RUMS: So geht es weiter | Absurde Corona-Nachrichten | Dorfladen in der Stadt

Müns­ter, 23. April 2021

Guten Tag,

in mei­nem Brief geht es heu­te vor allem um Sie, unse­re Leser:innen, und RUMS. Dar­um, wie es mit uns wei­ter­geht. Denn dazu haben Sie uns in unse­rer Umfra­ge sehr vie­le Infor­ma­tio­nen und Wün­sche geschickt. Fast 400 von Ihnen haben mit­ge­macht und sich dabei auch Zeit für per­sön­li­che, oft aus­führ­li­che Ant­wor­ten genom­men. Vie­len Dank dafür! Wir freu­en uns sehr über Ihre Rück­mel­dun­gen, Ihre Hin­wei­se und Ihre Fra­gen. Eini­ge davon möch­te ich in die­sem Brief auf­grei­fen und beant­wor­ten. So ver­ste­hen wir unse­re Arbeit: als Aus­tausch. Wir schrei­ben Ihnen Brie­fe, und wir bekom­men jede Woche Nach­rich­ten von Ihnen mit Fra­gen, The­men­vor­schlä­gen und auch Kri­tik. Jetzt haben Sie sich in der Umfra­ge bei uns gemel­det, und natür­lich bekom­men Sie auch eine Ant­wort von uns.

Ich fan­ge an mit ein paar Zah­len, Daten und Fak­ten. Neben den Inhal­ten ist für uns – und sicher auch für Sie – näm­lich auch inter­es­sant: Wer liest eigent­lich unse­re Brie­fe? Wem schrei­ben wir da jede Woche? Vie­le von Ihnen haben wir ja schon bei einer unse­rer Ver­an­stal­tun­gen ken­nen­ge­lernt, aber eben noch nicht alle. Des­halb waren wir auch auf Ihre per­sön­li­chen Anga­ben sehr gespannt.

Lesen uns wirklich so wenige Frauen?

Und dabei taucht auch schon das ers­te gro­ße Fra­ge­zei­chen auf. Nur knapp 34 Pro­zent der Umfrage-Teilnehmer:innen sind Frau­en, 65,3 Pro­zent haben ihr Kreuz bei „männ­lich“ gemacht, 0,8 Pro­zent bei „möch­te ich nicht sagen“. Fast dop­pelt so vie­le Män­ner wie Frau­en unter unse­ren Leser:innen – da stol­pert man ja erst­mal. An die­sem Punkt zeigt sich schon, wie schwie­rig es ist, so eine Umfra­ge rich­tig zu inter­pre­tie­ren. Wir wis­sen nicht, ob sie reprä­sen­ta­tiv ist. Es kann natür­lich sein, dass sie es ist und das Geschlech­ter­ver­hält­nis der Rea­li­tät ent­spricht. Es kann aber auch sein, dass sich vie­le Paa­re ein Abo tei­len und es dann in vie­len Fäl­len auf den männ­li­chen Part­ner läuft. Oder es hat­ten ein­fach mehr Män­ner Inter­es­se dar­an, bei unse­rer Umfra­ge mitzumachen.

Was uns sehr freut: Wir wer­den offen­bar in allen Alters­grup­pen gele­sen. Es gibt aber Schwer­punk­te. Rund 70 Pro­zent der Umfrage-Teilnehmer:innen sind zwi­schen 30 und 60 Jah­re alt, rela­tiv gleich­mä­ßig ver­teilt auf die­se drei Lebens­jahr­zehn­te. 20 Pro­zent sind 61 oder älter, knapp zehn Pro­zent 30 Jah­re oder jünger.

Zum Abschluss die­ses klei­nen Sta­tis­tik-Teils noch ein Blick auf die Wohn­or­te. Genau ein Vier­tel der Leser:innen, die bei der Umfra­ge mit­ge­macht haben, leben in der Innen­stadt, fast alle ande­ren in den Stadt­tei­len. Ganz vor­ne lie­gen Mau­ritz, Geist­vier­tel, Kreuz­vier­tel und Hafen­vier­tel. Außer­dem lesen uns eini­ge Men­schen aus den Müns­ter­land­krei­sen (3,3 Pro­zent) und aus ande­ren Regio­nen in Deutsch­land (2,5 Prozent).

Wir brauchen Sie: Schicken Sie uns Hinweise

Nun zu unse­ren Brie­fen. Auf Ihre Mei­nun­gen waren wir hier beson­ders gespannt, zum Bei­spiel bei der Fra­ge nach dem Umfang. Wir toben uns hier ja manch­mal ziem­lich aus, wenn wir ein The­ma bis in die letz­ten Eck­chen recher­chiert haben. Und hin und wie­der fra­gen wir uns: Ist das zu viel? Sie sagen: Nein. Jeden­falls die meis­ten von Ihnen. Knapp zwei Drit­tel fin­den den Umfang „genau rich­tig“, eini­ge ein biss­chen zu lang, ande­ren sind die Brie­fe sogar zu kurz. Das bestä­tigt uns dar­in, dass wir mit RUMS und unse­ren tie­fen, inten­si­ven Recher­chen auf dem rich­ti­gen Weg sind.

Auch unse­re The­men­aus­wahl gefällt Ihnen offen­bar ins­ge­samt gut. Und Sie haben uns vie­le Vor­schlä­ge für neue The­men geschickt, über die Sie ger­ne etwas bei RUMS lesen möch­ten. Ein paar davon hat­ten wir sowie­so schon auf unse­rer Recher­che­lis­te, ande­re waren ganz neue Impul­se. Wenn Sie jeman­den ken­nen, die oder der etwas zu Ihrem Wunsch­the­ma erzäh­len kann, oder wenn Sie selbst etwas erzäh­len möch­ten, schrei­ben Sie uns ger­ne eine E-Mail. Oft sind wir auf sol­che kon­kre­ten Hin­wei­se und Ansprechpartner:innen ange­wie­sen, um eine Geschich­te erzäh­len zu kön­nen. Ein schö­nes Bei­spiel dafür ist der Bei­trag, den Edi­na Hojas über die Ver­an­stal­tungs­bran­che in der Coro­na-Kri­se geschrie­ben hat. Zu einem sol­chen The­ma kön­nen wir Zah­len recher­chie­ren und Behör­den­tex­te über Ver­ord­nun­gen lesen. Eine inter­es­san­te Geschich­te wird es aber erst, wenn wir mit Men­schen spre­chen kön­nen, die direkt betrof­fen sind. Aus dem, was wir in sol­chen Gesprä­chen erfah­ren, ent­wi­ckeln wir dann die Fra­gen, die wir den Ver­ant­wort­li­chen in Ver­wal­tung und Poli­tik stellen.

In die­sem kon­kre­ten Bei­trag haben wir den Prot­ago­nis­ten nament­lich genannt. Wenn Sie das nicht möch­ten, nen­nen wir Ihren Namen im Text natür­lich nicht (so wie hier) und ändern auch alle Details, die Rück­schlüs­se auf Ihre Per­son zulas­sen. Aber wir erzäh­len Ihre Geschich­te. Und wenn Sie auch uns gegen­über anonym blei­ben wol­len, kön­nen Sie uns ein­fach einen Zet­tel mit einer Idee oder Infor­ma­tio­nen in unse­ren Brief­kas­ten an der Neu­brü­cken­stra­ße 8 - 11 werfen.

Die Sache mit der politischen Haltung

Inter­es­sant waren eini­ge Ant­wor­ten auf die Fra­ge „Wie fin­den Sie den Ton­fall unse­rer Brie­fe?“. Grund­sätz­lich schei­nen wir den gut zu tref­fen, 86 Pro­zent von Ihnen haben „genau rich­tig“ ange­kreuzt. Im Feld für eine eige­ne Ant­wort haben uns aber eini­ge von Ihnen geschrie­ben, dass sich unse­re Brie­fe manch­mal eher wie ein Kom­men­tar lesen als wie ein sach­li­cher Bericht.

Das stimmt, und das ist Absicht. Denn wir schrei­ben Ihnen ja Brie­fe, das sind per­sön­li­che­re Tex­te als Tages­zei­tungs­be­rich­te. Es ist Teil unse­res For­mats und unse­res Kon­zepts, dass wir ein The­ma oder einen ein­zel­nen Aspekt in unse­ren Brie­fen auch mal kom­men­tie­ren. Dabei ist sicher nicht nur unse­re Mei­nung zu einem kon­kre­ten Fall her­aus­zu­le­sen, son­dern auch unse­re (gro­be) poli­ti­sche Hal­tung. Wir schau­en uns aber jedes The­ma ganz genau und von allen Sei­ten an, egal wer oder wel­che Par­tei einen Vor­schlag gemacht hat, und wir loben und kri­ti­sie­ren in alle Rich­tun­gen (und wer­den übri­gens auch von allen Rich­tun­gen mal sehr gelobt, mal stark kritisiert).

Auch die Redakteur:innen einer Tages­zei­tung kön­nen ihre Mei­nung und ihre Hal­tung übri­gens nicht kom­plett von ihrer Bericht­erstat­tung tren­nen. Manch­mal wird das ganz beson­ders deut­lich, so wie wir es hier ein­mal beschrie­ben hat­ten. Oft muss man aber auch ein biss­chen zwi­schen den Zei­len lesen oder sich genau anschau­en, wie die Zei­tung gestal­tet ist. Wo wel­ches The­ma plat­ziert wird und wie vie­le Zei­len es bekommt, ist auch eine Form der Gewich­tung – und drückt damit Hal­tung aus.

Bleiben Sie uns treu, empfehlen Sie uns weiter

Eine Zahl aus der Umfra­ge hat uns ganz beson­ders froh gemacht. Knapp 90 Pro­zent von Ihnen haben uns näm­lich schon wei­ter­emp­foh­len. Sie haben Freund:innen, Bekann­ten und Ver­wand­ten den Link zu unse­rer Web­site geschickt oder ein­fach von RUMS erzählt. Und jetzt wer­de ich mal ganz unge­niert direkt: Machen Sie damit wei­ter, zum Bei­spiel mit unse­rer Leser:innen-werben-Leser:innen-Aktion, die wir Ihnen auch hier im Brief verlinken.

Seit dem Start der Akti­on sind schon etli­che neue Abonnent:innen dazu­ge­kom­men: Wir sind von 1.500 auf 1.665 Leser:innen (Stand Frei­tag) gewach­sen. Unser Ziel: Bis Ende des Jah­res sol­len es 2.500 wer­den. Und dabei brau­chen wir Ihre Hil­fe. Ihre vie­len The­men­vor­schlä­ge zei­gen uns, dass Sie ger­ne noch viel mehr von uns lesen möch­ten. Das trifft sich sehr gut, wir möch­ten näm­lich ger­ne auch noch viel mehr für Sie schrei­ben. Und damit das wir das dau­er­haft machen kön­nen, müs­sen und wol­len wir wei­ter wach­sen. Lei­ten Sie also ger­ne mal einen Brief von uns wei­ter, am liebs­ten natür­lich mit einem Hin­weis auf unse­re Abo-Ange­bo­te. Oder erzäh­len Sie ande­ren von Ihren Lieblingstexten.

Sie kön­nen uns übri­gens auch unter­stüt­zen, wenn Sie uns auf unse­ren Social-Media-Kanä­len fol­gen: Immer mehr Follower:innen bedeu­ten auch eine höhe­re Reich­wei­te. Außer­dem fin­den auch dort span­nen­de Dis­kus­sio­nen zu unse­ren The­men statt, an denen Sie sich ger­ne betei­li­gen kön­nen. Hier fin­den Sie uns bei Face­book, Twit­ter, Insta­gram und Lin­ke­dIn.

Corona-Grenzwerte-Würfeln I

Nach die­sem lan­gen Teil in eige­ner Sache schau­en wir nun noch auf die Coro­na-Lage in Müns­ter. Und da begrü­ße ich Sie herz­lich zu einer neu­en Fol­ge von „Kann man sich nicht aus­den­ken“. Nach­dem ges­tern Abend auch der Bun­des­rat dem Gesetz für die deutsch­land­wei­te Coro­na-Not­brem­se zuge­stimmt hat­te, ging man hier im Rat­haus eigent­lich davon aus, dass sie ab Sams­tag für Müns­ter grei­fen wür­de. Ganz kon­kret hät­te das etwa eine Aus­gangs­sper­re ab 22 Uhr bedeutet.

Heu­te Mit­tag mel­de­te das städ­ti­sche Pres­se­amt dann: Ob die Not­brem­se kommt, ist noch offen. Das Land müs­se noch ent­schei­den, wel­cher Inzi­denz­wert her­an­ge­zo­gen wer­den sol­le. Wie bit­te, gibt es da meh­re­re? Ja. Der Grenz­wert für die Not­brem­se sind 100 Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Einwohner:innen inner­halb von einer Woche. Müns­ter liegt schon seit zehn Tagen über die­sem Wert, aller­dings nicht in der mor­gend­li­chen Mel­dung des Robert-Koch-Insti­tu­tes. Im Lau­fe jedes Tages kom­men immer noch Nach­mel­dun­gen hin­zu, die das RKI aber nicht nach­trägt. Des­halb sieht es in die­ser Sta­tis­tik so aus, als lie­ge Müns­ter unter der magi­schen 100. Das Lan­des­zen­trum für Gesund­heit dage­gen mel­de­te zuletzt immer noch einen kor­ri­gier­ten Wert, in den die Nach­mel­dun­gen ein­ge­flos­sen waren und der des­halb über 100 lag.

In den Büros von Müns­ters Stadt­ver­wal­tung wur­den heu­te vor lau­ter Span­nung ver­mut­lich eini­ge Ecken aus Tisch­kan­ten gebis­sen. Denn Laschets Lan­des­re­gie­rung hat lan­ge nach­ge­dacht und gegen 18.30 Uhr mit­ge­teilt: Wir legen den Wert zugrun­de, den das Robert-Koch-Insti­tut gemel­det hat. Der liegt heu­te zwar auch über 100, näm­lich bei 107. Aber in den letz­ten Tagen eben nicht, und laut Gesetz gel­ten die unver­än­der­ten Zah­len des RKI. Ich ver­ste­he das nicht. Und bei der Stadt ver­steht man es auch nicht, so lese ich jeden­falls die­se außer­ge­wöhn­li­che Pres­se­mit­tei­lung.

Corona-Grenzwerte-Würfeln II

Für die Schu­len ändert sich in Müns­ter erst ein­mal nichts, es geht wei­ter mit dem Wech­sel­un­ter­richt. Erst ab einer Inzi­denz von 165 müss­ten die Schüler:innen wie­der in den Distanz­un­ter­richt zurück­keh­ren. Wenn Ihnen die­ser Grenz­wert will­kür­lich vor­kommt, lie­gen Sie nicht ganz falsch. Es ist nicht klar, wie er bestimmt wur­de. Er könn­te ein Kom­pro­miss sein, weil er unge­fähr auf der Mit­te zwi­schen 100 und 200 liegt. Viel­leicht hat man auch gewür­felt? So ähn­lich: „Letzt­end­lich resul­tiert die 165 dar­aus, dass am Mon­tag der Durch­schnitts­wert aller 16 Bun­des­län­der beim Inzi­denz­wert bei unge­fähr 165 lag“, berich­te­te der SPD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Dirk Wie­se von den Ver­hand­lun­gen.

Nicht nur Lehr­kräf­te kri­ti­sie­ren, dass für die Schu­len ein höhe­rer Not­brem­sen-Grenz­wert gilt als für ande­re Lebens­be­rei­che. Auch Karl Lau­ter­bach mel­de­te sich wie­der zu Wort und sag­te: Das reicht nicht. Schließ­lich lie­ge die Inzi­denz unter Kin­dern (und damit auch bei ihren Eltern) deut­lich über dem Schnitt ande­rer Per­so­nen­grup­pen (RUMS-Brief von Diens­tag).

Regel­mä­ßi­ge Selbst­tests sol­len das Anste­ckungs­ri­si­ko in Schul­klas­sen sen­ken und Infek­ti­ons­ket­ten schnell unter­bre­chen. In der ver­gan­ge­nen Woche erklär­te Chris­ti­an Dros­ten im Pod­cast Coro­na­vi­rus-Update am Bei­spiel eines Unter­neh­mens, wie das funk­tio­nie­ren soll: Sobald ein:e Mitarbeiter:in ein posi­ti­ves Schnell­test-Ergeb­nis habe, müss­ten alle Kon­takt­per­so­nen im Unter­neh­men (das soge­nann­te Clus­ter) kon­se­quent sofort in Qua­ran­tä­ne, damit sie eine even­tu­el­le Infek­ti­on nicht wei­ter­tra­gen können. 

Wenn Sie schul­pflich­ti­ge Kin­der haben, wis­sen Sie es wahr­schein­lich schon: In Schu­len wird das nicht so gemacht. Das NRW-Schul­mi­nis­te­ri­um hat in einer Schul­mail vom 15. März fest­ge­legt, was bei einem posi­ti­ven Test pas­sie­ren soll. Die Schüler:in soll sofort von ihren Eltern abge­holt wer­den, die­se müs­sen sich dann beim Gesund­heits­amt mel­den. Das Gesund­heits­amt orga­ni­siert einen genaue­ren PCR-Test im Labor. Und erst, wenn der auch posi­tiv ist, wer­den die Kon­takt­per­so­nen benach­rich­tigt und in Qua­ran­tä­ne geschickt.

Eine Woche zwischen Test und Quarantäne für Kontaktpersonen

Die­ser gan­ze Pro­zess kann schon mal eine Woche dau­ern, wie uns ein Leser erzähl­te, der Vater einer Grund­schü­le­rin aus Müns­ter. In der Zwi­schen­zeit hät­ten sich die Kin­der im Wech­sel­un­ter­richt und in der Not­be­treu­ung min­des­tens ein­mal wie­der­ge­se­hen. Wenn sie in der Schu­le zu Mit­tag essen, dann natür­lich ohne Mas­ke, wenn auch mit Sicherheitsabstand.

Einen Sicher­heits­ab­stand sol­len die Schüler:innen auch wäh­rend des Selbst­tests ein­hal­ten, so steht es in der Schul­mail. Sie dür­fen nur für den Test ihre Mas­ken abneh­men und wäh­rend­des­sen soll gelüf­tet wer­den. Unser Leser hat auf ein ganz prak­ti­sches Pro­blem hin­ge­wie­sen, durch das einem die­se Vor­sichts­maß­nah­men irgend­wie unzu­rei­chend vor­kom­men: Die Kin­der müs­sen manch­mal nie­sen, wäh­rend sie den Selbst­test durch­füh­ren. Und die Aero­so­le hal­ten sich wahr­schein­lich eher nicht an den vor­ge­ge­be­nen 1,5-Meter-Tanzbereich. An man­chen Unter­richts­ta­gen kommt dann noch eine Schüp­pe Coro­na-Rou­lette oben­drauf, dann wird näm­lich gar nicht getes­tet. Für jede:n Schüler:in gibt es zwei Tests pro Woche, an vie­len Schu­len hat aber je ein Teil der Klas­se einen drit­ten Unterrichtstag.

„Als Eltern emp­fin­den wir die­se Situa­ti­on als äußerst frus­trie­rend: Einer­seits scheint es die Absicht von Sei­ten der Lan­des­re­gie­rung zu geben, den Schul­be­trieb unter siche­ren Bedin­gun­gen auf­recht zu erhal­ten“, schrieb unser Leser in einer E-Mail. In der Pra­xis gebe es dann aber gro­ße Sicher­heits­lü­cken. „Ich kann nicht ver­ste­hen, dass hier leicht­fer­tig die Gesund­heit noch unge­impf­ter Lehr­kräf­te, Eltern und Kin­der in Gefahr gebracht und das Ziel einer Ver­lang­sa­mung der Aus­brei­tung von Covid-19 an Schu­len ohne Not unter­lau­fen wird.“ Die Schu­le sei­ner Toch­ter bemü­he sich nun in Eigen­re­gie und mit hohem Zusatz­auf­wand dar­um, wenigs­tens das Test­ver­fah­ren etwas siche­rer zu gestal­ten, etwa indem die Kin­der dazu in meh­re­re Kleinst­grup­pen auf­ge­teilt werden.

Der Vater, der uns den Fall in der Grund­schu­le geschil­dert hat, möch­te hier nicht nament­lich genannt wer­den. Er wür­de sich aber ger­ne mit ande­ren Eltern aus­tau­schen und Ideen sam­meln, wie man den Schul­all­tag gemein­sam mit den Lehr­kräf­ten siche­rer gestal­ten könn­te. Wenn Sie mit­ma­chen möch­ten, schrei­ben Sie ihm eine E-Mail an die­se Adres­se.

Ein Drittel der Münsteraner:innen ist geimpft

Noch ein schnel­ler Blick auf die übri­gen Coro­na-Zah­len von heu­te. Da mel­de­te die Stadt heu­te eine, die zum Wochen­en­de ein biss­chen Zuver­sicht ver­mit­telt: Mehr als 100.000 Men­schen aus Müns­ter sind inzwi­schen zumin­dest mit der ers­ten Dosis geimpft, also knapp ein Drit­tel der Stadt­be­völ­ke­rung. 29.000 von ihnen haben schon bei­de Sprit­zen bekommen.

Aktu­ell gel­ten 695 Men­schen aus Müns­ter als mit dem Coro­na­vi­rus infi­ziert. 32 von ihnen wer­den im Kran­ken­haus behan­delt, davon 16 auf der Inten­siv­sta­ti­on. Elf Men­schen wer­den beatmet.


Leser:innen werben Leser:innen

In den kom­men­den Mona­ten möch­ten wir die Zahl unse­rer Abonnent:innen auf 2.500 stei­gern, um uns nach­hal­tig finan­zie­ren zu kön­nen. Denn unser Jour­na­lis­mus ist auf­wen­dig und braucht Zeit, und das kos­tet Geld. Des­we­gen bit­ten wir Sie dar­um, uns zu unter­stüt­zen. Und das ist ganz ein­fach: Wenn jede und jeder von Ihnen nur drei Ver­wand­te, Bekann­te und Freund:innen anschreibt und uns wei­ter­emp­fiehlt, kön­nen wir gemein­sam wach­sen und unser Ange­bot auch ausbauen.

Außer­dem pro­fi­tie­ren auch ande­re davon: Bei bestimm­ten Ziel­mar­ken wer­den wir Medi­en-Work­­shops für Jugend­li­che ver­an­stal­ten, Genaue­res dazu lesen Sie hier. Sie kön­nen uns dafür Orga­ni­sa­tio­nen vor­schla­gen, die Ihnen am Her­zen lie­gen: Schrei­ben Sie uns ger­ne an die­se Adres­se. Wie sich unse­re Akti­on ent­wi­ckelt, tei­len wir Ihnen ab jetzt regel­mä­ßig in unse­rem Brief mit. Sobald wir die ers­ten Work­shops umset­zen kön­nen, wer­den wir die­se zudem dokumentieren.


Wir müssen reden: Wie geht es dem Handel in der Corona-Krise?

Vor ein paar Wochen haben wir mit Ihnen den ers­ten RUMS-Geburts­tag gefei­ert. Jetzt laden wir Sie zu unse­rer nächs­ten RUMS-Ver­an­stal­tung ein, dies­mal wie­der zu einem erns­ten The­ma, das vie­le Men­schen direkt oder indi­rekt betrifft und beschäf­tigt. Wir wol­len dar­über spre­chen, wie es den Einzelhändler:innen geht und wie sie durch die­se Kri­se kom­men. Unse­re Gäs­te sind Lars Wit­ten­brink, Mit­in­ha­ber des fai­ren Mode­la­dens „grue­ne wie­se”, Wolf­gang Nie­tan, Vor­stand der Initia­ti­ve Star­ke Innen­stadt (ISI), Jür­gen und Ger­lin­de Sala­mon, Inhaber:innen des gleich­na­mi­gen Buchan­dels an der Wind­thorst­stra­ße, und Oli­ver Brei­den vom NRW-Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um. Mein Kol­le­ge Ralf Heimann und ich mode­rie­ren die Run­de. Wie immer kön­nen Sie wäh­rend der Ver­an­stal­tung im Chat Fra­gen stel­len oder uns schon vor­her in einer E-Mail schrei­ben, was Sie wis­sen möch­ten. Die Ver­an­stal­tung fin­det digi­tal über die Kon­fe­renz­soft­ware Zoom statt, und zwar am nächs­ten Frei­tag (30. April) ab 19 Uhr. Den Ein­wahl-Link und wei­te­re Infos fin­den Sie auf unse­rer Ver­an­stal­tungs­sei­te, wir schi­cken Ihnen bei­des aber auch noch­mal am kom­men­den Freitag.


Unbezahlte Werbung

Ein Dorf­la­den mit­ten in der Stadt, nur 100 Meter Luft­li­nie ent­fernt vom Bahn­hof, das hat es in Müns­ter bis­her nicht gege­ben. Moritz’ Kie­pe, hier bei Face­book zu fin­den, an der Wol­be­cker Stra­ße 18 ist aber genau das. Der Grün­der Moritz Sin­der sucht bei ver­schie­de­nen Erzeuger:innen rund um Müns­ter die leckers­ten land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­te zusam­men und ver­kauft sie auf weni­gen Qua­drat­me­tern – übri­gens in einem abge­trenn­ten Teil des Laden­lo­kals von Sehn­sucht Design, den Sin­der ange­mie­tet hat. Sie bekom­men dort unter ande­rem frisch geern­te­tes Gemü­se von der Bio­gärt­ne­rei Ra.Baba, Eier aus alter­na­ti­ver Auf­zucht vom Hof Fen­nen­köt­ter in Nien­ber­ge, Milch­pro­duk­te vom Auen­hof aus Telg­te oder auch Fleisch vom Gal­lo­way-Hof Ste­ge­mann-Wib­belt an der Kanal­stra­ße, vom Hof Kreuz­heck aus Gie­ven­beck oder von der Metz­ge­rei Bernd Holts­tie­ge, mit der Moritz Sin­der auch schon als Koch zusam­men­ge­ar­bei­tet hat. Ja, der Grün­der kennt sich aus mit dem Essen – er koch­te frü­her im Hei­de­krug, im Lux oder in der Vino­thek am Thea­ter. Das ist auch in der Küh­lung zu sehen: Dort steht zum Bei­spiel die von ihm selbst pro­du­zier­te Cur­ry­so­ße (mit Cola und Oran­gen­saft) oder ein Portwein-Zwiebel-Chutney.


Drinnen und Draußen

+++ Wirk­lich mal etwas für drin­nen und drau­ßen bie­tet die Adven­ture Box Müns­ter an. Das klei­ne Unter­neh­men an der Fried­rich-Ebert-Stra­ße ver­dient nor­ma­ler­wei­se Geld damit, aben­teu­er­lus­ti­ge Men­schen in einen geschlos­se­nen Raum ein­zu­sper­ren, aus dem sie erst wie­der ent­flie­hen dür­fen, wenn sie eine gan­ze Rei­he an Rät­seln gelöst haben. Seit das mit den vie­len Men­schen in einem engen Raum nicht mehr mög­lich ist, hat die Adven­ture Box wie so vie­le Anbieter:innen den Sprung ins Digi­ta­le gewagt. Auf der Home­page kön­nen Sie Online-Exit-Games kau­fen, her­un­ter­la­den und auf Ihrem Com­pu­ter oder Ihrem Smart­phone spie­len, allei­ne oder mit bis zu drei Mitspieler:innen. Je nach­dem, wie viel kri­mi­nel­le Ener­gie Sie auf­brin­gen, kön­nen Sie eine Wis­sen­schaft­le­rin aus der Zukunft ret­ten, den per­fek­ten Dieb­stahl pla­nen oder einen spek­ta­ku­lä­ren Kunst­raub auf­klä­ren. Und für alle, die lie­ber drau­ßen unter­wegs sein möch­ten, bie­tet Adven­ture Box jetzt eine kos­ten­lo­se Stadt­ral­lye quer durch die Innen­stadt von Müns­ter an. Wir haben es schon aus­pro­biert und dabei sogar noch etwas über die Über­was­ser­kir­che gelernt.

+++ Heu­te ist Welt­tag des Buches. Ein guter Anlass, beson­de­re Bücher genau­er unter die Lupe zu neh­men. Das machen ab heu­te die Schrift­stel­le­rin Sabi­ne Scho und der Anti­quar Micha­el Sold­er (sei­nen Laden ken­nen Sie wahr­schein­lich min­des­tens als Wils­berg-Kulis­se). Gemein­sam star­te­ten sie den Pod­cast Rare Books Care Looks, der ab heu­te online und auf Spo­ti­fy ver­füg­bar ist. Die Expert:innen wid­men sich in den Hör­stü­cken der Fas­zi­na­ti­on, die von alten Büchern aus­geht. Was macht ein Buch zu einem beson­de­ren Buch? Wel­chen Weg hat es zurück­ge­legt? Wel­che Geschich­te kann es erzäh­len? Und was macht den Wert eines Buches aus? Hören Sie rein.

+++ Und gleich noch ein schö­ner Tipp zum Tag des Buches: Mei­ne Kol­le­gin Eva Streh­l­ke emp­fiehlt Ihnen den Debüt­ro­man Tra­di­ti­on Mord der Müns­te­ra­ne­rin Sarah Kess­ler. Dar­in geht es um eine Mes­ser­at­ta­cke auf eine jun­ge Frau und um eine enga­gier­te Staats­an­wäl­tin, die die Hin­ter­grün­de die­ser Tat ver­ste­hen möch­te. Eva Streh­l­ke fin­det: ein mit­rei­ßen­der Kri­mi­nal­ro­man, der sich dif­fe­ren­ziert, fein­füh­lig und trotz­dem unter­halt­sam mit dem The­ma Part­ner­schafts­ge­walt beschäf­tigt. Sie kön­nen Sie das bei allen Buch­hand­lun­gen in Müns­ter bestel­len, hier hat­ten wir schon ein­mal alle Adres­sen für Sie gesammelt.

Am Diens­tag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Blei­ben Sie bis dahin froh und munter.

Herz­li­che Grüße

Con­stan­ze Busch


PS

Heu­te ist übri­gens auch Tag des Bie­res. In die­sem Sin­ne: Schö­nes Wochenende!