Musik-Campus: Hochzeit auf Raten | Neues aus dem Rat | RUMS ist nominiert

Müns­ter, 8. April 2022

Guten Tag,

in die­ser Woche soll­te in Müns­ter eine gro­ße Ent­schei­dung fal­len. Eine Ent­schei­dung für den Musik-Cam­pus, ein Bau­pro­jekt, das die Stadt seit sechs Jah­ren beschäf­tigt und das für die einen so etwas ist wie ein schö­ner Traum, für die ande­ren muss es sich anfüh­len wie ein schmer­zen­der Rücken. 

Eigent­lich soll­te alles schon seit der letz­ten Rats­sit­zung fest­ste­hen. Auch da hat­te es vor­her gehei­ßen, es sei die letz­te Mög­lich­keit. Die Lan­des­re­gie­rung müs­se noch vor der Land­tags­wahl im Mai einen Grund­satz­be­schluss tref­fen, sonst dro­he das Pro­jekt zu schei­tern. Dazu müs­se der Rat ein deut­li­ches Signal geben, ein kla­res Ja zum Musik-Cam­pus. Doch das Ja kam nicht. Am Ende ging es den­noch weiter.

Und nun pas­sier­te Anfang der Woche etwas Über­ra­schen­des. Das Rat­haus­bünd­nis aus Grü­nen, SPD und Volt hat­te sich unter gro­ßen Schmer­zen auf ein Papier geei­nigt, dem etwas eigent­lich Unlös­ba­res gelin­gen soll­te. Es soll­te denen im Bünd­nis gerecht wer­den, die den Musik-Cam­pus wol­len, aber auch denen, die ihn ablehnen.

Das Pro­blem war: Der Uni­ver­si­tät, die den Cam­pus mit der Stadt zusam­men bau­en möch­te, wur­de es nicht gerecht. Uni­rek­tor Johan­nes Wes­sels sag­te Anfang der Woche in einem Inter­view mit den West­fä­li­schen Nach­rich­ten, wenn das Papier so beschlos­sen wer­de, wer­de die Uni am Tag nach der Rats­sit­zung aussteigen. 

Verlängerung. Schon wieder

Nach die­ser Ankün­di­gung jus­tier­te die Rat­haus­ko­ali­ti­on noch ein­mal nach. Sie ließ die Rats­sit­zung am Mitt­woch unter­bre­chen, um drau­ßen zu ver­han­deln. Die Pau­se wur­de drei Mal ver­län­gert, unter ande­rem, weil auch die ande­ren Par­tei­en sich noch bespre­chen woll­ten. Und nach fast 90 Minu­ten sah das vor­her müh­sam ver­han­del­te Papier des Bünd­nis­ses ganz anders aus. 

Das Signal zum Musik-Cam­pus war nun etwas deut­li­cher – immer­hin so deut­lich, dass die Uni Müns­ter am Don­ners­tag nicht aus­stieg, son­dern eine Pres­se­kon­fe­renz gab. Die Freu­de des Uni­rek­tors hielt sich in Gren­zen. Der Rat hat­te das Papier mit mäßi­ger Begeis­te­rung beschlos­sen. Und mit eben­so mäßi­ger Begeis­te­rung sag­te Johan­nes Wes­sels, das Spiel sei 0:0 aus­ge­gan­gen. Jetzt gehe es in die Ver­län­ge­rung. Schon wieder. 

Über das, was zu die­ser Wen­dung führ­te, gibt es unter­schied­li­che Ver­sio­nen. Die aus dem Rat­haus­bünd­nis klingt so: Am Diens­tag­abend traf man sich mit dem Uni­rek­tor zu einer Zoom-Kon­fe­renz, um über das Papier und die Dif­fe­ren­zen zu spre­chen. Reich­lich spät, das räumt man ein. Man hät­te das alles sicher­lich frü­her machen kön­nen. Aber ein gro­ßes Pro­blem war: Die Par­tei­en taten sich sehr schwer damit, eine gemein­sa­me Posi­ti­on zu fin­den. Die Mehr­heit inner­halb der SPD fiel am klars­ten aus, doch auch hier gab es deut­li­che Stim­men gegen den Cam­pus. Volt und die Grü­nen waren in die­ser Fra­ge zer­ris­sen. Und ohne eine kla­re Posi­ti­on hät­te man schlecht mit der Uni spre­chen können. 

Das ist ein Ver­säum­nis der Bünd­nis­par­tei­en. Sie hät­ten sich frü­her um eine gemein­sa­me Posi­ti­on küm­mern müs­sen. Auch die Uni­ver­si­tät hat etwas ver­säumt. Aus dem Bünd­nis heißt es, in der Zoom-Kon­fe­renz am Diens­tag habe der Uni­rek­tor zum ers­ten Mal ver­ständ­lich erklärt, war­um er den Beschluss in der gewünsch­ten Form brau­che, also als kla­res Signal, um damit um Mit­tel wer­ben zu können.

Johan­nes Wes­sels hat das etwas anders erlebt. In der Pres­se­kon­fe­renz am Don­ners­tag sag­te er, das sei alles nicht neu gewe­sen. Er habe ledig­lich den übli­chen Weg erklärt, den so ein Pro­jekt neh­men müs­se. Der sei den Par­tei­en bekannt. „Und wenn er nicht bekannt ist, dann müs­sen sie sich schlau machen, wie die­se Sachen lau­fen“, so Wes­sels. Doch es wäre hilf­reich gewe­sen, wenn er sich dazu auch öffent­lich etwas frü­her geäu­ßert hät­te als am Tag nach dem Beschluss in einer Pres­se­kon­fe­renz – spä­tes­tens zu dem Zeit­punkt, als klar wur­de, dass es hier offen­bar Miss­ver­ständ­nis­se gibt. 

Erklärung schien nicht schlüssig

Eines die­ser Miss­ver­ständ­nis­se war anschei­nend die Sache mit dem Grund­satz­be­schluss der Lan­des­re­gie­rung. Anfang des Jah­res hieß es in Gesprä­chen mit dem Bünd­nis immer wie­der, der Grund­satz­be­schluss sei not­wen­dig, damit die lan­des­ei­ge­ne Bau­ge­sell­schaft BLB für die Stadt Müns­ter bau­en dür­fe. Grü­nen-Frak­ti­ons­chef Chris­toph Kat­tent­idt sag­te am Mitt­woch in der Rats­sit­zung, laut der Vor­la­ge der Stadt­ver­wal­tung bie­te das Land an, den städ­ti­schen Cam­pus-Teil zu bau­en. „Daher muss man schon die Fra­ge stel­len, ob es so einen Beschluss wirk­lich braucht, wenn das Ange­bot doch schon besteht“, sag­te Kattentidt.

Die Erklä­rung erschien vie­len im Bünd­nis auch vor Wochen schon nicht schlüs­sig. Hin­zu kamen wei­te­re Unklar­hei­ten. Aus der FDP, die in Nord­rhein-West­fa­len an der Regie­rung betei­ligt ist, hieß es, man habe in Düs­sel­dorf gefragt. Dort wis­se man nichts von einem geplan­ten Grundsatzbeschluss.

Für die­sen Beschluss war das Bünd­nis dann auch nicht bereit, über die offe­nen Fra­gen hin­weg­zu­se­hen, die nach sechs Jah­ren wei­ter­hin blie­ben. Die wich­tigs­ten sind: Wie sieht der wirt­schaft­li­che Teil des Kon­zepts aus, also das soge­nann­te Betrei­ber­mo­dell? Wird es also eine Geschäfts­füh­rung geben, ein Kura­to­ri­um oder eine Inten­danz? Wie wird man die Räu­me und die Umge­bung pla­nen? Wel­che Fol­gen wird das für den Ver­kehr haben? Und wie wird das alles bezahlt?

Die Stadt­ver­wal­tung beant­wor­te­te vie­le offe­ne Fra­gen weder in dem Grund­satz­be­schluss, den sie dem Rat vor­schla­gen woll­te, noch in dem Papier, das sie schließ­lich ver­öf­fent­lich­te, nach­dem das Bünd­nis noch Fra­gen nach­ge­reicht hat­te. Und auch in den Ant­wor­ten auf einen lan­gen Kata­log aus Fra­gen der Rats­par­tei­en fan­den sich nicht die Ant­wor­ten, die sich das Bünd­nis erhofft hatte. 

Dafür ist der Ober­bür­ger­meis­ter ver­ant­wort­lich. Er ist der Chef der Ver­wal­tung. SPD-Frak­ti­ons­chef Mari­us Her­wig sag­te am Mitt­woch in der Rats­sit­zung: „Der Musik-Cam­pus braucht weni­ger bun­te Bil­der und mehr Sub­stanz – weni­ger Deut­scher Städ­te­tag und mehr Füh­rung von vor­ne.“ Wenn der Musik-Cam­pus etwas wer­den sol­le, dann müs­se Mar­kus Lewe das Pro­jekt end­lich zur Chef­sa­che machen.

Sammlung aus Förderideen

Das ist ein Vor­wurf, den der Ober­bür­ger­meis­ter immer wie­der hört – er schwe­be über den Din­gen und inter­es­sie­re sich für Details nicht so sehr, wie er sollte.

Hät­te Lewe den Pro­zess frü­her mode­riert, hät­ten sich vie­le Miss­ver­ständ­nis­se viel­leicht gar nicht erge­ben. Hät­te er sich inten­si­ver dar­um bemüht, die offe­nen Fra­gen zu beant­wor­ten, wäre nicht der Ein­druck ent­stan­den, dass vor allem die Eupho­rie die­ses Pro­jekt tra­gen soll und sich der Rest dann schon irgend­wie fügen wird. Sym­pto­ma­tisch dafür war eine Video­kon­fe­renz vor eini­gen Wochen, in deren Ver­lauf er irgend­wann damit raus­rück­te, dass es schon Zusa­gen für Spen­den gebe. Zehn Mil­lio­nen Euro für die Finan­zie­rung des Kul­tur- und Kon­gress-Saals kön­ne man so aufbringen.

Über der Finan­zie­rung die­ses Saals steht das größ­te Fra­ge­zei­chen. Er soll die Stadt etwas über 30 Mil­lio­nen Euro kos­ten. Vie­les deu­tet dar­auf hin, dass man damit nicht aus­kom­men wird. Die Finan­zie­rungs­lü­cke ist eines der gewich­tigs­ten Argu­men­te gegen den Cam­pus. Doch die Stadt­ver­wal­tung prä­sen­tier­te in ihrem Papier kaum mehr als eine Samm­lung aus Ideen, aus wel­chen För­der­töp­fen man das Geld zusam­men­krat­zen könn­te. Über die Spen­den war nichts bekannt – bis zu die­ser Video­kon­fe­renz. War­um ging das nicht früher?

Die Fol­ge die­ser Infor­ma­ti­ons­po­li­tik der klei­nen Tröpf­chen war, dass die Grä­ben immer grö­ßer wur­den. Es ist nicht der ein­zi­ge Punkt, an dem zur­zeit der Ein­druck ent­steht, dass die Stadt­ver­wal­tung – aus wel­chen Grün­den auch immer – klei­ne Macht­kämp­fe mit dem Rat­haus­bünd­nis austrägt.

In der Ver­kehrs­po­li­tik gab es zuletzt im Hin­ter­grund Ver­stim­mun­gen, weil von der Stadt­ver­wal­tung beauf­trag­te Büros Vor­schlä­ge erar­bei­tet haben, die den poli­ti­schen Vor­stel­lun­gen des Bünd­nis­ses nicht ent­spra­chen. Die Debat­te um die mehr­ar­mi­ge Kreu­zung am Aegi­dii­tor ende­te mit acht Vor­schlä­gen eines Büros, von denen im Grun­de nur einer Fra­ge kam, aller­dings nicht für das Bündnis.

An dem gro­ßen Plan für die Zukunft des Ver­kehrs in Müns­ter, dem Mas­ter­plan Mobi­li­tät Müns­ter 2035+, sitzt schon das zwei­te Büro. Als es neu­lich im Bei­rat für Mobi­li­tät einen Zwi­schen­stand vor­stell­te und man Zet­tel­chen ver­teil­te, um Ideen zu sam­meln, sag­te ein anwe­sen­der Wis­sen­schaft­ler, auf so einem Niveau kön­ne man nicht arbei­ten. Ein Kri­tik­punkt war, dass das Büro die ver­bind­li­chen Kli­ma­be­schlüs­se der Stadt ein­fach als eine Opti­on ver­stan­den hat­te – den Ergeb­nis­sen nach als eine unwahrscheinliche.

Andere Vorstellungen, Änderungswünsche

Zwi­schen die­sen Fäl­len gibt es kei­ne direk­te Ver­bin­dung. Aber auf­fäl­lig ist, dass es hakt. Fragt man her­um, hört man, das habe sicher auch mit ver­schie­de­nen poli­ti­schen Kul­tu­ren zu tun. Als die CDU im Rat noch das Sagen hat­te, habe die Stadt­ver­wal­tung nicht so viel Gegen­wind bekom­men. Da sei­en Vor­la­gen ein­fach durch­ge­winkt worden.

Die Koali­ti­on aber habe meis­tens irgend­et­was aus­zu­set­zen, ande­re Vor­stel­lun­gen, Ände­rungs­wün­sche. Und wahr­schein­lich erleich­tert es die Zusam­men­ar­beit auch auf der per­sön­li­chen Ebe­ne nicht, wenn die Fach­leu­te stän­dig von ehren­amt­li­chen Rats­mit­glie­dern kor­ri­giert wer­den, was sich aller­dings aus Per­spek­ti­ve der Par­tei­en nicht ver­mei­den lässt, wenn die Ver­wal­tung ihr eige­nes Ding macht.

Beim Musik-Cam­pus war genau das der Fall. Von der letz­ten Vor­la­ge war nicht mehr viel übrig, als das Bünd­nis sich mit ihr beschäf­tigt hat­te. Mög­li­cher­wei­se spielt auch die Über­las­tung der Ver­wal­tung eine Rol­le, die sich unter ande­rem in einer lan­gen Lis­te aus aktu­el­len Anträ­gen zeigt, die noch immer in Bear­bei­tung sind. Und viel­leicht – das lässt sich schwer nach­wei­sen – spie­len auch unter­schied­li­che poli­ti­sche Vor­stel­lun­gen im Rat­haus­bünd­nis und in der Ver­wal­tung eine Rolle.

Das ist nicht unwe­sent­lich, denn aus ver­schie­de­nen poli­ti­schen Rich­tun­gen erkennt man in einem Pro­jekt wie dem Musik-Cam­pus etwas sehr Unterschiedliches.

CDU-Frak­ti­ons­chef Ste­fan Weber sag­te am Mitt­woch im Rat mit Blick auf den Cam­pus: „In der Gefahr der kol­lek­ti­ven Depres­si­on brau­chen wir doch auch mal Ermu­ti­gung wie nach dem Zwei­ten Welt­krieg.“ Die CDU sieht in die­sem Bau auch etwas fürs Herz. Etwas, das strahlt. Etwas, an dem man sich erfreu­en kann.

Die Par­tei­en aus dem lin­ken Spek­trum tei­len ein grund­sätz­li­ches Miss­trau­en gegen­über gro­ßen Bau­vor­ha­ben, vor allem gegen­über Pres­ti­ge­pro­jek­ten. Auch das ist ein Grund für die Zer­ris­sen­heit etwa der Grü­nen. Dort schaut man eher auf die Funk­ti­on. Braucht man das in die­ser Form? Erfüllt das sei­nen Zweck? Ent­spricht das den übri­gen poli­ti­schen Vor­stel­lun­gen, zum Bei­spiel den Zie­len der Klimapolitik?

Gegenseitiges Unverständnis

Hier ver­lief die Kon­flikt­li­nie auch in der Debat­te um die als „Fly­o­ver“ bekannt gewor­de­ne Fahr­rad­brü­cke. Für die einen war ein sol­ches Bau­werk, das auch ein biss­chen was her­macht, ein spek­ta­ku­lä­res Sym­bol der Moder­ni­tät – für die ande­ren war es die unge­nü­gen­de Lösung eines kom­ple­xen Verkehrsproblems.

Eine Fol­ge die­ser unter­schied­li­chen Sicht­wei­sen ist: Geht es um die Funk­ti­on, spielt die Fra­ge nach dem Geld eine ande­re Rol­le. Bei ein Her­zens­an­lie­gen gilt viel­leicht eher der Satz: Geld kommt wie­der, Gele­gen­hei­ten nicht.

Hier lie­gen Mar­kus Lewe, die CDU und die Uni­ver­si­tät auf einer Linie. Uni­rek­tor Johan­nes Wes­sels sag­te ges­tern in der Pres­se­kon­fe­renz: „Wenn ich davon über­zeugt bin, dass ein Pro­jekt rich­tig gut ist und es ledig­lich dar­an schei­tert, dass man das Geld nicht zusam­men­kriegt, dann gebe ich nicht auf.“

An die­ser Stel­le liegt auch ein Teil der Erklä­rung für das gegen­sei­ti­ge Unver­ständ­nis. Die Uni­ver­si­tät hat­te sich ein Ja-Wort gewünscht. Das Rat­haus­bünd­nis hat­te einen Ehe­ver­trag geliefert. 

Nun hat man sich dar­auf geei­nigt, erst ein­mal ein biss­chen zu hei­ra­ten. Im ers­ten Satz des neu­en Beschlus­ses steht: „Der Rat begrüßt aus­drück­lich die geplan­te Zusam­men­ar­beit mit der WWU und damit die Idee einer Rea­li­sie­rung eines gemein­sa­men Musik-Cam­pus an der Hit­torf­stra­ße.“ Dann folgt die Ein­schrän­kung, dass aus der Ehe aber erst etwas wird, wenn man das Geld zusam­men hat und eini­ge wei­te­re Bedin­gun­gen erfüllt sind.

Harte Auseinandersetzungen

Johan­nes Wes­sels mach­te bei der Pres­se­kon­fe­renz ges­tern deut­lich, dass er auf einen all­zu lan­gen Ehe­ver­trag ger­ne ver­zich­ten wür­de. Oder wie er sag­te: „Wenn man mit der Den­ke ran­geht, dass immer ein Aus­stieg mög­lich sein muss, dann fehlt mir das Com­mit­ment, es gemein­schaft­lich zu wollen.“

Im Rats­bünd­nis sieht man das etwas anders. Von dort ist zu hören, dass es vor der nächs­ten Rats­sit­zung wohl wie­der eine har­te Aus­ein­an­der­set­zung geben könn­te. Die SPD hat am Mitt­woch eine Pro­to­kol­lerklä­rung abge­ge­ben, in der sie auf die finan­zi­el­len Risi­ken hin­weist. Auch die Grü­nen und Volt wer­den an ihren Bedin­gun­gen fest­hal­ten wol­len. Die Uni­ver­si­tät und Mar­kus Lewe wer­den auf etwas mehr Wage­mut drän­gen. Doch dies­mal wird es etwas anders lau­fen als zuletzt.

Einen Tag, nach­dem Mari­us Her­wig den Ober­bür­ger­meis­ter auf­ge­for­dert hat­te, den Musik-Cam­pus zur Chef­sa­che zu machen, kün­dig­te die Stadt in einer Pres­se­mel­dung ein „Gip­fel­tref­fen“ an. Mar­kus Lewe bit­tet die betei­lig­ten Grup­pen an einen Tisch. Es soll um die Finan­zie­rung gehen, das Betrei­ber­kon­zept und die Fra­ge, wie man den Raum und den Ver­kehr in der Umge­bung gestal­ten wird. Es ist ein Schritt auf­ein­an­der zu. Jetzt fehlt im Grun­de nur noch eine Lösung.

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In aller Kürze

+++ Die Tages­ord­nung für den Rat war lang, aber in der ers­ten Stun­de der Sit­zung ging es erst ein­mal gar nicht um Müns­ter. Die ukrai­ni­sche Gene­ral­kon­su­lin Iry­na Shum und der pol­ni­sche Gene­ral­kon­sul Jakub Wawr­zy­ni­ak (hier zu sehen mit Ober­bür­ger­meis­ter Lewe) waren zu Gast im Rats­saal und schil­der­ten die Lage in ihren Hei­mat­län­dern. Iry­na Shum bedank­te sich für die Soli­da­ri­tät und die „selbst­lo­se und herz­li­che“ Unter­stüt­zung ihrer Lands­leu­te in Müns­ter. Sie sprach über die Mor­de, die rus­si­sche Sol­da­ten in But­scha und ande­ren Orten in der Ukrai­ne ver­übt haben, und warn­te, die Ukrai­ne sei nicht das letz­te Ziel Russ­lands in Euro­pa. Jakub Wawr­zy­ni­ak begann sei­ne Rede mit sehr per­sön­li­chen Wor­ten. Er sei eigent­lich ein fröh­li­cher Mensch. Gera­de emp­fin­de er in freu­di­gen Momen­ten aber auch Schuld, weil es ihm so viel bes­ser gehe als den Men­schen, die aus der Ukrai­ne flie­hen oder dort blei­ben und „ihre Hei­mat, aber auch unse­re Hei­mat verteidigen“.

Mar­kus Lewe und die Spit­zen der Rats­par­tei­en ver­spra­chen, die Men­schen aus der Ukrai­ne und die pol­ni­sche Part­ner­stadt Lub­lin wei­ter zu unter­stüt­zen. Wie die Stadt mit­teilt, hat Müns­ter bis­her fast 1.300 Geflüch­te­te aufgenommen.

+++ Am spä­ten Mitt­woch­abend gab der Rat das Start­si­gnal: Das Wett­bau­en am Hafen kann begin­nen. CDU, SPD und FDP beschlos­sen die Plä­ne für den Hafen­markt gegen die Stim­men von Grü­nen, Volt, Inter­na­tio­na­ler Frak­ti­on und Lin­ken. Wir hat­ten hier schon erklärt, wie es nun wei­ter­ge­hen könn­te: Es ist durch­aus wahr­schein­lich, dass am Ende wie­der ein Gericht ent­schei­det. Falls eine Kla­ge erfolg­reich sein soll­te, dürf­te es dar­auf ankom­men, wie weit der Bau bis dahin schon vor­an­ge­schrit­ten ist, ob er also schon unter den Bestands­schutz fällt.

Und auch im Rat gilt: Kein Groß­pro­jekt ohne Streit, auch wenn eigent­lich alles gesagt ist. Cars­ten Peters von den Grü­nen rat­ter­te noch ein­mal die Grün­de her­un­ter, die aus Sicht sei­ner Par­tei gegen das Pro­jekt spre­chen: Es wer­de zu viel Ver­kehr anzie­hen, die Lärm­be­las­tung am Han­sa­ring sei ohne­hin schon sehr hoch, und noch mehr Auto­ver­kehr sei nicht mit den Kli­ma­zie­len ver­ein­bar. Lud­ger Stein­mann von der SPD kon­ter­te mit einer Lis­te der Vor­tei­le, dar­un­ter die geplan­te Quar­tiers­ga­ra­ge, das Markt­hal­len­kon­zept und Kli­ma­schutz­maß­nah­men wie Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen und hohe Wär­me­dämm­stan­dards. Die­se Posi­tio­nen sind nicht neu und für das Rats­bünd­nis kein Pro­blem, die Par­tei­en haben im Koali­ti­ons­ver­trag ver­ein­bart, hier unter­schied­lich abstim­men zu können.

CDU und FDP lob­ten das Durch­hal­te­ver­mö­gen der Unter­neh­mer­fa­mi­lie Stroet­mann, die auch nach 20 Jah­ren noch an dem Pro­jekt fest­hal­te, obwohl – frei wie­der­ge­ge­ben – ande­re längst die Rui­nen­bro­cken hin­ge­wor­fen hät­ten. FDP-Frak­ti­ons­chef Jörg Ber­ens ver­mu­te­te heh­re Zie­le: Weil es der Fami­lie um die Stadt gehe und um die Ent­wick­lung des Quar­tiers, sei sie dran­ge­blie­ben. Wir wis­sen nicht, ob das stimmt, aber wir wür­den noch ergän­zen: Die Unter­neh­mer möch­ten mit dem Markt ger­ne viel Geld ver­die­nen. Ob das klappt, wird nun wahr­schein­lich die Zeit entscheiden.

+++ Das Par­ken wird teu­rer. Inner­halb der Pro­me­na­de (Zone I) kos­tet die ers­te Stun­de 2,50 statt bis­her 2 Euro. Für die zwei­te und alle wei­te­ren Stun­den müs­sen Sie wei­ter­hin je 2 Euro in den Auto­ma­ten wer­fen. Außer­halb der Pro­me­na­de (Zone II) steigt der Preis von 1,20 auf 1,60 Euro pro Park­stun­de. Die neu­en Prei­se gel­ten ab 1. Mai. In ganz Müns­ter? Nein! Ein­zel­ne tap­fe­re Park­au­to­ma­ten wer­den noch pas­si­ven Wider­stand gegen die Preis­er­hö­hung leis­ten, eini­ge vor­aus­sicht­lich bis zum 1. August. Jeder ein­zel­ne Auto­mat muss näm­lich auf die neu­en Prei­se umge­stellt wer­den, und das dau­ert laut Stadt eben bis zum 1. August.

Wie der Ver­kehrs­aus­schuss letz­te Woche schon beschlos­sen hat­te, wird die soge­nann­te Bröt­chen­tas­te an der Ham­mer Stra­ße abge­schafft (RUMS-Brief vom 1. April). Man kann dort also nicht mehr 15 Minu­ten umsonst par­ken. Die Stadt rech­net damit, dass sie durch alle die­se Preis­er­hö­hun­gen 320.000 Euro pro Jahr zusätz­lich ein­neh­men wird. Mit dem Geld sol­len güns­ti­ge­re Bus­ti­ckets gegen­fi­nan­ziert wer­den („ÖPNV-Fonds“).

+++ Die Stadt wird zwei neue Feu­er­wehr­häu­ser bau­en, eines in Albach­ten und eines in Hil­trup. Über den künf­ti­gen Stand­ort der Frei­wil­li­gen Wehr in Albach­ten hat­te die Poli­tik jah­re­lang dis­ku­tiert. Nun ist klar: Das neue Gerä­te­haus wird im Neu­bau­ge­biet Albach­ten-Ost gebaut, nicht auf dem Gelän­de des ehe­ma­li­gen Fried­ho­fes (mit der Vor­ge­schich­te beschäf­ti­gen wir uns spä­ter noch ein­mal ausführlich).

Die neue Feu­er­wa­che in Hil­trup soll auf einem Grund­stück an der Hohen Geest errich­tet wer­den. Aller­dings gehört der Stadt die­ses Grund­stück noch nicht, die Ver­hand­lun­gen laufen.

Korrekturen und Ergänzungen

Im RUMS-Brief von Diens­tag haben wir geschrie­ben, die Kreu­zung Hoher Heckenweg/Königsstraße sol­le umge­stal­tet wer­den. Die­se Kreu­zung gibt es aller­dings gar nicht, denn der Hohe Hecken­weg führt ja nicht durch die Alt­stadt. Tat­säch­lich ging es um die Ein­mün­dung Hoher Heckenweg/Königsberger Stra­ße in Coer­de. Dar­auf hat uns auch ein Leser hin­ge­wie­sen, vie­len Dank dafür!

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Corona-Update

+++ Es gibt wie­der ein­mal neue Coro­na­re­geln, dies­mal für die Stadt­häu­ser und Bür­ger­bü­ros. Bis­her galt eine 3-G-Zugangs­re­ge­lung, die ent­fällt jetzt. Eine Mas­ke müs­sen Sie dort aber noch min­des­tens bis Ende April noch tra­gen, schreibt die Stadt.

+++ Seit ges­tern hat die Stadt 1.025 neue Coro­na­fäl­le regis­triert, ins­ge­samt gel­ten heu­te 9.440 Men­schen aus Müns­ter als infi­ziert. Das Robert-Koch-Insti­tut mel­det für Müns­ter eine Wochen­in­zi­denz von 1.689. In den Kran­ken­häu­sern der Stadt wer­den 82 Infi­zier­te behan­delt, 9 von ihnen auf der Intensivstation.

+++ Wie jede Woche wer­fen wir auch noch einen Blick in die Schu­len. Dort sieht es lei­der nach wie vor nicht nach Ent­span­nung aus. 71 von 84 Schu­len haben in der ver­gan­ge­nen Woche an der Umfra­ge des NRW-Schul­mi­nis­te­ri­ums teil­ge­nom­men und gemel­det, dass ins­ge­samt 1.702 wegen Coro­na nicht am Unter­richt teil­neh­men kön­nen. Vor­letz­te Woche hat­ten 68 Schu­len ins­ge­samt 1.194 feh­len­de Kin­der und Jugend­li­che gemeldet.

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Hier haben wir heu­te einen Ein­kaufs- und einen Erleb­nis­tipp für Sie, je nach­dem, wor­auf Sie gera­de Lust haben. Bei Nina Klüm­pers kön­nen Sie Post­kar­ten bedru­cken las­sen. Das wäre der Ein­kaufs­tipp. Und wenn Sie etwas erle­ben möch­ten, dann kön­nen Sie bei der Gra­fik­de­si­gne­rin auch einen Let­ter­press-Work­shop bele­gen (also einen Kurs, in dem Sie Buch­sta­ben dru­cken) und selbst etwas Schö­nes auf Papier brin­gen. Auf Nina Klüm­pers Insta­gram-Account fin­den Sie ein paar Ein­drü­cke, was dabei her­aus­kom­men könn­te. Und falls Sie Kin­der haben, die min­des­tens zehn Jah­re alt sind: In den Oster­fe­ri­en gibt es einen Work­shop fürs Schön­schrei­ben per Hand (Hand­let­te­ring). Infos und Anmel­dun­gen zu allem gibt es tele­fo­nisch unter 0251 37971505 oder per Mail.

Drinnen und Draußen

Eva Streh­l­ke hat sich für Sie umge­schaut, was in den nächs­ten Tagen in der Stadt los ist:

+++ Wir hat­ten es am Diens­tag schon erwähnt, der neue Bericht des Welt­kli­ma­rats ist erschie­nen. Und dar­in steht, kurz zusam­men­ge­fasst: Es sieht nicht gut aus, aber es ist noch etwas zu ret­ten, wenn wir uns beei­len. Die Par­ents For Future Müns­ter ver­an­stal­ten des­halb mor­gen zwi­schen 11 und 13 Uhr gemein­sam mit der Musik­grup­pe Sin­ging For Future eine Mahn­wa­che vor dem His­to­ri­schen Rat­haus. Wenn Sie das Anlie­gen unter­stüt­zen möch­ten, kön­nen Sie hin­ge­hen und mit demons­trie­ren oder singen. 

+++ Es geht wei­ter mit Musik, aber dies­mal wird getanzt. Und zwar bei der Taran­ti­no-Par­ty im Hot Jazz Club am Sams­tag­abend. Um 22 Uhr geht es los. Wenn Sie sich jetzt schon ein­stim­men möch­ten, hier ent­lang.

+++ Unse­re Autorin Edi­na Hojas hat vor drei Jah­ren ein Sabatt­jahr gemacht. Der Plan war: eine Welt­rei­se, aus­bre­chen, das Leben genie­ßen. Doch es kam alles etwas anders, denn da waren auch noch ihr Freund Dani­el und ein paar Hin­der­nis­se, und so wur­de es eine Rei­se zu sich selbst. Edi­na Hojas hat dar­über ein sehr schö­nes Buch geschrie­ben, das jetzt im Agen­da-Ver­lag erschie­nen ist. Wenn Sie es mit in die Oster­fe­ri­en neh­men möch­ten, kön­nen Sie es hier bestel­len.

+++ Zum Schluss noch ein Musik­tipp für Fami­li­en. Am Sonn­tag um 10:30 und um 12 Uhr gibt es im Klei­nen Haus des Thea­ters ein Kin­der­kon­zert zu hören. Und auch zu sehen, wie Sie hier nach­le­sen kön­nen. Kar­ten für bei­de Vor­stel­lun­gen gibt es hier.

Am Diens­tag schrei­be ich Ihnen wie­der. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochenende.

Herz­li­che Grüße

Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch, Eva Strehlke

PS

Vor andert­halb Jah­ren hat Sig­rid März uns ein The­ma ange­bo­ten. Sie woll­te über einen Mann schrei­ben, der sich in Coer­de um bes­se­re Bil­dungs­chan­cen von Kin­dern küm­mert. Der Mann heißt Jochen Schweit­zer. Sig­rid März hat ihn und einen zehn­jäh­ri­gen Jun­gen por­trä­tiert, den Schweit­zer auf sei­nem Weg unter­stützt. Der Text ist am 23. Febru­ar 2021 erschie­nen. Jetzt hat die Jury des Theo­dor-Wolff-Prei­ses, der zu den renom­mier­tes­ten deut­schen Jour­na­lis­ten­prei­sen zählt, ihn als einen der drei bes­ten Tex­te nomi­niert, die im ver­gan­ge­nen Jahr in Deutsch­land im Loka­len erschie­nen sind. Wir freu­en uns zusam­men mit Sig­rid März, und wenn Sie den Text gern ver­schi­cken möch­ten: Wir haben ihn frei­ge­schal­tet.