Die Zukunft des FMO | Gutachten von Kollegen | Digitale Bierprobe

Müns­ter, 16. Febru­ar 2021

Guten Tag,

heu­te vor einer Woche stand auf der Tages­ord­nung des Stein­fur­ter Kreis­aus­schus­ses unter Punkt sie­ben das „Coro­na-Finan­zie­rungs­kon­zept der FMO GmbH“. Der Flug­ha­fen braucht Geld, dar­um ging es einen Tag spä­ter auch in Müns­ters Haupt­aus­schuss. Aber in Stein­furt lag noch etwas ande­res auf dem Tisch – ein Papier, das Flug­ha­fen­chef Rai­ner Schwarz an die Mit­glie­der des Stadt­rats in Gre­ven ver­teilt hat­te. Titel: Regio­nal­öko­no­mi­sche Bedeu­tung des Flug­ha­fens Münster/Osnabrück.

Es ist die Zusam­men­fas­sung einer Stu­die aus dem Juni 2019, die bele­gen soll, wie wich­tig der Flug­ha­fen für die Regi­on ist. Dar­in ste­hen Sät­ze wie: „Die öffent­li­chen Haus­hal­te haben durch die Leis­tungs­er­stel­lung am Flug­ha­fen Münster/Osnabrück im Jahr 2017 ins­ge­samt einen fis­ka­li­schen Ein­nah­me­über­schuss erzielt.“ Oder: „Auf dem Flug­ha­fen­ge­län­de gibt es 1.286 Arbeits­plät­ze (…) in 68 Betrie­ben.“ Das klingt sehr gut. Aller­dings steht oben rechts auf dem Papier das Logo der Tech­ni­schen Hoch­schu­le Wildau. Und da fragt man sich: Woher kennt man den Namen noch mal? Ach ja, von der Web­site des Flug­ha­fens. FMO-Chef Rai­ner Schwarz hat dort eine Honorarprofessur.

Autor des Papiers ist Mat­thi­as Pro­koph, zu DDR-Zei­ten Chef des Ber­li­ner Flug­ha­fens Schö­ne­feld und somit gewis­ser­ma­ßen Vor­gän­ger von Schwarz, der spä­ter als Chef der Flug­ha­fen­ge­sell­schaft Ber­lin-Bran­den­burg für die Flug­hä­fen Tem­pel­hof, Schö­ne­feld und Tegel zustän­dig war. Heu­te ist Pro­koph Pro­fes­sor in Wildau, wie auch Schwarz, ein Kol­le­ge also. Über dem Papier steht: „Wesent­li­che Ergeb­nis­se einer wis­sen­schaft­li­chen Forschungsstudie“.

Die Fra­ge, ob die Stu­die tat­säch­lich unab­hän­gig sei, stell­te in der ver­gan­ge­nen Woche der Grü­nen-Rats­herr Hen­ning Brock­feld im Gre­ve­ner Haupt­aus­schuss. Schwarz war dort zu Gast. Er sag­te, man habe ledig­lich die Zah­len einer alten Stu­die aktua­li­sie­ren las­sen. Die­se Unter­su­chung hat­te vor sie­ben Jah­ren Richard Klophaus erstellt, Pro­fes­sor an der Fach­hoch­schu­le Worms, Fach­mann für Flug­hä­fen und laut sei­ner Web­site Part­ner der Inter­es­sen­ge­mein­schaft der Regio­nal­flug­hä­fen. Das ZDF-Maga­zin Zoom hat­te vor sechs Jah­ren in einem Bei­trag dar­über berich­tet, wie viel zu opti­mis­ti­sche Gut­ach­ten dazu bei­getra­gen haben, dass neue Flug­hä­fen gebaut oder Erwei­te­run­gen geneh­migt wur­den, die viel zu groß waren und, wie sich immer wie­der her­aus­stell­te, gar nicht gebraucht wur­den. Laut dem Maga­zin kam Klophaus regel­mä­ßig zu den glei­chen flug­ha­fen­freund­li­chen Ergebnissen. 

Der Flug­ha­fen­pla­ner Die­ter Fau­len­bach da Cos­ta rückt sol­che Unter­su­chun­gen in dem ZDF-Bei­trag in die Nähe von Gefäl­lig­keits­gut­ach­ten. Was Gefäl­lig­keits­gut­ach­ten sind, erklärt Fau­len­bach da Cos­ta dort eben­falls: „Das heißt: Der Auf­trag­ge­ber braucht den Nach­weis, dass ein Bedarf da ist, kriegt eine Pro­gno­se, die den Bedarf nach­weist, und kann damit sei­nen Flug­ha­fen ausbauen.“

Richard Klophaus beleg­te auch im Fall des Flug­ha­fens Münster/Osnabrück die gro­ße Bedeu­tung für die Regi­on. Die West­fä­li­schen Nach­rich­ten ver­kün­de­ten damals die für den FMO fro­he Bot­schaft. Um die Kri­tik an der Arbeits­wei­se von Klophaus ging es nicht, mög­li­cher­wei­se – das muss man fai­rer­wei­se sagen – weil sie noch nicht bekannt war. Aller­dings fin­den sich auch in der Zeit danach kei­ne kri­ti­schen Arti­kel über Klophaus in der Zei­tung (was jedoch auch an der Such­funk­ti­on lie­gen kann. Ihr Archiv haben die West­fä­li­schen Nach­rich­ten aus dem Netz genom­men).

Um die Ver­bin­dun­gen im Hin­ter­grund zu erklä­ren: In Auf­trag gege­ben hat­ten die Stu­die unter ande­rem der FMO und die Indus­trie- und Han­dels­kam­mer (IHK) Nord West­fa­len. Prä­si­dent der Kam­mer ist Bene­dikt Hüf­fer, der Ver­le­ger der West­fä­li­schen Nach­rich­ten. Das eine muss mit dem ande­ren nichts zu tun haben. Aber wenn der Ein­druck ent­steht, dass es einen Zusam­men­hang geben könn­te, ist das ein untrüg­li­ches Zei­chen für einen Inter­es­sen­kon­flikt. Es ist so wie mit dem Gutachten. 

Inzwi­schen scheint klar zu sein, dass es von Klophaus nicht ganz sau­ber war, die Zah­len des Gewer­be­ge­biets Air­port-Park in den Ergeb­nis­sen zu ver­rech­nen. Unter ande­rem das war damals kri­ti­siert wor­den. In der Zusam­men­fas­sung der aktu­el­len Stu­die steht nun auch aus­drück­lich: „In Abän­de­rung zur Klophaus-Stu­die wur­de bewusst der Air­port-Park nicht mit einbezogen.“

Die kom­plet­te neue Stu­die hat der Flug­ha­fen Münster/Osnabrück bis­lang nicht ver­öf­fent­licht. Auf die Fra­ge, war­um das noch nicht pas­siert ist, schickt der Flug­ha­fen den oben schon erwähn­ten Aus­zug sowie die Lang­fas­sung der sie­ben Jah­re alten Klophaus-Unter­su­chung, aber kei­ne Ant­wort. Auch die Fra­ge, was die Aktua­li­sie­rung gekos­tet hat, beant­wor­tet der Flug­ha­fen nicht.

Auf die Fra­ge, war­um der Auf­trag nicht an Klophaus gegan­gen ist, ant­wor­tet der Flug­ha­fen indi­rekt. Es sei „nahe­lie­gend, die­se Auf­ga­be von Stu­den­ten einer Hoch­schu­le bear­bei­ten zu las­sen, von der wir wis­sen, dass sie über die ent­spre­chen­de Exper­ti­se ver­fügt“, schreibt ein Flug­ha­fen-Spre­cher. Die Fra­ge, ob auch Rai­ner Schwarz die­se Stu­die­ren­den vor­her oder nach­her unter­rich­tet oder gar beno­tet hat, bleibt wie­der­um offen.

Auch in der Debat­te über die Zukunft des Flug­ha­fens scheint Rai­ner Schwarz all­zu viel Trans­pa­renz gar nicht zu wol­len. Als das Bünd­nis „FMO-Aus­stieg jetzt!“ ihm am 3. Febru­ar fünf Fra­gen, unter ande­rem zu Plä­nen und Flug­gast­zah­len, per E-Mail als offe­nen Brief schick­te, ant­wor­te­te Schwarz eine Woche spä­ter in einer E-Mail, die auch nach Müns­ter, Bor­ken, Stein­furt, Waren­dorf und Coes­feld ging. Er schrieb, er sei ger­ne bereit, in einem per­sön­li­chen Gespräch zu den Fra­gen Aus­kunft zu geben. Und er schrieb: „Ich darf aller­dings dar­auf hin­wei­sen, dass es nicht unse­rem Stil ent­spricht, über ‚offe­ne Brie­fe‘ mit­ein­an­der zu kommunizieren.“

Eine Studie? Gibt doch schon eine

Um her­aus­zu­fin­den, wie die Zukunft des Flug­ha­fens Münster/Osnabrück aus­se­hen könn­te, will Müns­ters neue Rat­haus-Koali­ti­on aus Grü­nen, SPD und Volt ein Gut­ach­ten in Auf­trag geben. Der Kom­mu­nal­ver­band Eure­gio hat schon vor zwei Jah­ren eine umfang­rei­che Stu­die zu den 13 Flug­hä­fen in der Regi­on und ihrem Umfeld ver­öf­fent­licht. In der öffent­li­chen Wahr­neh­mung ging sie etwas unter. Für RUMS habe ich mit Cars­ten Schür­mann und Chris­ti­an Lüer gespro­chen, zwei der ins­ge­samt sie­ben Autoren der Unter­su­chung. In dem Gespräch ging um die Ergeb­nis­se der Stu­die und die Per­spek­ti­ven für den Flug­ha­fen Münster/Osnabrück. Schür­mann und Lüer baten mich, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sie nicht für die Eure­gio spre­chen, son­dern ledig­lich für sich selbst. Das gesam­te Inter­view fin­den Sie hier.

Falls Sie nicht viel Zeit haben oder nach dem anstren­gen­den Tag zu schwach sind, auf einen Link zu kli­cken, hier eine kur­ze Zusam­men­fas­sung der wich­tigs­ten Aussagen:

Cars­ten Schür­mann kri­ti­siert unter ande­rem, dass nach sei­nem Ein­druck eine Visi­on für den FMO fehlt. In Stutt­gart etwa habe man sich ent­schie­den, den Flug­ha­fen dort kon­se­quent nach­hal­tig aus­zu­rich­ten. Eine Visi­on kön­ne auch sein, den FMO auf elek­trisch betrie­be­ne Klein­flug­zeu­ge aus­zu­rich­ten – oder zum Stand­ort für Flug­ta­xen zu machen. Dass der Flug­ha­fen Münster/Osnabrück mit dem gegen­wär­ti­gen Geschäfts­mo­dell je ren­ta­bel wer­den könn­te, denkt Schür­mann nicht. Er hält aber den Zeit­punkt für „sehr güns­tig“, um über ein neu­es Geschäfts­mo­dell nach­zu­den­ken. „Wir erle­ben in der Luft­fahrt span­nen­de Ent­wick­lun­gen“, sagt er. Ihm feh­le in der Debat­te aller­dings die Dis­kus­si­on über die Fra­ge, ob das Geld für den defi­zi­tä­ren Flug­hä­fen nicht an ande­rer Stel­le einen grö­ße­ren Mehr­wert hät­te. Die wirt­schaft­li­chen Effek­te durch den Flug­ha­fen sind laut Schür­mann nicht all­zu groß. Auch hin­sicht­lich der Erreich­bar­keit der Regi­on per Flug­zeug sei der Flug­ha­fen Münster/Osnabrück nicht wesent­lich. „Wenn man die Fra­ge stellt, ob der FMO sys­tem­re­le­vant ist, wür­de ich sagen: eher nicht“, sagt er.

Chris­ti­an Lüer sieht den Druck für klei­ne Flug­hä­fen immer grö­ßer wer­den. Es feh­le ein natio­na­les Ent­wick­lungs­kon­zept, das fest­legt, wel­che Flug­hä­fen tat­säch­lich sys­tem­re­le­vant sei­en. Dass der Flug­ha­fen Münster/Osnabrück in so einem Kon­zept auf der Lis­te der wich­ti­gen Stand­or­te ste­hen wür­de, hält Lüer nicht für sicher. „Wir haben eine enorm hohe Flug­ha­fen­dich­te“, sagt er. Und die Erreich­bar­keit sei sicher kein Plus­punkt für den FMO, auch die Abhän­gig­keit von weni­gen Anbieter:innen sei ein Pro­blem. Ein Bei­spiel für eine Stadt, in der man früh ange­fan­gen habe, den Flug­ha­fen neu aus­zu­rich­ten, sei Leip­zig. Dort star­ten inzwi­schen nicht nur Flug­zeu­ge, man baue sie dort auch gleich, sagt Lüer.

Die Ergeb­nis­se der Unter­su­chung hat die Eure­gio in einer Bro­schü­re zusam­men­ge­fasst. Den kom­plet­ten Abschluss­be­richt fin­den Sie hier.

Neuer Anlauf für alte Diskussionen?

Aber was wäre nun eigent­lich, wenn die Stadt Müns­ter am Ende ihres Ent­schei­dungs­pro­zes­ses tat­säch­lich zu dem Ent­schluss kom­men soll­te: Wir wol­len am FMO nicht län­ger betei­ligt sein? Für den Flug­ha­fen wäre das das Ende. Eine poli­tisch unwahr­schein­li­che, aber im Grun­de nahe­lie­gen­de Mög­lich­keit, um den FMO dann doch noch zu ret­ten, wäre: Man stößt eine alte Debat­te wie­der an – die Debat­te dar­über, ob die Kos­ten des Flug­ha­fens so denn wirk­lich gerecht ver­teilt sind. 

Von Müns­ter sind es zum FMO laut Goog­le-Maps 27 Kilo­me­ter, aus Waren­dorf 32, aus Coes­feld 39.

In Müns­ter leben 310.000 Men­schen, im Kreis Waren­dorf 278.000, im Kreis Coes­feld 219.000.

Die Stadt Müns­ter hält am Flug­ha­fen 35,06 Pro­zent, der Kreis Waren­dorf 2,44 und der Kreis Coes­feld 0,45.

Das bedeu­tet: Wenn der Flug­ha­fen zehn Mil­lio­nen Euro braucht und die Hil­fe den Antei­len ent­spre­chend auf­ge­teilt wür­de, zahlt die Stadt Müns­ter 3,5 Mil­lio­nen Euro, der Kreis Waren­dorf 244.000 Euro und der Kreis Coes­feld 45.000 Euro. Dafür kann man’s nicht sel­ber machen.

Ande­rer­seits: Es ist eben auch der Flug­ha­fen Münster/Osnabrück – und nicht der Flug­ha­fen Coesfeld/Warendorf. Ein Kol­le­ge, der sich schon vie­le Jah­re mit dem Flug­ha­fen befasst, sag­te mir heu­te: „Im Kreis Coes­feld oder Waren­dorf inter­es­siert der FMO kei­nen Hund.“

Dass Müns­ter sei­ne Antei­le los­wer­den könn­te, gilt als nahe­zu aus­ge­schlos­sen. In einem Dis­kus­si­ons­pa­pier der Grü­nen aus dem Janu­ar steht auf der Folie „Hand­lungs­op­tio­nen“:

Was wir (wahr­schein­lich) nicht können.

1. Als Stadt Müns­ter beschlie­ßen, dass der Flug­ha­fen geschlos­sen wird.

2. Unse­re Antei­le verkaufen.

3. Zah­lun­gen auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie völ­lig ausschließen.

Das wie­der­um heißt: Spä­tes­tens in einem Jahr wird sich wie­der die Fra­ge stel­len, ob der Flug­ha­fen neu­es Geld bekommt. Flug­ha­fen­chef Schwarz sprach schon im ver­gan­ge­nen Okto­ber von Schä­den in Höhe von bis zu 30 Mil­lio­nen Euro durch die Coro­na-Kri­se. Der zwei­te Lock­down hat­te da noch gar nicht begon­nen. Die Grü­nen gehen in ihrem Dis­kus­si­ons­pa­pier davon aus, dass der Flug­ha­fen im nächs­ten und auch im über­nächs­ten Jahr jeweils wei­te­re zehn Mil­lio­nen Euro braucht – zusätz­lich zu den Gesell­schaf­ter­dar­le­hen von sie­ben Mil­lio­nen Euro, die der Flug­ha­fen jähr­lich bekommt.

Wie viel bekommt der FMO?

Am Frei­tag hat das Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um ange­kün­digt, dass bald ein Geld­se­gen auf die deut­schen Flug­hä­fen her­ab­ge­hen wird, und nun wür­de man natür­lich gern wis­sen, um wie viel Geld für den Flug­ha­fen Münster/Osnabrück es denn eigent­lich geht? Ant­wort aus dem „Neu­ig­kei­ten­zim­mer“ des Minis­te­ri­ums: „Bit­te haben Sie dafür Ver­ständ­nis, dass die ein­zel­nen För­de­run­gen der­zeit noch nicht genannt wer­den kön­nen.“ Scha­de, scha­de. Fest steht aber: Der FMO bekommt Geld, der Flug­ha­fen Paderborn/Lippstadt zum Bei­spiel nicht.


In aller Kürze

+++ Unser Autor Nils Diet­rich beschäf­tigt sich auf sei­nem Blog „Die Wie­der­täu­fer“ mit der Fra­ge, was denn eigent­lich guter poli­ti­scher Stil ist. CDU-Frak­ti­ons­chef Ste­fan Weber hat­te sich bei der Sit­zung des Haupt­aus­schus­ses am ver­gan­ge­nen Mitt­woch dar­über beschwert, dass die neue Koali­ti­on die auf der Tages­ord­nung ste­hen­de Ent­schei­dung über Hil­fen für den Flug­ha­fen kurz­fris­tig um Punk­te ergänzt hat­te, in denen es um die gene­rel­le Aus­rich­tung des Flug­ha­fens gehe. So etwas kurz­fris­tig auf die Tages­ord­nung zu set­zen, sei kein guter Stil. Die Grü­nen ent­geg­ne­ten, das ste­he doch alles im Koali­ti­ons­ver­trag, den die CDU doch schon kri­ti­siert habe. Nils Diet­rich doku­men­tiert nun die „Gift­pfei­le aus der Schmoll­ecke“ der CDU, also die Kri­tik an den ers­ten bei­den Febru­ar-Wochen und fragt sei­ner­seits: „Ist das guter Stil?“

+++ Wie jedes Jahr am Rosen­mon­tag haben sich sehr vie­le Men­schen dar­auf gefreut, dass schwe­re Wagen im Schritt­tem­po über die Stra­ßen rol­len. Das ist dann auch tat­säch­lich pas­siert, aber anders als in den Jah­ren zuvor haben die­se Wagen kei­ne Müll­ber­ge hin­ter­las­sen, sie haben Müll­ber­ge abge­holt. Die Abfall­wirt­schafts­be­trie­be haben zum Wochen­be­ginn mit 140 Leu­ten ange­fan­gen, das abzu­tra­gen, was sich seit über einer Woche in den Hin­ter­hö­fen sta­pelt. 44 Fahr­zeu­ge sei­en in der Stadt unter­wegs gewe­sen. Zwölf Mal muss­ten aller­dings noch grö­ße­re Fahr­zeu­ge aus­rü­cken. Auch auf ihre Ankunft freu­ten sich an der Stra­ße ste­hen­de Men­schen. In dem Fall aller­dings Mit­ar­bei­ten­de der Abfall­wirt­schafts­be­trie­be, die mit ihrem Müll­wa­gen ste­cken geblie­ben waren. Knapp sie­ben von zehn Müll­ton­nen sind nun auch tat­säch­lich (65 Pro­zent) geleert. Die übri­gen ste­hen ver­mut­lich wei­ter im Schnee her­um wie die auf dem Foto hier auf der Sei­te. Dort erklä­ren die Abfall­wirt­schafts­be­trie­be auch, wie es in den nächs­ten Tagen mit der Müll­ab­fuhr weitergeht.

+++ In Ham­burg läuft eine Dis­kus­si­on dar­über, ob die Molt­ke­stra­ße einen neu­en Namen bekom­men soll, und das wäre dann mög­li­cher­wei­se auch eine der Stra­ßen, die in Müns­ter auf der Lis­te ste­hen könn­te, wenn Fach­leu­te die Namen in der Stadt unter die Lupe neh­men, wie es geplant ist.


Korrekturen und Ergänzungen

Im RUMS-Brief am 5. Febru­ar hat­ten wir auf eine Online-Dis­kus­si­on über die Macht der Spra­che hin­ge­wie­sen, an der auch die Kaber­et­tis­tin Lisa Eck­hart teil­nahm. Dabei haben wir ver­säumt, ein­zu­ord­nen, wer das eigent­lich ist, Lisa Eck­hart. Ste­phan Anpa­lag­an hat das, was sie macht, bei Twit­ter in 30 Tweets erklärt. Er schreibt unter ande­rem: „Lisa Eck­hart hat es geschafft, das lust­vol­le Spiel mit Ras­sis­mus und Anti­se­mi­tis­mus zum Geschäfts­mo­dell zu machen und ihren Verehrer*innen als ‚kon­tro­ver­se‘ Sati­re zu ver­kau­fen.“ Eigent­lich soll­te Eck­art mit zwei Phil­ipps, näm­lich dem Spie­gel-Repor­ter Phil­ipp Oehm­ke und dem Phi­lo­so­phen Phil­ipp Hübl dis­ku­tie­ren. Aber der Spie­gel bemerk­te dann doch noch recht­zei­tig, dass das kei­ne rich­tig gute Idee wäre und lud kurz­fris­tig den Sozi­al­ak­ti­vis­ten Ali Can ein, der das Gespräch dann auch tat­säch­lich ret­ten konn­te. Der Spie­gel stellt es mitt­ler­wei­le als Pod­cast zur Ver­fü­gung, wenn Sie es sich noch mal anhö­ren mögen. Aber schau­en Sie sich bes­ser die­se Dis­kus­si­ons­run­de mit Enis­sa Ama­ni über Ras­sis­mus an, die ist sehr viel bes­ser. Nicht viel Zeit? Arno Frank erklärt hier, wor­um es geht.


Corona-Update

Es ist kei­ne gro­ße Über­ra­schung. Im ver­gan­ge­nen Jahr haben nur unge­fähr halb so vie­le Men­schen in Müns­ter Urlaub gemacht oder aus ande­ren Grün­den hier über­nach­tet als in den Jah­ren davor. Knapp 330.000 Men­schen check­ten in Hotels in Müns­ter ein, mel­det die Stadt. Knapp 713.000 Über­nach­tun­gen konn­ten die Hotels spä­ter abrech­nen. In nor­ma­len Zei­ten waren es bis­lang etwa 1,4 Mil­lio­nen. Und es ist bereits abseh­bar, dass das Ergeb­nis für das ers­te Quar­tal des neu­en Jah­res noch dra­ma­ti­scher aus­fal­len wird. Den­noch hält die gro­ße Mehr­heit es wei­ter für rich­tig, dass der Lock­down fort­ge­setzt wird. Das ist jeden­falls das Ergeb­nis einer For­sa-Umfra­ge, die am Wochen­en­de erschie­nen ist. Die Zah­len in Müns­ter geben ein wenig Anlass zur Hoff­nung. Die Inzi­denz (Infek­tio­nen pro 100.000 Men­schen inner­halb einer Woche) ist zwar leicht gestie­gen. Aber mit 17,1 ist der Wert wei­ter­hin der bes­te in Nord­rhein-West­fa­len. Lei­der mel­det die Stadt auch zwei neue Todes­fäl­le, eine 84-jäh­ri­ge Frau und ein 82-jäh­ri­gen Mann. Seit dem Wochen­en­de sind drei Neu­in­fek­tio­nen dazu­ge­kom­men. Aktu­ell gel­ten damit 99 Men­schen im Stadt­ge­biet als infiziert.


Unbezahlte Werbung

Der Ter­min für Sams­tag ist bereits aus­ge­bucht, das gleich als klei­ne Ernüch­te­rung vor­ab. Aber wir möch­ten das „Müns­ter Spe­zi­al“ der Rei­he Digi­ta­le Bier­pro­be trotz­dem emp­feh­len. Und es ist nur eine von meh­re­ren digi­ta­len Ver­an­stal­tun­gen, die das Lin­ge­ner Restau­rant Alte Post­hal­te­rei zur­zeit anbie­tet. Eine Über­sicht fin­den Sie hier. Am 6. März fin­det die nächs­te Bier­pro­be statt. Das Bier kön­nen Sie sich jeweils vor­her zusen­den las­sen. Es gibt auch eine Gin-Pro­be, ein Bier-Abo und – das geht aller­dings bestimmt auch ein­fa­cher – Sie kön­nen sich in Lin­gen ein Käse­pa­ket aus Müns­ter bestellen.


Drinnen und Draußen

Haben Sie den Rosen­mon­tag gut über­stan­den? Dann sind Sie ja hof­fent­lich fit für die nächs­ten Bildschirm-Abenteuer.

+++ Die Stern­freun­de Müns­ter über­tra­gen am Don­ners­tag live, wie der neue NASA-Rover auf dem Mars lan­det. Dazu müss­ten Sie sich ab 21 Uhr hier ein­fin­den.

+++ Fin­den Sie nicht auch, wir bräuch­ten sehr drin­gend eine Peri­ode, in der wir alle einen Gang zurück­schal­ten und uns ein wenig in Ver­zicht üben? Unge­fähr 40 Tage lang? Da hät­ten wir was. Am Mitt­woch beginnt die Fas­ten­zeit. Und gleich ab 19 Uhr kön­nen Sie sich mit einem Vor­trag aus der Rei­he „Stadt, Land, Zukunft“ ein­stim­men. The­ma: Kli­ma­freund­li­che Ernäh­rung in Stadt und Land. Um sich anzu­mel­den, müss­ten Sie eine E-Mail an die Umwelt­schutz­grup­pe Extinc­tion Rebel­li­on schi­cken, die den Abend ver­an­stal­tet. Dann bekom­men Sie einen Link.

+++ Und wenn Ihnen das alles zu viel ist: auf die­ser schö­nen Sei­te kön­nen Sie ein­fach zwei Minu­ten lang nichts tun.

Am Frei­tag schreibt Ihnen Ann-Mar­len Hoolt. Kom­men Sie bis dahin gut durch die Woche. Und blei­ben Sie gesund.

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann


PS

Es man­gelt zur­zeit zwar an vie­lem, aber dafür gibt es im Über­fluss Din­ge, die man ver­misst. Wür­den Sie nicht zum Bei­spiel auch gern mal wie­der durch eine Stadt fah­ren, die nicht Müns­ter heißt, und die viel­leicht auch gar nicht in die­sem Land oder auf die­sem Kon­ti­nent liegt. Dann wer­fen Sie doch mal einen Blick auf die­se Sei­te. Nicht erschre­cken, die Fahrt geht sofort los. Sie befin­den sich in Chi­ca­go, Bue­nos Aires, Delhi, Johan­nes­burg oder Mos­kau. Wo genau, das ent­schei­det der Zufall. Aber sobald Sie los­ge­fah­ren sind, kön­nen Sie die Stadt gleich wech­seln. Sie hören Umge­bungs­ge­räu­sche, das Auto­ra­dio (das kön­nen Sie aller­dings auch aus­stel­len). Und natür­lich, Aus­stei­gen geht nicht, von der Son­ne in Los Ange­les hat man am Bild­schirm auch lei­der nicht so viel. Aber es ist doch bes­ser, als hier aus dem Fens­ter zu sehen. Oder anders gesagt: Es ist wenigs­tens etwas.