege­ben hat, wie eine Spre­che­rin der Stadt schreibt. 19 Patient:innen befän­den sich auf der Iso­lier­sta­ti­on. Wir hat­ten auch das Evan­ge­li­sche Kran­ken­haus selbst gefragt. Von dort kam heu­te Abend eine Stel­lung­nah­me, und wir machen jetzt mal ein klei­nes Spiel. Hier ist ja genü­gend Platz, daher steht unten die kom­plet­te Stel­lung­nah­me des Kran­ken­hau­ses. Viel­leicht kön­nen Sie uns hel­fen, dar­in nach Ant­wor­ten zu suchen. 

Das hier waren unse­re Fragen: 

  • Wie vie­le Patient:innen und Mitarbeiter:innen haben sich infi­ziert? Wie vie­le sind an Covid erkrankt oder schwer erkrankt?
  • Wie vie­le Covid-Patient:innen wer­den aktu­ell ins­ge­samt behandelt?
  • Wie vie­le freie Inten­siv­bet­ten gibt es noch?
  • Wel­che Ein­schrän­kun­gen gibt es für ande­re Patient:innen?
  • Wie vie­le Mitarbeiter:innen sind ins­ge­samt infi­ziert und/oder in Quarantäne?

Das hier ist die Antwort: 

„Das Evan­ge­li­sche Kran­ken­haus Johan­nis­stift Müns­ter hat bis Novem­ber 2020 wegen des erhöh­ten Risi­ko­pro­fils ger­ia­tri­scher Pati­en­ten nach Abspra­che mit dem Kri­sen­stab der Stadt Müns­ter jeden Pati­en­ten, bei dem eine SARS-CoV-2-Infek­ti­on nach­ge­wie­sen wur­de, in eines der fest­ge­leg­ten COVID-19-Häu­ser ver­legt. Stei­gen­de Infek­ti­ons­zah­len sorg­ten schließ­lich auch in Müns­ter für über­las­te­te Kran­ken­häu­ser, als Fol­ge waren dem EVK kei­ne Ver­le­gun­gen mehr mög­lich. Somit wer­den die posi­tiv getes­te­ten Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten nun auf der am EVK Müns­ter bereits zu Beginn der Pan­de­mie vor­sorg­lich ein­ge­rich­te­ten Iso­lier­sta­ti­on behan­delt. Höhe­re Infek­ti­ons­zah­len brin­gen auch stei­gen­de Zah­len posi­tiv getes­te­ter Pati­en­ten mit sich – trotz eines umfang­rei­chen Hygie­ne­kon­zep­tes in enger Anleh­nung an die natio­na­le Test­stra­te­gie. Die Infek­ti­ons­zah­len sind – wie in allen Kran­ken­häu­sern – auch am EVK Müns­ter fluk­tu­ie­rend. Aktu­ell ver­fügt die Inten­siv­sta­ti­on über ein frei­es Bett.“

Ein frei­es Inten­siv­bett. Das ist immer­hin eine Ant­wort. Wie offen fin­den Sie die­se Stel­lung­nah­me? Urtei­len Sie selbst. 

Nun noch schnell zu den all­ge­mei­nen Coro­na-Zah­len für Münster: 

Die Stadt mel­det unter­des­sen 18 Neu­in­fek­tio­nen seit Mon­tag. Damit gel­ten aktu­ell 588 Men­schen als infi­ziert. 101 Men­schen lie­gen im Kran­ken­haus, 21 von ihnen auf der Inten­siv­sta­ti­on. Die Sie­ben-Tage-Inzi­denz (Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Men­schen in einer Woche) liegt momen­tan bei knapp 90. Die aktu­el­len Zah­len zur Sie­ben-Tage-Inzi­denz in Nord­rhein-West­fa­len fin­den Sie hier. Und zum Abschluss noch eine mög­li­cher­wei­se gute Nach­richt. Mal­te Kreutz­feldt, der über die Coro­na-Situa­ti­on für die taz berich­tet, schreibt bei Twit­ter: „Die Zahl der gemel­de­ten #Coro­na-Neu­in­fek­tio­nen steigt heu­te im 7-Tage-Mit­tel deut­lich lang­sa­mer als zuletzt, die Zahl der neu gemel­de­ten Todes­fäl­le geht leicht zurück.“ Aller­dings: „Inter­pre­ta­ti­on bleibt (…) schwie­rig, weil unklar ist, wie groß der Anteil der Nach­mel­dun­gen zuletzt war.“


Unbezahlte Werbung

+++ Kino ist zur­zeit ja lei­der nicht mög­lich, aber das bedeu­tet nicht, dass man auf alles ver­zich­ten muss, was man an einem Kino­abend schätzt. Nachos, Pop­corn und klei­ne Snacks kann man sich zum Bei­spiel vom Cine­plex brin­gen las­sen. Mög­lich ist das ab einem Min­dest­be­stell­wert von 10 Euro. Hin­zu kom­men Lie­fer­kos­ten von 4,50 Euro. Ganz spon­tan geht das aller­dings nicht. Wenn die Bestel­lung bis 14 Uhr ein­geht, lie­fert das Kino sie am Tag drauf zwi­schen 8 und 21 Uhr. Ob sich das Lie­fer­fens­ter noch etwas ein­gren­zen lässt, müss­te man dann viel­leicht noch mal klä­ren. Zur Bestel­lung geht es aber erst ein­mal hier.


Drinnen und Draußen

+++ Das LWL-Muse­um am Dom­platz zeigt zur­zeit eine Aus­stel­lung, die noch so gut wie nie­mand gese­hen hat. Also 10.000 Men­schen schon, aber das ist ja doch so gut wie nie­mand, wenn man bedenkt, dass unge­fähr 60.000 erwar­tet wur­den, im güns­tigs­ten Fall sogar 100.000, wie die West­fä­li­schen Nach­rich­ten schrei­ben. Drei Jah­re lang hat die Kura­to­rin Petra Marx gebraucht, um die Aus­stel­lung „Pas­si­on Lei­den­schaft“ zu kon­zi­pie­ren, zu orga­ni­sie­ren – und die Wer­ke von Peter Paul Rubens, Augus­te Rodin oder Edvard Munch nach Müns­ter zu bekom­men. Ein klei­ner Trost viel­leicht: Mitt­wochs zeigt das Muse­um die Wer­ke bei einer Live-Insta­gram-Tour, jeden Don­ners­tag ab 17 Uhr führt Petra Marx per­sön­lich durch die Aus­stel­lung. Außer­dem kön­nen Grup­pen sich für 50 Euro via Zoom durch die Aus­stel­lung füh­ren las­sen. Für Schul­klas­sen ist die­ses Ange­bot kostenlos. 

+++ Und falls Sie in den nächs­ten Tagen oder am Wochen­en­de auf dem Sofa vor dem Fern­se­her etwas erle­ben möch­ten (anders geht’s ja lei­der grad nicht), dann hät­te ich hier noch etwas für Sie. Der Jour­na­list Mar­tin Feh­ren­sen hat­te bei Twit­ter gefragt, ob ihm jemand eine Serie emp­feh­len kön­ne. Und wie es mit dem Inter­net immer so ist: Ihm wur­den 70 Seri­en emp­foh­len. Er hat die Lis­te hier ver­öf­fent­licht – jeweils mit einem Link zu einer kur­zen Inhaltsangabe.

Am Frei­tag schreibt Ihnen wie­der Con­stan­ze Busch. Haben Sie eine schö­ne Woche. Und blei­ben Sie gesund.

Herz­li­che Grüße

Ralf Heimann


PS

Wer­ner Szy­bal­ski von der „Müns­ter­lis­te – bunt inter­na­tio­nal“ hat in sei­nem Archiv gewühlt. Dabei ist er auf einen Text vom 17. Mai 1991 gesto­ßen, in dem er auch selbst zu Wort kommt. Über­schrift: „VCD-Kon­zept für eine autofreie(re) Innen­stadt“. VCD steht für „Ver­kehrs­club der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land“. Szy­bal­ski war damals Kreis­vor­sit­zen­der des Ver­eins. In dem Text nann­te er das Kon­zept: „Prak­ti­ka­bel, nicht radi­kal.“ Und knapp 30 Jah­re spä­ter stimmt das sogar. Die Unter­zei­le damals lau­te­te: „Basis für eine Dis­kus­si­on ohne Ideo­lo­gie“. Das hat in der Fol­ge lei­der nicht ganz so gut geklappt. Aller­dings sind in den letz­ten Mona­ten ja eini­ge Din­ge pas­siert, die noch vor gar nicht so lan­ger Zeit nie­mand für mög­lich gehal­ten hät­te. War­ten wir also ab. Die neue Rat­haus-Koali­ti­on will in den nächs­ten Wochen ihre Plä­ne für die kom­men­den vier Jah­re vor­stel­len. Zur Sicher­heit habe ich mir den Aus­schnitt jetzt schon mal zum 11. Janu­ar 2031 in den Kalen­der gelegt.


PPS

Sie haben es am Wochen­en­de gese­hen: Unser neu­er Kolum­nist ist Micha­el Jung, der ehe­ma­li­ge SPD-Frak­ti­ons­chef und Ober­bür­ger­meis­ter­kan­di­dat. In sei­nem ers­ten Bei­trag hat er sich mit dem Woh­nungs­pro­blem in Müns­ter beschäf­tigt. Es kamen vie­le posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen, aber auch Kri­tik, und auf einen Punkt möch­te ich gern ein­ge­hen. Jemand schrieb per E-Mail, ihm wäre es lie­ber, wenn die jour­na­lis­ti­schen Bei­trä­ge von Journalist:innen geschrie­ben wür­den, nicht von Men­schen aus der Kom­mu­nal­po­li­tik. Und das sehe ich ganz genau­so. Kolum­nen sind aller­dings sub­jek­ti­ve Ana­ly­sen, Ein­schät­zun­gen oder Kom­men­ta­re. Das bedeu­tet, sie haben nicht den Anspruch, objek­tiv zu sein. Sie sto­ßen im bes­ten Fall eine Dis­kus­si­on an. Inter­es­sant an ihnen ist die Per­spek­ti­ve. Und eine inter­es­san­te Per­spek­ti­ve ist die Sicht von innen. Die fehlt Journalist:innen in der Regel. Men­schen, die poli­ti­sche Ämter hat­ten, sehen die Din­ge oft auf eine ande­re Wei­se. Und wenn sie kei­ne Ämter mehr haben, kön­nen sie frei dar­über reden. Das ergänzt die jour­na­lis­ti­schen Bei­trä­ge. Es ver­bes­sert das Gesamt­bild. Und war­um unter­schied­li­che Per­spek­ti­ven im Jour­na­lis­mus wich­tig sind, das zeigt sehr ein­drucks­voll die­ser fast 40 Jah­re alte und knapp 30 Sekun­den lan­ge Wer­be­spot der bri­ti­schen Zei­tung Guardian.