Klimapolitik: Lewe schwört Verwaltung ein | Kitabericht: Mehr Plätze für die ganz Kleinen? | Café Liebling

Müns­ter, 10. Mai 2022

Guten Tag,

Mon­tag­nach­mit­tag, halb vier im Stadt­wein­haus. In der Ein­la­dung steht „Pres­se-Door­step“, ein Ter­min an der Tür­stu­fe also. In die­sem Fall ist die Tür­stu­fe ein Steh­tisch im Foy­er vor dem Rat­haus­fest­saal. Dort steht der Ober­bür­ger­meis­ter. Mar­kus Lewe sagt, das sei auch sein ers­ter Door­step-Ter­min. In der Hand hat er ein klei­nes schwar­zes Büch­lein mit Gold­schnitt, das ein biss­chen an ein Gebets­buch erin­nert. Er schaut gele­gent­lich hin­ein, es ist voll­ge­krit­zelt mit Noti­zen, aber für das, was er sagen will, scheint er die nicht zu brauchen. 

Müns­ter will als ers­te deut­sche Kom­mu­ne die gesam­te Ver­wal­tung auf den Kli­ma­wan­del ein­schwö­ren. Es soll nicht ein Kli­ma­de­zer­nat geben oder nur eine Koor­di­nie­rungs­stel­le wie bis­her, son­dern ein in jedem Dezer­nat und jedem Amt ver­an­ker­tes Bewusst­sein für das Pro­blem. Aber was genau war das Pro­blem? „Wir sind zu lang­sam, nicht inter­dis­zi­pli­när genug, und wir clus­tern zu wenig“, sagt Mar­kus Lewe.

Den gan­zen Arbeits­tag lang haben hun­dert Mit­ar­bei­ten­de aus allen Dezer­na­ten, Ämtern und städ­ti­schen Gesell­schaf­ten im Rat­haus­fest­saal zusam­men­ge­ses­sen, um dar­über zu spre­chen und nach­zu­den­ken, wie man das ändern könn­te. Lewe saß mit beige­far­be­nen Snea­k­ern und sei­nem Gebets­buch in der ers­ten Rei­he. Auf Flip­charts stan­den Wör­ter wie „Quick­win“ und „Wir­kungs­king“, und nun sta­peln sich neben dem Steh­tisch drau­ßen im Foy­er schwar­ze Kis­ten wie ein über­di­men­sio­nier­ter Setz­kas­ten. An ihnen hän­gen auf Zet­teln die Namen von Ämtern und Dezer­na­ten. In den Kis­ten zei­gen beschrif­te­te Auf­kle­ber, bun­te Fotos und Play­mo­bil­fi­gu­ren, was man alles machen könn­te und müss­te. In der Kis­te des Pla­nungs­de­zer­nats steht auf einem Auf­kle­ber an der Wand das Wort „Aus­pro­bie­ren“.

Das klingt alles sehr nach Krea­ti­vi­tät und Auf­bruch. In ihrer Pres­se­mit­tei­lung zur Kon­fe­renz ges­tern schreibt die Stadt: „Müns­ter lei­tet neue Pha­se der Kli­ma­wen­de ein.“ Im Text steht, es begin­ne gleich in zwei­er­lei Hin­sicht ein neu­es Kapi­tel – zum einen in der Zusam­men­ar­beit, zum ande­ren in der Her­an­ge­hens­wei­se, der Strategie.

Und da wür­de man natür­lich auch gern über die kon­kre­ten Pro­ble­me spre­chen, oder um es weni­ger schreck­lich klin­gen zu las­sen: über die Ziel­kon­flik­te, die ein Vier­tel­jahr­hun­dert nach Ein­rich­tung der städ­ti­schen Koor­di­nie­rungs­stel­le für Kli­ma und Ener­gie eigent­lich klar sein müss­ten. In der Ein­la­dung stand ja auch: „Die Teil­neh­mer und Teil­neh­me­rin­nen wer­den auch um das The­ma Ver­zicht kei­nen Bogen machen.“ 

Was also sind denn die Din­ge, die weh­tun wer­den? Das kön­ne man noch nicht genau sagen, sagt Lewe. „Wir haben ja heu­te kei­ne Fol­ter­kam­mer auf­ge­macht, wir haben ver­sucht, eine Struk­tur rein­zu­brin­gen.“ Natür­lich wür­den Prio­ri­tä­ten sich ver­än­dern, „und natür­lich wer­den da auch Fra­gen kom­men wie: Wie gehen wir mit der Mobi­li­tät um?“ Und die Ant­wor­ten? Anrei­ze schaf­fen, „um weg­zu­kom­men von der indi­vi­du­el­len, moto­ri­sier­ten Mobi­li­tät“, hin zum Nah­ver­kehr, hin zur För­de­rung des Fahr­rads, man müs­se „sicher­lich auch an der ein oder ande­ren Stel­le Ver­kehr ein­schrän­ken“. Das klingt wie­der­um nicht so neu.

Mar­kus Lewe spricht von einem „Nar­ra­tiv“, von „Hal­tung“, „intrin­si­scher Moti­va­ti­on“, vom „Stolz, sich in einen Wett­be­werb mit ande­ren Städ­ten zu stel­len“. Er sagt: „Wir wol­len die Bes­ten sein.“ Grund­kurs Ver­än­de­rungs­ma­nage­ment, Schritt 3: eine Visi­on das Wan­dels ent­wi­ckeln. Die Stadt berei­tet ihr Per­so­nal dar­auf vor, dass nicht alles so blei­ben wird, wie es ist, dass Kom­fort­zo­nen schrump­fen wer­den und sich für ein­zel­ne Men­schen Din­ge ver­schlech­tern kön­nen. In dem Fall ist es wich­tig, dass sie wis­sen: Es ist für eine gemein­sa­me und gute Sache. 

Oder wie Mar­kus Lewe es sagt: „Im Grun­de genom­men war das heu­te so eine Art Kli­maschwur des Stadt­kon­zerns Müns­ter.“ (rhe)

Heute lesen Sie im RUMS-Brief:

  • Kli­ma­neu­tra­le Ver­wal­tung: Lewe schwört Per­so­nal auf Wan­del ein
  • Streik in Schip­hol: FMO freut sich
  • FMO-Gut­ach­ten: Mitt­woch weiß zumin­dest der Rat mehr
  • Kon­junk­tur­um­fra­ge: Wirt­schaft rech­net mit schlech­te­ren Zeiten 
  • Fisch­ster­ben im Aasee: Gut­ach­ter nennt Ursachen
  • Kita-Bericht: Kita­plät­ze für ganz Klei­ne knapp
  • Kita-Tarif­ver­hand­lun­gen: Wei­ter kein Angebot
  • Café Lieb­ling: Neu­eröff­nung im Hansaring
  • Nach der Flucht: Die Woh­nungs­su­che beginnt
  • Drin­nen und Drau­ßen: Neu­es Video, Thea­ter­treff, Foto-Aus­stel­lung, Fami­li­en­fest, Bühnenboden

Kurz und Klein

+++ Wer gera­de vom Flug­ha­fen Ams­ter­dam Schip­hol in den Urlaub star­ten will, muss wohl oder übel Pla­nungs­ge­schick bewei­sen. Schon seit den Oster­fe­ri­en streikt dort das Flug­ha­fen­per­so­nal, und laut nie­der­län­di­schem Gewerk­schafts­bund ist auch kein Ende der wil­den Streiks in Sicht. Die Air­line Coren­don ver­legt des­halb eini­ge Flü­ge für ins­ge­samt 100.000 Passagier:innen nach Deutsch­land. Davon wird auch der Flug­ha­fen Müns­ter-Osna­brück pro­fi­tie­ren. Wie vie­le Flug­rei­sen­de der FMO zusätz­lich abfer­ti­gen wer­de, kön­ne man erst im Herbst sagen, teilt Andrés Hei­ne­mann, Pres­se­spre­cher des FMO, auf Anfra­ge mit. Die Buchungs­ka­nä­le sei­en für die Corendon-Kund:innen geöff­net, Müns­ter sei neben Köln und Düs­sel­dorf ein wich­ti­ger Stand­ort für die Air­line. Schon jetzt kämen 10 Pro­zent der FMO-Passagier:innen aus den Nie­der­lan­den und durch die Streiks in Schip­hol wür­de der hie­si­ge Flug­ha­fen bekann­ter. Ins­ge­samt wit­te­re der FMO eine klei­ne Chan­ce, sagt Hei­ne­mann. (sfo)

+++ Um den Flug­ha­fen geht es auch am nächs­ten Mitt­woch im Haupt­aus­schuss. Dort wird das Gut­ach­ten vor­ge­stellt, das Ant­wor­ten zur Zukunft des Flug­ha­fens geben soll. Lei­der nicht-öffent­lich. Noch haben wir das Doku­ment nicht. Wenn Sie es uns schi­cken mögen, aber ungern ver­ra­ten möch­ten, woher es kommt, nut­zen Sie doch unse­ren anony­men Brief­kas­ten. (rhe)

+++ Gutes Wet­ter, aber schlech­te Stim­mung in der Wirt­schaft. Vier von zehn Unter­neh­men im nörd­li­chen West­fa­len gehen davon aus, dass sich die Geschäfts­la­ge im nächs­ten hal­ben Jahr ver­schlech­tern wird, schreibt die Indus­trie- und Han­dels­kam­mer in einer Pres­se­mit­tei­lung zu ihrer aktu­el­len Kon­junk­tur­um­fra­ge. Der Krieg in der Ukrai­ne und die hohen Ener­gie- und Roh­stoff­prei­se machen den Fir­men zu schaf­fen. Dazu wird IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Fritz Jae­ckel zitiert: „Die Hoff­nung auf eine nach­hal­ti­ge Erho­lung ist in wei­ten Tei­len der Wirt­schaft erlo­schen.“ Eine Ker­ze für die Wirt­schaft anzün­den müs­sen wir aber wohl nicht. Das alles bewe­ge sich „noch auf ver­gleichs­wei­se hohem Niveau“, sagt Jae­ckel. (rhe)

+++ Todes­ur­sa­che geklärt. Ein Gut­ach­ter hat fest­ge­stellt, war­um im Som­mer vor vier Jah­ren im Aasee etwa 20 Ton­nen Fisch an der Ober­flä­che trie­ben. Laut der Stadt kam dabei offen­bar meh­re­res zusam­men. Hoch­druck­wet­ter­la­gen, hohe Luft- und Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren, Wind­stil­le, kein Regen und daher kaum Zufluss, wenig Sau­er­stoff im Was­ser, vie­le Algen. All das zusam­men gab den Fischen den Rest. Damit so etwas nicht noch ein­mal pas­siert, hat die Stadt zusam­men mit Fach­leu­ten ein Hand­lungs­kon­zept erar­bei­tet (mehr Zulauf, weni­ger Nähr­stof­fe, weni­ger Fried­fi­sche, mehr Raub­fisch). Die Stadt schreibt: „Die städ­ti­schen Spe­zia­lis­ten behal­ten den Aasee genau im Blick (…)“ Und das wer­den wir spä­tes­tens am Wochen­en­de auch tun. (rhe)

+++ Es gibt Sicher­heits­gur­te für Hun­de, es gibt Uhren, die hal­ten gesund. Und es gibt tat­säch­lich Müll­ei­mer, die mit­tei­len, wenn sie voll sind, und Kame­ras, die regis­trie­ren, wel­che Park­plät­ze frei sind. Die Stadt­wer­ke und die Stadt tes­ten all das zur­zeit auf dem Park­platz Nie­ber­ding am Albers­lo­her Weg in einem Smart-City-Real­la­bor (ja, das gibt’s auch). Außer­dem dort zu fin­den: Lade­säu­len, die sich auch vom Roll­stuhl aus bedie­nen las­sen. E-Autos zum Lei­hen, bald auch E-Scoo­ter und E-Fahr­rä­der. Fehlt im Grun­de nur noch eine E-Sbahn­hal­te­stel­le. (rhe)

Die Sorgen der Kitas

In der ver­gan­ge­nen Woche sind in Müns­ter 300 Men­schen auf die Stra­ße gegan­gen, die bei kom­mu­na­len Kitas beschäf­tigt sind und ihre Arbeits­be­din­gun­gen nicht län­ger akzep­tie­ren wol­len. Viel zu viel Arbeit, viel zu viel Stress – und das für viel zu wenig Geld. Das ist der gro­be Umriss des Pro­blems, auf das sie auf­merk­sam machen wol­len. Eigent­lich woll­ten die Gewerk­schaf­ten über all das schon vor zwei Jah­ren ver­han­deln, doch dann kam die Pan­de­mie und mach­te alles noch schlim­mer. Was genau schlim­mer wur­de, das steht im aktu­el­len Kin­der­ta­ges­be­treu­ungs­be­richt, den die Stadt Müns­ter vor einer Woche ver­öf­fent­licht hat. 

Die Situa­ti­on in den Kitas sei „sehr ange­spannt“, die Pan­de­mie brin­ge das Sys­tem der Kin­der­be­treu­ung an die Belas­tungs­gren­ze. Aus­fäl­le durch Coro­na oder aus ande­ren Grün­den könn­ten nicht mehr ohne wei­te­res kom­pen­siert wer­den. „Der struk­tu­rel­le Man­gel an Fach­kräf­ten spitzt sich wei­ter zu“, schreibt die Stadt­ver­wal­tung. Für das Betreu­ungs­per­so­nal bedeu­te das eine zusätz­li­che psy­chi­sche und phy­si­sche Belas­tung. Wenn man so will, bestä­tigt die Stadt also mit ihrem Bericht, dass die Arbeits­be­din­gun­gen nicht so sind, wie sie sein sollten. 

Seit Ende Febru­ar kom­men noch die Fol­gen des Kriegs in der Ukrai­ne hin­zu. Es sei bereits abseh­bar, dass die Kita­plät­ze nicht für alle Kin­der aus­rei­chen wer­den, schreibt die Ver­wal­tung in ihrem Bericht. Wir haben die Stadt gefragt, was genau das bedeu­tet. Die Ant­wort: Bis zum ver­gan­ge­nen Wochen­en­de sei­en 43 aus der Ukrai­ne geflüch­te­te Kin­der in Müns­ter in einer Kita unter­ge­kom­men, schreibt ein Spre­cher. 17 wei­te­re hät­ten eine Zusa­ge, aber noch ohne Ver­trags­un­ter­zeich­nung. Über 70 stün­den auf einer War­te­lis­te. Für sie suche man eine Lösung. Und ver­mut­lich wer­den noch mehr Men­schen aus der Ukrai­ne kommen. 

Für Kin­der im Alter von drei bis sechs Jah­ren sind in Müns­ter genü­gend Plät­ze vor­han­den – in die­sem Jahr 8.861, im nächs­ten Jahr wer­den es 8.902 sein. Das sind knapp 500 Plät­ze mehr, als in der Stadt Kin­der in die­sem Alter leben (8.417). Nur in ein­zel­nen Bezir­ken fin­den sich nicht genü­gend Betreu­ungs­plät­ze für alle Kin­der, zum Bei­spiel im Bezirk Ost (91 Pro­zent) oder in Süd­ost (97 Pro­zent). Und das liegt an der Situa­ti­on in ein­zel­nen Wohn­ge­bie­ten in die­sen Bezir­ken. In Angel­mod­de zum Bei­spiel gibt es nur für 73 Pro­zent der Kin­der zwi­schen drei und sechs Jah­ren einen Platz. Im Bezirk Ost zieht der Kita-Man­gel in Mau­ritz-Ost den Schnitt nach unten. Dort liegt die Betreu­ungs­quo­te bei knapp 70 Pro­zent. In bei­den Gebie­ten plant die Stadt neue Einrichtungen. 

Reicht die Quote aus?

Bei jün­ge­ren Kin­dern sieht es etwas anders aus. Für die Alters­grup­pe unter drei Jah­ren ste­hen in Müns­ter in die­sem Jahr 4.135 Plät­ze zur Ver­fü­gung (2.893 davon in Kitas, 1.242 in der Tages­pfle­ge). Kin­der in die­sem Alter gibt es in Müns­ter dop­pelt so viele. 

Das selbst gesetz­te Ziel, eine Betreu­ungs­quo­te von 50 Pro­zent, hat die Stadt Müns­ter hier fast erreicht. Vor fünf Jah­ren lag die Quo­te noch bei 42 Pro­zent. Im nächs­ten Jahr wird die Zahl der Plät­ze noch ein­mal stei­gen, dann wächst die Quo­te auf genau 49,5 Pro­zent. Aber reicht das noch aus? 

Im Bericht der Stadt steht: „Anfra­gen von Eltern, auch in Wohn­be­rei­chen, in denen das Aus­bau­ziel annä­hernd erreicht ist, machen deut­lich, dass die­ses Aus­bau­ziel über­prüft wer­den muss.“ Damit hat die Stadt nun begon­nen. Eltern, die Kin­der im ent­spre­chen­den Alter haben, haben Ende April Post bekom­men, einen Fra­ge­bo­gen. Die Stadt hat heu­te noch ein­mal in einer Mel­dung dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es wich­tig ist, die Fra­gen zu beant­wor­ten. Nur dann kann die Ver­wal­tung mit den Ergeb­nis­sen etwas anfangen.

Schon jetzt lässt sich sagen: Im städ­ti­schen Durch­schnitt ist die Quo­te von 50 Pro­zent zwar fast erreicht, in ein­zel­nen Bezir­ken aber noch nicht. In Müns­ter-Mit­te etwa gibt es im nächs­ten Jahr für etwa 44 Pro­zent aller Kin­der unter drei Jah­ren Plät­ze. Im Bezirk Nord wächst die Quo­te von 42 auf 48 Pro­zent. Das liegt aber nicht dar­an, dass so vie­le neue Plät­ze hin­zu­kom­men, son­dern dar­an, dass die Stadt ab dem nächs­ten Jahr anders zählt. 

Die Plät­ze in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge tau­chen nicht mehr dort in der Sta­tis­tik auf, wo die Kin­der woh­nen, son­dern dort, wo sie betreut wer­den. So macht die Stadt es auch mit den Kita­plät­zen. Und weil die Bedeu­tung der soge­nann­ten Groß­ta­ges­pfle­ge, die dem Kita-Ange­bot ähnelt, in Müns­ter immer grö­ßer wird, über­nimmt die Stadt die Zähl­wei­se auch hier. 

Von Groß­ta­ges­pfle­ge spricht man, wenn mehr als zwei Per­so­nen sich zusam­men­tun, um außer­halb der eige­nen Woh­nung mehr als fünf Kin­der zu betreu­en. In Nord­rhein-West­fa­len ist die­se Betreu­ungs­form beson­ders ver­brei­tet. In Müns­ter macht die Groß­ta­ges­pfle­ge etwa die Hälf­te der über 1.200 Plät­ze aus. 

RUMS-Hochschulprojekte: Wir fördern den journalistischen Nachwuchs!

RUMS koope­riert mit ver­schie­de­nen Hoch­schu­len, orga­ni­siert Pro­jek­te mit Stu­die­ren­den und gibt dem jour­na­lis­ti­schen Nach­wuchs die Mög­lich­keit, die Ergeb­nis­se nach und nach auf unse­rer Web­site zu veröffentlichen.
Im Rah­men eines sol­chen Pro­jek­tes haben die Stu­die­ren­den der Hoch­schu­le der Medi­en in Stutt­gart für RUMS Inter­views geführt und geschrie­ben. Die RUMS-Redak­­ti­on hat sie zusam­men mit ihren Dozent:innen bei der The­men­fin­dung, Inter­view­vor­be­rei­tung und Text­be­ar­bei­tung unter­stützt.
Heu­te bekom­men Sie das vier­te Inter­view aus die­sem Pro­jekt von uns. Dar­in hat Ali­cia Mer­chán Line­ros mit Maria Ade­la Sali­nas vom Inte­gra­ti­ons­rat der Stadt Müns­ter dar­über gespro­chen, war­um sie sich in dem Gre­mi­um enga­giert und wie sich die Arbeit des Inte­gra­ti­ons­ra­tes mit einer weib­li­chen Spit­ze ver­än­dern kann. Den Bei­trag fin­den Sie hier.

Die Arbeits­be­din­gun­gen in der Tages­pfle­ge sind nicht Inhalt des Streiks. Doch die Pro­ble­me gibt es auch hier. Die Päd­ago­gik-Pro­fes­so­rin Anke König for­mu­lier­te es in einem Bei­trag für das Nie­der­säch­si­sche Insti­tut für früh­kind­li­che Bil­dung und Ent­wick­lung so: „Die Groß­ta­ges­pfle­ge ist im Ver­gleich zu den Kitas weni­ger stark regu­liert. Die Täti­gen erhal­ten weder tarif­li­che Ver­gü­tung noch sind sie einem bestimm­ten Qua­li­fi­ka­ti­ons­ni­veau ver­pflich­tet. Hier gibt es erheb­li­chen Verbesserungsbedarf.“

Den sehen die Gewerk­schaf­ten und die Beschäf­tig­ten auch in den kom­mu­na­len Kitas und Ganz­tags­ein­rich­tun­gen. Die Gewerk­schaft Erzie­hung und Wis­sen­schaft, kurz GEW, ruft heu­te dazu auf, mor­gen an einem Warn­streik in Gel­sen­kir­chen teil­zu­neh­men. Die Arbeit­ge­ber hät­ten noch immer kein Ange­bot gemacht. „Die Beschäf­tig­ten wol­len end­lich Ver­bes­se­run­gen, Aner­ken­nung und ech­te Wert­schät­zung, und das muss mehr her­ge­ben als eine Emp­feh­lung dar­über, in den Mit­tags­pau­sen Mas­sa­gen anzu­bie­ten“, sagt der GEW-Stadt­ver­bands­vor­sit­zen­de Ulrich Tho­den. Auch der Fach­kräf­te­man­gel wer­de immer grö­ßer, schreibt die Gewerk­schaft. Dar­um geht es bei den Streiks eben­falls. Bis zum Jahr 2030 könn­ten allein in den Kitas in Nord­rhein-West­fa­len 67.000 Stel­len nicht besetzt werden. 

Die CDU-Frak­ti­on im Rat hat vor einem Jahr in einem Antrag „eine Exper­ten­kon­fe­renz für mehr Fach­kräf­te in Kitas“ und in der offe­nen Ganz­tags­be­treu­ung gefor­dert. In dem Papier steht eine gan­ze Lis­te mit Ideen dazu, wie man Fach­kräf­te gewin­nen könn­te. Quer­ein­stie­ge, eine berufs­be­glei­ten­de Aus­bil­dung, neue Aus­bil­dungs­for­ma­te, mehr Prak­ti­kums­plät­ze. Doch so eine Kon­fe­renz hat bis­lang nicht statt­ge­fun­den. Die CDU-Rats­frau Car­men Gree­f­rath sag­te uns, die Amts­lei­tung wis­se Bescheid, man begrü­ße die Idee auch. Aber bis­lang sei es nicht mög­lich gewe­sen, so eine Kon­fe­renz zu orga­ni­sie­ren. Aus Per­so­nal­man­gel. (rhe)

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Corona-Update

+++ Die offi­zi­ell gemel­de­ten Infek­ti­ons­zah­len sin­ken wei­ter. Das Robert-Koch-Insti­tut ver­zeich­net für Müns­ter eine Sie­ben-Tage-Inzi­denz von 625. Seit ges­tern wur­den hier 305 neue Coro­na­fäl­le gemel­det, ins­ge­samt gel­ten 2.930 Men­schen als infi­ziert. In den Kran­ken­häu­sern der Stadt wer­den 43 Covid-Patient:innen behan­delt, drei von ihnen auf der Inten­siv­sta­ti­on. Zwei Men­schen wer­den beatmet.

+++ Wie hat sich eigent­lich die Lage in den Schu­len nach den Oster­fe­ri­en ver­än­dert? Letz­te Woche haben sich 84 von 100 Schu­len in Müns­ter an der Wochen­um­fra­ge des Schul­mi­nis­te­ri­ums Nord­rhein-West­fa­len betei­ligt. Das Ergeb­nis ist wenig über­ra­schend: 473 Kin­der und Jugend­li­che konn­ten pan­de­mie­be­dingt nicht am Unter­richt teil­neh­men. Das letz­te Mal haben so weni­ge Schüler:innen Anfang Janu­ar gefehlt. Das könn­te sich damit erklä­ren, dass in den Schu­len nicht mehr ver­pflich­tend vor Unter­richts­be­ginn getes­tet wird. Anders sieht es übri­gens bei den Lehr­kräf­ten aus. Bei ihnen lie­gen die coro­nabe­ding­ten Krank­schrei­bun­gen vor und nach den Oster­fe­ri­en auf ähn­lich hohem Niveau. (sfo)

Zahlen, bitte. 

Ein Mit­tel­klas­se­wa­gen ist im Schnitt 4,50 Meter lang und 1,80 Meter breit, damit belegt er eine Flä­che von 8,10 Qua­drat­me­tern. Die rund 150.000 in Müns­ter zuge­las­se­nen Autos benö­ti­gen ins­ge­samt 1,2 Mil­lio­nen Qua­drat­me­ter der Stadt­flä­che. Quel­le: Stadt Müns­ter, automobiledimension.com

Nach der Flucht

Ende März hat­te Johan­ne Burk­hardt für RUMS mit dem Müns­te­ra­ner And­re Gro­ten gespro­chen. Er hat zusam­men mit sei­ner Frau in Kyjiw gelebt und muss­te zu Beginn des Kriegs flüch­ten. Hier erzäh­len wir, wie es für die bei­den nach ihrer Flucht weiterging.

Es hat sich viel bewegt in den ver­gan­ge­nen Tagen. Mari­ia Gro­ten hat einen neu­en Arbeits­ver­trag, And­re einen neu­en Job. Sei­ne Auf­ga­be ist die glei­che geblie­ben. And­re arbei­tet als IT-Bera­ter, aber die Kon­di­tio­nen sind jetzt sehr viel bes­ser. Und das Geld wer­den Mari­ia und And­re bald gut gebrau­chen kön­nen. Sie wol­len umzie­hen. In die­ser Woche haben sie meh­re­re Besich­ti­gungs­ter­mi­ne, im Müns­ter­land und auch in Müns­ter selbst. Zwei bis drei Zim­mer sol­len es sein, damit sie zu Hau­se in getrenn­ten Räu­men im Home-Office arbei­ten kön­nen, eine Ein­bau­kü­che, viel­leicht sogar ein Bal­kon. Ihre Sachen haben sie in der ver­gan­ge­nen Woche aus ihrer Woh­nung in Kyjiw holen las­sen. Sie haben einen Dienst gebucht, der sol­che Auf­ga­ben jetzt erle­digt. Moni­to­re, Klei­dung, acht Kis­ten voll. Als sie im Febru­ar flo­hen, konn­ten sie nur eine klei­ne Tasche voll mit­neh­men. In Deutsch­land gab man ihnen etwas zum Anzie­hen, aber Mari­ia wür­de lang­sam auch gern wie­der ihre eige­ne Klei­dung tra­gen. Die Kis­ten steht jetzt bei ihrer Schwes­ter, die in der Ukrai­ne wei­ter mit der Ver­wandt­schaft auf engem Raum lebt. Das führt zu Span­nun­gen, die alles noch schwe­rer machen. Vor eini­gen Tagen sahen Mari­ia und And­re Gro­ten das Video einer 23-jäh­ri­gen Kran­ken­schwes­ter, die bei einem rus­si­schen Angriff bei­de Bei­ne und die hal­be Hand ver­lo­ren hat. In dem Video trägt ihr Freund sie im Arm, sie hei­ra­ten. Als sie das sahen, muss­ten And­re und Mari­ia wei­nen. Der Krieg ist nicht mehr das ein­zi­ge The­ma, über das sie reden, aber er bleibt stän­dig präsent. 

Ein-Satz-Zentrale

+++ Kli­ma­schutz I: Der Land­schafts­ver­band West­fa­len-Lip­pe will bis 2030 etwa 580 Mil­lio­nen Euro aus­ge­ben, um kli­ma­neu­tral zu wer­den. (LWL)

+++ Kli­ma­schutz II: Hand­werks­be­trie­be kön­nen ihren CO2-Fuß­ab­druck mit einem neu­en digi­ta­len Werk­zeug bestim­men. (Hand­werks­kam­mer Müns­ter)

+++ B 51 I: Robin Kor­te (Müns­ter) und Hed­wig Tar­ner (Waren­dorf) – bei­de tre­ten bei den Land­tags­wah­len für die Grü­nen an – wol­len den Aus­bau der B 51 zwi­schen Müns­ter und Telg­te stop­pen und statt­des­sen die Bahn stär­ken. (Anten­ne Müns­ter)

+++ B 51 II: Die CDU-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Simo­ne Wend­land will, dass die Stra­ße zwi­schen Müns­ter und Telg­te drei­spu­rig wird und bei­de Fahrt­rich­tun­gen abwech­selnd eine zusätz­li­che Spur erhal­ten. (CDU Müns­ter)

+++ Fach­kräf­te­man­gel I: Zwei Frei­bä­der öff­nen viel­leicht spä­ter. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Fach­kräf­te­man­gel II: Bei den Unter­neh­men im Müns­ter­land sind 20.000 Stel­len frei. (WDR)

+++ Müns­ters neue Poli­zei­prä­si­den­tin Alex­an­dra Dorn­dorf will län­ger blei­ben als ihre Vor­gän­ger. (WDR)

+++ Der WDR macht wie­der den Land­tags­wahl-Check fürs Müns­ter­land. (WDR)

+++ Glück­wün­sche nicht nur vom Tat­ort-Team: Roland Kai­ser wird 70. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

Unbezahlte Werbung

Wer vor­mit­tags im Han­sa­vier­tel ein Päu­schen machen und sich mit einer Tas­se Kaf­fee und einem klei­nen Hap­pen stär­ken woll­te, hat­te dort bis­her wenig Aus­wahl. Das hat sich jetzt geän­dert. Am Han­sa­ring 40 hat vor Kur­zem das Café Lieb­ling auf­ge­macht, das von Diens­tag bis Sonn­tag zwi­schen 9 und 18 Uhr alles bie­tet, was man zum Ent­span­nen braucht: guten Kaf­fee, aus­ge­fal­le­ne But­ter­brot­krea­tio­nen, Chill­out-Musik und vie­le Zim­mer­pflan­zen. Wenn Sie sich selbst ein Bild machen wol­len, schau­en Sie am bes­ten selbst vor­bei. Online gibt es bis­her nur wenig zu sehen.

Drinnen und Draußen

Vik­to­ria Pehl­ke hat eini­ge Emp­feh­lun­gen für die nächs­ten Tage für Sie.

+++ Die vier Sän­ge­rin­nen Loo­king for Ella, Fina, HYMEN und Lae­ti­tia, die an der Musik­hoch­schu­le Müns­ter stu­die­ren, haben gemein­sam mit dem Ver­ein musicNRW­wo­men ein Musik­vi­deo zum Song „Amends“ der Sän­ge­rin Odet­te pro­du­ziert. Das Pro­jekt wur­de aus­schließ­lich von soge­nann­ten FLINTA*-Personen (Frau­en, Les­ben, inter­se­xu­el­le, nicht-binä­re, trans und agen­der Per­so­nen) umge­setzt und soll dar­auf auf­merk­sam machen, dass sie in der Musik­sze­ne noch immer unter­re­prä­sen­tiert sind. Online ver­öf­fent­licht wird das Video mor­gen um 18 Uhr bei You­tube.

+++ Das Thea­ter Müns­ter lädt mor­gen zum Thea­ter­treff Müns­ter Dia­log ein. The­ma der Lesun­gen und Gesprä­che ist der Krieg in der Ukrai­ne. Beginn ist um 20 Uhr, Kar­ten gibt es hier.

+++ Das LWL-Muse­um für Kunst und Kul­tur stellt die Wer­ke der Foto­gra­fin Anne­li­se Kret­schmer aus. Ihre Por­trät­auf­nah­men zei­gen Ein­drü­cke aus der Zeit vor, wäh­rend und nach dem Zwei­ten Welt­krieg. Hier erfah­ren Sie mehr über die Künst­le­rin und ihre Arbeit.

+++ Das Stu­die­ren­den­werk der Uni Müns­ter lädt für Frei­tag ab 15 Uhr zum Fami­li­en­fest vor dem Schloss ein. Für Kin­der gibt es eine Hüpf­burg, Spiel­ge­rä­te vom Hoch­schul­sport, Zau­ber­tricks und natür­lich Schmin­ke ins Gesicht. Der Ein­tritt ist frei, auch für Nicht-Uni-Angehörige.

+++ Im Kam­mer­thea­ter „Der klei­ne Büh­nen­bo­den“ an der Schil­ler­stra­ße gibt es am Wochen­en­de gleich drei Stü­cke zu sehen. Am Frei­tag trägt der Schau­spie­ler Til­man Rade­ma­cher sei­ne Hin­ter­hof­ly­rik vor, am Sams­tag dar­auf folgt das Thea­ter­stück Das Inter­view und den Schluss macht sonn­tags Tuchol­sky PUR. Wenn Sie sich für einen Abend oder gleich für alle drei Kar­ten sichern wol­len, die gibt es hier.

Am Frei­tag schreibt Ihnen Sebas­ti­an Fob­be. Haben Sie eine gute Woche. 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch, Vik­to­ria Pehl­ke, Anto­nia Strot­mann, Sebas­ti­an Fob­be, Jan Gro­ße Nobis

Lek­to­rat: Mela­nie Kelter


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PS

Am Frei­tag sind 40 RUMS-Brie­fe nicht ange­kom­men, statt­des­sen lag die Kurz­ver­si­on im Post­fach. Das tut uns leid. Wir hat­ten ein tech­ni­sches Pro­blem, das jetzt hof­fent­lich beho­ben ist. Falls so etwas doch noch ein­mal vor­kommt, ein Tipp: Den aktu­el­len Brief fin­den Sie auf unse­rer Web­site. Um ihn lesen zu kön­nen, müs­sen Sie sich nur mit Ihrem Pass­wort ein­log­gen. Falls Sie Ihr Pass­wort nicht fin­den kön­nen, schrei­ben Sie uns, dann schi­cken wir Ihnen den Brief noch ein­mal zu. Aber das nur für den Fall, der hof­fent­lich nicht ein­tre­ten wird.