99 Sozialwohnungen: Stadt verfehlt eigenes Ziel | Die Uni Münster heißt bald Uni Münster | Schutz vor häuslicher Gewalt: Wer hilft den Männern?

Müns­ter, 27. Janu­ar 2023

Guten Tag,

ges­tern hat die Stadt Müns­ter eine Pres­se­mit­tei­lung mit dem Titel „Sozia­le Wohn­raum­för­de­rung kommt wie­der in Schwung“ ver­schickt. Das lässt hof­fen. Wenn man die Pres­se­mel­dung aber ganz liest, ver­steht man erst, was die Über­schrift in Wirk­lich­keit bedeu­tet. Sie ist ein ele­gant for­mu­lier­tes Ein­ge­ständ­nis für: „Im ver­gan­ge­nen Jahr lief’s so rich­tig schlecht.“

Im Jahr 2014 hat der Rat beschlos­sen, jedes Jahr den Bau oder die Sanie­rung von 300 sozi­al geför­der­ten Woh­nun­gen umzu­set­zen. Die Stadt selbst baut kei­ne neu­en Sozi­al­woh­nun­gen, sie för­dert den Bau nur. 2022 hat die Stadt laut Pres­se­mel­dung ihr selbst­ge­steck­tes Ziel aber ein­deu­tig ver­fehlt: Im ver­gan­ge­nen Jahr sind 99 Woh­nun­gen und fünf Häu­ser sozi­al geför­dert wor­den. Der Groß­teil davon sind Sanie­run­gen. Nur 47 Woh­nun­gen sind neu gebaut worden.

Das ist weit weni­ger als die Zah­len an neu­en Sozi­al­woh­nun­gen, die uns die Stadt bis­her mit­ge­teilt hat. Bis­her war immer die Rede von 200 Sozi­al­woh­nun­gen, die 2022 hät­ten ent­ste­hen sol­len. Jetzt schreibt uns das Pres­se­amt, dass so vie­le Woh­nun­gen nur „in Prü­fung“ waren. Den übri­gen Teil, der im ver­gan­ge­nen Jahr nicht fer­tig gebaut wur­de, wol­le man 2023 anpacken.

In den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren hat Müns­ter die eige­ne Quo­te an neu­en Sozi­al­woh­nun­gen immer erfüllt oder über­trof­fen. Was aber nicht bedeu­tet, dass sich dadurch jedes Jahr der Bestand an bezahl­ba­rem Wohn­raum erhöht hat. Die staat­li­che För­de­rung für Sozi­al­woh­nun­gen ist näm­lich zeit­lich begrenzt; jedes Jahr ver­lie­ren eini­ge Woh­nun­gen ihre Sozi­al­bin­dung. Ein Bei­spiel: 2020 sind 505 neue Sozi­al­woh­nun­gen in Müns­ter ent­stan­den, trotz­dem ist die Zahl der Sozi­al­woh­nun­gen in Müns­ter ins­ge­samt geschrumpft. Wie vie­le Woh­nun­gen im ver­gan­ge­nen Jahr ihre Sozi­al­bin­dung ver­lo­ren haben, steht erst Ende März fest.

Die Stadt schreibt, Schuld am Ein­bruch der sozia­len Wohn­raum­för­de­rung hät­ten die stei­gen­den Kos­ten und Zin­sen fürs Bau­en sowie die chro­ni­sche Per­so­nal- und Mate­ri­al­knapp­heit. Laut Pres­se­mel­dung habe die Stadt in die­sem Jahr zwar „ein grö­ße­res Vor­ha­ben mit rund 140 Wohn­ein­hei­ten“ und För­der­an­trä­ge für das Bau­ge­biet Mold­rickx in Aus­sicht, aller­dings sei­en unter den der­zei­ti­gen Bedin­gun­gen „die geplan­ten Vor­ha­ben nur noch schwer zu kalkulieren“.

Wohnen wie in Wien

Kei­ne guten Aus­sich­ten. Aber muss das so sein? Dazu ein Orts­wech­sel nach Wien. Die Stadt gilt seit Lan­gem als leuch­ten­des Vor­bild für den sozia­len Wohn­bau. Sechs von zehn Wiener:innen leben in sozi­al geför­der­ten Woh­nun­gen. Die städ­ti­sche Immo­bi­li­en­ge­sell­schaft „Wie­ner Woh­nen“ ver­wal­tet allein mehr als 200.000 Woh­nun­gen in Öster­reichs Haupt­stadt. Alle Mieter:innen zah­len die­sel­be Mie­te, das sind schlap­pe 5,80 Euro pro Quadratmeter.

Weil aber nicht alle von die­ser För­de­rung pro­fi­tie­ren sol­len, son­dern nur die­je­ni­gen, die sie brau­chen, bekom­men Men­schen mit einem jähr­li­chen Net­to­ein­kom­men von über 44.000 Euro kei­ne Gemein­de­woh­nung in Wien. Trotz die­ser Gehalts­gren­ze erfül­len immer noch drei Vier­tel der Einwohner:innen die Vor­aus­set­zun­gen für eine sozi­al geför­der­te Wohnung.

Das Wie­ner Modell ist aller­dings kost­spie­lig: Rund 600 Mil­lio­nen Euro inves­tiert die Stadt jedes Jahr in den sozia­len Wohn­raum. Dar­an müs­sen sich alle betei­li­gen: Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen drü­cken 0,5 Pro­zent von ihrem Brut­to­lohn dafür ab.

Eine Mogelpackung?

Das klingt aber himm­lisch – wäre das Wie­ner Miet­mo­dell nicht auch etwas für Müns­ter? Der Volks­wirt Harald Simons von der Fach­hoch­schu­le in Leip­zig sähe die­se Idee wahr­schein­lich kri­tisch. Er hat die Wohn­bau­po­li­tik von Wien vor zwei Jah­ren in einer von der deut­schen Immo­bi­li­en­wirt­schaft beauf­trag­ten Stu­die und spä­ter in einem „Spiegel“-Interview regel­recht zer­ris­sen. Sein Fazit: Das Gan­ze sei „teu­er, unsi­cher, streit­an­fäl­lig, büro­kra­tisch, intrans­pa­rent und ungerecht“.

Und war­um? Unter ande­rem, weil die „Wie­ner Woh­nen“ sämt­li­che Betriebs- und Instands­hal­tungs­kos­ten auf die Mieter:innen abwäl­zen kann. Das ist im öster­rei­chi­schen Miet­recht so vor­ge­se­hen. Laut Simons hät­ten fast 18 Pro­zent der Gemein­de­woh­nun­gen kei­ne Hei­zung und kein eige­nes Bad. Er glaubt, vie­le Mieter:innen wür­den sich damit nicht abfin­den und statt­des­sen ihre Sozi­al­woh­nun­gen reno­vie­ren – finan­ziert aus eige­ner Tasche.

Und die „Wie­ner Woh­nen“ habe jah­re­lang am Bedarf vor­bei gebaut, sagt Simons. Ver­lie­ßen Men­schen Wien, bau­te die Gesell­schaft neue Woh­nun­gen. Stieg die Ein­woh­ner­zahl hin­ge­gen, ent­stan­den weni­ge Neu­bau­ten. Im Jahr 2004 hat die „Wie­ner Woh­nen“ den Neu­bau ein­ge­stellt, obwohl seit 2000 mehr Men­schen nach Wien zie­hen, und saniert statt­des­sen bestehen­de Gemein­de­woh­nun­gen. Dazu kom­me: Die „Wie­ner Woh­nen“ dür­fe kei­ne Gewin­ne machen. Es feh­len aber Erlö­se, um die Gemein­de­woh­nun­gen „in Schuss zu hal­ten“. Immer­hin: Seit 2015 wer­den wie­der neue Gemein­de­woh­nun­gen gebaut, aber nicht von der „Wie­ner Wohnen“.

Unterm Strich stün­den die Wiener:innen nicht bes­ser oder schlech­ter als die Men­schen da, die in Ham­burg oder Ber­lin eine Woh­nung mie­ten, argu­men­tiert Harald Simons. Hal­ten wir also fest: Irgend­wo hakt es beim sozia­len Woh­nungs­bau immer. (sfo)

Kor­rek­tur­hin­weis: In einer früh­re­ren Ver­si­on sind wir mit dem Bestand und der För­de­rung von Sozi­al­woh­nun­gen durch­ein­an­der­ge­kom­men. Des­halb hat­ten wir Ihnen eine fal­sche Zahl genannt. Wir haben das korrigiert.

Wie es weiterging – mit Wilhelm II

Die West­fä­li­sche Wil­helms-Uni­ver­si­tät wird in Zukunft kei­ne Debat­te mehr über ihren Namen füh­ren müs­sen, denn der wird bald nur noch „Uni­ver­si­tät Müns­ter” sein. Der Wil­helm ent­fällt, das hat der Senat am Mitt­woch zunächst in einer Pro­be­ab­stim­mung ent­schie­den. Dass sich das Ergeb­nis bis zur end­gül­ti­gen Abstim­mung am 5. April noch ändert, ist unwahrscheinlich. 

Zeit zum Nach­den­ken gab es genug. Mehr als zwei Jah­re lang hat die Uni­ver­si­tät sich in Aus­stel­lun­gen, Dis­kus­sio­nen oder Ver­an­stal­tun­gen mit der Fra­ge beschäf­tigt, ob der Kai­ser als Namens­pa­tron noch eig­net. Das Ergeb­nis am Ende ist deut­lich. Viel spricht laut dem zwölf­sei­ti­gen Abschluss­be­richt nicht für Wil­helm. Im Lau­fe der Unter­su­chun­gen kam auch eini­ges her­aus, das vor­her ent­we­der nicht bekannt oder vie­len zumin­dest nicht prä­sent war. 

Der Kai­ser selbst hat­te zum Bei­spiel offen­bar gar kein so gro­ßes Inter­es­se dar­an, der Uni­ver­si­tät sei­nen Namen zur Ver­fü­gung zu stel­len. Es war eher ein Wunsch aus Müns­ter, der sich auch des­halb ergab, weil man sich erhoff­te, mit dem Kai­ser im Namen leich­ter an För­der­gel­der zu kom­men. Im ers­ten Ver­such schei­ter­te Müns­ter. Man ver­trös­te­te die Stadt auf den nächs­ten Kai­ser­be­such. Als der schließ­lich anstand, gab Ber­lin nach. 

Doch als dann die Ver­an­stal­tung statt­fand, in der Wil­helms Name ver­lie­hen wer­den soll­te, war der Kai­ser in Bie­le­feld, um ein Denk­mal ein­zu­wei­hen. Bei sei­nen spä­te­ren Reden wäh­rend des Besuchs erwähn­te er die Uni nicht. Auch danach unter­hielt er kei­ne beson­de­re Ver­bin­dung nach Müns­ter. Nach sei­nem Tod gab es immer wie­der Debatten. 

In den 90er-Jah­ren ent­schied man sich dafür, den Namen zu behal­ten. Vor fünf Jah­ren brach­te eine Initia­ti­ve von Stu­die­ren­den die Sache wie­der ins Gespräch. Dass die Ent­schei­dung nun gegen Wil­helm aus­fällt, liegt aller­dings nicht allein an neu­en Erkennt­nis­sen und Ein­schät­zun­gen über sein Wir­ken, son­dern auch dar­an, dass die Sen­si­bi­li­tät für sol­che Fra­gen inzwi­schen grö­ßer ist. 

Mit der his­to­ri­schen Beur­tei­lung der Figur Wil­helm, der Fra­ge, wie ande­re Uni­ver­si­tä­ten mit ihren Namens­ge­bern umge­gan­gen sind und der Bedeu­tung der Debat­te haben wir uns im Som­mer vor zwei Jah­ren im RUMS-Brief aus­führ­lich beschäf­tigt. (rhe)

Wie es weiterging am Bremer Platz

Was ist eigent­lich schon wie­der los am Bre­mer Platz? Die Stadt hat auf der Nord­sei­te vor Kur­zem die Toi­let­te abbau­en las­sen, die die soge­nann­te Sze­ne benutzt. Muss das sein?

Das Pres­se­amt schreibt uns, der Abbau der Toi­let­te las­se sich ganz ein­fach erklä­ren: Der Umbau des Bre­mer Plat­zes soll im März begin­nen und als ers­tes ist der Nor­den dran. Dort hält sich die Sze­ne auf, zu der vie­le woh­nungs­lo­se und sucht­kran­ke Men­schen aus Müns­ter und der Umge­bung zählen.

Die Bau­fir­ma soll sich von Nor­den nach und nach in Rich­tung Süden vor­ar­bei­ten. Zum Schluss soll der Bre­mer Platz dann aus drei Tei­len bestehen: einem Treff­punkt für die Sze­ne im Nor­den, einem Außen­ge­län­de für die Montesso­ri­schu­le und Fahr­rad­ab­stell­plät­zen im Süden und dazwi­schen einer grü­nen Puf­fer­zo­ne als Auf­ent­halts­ort für die Nach­bar­schaft (hier fin­den Sie den Ent­wurf für den neu­en Bre­mer Platz).

Für die Sze­ne soll ab Febru­ar eine drei- bis vier­mo­na­ti­ge Über­gangs­flä­che vor der Montesso­ri­schu­le geschaf­fen wer­den (ob das so eine gute Idee ist?). „Dazu wer­den Teil­be­rei­che des Parks optisch abge­trennt und mit Sitz­mög­lich­kei­ten und Wet­ter­schutz­ele­men­ten von der nörd­li­chen Platz­flä­che aus­ge­stat­tet“, heißt es aus dem Presseamt.

Kein normales Klo für den Umbau

Eine Ersatz­toi­let­te hat die Stadt aber bis­lang noch nicht auf­trei­ben kön­nen. Eine Alter­na­ti­ve sei „in Arbeit“, schreibt das Pres­se­amt. Was heißt das kon­kret? Wäh­rend des Umbaus soll sich die Sze­ne ein Pis­soir tei­len, aller­dings eines, das nicht „ein­ge­haust“ ist.

Ein der­ar­ti­ges Pis­soir sei näm­lich in der Ver­gan­gen­heit nicht immer „für sei­nen eigent­li­chen Zweck genutzt“ wor­den. Wor­auf die Stadt mit die­ser schwam­mi­gen Aus­sa­ge anspielt, bleibt ihr Geheim­nis. Fakt ist aber: Weil man der Sze­ne kei­ne Stan­dard­toi­let­te zumu­ten möch­te, lie­ße die Beschaf­fung auf sich war­ten, schreibt das Pres­se­amt. An die Frau­en aus der Sze­ne hat, neben­bei bemerkt, wohl auch nie­mand gedacht.

Für die Sze­ne dürf­te der der­zei­ti­ge Zustand wenig erfreu­lich sein. Ohne­hin soll das Aggres­si­ons­po­ten­zi­al am Bre­mer Platz zuge­nom­men haben (RUMS-Brief). Die Poli­zei zeigt dort seit­dem häu­fi­ger Prä­senz. Und ein Teil der Sze­ne hat sich bereits vom Bre­mer Platz ver­ab­schie­det und ist zur Pro­me­na­de umge­zo­gen. Dort gibt es schon die ers­ten Kon­flik­te. (sfo)

Kurz und Klein

+++ Seit Neu­es­tem ist es vor der RUMS-Redak­ti­on ange­nehm ruhig, weil die Berg­stra­ße gesperrt ist. Die Autos müs­sen bis Novem­ber die Sper­rung umfah­ren. So lan­ge dau­ern die Bau­ar­bei­ten, bei denen die Stadt­wer­ke die Roh­re und Lei­tun­gen im Boden erneu­ern. Die neue Ver­kehrs­füh­rung ver­är­gert und irri­tiert wohl eini­ge Leu­te. Beson­ders zu lei­den hat die Nach­bar­schaft am Breul, wie die West­fä­li­schen Nach­rich­ten berich­ten. Der Breul ist seit Neu­es­tem eine Ein­bahn­stra­ße, durch die der Bus­ver­kehr umge­lei­tet wird. Rad­fah­ren­de dür­fen die Stra­ße hin­ge­gen noch aus bei­den Rich­tun­gen befah­ren. Für Autos gilt Tem­po 30 und rechts vor links, die Zonen fürs Bewoh­ner­par­ken sind gestri­chen wor­den. Laut WN habe die neue Ver­kehrs­füh­rung schon für „Bei­na­he­un­fäl­le und Rück­staus“ gesorgt. Hat die Stadt denn etwas geplant, um die Ver­kehrs­si­cher­heit am Breul wie­der­her­zu­stel­len? Jein, ant­wor­tet das Pres­se­amt. Das Ord­nungs- und das Tief­bau­amt beob­ach­te­ten den Breul auf­merk­sam; soll­te etwas pas­sie­ren, kön­ne man sich Ände­run­gen über­le­gen. Erfah­rungs­ge­mäß bräuch­ten neue Ver­kehrs­füh­run­gen ihre Zeit, bis alle sie ver­in­ner­licht haben. Es könn­te also noch span­nend wer­den. (sfo)

+++ Apro­pos Sper­rung: Die Berg­stra­ßen­sper­rung wird an die­sem Wochen­en­de noch ein biss­chen län­ger, denn am Sams­tag und Sonn­tag ist auch die angren­zen­de Münz­stra­ße dicht. Dort wird ein Gebäu­de abge­ris­sen. Der Ver­kehr­s­tipp von der Stadt: mit dem Auto ein­fach groß­räu­mig umfah­ren. Man kann statt­des­sen auch über die Pro­me­na­de lau­fen oder Rad fah­ren. (sfo)

+++ Die Spar­kas­se ver­kürzt die Öff­nungs­zei­ten ihrer Selbst­be­die­nungs­foy­ers abends um zwei und mor­gen und mor­gens um eine Stun­de. Die Foy­ers schlie­ßen nicht mehr um 1 Uhr, son­dern schon um 23 Uhr. Und sie öff­nen nicht um 5 Uhr, son­dern erst um 6 Uhr. Grund sei die „Gefah­ren­la­ge durch Auto­ma­ten­spren­gun­gen“, schreibt die Spar­kas­se in einer Pres­se­mel­dung. Die gute Nach­richt für Auto­ma­ten­spreng­ban­den: Sie kön­nen mor­gens eine Stun­de län­ger schla­fen. (rhe)

+++ Wer Pho­to­vol­ta­ik-Anla­gen aufs Haus­dach brin­gen will, muss erst­mal ziem­lich tief in die Tasche grei­fen – und vor allem ein Haus­dach besit­zen. Für die­je­ni­gen, die zur Mie­te woh­nen, gibt es aller­dings auch eine Mög­lich­keit, zumin­dest im klei­nen Rah­men Solar­ener­gie in der Woh­nung zu nut­zen. Viel­leicht sind auch Sie in den ver­gan­ge­nen Wochen mal wie­der über das Wort „Bal­kon­kraft­werk“ gestol­pert: Die Mehr­wert­steu­er fällt bei der Anschaf­fung von Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen seit Anfang des Jah­res näm­lich weg. Und das macht die klei­nen Anla­gen, die meis­tens aus ein oder zwei Panee­len bestehen, noch etwas erschwing­li­cher. Je nach Grö­ße müs­se man mit einer Inves­ti­ti­on von 500 bis 1.000 Euro rech­nen, sagt Ener­gie­be­ra­ter Tho­mas Weber von der Ver­brau­cher­zen­tra­le in Müns­ter. Für wen sich das lohnt? Laut Weber für alle, die einen Bal­kon haben, der nach Süden, Osten oder Wes­ten aus­ge­rich­tet ist. Er berich­tet von einem deut­li­chen Anstieg der Nach­fra­gen in der letz­ten Zeit. Zum einen sei die Ener­gie­kri­se ein Grund für das Inter­es­se, zum ande­ren hät­te sich die Instal­la­ti­on deut­lich ver­ein­facht. Beim Netz­be­trei­ber bedarf es einer Anmel­dung, die höchs­tens einen Zäh­ler­wech­sel zur Fol­ge habe. Zudem sei­en inzwi­schen mehr Vermieter:innen den Anla­gen gegen­über posi­tiv ein­ge­stellt – mit ihnen müs­sen Mieter:innen ihr Vor­ha­ben schließ­lich abklä­ren. Man­che Län­der und Kom­mu­nen bie­ten finan­zi­el­le För­de­run­gen für die Mini-Anla­gen an; in Braun­schweig zum Bei­spiel wird die Anschaf­fung mit bis zu 400 Euro unter­stützt. In Müns­ter gibt es zwar ein För­der­pro­gramm für Pho­to­vol­ta­ik-Anla­gen, die Bal­kon­va­ri­an­te fal­le laut Pres­se­stel­le der Stadt jedoch „in aller Regel” raus. Die Stadt plant nicht, das Pro­gramm zu erwei­tern, da damit ins­be­son­de­re teu­re Anla­gen mit hohen Ein­spa­run­gen unter­stützt wer­den sol­len. Auch sei es sehr auf­wän­dig, einen För­der­an­trag zu stel­len, wes­we­gen die Baga­tell­gren­ze von 500 Euro bestehen bleibt. (sst)


Zahlen, bitte. 

Jedes Jahr wen­den sich vie­le Men­schen an die Bera­tungs­stel­le des SKF Müns­ter, weil sie häus­li­che Gewalt erle­ben. 10 Pro­zent der Hil­fe­su­chen­den sind Män­ner. Laut bun­des­wei­ter Poli­zei­sta­tis­tik ist jeder fünf­te Gewalt­be­trof­fe­ne männ­lich. Das Dun­kel­feld dürf­te weit grö­ßer sein, weil sich vie­le Män­ner aus Scham oder Angst kei­ne Hil­fe suchen.
Quel­le: SKF Münster


Schutz vor häuslicher Gewalt in Münster: Wer hilft den Männern?

Sta­tis­tisch gese­hen erlebt jede drit­te Frau min­des­tens ein­mal in ihrem Leben Gewalt. Der Platz in den Frau­en­häu­sern reicht bei Wei­tem nicht aus, um allen Betrof­fe­nen Schutz zu bieten.

Con­stan­ze Busch hat Ihnen kurz vor Weih­nach­ten einen RUMS-Brief über Gewalt an Frau­en und die Umset­zung der Istan­bul-Kon­ven­ti­on in Müns­ter geschrie­ben. Der inter­na­tio­na­le Ver­trag ver­pflich­tet seit 2018 ins­ge­samt 48 Staa­ten dazu, den geschlechts­spe­zi­fi­schen Schutz vor Gewalt zu ver­bes­sern. Weil Frau­en in ers­ter Linie häus­li­che Gewalt erle­ben, kon­zen­triert sich die Umset­zung der Istan­bul-Kon­ven­ti­on in Müns­ter auf Frauen.

Erfah­ren Män­ner Gewalt, sieht das Bild anders aus. Wie Anfang des Jah­res in der Wochen­zei­tung „Die Zeit“ zu lesen war, hängt es stark vom Wohn­ort ab, ob und wie gewalt­be­trof­fe­ne Män­ner Hil­fe fin­den. Dabei ist jede fünf­te Per­son, die häus­li­che Gewalt erlebt, ein Mann. Was ihnen wider­fährt, unter­schei­det sich kei­nes­wegs von dem, was weib­li­che Gewalt­op­fer erle­ben: Schlä­ge. Belei­di­gun­gen. Mob­bing. Lügen. Finan­zi­el­le Aus­beu­tung. Ter­ror am Arbeits­platz. Sexu­el­le Übergriffe.

Aber wie wird männ­li­chen Gewalt­op­fern in Müns­ter gehol­fen? Wel­che Anlauf­stel­len gibt es? Wo fin­den sie Schutz? Fünf Fra­gen und fünf Antworten.

#1 Wo finden Männer in Münster Hilfe?

Das Amt für Gleich­stel­lung hat auf sei­ner Web­site eine Lis­te mit Bera­tungs­an­ge­bo­ten ver­öf­fent­licht, die sich mit Gewalt in der Fami­lie beschäf­ti­gen. Dar­un­ter auch der Punkt „Bera­tungs- und Hilfs­an­ge­bo­te für Män­ner“, der zwei Anlauf­stel­len bei Chan­ce e.V. und bei der Cari­tas Müns­ter auflistet.

Bei­de Bera­tungs­an­ge­bo­te legen den Fokus aller­dings auf die Arbeit mit Tätern. Die Bera­tun­gen sol­len also Frau­en schüt­zen. Män­ner, die Gewalt erle­ben, fin­den dort kei­ne Hilfe.

Zumin­dest sieht das auf den ers­ten Blick so aus. Jonas Lem­li vom Cari­tas­ver­band Müns­ter sagt, die Män­ner­be­ra­tung rich­te sich seit rund fünf Jah­ren auch an Män­ner, die Gewalt erfah­ren. 2022 hat die Cari­tas knapp ein­hun­dert Män­ner bera­ten; etwa die Hälf­te davon waren Opfer von häus­li­cher Gewalt. „In Part­ner­schaf­ten geht die Gewalt aber oft von bei­den Sei­ten aus“, sagt Lem­li. Ein Groß­teil der Opfer war also gleich­zei­tig auch Täter. Die Qua­li­tät der Gewalt, die Män­ner aus­üben, sei „über­wie­gend extre­mer als die von Frau­en“. Nur in vier Fäl­len waren die Män­ner, die zur Bera­tung der Cari­tas im ver­gan­ge­nen Jahr gekom­men waren, aus­schließ­lich Opfer von häus­li­cher Gewalt.

Die Kam­pa­gne „Ech­te Män­ner reden“ mache die meis­ten hil­fe­su­chen­den Män­ner auf das Bera­tungs­an­ge­bot der Cari­tas in Müns­ter auf­merk­sam, sagt Lem­li. Sie ist eine Initia­ti­ve des Sozi­al­diens­tes katho­li­scher Män­ner, kurz SKM. Auf der Web­site der Cari­tas fehlt bis­her der Hin­weis auf die Opfer­be­ra­tung. Das wol­le der Ver­band jetzt nach­ho­len, sagt Lemli.

Eine wei­te­re Lis­te mit Hilfs­an­ge­bo­ten für gewalt­be­trof­fe­ne Män­ner bie­tet die Bun­des­fach- und Koor­di­nie­rungs­stel­le Män­ner­ge­walt­schutz. Die ein­zi­ge dort auf­ge­führ­te Anlauf­stel­le in Müns­ter ist die Bera­tung des Sozi­al­diens­tes katho­li­scher Frau­en (SKF). Die­ses Ange­bot rich­tet sich aber erst seit dem ver­gan­ge­nen Jahr auch an gewalt­be­trof­fe­ne Män­ner, sagt die Sozi­al­päd­ago­gin San­dra Bracht vom SKF Müns­ter. Män­ner mach­ten im ers­ten Jahr rund 10 Pro­zent aus.

Die Lis­te auf der Web­site des Gleich­stel­lungs­amts führt das Opfer­be­ra­tungs­an­ge­bot nicht auf. Von allei­ne wer­de sich das auch nicht ändern: „Die Öff­nung des bis­her aus­schließ­lich an Frau­en gerich­te­ten Bera­tungs­an­ge­bots des SKF zum The­ma häus­li­che Gewalt begrü­ßen wir sehr, ist uns aber bis­her nicht offi­zi­ell mit­ge­teilt wor­den“, schreibt uns das Amt für Gleich­stel­lung auf Nach­fra­ge. Eine all­ge­mei­ne Män­ner­be­ra­tung gebe es in Müns­ter nicht, nur Ange­bo­te zur Kri­sen- und Gewaltberatung.

#2 Gibt es Schutzräume für Männer in Münster?

Ins­ge­samt gibt es laut Bun­des­fach- und Koor­di­nie­rungs­stel­len Män­ner­ge­walt­schutz 12 Schutz­woh­nun­gen mit 43 Plät­zen. Die­se Zah­len bezie­hen sich nicht auf Müns­ter – sie bil­den das gesam­te Ange­bot in Deutsch­land ab.

Je nach Bun­des­land sind die Ange­bo­te sehr unter­schied­lich. Männ­li­che Opfer fin­den bei­spiels­wei­se in Meck­len­burg-Vor­pom­mern und im Saar­land kei­ne Hil­fen, weder eine Bera­tung noch einen Schutz­raum. Rhein­land-Pfalz hat immer­hin eine Bera­tungs­stel­le in Mainz, aber kei­ne Schutzwohnung.

Anders in Nord­rhein-West­fa­len. Der Psy­cho­lo­ge und Buch­au­tor Björn Süf­ke von der Bera­tungs­stel­le Man-o-Mann in Bie­le­feld sagt, NRW sei zusam­men mit Sach­sen und Bay­ern der­zeit am bes­ten auf­ge­stellt. Die Lan­des­re­gie­rung habe in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren in die Bera­tung und die Schutz­räu­me inves­tiert. Ins­ge­samt gibt es inzwi­schen fünf Schutz­woh­nun­gen in NRW, die Platz für 22 Män­ner bie­ten. Das ist die Hälf­te aller Plät­ze, die bun­des­weit zur Ver­fü­gung stehen.

Die ers­ten Schutz­woh­nun­gen sind 2020 in Köln und Düs­sel­dorf ent­stan­den. Man-o-Mann in Bie­le­feld hat erst im ver­gan­ge­nen Jahr eine Män­ner­schutz­woh­nung ein­ge­rich­tet. 2022 sind außer­dem Schutz­räu­me in Waren­dorf und Mön­chen­glad­bach dazu­ge­kom­men. Die Woh­nun­gen wer­den vom Lan­des­mi­nis­te­ri­um für Kom­mu­na­les und Gleich­stel­lung geför­dert. Björn Süf­ke ist opti­mis­tisch, dass das Land die Wohn­pro­jek­te auch über das Jahr 2025 hin­aus finanziert.

Müns­ter hat also kei­ne Schutz­woh­nung – eine Lücke im Hil­fe­sys­tem? San­dra Bracht vom SKF sagt, die Woh­nung in Waren­dorf sei für das Müns­ter­land bei dem jet­zi­gen Bedarf aus­rei­chend. Bei Gewalt­op­fern sei es nicht unüb­lich, sie in Unter­künf­ten in ande­ren Städ­ten unter­zu­brin­gen. Der Umzug an einen ande­ren Ort kann für die Betrof­fe­nen ein Vor­teil sein. „Man­che Män­ner möch­ten nicht in die nächst­ge­le­ge­ne Schutz­woh­nung zie­hen aus Angst, auf­ge­spürt zu wer­den“, sagt Björn Süfke.

Ein Umzug kann aber auch bedeu­ten: Die Schutz­su­chen­den müs­sen noch ein­mal von vor­ne anfan­gen, ihren Job kün­di­gen und ihren Kin­dern einen Schul- oder Kita-Wech­sel zumu­ten. So äußer­te sich Ursu­la Saatz vom Frau­en­haus Müns­ter vor knapp drei Jah­ren im RUMS-Inter­view über häus­li­che Gewalt.

#3 Wie sieht die Situation in anderen Städten aus?

Björn Süf­ke sagt, seit dem Pro­jekt­be­ginn im Juni 2022 zögen immer wie­der Män­ner in die Schutz­woh­nung von Man-o-Mann ein und aus. Wie lan­ge die Män­ner dort blie­ben, sei sehr unter­schied­lich: Man­che ver­lie­ßen nach weni­gen Tagen wie­der die Woh­nung, ande­re blie­ben über Wochen oder gar Mona­te. „Einen jun­gen Mann muss­ten wir über meh­re­re Mona­te hin­weg sta­bi­li­sie­ren“, sagt Süfke.

Der Ver­bleib in einer Män­ner­schutz­woh­nung ist auf drei Mona­te begrenzt. „Zwei Män­ner sind die vol­len drei Mona­te bei uns geblie­ben“, sagt der Kri­sen- und Gewalt­be­ra­ter Marc Bruns­mann vom SKM Waren­dorf. Je nach­dem, wie schwer die Gewalt war, die den Män­nern ange­tan wur­de, kön­nen sie län­ger blei­ben. Seit März 2022 betreibt der SKM eine Män­ner­schutz­woh­nung, im Okto­ber kam die zwei­te dazu, sodass nun vier Plät­ze dort zur Ver­fü­gung stehen.

Die Män­ner kämen zum Groß­teil aus dem Müns­ter­land nach Waren­dorf, um dort unter­zu­kom­men. In der Woh­nung haben aber auch schon Män­ner aus ande­ren Tei­len Deutsch­lands Schutz gesucht. Sechs Män­ner habe der SKM Waren­dorf im ver­gan­ge­nen Jahr betreut, sagt Bruns­mann. Die Aus­las­tung sei bis­her mode­rat, im Novem­ber und Dezem­ber war kein Platz belegt. „Seit Ende Dezem­ber wohnt aber wie­der ein Mann bei uns“, sagt er. Der jüngs­te Bewoh­ner sei 19 Jah­re alt gewe­sen, der ältes­te Mit­te 60.

Das sieht wei­ter süd­lich anders aus. Köln und Düs­sel­dorf waren 2020 die ers­ten Städ­te, die Män­ner­schutz­woh­nun­gen ein­ge­rich­tet haben. Seit­dem ist die Aus­las­tung hoch. Der SKM Düs­sel­dorf hat vier Plät­ze zur Ver­fü­gung, die 2022 ins­ge­samt 16 Män­ner bean­sprucht haben. Zwei Män­ner haben ihre Kin­der mit­ge­nom­men. Vor zwei Jah­ren haben 14 Män­ner mit sechs Kin­dern das Ange­bot wahr­ge­nom­men. Auch im Moment sind alle Plät­ze in Düs­sel­dorf belegt.

Ganz ähn­lich in Köln: Dort haben 2022 ins­ge­samt zwölf Män­ner mit vier Kin­dern beim dor­ti­gen SKM Schutz gefun­den. Die Plät­ze reich­ten aller­dings nicht aus, der SKM müs­se immer wie­der Män­ner abwei­sen oder in ande­re Schutz­woh­nun­gen ver­mit­teln. Ein Pro­blem sei die Suche nach einer Anschluss­woh­nung, die sich in Köln sehr schwie­rig gestal­te, schreibt uns die Pres­se­stel­le. Die vier ange­bo­te­nen Plät­ze sei­en durch­gän­gig besetzt und müss­ten auf sechs erhöht werden.

#4 Was hält Männer davon ab, sich Hilfe zu suchen?

In einem Punkt waren sich alle Interviewpartner:innen einig: Es dürf­ten mehr Män­ner Opfer von häus­li­cher Gewalt sein als bis­lang bekannt. Die Sta­tis­tik vom Bun­des­kri­mi­nal­amt kommt für das ver­gan­ge­ne Jahr auf etwa 20 Pro­zent männ­li­che Opfer. Laut Ärz­te­blatt könn­te die Dun­kel­zif­fer in Deutsch­land dop­pelt so hoch lie­gen. Ein kur­zer Ver­gleich: Im Ver­ei­nig­ten König­reich ist Stu­di­en zufol­ge jedes drit­te Opfer ein Mann.

Einen Hin­weis auf das ver­deck­te Aus­maß der Gewalt an Män­nern bie­tet das Män­ner­hil­fe­te­le­fon, das Björn Süf­ke von Man-o-Mann mit­be­treut. Neben einer tele­fo­ni­schen Hil­fe bie­tet das Pro­jekt auch eine Online­be­ra­tung an. 2021 hat das Män­ner­hil­fe­te­le­fon ins­ge­samt über 3.000 Kon­tak­te regis­triert; im Jahr zuvor lag die Zahl der Tele­fon- und Online­be­ra­tung noch bei der Hälf­te. Und die­se Zahl dürf­te sich 2022 noch gestei­gert haben, sagt Süf­ke. Offi­zi­el­le Zah­len lie­gen noch nicht vor, aller­dings schätzt er die Kon­tak­te auf rund 5.000. Davon dürf­ten allein über 3.000 Bera­tun­gen am Tele­fon statt­ge­fun­den haben, sagt Süfke.

Aber war­um ist das Dun­kel­feld so groß? Um die­se Fra­ge zu beant­wor­ten, führt das Bun­des­kri­mi­nal­amt zusam­men mit dem Bun­des­fa­mi­li­en- und Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um jetzt eine Stu­die durch, die das Aus­maß der Gewalt an Män­nern erfas­sen und die Ursa­chen für die hohe Dun­kel­zif­fer her­aus­fin­den soll. Die ers­ten Ergeb­nis­se wer­den 2025 erwar­tet. Es wird das ers­te Mal seit 2005 der Fall sein, dass eine groß­an­ge­leg­te Stu­die Män­ner als Opfer von häus­li­cher Gewalt untersucht.

Ein Grund für das gro­ße Dun­kel­feld könn­te laut Marc Bruns­mann die männ­li­che Sozia­li­sa­ti­on sein: „Jungs wach­sen mit Sprü­chen auf wie ‚Ein India­ner­herz kennt kei­nen Schmerz‘ oder ‚Sei ein Mann!‘“, sagt er. Män­nern wer­de es dadurch abtrai­niert, Gefüh­le und Schmerz zuzu­las­sen. Der Sozio­lo­ge Hans-Joa­chim Lenz drückt es so aus: „Die Erfah­rung des Ver­letzt­wer­dens gehört zu jedem Män­ner­le­ben, ins­be­son­de­re aber in und nach der Pubertät.“

Die Fol­ge: Wider­fährt Män­nern Gewalt, spie­len sie mög­li­cher­wei­se ihre Ver­let­zun­gen her­un­ter – selbst dann, wenn sie behan­delt wer­den müss­ten. Und es fällt ihnen schwer, sich als Opfer zu iden­ti­fi­zie­ren, obwohl Män­ner bei allen Delik­ten (mit Aus­nah­me von Sexu­al­straf­ta­ten) die Mehr­heit der Opfer aus­ma­chen. Trotz­dem suchen nur weni­ge Män­ner, die Gewalt erle­ben, Kon­takt zu Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, denn der Gedan­ke, Opfer zu sein, passt ein­fach nicht in ein klas­sisch männ­li­ches Rollenbild.

Die Geschlech­ter­kli­schees spu­ken in vie­len Köp­fen umher: „Als ich mit der Män­ner­be­ra­tung begon­nen habe, muss­te ich mir Aus­sa­gen anhö­ren, die mich scho­ckiert haben. Zum Bei­spiel: ‚War­um ver­lässt er nicht ein­fach sei­ne Frau?‘ oder ‚Män­ner als Opfer – sowas gibt’s?‘“, sagt San­dra Bracht. Sol­che Vor­be­hal­te füh­ren dazu, dass sich Män­ner aus Scham kei­ne Hil­fe holen. Dabei kom­me Gewalt an Män­nern in allen Bil­dungs­schich­ten, Alters­klas­sen und Kul­tu­ren vor, sagt sie.

#5 Was muss sich ändern, um den Männergewaltschutz zu verbessern?

Die kur­ze Ant­wort: Vie­les. Die lan­ge Ant­wort: Was es braucht, sind mehr Schutz­räu­me, mehr Per­so­nal und mehr Auf­klä­rung, denn das Hil­fe­sys­tem für Män­ner, die Gewalt erle­ben, befin­det sich noch in der Pha­se des Aufbaus.

In Müns­ter hat die Cari­tas im ver­gan­ge­nen Jahr einen Antrag für den Haus­halt 2023 gestellt. Bis­her wird die Kri­sen­be­ra­tung für Män­ner allein vom Cari­tas­ver­band finan­ziert. Einen Zuschuss von der Stadt Müns­ter gibt es nicht. Der wäre aber nötig, damit die Cari­tas wei­te­re Stel­len schaf­fen kann, um mehr Män­ner zu unter­stüt­zen, sagt Jonas Lem­li. Neben ihm beschäf­tigt die Cari­tas Müns­ter im Moment einen wei­te­ren Gewalt- und Krisenberater.

Der Antrag der Cari­tas hat jedoch kei­ne Mehr­heit gefun­den. Auch im Rats­pa­pier zur Umset­zung der Istan­bul-Kon­ven­ti­on in Müns­ter kommt die Män­ner­ar­beit nicht vor. War­um nicht? „Das The­ma haben wir durch­aus auf dem Schirm“, sagt Tho­mas Koll­mann, Rats­herr der SPD. Aller­dings lagen die Prio­ri­tä­ten in den letz­ten Haus­halts­ver­hand­lun­gen auf ande­ren Pro­ble­men: Der Rat hat neben der Istan­bul-Kon­ven­ti­on auch einen Akti­ons­plan gegen Que­er­feind­lich­keit beschlos­sen. Um bei­de Plä­ne zu bear­bei­ten, schafft die Ver­wal­tung jeweils eine hal­be Stelle.

Die Trä­ger, die sich in der Män­ner­ar­beit enga­gie­ren, wür­den aber wei­ter­ge­för­dert, sagt Koll­mann. Dabei han­delt es sich laut Gleich­stel­lungs­amt um Pro­jek­te, die das Män­ner­fo­rum und das Män­ner­netz­werk Müns­ter durch­füh­ren. Er ist außer­dem zuver­sicht­lich, dass das Rats­bünd­nis aus Grü­nen, SPD und Volt in der zwei­ten Hälf­te des Jah­res 2023 einen Akti­ons­plan für den Män­ner­ge­walt­schutz bera­ten und ver­ab­schie­den kann. Zur Vor­be­rei­tung wür­de der Bedarf jetzt gemein­sam mit den Sozi­al­trä­gern analysiert.

Abseh­bar ist aber schon jetzt: Der Bedarf an Bera­tung dürf­te zuneh­men. „Es fällt immer mehr Män­nern leich­ter, über Kri­sen zu spre­chen“, sagt Jonas Lem­li. Ein Ein­druck, den alle Gesprächspartner:innen tei­len. Wich­tig sei es, dass die spe­zi­fi­schen Pro­ble­me für Män­ner mehr The­ma in der Öffent­lich­keit sein müs­sen. Dann wür­den sich auch mehr Män­ner trau­en, sich Hil­fe zu suchen. „Als ich Ende 2022 der Zeit ein Inter­view gege­ben habe, stand danach unser Tele­fon nicht still“, sagt Björn Süf­ke dazu. (sfo)

Män­ner, die von Gewalt betrof­fen sind, kön­nen sich auf unter­schied­li­che Wei­se Hil­fe holen. Eine zen­tra­le Anlauf­stel­le ist das Män­ner­hil­fe­te­le­fon, das unter der Num­mer 0800 1239900 zu errei­chen ist. Betrof­fe­ne kön­nen auch eine E-Mail (info@maennerhilfetelefon.de) schrei­ben oder den Chat nutzen.

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Corona-Update

+++ Das Robert-Koch-Insti­tut (RKI) erklärt die Grip­pe­wel­le in Deutsch­land für been­det, berich­tet die Tages­schau. Wäh­rend sie in ande­ren Jah­ren erst um den Jah­res­wech­sel her­um begann, war sie laut RKI etwa eine Woche nach Neu­jahr vor­bei. Zu die­sem Zeit­punkt war sie aller­dings schon seit elf Wochen im Gang. Bis­her sind etwa 260.000 Anste­ckun­gen in die­ser Sai­son gemel­det wor­den. (sst)

+++ Am 27. Janu­ar 2020 gab es den ers­ten Coro­na-Fall in Deutsch­land. Damals hät­ten wir wohl nicht damit gerech­net, dass wir uns für Neu­in­fek­tio­nen (heu­te mel­det die Stadt 29), Sie­ben-Tage-Inzi­den­zen (sie liegt in Müns­ter bei knapp 96) oder die Anzahl der Inten­siv­bet­ten inter­es­sie­ren, die von Corona-Patient:innen belegt sind (das sind aktu­ell 0 in Müns­ter). (sst)

+++ Sie sehen: Coro­na scheint kein gro­ßes Pro­blem mehr zu sein. Die Lan­des­re­gie­rung hat des­halb beschlos­sen, die Coro­naschutz­ver­ord­nung zum 1. Febru­ar aus­lau­fen zu las­sen. Heißt kon­kret: kei­ne Mas­ken mehr in Bus und Bahn, kei­ne ver­pflich­ten­de Iso­la­ti­on nach einem posi­ti­ven PCR-Test, kein Tes­ten mehr an Schu­len und kei­ne Son­der­re­geln in den Kitas. Infi­zier­te soll­ten ab dann eine Mas­ke außer­halb ihrer eige­nen Woh­nung tra­gen, müs­sen es aber nicht. (sfo)

+++ Alle paar Mona­te hat sich der Coro­na-Not­fall­aus­schuss in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren getrof­fen. Heu­te berät er dar­über, ob der inter­na­tio­na­le Gesund­heits­not­stand auf­ge­ho­ben wer­den soll. Ein Spre­cher der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO teil­te dem NDR mit, dass das Virus immer noch mit Sor­ge beob­ach­tet wer­de. Die Ent­schei­dung, ob der Not­stand auf­ge­ho­ben wer­den soll, trifft Tedros Adha­nom Ghe­brey­e­sus, der Gene­ral­di­rek­tor der WHO. (sst)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Die Bezirks­ver­tre­tung Mit­te möch­te nicht, dass die Spin­ne an der Wese­ler Stra­ße wei­te­re Abbie­ge­spu­ren für Autos bekommt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Stadt will an der Wol­be­cker Stra­ße Bäu­me auf­stel­len, Raum für Tische vor Restau­rants und Bars schaf­fen und die Zahl der Unfäl­le ver­rin­gern. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Stadt infor­miert bei einer Ver­an­stal­tung am nächs­ten Don­ners­tag über den Aus­bau der Uni­kli­nik. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Woh­nungs­ge­sell­schaft LEG will ihre maro­den Miet­woh­nun­gen in Berg Fidel wegen der wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Lage vor­erst nicht sanie­ren. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ CDU-Rats­frau Car­men Gree­f­rath wünscht sich von der LEG, dass sie wenigs­tens das Nötigs­te saniert. (CDU-Frak­ti­on)

+++ Die Bezirks­ver­tre­tung Müns­ter-Mit­te will das Glas­ver­bot am Aasee nicht ver­län­gern, damit die Jugend die ent­gan­ge­ne Feie­rei der bei­den Pan­de­mie­jah­re nach­ho­len kann. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Ste­fan Lesch­ni­ok und Babet­te Lich­ten­stein van Len­ge­rich aus der CDU-Rats­frak­ti­on kri­ti­sie­ren das geplan­te Ende des Glas­ver­bots am Aasee und eine nach Mei­nung von Lich­ten­stein van Len­ge­rich zyni­sche Äuße­rung der SPD. (CDU-Frak­ti­on)

+++ Jörg Albrecht bleibt Künst­le­ri­scher Lei­ter des „Cen­ter for Lite­ra­tu­re”. (LWL-Pres­se­mit­tei­lung, nicht online, aber hier ver­öf­fent­licht vom Maga­zin West­fa­li­um)

+++ Im Pries­ter­se­mi­nar Bor­ro­mae­um woh­nen nicht mehr nur Pries­ter­amts­kan­di­da­ten, son­dern neu­er­dings auch getauf­te Stu­die­ren­de aller mög­li­chen Fach­rich­tun­gen. (Bis­tum Müns­ter)

+++ Die Fast-Food-Ket­te „Gus­tav Grün“ aus Müns­ter hat eine Filia­le auf der indo­ne­si­schen Urlaubs­in­sel Bali eröff­net. (Gus­tav Grün auf Instagram)

+++ Die Ärz­te­kam­mer for­dert mehr Schutz für Ärzt:innen und Ret­tungs­kräf­te. (Ärz­te­kam­mer West­fa­len-Lip­pe)

+++ Der Ver­kehrs­for­scher Andre­as Knie hat beim Neu­jahrs­emp­fang der Grü­nen den „all­ge­mei­nen Wahn, den kom­plet­ten öffent­li­chen Raum mit Autos zuzu­stel­len“ kri­ti­siert. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Das Stadt­pla­nungs­amt hat nach eige­nen Anga­ben alle 18 gestell­ten Anträ­ge für Solar­mo­du­le inner­halb der Alt­stadt geneh­migt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Stadt hat 41.500 Luft­bil­der von Haus­dä­chern an Men­schen geschickt, denen in Müns­ter Häu­ser gehö­ren, um Stel­len zu fin­den, an denen sich Ener­gie spa­ren lässt. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Stadt gibt 32.000 Euro, um das freie Inter­net in der Stadt zu ver­bes­sern. (Stadt Müns­ter)

+++ Die CDU schlägt vor, die Admi­ral-Scheer-Stra­ße künf­tig nach Wal­ter Lüb­cke zu benen­nen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Der Astro­phy­si­ker Tobi­as Jog­ler über­nimmt die Nach­fol­ge von Björn Voss als Lei­ter des Pla­ne­ta­ri­ums, des­sen Stell­ver­tre­ter Jog­ler bis­lang war. (Land­schafts­ver­band West­fa­len-Lip­pe)

+++ Das Thea­ter im Pum­pen­haus trau­ert um sei­nen Mit­grün­der und lang­jäh­ri­gen Inten­dan­ten Lud­ger Schnie­der, der am Wochen­en­de im Alter von 67 Jah­ren gestor­ben ist. (Pum­pen­haus, Grü­ne Müns­ter)

+++ Über 500 Pfle­ge­kräf­te haben auf dem Prin­zi­pal­markt für bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen demons­triert. (Kir­che und Leben)

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Ken­nen Sie Bib­im­bap? Aus dem Korea­ni­schen über­setzt bedeu­tet es so viel wie „gemisch­ter Reis“, und dahin­ter ver­steckt sich eins der popu­lärs­ten Gerich­te aus Korea. Wenn Sie es noch nicht ken­nen, soll­ten Sie es bei Hamo in der Neu­brü­cken­stra­ße pro­bie­ren. Ser­viert wird Ihnen – Über­ra­schung – Reis in einer Schüs­sel, zusam­men mit gegar­ten Gemü­sen, Ei und Tofu oder Fleisch. Vor dem Ver­zehr wird alles mit einer Würz­pas­te gut durch­ge­mischt. Bei Hamo bekom­men Sie außer­dem noch ande­re korea­ni­sche Geträn­ke und ande­re Spe­zia­li­tä­ten, zum Bei­spiel Kim­bap, das wie Sushi aus­sieht, aber – dar­auf legen die Inhaber:innen wert – kein Sushi ist. Sitz­plät­ze gibt es nur ein paar, das Essen kann man aber auch pri­ma mitnehmen. 

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Drinnen und Draußen 

Eva Streh­l­ke hat heu­te nach­ge­schaut, was am Wochen­en­de alles in der Stadt los ist. Das sind ihre Tipps: 

+++ Das Fahr­rad ist wie­der kaputt? Wenn Sie nicht immer gleich in die Werk­statt gehen wol­len, aber selbst auch nicht wei­ter wis­sen, gibt’s am Sams­tag von 12 Uhr bis 18 Uhr im Innen­hof des Cuba Nova einen guten Kom­pro­miss: beglei­te­tes Selbst­re­pa­rie­ren. Pro­fis ste­hen Ihnen dabei mit Rat und Werk­zeug zur Seite. 

+++ Mor­gen gibt es eine Pre­mie­re im Stadt­thea­ter und eine letz­te Chan­ce im Wolf­gang-Bor­chert-Thea­ter: Im Stadt­thea­ter wird zum ers­ten Mal ein Stück von Tho­mas Köck gezeigt, des­sen Titel ein wah­rer Zun­gen­bre­cher ist: „und wenn ich von der zeit spre­che spre­che ich von der zeit die schon nicht mehr ist (am ran­de des roll­felds)“. Es geht um eine gar nicht so fer­ne Zukunft, in der eini­ges schief­ge­lau­fen ist, um einen Chor auf einer Zeit­rei­se und um die Fra­ge, was die Gegen­wart mit so einer Zukunft zu tun hat. Wenn Sie Ihre Tickets hier online bestel­len, kön­nen Sie gleich ein neu­es tech­ni­sches Hilfs­mit­tel auf der Web­site aus­pro­bie­ren. Durch ein dyna­mi­sches Foto bekom­men Sie bei der Platz­wahl einen Ein­druck von den Sicht­ver­hält­nis­sen wäh­rend der Vorstellung. 

+++ Im Wolf­gang-Bor­chert-Thea­ter haben Sie mor­gen das letz­te Mal die Chan­ce, sich das Stück „Hei­sen­berg“ anzu­schau­en. Anders als der wis­sen­schaft­li­che Titel ver­mu­ten lässt, geht es hier um eine Bezie­hung – und um die uralte Fra­ge, ob Gegen­sät­ze sich nun wirk­lich anzie­hen. Tickets gibt es hier.

+++ Der Stutt­gar­ter Sebas­ti­an Frit­sch hat den Deut­schen Musik­wett­be­werb gewon­nen und ist seit kur­zem Stimm­füh­rer der Säch­si­schen Staats­ka­pel­le Dres­den. Am Sonn­tag­abend spielt das Nach­wuchs­ta­lent mit sei­ner Duo­part­ne­rin Nao­ko Sono­da Wer­ke von Men­dels­sohn, Schu­mann und Rach­ma­ni­now im Rat­haus­fest­saal. Kar­ten gibt es für 24 Euro hier.

Und hier noch ein paar Tipps von unse­rer Prak­ti­kan­tin Lara Gelbhardt: 

+++ Im Wewerka-Pavil­lon am Aasee zeigt die Kunst­stu­den­tin Youn Hee Park ihre Aus­stel­lung „Behind White“. Sie beschäf­tigt sich mit der Macht von Spra­che im Kon­text von Ras­sis­mus und Impe­ria­lis­mus. Die Aus­stel­lung ist noch bis zum 28. März zu sehen, beson­ders emp­feh­lens­wert ist es in der Dämmerung.

+++ In der Frau­en­stra­ße 24 stellt die Künst­le­rin Dia­na Gar­cia ihre Kunst mit dem Namen „Second Life“ aus. Gar­cia recy­celt alte Kaf­fee­sä­cke als Lein­wän­de. Die Aus­stel­lung läuft bis zum 3. März. Der Ein­tritt ist frei. 

+++ Suchan Kino­shi­ta zeigt im West­fä­li­schen Kunst­ver­ein an der Rothen­burg­stra­ße die Aus­stel­lung „Archi­tek­to­ni­sche Psy­cho­dra­men“. Und um das zu erklä­ren: Der Raum soll sich in ein sol­ches Psy­cho­dra­ma ver­wan­deln. Die Aus­stel­lung läuft bis zum 12. Febru­ar. Ein­tritt 4 Euro, ermä­ßigt 2 Euro. 

+++ Lust auf Sport am Sams­tag­mor­gen? Um 9 Uhr beginnt im Wien­burg­park wie an jedem Sams­tag der Park­run. Die Teil­nah­me ist kos­ten­los. Treff­punkt: neben dem Basketballplatz. 

Am Diens­tag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochenende.

Herz­li­che Grü­ße
Sebas­ti­an Fobbe

Mit­ar­beit: Lara Gelb­hardt (lge), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Eva Streh­l­ke (est), Sven­ja Stüh­mei­er (sst)
Lek­to­rat: Mela­nie Kelter


PS

Es gibt Mit­men­schen, die so stolz dar­auf sind, wie vor­bild­lich Deutsch­land sei­ne düs­te­re Ver­gan­gen­heit auf­ge­ar­bei­tet hat, dass sie for­dern, man könn­te end­lich mal auf­hö­ren mit die­sen gan­zen Gedenk­stun­den und Kranz­nie­der­le­gun­gen. Nur wür­de so ein Schluss­strich auch bedeu­ten, dass die vie­len blin­den Fle­cken in der Auf­ar­bei­tung der deut­schen Geschich­te für alle Zeit blie­ben. Um einen sol­chen blin­den Fleck ging es heu­te in der Holo­caust-Gedenk­stun­de im Bun­des­tag, zu der die Aktivist:innen Rozet­te Kats und Klaus Schir­de­wahn sowie die Schauspieler:innen Maren Kroy­mann und Jan­nik Schüm­ann ein­ge­la­den waren. Sie erin­ner­ten in ihren Reden an die Ver­fol­gung von quee­ren Men­schen im Natio­nal­so­zia­lis­mus. Ein The­ma, das lei­der auch heu­te noch erschre­ckend aktu­ell ist, wie die Bun­des­tags­prä­si­den­tin Bär­bel Bas her­vor­hob. Sie sag­te: „In den sozia­len Netz­wer­ken wird gegen que­e­re Men­schen in uner­träg­li­cher Wei­se gehetzt. Schwu­le, Les­ben und trans Per­so­nen wer­den belei­digt, bedrängt und ange­grif­fen, sogar auf den Para­den des Chris­to­pher Street Day, wie im ver­gan­ge­nen Jahr der Tod von Mal­te gezeigt hat. Mal­te war ein trans Mann. Auch hier sind wir alle gefor­dert, gegen Dis­kri­mi­nie­run­gen aufzustehen.“