Das Bündnis ist sich einig | Finales Koalitionspapier | Soundtrack für Babys

Müns­ter, 2. Febru­ar 2021

Guten Tag,

am Mon­tag­abend um kurz nach zehn twit­ter­te Müns­ters SPD-Chef Robert von Olberg nach einer län­ge­ren Sit­zung, dass die SPD-Rats­frak­ti­on den Koali­ti­ons­ver­trag mit Grü­nen und Volt ein­stim­mig beschlos­sen hat. Elf zu null Stim­men, so hör­te man später. 

Kann die neue Koali­ti­on also vier­ein­halb Mona­te nach der Kom­mu­nal­wahl end­lich mit der Arbeit begin­nen? Noch nicht ganz. 

Am Don­ners­tag las­sen die drei an den Ver­hand­lun­gen betei­lig­ten Par­tei­en ihre Mit­glie­der über das Papier abstim­men. Dass dabei noch etwas schief­ge­hen kann, gilt aller­dings als nicht sehr wahr­schein­lich. Am Frei­tag will die neue Koali­ti­on dann alles der Öffent­lich­keit vorstellen.

Aber was ist denn eigent­lich nach­ver­han­delt worden? 

Vor allem in drei Punk­ten waren Tei­le der SPD nicht zufrie­den mit den Ergeb­nis­sen der ers­ten Run­de. Es ging um die Zukunft des Flug­ha­fens Münster/Osnabrück, die Hau­ruck-Plä­ne zur Innen­stadt ohne Autos und um den Finanz­de­ckel beim Neu­bau des Preußen-Stadions.

Hier ein Überblick:

I. Autofreie Innenstadt

Die größ­te Debat­te der ver­gan­ge­nen Wochen hat der Plan aus­ge­löst, dass die Autos aus der Innen­stadt ver­schwin­den sol­len. In den Nach­ver­hand­lun­gen haben die Par­tei­en sich nun offen­bar dar­auf geei­nigt, etwas anders vor­zu­ge­hen als ursprüng­lich geplant. 

Um den Auto­ver­kehr geht es im Abschnitt „Mobi­li­tät und Ver­kehr“ nun nicht mehr ganz zu Beginn, son­dern ganz am Ende. Was zuerst pas­sie­ren soll, steht in einer neu­en Pas­sa­ge am Anfang: „Wir schaf­fen die Vor­aus­set­zun­gen, die enor­men Pend­ler­strö­me in Müns­ter zum Umstieg auf nach­hal­ti­ge, siche­re und kli­ma­scho­nen­de Ver­kehrs­mit­tel zu bewe­gen.“ Die Autos sol­len ver­schwin­den, spä­ter. Aber erst ein­mal soll es Alter­na­ti­ven geben. Das Bünd­nis will die Geschwin­dig­keit wohl etwas drosseln. 

Neu im Papier ist der Satz: „Auf dem Weg zur weit­ge­hend auto­frei­en Alt­stadt wer­den wir schritt­wei­se vor­ge­hen, aus den Erfah­run­gen ers­ter Maß­nah­men für den wei­te­ren Pro­zess ler­nen und Betei­li­gung ermög­li­chen.“ Das bedeu­tet: All jene, die um ihre Kund­schaft fürch­ten, die Gas­tro­no­mie und der Ein­zel­han­del, sol­len in die Pla­nun­gen ein­be­zo­gen wer­den. Was pas­siert, wenn die­ser Schritt fehlt, wis­sen wir schon von den Fahr­rad­stra­ßen.

Im Gro­ben bleibt es bei dem ursprüng­li­chen Plan. Das hier sind die Eckpunkte: 

  • Der Öffent­li­che Per­so­nen­nah­ver­kehr soll wich­ti­ger wer­den. Bus­se sol­len in kür­ze­ren Abstän­den fah­ren, am bes­ten über eige­ne Bus­spu­ren, und es soll neue Metro­bus­se geben, die ähn­lich wie Stra­ßen­bah­nen auf eige­nen Spu­ren verkehren. 
  • Die Stadt will es Men­schen, die zur Arbeit pen­deln, leich­ter machen. Sie sol­len am Stadt­rand an soge­nann­ten Mobi­li­täts­sta­tio­nen vom Auto auf ande­re Ver­kehrs­mit­tel umstei­gen können. 
  • Die Par­tei­en wol­len das Pro­jekt S-Bahn fürs Müns­ter­land beschleu­ni­gen. In der Prä­am­bel steht die S-Bahn in der fina­len Ver­si­on nicht mehr, spä­ter im Text schon. Bis sie kommt, falls sie kommt, wird aller­dings wohl noch etwas Schmutz­was­ser durch die Aa flie­ßen. Daher sol­len kurz­fris­tig Schnell­bus­se fah­ren. Und man will mit der Deut­schen Bahn spre­chen, damit Müns­ter bes­ser an den Regio­nal- und Fern­ver­kehr ange­bun­den wird.
  • Das Auto soll an Bedeu­tung ver­lie­ren, der Rad- und Fuß­ver­kehr wich­ti­ger wer­den. Wer mit dem Rad unter­wegs ist, soll die­se Ver­än­de­rung schon in die­sem Jahr spü­ren. Eine Pflicht, die Rad­we­ge zu nut­zen, soll es nur noch da geben, wo es beson­ders gefähr­lich ist. 
  • Der Rad­ver­kehr soll an Ampeln und Kreu­zun­gen Vor­rang bekom­men, spä­ter dann auch an den Kreu­zun­gen auf der Promenade. 
  • Mit­tel­fris­tig soll der Rad­ver­kehr auf mög­lichst vie­len Stre­cken eine grü­ne Wel­le haben. Es soll einen zwei­ten Pro­me­na­den­ring geben und ein zusam­men­hän­gen­des Radwegenetz. 
  • Für Men­schen, die zu Fuß unter­wegs sind, will man in der Stadt ein soge­nann­tes Ver­kehrs­leit­sys­tem schaf­fen. Schil­der sol­len nicht nur die Rich­tung ange­ben, son­dern auch die Geh­mi­nu­ten bis zum Ziel. 

Und schließ­lich zum Autoverkehr:

  • Dom­platz, Pfer­de­gas­se und Königs­stra­ße sol­len „weit­ge­hend auto­frei“ wer­den. Im Park­haus in den Arka­den sol­len die Autos von Men­schen ste­hen, die dort woh­nen – viel­leicht auch Palet­ten vol­ler Ware, oder was auch immer mit „ande­re Nut­zun­gen“ gemeint sein könn­te. Nur ein öffent­li­ches Park­haus soll man hier nicht mehr finden. 
  • Die Aegi­di­i­stra­ße soll zur Fahr­rad­stra­ße wer­den. Par­ken mit dem Auto soll über­all in der Alt­stadt Geld kos­ten. Neu im akt­el­len Ent­wurf ist: Außer­halb des Pro­me­na­den­rings sol­len die Park­ge­büh­ren gestaf­felt sinken. 
  • Aus den Park­plät­zen in der Innen­stadt sol­len Grün­flä­chen und Auf­ent­halts­or­te wer­den. Für die Georgs­kom­men­de und den Hör­s­ter­platz gibt es noch kei­ne Plä­ne. Fest steht laut Koali­ti­ons­pa­pier nur: Es sol­len kei­ne Park­plät­ze bleiben. 
  • Am Bült soll der Auto­ver­kehr kei­ne Rol­le mehr spie­len. Bus­se oder Taxis dür­fen wei­ter durch, pri­va­te Autos nicht. Enden soll der Auto­ver­kehr auf der einen Sei­te am Park­haus Alter Stein­weg, auf der ande­ren Sei­te am Park­haus Tibusstift/Theater. In einem zwei­ten Schritt sol­len auch die­se Park­häu­ser anders genutzt wer­den. Aber bevor das pas­siert, soll die Innen­stadt laut Koali­ti­ons­pa­pier bes­ser auf ande­rem Wege erreich­bar sein als mit dem Auto. Einen Zeit­rah­men nen­nen die Par­tei­en nicht. 
  • Bei Neu­bau­ten und in neu­en Stadt­vier­teln sol­len Quar­tiers­ga­ra­gen gebaut wer­den, damit im öffent­li­chen Raum nicht mehr über­all par­ken­de Autos herumstehen. 
  • Falsch­par­ken soll in der Innen­stadt stär­ker kon­trol­liert und bestraft werden.
  • Der Fahr­rad- und Fuß­ver­kehr soll an der Wol­be­cker Stra­ße mehr Raum bekommen. 
  • Tem­po 30 soll in der Stadt „mög­lichst flä­chen­de­ckend“ ein­ge­führt werden.
  • Ein­bahn­stra­ßen und Durch­fahrts­sper­ren sol­len die Zahl der Autos ver­min­dern, die durch die Vier­tel kur­ven, um Park­plät­ze oder Abkür­zun­gen zu finden. 
  • Die Orts­zen­tren in Wol­beck, Han­dorf und Roxel sol­len neu für den Ver­kehr gestal­tet wer­den, damit auch dort der Durch­gangs­ver­kehr abnimmt. 

Und damit kom­men wir nun zum Luftverkehr.

II. Flughafen Münster/Osnabrück

Ein strit­ti­ger Punkt im Koali­ti­ons­pa­pier waren die Finanz­sprit­zen für den Flug­ha­fen Münster/Osnabrück. Grü­ne, SPD und Volt haben sich nun dar­auf geei­nigt, dass die Stadt Müns­ter nach 2023 kei­ne Sub­ven­tio­nen mehr zah­len wird. Sie ist über die Stadt­wer­ke mit 35 Pro­zent an dem Flug­ha­fen betei­ligt und hält damit den größ­ten Anteil. In einer frü­he­ren Ver­si­on des Ver­trags hieß es, man wer­de den Flug­ha­fen bereits nach 2022 nicht mehr bezu­schus­sen. Die FMO-Geschäfts­füh­rung soll noch in die­sem Jahr ein Kon­zept vor­le­gen, in dem sie beschreibt, wie der Flug­ha­fen auch ohne Unter­stüt­zung aus­kom­men kann. 

Ab 2024 sind sol­che Hil­fen für Regio­nal­flug­hä­fen ohne­hin nicht mehr erlaubt. Die Euro­päi­sche Uni­on hat sie ver­bo­ten. Der Grund: Vie­le Län­der oder Land­krei­se hal­ten ihre Air­ports auf die­se Wei­se am Leben, auch um ande­ren Regio­nen gegen­über einen Vor­teil zu haben. Mit der neu­en Rege­lung will die EU errei­chen, dass nur Flug­hä­fen durch­hal­ten, die auch wirt­schaft­lich sind. Die Bun­des­re­gie­rung wirkt zur­zeit dar­auf hin, die Frist wegen der Coro­na-Kri­se zu verlängern.

Ob der Flug­ha­fen in Gre­ven unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen eine Zukunft hat, ist nicht klar. Im Moment käme er ohne Stüt­zen nicht aus. Es star­ten nur weni­ge Flug­zeu­ge. Die Ver­lus­te wach­sen täg­lich. Am kom­men­den Mitt­woch (10. Febru­ar) wird der Rat über ein Finanz­pa­ket in Höhe von 10 Mil­lio­nen Euro abstim­men, das den Flug­ha­fen in die­sem Jahr durch die Kri­se brin­gen soll. Die Stadt Müns­ter trägt davon gemäß ihrem Anteil 3,5 Mil­lio­nen. Über die­se Hil­fe gibt es kei­ne Dis­kus­si­on. Aller­dings wol­len Grü­ne, SPD und Volt Fach­leu­te der Stadt damit beauf­tra­gen, zu schau­en, ob wei­te­re Hil­fen not­wen­dig sein wer­den. Außer­dem soll eine wis­sen­schaft­li­che Stu­die zei­gen, wel­che Zukunfts­sze­na­ri­en es für den Flug­ha­fen gibt. Das alles soll recht schnell gehen. Die Ergeb­nis­se sol­len Ende des Jah­res vorliegen. 

Vor allem die Grü­nen sehen den Flug­ver­kehr kri­tisch, ins­be­son­de­re Inlands- und Kurz­stre­cken­flü­ge. Der letz­te Punkt in die­sem Abschnitt des Koali­ti­ons­pa­piers hebt die­se Skep­sis her­vor. Dort steht, man wol­le die Alter­na­ti­ven stär­ken. Das wären zum Bei­spiel bes­se­re Bahn­ver­bin­dun­gen. Und dort steht auch, was das kon­kret bedeu­tet: Mit dem Zug von Müns­ter nach Mün­chen müs­se man schnel­ler kom­men als in sechs Stun­den. Der schnells­te Zug zur­zeit braucht sechs Stun­den und acht Minuten. 

III. Preußen-Stadion

In der Debat­te um das geplan­te neue Preu­ßen-Sta­di­on war der Streit­punkt ein Deckel. Die­ser Deckel soll­te ver­hin­dern, dass das Sta­di­on sehr viel teu­rer wird als ursprüng­lich geplant, wie es bei Bau­pro­jek­ten eben häu­fig pas­siert. Die Gren­ze soll­te in die­sem Fall bei 40 Mil­lio­nen Euro lie­gen. Kos­tet das Sta­di­on mehr, müss­ten Ver­ein und geld­ge­ben­de Fir­men ein­sprin­gen – oder die Plä­ne müss­ten abge­speckt wer­den. Dar­auf hat­te man sich ursprüng­lich geeinigt. 

Im neu­en Kom­pro­miss ist das grund­sätz­lich noch immer so. Aber der Deckel ist nicht mehr luft­dicht. Er heißt jetzt „Ori­en­tie­rungs­rah­men“. Und es gibt Ausnahmen. 

Stei­gen die Kos­ten, weil es teu­rer wird, die öko­lo­gi­schen Stan­dards ein­zu­hal­ten, will man nicht an der Öko­lo­gie spa­ren. Dann zahlt die Stadt die Rech­nung auch dann, wenn am Ende mehr als 40 Mil­lio­nen Euro drauf­ste­hen. Glei­ches gilt, wenn Bau­en gene­rell teu­rer wird (laut Bau­kos­ten­in­dex) – oder wenn sich her­aus­stellt, dass Alt­las­ten für viel Geld ent­sorgt wer­den müs­sen. Das ist zum Bei­spiel in Karls­ru­he pas­siert. Dort stell­te sich irgend­wann her­aus: Weil Wäl­le ent­sorgt wer­den müs­sen, kos­tet das Sta­di­on zehn Mil­lio­nen Euro mehr. 

Die Par­tei­en wol­len nun zunächst prü­fen las­sen, in wel­cher Vari­an­te ein neu­es Sta­di­on sinn­voll und bezahl­bar ist. Dar­über ent­schei­den wird der Rat. Teil der Plä­ne ist laut dem Papier auch ein Kon­zept dazu, wie das neue Sta­di­on erreich­bar sein wird. Das Geld für die­ses „inte­grier­te Ver­kehrs­kon­zept mit Bahn­hal­te­punkt“ wol­len die Par­tei­en im Haus­halt schon zur Ver­fü­gung stellen. 

Und dann steht im Ver­trag noch ein Bekennt­nis: Man wol­le ein Nach­wuchs­leis­tungs­zen­trum schaf­fen. Und die Poli­tik for­dert den Ver­ein auf, auch Fuß­ball für Mäd­chen und Frau­en anzu­bie­ten, unter Umstän­den auch über Koope­ra­tio­nen mit ande­ren Ver­ei­nen. Einen kon­kre­ten Plan gibt es anschei­nend noch nicht. 

In einem ande­ren Punkt haben Grü­ne, SPD und Volt nun nach­träg­lich noch einen sehr kon­kre­ten Satz in ihren Ver­trag ein­ge­fügt. Er lau­tet: „Im ers­ten Schritt wer­den wir den Abriss der West­tri­bü­ne unver­züg­lich in die Wege leiten.“ 

IV. Musik-Campus

Im Abschnitt zum geplan­ten Musik-Cam­pus ist nun nicht mehr die Rede davon, dass der Cam­pus „im Wes­ten der Stadt“ gebaut wer­den soll. Ein­ge­fügt haben die Ver­hand­lungs­par­tei­en zudem die For­mu­lie­rung „kon­zep­tio­nel­le Offen­heit“. Und am Ende steht der Satz: „Uns ist wich­tig, dass der Musik-Cam­pus nicht zu Las­ten der frei­en Kul­tur­sze­ne finan­ziert wird.“ Auch er ist neu. 

Der aktu­el­le Plan ist: Die Stadt lässt zwei Vari­an­ten prü­fen. In der ers­ten ent­wi­ckeln Uni­ver­si­tät und Stadt das Pro­jekt zusam­men. In der zwei­ten bau­en Uni­ver­si­tät und Land (Bau- und Lie­gen­schafts­be­trieb) zusam­men, und die Stadt zieht als Mie­te­rin ein. 

V. Weitere Änderungen 

Das The­ma Coro­na kam auch im ers­ten Ver­hand­lungs­er­geb­nis schon vor. Am Wochen­en­de haben die Par­tei­en nun noch mal eine gan­ze Sei­te ein­ge­fügt, in der sie vor allem beto­nen, dass die im ver­gan­ge­nen Jahr beschlos­se­nen Hil­fen wei­ter­lau­fen müssen. 

Hier und da sind im neu­en Koali­ti­ons­pa­pier auch ein paar Wör­ter ver­schwun­den oder auf­ge­taucht. In der Prä­am­bel stand etwa ursprüng­lich, man wer­de die Gewer­be­steu­er bis 2022 nicht erhö­hen. Die Jah­res­zahl ist nun nicht mehr zu fin­den. Und abhän­gig davon, ob man Müns­ters Stadt­käm­me­rin ist oder ob man ein Gewer­be betreibt, ist das eine schlech­te Nach­richt oder eben eine gute. 

Kurz vor dem Ende ist auch noch die Volks­hoch­schu­le in den Koali­ti­ons­ver­trag gerutscht. Sie soll laut dem Papier gestärkt und zu einem „eigen­stän­di­gen Amt im Bil­dungs­de­zer­nat wer­den“. Außer­dem will man die chro­ni­schen Raum­sor­gen lösen – oder wie es im Koali­ti­ons­pa­pier heißt: eine „wei­te­re Ver­bes­se­rung der städ­ti­schen Unterbringungssituation“.

Unter dem Punkt „Schu­len“ steht noch ein sehr schö­ner Satz: „Wir sehen die Auf­ga­ben­fel­der der Pädagog*innen aus­schließ­lich im Leh­ren und Erzie­hen – und nicht in der War­tung tech­ni­scher Gerä­te“. Die­ser Satz ist nicht neu. Ein ande­rer schon, und er ist noch etwas zen­tra­ler: „Wir brau­chen end­lich eine Stra­te­gie für die digi­ta­le Aus­stat­tung an Schu­len.“ Hier hal­ten die Par­tei­en fest, dass es nicht Auf­ga­be der Eltern sei, digi­ta­le Gerä­te zu kau­fen, son­dern die der Schul­trä­ge­rin, also der Stadt. Das Ziel sei, „alle Schüler*innen in Müns­ter bis 2025 mit einem ein­heit­li­chen digi­ta­len End­ge­rät zu versorgen“. 

Bei den Schwimm­bad-Plä­nen für Gie­ven­beck haben Grü­ne, SPD und Volt sich am Wochen­en­de noch dazu durch­rin­gen kön­nen, eine 50-Meter-Bahn in den Ver­trag zu schreiben. 

Und zum Schluss noch ein inter­es­san­tes Detail aus der Prä­am­bel. Hier hat­ten die Par­tei­en in einer ers­ten Ver­si­on den Anspruch for­mu­liert, mit allen Grup­pen, Par­tei­en, der Ver­wal­tung und den Men­schen in Müns­ter „offen, trans­pa­rent und fair“ zu agie­ren. Sie hat­ten die demo­kra­ti­schen Frak­tio­nen und Grup­pen auf­ge­ru­fen an den Zie­len mit­zu­ar­bei­ten – „wobei wir die AfD hier­bei expli­zit aus­schlie­ßen“, schrie­ben sie. In der abschlie­ßen­den Fas­sung fehlt die­ser Teil. Eine even­tu­el­le Zusam­men­ar­beit wird dadurch aller­dings wohl nicht sehr viel wahrscheinlicher. 


In aller Kürze

+++ Müns­ters CDU-Chef Hen­drik Grau hat für das sich for­mie­ren­de Bünd­nis im Rat einen Namen gefun­den, aller­dings einen, mit dem eine ande­re Par­tei nicht ganz so glück­lich sein dürf­te. In einer Pres­se­mit­tei­lung schreibt Grau zum „Ein­len­ken der Links­par­tei­en“: Die Fra­ge, wie man in Müns­ter zu weni­ger Auto­ver­kehr kom­men kön­ne, sei zu wich­tig, „als dass sie von eini­gen hin­ter ver­schlos­se­nen Türen aus­bal­do­wert” wer­den soll­te. Der öffent­li­che und inter­ne Druck habe anschei­nend zu einem Sin­nes­wan­del geführt und die „radi­ka­len Kräf­te ein wenig ein­ge­bremst“, so Grau. Mit sol­chen For­mu­lie­run­gen soll­te man aller­dings spar­sam umge­hen, sonst wird man frü­her oder spä­ter in eine Ecke mit denen gestellt, die laut „radi­cal left“ rufen – und schließ­lich selbst für radi­kal gehal­ten. Einen Vor­schlag macht Grau auch, er schlägt einen Run­den Tisch zum The­ma Innen­stadt­ver­kehr vor. Hier gehe es um eine „Gene­ra­tio­nen­ent­schei­dung“, schreibt er, der nur mit einem mög­lichst brei­ten gesell­schaft­li­chen Kon­sens und der Berück­sich­ti­gung vie­ler Inter­es­sen legi­ti­miert wer­den könne. 

+++ Müns­ters ers­ter Platz in der ADAC-Stu­die Ende ver­gan­ge­ner Woche hat nicht so rich­tig über­ra­schend zu ganz unter­schied­li­chen Reak­tio­nen geführt. Den CDU-Ver­kehrs­po­li­ti­ker Wal­ter von Göwels hat das Ergeb­nis nicht über­rascht. Er kom­men­tiert: „Müns­ter ist top beim The­ma Innen­stadt­mo­bi­li­tät.“ Für Cars­ten Peters und Jule Heinz-Fischer von den Grü­nen ist der ers­te Platz „kein Anlass, groß zu jubeln.“ Wesent­li­che Pro­ble­me blie­ben unge­löst: Vie­le Unfäl­le, vie­le Emis­sio­nen und erheb­li­che Kon­flik­te zwi­schen den ver­schie­de­nen Ver­kehrs­trä­gern sei­en All­tag in Müns­ter. Ihr Vor­schlag: das, was im Koali­ti­ons­ver­trag steht. Simon Chro­bak vom Netz­werk Fahrradstadt.ms kri­ti­siert ganz grund­sätz­lich, es hät­ten 0,05 Pro­zent der Men­schen in Müns­ter die Mobi­li­tät in der Stadt bewer­tet, und dann wer­de die Stadt über­re­gio­nal gefei­ert. „Wann kommt irgend­je­mand auf die Idee, sowas zu hin­ter­fra­gen?“, hin­ter­fragt er. Den Ver­such einer Deu­tung macht @ameisenmensch: Er den­ke, es sei wich­tig, her­aus­zu­stel­len, um was es sich hier hand­le. „Es ist in eine ver­meint­lich objek­ti­ve Umfra­ge ver­pack­ter Auto­lob­by­is­mus“, schreibt er. 

+++ Die Stadt bie­tet Men­schen mit Impf­ter­min an, zu einem güns­ti­gen Preis ein Taxi zu bestel­len, wenn sie kei­ne Mög­lich­keit haben, zum Impf­zen­trum zu kom­men. Das Impf­ta­xi kos­tet fünf Euro, mel­det die Stadt. Wer es bestel­len möch­te, wählt ent­we­der die Num­mer der Taxi-Zen­tra­le (0251 60011) oder die des Taxi­rufs Müns­ter (0251 25500).


Corona-Update

Der stun­den­lan­ge Impf­gip­fel am Mon­tag hat nichts dar­an geän­dert: Min­des­tens bis Ende März wird es mit dem Imp­fen wohl wei­ter­hin nur lang­sam vor­an­ge­hen. Und auch wenn im zwei­ten Quar­tal deut­lich mehr Impf­stoff zur Ver­fü­gung ste­hen wird, bleibt wei­ter eine wich­ti­ge Fra­ge offen. Näm­lich die, ob eine Imp­fung nur vor der Erkran­kung Covid-19 schützt oder auch davor, dass man sich über­haupt mit dem Coro­na­vi­rus infi­ziert. Im zwei­ten Fall wür­de man nicht nur selbst nicht krank, son­dern könn­te auch nie­man­den anste­cken. Wie die­se soge­nann­te ste­ri­le Immu­ni­tät im Kör­per erreicht wird und war­um eines Tages ein Nasen­spray hel­fen könn­te, erklärt das Wis­sen­schafts­ma­ga­zin Spek­trum aus­führ­lich und gut ver­ständ­lich in die­sem Bei­trag.

In Müns­ter wer­den wei­ter­hin ver­gleichs­wei­se wenig Neu­in­fek­tio­nen regis­triert, die Sie­ben-Tage-Inzi­denz (Zahl der Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Men­schen in einer Woche) liegt heu­te bei 32,4. Ins­ge­samt gel­ten 415 Men­schen als infi­ziert, 64 von ihnen wer­den im Kran­ken­haus behan­delt. 15 der Patient:innen lie­gen auf der Inten­siv­sta­ti­on, elf wer­den beatmet. Am Wochen­en­de hat die Stadt einen wei­te­ren Todes­fall gemel­det, eine 99-jäh­ri­ge Frau ist an oder nach einer Covid-19-Infek­ti­on gestor­ben. Ins­ge­samt sind damit seit Ende März 91 Men­schen aus Müns­ter gestor­ben, die mit dem Coro­na­vi­rus infi­ziert waren. 


Unbezahlte Werbung

Wenn in Ihrem Fami­li­en- oder Bekann­ten­kreis Nach­wuchs unter­wegs ist und Sie mal kei­nen Stramp­ler oder Spiel­zeug schen­ken möch­ten, hät­ten wir heu­te eine schö­ne Alter­na­ti­ve: Der Kom­po­nist und Pia­nist Phil­ipp Her­mann, der in Müns­ter lebt, schreibt Kla­vier­stü­cke für Neu­ge­bo­re­ne, die Men­schen zur Geburt ver­schen­ken kön­nen. Die­ses Stück, so erklärt der Musi­ker es auf sei­ner Web­site, soll für das Kind zu einer Art per­sön­li­chem Sound­track wer­den. Wir fin­den, das ist eine sehr schö­ne Idee. Nur ein klei­ner Hin­weis: Wenn die­ser Song das Kind dann tat­säch­lich die nächs­ten Wochen, Mona­te oder womög­lich das gan­ze Leben beglei­tet, sagen Sie am bes­ten schon gleich bei der Bestel­lung dazu: Ein Lied in Moll wäre nicht so gut.


Drinnen und Draußen 

Johan­ne Burk­hardt hat für den RUMS-Brief heu­te ein paar Tipps zusam­men­ge­stellt, und zwar folgende: 

+++ Auf die digi­ta­len Ange­bo­te zur Aus­stel­lung „Pas­si­on Lei­den­schaft. Die Kunst der gro­ßen Gefüh­le“ des LWL-Muse­ums für Kunst und Kul­tur hat­ten wir zwar schon ein­mal hin­ge­wie­sen. Wir machen es heu­te aber noch ein­mal, denn die Aus­stel­lung endet am nächs­ten Sonn­tag (14. Febru­ar). Wenn Sie noch eine digi­ta­le Füh­rung erle­ben möch­ten, soll­ten Sie sich also beei­len. Hier fin­den Sie alle Ange­bo­te und Ter­mi­ne. Am Don­ners­tag steht außer­dem eine Ver­an­stal­tung im Pro­gramm, die the­ma­tisch an die Aus­stel­lung anknüpft: Der His­to­ri­ker und Anti­se­mi­tis­mus­for­scher Uffa Jen­sen von der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Ber­lin spricht ab 18:30 Uhr über „Die Rück­kehr der Zorn-Poli­tik“. Es geht um poli­ti­schen Hass und Aus­gren­zung und dar­um, wie die Gesell­schaft ihnen begeg­nen sollte.

+++ Wenn das The­ma Sie inter­es­siert, müs­sen Sie am Don­ners­tag­abend eine schwie­ri­ge Ent­schei­dung tref­fen. Ab 19:15 Uhr spricht näm­lich die Jour­na­lis­tin Ali­ce Has­ters über Ras­sis­mus und ihren Best­sel­ler „Was wei­ße Men­schen nicht über Ras­sis­mus hören wol­len aber wis­sen soll­ten“. Für sol­che Ver­an­stal­tun­gen braucht es zwar eigent­lich kei­nen Anlass, in die­sem Fall gibt es aber einen, näm­lich den Anfang des Black Histo­ry Month: Im Febru­ar wird in den USA – und inzwi­schen auch in vie­len ande­ren Län­dern – an die Geschich­te, die Leis­tun­gen und Lei­dens­we­ge von schwar­zen Men­schen erin­nert. Hier fin­den Sie noch mehr Infor­ma­tio­nen zur Ver­an­stal­tung und am Don­ners­tag­abend auch den Link zur Video­kon­fe­renz-Soft­ware Zoom, die Teil­nah­me ist kostenlos.

+++ Zum Schluss noch ein Film­tipp: Seit letz­ter Woche läuft „Die Aus­gra­bung“ auf Net­flix. Der Titel ver­rät schon halb, wor­um es geht, näm­lich um die Ent­de­ckung (und Aus­gra­bung) eines angel­säch­si­schen Boots­gra­bes. Also um ein Schiff, in dem vor etli­chen Jahr­hun­der­ten ein Herr­scher samt Rüs­tung und Grab­bei­ga­ben beer­digt wur­de; die Geschich­te beruht auf wah­ren Bege­ben­hei­ten. Dar­um geht es aber wie gesagt nur zur Hälf­te, Sie soll­ten auch Lust haben auf gro­ße Gefüh­le: „Ein klas­si­sches Melo­dra­ma mit vie­len Emo­tio­nen“, sagt mei­ne Kol­le­gin. Ach­ja, und falls das für Sie auch ein Kri­te­ri­um ist, die Haupt­rol­len spie­len Carey Mul­ligan und Ralph Fiennes.

Am Frei­tag schreibt Ihnen wie­der Con­stan­ze Busch. Kom­men bis dahin gut durch die Woche. Und blei­ben Sie gesund. 

Herz­li­che Grüße

Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Johan­ne Burk­hardt, Con­stan­ze Busch


PS

Wenn Sie den Sams­tag­abend nicht vor dem Fern­se­her oder irgend­ei­nem Dis­play ver­bracht und unse­re Ankün­di­gung vom Frei­tag schon wie­der ver­ges­sen haben, dann hät­te ich hier einen Link für Sie: Die WDR-Kul­tur­sen­dung West­art hat einen Bei­trag über RUMS gemacht, den Sie sich hier anse­hen kön­nen. Falls Sie das längst getan haben, dann hät­te ich hier noch einen ande­ren Tipp für Sie: die Face­book-Sei­te „Ver­schwun­de­nes Müns­ter“, auf der ich Din­ge samm­le, die – Sie ahnen es – aus Müns­ter ver­schwun­den sind (wenn Sie da etwas haben, schi­cken Sie es mir gern). Hier fin­den Sie eine klei­ne Foto­se­rie, die der Foto­graf Rai­ner Wun­der­lich gemacht hat. Er ist durch die Osmo-Hal­len gelau­fen, bevor der Abriss begon­nen hat, und jetzt ver­schwin­det auch der Rest.