Grüße in den Sommerurlaub | FH lahmgelegt: Die Fachhochschule und die Hacker:innen | Veganer Döner von Sayf Kebab

Müns­ter, 28. Juni 2022

Guten Tag,

die Feri­en haben ange­fan­gen und damit auch das übli­che Ver­kehrs­chaos. Auf der Auto­bahn und am Flug­ha­fen hat das ja Tra­di­ti­on, und auch an und in den Bahn­hö­fen sind völ­lig über­ra­schend vie­le Men­schen anzu­tref­fen. So ist das eben, wenn ein gan­zes Bun­des­land gleich­zei­tig unter­wegs ist, jeden­falls gefühlt.

Sie haben das ers­te Feri­en­wo­chen­en­de hof­fent­lich gut über­stan­den und sind wohl­be­hal­ten im Urlaub oder auch wie­der zu Hau­se ange­kom­men. Falls Sie mei­nen RUMS-Brief außer­halb von Müns­ter am Strand, auf einem Berg, im Lie­ge­stuhl oder in der Hän­ge­mat­te lesen, schi­cken Sie uns doch ger­ne einen klei­nen Gruß. Wir freu­en uns ja immer über Post, beson­ders im Som­mer auch über luf­tig-leich­te, in der es ein­mal nicht um unse­re oft eher erns­ten The­men geht.

Ernst wird es heu­te trotz­dem. Die FH Müns­ter ist letz­te Woche Opfer einer Cyber­at­ta­cke gewor­den. Ich habe mich erkun­digt, was pas­siert ist und ob es schon ähn­li­che Fäl­le gege­ben hat. Die Ergeb­nis­se mei­ner Recher­chen lesen Sie wei­ter unten. Nun erst­mal die Nach­rich­ten. (sfo)

Heute lesen Sie im RUMS-Brief:

  • Bade­un­fall in Hil­trup: 33-Jäh­ri­ger gestorben
  • Mikro­zen­sus 2022: Was will der Staat wissen?
  • FH lahm­ge­legt: Die Fach­hoch­schu­le und die Hacker:innen
  • Coro­na-Update: Pfle­ge, Feu­er­wehr, Poli­zei und Viren
  • Ein-Satz-Zen­tra­le: Demos gegen Zir­kus­tie­re und für E-Fahrzeuge
  • Unbe­zahl­te Wer­bung: Vega­ner Döner von Sayf Kebab
  • Drin­nen und Drau­ßen: Sport im Park und Lach-Yoga

Kurz und Klein

+++ Eine trau­ri­ge Nach­richt: Ein 33-jäh­ri­ger Mann ist zwei Tage nach einem Bade­un­fall im Hil­tru­per Frei­bad im Kran­ken­haus gestor­ben. Wie die Stadt mit­teilt, hat­ten ande­re Bade­gäs­te, Mitarbeiter:innen des Schwimm­bads und der Ret­tungs­dienst am Sams­tag nach dem Unfall ver­sucht, den Mann zu reani­mie­ren. Er wur­de schließ­lich in ein Kran­ken­haus gebracht und auf der Inten­siv­sta­ti­on ver­sorgt, wo er ges­tern starb.
Das Frei­bad ist inzwi­schen wie­der geöff­net, die für Frei­tag geplan­te Pool-Par­ty wur­de abge­sagt. (cbu)

+++ Die Uni Müns­ter belegt beim dies­jäh­ri­gen Lei­den-Ran­king deutsch­land­weit den fünf­ten Platz und inter­na­tio­nal Platz 201 unter ins­ge­samt gut 1.300 Unis. Für die­ses Ran­king wird aus­ge­wer­tet, wie oft Ver­öf­fent­li­chun­gen einer Uni zitiert wer­den. Bei Stu­di­um und Leh­re errei­chen deut­sche Unis einer Stu­die des Cen­trums für Hoch­schul­ent­wick­lung zufol­ge im inter­na­tio­na­len Ver­gleich nicht ein­mal das Mit­tel­maß, berich­tet der Spie­gel, in ande­ren Berei­chen sah es laut der Stu­die bes­ser aus. Die Uni Müns­ter ver­linkt auf ihrer Web­site neben dem Lei­den-Ran­king noch vier wei­te­re Hoch­schul­ver­glei­che. In drei der fünf Ran­kings ist sie im Lau­fe der Jah­re wei­ter nach hin­ten gerutscht. (ast)

+++ Neu­lich haben wir Ihnen hier die Umfra­ge für den gro­ßen Zen­sus ange­kün­digt. Neben die­ser Erhe­bung, die alle zehn Jah­re statt­fin­det, gibt es auch noch einen jähr­li­chen Mikro­zen­sus. Dafür wird rund ein Pro­zent der deut­schen Bevöl­ke­rung nach den Lebens- und Arbeits­be­din­gun­gen befragt. Eine RUMS-Kol­le­gin wohnt in einem der zufäl­lig aus­ge­wähl­ten Häu­ser, sie wird in den nächs­ten fünf Jah­ren bis zu vier­mal inter­viewt. Zieht sie in die­sem Zeit­raum aus, wird ihr:e Nachmieter:in befragt.
Wir waren natür­lich neu­gie­rig: Was möch­te der Staat denn alles wis­sen? Im ers­ten halb­stün­di­gen Tele­fon-Inter­view frag­te die Erhe­bungs­be­auf­trag­te zum Bei­spiel, ob unse­re Kol­le­gin ihre Arbeits­stun­den lie­ber auf­sto­cken oder redu­zie­ren wol­len wür­de, wie viel sie für Mie­te und Neben­kos­ten zahlt und ob ihr Ver­mie­ter eine Pri­vat­per­son oder ein Unter­neh­men ist. Außer­dem ging es viel um das The­ma Bar­rie­re­frei­heit der Woh­nung. Und was pas­siert dann mit den gan­zen Infor­ma­tio­nen? Wer­den etwa neue bar­rie­re­freie Woh­nun­gen gebaut, wenn sich her­aus­stellt, dass es nicht genug gibt? Nein, jeden­falls nicht als direk­te Fol­ge der Erhe­bung. Die Ergeb­nis­se wer­den vom sta­tis­ti­schen Lan­des­amt Infor­ma­ti­on und Tech­nik Nord­rhein-West­fa­len gespei­chert. Sie die­nen spä­ter als Daten­quel­le für Wis­sen­schaft, Poli­tik, Ver­wal­tung, Medi­en und Öffent­lich­keit. Aus eini­gen wird irgend­wann viel­leicht eine schö­ne RUMS-Info­gra­fik. (ast)

Zahlen, bitte. 

4.425 Men­schen aus Müns­ter haben im ver­gan­ge­nen Jahr beim Amts­ge­richt Müns­ter ihren Kir­chen­aus­tritt erklärt, davon 3.214 Katholik:innen. Die katho­li­sche Kir­che hat damit so vie­le Mit­glie­der ver­lo­ren wie noch nie inner­halb eines Jah­res. 2020 hat­ten 1.717 Men­schen aus Müns­ter die katho­li­sche Kir­che ver­las­sen, wegen der Coro­na­pan­de­mie eine ver­gleichs­wei­se klei­ne Zahl. 2019 tra­ten 2.035 müns­ter­sche Katholik:innen aus, 1.436 im Jahr 2018. Auch deutsch­land­weit hat die katho­li­sche Kir­che im Jahr 2021 so vie­le Mit­glie­der ver­lo­ren wie noch nie. Zum ers­ten Mal gehö­ren nun weni­ger als die Hälf­te der Men­schen in Deutsch­land einer der christ­li­chen Kon­fes­sio­nen an.

Quel­len: Bis­tum Müns­ter, Amts­ge­richt Müns­ter, Tages­schau

Die Fachhochschule und die Hacker:innen

Auf ein­mal ging gar nichts mehr. Heu­te vor einer Woche ver­schick­te das Prä­si­di­um der Fach­hoch­schu­le Müns­ter eine Rund­mail an alle Stu­die­ren­den und Beschäf­tig­ten. Der Inhalt deu­te­te nichts Gutes an: Es habe ein „gro­ßes IT-Sicher­heits­pro­blem“ gege­ben, an des­sen Lösung „akri­bisch und mit Hoch­druck“ gear­bei­tet wer­de. Mehr Infor­ma­tio­nen gab es zunächst nicht.

Am nächs­ten Tag war klar: Die FH wur­de gehackt. Durch den Cyber­an­griff sind die 15.000 Stu­die­ren­den und rund 2.000 Mitarbeiter:innen vor­über­ge­hend zurück ins ana­lo­ge Stu­di­um kata­pul­tiert wor­den. Bücher aus­lei­hen, Semi­na­re geben, Prü­fun­gen schrei­ben – alles muss jetzt erst ein­mal ohne Com­pu­ter laufen.

Aber was genau ist an der FH pas­siert? Haben die Hacker:innen Daten gestoh­len oder Infra­struk­tur zer­stört? Und wel­che Fol­gen wird die Atta­cke haben?

Sie­ben Fra­gen und Antworten.

#1 Wie hat die FH auf den Angriff reagiert?

Anfang letz­ter Woche haben IT-Sicher­heits­kräf­te der FH bemerkt, dass etwas nicht stim­me, sagt Michel­le Liedt­ke von der FH-Pres­se­stel­le. Wenig spä­ter ent­schloss sich die Fach­hoch­schul­lei­tung dazu, jede Ver­bin­dung mit dem Inter­net zu kap­pen. Nur wer sich auf dem Cam­pus auf­hält, kann seit­dem die inter­nen Sys­te­me wie das E-Mail-Post­fach, die Lern­platt­form Ili­as oder das Por­tal „MyFH“ nut­zen. All das funk­tio­niert über das Intra­net der Hoch­schu­le, von außen ist die FH zur­zeit nicht zu erreichen.

Angrif­fe auf Unter­neh­men oder Orga­ni­sa­tio­nen wie die FH sind kei­ne Sel­ten­heit. Ende ver­gan­ge­nen Jah­res mel­de­te das Bun­des­amt für Sicher­heit in der Infor­ma­ti­ons­tech­nik (BSI) eine erhöh­te Gefah­ren­la­ge für Deutsch­land. 2021 wur­den dem BSI 14,8 Mil­lio­nen Angrif­fe mit Schad­soft­ware gemel­det, im Jahr zuvor waren es gera­de ein­mal halb so viele.

Einen Grund für die stei­gen­de Zahl von Cyber­an­grif­fen sieht das BSI in der Coro­na­pan­de­mie. Denn dadurch, dass mehr Men­schen im Home­of­fice arbei­ten, hat sich auch der Daten­ver­kehr erhöht. Dazu kommt der Ukrai­ne-Krieg, der die Risi­ko­la­ge in Deutsch­land wei­ter ver­schärft. Der Digi­tal­ver­band Bit­kom rät Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen des­halb zu beson­de­rer Wach­sam­keit.

Es ist auch nicht das ers­te Mal, dass die FH ange­grif­fen wur­de. Anfang des Jah­res hat­ten Hacker:innen schon ein­mal ver­sucht, ins Netz­werk der Fach­hoch­schu­le ein­zu­drin­gen. Nur mit weni­ger Erfolg. Die Qua­li­tät und das Aus­maß hät­ten sich deut­lich von der jet­zi­gen Atta­cke unter­schie­den, sagt Liedt­ke. Aus die­sem Grund sei es jetzt zu dem radi­ka­len Schritt gekom­men, die FH vom Inter­net zu trennen.

#2 Wie sind die Hacker:innen vorgegangen?

Der Klas­si­ker unter den Angrif­fen ist der soge­nann­te Kryp­to­tro­ja­ner, erläu­tert Uwe Som­mer von der IT-Unter­neh­mens­be­ra­tung Net­con. Die Kri­mi­nel­len schleu­sen eine Schad­soft­ware in das Fir­men­netz­werk ein, die nach dem Ein­drin­gen Daten ver­schlüs­selt. Das kann durch einen Maus­klick pas­sie­ren, zum Bei­spiel wenn jemand einen Link oder einen Anhang aus einer selt­sa­men E-Mail öff­net. Der Tro­ja­ner kann aber auch unbe­merkt ins Sys­tem gelan­gen, sagt Som­mer. So oder so: Danach ver­lan­gen die Hacker:innen ein Löse­geld dafür, dass sie die Daten wie­der freigeben.

Das ist der FH aber nicht pas­siert. Sie schreibt auf der pro­vi­so­risch ein­ge­rich­te­ten Web­site meinefh.de, sie wer­de nicht erpresst oder auf­ge­for­dert, Löse­geld zu zah­len. Aller­dings: „Im Kern haben wir Gewiss­heit, dass unbe­kann­te Angreifer*innen Zugriff auf die zen­tra­le Benutzer*innenverwaltung der FH Müns­ter erlangt haben.“

Das ist die Stel­lung­nah­me, die ges­tern Abend ver­öf­fent­licht wur­de. Sie ist fast iden­tisch mit einer E-Mail, die die Ange­hö­ri­gen der FH am Frei­tag­abend erhal­ten haben. In der inter­nen E-Mail, die uns von Stu­die­ren­den wei­ter­ge­lei­tet wur­de und die auch auf einem sozia­len Netz­werk ein­seh­bar war, gibt die Fach­hoch­schu­le noch mehr Infor­ma­tio­nen zum Cyber­an­griff preis: Bei der Atta­cke konn­ten die Hacker:innen „die Zugangs­da­ten aller akti­ven FH-Benutzer*innen steh­len“, heißt es dort. Vor- und Nach­na­men, die per­sön­li­chen FH-E-Mail-Adres­sen und die Pass­wör­ter sind also im Besitz der Hacker:innen.

#3 Wie ist der Stand der Ermittlungen?

Kurz nach­dem die FH die Atta­cke bemerkt hat­te, stell­te sie Straf­an­zei­ge. Kommt es in Nord­rhein-West­fa­len zu sol­chen grö­ße­ren Hacks, lei­tet die Zen­tral- und Ansprech­stel­le Cyber­crime (ZAC) von der Staats­an­walt­schaft Köln die Ermitt­lun­gen. Die Poli­zei Müns­ter ermit­telt vor Ort, um alles Wei­te­re küm­mert sich die ZAC.

Staats­an­walt Chris­toph Heb­be­cker von der ZAC kann aus ermitt­lungs­tak­ti­schen Grün­den noch wenig Kon­kre­tes über den Hacker­an­griff in Müns­ter sagen. Der Anfangs­ver­dacht lau­te Aus­spä­hen von Daten, kön­ne sich aber um Com­pu­ter­spio­na­ge erwei­tern. Zur Erklä­rung: Von Com­pu­ter­spio­na­ge spricht man, wenn nicht nur will­kür­lich Zugangs­da­ten abge­fan­gen wer­den, son­dern ein kon­kre­tes Gerät und die dar­auf gespei­cher­ten Datei­en aus­ge­späht wer­den. Die­je­ni­gen, deren Daten gestoh­len wur­den, sei­en infor­miert, sagt Hebbecker.

Das ZAC unter­su­che zur­zeit unter ande­rem, was im Sys­tem der FH pas­siert sei, an wel­cher Stel­le die Hacker:innen ins Netz­werk gelangt sei­en und ob es Quer­ver­bin­dun­gen zu ande­ren Cyber­an­grif­fen gebe. Bei den Ermitt­lun­gen ergä­ben sich oft Ver­bin­dun­gen ins Aus­land, sagt Heb­be­cker. Ob die ZAC im Fall FH Müns­ter schon im Aus­land ermitt­le, sagt er nicht. Soll­te sie aber eine Spur fin­den, die ins Aus­land führt, wäre die ZAC auf die Zusam­men­ar­beit mit den dor­ti­gen Behör­den ange­wie­sen. Das funk­tio­nie­re mal bes­ser, mal schlechter.

Und eine Spur in ein ande­res Land bewei­se auch nicht, dass die Angreifer:innen auch von dort aus agie­ren, sagt Heb­be­cker. Die Hacker:innen könn­ten auch mit gefälsch­ten IP-Adres­sen eine fal­sche Fähr­te ins Aus­land legen. Fazit: „Oft­mals gelingt es uns in sol­chen Fäl­len nicht, am Ende des Ermitt­lungs­ver­fah­rens Beschul­dig­te zu iden­ti­fi­zie­ren“, sagt Chris­toph Hebbecker.

#4 Gibt es Cyberangriffe, die mit der Attacke auf die FH vergleichbar sind?

Ja. Die FH Müns­ter ist nicht die ers­te Bil­dungs­ein­rich­tung, auf die es Hacker:innen abge­se­hen haben. Der ers­te gro­ße Hack traf im Dezem­ber 2019 die Uni Gie­ßen. Wei­te­re Bei­spie­le: Zu Beginn der Coro­na­pan­de­mie ist die Ruhr-Uni Bochum gehackt wor­den, Mit­te 2021 wur­de die TU Ber­lin Opfer eines Cyber­an­griffs und erst vor Kur­zem hat es die Päd­ago­gi­sche Hoch­schu­le Frei­burg erwischt. Ob hin­ter den Angrif­fen ähn­li­che Moti­ve ste­cken, lässt sich nicht sagen.

Die Fol­gen der Angrif­fe waren für die ande­ren Hoch­schu­len gra­vie­rend und zei­gen, was noch auf die FH Müns­ter zukom­men könn­te. In Gie­ßen haben die Hacker:innen die Uni für meh­re­re Wochen lahm­ge­legt: Ende Dezem­ber 2019 atta­ckier­ten Unbe­kann­te die Uni, erst Ende März 2020 waren fast alle Berei­che der Hoch­schu­le wie­der online. Ins­ge­samt kos­te­te der Hack 1,7 Mil­lio­nen Euro. Allein eine Mil­li­on Euro ging für zusätz­li­che Per­so­nal­kos­ten drauf.

Auch die TU Ber­lin spür­te noch meh­re­re Wochen lang die Aus­wir­kun­gen des Angriffs. Vie­len Erst­se­mes­tern konn­te des­halb kei­ne Imma­tri­ku­la­ti­ons­be­schei­ni­gung aus­ge­stellt wer­den – die brau­chen Stu­die­ren­de aber zum Bei­spiel auf der Woh­nungs­su­che. Die FH Müns­ter teilt auf Nach­fra­ge mit, sie kön­ne ihren Stu­die­ren­den Beschei­ni­gun­gen aus­stel­len. Die dazu benö­tig­ten Daten sei­en bei der Cyber­at­ta­cke nicht ver­nich­tet worden.

Die Uni Müns­ter ist bis­her von der­art hef­ti­gen Cyber­at­ta­cken ver­schont geblie­ben. Angriffs­ver­su­che habe es aber durch­aus schon gege­ben, teilt Uni-Pres­se­spre­cher Nor­bert Robers mit. Die­se Atta­cken sei­en aber bis­her weni­ger gezielt gewe­sen und hät­ten sich auf auto­ma­ti­sier­te Scans beschränkt, mit denen die Hacker:innen Schwach­stel­len her­aus­fin­den wol­len. Erfolg­reich sei­en sie sehr sel­ten, bis­her sei­en nur ein­zel­ne Com­pu­ter gehackt worden.

#5 Hat die FH Münster eine Sicherheitslücke?

Das lässt sich nicht ein­deu­tig beant­wor­ten. Michel­le Liedt­ke von der FH-Pres­se­stel­le weist dar­auf hin, dass die Cyber­at­ta­cke früh­zei­tig erkannt wur­de. Das lie­ge dar­an, dass die Sicher­heits­sys­te­me fort­lau­fend über­prüft werden.

Der­zeit hat die Fach­hoch­schu­le eine Stel­le aus­ge­schrie­ben für eine:n IT-Sicherheitsbeauftragte:n. Könn­ten die Hacker:innen ein­fach aus­ge­nutzt haben, dass zu wenig Per­so­nal da war? Michel­le Liedt­ke ant­wor­tet, das IT-Sicher­heits­team sei gut besetzt, die FH wol­le nur die Abtei­lung noch wei­ter ausbauen.

Aus dem Angriff zu schlie­ßen, die FH habe ein chro­ni­sches Sicher­heits­pro­blem, wäre IT-Unter­neh­mens­be­ra­ter Uwe Som­mer zufol­ge ein Trug­schluss. Er sagt, die Cyber­si­cher­heit kön­ne man sich wie einen Gar­ten­zaun vor­stel­len. Der sei ja auch nie hoch genug, um Einbrecher:innen abzuhalten.

So ähn­lich for­mu­liert es auch Sebas­ti­an van Deel, Lei­ter des Bereichs Digi­ta­li­sie­rung bei der IHK Nord West­fa­len. Die IHK erstellt gera­de einen Report über die Cyber­si­cher­heit in ihrem Bezirk, der im Spät­som­mer ver­öf­fent­licht wer­den soll, berich­tet er mir in einem Tele­fo­nat. Kon­kre­te Zah­len will van Deel des­halb noch nicht nen­nen, bei der Unter­su­chung habe man bei vie­len Unter­neh­men aber „recht schnell vie­le Angriffs­flä­chen“ gefun­den. Angrif­fe auf Unter­neh­men in Müns­ter sei­en des­halb nicht unüb­lich, auch sol­che nicht, die mit dem Hack auf die FH ver­gleich­bar seien.

Dafür gibt es aber bun­des­wei­te Daten zu Cyber­an­grif­fen auf Unter­neh­men. Laut einer Stu­die des Digi­tal­ver­ban­des Bit­kom hat­te schon fast jedes Unter­neh­men mit Hacker:innen zu tun: Neun von zehn Fir­men wur­den bereits Opfer von Atta­cken aus dem Inter­net. Das ist teu­er: 2021 soll die Scha­dens­sum­me laut Bit­kom bei ins­ge­samt 223 Mil­li­ar­den Euro gele­gen haben. Daten­klau, Spio­na­ge und Sabo­ta­ge haben damit im ver­gan­ge­nen Jahr mehr als dop­pelt so viel Scha­den ange­rich­tet wie noch 2019. Jeder zehn­te Angriff habe das Fort­be­stehen des betrof­fe­nen Unter­neh­mens bedroht. Die Hacker:innen haben es also nicht nur auf gro­ße Kon­zer­ne und Insti­tu­tio­nen abge­se­hen. Auch klei­ne und mitt­le­re Unter­neh­men sowie Start-ups ste­hen zuneh­mend im Fokus der Kriminellen.

#6 Was bedeutet der Angriff für die Studierenden der FH Münster?

Michel­le Liedt­ke sagt, intern sei die FH arbeits­fä­hig. For­schung und Leh­re wür­den unver­än­dert wei­ter­lau­fen. Und man kön­ne die Bewer­bun­gen von Stu­di­en­in­ter­es­sier­ten bear­bei­ten, die schon ein­ge­gan­gen sind. Trotz­dem: Die 15.000 FH-Stu­die­ren­den trifft der IT-Angriff am emp­find­lichs­ten. Sie ste­hen kurz vor der Klau­su­ren­pha­se und coro­nabe­dingt soll­te ein Teil der Prü­fun­gen online statt­fin­den. Aber das geht ja gera­de nicht.

Statt­des­sen arbei­ten die ein­zel­nen Fach­be­rei­che der FH an Alter­na­ti­ven, heißt es auf der Web­site. Es kann dabei sein, dass ein Teil der Prü­fungs­ter­mi­ne in den Sep­tem­ber ver­scho­ben wird. Dar­über infor­mie­re das Prü­fungs­amt „auf dem alt­mo­di­schen, aber ver­läss­li­chen Weg des Aushangs.“

Ein Pro­blem dabei: Wer für die Klau­su­ren ler­nen und dazu bei­spiels­wei­se das Lern­por­tal Ili­as nut­zen will, muss zum Cam­pus. Von zu Hau­se aus sind die Sys­te­me der FH schließ­lich nicht mehr erreich­bar. Sonn­tags sind die FH-Gebäu­de jedoch geschlos­sen, und dabei wird es auch blei­ben, sagt Michel­le Liedt­ke von der Pres­se­stel­le. Am Sonn­tag ist also lern­frei, gezwungenermaßen.

Immer­hin: Die Stu­die­ren­den bekom­men kei­nen Fehl­ver­such ange­rech­net, wenn sie einen Prü­fungs­ter­min nicht wahr­neh­men. Sie wer­den zwar dar­um gebe­ten, sich per (inter­ner) E-Mail beim Prü­fungs­amt abzu­mel­den. Wenn sie das nicht tun, etwa weil sie vor der Prü­fung gar nicht in Müns­ter sind, hat das für sie aber kei­ne nega­ti­ven Folgen.

#7 Wie geht es weiter?

Auf ihrer pro­vi­so­ri­schen Web­site schreibt die FH Müns­ter, sie sei „zuver­sicht­lich“, die „IT-Pro­ble­me recht­zei­tig zu behe­ben“, damit sich Stu­di­en­in­ter­es­sier­te auf zulas­sungs­be­schränk­te Stu­di­en­gän­ge bewer­ben kön­nen. Die­se Frist endet schon am 15. Juli.

Damit die FH bis dahin wie­der online ist, sol­len zuerst alle Pass­wör­ter zurück­ge­setzt wer­den. Alle 17.000 FH-Ange­hö­ri­gen wer­den dazu per E-Mail und Post benach­rich­tigt. Danach soll die FH wie­der stu­fen­wei­se ins digi­ta­le Zeit­al­ter zurück­keh­ren. Einen Plan dazu arbei­ten FH-IT und -Lei­tung gera­de noch aus.

Trans­pa­renz­hin­weis: Ich ste­he in einer per­sön­li­chen Bezie­hung zu einer Mit­ar­bei­te­rin der FH Müns­ter. Sie war weder direkt noch indi­rekt an der Recher­che oder mei­nen Anfra­gen an die FH betei­ligt. (sfo)

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Corona-Update

+++ Wie sta­bil bleibt die Infra­struk­tur unse­rer Stadt, wenn sich immer mehr Men­schen mit dem Coro­na­vi­rus anste­cken und nicht arbei­ten kön­nen? Die Gewerk­schaft Ver­di schreibt in einer Pres­se­mit­tei­lung, an der Uni­kli­nik sei­en so vie­le Beschäf­tig­te erkrankt, dass Strei­ken­de immer häu­fi­ger ein­sprin­gen und den Streik unter­bre­chen müss­ten. Genaue Zah­len konn­te uns Gewerk­schafts­se­kre­tär Tho­mas Meiß­ner auf Anfra­ge aber nicht nen­nen. Anja Wen­gen­roth, die Pres­se­spre­che­rin der Uni­kli­nik, schreibt uns auf Anfra­ge, dass 300 Mit­ar­bei­ten­de in Iso­la­ti­on sei­en, mehr als dop­pelt so vie­le wie noch Anfang Juni. Die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung sei zwar aktu­ell eine erheb­li­che Her­aus­for­de­rung, aber Not­fäl­le wür­den immer noch voll­um­fäng­lich ver­sorgt, sagt Wen­gen­roth. Auch die Feu­er­wehr spürt die Aus­wir­kun­gen des Infek­ti­ons­ge­sche­hens: Dort kön­ne aktu­ell nur jeweils ein Lösch­fahr­zeug pro Ein­heit besetzt wer­den, sodass auch immer die angren­zen­de Lösch­ein­heit mit­al­ar­miert wird, schreibt die Stadt auf Nach­fra­ge. Die Situa­ti­on der Poli­zei in Müns­ter habe sich hin­ge­gen nicht ver­än­dert, sagt Pres­se­spre­che­rin Ange­la Lütt­mann. Hin und wie­der erkran­ke jemand, aber dank der Not­fall­plä­ne und ange­pass­ten Dienst­schicht­mo­del­le blei­be die Poli­zei ein­satz­fä­hig. (ast)

+++ Das Robert-Koch-Insti­tut mel­det für Müns­ter heu­te eine Inzi­denz von 936 Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 in den ver­gan­ge­nen sie­ben Tagen. Ins­ge­samt gel­ten heu­te 4.377 Men­schen aus Müns­ter als infi­ziert. Auf den Inten­siv­sta­tio­nen der müns­ter­schen Kran­ken­häu­ser wer­den laut Inten­siv­re­gis­ter inzwi­schen acht Covid-Patient:innen behan­delt, vier von ihnen müs­sen inva­siv beatmet wer­den. (cbu)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Der SC Preu­ßen Müns­ter kri­ti­siert, dass die Stadt die Bau­ab­schnit­te des Sta­di­on­um­baus unter Finan­zie­rungs­vor­be­hal­te stel­len will. (100ProzentMeinSCP)

+++ Die Stadt reißt einen Bereich des Bre­mer Plat­zes ab, der von Men­schen aus der soge­nann­ten Dro­gen­sze­ne genutzt wur­de. (WN)

+++ Laut AStA pro­fi­tie­ren nur weni­ge Stu­die­ren­de in Müns­ter von der beschlos­se­nen Bafög-Erhö­hung. (WN)

+++ Die neue App „Fair City Gui­de Müns­ter“ soll einen Über­blick über die nach­hal­ti­gen und fair gehan­del­ten Ange­bo­te in der Stadt bie­ten. (WN)

+++ Der Tier­be­frei­ungs­treff Müns­ter hat dage­gen demons­triert, dass im Zir­kus Charles Knie noch Tie­re auf­tre­ten. (Alles Müns­ter)

+++ 50 Men­schen haben am Sams­tag dafür demons­triert, dass Elek­tro­kleinst­fahr­zeu­ge wie Mono-Wheels und E-Skate­boards für den Ver­kehr zuge­las­sen wer­den. (WN)

+++ Der Rie­sen­spiel­platz mit Tür­men, Rut­schen, Seil­bahn und Matsch im Kin­der­bach­tal ist frei­ge­ge­ben. (Stadt Müns­ter mit Video)

Unbezahlte Werbung

Bei Sayf Kebab in der Aegi­di­i­stra­ße gibt es Döner vom Spieß – aber ganz ohne tie­ri­sche Bestand­tei­le. Das, was sich hier vor den Grill­stä­ben dreht, basiert auf Seit­an, also Wei­zen­ei­weiß. Auch sonst setzt Inha­ber Shirin Abdal ganz auf pflanz­li­chen Genuss, mit frit­tier­tem Gemü­se, Salat, haus­ge­mach­ten Soßen, Fal­a­feln und vega­nem Çiğ­köf­te. Des­we­gen wird der Name Sayf auch gespro­chen wie das eng­li­sche safe (sicher). Das soll hei­ßen: Der Döner hier ist lecker und sicher.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

+++ Der Stadt­sport­bund orga­ni­siert die­sen Som­mer schon zum vier­ten Mal „Sport im Park“: ein bun­tes Drau­ßen-Sport­pro­gramm, kos­ten­los und für alle offen. Das Ange­bot von Mor­gen-Yoga bis Wer­se-Pad­deln fin­den Sie hier oder in der App (Android/Apple).

+++ Eine beson­de­re Form von Yoga wird in den kom­men­den Som­mer­wo­chen immer am Mitt­woch­mor­gen am Wewerka Pavil­lon geübt: Lach-Yoga. Sie kön­nen ein­fach um 7:30 Uhr vor­bei­kom­men und für einen Bei­trag von 1 Euro schau­en, ob das so lus­tig ist, wie es klingt.

+++ Ihnen geht es dann hof­fent­lich nicht so wie Kath in der eng­li­schen Serie „After Life“. In der drit­ten und fina­len Staf­fel wird sie wegen zu schlech­ter Lau­ne aus dem Lach-Yoga-Kurs geschmis­sen. Wenn Sie einen etwas der­be­ren und manch­mal maka­bren Humor, Mut zur Lücke und nach­denk­li­che Momen­te mögen, möch­ten wir Ihnen die­se Serie von und mit Ricky Ger­vais ans Herz legen. Alle drei Staf­feln fin­den Sie bei Net­flix.

+++ Im bota­ni­schen Gar­ten gibt es ein Feri­en­pro­gramm für Schul­kin­der. Mal geht es um Insek­ten, mal um Zau­ber­pflan­zen, alle Infos fin­den Sie online. Anmel­dun­gen wer­den per E-Mail ent­ge­gen­ge­nom­men, jeweils 3 Euro müs­sen Sie für das Mate­ri­al einplanen.

Am Frei­tag schreibt Ihnen Con­stan­ze Busch. Ich wün­sche Ihnen eine schö­ne Woche.

Herz­li­che Grü­ße
Sebas­ti­an Fobbe

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch, Jan Gro­ße Nobis, Eva Streh­l­ke, Anto­nia Strot­mann
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann

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PS

Am Diens­tag­abend hat ein 49-Jäh­ri­ger in Müns­ter einen neu­en Rekord auf­ge­stellt: Der Mann war auf einem E-Scoo­ter unter­wegs und igno­rier­te eine rote Ampel. Das ist noch nicht so spek­ta­ku­lär, aber natür­lich ver­kehrs­wid­rig, und ein recht­schaf­fe­ner Motor­rad­fah­rer konn­te den Übel­tä­ter an der Mau­ritz­stra­ße stop­pen. Nach­dem die Poli­zei die Per­so­na­li­en des E-Scoo­ter-Fah­rers auf­ge­nom­men hat­te, dreh­te der um und fuhr über die nächst­bes­te rote Ampel. Die Fol­ge: zwei Anzei­gen, zwei Punk­te in Flens­burg, über 100 Euro Buß­geld, und das alles in nur knapp vier Minu­ten. Muss man erst­mal schaffen.