Gesundheitsamt am Limit | Die ideale Taube | Chez Koslowski

Porträt von Constanze Busch
Mit Constanze Busch

Münster, 14. Januar 2022

es hatte sich ja leider schon länger abgezeichnet, und nun ist es soweit: Das Gesundheitsamt in Münster ist mit der Kontaktnachverfolgung bei Coronafällen weitgehend am Ende. Die Mitarbeiter:innen schaffen es einfach nicht mehr. Und wenn man sich die aktuellen Zahlen anschaut, ist das auch kein Wunder. Am letzten Freitag hatten wir im Brief noch eine Wocheninzidenz von 341 gemeldet. Heute liegt sie schon bei 521,8. Mehr als 3.000 Menschen gelten als infiziert, und weil Leben und Alltag inzwischen wieder so ähnlich aussehen wie vor der Pandemie, haben die meisten Infizierten etliche Kontaktpersonen. Dadurch hat sich im Gesundheitsamt ein riesiger Berg Arbeit aufgetürmt, und die Mitarbeiter:innen erreichen die Kontaktpersonen oft erst dann, wenn die Quarantänezeit sowieso schon herum wäre. Das ist in jeder Hinsicht schlecht: zermürbend für das Personal und dann auch noch nutzlos für die Pandemiebekämpfung, weil jeder Schritt zu spät kommt.

Die Stadt Münster hat gestern eine ausführliche Pressemitteilung veröffentlicht, aus der man deutlich herauslesen kann, wie angespannt die Lage im Gesundheitsamt ist. Mehr als 100 Menschen kümmern sich dort darum, die Kontaktpersonen von infizierten Menschen zu ermitteln und anzurufen oder anzuschreiben. 60 dieser Mitarbeiter:innen gehören erst seit September zum sogenannten Team Corona, die Verwaltung hatte vor dem Herbst und Winter noch einmal kräftig aufgestockt. Aber schon vor Weihnachten reichte auch das kaum noch, und nun geht es gar nicht mehr. „Diese fünfte Infektionswelle aber sorgt nun für zusätzliche Anstrengungen, die weit über der Belastungsgrenze liegen“, so schreibt es die Stadt recht eindringlich.

Ein Neustart, aber wie lange geht es diesmal gut?

Um die Lage wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen, macht das Gesundheitsamt nun „einen Schnitt“, wie es heißt. Das bedeutet: Die unbearbeiteten alten Fälle wurden gestern erst einmal zur Seite gelegt und das Personal macht einen Neuanfang mit den Fällen, die ab jetzt neu hinzukommen. Es gibt allerdings einige Ausnahmen, Infektionsketten in Kitas, Schulen, Alten- und Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen sollen weiterhin auch bei den alten Fällen nachverfolgt werden. Überall da, wo es um besonders gefährdete Gruppen geht, will das Gesundheitsamt also einen Überblick und möglichst die Kontrolle behalten.

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