Auf dem Weg zur Schwammstadt | Anti-Grünen-Kampagne in Münster | Kulti Kebab

Müns­ter, 17. August 2021

Guten Tag,

haben Sie die Bil­der des Stark­re­gens von 2014 noch im Kopf? Ich habe damals noch nicht in Müns­ter gewohnt, erin­ne­re mich aber sehr ein­drück­lich an das, was ich im Fern­se­hen und in der Zei­tung sah: schwim­men­de Autos. Unter­füh­run­gen, bis an die Decke gefüllt mit Was­ser. Stra­ßen, die plötz­lich Seen gli­chen. Zwei Men­schen star­ben. 24.000 Haus­hal­te waren ohne Strom.

Das ist jetzt etwas mehr als sie­ben Jah­re her. Ein „Jahr­hun­dert-Unwet­ter“. Und doch wir­ken die Bil­der von damals fast harm­los, ver­gli­chen mit denen aus Wup­per­tal, Aachen oder Ahr­wei­ler. Müns­ter hat bei den star­ken Regen­fäl­len im Juli Glück gehabt. Aber durch den Kli­ma­wan­del wer­den der­ar­ti­ge Regen­fäl­le häu­fi­ger auf­tre­ten. Und dann stel­len sich meh­re­re Fra­gen: Wie gut ist die Stadt vor Hoch­was­ser geschützt? Lässt sich eine Stadt vor so einem Hoch­was­ser über­haupt schüt­zen? Und wo sind die Schwachstellen?

Wenn das Wasser zur Gefahr wird

Kon­zi­pie­ren Stadtplaner:innen neue Wohn­ge­bie­te, dann müs­sen sie unter­schied­li­che Fak­to­ren berück­sich­ti­gen: Sie schau­en sich zum Bei­spiel an, wie vie­le Men­schen dort leben sol­len und berech­nen, wie vie­le Woh­nun­gen gebraucht wer­den. Meis­tens ist der Platz knapp. Je mehr Men­schen unter­ge­bracht wer­den kön­nen, des­to bes­ser. Steht die Berech­nung, geht es wei­ter: Wie vie­le Park­plät­ze wer­den ein­ge­plant? Wo kom­men die Stra­ßen hin? Wie vie­le Gull­i­de­ckel muss es geben? Das Was­ser spiel­te dabei lan­ge kei­ne beson­de­re Rol­le. Regen fließt von den Dächern auf die Stra­ßen und dann wei­ter in die Kana­li­sa­ti­on, die es dann ins nächs­te Gewäs­ser lei­tet. Fer­tig. Jahr­zehn­te­lang hat man Städ­te nach die­ser Logik kon­zi­piert. Doch Stark­re­gen kommt immer häu­fi­ger vor. Wür­de man wei­ter so pla­nen, hät­te das gefähr­li­che Folgen.

Die meis­ten Groß­städ­te bie­ten Hoch­was­ser und Über­schwem­mun­gen einen guten Boden, und das ist ganz wört­lich gemeint. Es gibt zu wenig Grün­flä­chen, aber sehr viel Asphalt, Beton und Pflas­ter­stei­ne. Die Böden sind ver­sie­gelt. Das Regen­was­ser ver­si­ckert nicht, es bleibt auf den Stra­ßen. Oft ist in Städ­ten der Grund­was­ser­spie­gel nied­rig, weil zu wenig Was­ser den Unter­grund erreicht. Bei Regen kann das Was­ser nur über die Kana­li­sa­ti­on abflie­ßen und bei star­kem Regen kann die Kana­li­sa­ti­on das Was­ser irgend­wann nicht mehr auf­neh­men. Dann dro­hen Über­schwem­mun­gen. So war es auch 2014 in Müns­ter. Damals fie­len in weni­gen Stun­den fast 300 Liter Regen­was­ser pro Quadratmeter. 

Was­ser­mas­sen kön­nen auch über einen zwei­ten Weg in die Stadt gelan­gen: durch Hoch­was­ser. In Müns­ter und der Umge­bung gibt es vie­le flie­ßen­de Gewäs­ser. Bei anhal­ten­dem Regen steigt der Was­ser­spie­gel. Flüs­se und Seen kön­nen über die Ufer tre­ten, ins­be­son­de­re dann, wenn Äste, Zwei­ge und viel­leicht sogar klei­ne Baum­stäm­me die Zuläu­fe ver­stop­fen. Erst Anfang Juni hat­te es Über­schwem­mun­gen in der Gemein­de Laer im Kreis Stein­furt gege­ben. Hier fließt der Ewald­bach. Regen und Gewit­ter hat­ten das klei­ne Gewäs­ser in einen rei­ßen­den Fluss ver­wan­delt. Das Was­ser zer­stör­te Stra­ßen, Kel­ler und Woh­nun­gen, wie zum Bei­spiel der WDR berich­te­te.

In Müns­ter besteht das größ­te Über­flu­tungs­ri­si­ko in der Innen­stadt ent­lang der Aa. Aber auch für ande­re Gewäs­ser gibt es Hoch­was­ser­pro­gno­sen. Die Lis­te ist lang: die Angel in Angel­mod­de, die Ems in Han­dorf, der Kin­der­bach in Kin­der­haus, die Aa im Bereich Mau­ritz, der Pie­pen­bach in Wol­beck und die Wer­se. Wer sich die Hoch­was­ser­pro­gno­sen genau­er anschau­en möch­te, kann das auf der Web­site Flussgebiete.NRW tun. Hier gibt es soge­nann­te Risi­ko­kar­ten für fast alle Gewäs­ser in der Region.

Lehren aus dem Hochwasser

Klar ist: Bei der­art star­kem Regen wie im Som­mer 2014 wird es in Müns­ter Schä­den geben. Trotz des Hoch­was­ser­schut­zes. Das sagt etwa Bert­hold Reloe, Gewäs­ser­schutz­be­auf­trag­ter der Stadt Müns­ter. Nur was ist der Hoch­was­ser­schutz dann über­haupt wert? „Die Auf­ga­be der Stadt ist, den Scha­den so gut es geht zu mini­mie­ren und die Bevöl­ke­rung zu schüt­zen“, sagt Reloe.

Und tat­säch­lich hat die Stadt in den letz­ten sie­ben Jah­ren eini­ges unter­nom­men, um Müns­ter vor Über­schwem­mun­gen zu schüt­zen. Sie hat zum Bei­spiel die Gewäs­ser so ver­brei­tert, dass Zuläu­fe nicht so schnell ver­stop­fen. Aa, Cani­sius­gra­ben, Hun­neb­ecke, Igel­bach und Edel­bach haben soge­nann­te Reten­ti­ons­räu­me bekom­men – Berei­che, in denen sich Hoch­was­ser kon­trol­liert aus­brei­ten kann. Ein net­ter Neben­ef­fekt: Das ist bes­ser für die Umwelt, denn die Fluss­bet­ten haben dann in den meis­ten Fäl­len eine öko­lo­gisch bes­se­re Qua­li­tät. In eini­gen der Gewäs­ser hat die Stadt zudem Pegel ein­ge­baut. Sie zei­gen die Höhe des Was­ser­stands an und über­mit­teln sie auto­ma­tisch. In den Gebie­ten, die 2014 am stärks­ten betrof­fen waren, hat die Stadt die Kana­li­sa­ti­on ver­grö­ßert. Außer­dem hat sie Klär- und Pump­wer­ke so umge­baut, dass sie Stark­re­gen bes­ser gewach­sen sind.

Lang­fris­tig will die Stadt unter ande­rem die Aa in der Innen­stadt neu gestal­ten. „Wir wol­len die Mau­ern längs des Bach­betts erhö­hen“, erklärt Bert­hold Reloe, „und par­al­lel müs­sen wir ver­su­chen, das Bach­bett öko­lo­gisch zu ver­brei­tern, damit das Was­ser nicht mehr aus­ufern kann und der Fluss da bleibt, wo Platz ist.“ Klingt ein­fach, ist es aber nicht, denn mit­ten in der Innen­stadt ist die Aa mit Bau­fahr­zeu­gen an vie­len Stel­len gar nicht erreich­bar. Und ohne die geht es nicht. Außer­dem grenzt das Gewäs­ser an Grund­stü­cke, die nicht der Stadt gehö­ren. Hier müs­sen die Anlieger:innen ihre Zustim­mung geben. Aber was tun, wenn die Mau­er am Bach­bett schon Teil des nächs­ten Gebäu­des ist? Die Stadt berei­tet das Pro­jekt vor. Sie hat ein Gut­ach­ten in Auf­trag gege­ben. Es wird alles noch etwas dau­ern. Danach soll die Aa nicht nur brei­ter und siche­rer sein, son­dern auch grü­ner, öko­lo­gi­scher und bar­rie­re­frei erreichbar.

Mit dem Wasser planen

Es gibt noch mehr, was die Stadt Müns­ter tun kann, um sich gegen die Was­ser­mas­sen abzu­si­chern. Das Stich­wort lau­tet „Was­ser­sen­si­ble Stadt­ge­stal­tung“. Bei neu­en Bau­ge­bie­ten, zum Bei­spiel der Oxford-Kaser­ne und dem Bere­sa-Grund­stück an der Wese­ler Stra­ße, hat die Stadt Müns­ter das Was­ser direkt in der Pla­nung berück­sich­tigt. Um gro­ße Was­ser­mas­sen los­zu­wer­den, gibt es in Städ­ten im Grun­de drei Mög­lich­kei­ten: Es kann abflie­ßen über Flüs­se und Kana­li­sa­tio­nen, es kann ver­duns­ten, und es kann im Grund­was­ser ver­si­ckern. Fällt so viel Regen wie im Jahr 2014 kann die Kana­li­sa­ti­on das Was­ser nicht mehr auf­neh­men. Des­halb müs­sen neue Wohn­ge­bie­te so kon­zi­piert wer­den, dass es mög­lichst schnell ver­si­ckert und ver­duns­tet oder zumin­dest lang­sa­mer abfließt.

Für die­ses Kon­zept gibt es einen Begriff: Spon­ge city – auf Deutsch Schwamm­stadt. Es ist rela­tiv neu in der Stadt­pla­nung. Die Stadt soll Regen­was­ser auf­neh­men, spei­chern und bei Bedarf wie­der abge­ben. Sie soll funk­tio­nie­ren wie ein Schwamm. Chi­na hat vor sechs Jah­ren ange­fan­gen, eini­ge Dut­zend Städ­te zu Schwamm­städ­ten umzu­ge­stal­ten, dar­un­ter die Stadt Quia’an. Auch in Deutsch­land bekommt das Kon­zept in der Stadt­pla­nung immer mehr Bedeu­tung. Schwamm­städ­te – so die Idee – kön­nen nicht nur Hoch­was­ser ver­hin­dern, son­dern auch die Grund­was­ser­qua­li­tät und das Stadt­kli­ma verbessern.

Die Idee ist ein­fach: mehr Grün­flä­chen, weni­ger ver­sie­gel­te Flä­chen und aus­ge­wie­se­ne (Retentions-)Räume oder Rück­hal­te­be­cken, die Was­ser zwi­schen­spei­chern oder ver­lang­sa­men. Dann fließt es nicht direkt in die Kana­li­sa­ti­on. „Je län­ger sich das Was­ser in Rück­hal­te­be­cken auf­hält, des­to bes­ser kann es in die Luft ver­duns­ten“, erklärt Gewäs­ser­be­auf­trag­ter Bert­hold Reloe. „Und je län­ger es steht, des­to behut­sa­mer kann man es in die natür­li­chen Gewäs­ser einleiten.“

Das Kon­zept ist auch ein Mit­tel gegen den Kli­ma­wan­del. Ver­si­ckert mehr Was­ser, steigt der Grund­was­ser­spie­gel. Davon pro­fi­tiert die Natur. Und die wie­der­um hilft dage­gen, dass sich in den Städ­ten die Hit­ze staut. Wich­ti­ge Ele­men­te der was­ser­sen­si­blen Stadt­pla­nung sind des­halb zum Bei­spiel begrün­te Dächer. Sie fil­tern Regen­was­ser und ver­lang­sa­men des­sen Weg. So kann ein Teil des Was­sers ver­duns­ten, bevor es den Boden erreicht. Park­an­la­gen und Rasen­flä­chen sind qua­si natür­li­che Rück­hal­te­be­cken, in denen das Was­ser in den Boden sickern kann. Gleich­zei­tig för­dern sie die bio­lo­gi­sche Viel­falt und erhö­hen die Luft- und Auf­ent­halts­qua­li­tät in der Stadt .

Will eine Stadt noch einen Schritt wei­ter gehen, kann sie zum Bei­spiel was­ser­durch­läs­si­ge Pflas­ter­stei­ne oder Stei­ne mit gro­ßen Fugen ver­bau­en. So ver­sie­geln Bür­ger­stei­ge und Wege den Boden nicht gänz­lich. Bis­her berück­sich­tigt die Stadt Müns­ter den Was­ser­kreis­lauf beson­ders bei neu­en Bau­pro­jek­ten. Um Müns­ter wirk­lich in eine Schwamm­stadt zu ver­wan­deln, müss­ten lang­fris­tig aber auch schon vor­han­de­ne Wohn­ge­bie­te umge­wan­delt werden.

Daueraufgabe für die Gemeinschaft

Hoch­was­ser­schutz ist Gemein­schafts­auf­ga­be. Des­halb muss die Stadt Müns­ter sich mit den umlie­gen­den Städ­ten und Gemein­den abspre­chen. Was nützt es, wenn Müns­ter geschützt ist, aber das Umland nicht? Gewäs­ser küm­mern sich nicht um Stadt­gren­zen. In Arbeits­krei­sen zu Hoch­was­ser und Stark­re­gen brin­gen sich die Kom­mu­nen gegen­sei­tig auf den neu­es­ten Stand. Bei Fra­gen zu Stadt­pla­nung und Kata­stro­phen­schutz tauscht sich Müns­ter auch mit den Nach­bar­re­gio­nen in den Nie­der­lan­den aus.

Neben den Bemü­hun­gen der Stadt, die Münsteraner:innen vor Hoch­was­ser zu schüt­zen, kön­nen auch Ein­zel­ne etwas dafür tun: das Haus­dach begrü­nen, im Gar­ten einen Teich anle­gen oder Rasen im Hin­ter­hof säen. Auch das hilft Müns­ter auf dem Weg zur Schwamm­stadt. Ver­sie­gel­te Flä­chen kön­nen wie­der „ent­sie­gelt“ wer­den. Dazu müs­sen Asphalt, Beton, Kies oder ähn­li­che ver­sie­geln­de Schich­ten wie­der voll­stän­dig ver­schwin­den. Anschlie­ßend muss der Boden auf­ge­lo­ckert wer­den. Das geht auch ganz ein­fach mit einer Hacke oder einer Schau­fel. Jede Ein­zel­per­son kann so den eige­nen Gar­ten etwas öko­lo­gi­scher Gestalten.

Beim Schutz vor Hoch­was­ser und Stark­re­gen hat sich seit 2014 schon eini­ges in Müns­ter getan. Durch die Kata­stro­phe in Ahr­wei­ler und Umge­bung ist das The­ma wie­der auf die poli­ti­sche Agen­da gerückt. Doch wer Städ­te und Bevöl­ke­rung lang­fris­tig schüt­zen möch­te, muss lang­fris­tig dar­an arbei­ten. Die Art, wie wir mit Was­ser umge­hen, muss sich ver­än­dern. Und die Siche­rung von Städ­ten und Umland vor Stark­re­gen wird in der Zukunft wohl nicht nur ein Kraft­akt sein, son­dern vor allem eine Daueraufgabe.

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Corona-Update

Ab Frei­tag gilt in NRW wie­der die soge­nann­te 3G-Regel (geimpft, getes­tet, gene­sen). Das berich­tet der WDR. Damit gel­ten ab einer lan­des­wei­ten Inzi­denz von über 35 stren­ge­re Vor­schrif­ten für eini­ge Tei­le des öffent­li­chen Lebens. Wer nicht geimpft oder gene­sen ist, muss dann einen nega­ti­ven Test vor­wei­sen. Und auch für Kin­der und Jugend­li­che ändert sich etwas: Die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on hat ges­tern ihre Emp­feh­lung aktua­li­siert. Sie emp­fiehlt die Imp­fung für 12- bis 17-Jäh­ri­ge nun doch, nach­dem sie das lan­ge nicht getan hat­te. Was für eine Imp­fung in die­ser Alters­grup­pe spricht – und was dage­gen – hat der Deutsch­land­funk zusam­men­ge­tra­gen. Und ein Blick auf die Zah­len in Müns­ter: Die Sie­ben-Tage-Inzi­denz, also die Zahl der Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Men­schen inner­halb einer Woche, liegt heu­te bei 36,8. Die Stadt mel­det seit ges­tern 19 neue Infi­zier­te. Ins­ge­samt gibt es damit 192 Covid-Patient:innen im Stadt­ge­biet. Sie­ben von ihnen lie­gen in Kran­ken­häu­sern, zwei Men­schen auf der Intensivstation.

In aller Kürze

+++ Im DFB-Pokal­spiel gegen den VfL Wolfs­burg hat­ten die Preu­ßen 1:3 ver­lo­ren. Weil die Wolfs­bur­ger einen Spie­ler zu viel gewech­selt haben, hat­te Preu­ßen Müns­ter eine Beschwer­de ein­ge­reicht. Das DFB-Sport­ge­richt hat ges­tern nach fast fünf Stun­den Ver­hand­lung ent­schie­den: Die Par­tie wird mit einem 2:0 zuguns­ten der Preu­ßen gewer­tet. Sie zie­hen damit in die zwei­te Pokal­run­de ein. Die Wolfs­bur­ger haben jedoch auch etwas mehr als eine Woche nach Ende der Ver­län­ge­rung noch die Hoff­nung, das zunächst gewon­ne­ne Spiel wie­der dre­hen zu kön­nen. Sie haben inzwi­schen Beru­fung ein­ge­legt, mel­det der DFB.

+++ Wir hat­ten es am Frei­tag schon geschrie­ben: Das Recher­chen­etz­werk Cor­rec­tiv hat zusam­men­ge­tra­gen, in wel­chen Städ­ten Pla­ka­te der groß ange­leg­ten Anti-Grü­nen-Kam­pa­gne hän­gen. Mehr als 1.000 Men­schen aus ganz Deutsch­land haben mit­ge­macht und den Journalist:innen mehr als 3.500 Stand­or­te in mehr als 50 Städ­ten gemel­det. Die­se sind aller­dings nicht gleich­mä­ßig über das Bun­des­ge­biet ver­teilt. Aus Sach­sen-Anhalt und Meck­len­burg-Vor­pom­mern wur­den (bis­her) gar kei­ne Stand­or­te gemel­det, aus Thü­rin­gen und Bran­den­burg jeweils nur Pla­ka­te aus einer Stadt. Dafür gibt es einen deut­li­chen Schwer­punkt in Nord­rhein-West­fa­len, hier haben Men­schen aus 18 Städ­ten Pla­kat-Fund­or­te an das Cor­rec­tiv-Team geschickt.

Müns­ter ist auch dabei, mit min­des­tens 20 Flä­chen, zum Bei­spiel an der Ost­mark­stra­ße und am Indus­trie­weg. Wenn Ihnen Pla­ka­te auf­ge­fal­len sind, schrei­ben Sie uns ger­ne, wo Sie sie gese­hen haben. Uns inter­es­siert, wem die Wer­be­flä­chen gehö­ren, auf denen die Pla­ka­te ange­bracht sind. Und wenn wir etwas her­aus­fin­den, tei­len wir unse­re Ergeb­nis­se mit den Kolleg:innen von Cor­rec­tiv (und natür­lich mit Ihnen).

Expert:innen haben für das Recher­chen­etz­werk aus­ge­rech­net, dass die gan­ze Akti­on min­des­tens eine hal­be Mil­li­on Euro gekos­tet haben dürf­te, eine Schät­zung geht sogar von min­des­tens 750.000 Euro aus. Der Auf­trag­ge­ber ist eine Agen­tur, die schon durch ihre Nähe zur AfD auf­ge­fal­len ist, eine Betei­li­gung der Par­tei an der Pla­kat­ak­ti­on aber abstrei­tet. Woher das Geld stammt, ist wei­ter­hin unklar. Hier kön­nen Sie die gesam­te Recher­che von Cor­rec­tiv nach­le­sen. Auf der Sei­te ist auch eine Kar­te zu fin­den, in der alle Städ­te mit gemel­de­ten Pla­kat-Stand­or­ten ein­ge­zeich­net sind.

+++ Die Uni Müns­ter gehört zu den bes­ten Uni­ver­si­tä­ten in Deutsch­land, zumin­dest laut dem soge­nann­ten Shang­hai-Ran­king. Das bewer­tet Uni­ver­si­tä­ten welt­weit anhand von sechs Indi­ka­to­ren, unter ande­rem der Anzahl der wis­sen­schaft­li­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen und Zitie­run­gen. Auf den ers­ten Plät­zen des Ran­kings sind die alt­be­kann­ten Uni­ver­si­tä­ten aus den USA und Groß­bri­tan­ni­en: Har­vard, Stan­ford, Cam­bridge. Wer nach einer deut­schen Uni­ver­si­tät auf der Lis­te sucht, muss erst mal weit nach unten scrol­len. Erst auf Platz 48 fin­det sich die Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät in Mün­chen. Ab dem hun­derts­ten Platz gibt das Shang­hai-Ran­king die Plat­zie­rung nur noch in 50er-Schrit­ten an. Die Uni Müns­ter liegt auf den Plät­zen 151 bis 200. Immer­hin gehört sie damit zu den zehn bes­ten Uni­ver­si­tä­ten in Deutschland.

Unbezahlte Werbung

Die Schlan­ge spricht für sich: Bei Kul­ti Kebab am Anfang der Wol­be­cker Stra­ße muss man meis­tens etwas War­te­zeit mit­brin­gen. Aber es lohnt sich! Das gebra­te­ne Gemü­se und die abwechs­lungs­rei­chen Sau­cen machen den Kebab - ob vege­ta­risch oder mit Fleisch - zu einer ech­ten Geschmacks­bom­be. Beson­de­re Emp­feh­lung aus der Redak­ti­on: Kräu­ter-Knob­lauch-Sau­ce oder die nie­der­län­di­sche Jop­pies­aus. Wer nicht so lan­ge anste­hen will, soll­te am bes­ten am frü­hen Mit­tag oder im Lau­fe des Nach­mit­tags kom­men: Geöff­net hat Kul­ti Kebab täg­lich von 11:30 bis 1 Uhr nachts.

Drinnen und Draußen

Eigent­lich woll­te das Thea­ter Tita­nick schon im ver­gan­ge­nen Jahr Jubi­lä­um fei­ern. 30 Jah­re! Aber na ja, Sie wis­sen schon, was dazwi­schen gekom­men ist. Dafür kön­nen Sie ab mor­gen 30-plus-1 Jah­re Tita­nick mit­er­le­ben und mit­fei­ern. Und zwar mit dem Urstück, dem Kult­spek­ta­kel Tita­nic. Mit viel schwar­zem Humor und einer rasan­ten Insze­nie­rung bie­ten 14 Akteur:innen eine gna­den­lo­se Ana­ly­se mensch­li­cher Über­heb­lich­keit – alles in der Kulis­se des Müns­te­ra­ner Gaso­me­ters. Sowohl für die mor­gi­ge Pre­mie­re als auch für die wei­te­ren Auf­füh­run­gen am 19., 20., und 21. August gibt es online noch Karten.

+++ Einen ehr­li­chen und ganz per­sön­li­chen Blick auf die Her­aus­for­de­run­gen in der „Mit­te des Lebens“ einer Frau wirft das Thea­ter­en­sem­ble Frei­Frau im Stück „Mut­ter­See­len­Al­lein“: Im klas­si­schen Dilem­ma zwi­schen immer selbst­stän­di­ge­ren Kin­dern, weni­ger selbst­stän­di­gen Eltern und eige­nen Bedürf­nis­sen gefan­gen, stel­len sich die Prot­ago­nis­tin­nen die Fra­ge nach dem, was da noch kommt. Wäh­rend der Coro­na­kri­se sind die fünf müns­ter­schen Schau­spie­le­rin­nen Chris­tia­ne Hage­dorn, Johan­na Kol­let, Cor­ne­lia Kup­fer­schmid, Ulri­ke Reh­bein und Caro­lin Wirth dafür – jeweils mut­ter­see­len­al­lein – auf einer fast lee­ren Pro­be­büh­ne auf die Suche nach see­li­schen Tie­fen und krea­ti­ven Schöp­fungs­kräf­ten gegan­gen. Dabei her­aus­ge­kom­men ist ein Recher­che­pro­jekt von Caro­la von Secken­dorff, das Sie sich ent­we­der mor­gen auf der Lein­wand oder am 27. August auf der Thea­ter­büh­ne im Krea­tiv-Haus anschau­en können.

Am Frei­tag schreibt Ihnen mei­ne Kol­le­gin Con­stan­ze Busch. Ihnen eine gute Woche. 

Herz­li­che Grüße

Ann-Mar­len Hoolt

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch, Ralf Heimann, Eva Strehlke


PS

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe in den letz­ten Tagen geschockt und fas­sungs­los die Nach­rich­ten aus Afgha­ni­stan ver­folgt. Mas­sen von Men­schen ver­su­chen, das Land zu ver­las­sen, dar­un­ter tau­sen­de Orts­kräf­te, die die Bun­des­wehr bei ihren Ein­sät­zen unter­stützt haben. Sie müs­sen um ihr Leben fürch­ten. Ich möch­te Ihnen ein Inter­view im ZDF-Heu­te Jour­nal emp­feh­len. Hier hat ein ehe­ma­li­ger Sol­dat beson­ders scho­nungs­los geschil­dert, wie die Lage vor Ort aus­sieht. Und eine direk­te Ver­bin­dung nach Afgha­ni­stan hat Titus Ditt­mann, der in der Pro­vinz Herat mit sei­nem Hilfs­pro­jekt Skate-aid Kin­der und Jugend­li­che über das Skate­board­fah­ren an Bil­dung her­an­ge­führt hat. Ditt­mann war selbst eini­ge Male dort. Er schreibt bei Insta­gram, die Ent­wick­lung in Afgha­ni­stan habe ihn scho­ckiert, aber nicht wirk­lich über­rascht. Sie habe sich schon län­ger abge­zeich­net. Und Ditt­mann schreibt auch: „Egal, was in Afgha­ni­stan jetzt pas­siert: Mich beru­higt, dass unse­re Mis­si­on ‚Wir machen Kin­der stark!‘ erfolg­reich gewe­sen ist.“ Am Tag vor­her hat­te Ditt­mann öffent­lich gemacht, dass er sich zur­zeit wegen einer Krebs­er­kran­kung behan­deln lässt. Wir drü­cken die Dau­men, dass die Behand­lung erfolg­reich ist und wün­schen gute Besserung!