Gazo bleibt? | Immer mehr Omikron | Grutbier zu Weihnachten

Müns­ter, 21. Dezem­ber 2021

Guten Tag,

in die­ser Woche geht es für vie­le ein­fach dar­um, sich her­über­zu­ret­ten. Die letz­ten Erle­di­gun­gen machen, den Stress über­ste­hen und dann end­lich über die Ziel­li­nie, mit der Aus­sicht auf ein paar ruhi­ge Tage am jah­res­end­li­chen Ufer. Ende der nächs­ten Woche beginnt dann etwas Neu­es, das mög­li­cher­wei­se aber gar nicht so anders aus­sieht als das, was wir gera­de verabschieden.

Am Gaso­me­ter, dem alten Erd­gas­spei­cher am Albers­lo­her Weg, ist das in die­sem Jahr etwas anders. Dort wird die neue Jah­res­zahl einen gro­ßen Unter­schied machen, denn mit dem 31. Dezem­ber endet der Miet­ver­trag, den eine Grup­pe von Men­schen mit den Stadt­wer­ken geschlos­sen hat.

Die Grup­pe besteht aus dem Ver­ein Sozi­al­pa­last und der Initia­ti­ve „Gazo bleibt!“, die sich als Kol­lek­tiv bezeich­net, und das bedeu­tet: Es ist ein Zusam­men­schluss ohne Hier­ar­chie, der sich einer Auf­ga­be wid­met. Meist geht es in Kol­lek­ti­ven um poli­ti­sche und sozia­le Zie­le, so ist es auch hier. Die Grup­pe hat im März ange­fan­gen, das Gelän­de und das Pum­pen­haus neben dem Turm zu einem Ort umzu­bau­en, an dem Kunst, Kul­tur und Begeg­nun­gen statt­fin­den sollen.

Die Stadt­wer­ke dage­gen möch­ten den ros­ti­gen Tele­skop-Behäl­ter lie­ber ges­tern als heu­te los­wer­den, denn er hat mit dem eigent­li­chen Geschäft des Unter­neh­mens nichts mehr zu tun. Seit man ihn vor 16 Jah­ren in den Ruhe­stand schick­te, pro­du­ziert er vor allem Kos­ten, und das Jahr für Jahr.

Wie hoch die­se Kos­ten sind, das sagen die Stadt­wer­ke nicht. Sie spre­chen von einem hohen fünf­stel­li­gen Betrag. Aber bald wird man damit wohl nicht mehr aus­kom­men, denn der Gaso­me­ter steht unter Denk­mal­schutz und braucht eine Sanie­rung, damit er nicht verrostet.

Jetzt wird Diplomatie wichtig

Auf den ers­ten Blick scheint die Sache klar. Das Gelän­de gehört den Stadt­wer­ken. Sie kön­nen es ver­mie­ten, wem sie wol­len. Sie kön­nen es auch ver­kau­fen, wenn sie es nicht mehr gebrau­chen kön­nen. Aber, und da wird es etwas kom­pli­zier­ter, die Stadt­wer­ke gehö­ren der Stadt Müns­ter, sie sind ein kom­mu­na­les Unter­neh­men. Damit gehört auch der Gaso­me­ter der Allgemeinheit.

Die Ent­schei­dun­gen für die Stadt und damit für die All­ge­mein­heit trifft der Rat. Die Mehr­heit dort, also das Bünd­nis aus Grü­nen, SPD und Volt sowie die Inter­na­tio­na­le Frak­ti­on haben den bei­den Stadt­wer­ke-Geschäfts­füh­rern am ver­gan­ge­nen Mitt­woch einen offe­nen Brief geschrie­ben. Sie bit­ten dar­um, das Kol­lek­tiv nicht vor die Tür zu set­zen und den Miet­ver­trag „idea­ler­wei­se“ zu verlängern.

Das ist die aktu­el­le Situa­ti­on. Rat und Stadt­wer­ke sind sich hier nicht einig. Und des­we­gen wird nun Diplo­ma­tie wichtig.

Der Rat hät­te mehr Ein­fluss, als er hier gel­tend macht. Er hät­te auch eine Ent­schei­dung tref­fen kön­nen. Die Inter­na­tio­na­le Frak­ti­on und die Lin­ke hat­ten den Antrag schon vor­be­rei­tet. Er stand ver­gan­ge­nen Mitt­woch im Rat auf der Tages­ord­nung, wur­de dann aber wie­der zurück­ge­zo­gen. Es war eine Stra­te­gie, hin­ter der die Über­zeu­gung steht, dass Brech­stan­gen auch viel Scha­den anrichten.

Denn was wäre das für ein Signal gewe­sen? Die Stadt­wer­ke sind kei­ne städ­ti­sche Unter­ab­tei­lung, son­dern ein eigen­stän­di­ges Unter­neh­men. Macht der Rat die Ent­schei­dun­gen der Geschäfts­füh­rung wie­der rück­gän­gig, ent­zieht er ihr damit gleich­zei­tig das Ver­trau­en. Das Signal wäre: Das kann immer wie­der pas­sie­ren, wenn uns Ent­schei­dun­gen nicht pas­sen. Und wie auch immer das aus­ge­hen wür­de, das Ergeb­nis wäre ein ver­gif­te­tes Klima.

Das aber möch­te das Bünd­nis nicht ris­kie­ren, denn die Stadt­wer­ke spie­len in den Plä­nen der Rat­haus­po­li­tik eine zen­tra­le Rol­le. Sie wer­den für den Bau des Preu­ßen-Sta­di­ons ver­ant­wort­lich sein. Ohne sie geht kei­ne Ver­kehrs­wen­de. Ohne sie geht auch kei­ne Energiewende.

Ande­rer­seits kann man fra­gen: Wer­den die Stadt­wer­ke sich ein­fach so über die Bit­te des Bünd­nis­ses hin­weg­set­zen? Das wäre eben­falls ein Signal, das nicht gut ankom­men wür­de. Es wür­de lau­ten: Mischt euch da bit­te nicht ein, die Ent­schei­dun­gen hier tref­fen wir.

Und das wür­de zu einer grund­sätz­li­chen Fra­ge füh­ren: Soll­te die Stadt wich­ti­ge und mar­kan­te Grund­stü­cke über­haupt noch abgeben?

Geld ist knapper als Grundstücke

Als die Stadt­wer­ke vor drei Jah­ren inner­halb von 15 Mona­ten min­des­tens ein Dut­zend Flä­chen am Hafen ver­kauf­ten oder ver­kaufs­fer­tig mach­ten, war vor allem die SPD damit sehr unglück­lich. Der dama­li­ge SPD-Frak­ti­ons­chef und heu­ti­ge RUMS-Kolum­nist Micha­el Jung sag­te den West­fä­li­schen Nach­rich­ten im Dezem­ber 2018, Flä­chen wie die am Gaso­me­ter soll­te die Stadt über­neh­men, dann blie­ben sie im öffent­li­chen Besitz, man kön­ne trans­pa­rent pla­nen und ent­schei­den, wie man sie in Zukunft nutzt. Die SPD woll­te zu die­ser Zeit, dass die Stadt alle Grund­stü­cke von ihren Gesell­schaf­ten über­nimmt, die nicht mehr betriebs­not­wen­dig sind. Sie bean­trag­te es sogar.

Heu­te ist die SPD Teil des Rat­haus­bünd­nis­ses, und eigent­lich ist man sich dort einig dar­in, dass die Stadt ihr wert­vol­les Land bes­ser behal­ten soll­te. Doch wie so oft schei­tert es am Geld, denn das ist gera­de noch knap­per als Grundstücke.

Über­näh­me die Stadt den Gaso­me­ter, wür­de das zwar zunächst an ihrem Ver­mö­gen nichts ändern. Sie gäbe Geld und bekä­me dafür Grund­stück und Denk­mal. Doch damit blie­be die Stadt auch auf den lau­fen­den Kos­ten sit­zen. Hin­zu kommt: Im Moment besteht der Ver­dacht, dass der Boden mit Schad­stof­fen belas­tet ist, das prü­fen die Stadt­wer­ke zur­zeit. Auch für die Besei­ti­gung müss­te die Stadt auf­kom­men. Und dann blie­be die Fra­ge: Wer zahlt die Sanie­rung des Turms? Wer die des Pum­pen­hau­ses, das eben­falls auch unter Denk­mal­schutz steht? Und was hat das Kol­lek­tiv dort eigent­lich vor?

Ein Besuch am Gaso­me­ter. Sams­tag­nach­mit­tag, kurz nach 13 Uhr. Wir sind ver­ab­re­det. Manu­el Fär­ber, Frit­zi Jahn, Fin­dus Dürith und Erik Biem­ba­cher war­ten schon. Sie sit­zen auf einer Holz­kon­struk­ti­on, die am Tag zuvor ein Weih­nachts­markt­stand war und es in zwei Stun­den wie­der sein wird. Der WDR hat am Abend zuvor live vom Weih­nachts­markt gesen­det, der hier am Wochen­en­de statt­fin­det. Im Hin­ter­grund jon­glier­ten vor der Stahl­wand des Kes­sels Men­schen mit Feu­er­fa­ckeln, es sah aus wie vor einem Zir­kus. Jetzt lau­fen die Vor­be­rei­tun­gen für den Abend, die Ber­li­ner Rap­pe­rin Lena Stoehr­fak­tor wird auf­tre­ten. Sie hat vor neun Jah­ren eine Plat­te ver­öf­fent­licht, die den Titel trägt: „Die Angst vor den Gedan­ken verlieren“. 

So könn­te man auch das Anlie­gen des Kol­lek­tivs „Gazo bleibt!“ beschrei­ben. Sie hät­ten eine Idee, die nicht in die übli­chen Kate­go­rien von Bau­pro­jek­ten passt, und für die man etwas Mut bräuch­te, Mut zu Gedan­ken. Um die­se Idee zu ver­ste­hen, lohnt ein Blick zurück in das Jahr 2006, als das Kunst­pro­jekt Sozi­al­pa­last ent­stand, das den Namen vom denk­mal­ge­schütz­ten Wohn­block Pal­las­se­um in Ber­lin-Schö­ne­berg über­nahm. Erik Biem­ba­cher, Diplom-Desi­gner und Kul­tur­ak­ti­vist, heu­te 48 Jah­re alt, war einer der bei­den Köp­fe des Pro­jekts, der ande­re war der Künst­ler Andre­as Gräu­pel, doch er stieg drei Jahr spä­ter aus. 

Ein Bürgersteig wird Kulturort

Im Spät­som­mer 2006 bau­ten die bei­den in den soeben ver­las­se­nen Osmo-Hal­len ein Wohn­zim­mer auf. In die­sem Wohn­zim­mer mach­ten Men­schen zwi­schen vie­len alten Lam­pen Musik, Kame­ras film­ten sie und über­tru­gen das live auf alte Fern­se­her. So führ­te der Sozi­al­pa­last frem­de Men­schen vor dem Fern­se­her zusammen.

Vor einem offe­nen Tor am Kai saßen Men­schen auf schein­bar hin­ge­wür­fel­ten Stüh­len. Ich selbst kam damals zufäl­lig vor­bei, sah mir das alles an, saß mit­ten­drin, es hat­te schon etwas Magi­sches. Aber ich ver­stand lei­der nicht, was das sollte.

Das gelang mir erst spä­ter. In den Jah­ren dar­auf stell­te Biem­ba­cher einen Wohn­wa­gen vor den Bahn­hof und pro­ji­zier­te Kon­zer­te aus dem Innen­raum auf die Außen­wand. Die Men­schen blie­ben ver­wun­dert ste­hen. So wur­de ein Bür­ger­steig zum Kul­tur­ort. Vor elf Jah­ren mach­te Biem­ba­cher die War­te­häus­chen auf einem Bahn­steig im Bahn­hof zu einer Büh­ne. Das alles kann man sich auf sei­ner Web­site anse­hen, wo Biem­ba­cher die Auf­trit­te akri­bisch mit Fotos, Vide­os und Tex­ten doku­men­tiert hat. Der Kaba­ret­tist Johann König tritt immer wie­der auf, und auch der Wohn­wa­gen ist regel­mä­ßig zu sehen. Er ist das Wahrzeichen.

Wo der Wohn­wa­gen auf­taucht, wer­den ganz nor­ma­le Plät­ze zu Büh­nen, Muse­en und Treff­punk­ten. Dort lan­den Men­schen manch­mal zufäl­lig, viel­leicht wis­sen sie nicht, was da vor sich geht, aber sie kom­men zusam­men. „Für mei­ne Begrif­fe ent­steht dann schon Kunst“, sagt Biem­ba­cher. Vor drei Jah­ren ist der Sozi­al­pa­last sess­haft gewor­den, auf einer Wie­se am alten Güter­bahn­hof, die Biem­ba­cher von der Bahn gemie­tet hat. Die­sen Ort nennt er Hadi­qa, den Garten.

Vor­her war dort ein pri­va­tes Stück Rasen. Betre­ten ver­bo­ten. Jetzt ist es ein öffent­li­cher Ort, der inner­halb von knapp vier Jah­ren zu etwas gewor­den ist, das sich so leicht gar nicht beschrei­ben lässt. Es ist ein Treff­punkt unter frei­em Him­mel, abends kann es zu einer Bar wer­den, wenn das Wet­ter es so will. Unter einem Baum fin­den Kon­zer­te statt. Auch der Ober­bür­ger­meis­ter war schon da, sogar an zwei Tagen hin­ter­ein­an­der, so stand es in der Zei­tung. Ein­mal mit sei­ner Fami­lie, am Tag dar­auf mit der Kulturdezernentin.

Seid gut zueinander

Am Gaso­me­ter ist Erik Biem­ba­cher Teil der Grup­pe, der Sozi­al­pa­last ist Teil der Idee. Die Geschich­ten der übri­gen Mit­glie­der sind ganz unterschiedlich. 

Manu­el Fär­ber, 32 Jah­re alt, gestutz­ter Voll­bart, grau­er Parka, hat Poli­tik und Wirt­schaft stu­diert. Jetzt schreibt er an sei­ner Abschluss­ar­beit, es geht um Boden­prei­se, also um die Fra­ge: Wie kann Woh­nen bezahl­bar blei­ben? Das hat ihn auch schon beschäf­tigt, als er noch in Frei­burg wohnte.

Frit­zi Jahn, 27 Jah­re alt, kur­ze Haa­re, azur­blaue Woll­müt­ze, schwar­ze Dau­nen­ja­cke, stu­diert Archi­tek­tur. Ihr Anlie­gen ist der Femi­nis­mus. Sie wol­le hier zusam­men mit ande­ren einen Ort erschaf­fen, an dem sie nicht damit rech­nen müs­se, dass irgend­wer mit einem blö­den sexis­ti­schen Spruch daher­kommt. „An der Jüde­fel­d­er­stra­ße gehe ich nicht ger­ne Bier trin­ken“, sagt sie.

Fin­dus Dürith, 21 Jah­re alt, wei­ße Snea­k­er, apfel­grü­ne Strähn­chen, ist eben­falls zum Stu­die­ren nach Müns­ter gekom­men. Psy­cho­lo­gie. „Das hat ja eigent­lich nicht so viel damit zu tun. Wobei, eigent­lich doch“, sagt sie. Sie fand hier­her, „weil hier so viel Frei­raum ist, Raum zu sein“. Und eben auch Raum zu denken.

Wir machen einen Rund­gang über das Gelän­de. An einem Zaun hängt ein Schild: „Be excel­lent to each other.“ Seid gut zuein­an­der. Dane­ben hat die See­not­ret­tung ihren Stand auf­ge­baut, auf der ande­ren Sei­te rich­tet der Schach­klub Müns­ter sich gera­de ein. Ihn wür­de man hier viel­leicht nicht ver­mu­ten. Genau­so wenig wie den Schüt­zen­ver­ein, der zwar abge­sagt hat, wegen Coro­na, aber eigent­lich kom­men wollte.

„Wie schaf­fen wir es, die Men­schen hier so zusam­men­zu­brin­gen, dass alle sich wohl­füh­len?“, sagt Manu­el Fär­ber. Das ist die Fra­ge, die über allem ste­hen soll. Aber, das gibt Fär­ber zu, da gebe es schon noch eini­ges zu ler­nen. Der Würst­chen­ver­käu­fer, der hier am Abend zuvor mit sei­nem Grill stand, sei hin­ter­her etwas ent­täuscht gewe­sen. Vie­le hier ernäh­ren sich vege­ta­risch oder vegan. Der Umsatz fiel eher mäßig aus.

Doch die Berüh­rungs­punk­te sind doch grö­ßer, als man ver­mu­ten wür­de. Ein paar Meter wei­ter, an der Rück­sei­te des Gaso­me­ters, schaut man durchs Gebüsch in eine Klein­gar­ten­sied­lung. Der Gar­ten, den man in Umris­sen erkennt, gehört einer jun­gen Frau aus dem Kol­lek­tiv. Sie ist die Toch­ter des ehe­ma­li­gen Ver­eins­vor­sit­zen­den. „Wir pla­nen einen Durch­bruch“, sagt Manu­el Fär­ber und zeigt mit der Hand auf die Sträu­cher. Er lacht, viel­leicht auch nur ein Spaß.

Es gibt zwei Szenarien

Dann gehen wir zurück zum Pum­pen­haus. Im Hin­ter­hof ste­hen Gar­ten­stüh­le im Rin­den­mulch. Und wenn man an der Sei­te durch den Ein­gang hin­ein­geht, steht man in einer Land­schaft aus gel­ben Pum­pen und Roh­ren auf gespren­kel­ten Ter­raz­zo-Flie­sen. Dazwi­schen lagert ein Schlag­zeug. Die Pum­pen müs­sen blei­ben, auch sie ste­hen unter Denk­mal­schutz. Nach unten führt eine Trep­pe. Wenn man eine Kulis­se für einen Tech­no-Club suchen wür­de, hier wäre sie.

In einem Neben­raum stei­gen wir auf ein Podest aus Holz­bal­ken, das sich in die gel­ben Roh­re ein­fügt. Dort liegt eine rote Matrat­ze. Noch ist das hier eine Indus­trie­rui­ne. Bald könn­te es eine Büh­ne sein.

Nur wer soll den Umbau bezahlen?

Manu­el Fär­ber setzt sich auf ein Kis­sen auf dem Boden und erzählt von den Plä­nen. „Es gibt zwei Sze­na­ri­en“, sagt er. Das ers­te besteht zu einem gro­ßen Teil aus einem Städ­te­bau­för­der­pro­gramm des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len. Es heißt Initia­ti­ve ergrei­fen und för­dert Pro­jek­te, die kei­ne gro­ße Ren­di­te ver­spre­chen und für die eigent­lich kein Geld da ist. Der Kul­tur­ver­ein B-Side, des­sen Idee es ist, alter­na­ti­ve Kunst und Kul­tur zu för­dern, bekommt aus die­sem Topf meh­re­re Mil­lio­nen. Er setzt einen ande­ren Schwer­punkt, hat aber durch­aus Ähn­lich­keit. Und die För­de­rung ist nach der Bewil­li­gung sogar noch gewach­sen. Erst woll­te das Land 60 Pro­zent der Kos­ten für den Umbau des Hill-Spei­chers am Hafen über­neh­men. Wegen Coro­na trägt es jetzt die kom­plet­ten zehn Millionen. 

War­um soll­te so etwas nicht auch am Gaso­me­ter mög­lich sein? Manu­el Fär­ber hat mit den ver­ant­wort­li­chen Men­schen gespro­chen. „Wir haben die Rück­mel­dung bekom­men, dass das abso­lut passt“, sagt er. Eine Zusa­ge gebe es noch nicht, im Moment neh­me das Pro­gramm kei­ne neu­en Pro­jek­te an, aber im Mai wer­de sich das ändern. „Wir sagen jetzt nicht, das ist hun­dert­pro­zen­tig safe, aber es gibt eine Chan­ce“, sagt Färber.

Kom­bi­nie­ren lie­ße sich das alles unter Umstän­den mit Geld aus der Denk­mal­för­de­rung. „Dass das geht, wis­sen wir“, sagt Fär­ber. Die Fra­ge ist, auf wel­che Wei­se es geht.

Das zwei­te Sze­na­rio ist: Eine Stif­tung springt ein. Auch hier sieht Manu­el Fär­ber ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten. Sie hei­ßen Edith-Maryon-Stif­tung, Tri­as-Stif­tung oder Mon­tag-Stif­tung Urba­ne Räu­me. Der letz­te Name hat nichts mit dem Wochen­tag zu tun, die Stif­tung ist nach dem Archi­tek­ten Carl Richard Mon­tag benannt. Er hat sie gegrün­det. Manu­el Fär­ber hat schon nach­ge­hört. Inter­es­se sei da, aber nicht immer die Erfah­rung mit sol­chen Pro­jek­ten. „Wir fal­len etwas aus dem Rah­men, wir müs­sen einen eige­nen Weg fin­den“, sagt er.

Luxus-Variante oder nachhaltige Lösung

Nur wie rea­lis­tisch ist das? Was wür­de die Sanie­rung denn kos­ten? Und was müss­te die Stadt übernehmen?

Dazu gibt es unter­schied­li­che Infor­ma­tio­nen. Fragt man die Stadt­wer­ke, sagt die Spre­che­rin, den Kes­sel zu sanie­ren, kos­te zwei­ein­halb bis drei Mil­lio­nen Euro. Erik Biem­ba­cher spricht von 800.000 Euro. Das ist eine Zahl aus einem Gut­ach­ten, das der Alpen­ver­ein im Jahr 2017 bei dem Büro Pla­ning­haus aus Darm­stadt in Auf­trag gege­ben hat. Der Alpen­ver­ein hat­te selbst Plä­ne für den Gaso­me­ter, doch sie schei­ter­ten. Das Darm­städ­ter Büro hat unter ande­rem den Land­schafts­park Duis­burg-Nord mit­ent­wi­ckelt, und es kennt sich aus mit Teleskop-Stahlbehältern.

Biem­ba­cher sagt, man habe das noch mal über­prüft, die Beträ­ge sei­en wei­ter­hin aktu­ell. Die Stadt­wer­ke zwei­feln das an. Die Bau­kos­ten hät­ten in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren doch einen ziem­li­chen Sprung gemacht, heißt es dort.

Das Papier aus Darm­stadt ist die Grund­la­ge einer Beschluss­vor­la­ge der Stadt, die den Bebau­ungs­plan hier so ändern soll­te, dass aus dem Gaso­me­ter ein Büro­turm wer­den kann. Doch dafür fand sich im Som­mer noch kei­ne Mehrheit.

In dem Gut­ach­ten steht noch eine zwei­te Zahl – je nach­dem, wen man fragt, steht sie für die Luxus­va­ri­an­te (Kol­lek­tiv) oder die nach­hal­ti­ge Lösung (Stadt­wer­ke). Die­se Vari­an­te wür­de knapp zwei Mil­lio­nen Euro kos­ten, laut Stadt­wer­ke bis zu drei­ein­halb. Der Unter­schied ist, das Gebäu­de wür­de nicht wie in der güns­ti­ge­ren Vari­an­te mit einer Büh­ne umfah­ren, son­dern kom­plett ein­ge­rüs­tet. Manu­el Fär­ber sagt, die übli­che Vari­an­te sei die ohne Gerüst. Die Stadt­wer­ke sagen, das sei eher die „Pin­sel­strich-Vari­an­te“, „biss­chen Far­be drauf, das Aller­not­wen­digs­te“. Das rei­che zunächst sicher aus, wer­de aber nach weni­gen Jah­ren wei­te­re Kos­ten nach sich ziehen. 

Im Raum ste­hen vie­le Zah­len, aber wie aus­sa­ge­kräf­tig und ver­läss­lich sie sind, lässt sich schwer sagen.

Fragt man Erik Biem­ba­cher, was der Gaso­me­ter die Stadt oder die Stadt­wer­ke kos­ten wür­de, wenn sie sich für die Vari­an­te des Kol­lek­tivs ent­schei­den, sagt er: „Zwi­schen 200.000 und 400.000 Euro für die nächs­ten vier Jah­re.“ Das Geld müs­se aus dem städ­ti­schen Haus­halt kommen.

Im Juli hat Biem­ba­cher das Darm­städ­ter Büro noch ein­mal um eine Stel­lung­nah­me gebe­ten. Sie ist drei Sei­ten lang, Autor ist der Archi­tekt Jens Dau­be. Er sieht die Büro­turm-Plä­ne kri­tisch. Dau­be weist auf offe­ne Fra­gen hin. Es geht dar­um, wie sich die Plä­ne mit dem Denk­mal­schutz in Ein­klang brin­gen las­sen. Zum Bei­spiel im Pum­pen­haus, denn die Pum­pen­land­schaft im Inne­ren muss blei­ben. Der vor­letz­te Satz von Dau­bes Ein­schät­zung lau­tet: „Zusam­men­ge­fasst bestehen bei den Gut­ach­tern Zwei­fel, inwie­weit die geplan­te Nut­zungs­art und -inten­si­tät geeig­net sind, einen denk­mal­ver­träg­li­chen Umgang mit dem Kul­tur­denk­mal Gaso­me­ter zu gewährleisten.“

Windhunde und Delfine 

Das ist die Mei­nung eines Fach­manns. Aber mög­li­cher­wei­se gibt es noch ande­re Ein­schät­zun­gen. Das Ergeb­nis des Wett­be­werbs, den die Stadt­wer­ke pla­nen, sol­len Kon­zep­te sein, die ver­schie­de­ne Lösun­gen auf­zei­gen. Über sie urtei­len soll eine Jury, die aus Fach­leu­ten besteht, aber auch aus Men­schen aus der Poli­tik. Auf die­se Wei­se wol­len die Stadt­wer­ke sicher­stel­len, dass eine Dis­kus­si­on über die Zukunft des Gaso­me­ters statt­fin­det, die zu einem mög­lichst guten Ergeb­nis führt. Und wo blie­be dabei das Kollektiv?

Es kön­ne sich ger­ne am Wett­be­werb betei­li­gen, sagt die Stadt­wer­ke-Spre­che­rin. Die Grup­pe kön­ne sich mit ande­ren zusam­men­tun. Dass die Kul­tur hier einen Raum bekom­men soll, sei ja Teil der Vorgaben.

Aus der Per­spek­ti­ve des Kol­lek­tivs muss das klin­gen, als wür­de man einem Del­fin anbie­ten, an einem Wind­hund­ren­nen teil­zu­neh­men. „Wir funk­tio­nie­ren anders als pri­va­te Investor:innen“, sagt Frit­zi Jahn. „Wir machen Stand­ort­ent­wick­lung in genau anders“, sagt Manu­el Fär­ber. Ihnen geht es nicht dar­um, eine markt­ge­rech­te Lösung zu ent­wer­fen, son­dern ein ande­res Kri­te­ri­um zu fin­den als den Markt. Der soll aller­dings auch nach den Plä­nen der Stadt­wer­ke nicht das letz­te Wort haben. Geld spie­le natür­lich eine Rol­le, aber gewin­nen sol­le nicht der bes­te Preis, son­dern das über­zeu­gends­te Konzept.

Doch wie man es auch wen­det, letzt­lich hängt alles am Geld. Wäre das nicht so, könn­ten die Stadt oder die Stadt­wer­ke hier ein Expe­ri­ment wagen. 16 Jah­re lang stand der Gaso­me­ter leer. Immer wie­der gab es Ideen und Kon­zep­te, die ent­we­der nicht umge­setzt wur­den oder schei­ter­ten. Fällt da ein wei­te­res Jahr wirk­lich ins Gewicht?

So viel Zeit hät­te das Kol­lek­tiv gern, um zu klä­ren, wie ihre Plä­ne sich finan­zie­ren las­sen. Und was wäre dann? „Dann müs­sen wir ein Kon­zept lie­fern, das hand­fest ist, das wis­sen wir“, sagt Manu­el Fär­ber. In die­sem Jahr könn­ten die Stadt­wer­ke den Wett­be­werb wei­ter vor­be­rei­ten. Es gehe kei­ne Zeit ver­lo­ren. „Wenn wir schei­tern, kann ja auch danach noch ein Investor:innenwettbewerb statt­fin­den“, sagt Frit­zi Jahn. Umge­kehrt sei das nicht möglich.

Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben?

Nut­zen Sie ein­fach unse­re Kom­men­tar­funk­ti­on unter­halb die­ses Textes.
Wenn Sie den Brief gera­de als E-Mail lesen, kli­cken Sie auf den fol­gen­den Link, um den Text auf unse­rer Web­site aufzurufen:

› die­sen Brief kommentieren

Ein alternatives Ende

Inzwi­schen haben die Stadt­wer­ke einen Kom­pro­miss­vor­schlag gemacht. Aus Per­spek­ti­ve des Kol­lek­tivs ist der Vor­schlag aller­dings kein Kom­pro­miss, son­dern eher ein alter­na­ti­ves Ende für ihre Plä­ne. Die Rat­haus-Koali­ti­on hat­te dar­um gebe­ten, den Miet­ver­trag zu ver­län­gern, das Kol­lek­tiv blei­ben zu las­sen und die Ver­ein­ba­rung zu tref­fen, dass es den Ort vor­über­ge­hend ver­lässt, wenn die Stadt­wer­ke dort arbei­ten müs­sen. Die Stadt­wer­ke dre­hen das Prin­zip um und schla­gen vor: Ihr räumt den Ort zum Ende des Jah­res, und wenn ihr Ver­an­stal­tun­gen machen wollt, könnt ihr uns ger­ne immer fragen.

Im Grun­de ist der Vor­schlag ein­fach ein Nein. Und das macht alles noch kom­pli­zier­ter, denn was pas­siert nun poli­tisch? Das Rat­haus-Bünd­nis kann auf den offe­nen Brief ver­wei­sen und sagen: „Hat lei­der nichts gebracht, aber wir haben’s ver­sucht.” Doch davon ist nicht auszugehen.

Das Kol­lek­tiv wird wahr­schein­lich blei­ben. Aber was pas­siert dann? Wird dann das Gelän­de geräumt? Kommt die Poli­zei und trägt die Men­schen vom Hof? Das kann pas­sie­ren. Aber wenn der Ober­bür­ger­meis­ter die Räu­mung zulässt, ist die Fra­ge: Kann er dann noch an ande­rer Stel­le auf das düpier­te Bünd­nis zäh­len? Wird es dann noch für einen Musik-Cam­pus stim­men? Der soll 300 Mil­lio­nen Euro kos­ten, und dafür hat die Stadt trotz lee­rer Kas­sen 45 Mil­lio­nen Euro im Haus­halt zurückgelegt.

Am Gaso­me­ter kann sich eine kul­tur­po­li­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung ent­zün­den, in der es nur vor­der­grün­dig um Geld geht, eigent­lich aber um die Fra­ge: Wel­che Art von Kul­tur ist wie wich­tig? Und wel­che Kul­tur ist was wert?

Wie vie­le freie Kul­tur­pro­jek­te braucht die Stadt? Wie vie­le möch­te sie? Wie vie­le möch­te sie för­dern? Es gibt die B-Side-Initia­ti­ve oder das Han­sa­fo­rum, das aus der B-Side her­vor­ge­gan­gen ist. Hat hier ein­fach Pech, wer spä­ter gekom­men ist? Wie­so bekommt die­se Art der Kul­tur nur ein paar Kru­men und das städ­ti­sche Thea­ter im Jahr 23 Mil­lio­nen? Was sind die Kriterien?

Als die Ent­schei­dung über die Sanie­rung des Hill-Spei­chers anstand, also über eine neue Blei­be für den Ver­ein B-Side, so erzähl­te man mir, sei das nicht ein­fach nur ein Votum für ein alter­na­ti­ves Pro­jekt gewe­sen. Es sei auch die Fas­zi­na­ti­on für die­se Geschich­te gewe­sen, die den Weg frei mach­te. Ein alter­na­ti­ves Kul­tur- und Bil­dungs­pro­jekt zieht in ein Haus mit einem Ruder­ver­ein, einer der kon­ser­va­tivs­ten Grup­pen, die es in der Stadt geben dürf­te. Es wäre ein gutes The­ma für einen Doku­men­tar­film. Das Span­nungs­feld, die Gegen­sät­ze, es hat vie­les, was eine gute Geschich­te braucht. Es ent­steht etwas Neu­es, etwas Gemein­sa­mes, etwas, das es so noch nicht gibt.

Auf der ande­ren Sei­te könn­te das bedeu­ten: Wenn das die Kri­te­ri­en sind, fal­len vie­le ohne­hin schon mar­gi­na­li­sier­te Kul­tur­pro­jek­te unter den Tisch. Braucht es ande­re Kri­te­ri­en? Es gibt in Müns­ter kein Kul­tur­kon­zept, das Ant­wor­ten geben könn­te. Ein Neben­ef­fekt ist, dass neue Grup­pen und Initia­ti­ven sich in der Kul­tur­sze­ne nicht nur Freun­de machen. Sie bedro­hen das Bestehen­de, denn die För­der­töp­fe behal­ten die glei­che Größe.

Inter­es­sant ist auch, wie Ein­schät­zun­gen sich im Zeit­ab­lauf ändern. Das Gelän­de am Hawerk­amp soll­te immer wie­der ver­schwin­den. Vor vier Jah­ren eröff­ne­te Müns­ter dort die Skulp­tur-Pro­jek­te. Die Stadt zeig­te stolz die­sen Ort. Spä­ter am Abend ging der Ober­bür­ger­meis­ter selbst mit in einen der Clubs am Ran­de und tanzte. 

So eine Ent­wick­lung gibt es nicht nur an Kul­tur­or­ten. Die Rie­sel­fel­der soll­ten in den 1980er-Jah­ren zum Indus­trie­ge­biet wer­den. Der Markt hät­te sich sicher­lich für die­se Vari­an­te ent­schie­den. Eine Bür­ger­initia­ti­ve ver­hin­der­te das. Das Haus in der Frau­en­stra­ße 24 soll­te abge­ris­sen wer­den, weil es als maro­de und wert­los galt. Heu­te schmückt es Rei­se­füh­rer und ist ein wert­vol­les Stück Stadt­ge­schich­te. Das Haus in der Gre­ve­ner Stra­ße 31 soll­te wei­chen, weil die Stra­ße brei­ter wer­den soll­te. Wer ver­brei­tert heu­te noch Straßen?

Aber was heißt das für den Gaso­me­ter? Es könn­te bedeu­ten, dass der Wert die­ses Ortes erst in eini­gen Jah­ren sicht­bar wird. Das hängt zum einen davon ab, ob die Sanie­rung gelingt und sich ein Kon­zept fin­det, das sich bezah­len und umset­zen lässt. Aber es hängt auch davon, wel­cher Geist dann am Gaso­me­ter weht.

Die Stadt­wer­ke blei­ben bei ihrem Vor­schlag. Das Kol­lek­tiv wird sich zwi­schen Weih­nach­ten und Neu­jahr im klei­nen Kreis mit den Grü­nen tref­fen. Und von dort war heu­te schon zu hören, bei einem offe­nen Brief wer­de man es sicher nicht belassen.

Dankeschön!

Es wird hei­me­lig, in weni­gen Tagen ist Weih­nach­ten, Ihr Bäum­chen steht ver­mut­lich schon – und viel­leicht fun­kelt an ihm ja auch eine unse­rer hüb­schen RUMS-Kugeln oder es liegt ein RUMS-Geschenk-Abo dar­un­ter. Wir sind jeden­falls sicher, dass das bei eini­gen von Ihnen der Fall ist, denn vie­le von Ihnen haben uns in den letz­ten zwei­ein­halb Wochen an unse­rem Wei­h­­nachts­­markt-Stand besucht und das eine oder ande­re klei­ne Geschenk mit­ge­nom­men. Aber Sie haben uns auch etwas mit­ge­bracht: Und zwar tol­le Ideen, vie­le Anre­gun­gen und kon­struk­ti­ve Kri­tik. Vie­len Dank für die zahl­rei­chen net­ten Gesprä­che, wir haben uns sehr gefreut! Und eines ist gewiss: Im nächs­ten Jahr sind wir wie­der mit einer RUMS-Hüt­­te dabei, und Sie tref­fen wir dort dann hof­fent­lich auch wie­der. Aber bis dahin müs­sen Sie natür­lich nicht war­ten, wir hegen schon eini­ge schö­ne Plä­ne fürs neue Jahr, auf die Sie sich schon jetzt freu­en kön­nen! Und wenn Sie doch noch ein Last-Min­u­­te-Geschenk brau­chen: Bis Don­ners­tag­abend sind wir noch auf dem X-MS-Markt zu finden.

In aller Kürze

+++ Ab Hei­lig­abend müs­sen Sie auf weni­ger Stra­ßen in der Innen­stadt eine Mas­ke tra­gen. Die Pflicht zur Mund-Nase-Bede­ckung gilt aber wei­ter­hin in den Fuß­gän­ger­zo­nen und auf dem Markt, hier kön­nen Sie sich das auf einer Kar­te anschau­en. Und zum Ver­gleich hier auch noch ein­mal eine Kar­te der Orte, an denen Sie noch bis ein­schließ­lich Don­ners­tag eine Mas­ke tra­gen müs­sen. Neben den Ein­kaufs­stra­ßen sind das im Wesent­li­chen die Plät­ze der Weih­nachts­märk­te sowie das Bahnhofsumfeld.

Corona-Update

+++ Die Wochen­in­zi­denz in Müns­ter ist heu­te auf 128,6 gestie­gen. Ins­ge­samt gel­ten 786 Men­schen in Müns­ter als infi­ziert. In den Kran­ken­häu­sern wer­den 32 Men­schen mit einer Covid-Erkran­kung behan­delt, 13 von ihnen auf der Inten­siv­sta­ti­on. 11 wer­den beatmet.

+++ Inzwi­schen sind in Müns­ter 80 Omi­kron-Fäl­le bekannt, 82 Men­schen sind als Kon­takt­per­so­nen der mit der Vari­an­te Infi­zier­ten in Qua­ran­tä­ne. Wir haben uns bei der Stadt erkun­digt, wie vie­le Pro­ben über­haupt auf Virus­va­ri­an­ten geprüft wer­den: stan­dard­mä­ßig fünf Pro­zent aller posi­ti­ven Befun­de. Nor­ma­ler­wei­se dau­ert es bis zu zehn Tagen, bis ein Ergeb­nis vor­liegt. Seit Kur­zem sei aber das größ­te Labor in Müns­ter in der Lage, bei allen posi­ti­ven Befun­den eine Schnell­ty­pi­sie­rung durch­zu­füh­ren, schreibt die Stadt in ihrer Ant­wort. So kön­ne ein Omi­kron-Fall schon nach ein bis zwei Tagen mit hoher Genau­ig­keit iden­ti­fi­ziert werden.

+++ Eini­ge der Omi­kron-Infek­tio­nen gehen offen­bar auf einen pri­va­ten Glüh­wein­abend zurück, teilt die Stadt mit. Elf Stu­die­ren­de haben sich vor gut einer Woche getrof­fen, nach­dem sie alle einen Schnell- oder Selbst­test gemacht hat­ten. Bei zehn von ihnen sind inzwi­schen Coro­na­in­fek­tio­nen fest­ge­stellt wor­den. Bis­her wur­de zwar nur bei einer Per­son schon die Omi­kron-Vari­an­te nach­ge­wie­sen, schreibt die Stadt. Aber es ist davon aus­zu­ge­hen, dass das Labor in den nächs­ten Tagen noch wei­te­re Infek­tio­nen mit der Muta­ti­on ermit­teln wird. Die Stu­die­ren­den sind laut Stadt geimpft, bis­her ist nie­mand von ihnen schwer erkrankt.

+++ Falls Sie noch kei­ne Auf­fri­schungs­imp­fung bekom­men haben, weil Ihre zwei­te Imp­fung erst weni­ge Mona­te her ist, müs­sen Sie even­tu­ell nun nicht mehr war­ten: Die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on emp­fiehlt seit heu­te die soge­nann­te Boos­ter-Imp­fung schon ab drei Mona­ten nach dem zwei­ten Piks, um mög­lichst vie­le Men­schen vor einer Erkran­kung mit der Omi­kron-Vari­an­te zu schüt­zen. Wo Sie sich imp­fen las­sen kön­nen und was Sie dazu wis­sen müs­sen, hat die Stadt hier zusammengefasst.

Unbezahlte Werbung

Vor mir auf dem Tisch ste­hen zwei Cham­pa­gner-Fla­schen vol­ler Bier. Auf der einen steht zum einen Gold-Hafer-Tri­pel und noch etwas nicht ganz Unwich­ti­ges: Alko­hol­ge­halt 10 Pro­zent. Es ist eher ein Ape­ri­tif als ein Bier. Falls Sie lie­ber ein nicht ganz so gefähr­li­ches Getränk trin­ken oder ver­schen­ken möch­ten, ist das Stadt­bier Müns­ter 1480 viel­leicht etwas für Sie. Es ist gebraut nach einem Rezept, das Phil­ipp Over­berg aus den Rech­nun­gen alter Bestel­lun­gen der Stadt­käm­me­rei rekon­stru­iert hat. Gebraut wird es nicht mit Hop­fen, son­dern mit der Gewürz­mi­schung Grut, nach der die Braue­rei und neben dem his­to­ri­schen Rat­haus eine Gas­se benannt sind. An die­ser Stel­le stand das Grut­haus, wo die Stadt das Gewürz ver­kauf­te. Man bekam es nur dort, die Stadt hat­te ein Mono­pol. So erwirt­schaf­te­te sie einen gro­ßen Teil ihrer Ein­nah­men. Die Bier­sor­ten und noch wei­te­re bekom­men Sie bis Don­ners­tag­abend am Weih­nachts­markt­stand von Phil­ipp Over­berg am Har­se­win­kel­platz. Oder im Han­del.

Drinnen und Draußen

Über zu wenig Beschäf­ti­gung wer­den sich in die­ser Woche wahr­schein­lich nur weni­ge beschwe­ren. Aber falls doch noch etwas Zeit bleibt, Johan­ne Burk­hardt hat zwei Emp­feh­lun­gen für Sie her­aus­ge­sucht, und zwar diese: 

+++ Heu­te ist der kür­zes­te Tag des Jah­res, und dazu emp­feh­len wir ganz kurz­fris­tig den inter­na­tio­na­len Kurz­film­tag, der heu­te in Müns­ter statt­fin­det. Das Cine­ma zeigt ab 20:45 Uhr ein Dut­zend Kurz­fil­me aus einem Bereich, der die letz­ten Mona­te zu kurz gekom­men ist: der Kul­tur. Ob Geschich­ten aus dem Muse­um oder vom Leben eines Tän­zers – von Kar­ne­val bis Oper ist alles dabei. Das kom­plet­te Pro­gramm fin­den Sie hier.

+++ Falls Sie am Don­ners­tag mit den gröbs­ten Vor­be­rei­tun­gen für das Weih­nachts­fest schon durch sind und noch etwas Zeit haben, haben wir hier etwas Pas­sen­des. Im LWL-Natur­kun­de­mu­se­um lesen ab 19:30 Uhr Chris­toph Thie­mann und das Thea­ter ex libris „Die Weih­nachts­ge­schich­te“ von Charles Dickens vor. Genau, das ist die mit dem gries­grä­mi­gen Mann und den drei Geis­tern. Tickets bekom­men Sie hier.

Und noch ein Tipp von mir: 

+++ Der Ver­kauf für das wun­der­ba­re Pia­neo-Fes­ti­val im nächs­ten Jahr läuft. Das Pro­gramm fin­den Sie hier. Für einen schnel­len Ein­druck: Am 26. Febru­ar sind Mari­na Bara­no­va und Brue­der Sel­ke in der Frie­dens­ka­pel­le zu Gast. Am 1. April spie­len Neil Cow­ley und Arden auf der Burg Vische­ring, und am 6. Juli spielt Ólaf­ur Arnalds in der Wal­dorf­schu­le. Ken­nen Sie noch nicht? Hier fin­den Sie die Auf­zeich­nung eines Live-Kon­zerts in der Oper von Syd­ney. Kar­ten bekom­men Sie hier.

Am Frei­tag ist Hei­lig­abend. Das wis­sen Sie hof­fent­lich. Wir legen Ihnen daher den nächs­ten RUMS-Brief schon am Don­ners­tag unter den digi­ta­len Baum. Er kommt hübsch ver­packt und mit einem Bänd­chen ver­se­hen von Con­stan­ze Busch und mir. Haben Sie bis dahin noch eine mög­lichst stress­freie Woche. 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch, Johan­ne Burkhardt


PS

Wahr­schein­lich sind Sie schon auf Jah­res­rück­bli­cke gesto­ßen. Und sehr wahr­schein­lich wird das in den nächs­ten Tagen immer wie­der pas­sie­ren. Für vie­le war es kein Jahr, in dem man sich kurz vor Sil­ves­ter dar­auf freut, noch ein­mal all das Schö­ne vor­bei­zie­hen zu las­sen, was man die Mona­te zuvor so erlebt hat. In die­sem Jahr schau­en wir zurück auf Inzi­den­zen und Umfra­ge­wer­te. Wenn Ihnen davor jetzt schon graut, dann hät­te ich was Kur­zes und Schmerz­lo­ses. Viel mehr Jah­res­rück­blick braucht man nicht. Das hier sind auf einen Blick die Goog­le-Trends im Jah­res­ver­lauf.