Die Zukunft der ZUE | Bienen am Bahnhof | Neues Corona-Test-Chaos

Müns­ter, 1. Juli 2022

Guten Tag,

seit die­ser Woche ist die neue NRW-Lan­des­re­gie­rung im Amt. Fast wäre es nichts gewor­den, aber Hen­drik Wüst und Mona Neu­baur dach­ten dann doch gera­de noch recht­zei­tig dar­an, dass sie jeweils bei­de Aus­fer­ti­gun­gen des Koali­ti­ons­ver­trags unter­schrei­ben müs­sen und nicht nur ihr eige­nes Exem­plar. Am Mitt­woch hat Hen­drik Wüst dann sein neu­es Kabi­nett vor­ge­stellt, bezie­hungs­wei­se die neu­en CDU-Minister:innen, das Per­so­nal der Grü­nen war schon letz­te Woche bekannt. Neben der Grü­nen Jose­fi­ne Paul (der neu­en Minis­te­rin für Kin­der, Jugend, Fami­lie, Gleich­stel­lung, Inte­gra­ti­on und Flucht) ist gleich noch ein Gesicht aus Müns­ter dabei. Die bis­he­ri­ge Regie­rungs­prä­si­den­tin Doro­thee Fel­ler ist die neue NRW-Schul­mi­nis­te­rin, hier im WDR-Inter­view zu ihrer neu­en Auf­ga­be. Herz­li­chen Glückwunsch!

Falls Sie wis­sen möch­ten, was im Koali­ti­ons­ver­trag steht: Hier fin­den Sie das Doku­ment, und hier hat der WDR eini­ge gro­ße The­men zusammengefasst.

Eine Fra­ge, die für Müns­ter beson­ders inter­es­sant ist: Was plant die neue Lan­des­re­gie­rung für die Unter­brin­gung von Geflüch­te­ten? Wird sie die soge­nann­ten Zen­tra­len Unter­brin­gungs­ein­rich­tun­gen (ZUE) bei­be­hal­ten? Eine sol­che Ein­rich­tung gibt es in Müns­ter, die Stadt soll dafür in den nächs­ten Jah­ren an einem ande­ren Stand­ort neue Gebäu­de pla­nen und errich­ten. Wie es damit wei­ter­geht, lesen Sie wei­ter unten. (cbu)

Heute lesen Sie im RUMS-Brief:

  • Koali­ti­ons­ver­trag: Wie es mit der ZUE in Müns­ter weitergeht
  • Cyber­an­griff: Die FH ist immer noch offline
  • Uni­kli­nik: Streik geht weiter
  • Stadt­wer­ke war­nen vor Trickanrufen
  • Coro­na-Update: Neu­es Test-Chaos
  • Ein-Satz-Zen­tra­le: Nächs­ter Schritt für den Hafenmarkt
  • Unbe­zahl­te Wer­bung: Leo:16
  • Drin­nen und Drau­ßen: Fiet­sen­bör­se, Hof­fest, Kleidertauschparty

Kurz und Klein

+++ Fal­sche Gas­män­ner trei­ben ihr Unwe­sen, viel­leicht auch Gas­frau­en, jeden­falls geben sie sich als Stadt­wer­ke-Per­so­nal aus. Dies­mal klin­geln sie nicht wie sonst an Türen, um in den dahin­ter­lie­gen­den Woh­nun­gen Men­schen aus­zu­trick­sen und Wert­sa­chen zu steh­len. Sie rufen an und wol­len Daten erbeu­ten, etwa die Kun­den­num­mer des Strom- und Gas­ver­trags und die Zäh­ler­num­mer. Um an die­se Daten zu kom­men, geben sie zum Bei­spiel an, sie woll­ten mit den Daten Rück­zah­lun­gen ein­lei­ten. Das mag ver­lo­ckend klin­gen, stimmt aber nicht, schrei­ben die Stadt­wer­ke. Statt­des­sen bekom­men die ange­ru­fe­nen Kund:innen unge­wollt einen Ver­trag bei einem neu­en Strom- und Gas­an­bie­ter. Wenn Sie so einen Anruf bekom­men, legen Sie also lie­ber auf und fra­gen im Zwei­fel noch­mal beim Kund:innenservice der Stadt­wer­ke nach. (cbu)

+++ Wir blei­ben bei den Stadt­wer­ken, kom­men aber zum Ser­vice­teil: Ab heu­te ent­fällt die EEG-Umla­ge. Bis­her haben die Verbraucher:innen die För­de­rung für sich erneu­ern­de Ener­gien gezahlt, nun über­nimmt der Bund die Zah­lung. Die Stadt­wer­ke Müns­ter wol­len das Geld an ihre Kund:innen wei­ter­ge­ben. Bis­her zahl­te jede:r 4,43 Cent brut­to pro ver­brauch­ter Kilo­watt­stun­de für die EEG-Umla­ge. Ein Vier-Per­so­nen-Haus­halt spa­re durch den Weg­fall rund 170 Euro im Jahr (bei 3.900 Kilo­watt­stun­den Strom­ver­brauch pro Jahr) und ein Sin­gle­haus­halt cir­ca 65 Euro (bei 1.500 Kilo­watt­stun­den), rech­nen die Stadt­wer­ke in einer Pres­se­mit­tei­lung vor. Nicht der gro­ße Wurf, aber immer­hin etwas Ent­las­tung. (sfo)

+++ Und zur Auf­lo­cke­rung in die­sen erns­ten Zei­ten hier noch eine Mel­dung aus der Rei­he „War­um Lokal­jour­na­lis­mus ein groß­ar­ti­ger Beruf ist“. Ein Grund ist näm­lich: Man bekommt manch­mal E-Mails mit dem Betreff „Bie­nen­schwarm am Haupt­bahn­hof schnell ent­fernt“. Das mel­de­te die­se Woche die Stadt. Mitarbeiter:innen des Ord­nungs­amts hat­ten besag­te Bie­nen ange­trof­fen, als die­se erst umher­schwirr­ten und sich dann am Zugang der Fahr­rad­fund­sta­ti­on unbe­fugt nie­der­lie­ßen. Imker Ralf Hen­drix wur­de geru­fen und feg­te die Tier­chen fach­kun­dig in eine Bie­nen­kis­te, hier das Beweis­fo­to. Das sieht ein­fach aus, aber ver­su­chen Sie es lie­ber nicht zu Hau­se, falls sich mal ein geflü­gel­tes Volk zu Ihnen ver­irrt. (cbu)

Wie es weiterging

Nach dem Cyber­an­griff ist die Fach­hoch­schu­le Müns­ter noch immer off­line. Die rund 17.000 Ange­hö­ri­gen der Hoch­schu­le sol­len jetzt wie­der den ers­ten Schritt in Rich­tung Inter­net gehen: Sie sol­len ihre Pass­wör­ter bis mor­gen zurück­set­zen. Eine Anlei­tung haben die Stu­die­ren­den, Mit­ar­bei­ten­den und Lehr­kräf­te per Mail und Post zuge­schickt bekom­men. Wer sich gera­de im Aus­land befin­det, soll sich nur im Not­fall direkt an die IT wen­den, heißt es auf der pro­vi­so­ri­schen FH-Web­site. Wer es nicht schafft, bis mor­gen das Pass­wort zu ändern, muss sich am Cam­pus ein neu­es Ein­mal­pass­wort besor­gen.
Und es zeigt sich auch schon, dass so ein Hacker­an­griff einen ziem­lich lan­gen Rat­ten­schwanz nach sich zieht: Die FH hat für Stu­die­ren­de und Mitarbeiter:innen mit Kin­dern Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te zusam­men­ge­fasst, etwa Zuschüs­se für eine Kin­der­be­treu­ung für die­je­ni­gen, die nun vor­über­ge­hend nicht im Home­of­fice arbei­ten kön­nen. (sfo)

Wie es weiterging II

Das Per­so­nal der Uni­kli­nik Müns­ter und der ande­ren Uni­kli­ni­ken in NRW streikt wei­ter. Es hat sich zwar in die­ser Woche eini­ges getan, das den gefor­der­ten Tarif­ver­trag Ent­las­tung for­mell ermög­li­chen wür­de. Ers­tens hat der Land­tag eine Geset­zes­än­de­rung beschlos­sen, die es ermög­licht, dass die Uni­kli­ni­ken aus dem Arbeit­ge­ber­ver­band der Län­der aus­tre­ten und selbst mit der Gewerk­schaft einen Ver­trag aus­han­deln. Zwei­tens hat Gesund­heits­mi­nis­ter Lau­mann zuge­sagt, dass das Land ent­ste­hen­de Mehr­kos­ten tra­gen wird. Aller­dings sto­cken die schon lau­fen­den Ver­hand­lun­gen zwi­schen den Kli­ni­ken auf der einen und der Gewerk­schaft und dem Per­so­nal auf der ande­ren Sei­te. Die Uni­kli­ni­ken hat­ten einen neu­en Vor­schlag vor­ge­legt, der unter ande­rem pau­schal bis zu sie­ben zusätz­li­che freie Tage für „die Pfle­ge­kräf­te am Bett und Beschäf­tig­te in pati­en­ten­na­hen Berei­chen“ sowie „wei­te­ren Per­so­nal­auf­bau in der Pfle­ge“ umfasst. Gewerk­schaft und Per­so­nal sind damit aber nicht ein­ver­stan­den, weil es nicht für alle Beschäf­tig­ten­grup­pen ein Ange­bot gibt und weil Belas­tungs­aus­glei­che nicht pau­schal, son­dern ent­spre­chend der tat­säch­li­chen Über­las­tun­gen in ein­zel­nen Schich­ten erfol­gen sol­len. (cbu)

Mal sehen 

Ein neuer Blick aufs LWL-Museum

Wir hat­ten wie­der Besuch: Jugend­li­che von drei müns­ter­schen Gym­na­si­en haben bei einem Berufs­in­fo­tag die RUMS-Redak­­ti­on und die Grund­la­gen der jour­na­lis­ti­schen Arbeit ken­nen­ge­lernt. Gemein­sam mit unse­rem Bild­re­dak­teur Niko­laus Urban haben die Schüler:innen außer­dem tol­le Fotos vom LWL-Muse­um für Kunst und Kul­tur gemacht. Die schöns­ten zei­gen wir Ihnen hier:

Zum Bei­trag

Pläne für die neue ZUE, Kritik an der alten

Nach dem Nach­rich­ten­über­blick schau­en wir jetzt noch ein­mal auf die Lan­des­po­li­tik und nach Grem­men­dorf. Dort ist bis­her die Zen­tra­le Unter­brin­gungs­ein­rich­tung für Geflüch­te­te (ZUE) ange­sie­delt, in der ehe­ma­li­gen York-Kaser­ne. Die Ein­rich­tung steht immer wie­der in der Kri­tik, wir hat­ten zum Bei­spiel hier aus­führ­lich dar­über berich­tet. In den ver­gan­ge­nen Wochen tauch­ten wie­der Vor­wür­fe auf. Das Bünd­nis gegen Abschie­bun­gen schick­te eine Pres­se­mit­tei­lung, und der Städ­ti­sche Run­de Tisch für ein huma­ni­tä­res Blei­be­recht in Müns­ter mel­de­te sich mit einem offe­nen Brief an die müns­ter­schen Rats­mit­glie­der zu Wort.

Das Bünd­nis gegen Abschie­bun­gen schreibt unter ande­rem, in der ZUE in Müns­ter habe sich die Situa­ti­on zuge­spitzt, weil vie­le Men­schen dort­hin ver­legt wur­den, um anders­wo Platz zu machen für Geflüch­te­te aus der Ukrai­ne. In der ZUE in Grem­men­dorf hät­ten des­halb zwi­schen­zeit­lich mehr als 900 Men­schen gelebt. Für eini­ge von ihnen sei­en kei­ne Bet­ten da gewe­sen, sie hät­ten auf dem Boden schla­fen müs­sen, und vor der Essens­aus­ga­be habe es lan­ge Schlan­gen gege­ben. Im offe­nen Brief des Run­den Tisches, dem unter ande­rem der DGB, die Uni, die FH, bei­de Kir­chen, der Inte­gra­ti­ons­rat und Amnes­ty Inter­na­tio­nal ange­hö­ren, heißt es: „In auch von Kin­dern bewohn­ten Tei­len der Unter­brin­gung gibt es seit meh­re­ren Mona­ten nur 1-2 Stun­den am Tag war­mes Wasser.“

Laut der Bezirks­re­gie­rung, die für die ZUE zustän­dig ist, ist das so nicht rich­tig. Die Ver­sor­gung mit war­mem Was­ser sei sicher­ge­stellt, schreibt Pres­se­spre­cher Ulrich Tück­man­tel auf Nach­fra­ge. Es habe nie­mand auf dem Boden schla­fen müs­sen, wegen eines kurz­fris­ti­gen Lie­fer­eng­pas­ses sei­en zwi­schen­zeit­lich Klapp­bet­ten auf­ge­stellt wor­den. Und man habe eine zusätz­li­che Stel­le für die Essens­aus­ga­be eingerichtet.

Die grundsätzliche Frage

Es ist nicht das ers­te Mal, dass sol­che Vor­wür­fe und der Wider­spruch der Bezirks­re­gie­rung auf­ein­an­der­tref­fen. Dahin­ter steckt eine sehr grund­sätz­li­che Fra­ge: Wie sol­len Geflüch­te­te über­haupt unter­ge­bracht wer­den? Ist das Leben in einer ZUE zumut­bar – und wie lange?

Das Bünd­nis gegen Abschie­bun­gen for­dert seit Jah­ren und in der aktu­el­len Pres­se­mit­tei­lung „die Schlie­ßung aller Lager“. Auch die Grü­nen in Müns­ter hat­ten gehofft, dass eine neue NRW-Lan­des­re­gie­rung die ZUE abschaf­fen wür­de und Geflüch­te­te statt­des­sen in klei­ne­ren Wohn­ein­hei­ten unter­ge­bracht wer­den, „dezen­tral“, also auf die Stadt verteilt.

Im Koali­ti­ons­ver­trag der schwarz-grü­nen Lan­des­re­gie­rung steht unter der Über­schrift „Unter­brin­gung und Bera­tung von Geflüch­te­ten“ unter ande­rem: „Wir set­zen auf eine men­schen­wür­di­ge und auf Inte­gra­ti­on aus­ge­rich­te­te Unter­brin­gung von Geflüch­te­ten. Gemein­sam mit den Akteu­ren aus der Flücht­lings­ar­beit, der Frei­en Wohl­fahrts­pfle­ge und den Kom­mu­nen wol­len wir für die Lan­des­ein­rich­tun­gen (…) ent­spre­chen­de Stan­dards für die Aus­stat­tung und Ange­bo­te fest­le­gen. (…) Wir wol­len eine schnel­le dezen­tra­le Unter­brin­gung von Geflüch­te­ten in den Kom­mu­nen. Fami­li­en mit Kin­dern und vul­nerable Per­so­nen­grup­pen wol­len wir nach drei Mona­ten, alle ande­ren Per­so­nen­grup­pen mög­lichst nach sechs Mona­ten in die Kom­mu­nen zuwei­sen, um somit den Zugang zu spe­zi­el­len bedarfs­ori­en­tier­ten Betreu­ungs­an­ge­bo­ten zu schaffen.“

Das bedeu­tet: Es wird wei­ter Zen­tra­le Unter­brin­gungs­ein­rich­tun­gen geben, aber die Men­schen sol­len dort weni­ger Zeit ver­brin­gen. Bis­her liegt die maxi­ma­le Auf­ent­halts­dau­er für Fami­li­en mit Kin­dern bei sechs Mona­ten, für ande­re Geflüch­te­te bei bis zu 24 Monaten.

Für die Stadt Müns­ter bedeu­tet das: Sie muss eine neue ZUE bau­en. Auf dem Gelän­de der ehe­ma­li­gen York-Kaser­ne sol­len Woh­nun­gen ent­ste­hen, des­halb soll die ZUE auf eine Flä­che an der Waren­dor­fer Straße/Pulverschuppen umzie­hen (war­um Müns­ter über­haupt eine ZUE stel­len muss, hat­ten wir uns hier angeschaut).

„Eine Menge Geld“

Auf dem Gelän­de am Pul­ver­schup­pen, das die Stadt für knapp 5 Mil­lio­nen Euro der Bun­des­an­stalt für Immo­bi­li­en­auf­ga­ben abge­kauft hat, ste­hen meh­re­re Gebäu­de. Ein altes Ver­wal­tungs­ge­bäu­de und Häu­ser, die jetzt schon als Unter­kunft für Geflüch­te­te genutzt wer­den, sol­len ste­hen blei­ben und saniert wer­den. Die übri­gen Gebäu­de müs­sen abge­ris­sen und statt­des­sen neue gebaut wer­den. Ins­ge­samt sol­len in der neu­en ZUE 500 Men­schen Platz finden.

Die Stadt hat ihre Toch­ter­ge­sell­schaft West­fä­li­sche Bau­in­dus­trie (WBI) damit beauf­tragt, das Groß­pro­jekt zu koor­di­nie­ren. Bis­her stan­den 800.000 Euro Abriss- und 25 Mil­lio­nen Euro Bau­kos­ten in der Kal­ku­la­ti­on. Es ist abseh­bar, dass das nicht rei­chen wird, schließ­lich stei­gen gera­de bei allen Bau­pro­jek­ten die Kos­ten stark an. WBI-Chef Peter Todes­ki­no konn­te mir in einem Tele­fo­nat aber noch kei­ne neue Sum­me nen­nen. Ange­sichts der all­ge­mei­nen Kos­ten­stei­ge­run­gen kön­ne man zwar „unter­stel­len, dass es teu­rer wird“, aber wie viel teu­rer, das sei ein Blick in die Glaskugel.

Neben den all­ge­mei­nen Preis­stei­ge­run­gen könn­te auch die neue Lan­des­po­li­tik die Kal­ku­la­ti­on beein­flus­sen, sagt Todes­ki­no. Im Koali­ti­ons­ver­trag sei ja die Rede davon, dass Stan­dards über­prüft wer­den soll­ten, aber es sei nicht klar, ob das die Kos­ten min­dern oder erhö­hen wer­de. „Es ist eine Men­ge Geld“, sagt er nordisch-knapp.

Und wie sieht es mit dem Zeit­plan aus? Offen­bar so ähn­lich wie mit dem Geld. Der Rah­men­ter­min­plan sehe vor, dass die Ein­rich­tung Ende 2027/Anfang 2028 fer­tig sein sol­le, sagt Todes­ki­no. Aber die­ser Plan sei „sehr optimistisch“.

Forderungen an die Stadt

Es wer­den also noch eini­ge Jah­re lang Men­schen in der bis­he­ri­gen ZUE leben. Ob und wie die neue Lan­des­po­li­tik den All­tag in der Ein­rich­tung ver­än­dern wird, wird sich erst in den nächs­ten Mona­ten oder Jah­ren zei­gen. Aus den Rei­hen der grü­nen Rats­frak­ti­on war zu hören, man sei zufrie­den mit dem Kom­pro­miss im Koali­ti­ons­ver­trag. Vor zwei Wochen hat­ten die Grü­nen mit einer Pres­se­mit­tei­lung auf den offe­nen Brief des Run­den Tisches reagiert. Dar­in wird Frak­ti­ons­spre­cher Chris­toph Kat­tent­idt zitiert: „Wir Grü­ne sind zuver­sicht­lich, dass sich dar­aus (Anm.: aus dem Koali­ti­ons­ver­trag) kon­kre­te Ver­bes­se­run­gen für Geflüch­te­te in NRW erge­ben werden.“

In der Pres­se­mit­tei­lung geht es außer­dem um drei kon­kre­te For­de­run­gen, die der Run­de Tisch an den Stadt­rat gerich­tet hat. Müns­ter sol­le psy­chisch und kör­per­lich erkrank­te Men­schen kom­mu­nal auf­neh­men, damit sie eine begon­ne­ne Behand­lung spä­ter auch in Müns­ter fort­set­zen kön­nen. Auch Men­schen, die in der Stadt fami­liä­re Bezie­hun­gen haben, sol­len hier auf­ge­nom­men wer­den – auch über die vor­ge­schrie­be­ne Auf­nah­me­quo­te hin­aus. Und die Stadt sol­le sich beim Land für eine schnel­le­re kom­mu­na­le Zuwei­sung von Fami­li­en ein­set­zen, damit Kin­der und Jugend­li­che in die Regel­schu­len auf­ge­nom­men wer­den kön­nen. (Zur Erklä­rung: Kin­der von Asylbewerber:innen sind nicht schul­pflich­tig und haben auch nicht das Recht, zur Schu­le zu gehen. In der ZUE gibt es eine Art Ersatz­un­ter­richt, aller­dings nur ein­ein­halb Stun­den am Tag.)

Die­se For­de­run­gen rich­ten sich an die Rats­mit­glie­der, die das The­ma in den Stadt­rat ein­brin­gen könn­ten. Die Grü­nen schrei­ben in ihrer Pres­se­mit­tei­lung, sie hät­ten die Vor­schlä­ge der Stadt­ver­wal­tung zur Prü­fung vor­ge­legt. Nach­fra­ge bei der Stadt­ver­wal­tung: Wäre es recht­lich und auch prak­tisch mög­lich, die For­de­run­gen umzu­set­zen? Das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­amt ant­wor­te­te mir, die ZUE sei eine Lan­des­ein­rich­tung, orga­ni­sa­to­ri­sche Nach­fra­gen sei­en an die Bezirks­re­gie­rung zu rich­ten. Das ist sach­lich rich­tig, aber man kann es auch so ver­ste­hen: Es scheint bei der Stadt zumin­dest kein gro­ßes Inter­es­se dar­an zu geben, die Vor­schlä­ge umzusetzen.

Die Bezirks­re­gie­rung Arns­berg, die in Nord­rhein-West­fa­len zen­tral für die Ver­tei­lung von Geflüch­te­ten ver­ant­wort­lich ist, sagt mir, es sei recht­lich mög­lich, dass eine Stadt frei­wil­lig Men­schen kom­mu­nal auf­nimmt. Müns­ter habe sei­ne Quo­te mit 108 Pro­zent aller­dings zur­zeit schon über­erfüllt (hier auf Sei­te 7 nach­zu­le­sen). (cbu)

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Corona-Update

+++ Die Stadt mel­det heu­te 452 neue Infek­tio­nen mit dem Coro­na­vi­rus in den letz­ten 24 Stun­den. Laut offi­zi­el­ler RKI-Sta­tis­tik sind in der Stadt 1.003 PCR-Tests pro 100.000 Einwohner:innen in den ver­gan­ge­nen sie­ben Tagen posi­tiv aus­ge­fal­len. Ins­ge­samt gel­ten 4.953 Münster:innen als nach­weis­lich infi­ziert. Jede:r Drit­te in der Stadt hat inzwi­schen Covid-19 gehabt. Die Dun­kel­zif­fer dürf­te aber viel höher liegen.

+++ Laut Inten­siv­re­gis­ter wer­den zur­zeit sechs Coro­na­in­fi­zier­te auf der Inten­siv­sta­ti­on behan­delt. Zwei von ihnen müs­sen beatmet werden.

+++ In der ver­gan­ge­nen Woche gab es einen neu­en Todes­fall im Zusam­men­hang mit dem Coro­na­vi­rus. Seit Beginn der Pan­de­mie sind 212 Per­so­nen in Müns­ter an oder mit Covid-19 verstorben.

+++ Die Zeit des kos­ten­lo­sen Tes­tens endet heu­te, dafür beginnt ein neu­es Cha­os. Ab jetzt müs­sen Men­schen, die sich aus bestimm­ten Grün­den bei einer Test­sta­ti­on auf das Coro­na­vi­rus tes­ten las­sen wol­len, 3 Euro Selbst­be­tei­li­gung zah­len. Als Grund gilt zum Bei­spiel, dass man an die­sem Tag eine Ver­an­stal­tung in einem Innen­raum besu­chen möch­te oder Kon­takt zu Per­so­nen mit erhöh­tem Krank­heits­ri­si­ko haben wird. Nach­weis­bar ist das etwa durch Vor­zei­gen einer Ein­tritts­kar­te, Ein­la­dung oder Reser­vie­rungs­be­stä­ti­gung, bei geplan­ten Besu­chen auch ein­fach durch eine Selbst­aus­kunft. Kos­ten­los bleibt der Test für Men­schen, die zu den Aus­nah­me­grup­pen gehö­ren, oder wenn Ärzt:innen den Test ver­an­lasst haben. Wer sich ein­fach so tes­ten las­sen möch­te, zahlt den kom­plet­ten Test selbst, die Sum­me legt das Test­zen­trum oder die Arzt­pra­xis fest.
Wie die West­fä­li­schen Nach­rich­ten berich­ten, woll­ten eini­ge Test­stel­len in Müns­ter auf die 3 Euro ver­zich­ten. Sie wür­den die Men­schen nur vom Tes­ten abhal­ten, kri­ti­sie­ren dort die befrag­ten Betreiber:innen. Auf die Selbst­be­tei­li­gung ver­zich­ten dür­fen sie aber offen­bar nicht – und wegen des gro­ßen Ver­wal­tungs­auf­wan­des haben eini­ge Test­stel­len in Müns­ter heu­te Mor­gen statt­des­sen zuge­macht, mel­det Anten­ne Müns­ter.
Auch von Ärzt:innen kommt Wider­spruch: Die Kas­sen­ärzt­li­che Bun­des­ver­ei­ni­gung hat ange­kün­digt, dass die regio­na­len Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gun­gen die Tests nicht abrech­nen kön­nen. Wir hal­ten Sie auf dem Lau­fen­den. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Regie­rungs­vi­ze­prä­si­dent Ans­gar Schei­pers lei­tet kom­mis­sa­risch die Bezirks­re­gie­rung Müns­ter, bis das NRW-Innen­mi­nis­te­ri­um eine:n Nachfolger:in für Doro­thee Fel­ler benannt hat. (Radio WAF)

+++ Die Sanie­rung des Aasee-Sei­ten­wegs ent­lang der Bis­marck­al­lee dau­ert län­ger als geplant. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Bezirks­re­gie­rung hat den geän­der­ten Flä­chen­nut­zungs­plan für den Bau des Hafen­mark­tes geneh­migt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Der Erb­dros­ten­hof an der Salz­stra­ße bekommt für Sanie­rungs­maß­nah­men eine För­de­rung in Höhe von 125.000 Euro. (Bezirks­re­gie­rung Müns­ter)

+++ Eine bis­he­ri­ge Erd­gas­lei­tung soll Müns­ter ab 2025 an ein deutsch­land­wei­tes Was­ser­stoff-Netz anschlie­ßen. (Was­ser­stoff-Initia­ti­ve Müns­ter)

+++ Die Kanal­pro­me­na­de wird wei­ter aus­ge­baut und mit einer intel­li­gen­ten Beleuch­tung ver­se­hen. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Arbeits­lo­sig­keit in Müns­ter ist im Juni sai­son­be­dingt leicht gestie­gen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Bei den Hand­werks­be­trie­ben des Kam­mer­be­zirks Müns­ter ist der Anteil der Ener­gie­kos­ten in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren von 8 auf 11 Pro­zent des Betriebs­um­sat­zes gestie­gen. (HWK Müns­ter)

+++ Georg Lun­e­mann, der neue Direk­tor des Land­schafts­ver­ban­des West­fa­len-Lip­pe, löst heu­te sei­nen Vor­gän­ger Mat­thi­as Löb ab. (LWL)

+++ Der Theo­lo­gie-Pro­fes­sor Micha­el See­wald ist am Diens­tag­abend zum neu­en Spre­cher des Exzel­lenz­clus­ters „Reli­gi­on und Poli­tik“ gewählt wor­den. (Uni Müns­ter)

+++ Wer eine Woh­nung oder ein WG-Zim­mer zwi­schen- oder unter­ver­mie­ten möch­te, braucht ab heu­te eine Wohn­raum-Iden­ti­täts­num­mer. (Radio Q)

+++ Die Kas­sen­ärzt­li­che Ver­ei­ni­gung West­fa­len-Lip­pe hat Infor­ma­tio­nen und Rat­schlä­ge von Exper­ten über Long- und Post-Covid-Erkran­kun­gen zusam­men­ge­tra­gen. (KVWL West­fa­len-Lip­pe)

+++ Wer mor­gen in der Uni­kli­nik Müns­ter Blut spen­det (mit Ter­min!), bekommt ein 9-Euro-Ticket für August geschenkt. (UKM Blut­spen­de)

+++ Das Ost­bad geht wegen krank­heits­be­ding­ter Per­so­nal­aus­fäl­le frü­her in die Som­mer­pau­se. (Stadt Müns­ter)

Unbezahlte Werbung

Leo:16 ist ein Kul­tur- und Knei­pen­kol­lek­tiv. Das bedeu­tet einer­seits, dass man in der Her­warth­stra­ße 7 gemüt­lich ein Bier trin­ken kann, und zwar mitt­wochs und don­ners­tags zwi­schen 19 Uhr und Mit­ter­nacht, frei­tags von 19 Uhr bis 2 Uhr nachts und sams­tags schon ab 15 Uhr. Sams­tags gibts auch Kuchen und oft Eis. Und es gibt dort vie­le Ver­an­stal­tun­gen, die auch von den Gäs­ten vor­ge­schla­gen und durch­ge­führt wer­den: Lesun­gen, Info­aben­de und Akti­ons­tref­fen. Heu­te fin­det ab 19 Uhr zum Bei­spiel ein Folk-Punk-Kon­zert statt, Ein­tritt gegen frei­wil­li­ge Spen­de. Wenn Sie auch eine Idee haben oder Ihnen noch die Räu­me für eine Ver­an­stal­tung feh­len, kön­nen Sie sich per E-Mail beim Team melden.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Heu­te hat wie­der Eva Streh­l­ke Emp­feh­lun­gen für die nächs­ten Tage ange­rich­tet. Bitteschön:

+++ Es geht los mit einem Tipp für alle, deren Fahr­rad ver­lo­ren, gestoh­len oder vom Kopf­stein­pflas­ter kaputt­ge­rüt­telt ist. Bei der Fiet­sen­bör­se mor­gen von 10 bis 15 Uhr an der Hafen­stra­ße 64 (zwi­schen den Unter­füh­run­gen, bei den alten Glei­sen) kön­nen Sie sich nach einem neu­en umschau­en. Und falls Sie Ihr altes Fahr­rad zwar noch haben, aber nicht mehr haben möch­ten, brin­gen Sie es mit. Sie kön­nen es abge­ben und ver­kau­fen las­sen. Dafür müss­ten Sie nur etwas eher kom­men, näm­lich zwi­schen 8:30 und 11 Uhr.

+++ Eben­falls an der Hafen­stra­ße, aber ganz vor­ne bei der Haus­num­mer 1, fin­det mor­gen ein Hof­fest statt. Wenn Sie das Ate­lier im Hof, Shi­atsu Müns­ter und Spaß, Kunst und Phy­sik ken­nen­ler­nen möch­ten, kom­men Sie ab 14 Uhr im Innen­hof vorbei.

+++ Wir hat­ten es neu­lich in unse­rer Ein-Satz-Zen­tra­le gemel­det: Das frisch moder­ni­sier­te Pla­ne­ta­ri­um Müns­ter fei­ert sei­ne Wie­der­eröff­nung mit einer Fest­wo­che. Mor­gen geht es los, das Pro­gramm fin­den Sie hier. Eini­ges ist schon aus­ver­kauft, also schau­en Sie bes­ser schnell. 

+++ Der Welt­la­den La Tien­da ver­an­stal­tet mor­gen im Innen­hof der KSHG eine Klei­der­tausch­par­ty: Sie brin­gen ein bis maxi­mal fünf aus­ran­gier­te Klei­dungs­stü­cke mit und kön­nen sich dafür etwas von den ande­ren aus­su­chen. Kuchen und Geträn­ke gibt es auch. 

+++ Wider­stand mit Wor­ten: Dar­um geht es am Mon­tag­abend bei einer Koope­ra­ti­ons­ver­an­stal­tung der Volks­hoch­schu­le, dem ara­bisch-deut­schen Lite­ra­tur­kreis (ArDe­Lit) und dem evan­ge­li­schen Forum Müns­ter. Auf dem Pro­gramm ste­hen Gedich­te und ande­re Tex­te ara­bi­scher und deut­scher Autor:innen, in denen es um extre­mis­ti­sche Denk­mus­ter geht. Der Ein­tritt ist kos­ten­los, aber Sie müs­sen sich anmel­den, und zwar über die Volks­hoch­schu­le.

Am Diens­tag bekom­men Sie wie­der Post von uns. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochenende.

Herz­li­che Grü­ße
Con­stan­ze Busch

Mit­ar­beit: Sebas­ti­an Fob­be, Jan Gro­ße Nobis, Eva Streh­l­ke
Lek­to­rat: Lau­ra Badura

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PS

An man­chen Tagen braucht man star­ke Ner­ven für die Nach­rich­ten. Und gera­de jetzt kom­men die­se Tage immer öfter vor: der Krieg in der Ukrai­ne, die Gas- und Kli­ma­kri­se, Infla­ti­on und Armut – puh, wo blei­ben da eigent­lich die Lösun­gen? Das haben sich vor sechs Jah­ren in Müns­ter eini­ge Journalist:innen gefragt. Und sozu­sa­gen als Ant­wort das Online­ma­ga­zin Per­spec­ti­ve Dai­ly gegrün­det, das seit­dem jeden Tag eine kon­struk­ti­ve Geschich­te über Lösun­gen für die Pro­ble­me unse­rer Zeit erzählt. Aber wie das im Leben manch­mal eben so ist: Es kommt das ver­flix­te sieb­te Start-up-Jahr, und damit Per­spec­ti­ve Dai­ly wei­ter­hin kon­struk­ti­ven Jour­na­lis­mus anbie­ten kann, sucht das Maga­zin drin­gend 2.000 neue Mit­glie­der. Der Kli­ma­for­scher Ste­fan Rahmstorf ist schon dabei, der TV-Arzt Eck­art von Hirsch­hau­sen auch und wir von RUMS sind sowie­so gro­ße Fans. Wer noch? Sie viel­leicht? Dann ein­mal hier ent­lang.