Tod von Malte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage | Kinderbetreuung wird teurer, auch in den Ferien | Hansafloß Münster

Müns­ter, 18. Novem­ber 2022

Guten Tag,

seit dem 2. Sep­tem­ber sitzt Nura­di A. in Unter­su­chungs­haft. Genau­so lan­ge schweigt der 20-Jäh­ri­ge zu den Vor­wür­fen, die gegen ihn erho­ben werden.

Nura­di A. hat­te nach dem Chris­to­pher-Street-Day in Müns­ter drei Per­so­nen que­er­feind­lich belei­digt. Mal­te C. bemerk­te die Beschimp­fun­gen und schritt ein, um sich schüt­zend vor die Teilnehmer:innen zu stel­len. Dar­auf­hin schlug Nura­di A. zwei­mal zu, traf Mal­te C. ins Gesicht. Mal­te C. stürz­te auf den Asphalt, erlitt ein Schä­del-Hirn-Trau­ma und ver­starb weni­ge Tage spä­ter im Kran­ken­haus an den Fol­gen des Angriffs.

Jetzt hat die Staats­an­walt­schaft Müns­ter Ankla­ge gegen Nura­di A. erho­ben. In der Pres­se­mit­tei­lung wird Nura­di A. als gewalt­be­reit und aggres­siv beschrie­ben. Er soll die CSD-Teilnehmer:innen als „les­bi­sche Huren“, „Scheiß-Les­ben“ und „Scheiß-Tran­sen“ beschimpft und ver­sucht haben, ihnen unter den Rock zu grei­fen. Ein Nein habe Nura­di A. nicht akzep­tiert. Er soll den drei Per­so­nen wei­ter gedroht haben: mit Schlä­gen und damit, ihre Fami­li­en umzu­brin­gen. Die Staats­an­walt­schaft geht außer­dem davon aus, dass Nura­di A. es bil­li­gend in Kauf genom­men haben soll, Mal­te C. schwer zu verletzen.

Der Angriff beim CSD Müns­ter war nicht die ers­te mut­maß­li­che Gewalt­tat, die Nura­di A. began­gen haben soll. Wie wir Anfang Sep­tem­ber berich­te­ten, lie­fen gegen ihn schon meh­re­re Ver­fah­ren wegen Kör­per­ver­let­zung. In einem Fall ist er auch ver­ur­teilt wor­den, aller­dings nicht zu einer Haftstrafe.

Ob Nura­di A. nun eine Gefäng­nis­stra­fe erwar­ten könn­te, geht aus der Pres­se­mit­tei­lung der Staats­an­walt­schaft nicht her­vor. Gegen ihn wur­de die­se Woche Ankla­ge „wegen des Vor­wurfs der Kör­per­ver­let­zung mit Todes­fol­ge sowie wegen Belei­di­gung in Tat­ein­heit mit Bedro­hung“ erho­ben. Lässt das Land­ge­richt Müns­ter die Ankla­ge­schrift zu, soll die Jugend­kam­mer über den Fall urteilen.

Gutachten bezweifelt queerfeindliches Motiv

Der Tod von Mal­te C. lös­te nicht nur in Müns­ter, son­dern bun­des­weit Fas­sungs­lo­sig­keit, Ent­set­zen und Bestür­zung aus. In meh­re­ren Städ­ten wur­den Mahn­wa­chen und Demons­tra­tio­nen gegen Que­er­feind­lich­keit abge­hal­ten. Auch die Bun­des­po­li­tik reagier­te: Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser (SPD), Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­rin Lisa Paus (Grü­ne) und der Que­er­be­auf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung Sven Leh­mann (Grü­ne) nah­men den Fall für die Ankün­di­gung zum Anlass, Maß­nah­men im Kampf gegen Que­er­feind­lich­keit zu ergrei­fen und que­er­feind­li­che Straf­ta­ten genau­er zu erfassen.

Nur: War der Angriff auf Mal­te C. eine que­er­feind­li­che Tat? Die­se Fra­ge stellt die Pres­se­mit­tei­lung der Staats­an­walt­schaft in den Raum. Um die Schuld­fä­hig­keit von Nura­di A. fest­zu­stel­len, hat eine Fach­ärz­tin für Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie ein vor­läu­fi­ges Gut­ach­ten erstellt. Gegen­über der Sach­ver­stän­di­gen hat sich Nura­di A. „nicht zu Ein­zel­hei­ten des ange­klag­ten Tat­ge­sche­hens geäu­ßert“. Offen­bar konn­te er ihr glaub­haft ver­mit­teln, dass sei­ne Tat „nicht ein­mal ansatz­wei­se Aus­druck einer feind­se­li­gen Hal­tung gegen­über Homo­se­xu­el­len“ ist.

Die Gut­ach­te­rin ver­mu­tet ande­re Moti­ve hin­ter dem Angriff: Die Tat sei viel­mehr „Aus­druck dis­so­zia­len Han­delns“ und Zei­chen einer „aggres­si­ven Gestimmt­heit sowie Gewalt­be­reit­schaft“, die sich auf „inner­psy­chi­sche Span­nun­gen“ und Alko­hol­kon­sum zurück­füh­ren lasse.

Wel­ches Motiv hin­ter der Atta­cke auf Mal­te C. steckt und wie es sich auf das Straf­maß für Nura­di A. aus­wirkt, wird das Gerichts­ver­fah­ren klä­ren. Bis das Ver­fah­ren beginnt, gilt Nura­di A. als Ange­schul­dig­ter. (sfo)

Kurz und Klein

+++ 6,57 Pro­zent der erwach­se­nen Münsteraner:innen sind über­schul­det. Das bedeu­tet, sie kön­nen mit ihren lau­fen­den Ein­nah­men ihre Schul­den eine Zeit lang oder auf Dau­er nicht til­gen. Das ver­öf­fent­licht die Wirt­schafts­aus­kunf­tei Cre­dit­re­form im dies­jäh­ri­gen Schuld­ner­at­las. Die Über­schul­dungs­quo­te in Müns­ter ist ver­gleichs­wei­se gering und hat sich von allen Städ­ten im letz­ten Jahr am stärks­ten ver­bes­sert. Doch wie kommt das, gera­de in Kri­sen­zei­ten? Die deutsch­land­wei­te Über­schul­dungs­quo­te von 8,48 Pro­zent ist seit 2018 rück­läu­fig, beson­ders dras­tisch aber sinkt sie seit Beginn der Coro­na­pan­de­mie. Die Kri­se hat vie­le Men­schen dazu bewegt, weni­ger Geld aus­zu­ge­ben, und staat­li­che Hilfs­pro­gram­me haben vie­le Verbraucher:innen geschützt. Die Cre­dit­re­form geht in den nächs­ten Mona­ten aber von einer Kehrt­wen­de aus. Grund dafür sei­en die Infla­ti­on und stark anstei­gen­de Ener­gie­prei­se, die erst zeit­ver­zö­gert bei den Haus­hal­ten ankom­men – dann aber mit Lang­zeit­wir­kung. Das beträ­fe dann vor allem Gering­ver­die­ner. (vpe)

+++ Fünf Mona­te nach sei­ner ers­ten Stel­lung­nah­me zur Miss­brauchs­stu­die hat Bischof Felix Genn heu­te wie­der eine Pres­se­mit­tei­lung zum The­ma ver­schickt. Dar­in erläu­tert er, wie die Kir­che mit der Auf­ar­bei­tung der Ver­bre­chen vor­an­kommt, die 183 katho­li­sche Geist­li­che an 610 Kin­dern, Jugend­li­chen und Erwach­se­nen began­gen haben (RUMS-Brie­fe vom 14. Juni und 17. Juni; die genann­ten Zah­len bil­den nur die bekann­ten Fäl­le ab). Wir beschäf­ti­gen uns dem­nächst aus­führ­lich damit, was in der Mit­tei­lung steht. Heu­te schon mal ein kur­zer Blick auf den letz­ten Absatz: „Es wäre gut, den Staat künf­tig stär­ker zu betei­li­gen und bei der Auf­ar­bei­tung mit in die Pflicht zu neh­men“, schreibt der Bischof da. Das for­dern auch Men­schen, die durch kirch­li­che Amts­trä­ger Miss­brauch erlit­ten haben. Die Kir­che kön­ne die Auf­klä­rung nicht allein leis­ten, sagen die Betrof­fe­nen – nicht zuletzt, weil weder ein­zel­ne Ver­ant­wort­li­che noch die Kir­che als Sys­tem das woll­ten und dar­an ein Inter­es­se hätten.

Um eine staat­li­che Betei­li­gung an der Auf­klä­rung ging es auch am Don­ners­tag­abend bei einem Gesprächs­abend zum sexu­el­len Miss­brauch, zu dem die Pfar­rei Lieb­frau­en-Über­was­ser ein­ge­la­den hat­te. Zu Gast war dort unter ande­rem Peter Frings, der als Inter­ven­ti­ons­be­auf­trag­ter des Bis­tums alle Vor­gän­ge rund um die Miss­brauchs­fäl­le koor­di­niert. Auch Frings sprach sich wäh­rend der Dis­kus­si­on für eine staat­li­che Betei­li­gung aus. Er tei­le die Auf­fas­sung, „dass die Kir­che die Auf­ar­bei­tung nicht allei­ne schaf­fen kann“. Das sei auch nicht sinn­voll. „Wenn ich mich selbst ope­rie­ren soll, höre ich auf, wenn es weh­tut“, sag­te Frings.

Der Bischof setzt in sei­ner Pres­se­mit­tei­lung heu­te einen ande­ren Fokus. Er zitiert Bischof Hel­mut Die­ser, den Miss­brauchs­be­auf­trag­ten der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz: „Es braucht gera­de hier eine höhe­re Glaub­wür­dig­keit der Kir­che, die dadurch erreicht wer­den kann, dass die Kir­che sich nicht nur eige­nen Regeln stellt (…)“. (cbu)

+++ Seit ges­tern steht die Weih­nachts­tan­ne vor der Lam­ber­ti­kir­che. Am Mon­tag hat Bür­ger­meis­te­rin Ange­la Stäh­ler die ehren­vol­le Auf­ga­be, die Lich­ter an dem rie­si­gen Christ­baum anzu­knip­sen. Aber Moment mal, Lich­ter, Fest­tags­be­leuch­tung, war da nicht was? Ach ja, die­ses Jahr lie­ber alles abschal­ten, um Ener­gie zu spa­ren. Dem IHK-Han­dels­aus­schuss berei­tet die­ser Gedan­ke aller­dings Sor­gen. Die Aus­schuss­mit­glie­der befürch­ten, dass nicht so vie­le Leu­te shop­pen gehen, wenn weni­ger Weih­nachts­de­ko leuch­tet. Der Han­del muss des­halb irgend­wie „eine aus­ge­wo­ge­ne Balan­ce zwi­schen Ener­gie­spa­ren und hei­me­li­ger Shop­ping-Atmo­sphä­re hin­be­kom­men“, damit die Leu­te in die Innen­städ­te kom­men, sag­te Aus­schuss­vor­sit­zen­der Chris­toph Ber­ger. Ganz auf Weih­nachts­märk­te oder ande­re Ver­an­stal­tun­gen ver­zich­ten, kom­me für die Mehr­heit der Mit­glie­der aber nicht in Fra­ge. Statt­des­sen müs­se man sen­si­bel mit dem The­ma umge­hen, wie beim Kon­zept von „Reck­ling­hau­sen leuch­tet“: Die Ver­an­stal­tung ist zum ers­ten Mal kli­ma­neu­tral, weil eine Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge den benö­tig­ten Strom (und 50 Pro­zent mehr) selbst pro­du­ziert, heißt es zumin­dest auf der Home­page. (ast)

+++ À pro­pos Ener­gie­spa­ren: In Müns­ter wird offen­bar ganz vor­bild­lich gespart. Vol­ler Stolz ver­kün­det die Stadt in einer Pres­se­mit­tei­lung, dass die Haus­hal­te und Unter­neh­men im Okto­ber 30 Pro­zent weni­ger Gas ver­braucht haben als im Vor­jahr. Sehr schön, füh­len Sie sich auf die Schul­ter geklopft, wei­ter so. (sfo)

+++ Vor unge­fähr einem Jahr sind die Vib­ro-Trucks durch Müns­ter gefah­ren, gro­ße Rüt­tel-LKW, die den Boden nach mög­li­chen Erd­wär­me-Quel­len unter­sucht haben (RUMS-Brief vom 30. Novem­ber 2021). Das Ergeb­nis: Mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit gibt es unter Müns­ter sol­che Quel­len, aus denen sich spä­ter Heiz­ener­gie gewin­nen lie­ße (RUMS-Brief vom 7. Okto­ber). Wo genau sich eine teu­re Pro­be­boh­rung lohnt, müs­sen die Vib­ro-Trucks aber in einer zwei­ten Rüt­tel­run­de her­aus­fin­den. In unge­fähr einem Jahr wer­den sie wie­der anrü­cken, um 3D-Bil­der von den viel­ver­spre­chends­ten Stel­len in der Stadt zu erstel­len, kün­di­gen die Stadt­wer­ke an. Dass das noch so lan­ge dau­ert, hat laut der Mit­tei­lung Natur­schutz­grün­de. (cbu)

+++ Und nun zum Wet­ter: Pas­send zum Beginn des Weih­nachts­mark­tes wird es rich­tig schön kalt. Am Wochen­en­de dro­hen vor­mit­tags sogar Minus­tem­pe­ra­tu­ren. Kalt, grau, reg­ne­risch – also alles wie immer in Müns­ter? Nicht ganz. Ver­gan­ge­ne Woche hat das Lan­des­amt für Umwelt, Natur und Ver­brau­cher­schutz den Kli­ma­at­las NRW frei­ge­schal­tet. Ein kur­zer Blick in die Daten zeigt: Das kal­te, graue, reg­ne­ri­sche Müns­ter ist doch nicht mehr als ein Vor­ur­teil. 2021 lag die Jah­res­mit­tel­tem­pe­ra­tur in Müns­ter bei 10,2 °C – und damit über dem Lan­des­schnitt von 9,8 °C. Und ins­ge­samt war es hier auch tro­cke­ner als in NRW. Die Jah­res­nie­der­schlags­men­ge liegt in NRW bei 842 mm, in Müns­ter bei nur 695 mm. (sfo)

+++ Die Poli­zei Müns­ter hat heu­te neue Erkennt­nis­se zum Lei­chen­fund in der aus­ge­brann­ten Die­sel­lok am Haupt­bahn­hof bekannt gege­ben: Die Ermitt­lun­gen schlie­ßen der­zeit aus, dass eine drit­te Per­son die Lok ent­zün­det haben soll. Die Brand­ur­sa­che und die Iden­ti­tät des Ver­stor­be­nen sind wei­ter­hin unklar. Vie­les deu­tet laut Poli­zei dar­auf­hin, dass es sich bei der Lei­che um einen obdach­lo­sen Mann gehan­delt hat. (sfo)

Wie es weiterging – mit der rechten Polizei-Chatgruppe

Ges­tern hat sich der Innen­aus­schuss im nord­rhein-west­fä­li­schen Land­tag mit den Ermitt­lun­gen gegen Poli­zei­be­am­te aus Müns­ter beschäf­tigt. Mit­te Juli mach­te die Poli­zei Müns­ter bekannt, dass gegen acht Poli­zis­ten Straf- und Dis­zi­pli­nar­ver­fah­ren lau­fen, die sich an einer rechts­ra­di­ka­len Chat­grup­pe betei­ligt haben sol­len (RUMS-Brief vom 15. Juli 2022).

Wie ges­tern bekannt wur­de, hat sich die Zahl der Ver­däch­ti­gen ver­dop­pelt. Lan­des­mi­nis­ter Her­bert Reul (CDU) schreibt in einem Bericht an den Innen­aus­schuss, dass die acht nacherfass­ten Chat­mit­glie­der in Müns­ter, Dort­mund und Stein­furt sowie am Lan­des­amt für Aus­bil­dung, Fort­bil­dung und Per­so­nal­an­ge­le­gen­hei­ten der Poli­zei NRW arbeiten.

Missbrauchsdarstellungen gefunden

Dass die Poli­zei Bie­le­feld nun gegen weit­aus mehr Beam­te ermit­telt, ist aber nicht die eigent­li­che Bri­sanz in Reuls Schrei­ben. Bis­her war bekannt, dass die Poli­zis­ten in den Chats ras­sis­ti­sche, sexis­ti­sche, por­no­gra­fi­sche und gewalt­ver­herr­li­chen­de Inhal­te aus­ge­tauscht haben. Wie ges­tern bekannt wur­de, wur­den in der Chat­grup­pe, die zwi­schen 2013 und 2018 exis­tier­te, auch Dar­stel­lun­gen von Kin­des­miss­brauch gefunden.

Wie der WDR berich­tet, soll es dabei um vier Bil­der und Vide­os gehen, die zwi­schen Novem­ber 2017 und Mai 2018 ver­schickt wur­den. Die Miss­brauchs­dar­stel­lun­gen sol­len die Chat­mit­glie­der nicht selbst erstellt haben, die Datei­en kur­sier­ten angeb­lich bereits im Inter­net. Vor­ge­wor­fen wird den Beam­ten nicht die Ver­brei­tung die­ser Inhal­te, son­dern allein der Besitz. Vide­os und Bil­der von Kin­des­miss­brauch zu besit­zen, ist strafbar.

Auf die Chat­grup­pe sind die Behör­den bei Ermitt­lun­gen in einem ande­ren Fall auf­merk­sam gewor­den. Ein Beam­ter hat­te rechts­ra­di­ka­les und gewalt­ver­herr­li­chen­des Mate­ri­al mit einem Bun­des­wehr­sol­da­ten aus­ge­tauscht. Weil die­ser Chat aller­dings pri­vat statt­fand, hat­te das kei­ne Kon­se­quen­zen. Über den Beam­ten sind die Ermittler:innen schließ­lich auf die Chat­grup­pe aus Müns­ter gesto­ßen. Sie­ben der acht Beschul­dig­ten, die zunächst bekannt wur­den, gehö­ren dem Son­der­ein­satz­kom­man­do Müns­ter an. (sfo)

Zahlen, bitte. 

Von einer Migra­ti­ons­vor­ge­schich­te spricht man bei Men­schen, die ent­we­der selbst oder deren Eltern oder Groß­el­tern eine Migra­ti­ons­er­fah­rung haben. In Müns­ter ist das knapp ein Vier­tel der Stadt­be­völ­ke­rung. Etwa die Hälf­te von ihnen besitzt wie­der­um nicht die deut­sche Staats­an­ge­hö­rig­keit. Bei­de Zah­len ent­spre­chen etwa dem Bundesdurchschnitt.
Quel­len: Inte­gra­ti­ons­mo­ni­to­ring Stadt Müns­ter, Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bildung


Ferienbetreuung kostet bald, Ganztag wird teurer 

Vor einem Jahr hat sich der Bun­des­tag geei­nigt: Ab August 2026 sol­len alle Erstklässler:innen ganz­tä­gig betreut wer­den kön­nen. Drei Jah­re spä­ter haben alle Schul­kin­der der Klas­sen­stu­fen 1 bis 4 dar­auf einen Rechtsanspruch.

Mit der stu­fen­wei­sen Ein­füh­rung die­ses Anspruchs will der Bund den Städ­ten und Gemein­den die nöti­ge Zeit geben, den Aus­bau der Ganz­tags­plät­ze vor­an­zu­brin­gen. 3,5 Mil­li­ar­den Euro ste­hen dafür bereit. Die Nach­fra­ge ist rie­sig: Schon jetzt wird bun­des­weit knapp die Hälf­te der Grund­schul­kin­der nach dem Unter­richt betreut. Der Bedarf ist nach Ein­schät­zung des Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­ri­ums sehr viel größer.

Die­ser Trend zeigt sich auch in Müns­ter. Das Pres­se­amt teilt uns auf Anfra­ge mit, dass allein im lau­fen­den Schul­jahr 7.300 von 10.000 Grund­schul­kin­dern Ganz­tags­an­ge­bo­te nut­zen. Seit ihrer Ein­füh­rung im Jahr 2003 wüch­sen die Grup­pen durch­schnitt­lich um zehn Pro­zent pro Jahr.

Für die Stadt bedeu­tet der Rechts­an­spruch vor allem eines: viel Arbeit. Sie muss nicht nur Betreu­ungs­plät­ze schaf­fen und Per­so­nal fin­den, son­dern das alles auch bezah­len. Mit der Fra­ge, wie das alles finan­ziert wer­den soll, beschäf­tigt sich ein vor Kur­zem ver­öf­fent­lich­ter Bericht. Er zeigt: Die Finan­zie­rungs­lü­cke wird immer grö­ßer – was im Umkehr­schluss für die Eltern heißt, sie müs­sen in Zukunft für die Ganz­tags­be­treu­ung mehr ausgeben.

Der offene Ganztag wird teurer

Aber alles der Rei­he nach. Schon jetzt ist der offe­ne Ganz­tag für die Stadt sehr teu­er. Die Betreu­ung finan­ziert sich zum einen über einen Zuschuss des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len, zum ande­ren über Bei­trä­ge, die Eltern jeden Monat zah­len. Durch sie nimmt die Stadt rund 14 Mil­lio­nen Euro ein.

Auf der ande­ren Sei­te ste­hen die Kos­ten für die Ganz­tags­be­treu­ung. Sie lie­gen bei fast 22 Mil­lio­nen Euro. Heißt also, die Stadt muss im Moment knapp 8 Mil­lio­nen Euro zuschie­ßen. 2018 und 2019 waren es noch jeweils 6 Mil­lio­nen Euro, 2020 (Kor­rek­tur­hin­weis: Hier stand vor­her 2019) schon rund 7,5 Mil­lio­nen Euro. Die Fra­ge ist: Wie kom­men die­se enor­men Lücken zustande?

Leon Herbst­mann, Rats­herr der Grü­nen und Vor­sit­zen­der des Fami­li­en­aus­schus­ses, sagt, der teu­ers­te Pos­ten im Ganz­tag sei das Per­so­nal. Müns­ter hat sich dafür einen eige­nen Qua­li­täts­stan­dard gesetzt: Anders als in ande­ren Städ­ten sol­len hier nur päd­ago­gi­sche Fach­kräf­te wie Erzieher:innen oder Sozialarbeiter:innen die Grup­pen­lei­tung über­neh­men. An den Schu­len gibt es außer­dem Koor­di­nie­rungs­stel­len, die den offe­nen Ganz­tag zusam­men mit den Schu­len orga­ni­sie­ren. Und je mehr Eltern ihre Kin­der für die Ganz­tags­be­treu­ung anmel­den, des­to mehr Stel­len muss die Stadt schaf­fen. Dazu kom­men noch klei­ne­re Pos­ten, sagt Herbst­mann. Zum Bei­spiel für För­der­an­ge­bo­te oder Sachmittel.

Das Pro­blem ist: Je mehr Betreu­ungs­grup­pen ein­ge­rich­tet wer­den, des­to teu­rer wird der Ganz­tag für die Stadt. Das Land will außer­dem mit einem eige­nen Gesetz die Qua­li­tät des Ganz­tags regeln, etwa mit Min­dest­stan­dards für Betreu­ungs­kräf­te oder ein bedarfs­ge­rech­tes Ange­bot in der Feri­en­be­treu­ung. Und das Gesetz soll die Fra­ge beant­wor­ten, wer für wel­chen Teil der Finan­zie­rung ver­ant­wort­lich ist. „Inwie­weit und in wel­chem Umfang die­ses Aus­füh­rungs­ge­setz das kom­mu­na­le Defi­zit aus­glei­chen kann, bleibt abzu­war­ten“, heißt es diplo­ma­tisch for­mu­liert in der Berichtsvorlage.

Die Eltern wollen für Qualität zahlen

Fest steht aber schon jetzt: Für Eltern wird es teu­rer. Und das ist auf den ers­ten Blick ärger­lich. „Bei den Eltern kommt die Nach­richt an: Alles wird teu­rer und jetzt steigt auch die Stadt auf den Teue­rungs­zug auf“, sagt Mar­kus Sawi­cki von der Stadt­el­tern­schaft Müns­ter.

Die Stadt habe den Grund für die stei­gen­den Bei­trä­ge aber in einem Gespräch mit der Stadt­el­tern­schaft erläu­tert: Die Gebüh­ren für den offe­nen Ganz­tag sei­en in den ver­gan­ge­nen Jah­ren coro­nabe­dingt nicht erhöht wor­den, sagt Sawi­cki. Und das sol­le jetzt nach­ge­holt werden. 

Aber um wie viel Geld geht es eigent­lich? Die Kos­ten für den offe­nen Ganz­tag sind in Müns­ter nach Ein­kom­men gestaf­felt. In der Spit­ze zah­len die Eltern zur­zeit 185 Euro pro Monat bei einem Jah­res­ein­kom­men über 75.000 Euro brut­to. Die­ser Höchst­satz soll nun stei­gen auf 221 Euro, aber erst ab einem höhe­ren Jah­res­ge­halt von 150.000 Euro. So steht es zumin­dest in dem Bericht der Stadt. Das Pres­se­amt schreibt uns aber, die neue Eltern­bei­trags­ta­bel­le sei noch nicht beschlossen.

Die Ferienbetreuung kostet bald

Nicht nur der offe­ne Ganz­tag wird teu­rer. Auch die Feri­en­be­treu­ung soll dem­nächst etwas kos­ten; bis­her muss­ten die Fami­li­en dafür noch nichts zah­len. Die Stadt will bald von den Eltern für die sechs­wö­chi­ge (ab 2026 acht­wö­chi­ge) Betreu­ung in den Feri­en einen Zuschlag in Höhe von 15 Pro­zent ver­lan­gen. Den Spit­zen­bei­trag wür­de das um 33 Euro erhö­hen. Wer mehr als 150.000 Euro brut­to im Jahr ver­dient, müss­te dann jeden Monat 254 Euro zah­len, um einen Betreu­ungs­platz im offe­nen Ganz­tag und in den Feri­en sicher zu haben.

Das ist aber noch nicht alles. Die Eltern konn­ten bis­her auch frei wäh­len, wann und wo sie ihre Kin­der betreu­en las­sen wol­len. Mit die­ser Fle­xi­bi­li­tät soll aber Schluss sein: Die Betreu­ung soll jetzt auch ver­bind­lich an den Schul­stand­or­ten der Kin­der statt­fin­den. War­um das Ganze?

Rats­herr Leon Herbst­mann sagt, dass die Feri­en­be­treu­ung ver­bind­lich gemacht wer­den soll. Vie­le Eltern hät­ten ihre Kin­der kurz­fris­tig von der Feri­en­be­treu­ung abge­mel­det, laut Berichts­vor­la­ge habe unge­fähr die Hälf­te die Betreu­ung kurz­fris­tig stor­niert. Für die Stadt macht das die Feri­en­be­treu­ung schwer plan­bar. Die Betreu­ung über­neh­men freie Sozi­al­trä­ger für die Stadt. Sie müs­sen dafür Per­so­nal und Räu­me auf­trei­ben – die­ser Auf­wand lohnt schlicht nicht, wenn die Eltern die Feri­en­be­treu­ung dann ein­fach doch nicht beanspruchen.

Was für die Stadt die Plan­bar­keit in den Feri­en erleich­tert, erschwert aller­dings die Urlaubs­pla­nung für die Eltern. Mar­kus Sawi­cki sagt, es sei grund­sätz­lich in Ord­nung, dass die Feri­en­be­treu­ung etwas kos­ten soll, denn die über­neh­me geschul­tes Per­so­nal, das die Kin­der ken­nen. Ein Pro­blem sei aber, dass die Stadt die Zeit­räu­me vor­gibt: Die Feri­en­be­treu­ung soll künf­tig immer in der ers­ten Herbst- und Oster­fe­ri­en­wo­che sowie in den ers­ten vier Som­mer­fe­ri­en­wo­chen statt­fin­den. In die­sem Jahr war das schon ein­mal so, sozu­sa­gen als Auf­takt der ver­bind­li­chen Ferienbetreuung.

Heißt also in Zukunft: „Ganz Müns­ter macht in den letz­ten bei­den Som­mer­fe­ri­en­wo­chen Urlaub“, sagt Sawi­cki. Die Fami­li­en müss­ten also weit im Vor­aus pla­nen. Sawi­cki wünscht sich des­halb ein Ent­ge­gen­kom­men von der Stadt. Er wür­de es begrü­ßen, wenn die Schu­len sich in den Feri­en mit der Betreu­ung abwech­seln, um den Fami­li­en ein biss­chen mehr Wahl­frei­heit zu ermöglichen.

Vieles ist noch ungeklärt

Das hat auch einen Grund. Denn bis­her ist eine Fra­ge unge­klärt: Was ist mit kin­der­rei­chen Fami­li­en oder Allein­er­zie­hen­den, die nur ein gerin­ges Ein­kom­men bezie­hen? Sie sind in vie­len Fäl­len auf die Feri­en­be­treu­ung ange­wie­sen. Mar­kus Sawi­cki sagt, er ken­ne Eltern, die ihr Kind vom offe­nen Ganz­tag abmel­den wür­den, wenn die Feri­en­be­treu­ung zu unprak­tisch werde.

Und dann stellt sich für Sawi­cki noch eine Grund­satz­fra­ge: Was pas­siert eigent­lich, wenn die Eltern jeden Monat für einen Betreu­ungs­platz zah­len, ihn aber dann doch nicht brau­chen? Wird ihnen das Geld zurückerstattet?

Die Stadt ant­wor­tet uns, in Sachen Eltern­bei­trä­ge sei das letz­te Wort noch nicht gefal­len. Sie ver­weist erneut auf die zahl­rei­chen Abmel­dun­gen in der Ver­gan­gen­heit. Mit jeder Anmel­dung zur Feri­en­be­treu­ung ent­ste­hen Kos­ten – für Aus­flü­ge, Räu­me oder Ange­bo­te. Die­se Kos­ten blei­ben auch dann bestehen, wenn ein Kind wie­der kurz­fris­tig abge­mel­det wird. Eines steht daher schon fest: „Eine kos­ten­freie Stor­nie­rung soll­te daher aus Sicht der Ver­wal­tung künf­tig nicht mehr mög­lich sein“, schreibt uns das Pres­se­amt. Über die Details muss die Poli­tik noch ent­schei­den. (sfo)

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Korrekturen

+++ Im RUMS-Brief am Diens­tag haben wir in der unbe­zahl­ten Wer­bung geschrie­ben, das Babel am Han­sa­ring böte einen Mit­tags­tisch an. Rich­tig ist, man kann dort zu Abend essen. Es wird mitt­ler­wei­le schon früh dun­kel, da kann man mit den Tages­zei­ten durch­ein­an­der­kom­men. (sfo)

+++ Und eine Ergän­zung: Im RUMS-Brief am Diens­tag ging es auch um den städ­ti­schen Haus­halt und den Neu­bau des Preu­ßen-Sta­di­ons. Das Rat­haus­bünd­nis hat sich dar­auf geei­nigt, 60 Mil­lio­nen Euro für das Sta­di­on bereit­stel­len, 20 Mil­lio­nen mehr als bis­lang geplant. Aus dem Bünd­nis sind wir dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den, dass die Kos­ten für Abbruch und Ent­sor­gung der alten Tri­bü­nen von etwa 5 Mil­lio­nen Euro in die­sen 60 Mil­lio­nen ent­hal­ten sein sol­len. In den bis­her ver­an­schlag­ten 40 Mil­lio­nen Euro war das nicht so. Das bedeu­tet: Das rei­ne Sta­di­on kos­tet den Pla­nun­gen nach knapp 54 Mil­lio­nen Euro. Kom­men die Abbruch­kos­ten dazu, bleibt nicht viel Spiel­raum, bis die ver­ein­bar­ten 60 Mil­lio­nen erreicht sind. Und noch etwas: Die Spar­va­ri­an­te ohne Nord­tri­bü­ne (Gegen­ge­ra­de) sähe nicht nur spar­sam aus, wie wir schrie­ben, sie hät­te auch einen noch gra­vie­ren­de­ren Man­gel: Die dort geplan­ten Logen sind laut dem Ver­ein nötig, um das Sta­di­on zu refi­nan­zie­ren. Das hat­ten wir schon mehr­fach geschrie­ben, dies­mal haben wir es unter­schla­gen. (rhe)

Corona-Update

+++ Die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on emp­fiehlt seit ges­tern die Coro­naschutz­imp­fung für vor­er­krank­te Kin­der ab 6 Mona­ten. Auch Früh­ge­bo­re­ne unter zwei Jah­ren soll­ten gegen Covid-19 geimpft wer­den. Sonst bleibt in Sachen Kin­der­imp­fung alles beim Alten: Die Sti­ko emp­fiehlt wei­ter­hin nur für vor­er­krank­te Kin­der bis elf Jah­ren die Schutz­imp­fung. Auf Wunsch der Eltern und nach ärzt­li­cher Abspra­che kön­nen auch gesun­de Kin­der geimpft wer­den. Impf­ter­mi­ne gibt’s bis Ende des Jah­res hier. (sfo)

+++ Kom­men wir zur zwei­ten Ser­vice­mel­dung: Noch bis zum 31. März 2023 kön­nen Sie sich am Tele­fon krank­schrei­ben las­sen. Ende Novem­ber wäre die­se Rege­lung eigent­lich aus­ge­lau­fen. Wegen der Grip­pe- und Coro­na­sai­son wur­de die tele­fo­ni­sche Krank­schrei­bung aber für den Win­ter ver­län­gert. (sfo)

+++ Das Infek­ti­ons­ge­sche­hen ist in Müns­ter wei­ter rück­läu­fig: Heu­te mel­det die Stadt 153 posi­ti­ve PCR-Tests. Damit gel­ten 1.399 Men­schen als nach­weis­lich mit dem Coro­na­vi­rus infi­ziert. Die Inzi­denz liegt bei 269 posi­ti­ven PCR-Tests pro 100.000 Einwohner:innen in den ver­gan­ge­nen sie­ben Tagen. Fünf Infi­zier­te lie­gen auf der Inten­siv­sta­ti­on, drei von ihnen müs­sen inva­siv beatmet wer­den. (sfo)

+++ Zum Schluss eine gute Nach­richt: Seit Anfang Novem­ber hat die Stadt kei­nen neu­en Todes­fall im Zusam­men­hang mit Covid-19 gemel­det. Bis­her sind in Müns­ter 238 Men­schen an oder mit Covid-19 gestor­ben. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Ob an der Fried­rich-Ebert-Stra­ße eine Welt­kriegs­bom­be liegt, wird sich wohl erst in zwei Wochen her­aus­stel­len. (Stadt­net­ze)

+++ Die Sanie­rung des Ser­va­tii­plat­zes geht mit einer neu­en Bau­fir­ma wei­ter. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Poli­zei und das Ord­nungs­amt wol­len in der Innen­stadt eine gemein­sa­me Wache ein­rich­ten, mög­li­cher­wei­se im Stadt­haus 1. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Der Kul­tur­aus­schuss hat beschlos­sen, dass es im nächs­ten Jahr in Müns­ter ein Kon­zept zur Musik­för­de­rung geben soll. (Grü­ne Müns­ter)

+++ Die CDU möch­te, dass vom Ham­bur­ger Tun­nel aus nicht nur Auf­zü­ge zu den Glei­sen füh­ren, son­dern auch Trep­pen. (CDU-Frak­ti­on)

+++ Die Stadt soll die Paten­schaft für ein Schiff über­neh­men, das im Mit­tel­meer Geflüch­te­te in See­not ret­tet. (Volt Müns­ter auf Insta­gram)

+++ Das genos­sen­schaft­li­che Wohn­pro­jekt „Grü­ner Wei­ler“ ist mit dem Umwelt­preis der Stadt Müns­ter aus­ge­zeich­net wor­den. (Stadt Müns­ter)

+++ EIL +++ In Müns­ter steht jetzt eine Park­bank aus Ensche­de. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Stadt­wer­ke tes­ten ein neu­es Bezahl­sys­tem, das es mög­lich macht, Tickets mit der EC-Kar­te, Kre­dit­kar­te oder dem Smart­phone zu bezah­len. (Stadt­wer­ke Müns­ter)

+++ Nach fast zwei Jah­ren Sanie­rung ist das Glo­cken­spiel im Stadt­haus­turm wie­der zu hören, am 17. Novem­ber beson­ders lang in einem gan­zen Kon­zert. (Stadt Müns­ter)

+++ Das Hand­werk in der Regi­on macht sich Sor­gen um Auf­trä­ge und stei­gen­de Prei­se. (Hand­werks­kam­mer Müns­ter)

+++ Die Stadt sperrt die Durch­fahrt von der Ham­mer Stra­ße zur Fried­rich-Ebert-Stra­ße über den Müns­ter­mann­weg, weil dort vie­le Unfäl­le pas­sie­ren. (Stadt Müns­ter)

+++ Ein Glas­fa­ser­an­schluss spart laut einer neu­en Stu­die offen­bar nicht nur Zeit, son­dern auch Ener­gie. (Stadt­wer­ke Müns­ter)

Unbezahlte Werbung

Auf der einen Hafen­sei­te gibt eine alter­na­ti­ve Kul­tur­sze­ne, auf der ande­ren vie­le teu­re Restau­rants. Zu vie­le, fin­den die Ehren­amt­li­chen der Initia­ti­ve Han­sa­floß Müns­ter. Daher habe sie sich ent­schie­den, einen alter­na­ti­ven Raum zu bau­en. So ent­stand ein 40 Qua­drat­me­ter gro­ßes Floß, das eine Büh­ne wer­den soll, ein Ver­an­stal­tungs­raum, ein Ort für Begeg­nung und Wei­ter­bil­dung, ganz ohne kom­mer­zi­el­le Absich­ten. Die Vier­te­l­in­itia­ti­ve Han­sa­fo­rum und NRW-Kul­tur­mi­nis­te­ri­um för­dern das Pro­jekt. Wenn Sie mehr über das über das Han­sa­floß erfah­ren möch­ten, schau­en Sie doch am Sonn­tag vor­bei. Um 12:30 Uhr beginnt ein ein­stün­di­ger Spa­zier­gang durch’s Vier­tel. Treff­punkt: Schil­ler­stra­ße 30.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Eva Streh­l­ke hat sich heu­te umge­se­hen, was alles in der Stadt los ist. Das sind ihre Empfehlungen:

+++ Am Mon­tag zeigt der Film­club Müns­ter im Schloß­thea­ter zwei Fil­me rund um das The­ma Mas­sen­tier­hal­tung und Kurz­ar­beit. Im Haupt­pro­gramm läuft Regeln am Lau­fen­den Band, bei hoher Geschwin­dig­keit von Yulia Loks­hi­na, davor der Kurz­film Fleisch der Bil­ler­be­cker Fil­me­ma­che­rin Susan­na Wüst­neck. Mehr Infos zum Pro­gramm des Film­clubs gibt es hier, Tickets für die Vor­stel­lung hier.

+++ Ein Bild sagt mehr als tau­send Wor­te – das ist das Mot­to der Insze­nie­rung The Big Pic­tu­re, die das Stadt­en­sem­ble Mitt­woch um 17 Uhr in der Zweig­stel­le der Stadt­bi­blio­thek in der Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt an der Gar­ten­stra­ße zeigt. Es geht um Geschich­ten von gro­ßen Iko­nen und unbe­kann­ten Held:innen, um Selbst­er­mäch­ti­gung und Zivil­cou­ra­ge. Nach der Auf­füh­rung kön­nen Sie mit Darsteller:innen und Insas­sen der JVA ins Gespräch kom­men. Anmel­dung per Mail. Für RUMS-Leser:innen gilt ein Son­der­preis von 6 Euro.

+++ Das Tanz-Ensem­ble Body­talk und das Pum­pen­haus ver­an­stal­ten vom 23. Novem­ber bis zum 3. Dezem­ber 2022 das Tanz­thea­ter-Fes­ti­val umPo­len. In den Pro­duk­tio­nen geht es um den Zustand der pol­ni­schen Gesell­schaft und per­sön­li­che Geschich­ten. Das Pro­gramm fin­den Sie hier, dort gibt es auch Tickets.

+++ Bei der Fahr­rad­de­mo der Bewe­gung Kidi­cal-Mass am 26. Novem­ber wird es vor­weih­nacht­lich. Um 16 Uhr geht es los. Am Zwi­schen­stopp um 17 Uhr am Hafen­platz kann man dazu­sto­ßen. Von dort sind es noch fünf Kilo­me­ter bis zum Ziel am Dom­platz. Alle Mit­fah­ren­den wer­den gebe­ten, ihre Fahr­rä­der mit Licht zu schmü­cken und so hell erleuch­tet und gut sicht­bar für siche­re Mobi­li­tät zu demonstrieren.

Dann noch eine TV-Emp­feh­lung von Ralf Heimann:

+++ Heu­te Abend um 20.15 Uhr läuft auf „ZDF info“ die vier­tei­li­ge Doku­men­ta­ti­on „Die Kin­der von Lüg­de“ (ers­ter, zwei­ter, drit­ter und vier­ter Teil) zum Miss­brauchs­kom­plex dort, der vie­le Par­al­le­len zu den Fäl­len in Müns­ter hat. Auch die Ergeb­nis­se der Unter­su­chun­gen lie­ßen sich in Bezug zu den Miss­brauchs­fäl­len in Müns­ter set­zen, schreibt die Grü­nen-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Doro­thea Dep­per­mann in einer Pres­se­mit­tei­lung dazu. Den Zwi­schen­be­richt zu den Unter­su­chun­gen fin­den Sie hier. Über die Doku­men­ta­ti­on schreibt die FAZ: „Es ist wich­tig, dass Medi­en den Blick der Öffent­lich­keit auf das The­ma Kin­des­miss­brauch len­ken. Die Doku-Rei­he ist – trotz klei­ner Unzu­läng­lich­kei­ten – ein he­rausragender Bei­trag dazu.“

Zum Schluss noch ein Tipp von mir:

+++ Seit Sams­tag hat in der Volks­bank an der Voß­gas­se (gegen­über vom Thea­ter) das Kin­der-Jugend-Kul­tur­haus Pop-up geöff­net. Dort kön­nen Kin­der tan­zen, musi­zie­ren und Thea­ter spie­len, Graf­fi­tis sprü­hen, malen und foto­gra­fie­ren, unter der Anlei­tung von ins­ge­samt 60 Kul­tur­schaf­fen­den, vor allem aus Müns­ter. Das Beson­de­re: Der Ein­tritt ist frei und für die meis­ten Ange­bo­te muss man sich nicht mal anmel­den. Man muss sich aller­dings beei­len. Das Kin­der-Jugend-Kul­tur­haus öff­net am Sonn­tag zum letz­ten Mal. Also, letz­te Chan­ce: Am Sams­tag und Sonn­tag gibt es noch 13 Ver­an­stal­tun­gen und Work­shops, was genau, ist hier zu fin­den.

Am Sonn­tag gibt es lei­der kei­ne Kolum­ne. Dafür schreibt Ihnen am Diens­tag wie­der Ralf Heimann. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochenende.

Herz­li­che Grü­ße
Sebas­ti­an Fobbe

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch (cbu), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Vik­to­ria Pehl­ke (vpe), Eva Streh­l­ke (est), Anto­nia Strot­mann (ast)
Lek­to­rat: Mela­nie Kelter

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PS

2020 leb­ten 800 Woh­nungs­lo­se in Müns­ter. Ein Jahr spä­ter zähl­te die Stadt 1.200 Woh­nungs­lo­se. Die­ses Jahr sind es nach offi­zi­el­len Zah­len 1.600. Die­se erschre­cken­den Zah­len zei­gen, wie groß die Woh­nungs­not in Müns­ter ist. Ein Pro­blem, das auch den Con­tent Crea­tor Dani­el Schle­mer­mey­er bewegt. Er will hin­hö­ren statt weg­schau­en und hat dazu mit Dave, Hei­ko, Bian­ca, Kevin und Mar­ti­na gespro­chen. Die fünf sind sehr unter­schied­li­che Per­sön­lich­kei­ten, doch ihnen allen ist eine Sache gemein: Irgend­wann sind sie in Müns­ter auf der Stra­ße gelan­det. Aus den Gesprä­chen ist ein berüh­ren­der Pod­cast ent­stan­den, in dem die Woh­nungs­lo­sen ihre Geschich­ten erzäh­len. In den Fol­gen geht es dabei nicht nur um das har­te Leben auf der Stra­ße, son­dern auch um Zusam­men­halt, Lebens­träu­me und Kind­heits­er­in­ne­run­gen. Den fünf­tei­li­gen Pod­cast Hin­hö­ren statt Weg­schau­en fin­den Sie über­all dort, wo es Pod­casts zu hören gibt.

PPS

Auf dem Weih­nachts­markt am Har­se­win­kel­platz ist in die­sem Jahr das Kla­vier­haus Gott­sch­ling zu Gast, das in Müns­ter das Pro­jekt Open Pia­no for Refu­gees unter­stützt. Dabei stel­len Men­schen oder eben Kla­vier­häu­ser Kla­vier­flü­gel in den öffent­li­chen Raum, auf dem dann alle spie­len dür­fen. Ein Kla­vier haben sie jetzt auf dem Weih­nachts­markt, schreibt Ver­an­stal­ter Wolf­gang Nie­tan. Feh­len noch Men­schen, die Lust haben, an ver­schie­de­nen Aben­den oder tags­über auf dem Kla­vier zu spie­len. Es gibt Glüh­wein. Man kann einen Hut auf­stel­len, und wenn zu wenig dabei her­um­kommt, dann fül­len die Ver­an­stal­ter den Hut noch etwas auf, schreibt Nie­tan. Haben Sie Lust, dann schrei­ben Sie uns eine E-Mail. Wir lei­ten sie an Wolf­gang Nie­tan weiter.