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Porträt von Constanze Busch
Mit Constanze Busch

Münster, 10. September 2021

im Jahr 2018 ließen das Land NRW und die Städte Kerpen und Düren Baumhäuser im Hambacher Forst räumen, in denen Menschen dagegen demonstrierten, dass der Wald für den Braunkohletagebau gerodet werden sollte. Als Grund nannten die Behörden damals Brandschutzmängel an den Baumhäusern. Jetzt hat das Kölner Verwaltungsgericht entschieden: Die Räumung war rechtswidrig, weil der Brandschutz nur vorgeschoben war. Anfang des Jahres war schon ein Video aufgetaucht, in dem Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) von einem „Vorwand“ spricht, um „den Wald (zu) räumen“.

Auf den ersten Blick hat das mit Münster noch nicht viel zu tun; später vielleicht mehr, falls das Oberverwaltungsgericht sich noch einmal mit der Sache beschäftigen muss. Ich schreibe Ihnen das hier, weil die Nachricht von dem Gerichtsurteil an einer anderen Stelle fehlt, nämlich in der gedruckten Ausgabe der Westfälischen Nachrichten. Das Verwaltungsgericht hat am Mittwoch über den Fall entschieden. In der Donnerstagsausgabe der WN steht aber nicht einmal eine kleine Meldung dazu, heute auch nicht. Für die Website hat die Redaktion einen Text der Nachrichtenagentur dpa übernommen. Der Name Armin Laschet taucht in dem Bericht interessanterweise nur in Zitaten von politischen Gegner:innen auf, die ihn natürlich in die Verantwortung nehmen wollen. Die Journalist:innen benennen Laschet nicht als Verantwortlichen, sondern schreiben nur „die NRW-Landesregierung“. Wahlkampf durch Weglassen?

Schauen wir mal weiter. Die Razzia im Bundesfinanzministerium von Olaf Scholz (SPD) ist der Zeitung heute einen kleineren Text auf der ersten Seite und einen großen Aufmacher auf der vierten Seite wert. Letzterer trägt die Überschrift „Ungemach für Olaf Scholz“. Und so steht es auch im Vorspanntext auf der WN-Website.

Und dann blättern wir noch einmal kurz zurück in die WN vom Donnerstag. Auf der ersten Seite ist ein Hinweis auf den Lokalteil zu lesen. „Wohl kein Laschet-Auftritt in Münster“ steht dort, und dass der CDU-Kanzlerkandidat stattdessen Wahlkampf in Warendorf macht. Auf Seite vier – also da, wo heute das Scholzsche Ungemach prangt – ist ein Foto von Armin Laschet zu sehen, in staatsmännischer Pose auf den Stufen des Élysée-Palastes in Paris, zu Besuch bei Emmanuel Macron. Darunter steht ein großer Bericht über die Gedenkstunde im NRW-Landtag, in der an die Opfer der Starkregen- und Flutkatastrophe erinnert wurde. Armin Laschet bekommt in dem Text viel Platz, um den Betroffenen seine Unterstützung zuzusichern und zu betonen, dass wir uns an die Folgen des Klimawandels anpassen müssen. Und wer informiert darüber nun den Hambacher Forst?

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