Frauenhäuser am Limit | Winternothilfe: Morgens um acht in die Kälte | Klimakrise: Warum sind die Zugvögel schon da?

Müns­ter, 7. März 2023

Guten Tag,

im ver­gan­ge­nen Jahr waren 83 Pro­zent aller Plät­ze in den deut­schen Frau­en­häu­sern besetzt. An 303 von 365 Tagen konn­ten die Schutz­ein­rich­tun­gen kei­ne Frau­en aufnehmen. 

Die­se erschre­cken­den Zah­len hat der Recher­che­ver­ein Cor­rec­tiv ges­tern ver­öf­fent­licht. Ein Jahr lang hat Cor­rec­tiv dazu drei­mal täg­lich die Aus­las­tung in den Frau­en­häu­sern in allen Bun­des­län­dern (außer in den Stadt­staa­ten) abgefragt.

Aber wie sieht es der­zeit in Müns­ter aus? Dar­über hat Con­stan­ze Busch im Dezem­ber für RUMS berich­tet und unter ande­rem mit Ursu­la Saatz vom auto­no­men Frau­en­haus Müns­ter gespro­chen. Im Moment gibt es in der Stadt drei Frau­en­häu­ser mit ins­ge­samt nur 24 Plät­zen. Das ist zu wenig, denn der Euro­pa­rat sieht pro 10.000 Einwohner:innen einen Fami­li­en­platz im Frau­en­haus vor. Und die bestehen­den Plät­ze sind dabei nicht mal durch­fi­nan­ziert. Frau­en müs­sen ihren Platz mit­be­zah­len oder Sozi­al­leis­tun­gen bean­tra­gen, wenn sie nicht das nöti­ge Geld für den Auf­ent­halt mitbringen.

Auch zur­zeit ist die Lage ange­spannt. Eine kur­ze Abfra­ge heu­te Vor­mit­tag zeigt: Nur das Frau­en­haus in Hamm kann momen­tan gewalt­be­trof­fe­ne Frau­en auf­neh­men. Alle ande­ren Ein­rich­tun­gen in Müns­ter und Umge­bung sind kom­plett aus­ge­las­tet. Das Pro­blem dabei: Laut Cor­rec­tiv müs­sen Frau­en Glück haben, wenn sie Schutz brau­chen. Wenn ein Platz frei wer­de, sei es meist nur eine Fra­ge von weni­gen Stun­den, bis er wie­der besetzt ist, heißt es in der Recherche.

So kann das defi­ni­tiv nicht wei­ter­ge­hen. Die zen­tra­le Infor­ma­ti­ons­stel­le auto­no­mer Frau­en­häu­ser will sich die­se Extrem­be­las­tung nicht mehr län­ger gefal­len las­sen und hat des­halb heu­te vor dem Bran­den­bur­ger Tor in Ber­lin demons­triert, pas­send zum inter­na­tio­na­len Frau­en­tag, der mor­gen statt­fin­det. Der Frau­en­haus­streik soll dabei eine Bot­schaft ver­mit­teln, die eigent­lich eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein soll­te: Es braucht mehr Plät­ze, mehr Per­so­nal und mehr Geld, um allen Frau­en und Kin­dern Schutz vor häus­li­cher Gewalt zu ermög­li­chen. (sfo)

Kurz und Klein

+++ Wir blei­ben beim The­ma: Heu­te ist der Equal Pay Day, also der Tag, der an die unglei­che Bezah­lung von Män­nern und Frau­en erin­nert. Das For­schungs­in­sti­tut der Arbeits­agen­tur hat geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Unter­schie­de in der Bezah­lung unter­sucht und her­aus­ge­fun­den: Die Lücke (Gen­der-Pay-Gap) zwi­schen dem durch­schnitt­li­chen Brut­to-Stun­den­lohn von Män­nern und Frau­en ist immer noch ganz schön groß. Im Schnitt lag der Brut­to-Stun­den­lohn von Frau­en vor zwei Jah­ren etwa ein Fünf­tel (18,9 Pro­zent) unter dem von Män­nern. Damit ist die Lücke inner­halb von fünf Jah­ren immer­hin ein klein wenig geschrumpft (2,5 Pro­zent­punk­te). Auch ganz inter­es­sant: Im Wes­ten des Lan­des ist die Lücke drei­mal so groß wie im Osten. In Müns­ter liegt der Wert leicht über dem bun­des­wei­ten Durch­schnitt (19,2 Pro­zent). Aber was kann man dage­gen machen? Die Stu­die schlägt vor: Frau­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen för­dern, Trans­pa­renz bei der Bezah­lung erhö­hen. (rhe)

+++ Dass die alten Rol­len im Berufs­le­ben wei­ter eine gro­ße Bedeu­tung haben, zeigt auch eine ande­re Zahl. Sie­ben von zehn Teil­zeit­jobs in Müns­ter sind von Frau­en besetzt. Und wie die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten mel­det, ver­die­nen Frau­en in die­sen Jobs auch noch sie­ben Pro­zent weni­ger pro Stun­de als Män­ner. Was schlägt die Gewerk­schaft vor? Mehr „Maß­nah­men zur Ver­rin­ge­rung der Gehalts­un­ter­schie­de“, auch die Gewerk­schaft for­dert mehr Trans­pa­renz. Aber wie stellt man Trans­pa­renz her? Die Inves­ti­ga­tiv-Jour­na­lis­tin Bir­te Mei­er, die vie­le Jah­re lang vor Gericht für eine gerech­te Bezah­lung stritt, hat in der ver­gan­ge­nen Woche im Inter­view mit der Süd­deut­schen Zei­tung erzählt, wie sie von den Gehalts­un­ter­schie­den erfuhr. Man hat­te ihr gesagt, die Kol­le­gen bekä­men mehr, weil sie län­ger dabei sei­en. In dem Inter­view sagt Mei­er: „Irgend­wann gab es eine Weih­nachts­fei­er, bei der viel Wod­ka floss. Da habe ich mich getraut, einen Kol­le­gen anzu­spre­chen. Es stell­te sich her­aus, dass er spä­ter ange­fan­gen hat­te als ich und den­noch mehr Geld bekam. Da war mir klar, dass man mich betuppt hat.“ Oder wie der Latei­ner sagt: In Wod­ka veri­tas. (rhe)

+++ Der Müns­ter-Tat­ort hat es mit ver­schlis­se­nen Wit­zen und einer krum­men Geschich­te wie­der mal geschafft, einen Rekord zu bre­chen. 13 Mil­lio­nen Men­schen sahen am Sonn­tag­abend die Fol­ge „Magic Mom“, deren Fall sich unge­fähr so zusam­men­fas­sen lässt: Erfolg­rei­che Influen­ce­rin liegt tot vor dem Kühl­schrank – war­um? Wer Gags übers Gen­dern, über klei­ne Men­schen und ande­re Min­der­hei­ten super fin­det, wird sei­ne hel­le Freu­de haben. Der neue Fall wird schon gedreht, zum ers­ten Mal dabei: Det­lev Buck. (rhe)

Wie es weiterging – mit dem Radioprojekt der Wartburg-Grundschule

Im August haben wir im RUMS-Brief über ein Radio­pro­jekt an der Wart­burg-Grund­schu­le in Gie­ven­beck berich­tet. Dort pro­du­zie­ren meh­re­re Klas­sen (an der Schu­le sagt man: Lern­grup­pen) eige­ne Radio­sen­dun­gen. Inzwi­schen sind auch die ers­ten bei­den Jahr­gän­ge in das Pro­jekt ein­ge­stie­gen. Die Sen­dun­gen ste­hen lei­der nicht im Netz. Aber das schul­wei­te Radio­pro­gramm „Burg­funk“ ist auf der Web­site der Schu­le zu fin­den. Und bei der Gele­gen­heit noch ein Hin­weis: Der Radio­jour­na­list Hei­ner Wem­ber aus Müns­ter, der das Pro­jekt an der Schu­le koor­di­niert, hat für den WDR eine 22 Minu­ten lan­ge Radio­sen­dung dar­über gemacht, wie Schu­len mit dem Ukrai­ne-Krieg umge­hen. Sehr inter­es­sant. Die Sen­dung fin­den Sie hier. (rhe)


Zahlen, bitte. 

Morgens um acht in die Kälte

In der Coro­na­zeit gab es in Müns­ter einen war­men Ort, an dem obdach­lo­se Men­schen sich tags­über auf­hal­ten konn­ten. Den gibt es nicht mehr. Aber wie ver­brin­gen woh­nungs­lo­se Men­schen ihre Tage? Ich habe mich auf die Suche gemacht und dabei jeman­den getrof­fen, der frü­her eine Eigen­tums­woh­nung besaß und jetzt auf der Stra­ße lebt.

„Wisst ihr eigent­lich, wie kalt es auf dem Klo ist?“ – Mar­kus Kru­se beschwert sich bei der Nacht­wa­che. Irgend­je­mand hat einen Bar­ho­cker ans Toi­let­ten­häus­chen gestellt, ist auf den wacke­li­gen Stuhl geklet­tert, hat das Fens­ter auf­ge­bro­chen und sich durch den engen Schlitz gezwängt. Jetzt fehlt eine klei­ne Elektroheizung.

Kru­se ist sicht­lich wütend. Die Hei­zung aus dem Toi­let­ten­häus­chen ist nicht die ers­te, die weg­ge­kom­men ist. Zwei Wochen zuvor hat schon ein­mal jemand eine Hei­zung gestoh­len. Das ärgert Kru­se maß­los. Schließ­lich sind die­se Hei­zun­gen im Moment das Ein­zi­ge, was ihm Wär­me spen­det. Kru­se, 48 Jah­re, gestreif­te Müt­ze, blaue Augen und grau­er Pul­li, ist obdach­los. Er ver­bringt die Win­ter­näch­te in einem der Con­tai­ner am Albers­lo­her Weg.

Mar­kus Kru­se heißt eigent­lich gar nicht Mar­kus Kru­se. Ich ken­ne sei­nen ech­ten Vor- und Nach­na­men, aber schrei­be sie bewusst nicht auf, um ihn zu schützen.

Als ich Kru­se zum ers­ten Mal tref­fe, herrscht seit Tagen Dau­er­frost. Es ist 17 Uhr, die Son­ne ist längst unter­ge­gan­gen. Eine Later­ne beleuch­tet das Brach­land, auf dem einst die Osmo-Hal­len hin­ter dem Jovel stan­den. Fünf­zehn durch­num­me­rier­te Blech­kis­ten ste­hen in einer Rei­he auf der Indus­trie­flä­che. Am Ein­gang des Gelän­des ste­hen ein Con­tai­ner für die Nacht­wa­che, eine wei­te­re Blech­box mit einer Küche und das besag­te Toilettenhäuschen.

So sieht sie also aus, die Win­ter­not­hil­fe der Stadt Müns­ter für obdach­lo­se Män­ner. Von Anfang Novem­ber bis Ende März kön­nen Obdach­lo­se in den ehe­ma­li­gen Fracht­con­tai­nern über­nach­ten. Um 16.30 Uhr öff­nen die Con­tai­ner, um 8 Uhr müs­sen die Obdach­lo­sen wie­der raus. Das Käl­te­schutz­pro­gramm orga­ni­siert die Stadt Müns­ter in die­sem Win­ter zum sieb­ten Mal. Sie bezahlt das Mate­ri­al und das Per­so­nal, die Umset­zung über­nimmt das Haus der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe. Nie­mand, der in Müns­ter auf der Stra­ße lebt, soll im Win­ter erfrie­ren. Den Käl­te­tod ver­hin­dern, so lau­tet das offi­zi­el­le Pro­jekt­ziel der Winternothilfe.

Platz für 60 Menschen

Mit­te Novem­ber, kurz nach­dem die Win­ter­not­hil­fe gestar­tet ist, besu­che ich das Gelän­de zum ers­ten Mal. Eini­ge Tage zuvor fand am sel­ben Ort noch das Okto­ber­fest in Müns­ter statt – mit Schla­ger­mu­sik, Par­ty­stim­mung und liter­wei­se Bier. Jetzt ste­hen hier die fünf­zehn grau­en Blech­kis­ten. Tho­mas Mühl­bau­er, Lei­ter des Hau­ses der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe, sagt, in den Anfangs­jah­ren der Win­ter­not­hil­fe hät­ten sie nur drei oder vier Con­tai­ner gebraucht, um die Obdach­lo­sen unter­zu­brin­gen. Das reicht inzwi­schen nicht mehr. Mühl­bau­er habe die Ver­an­stal­ter des Okto­ber­fes­tes im Scherz gefragt, ob sie nicht ein­fach das Fest­zelt ste­hen las­sen könnten.

Tho­mas Mühl­bau­er schließt einen Wohn­con­tai­ner auf. Am Ein­gang steht ein Spind, dahin­ter rechts und links jeweils ein Hoch­bett und ein qua­dra­ti­scher Tisch mit Stüh­len. Rein rech­ne­risch hat die Win­ter­not­hil­fe also Platz für sech­zig Men­schen. Die Mit­ar­bei­ten­den kal­ku­lie­ren aber zunächst mit vier­zig Bet­ten, damit die Obdach­lo­sen in den Con­tai­nern nicht auf beeng­tem Raum über­nach­ten müs­sen. Die Rest­plät­ze wer­den als Puf­fer genutzt für den Fall, dass mehr Men­schen Schutz vor der Käl­te suchen.

Im Moment feh­len noch die Decken in den Bet­ten. Mühl­bau­er sagt, die Win­ter­not­hil­fe habe die Bett­de­cken recht­zei­tig bestellt, aber im Moment gebe es Lie­fer­eng­päs­se. Erst mit drei­wö­chi­ger Ver­spä­tung kom­men sie in den Con­tai­nern an. Solan­ge müs­sen die Obdach­lo­sen unter lee­ren Bett­be­zü­gen schla­fen. Immer­hin wärmt jeden Con­tai­ner zusätz­lich eine klei­ne Elektroheizung.

Nach einer Woche sind 32 Bet­ten der Win­ter­not­hil­fe belegt. „So stark wie in die­sem Jahr war der Zulauf noch nie“, sagt Tho­mas Mühl­bau­er. Schon in der ers­ten Nacht sei­en 17 Män­ner am Albers­lo­her Weg auf­ge­schla­gen. 2020 über­nach­te­ten am 1. Novem­ber nur sechs Obdach­lo­se in den Wohncontainern.

An dem Abend, an dem ich Mar­kus Kru­se zum ers­ten Mal begeg­ne, ler­ne ich auch Dean Stamm­köt­ter ken­nen. Der Sozi­al­ar­bei­ter lei­tet die Win­ter­not­hil­fe, dafür hat er 20 Stun­den pro Woche Zeit. „Das ist eigent­lich zu wenig“, sagt Stamm­köt­ter. Er muss zum Bei­spiel dafür sor­gen, dass in jeder Nacht zwei Stu­die­ren­de an der Pfor­te für die Nacht­wa­che sitzen.

Und zur Schicht­ein­tei­lung kom­men noch die all­täg­li­chen Auf­ga­ben bei der Win­ter­not­hil­fe. Es gibt bei­spiels­wei­se immer wie­der Strei­tig­kei­ten, die geschlich­tet wer­den müs­sen. Mal hat jemand das Bad ver­dreckt, mal will jemand mor­gens nicht auf­ste­hen. Ein paar Tage vor mei­nem Besuch muss­ten die Leu­te an der Pfor­te den Kran­ken­wa­gen rufen. Ein Über­nach­tungs­gast war in eine Glas­scher­be gefal­len. Einem ande­ren muss­ten sie sogar Haus­ver­bot ertei­len, weil er jeman­den atta­ckiert hat­te. „Wenn es rich­tig kalt wird, ist es aber schwer, das Ver­bot durch­zu­zie­hen“, sagt Stammkötter.

Kälte und Nässe gehen an die Substanz

Vie­le Obdach­lo­se, die am Albers­lo­her Weg unter­kom­men, mei­den Ein­rich­tun­gen wie das Haus der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe. Sie zögern den Ein­zug in einen Con­tai­ner so lan­ge hin­aus, bis es nicht mehr anders geht. „Die meis­ten sind des­halb ordent­lich her­un­ter­ge­rockt“, sagt Stamm­köt­ter. Die Käl­te und die Näs­se gehen den Men­schen an die Substanz.

Es gibt aber auch so etwas wie eine Stamm­kund­schaft. Man­che Obdach­lo­se kom­men jedes Jahr zur Win­ter­not­hil­fe, um in den Con­tai­nern zu schla­fen. In der Advents­zeit über­nach­te­ten außer­dem vie­le Men­schen aus der Slo­wa­kei, Rumä­ni­en oder Bul­ga­ri­en in den Con­tai­nern. Sie gin­gen tags­über zum Weih­nachts­markt, um dort zu bet­teln. Nach Weih­nach­ten ver­schwän­den die meis­ten aber wieder.

Mar­kus Kru­se gehört weder zu den Bett­lern noch zur Stamm­kund­schaft. Einen Tag nach unse­rer ers­ten Begeg­nung tref­fen wir uns noch ein­mal, Kru­se hat­te am ers­ten Abend doch kei­ne Zeit. Er muss­te E-Mails beant­wor­ten und mit sei­nem Anwalt tele­fo­nie­ren. Wir set­zen uns zum Ken­nen­ler­nen an den Tisch im Con­tai­ner Num­mer 15. Wäh­rend­des­sen trinkt Kru­se Rum mit Kaffee.

Kru­se erzählt, dass er in Polen gebo­ren wur­de, aber mit einem Jahr nach Deutsch­land kam. Zuerst nach Unna-Mas­sen in eine Unter­kunft. Eine Zeit lang arbei­te­te sein Vater in der Indus­trie in Dort­mund. Dann zog sei­ne Fami­lie nach Nie­der­sach­sen, in die Graf­schaft Bent­heim. Kru­se kennt Müns­ter aber schon seit sei­ner Jugend, sei­ne Groß­el­tern haben hier gewohnt. Als jun­ger Mann ging er öfter mal zum Fei­ern zum Hawerkamp.

Das hört sich nach einer gewöhn­li­chen Kind­heit und Jugend an. Aber wie ist Mar­kus Kru­se obdach­los gewor­den? Nach­dem ich die­se Fra­ge stel­le, schaut er einen Moment auf den Boden und hebt dann die Schul­tern, lässt sie fal­len, seufzt. „Tja.“ Kru­se setzt schließ­lich zu einer wil­den Geschich­te an, der ich nur mit Mühe fol­gen kann.

Die Kurz­fas­sung ist: Mar­kus Kru­se hat­te ein­mal eine Eigen­tums­woh­nung in sei­nem Hei­mat­dorf, er nennt es ein „Wes­pen­nest“. Irgend­wann bekam er Pro­ble­me mit der Jus­tiz. Kru­se saß mehr­mals im Gefäng­nis. Zuletzt, weil er ohne gül­ti­gen Füh­rer­schein hin­term Steu­er erwischt wur­de und die Geld­stra­fe nicht zah­len konn­te. Und Kru­se hat ein Pro­blem mit Dro­gen. Sei­ne Sucht kon­trol­lie­re ihn, sagt er. Zum Schluss ver­lor er sei­ne Wohnung.

Das alles sei eini­ge Jah­re her, sagt Kru­se. Wie lan­ge genau, kann er mir nicht sagen. Seit­dem schlägt er sich auf der Stra­ße durch. Einen Job hat er nicht. „Ich wür­de aber ger­ne arbei­ten“, sagt er. Um über die Run­den zu kom­men, sam­melt Kru­se statt­des­sen Schrott und ver­hö­kert alles, was sich zu Geld machen lässt, am Wert­stoff­hof. Kup­fer oder Mes­sing zum Bei­spiel. Im Som­mer über­nach­tet er meis­tens auf Bau­stel­len, sagt Kru­se. Er gehört zu den­je­ni­gen, die sich in Woh­nungs­lo­sen­un­ter­künf­ten nicht wohl­füh­len. „Ich penn da nur bei schlech­tem Wet­ter“, sagt er.

Nächte im Container

Ver­gan­ge­nes Jahr sei Kru­se schon im Mai nach Müns­ter gekom­men und habe zusam­men mit ande­ren Män­nern in einem leer­ste­hen­den Möbel­haus an der Waren­dor­fer Stra­ße gewohnt. Dort hät­ten es sich die Män­ner rich­tig gemüt­lich gemacht, sagt Mar­kus Kru­se. Er habe in sei­ner Schlaf­ecke ein paar Topf­pflan­zen und Bil­der an der Wand gehabt. Dann sei aber die Poli­zei irgend­wann auf das besetz­te Gebäu­de auf­merk­sam gewor­den und habe es geräumt.

Jetzt über­nach­tet Kru­se im Con­tai­ner. Ob er sich hier wohl fühlt? Kru­se ant­wor­tet, er kom­me abends ger­ne zu den Con­tai­nern. Die Wär­me tue ihm gut, vor allem an Tagen, an denen es fast uner­träg­lich kalt ist.

Kru­se sagt, im Win­ter müs­se er sei­nen Tag bes­ser pla­nen als im Som­mer. Im Moment sieht das so aus: Mor­gens um 8 Uhr muss er den Con­tai­ner ver­las­sen. Dann geht er zur Bahn­hofs­mis­si­on, um zu früh­stü­cken. Um 10 Uhr öff­net das Café bei der Dro­gen­hil­fe Indro. Von Novem­ber bis Janu­ar wur­de es aller­dings reno­viert und war des­halb geschlos­sen. Aber immer­hin bekom­me er dort etwas zu essen, sagt Kru­se. Vie­le Restau­rants spen­de­ten Spei­sen, die sonst im Bio­müll lan­den wür­den. Das sind oft vege­ta­ri­sche Gerich­te mit Kar­tof­feln oder Cous­cous. Zwei­mal in der Woche kommt außer­dem der Käl­te­bus der Johan­ni­ter abends an den Albers­lo­her Weg, um Sup­pe und hei­ßen Tee vorbeizubringen.

Und zwi­schen­durch? Mar­kus Kru­se sagt, er gehe viel spa­zie­ren oder tref­fe sich mit Bekann­ten. Zeit tot­zu­schla­gen, sei für Obdach­lo­se im Win­ter eine gro­ße Her­aus­for­de­rung, sagt Dean Stamm­köt­ter. In die­sem Win­ter gebe es kei­nen Ort, an dem die Obdach­lo­sen ihren Tag in der Wär­me ver­brin­gen könn­ten. Wer zum Bei­spiel krank wer­de und Ruhe brau­che, um sich wie­der zu erho­len, müs­se nach 8 Uhr aus dem Con­tai­ner in die Kälte.

Hunde sind oft nicht willkommen

Das Pres­se­amt schreibt uns auf Anfra­ge, es gebe fünf Tages­treffs für Woh­nungs­lo­se in Müns­ter, die die Stadt zum Teil oder ganz finan­zie­re. Das sind vor allem Ange­bo­te von kirch­li­chen Trä­gern. Einen Ort wie die Turn­hal­le in Gie­ven­beck, in der die Stadt vor drei Jah­ren eine Sup­pen­kü­che ein­ge­rich­tet hat, gibt es in die­sem Win­ter aller­dings nicht. Ein wei­te­res Pro­blem bei die­sen Treff­punk­ten: Nicht über­all sind Obdach­lo­se mit Hun­den willkommen.

Aber wie­so blei­ben die Con­tai­ner nicht ein­fach den gan­zen Tag über offen? Die Stadt schreibt uns, für einen ganz­tä­gi­gen Betrieb der Win­ter­not­hil­fe brau­che es mehr Per­so­nal. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren habe die Stadt das Platz­an­ge­bot und die Zahl der Mit­ar­bei­ten­den immer wie­der auf­ge­stockt. Auch in die­sem Jahr wer­te die Ver­wal­tung die Win­ter­not­hil­fe noch ein­mal aus. Was das für den dies­jäh­ri­gen Win­ter bedeu­ten könn­te, steht noch nicht fest.

Im Advent muss­te die Win­ter­not­hil­fe in man­chen Näch­ten mehr als fünf­zig Män­ner unter­brin­gen. War­um so vie­le Men­schen gera­de Schutz such­ten, kön­ne die Win­ter­not­hil­fe nicht ein­deu­tig erklä­ren, sagt Dean Stamm­köt­ter. Aber: „Vie­le Woh­nungs­lo­se, die hier über­nach­ten, sind bekann­te Gesich­ter“, sagt er. Stamm­köt­ter ver­mu­tet, der Zulauf könn­te mit dem Umbau am Bre­mer Platz zusam­men­hän­gen. Am Haupt­bahn­hof wer­de es aus Sicht der Sze­ne gera­de ungemütlicher.

Über Weih­nach­ten waren die Bewoh­ner der Con­tai­ner zum Früh­stück und Abend­essen im Haus der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe ein­ge­la­den. Ser­viert wur­den ein Fest­tags­bra­ten und ein Hirsch­gu­lasch. Ein Pfar­rer aus dem Süd­vier­tel kam zur Andacht mit Musik vor­bei und eine Schul­klas­se hat­te Geschen­ke für die Obdach­lo­sen gebas­telt. Vie­le Men­schen aus Müns­ter hät­ten im Vor­feld gespen­det, sagt Dean Stamm­köt­ter. Scho­ko­la­de, Plätz­chen, Mandarinen.

Die Sil­ves­ter­nacht blieb in der Con­tai­ner­sied­lung am Albers­lo­her Weg ruhig. Nur weni­ge Bewoh­ner hät­ten Rake­ten gezün­det, die meis­ten hät­ten sich früh ins Bett gelegt oder wären in die Stadt gezo­gen, um dort das neue Jahr zu fei­ern, sagt Stammkötter.

Bisher keine Verlängerung geplant

Mar­kus Kru­se war bei all­dem nicht dabei. Er erzähl­te mir schon bei unse­rem Tref­fen, dass er die Fei­er­ta­ge bei sei­ner Fami­lie in Nie­der­sach­sen ver­brin­gen möch­te. Im Gegen­satz zu vie­len ande­ren Men­schen auf der Stra­ße habe er noch immer ein inni­ges Ver­hält­nis zu sei­ner Ver­wandt­schaft. Ich hat­te Kru­se gefragt, ob wir uns im neu­en Jahr noch ein­mal zusam­men­set­zen kön­nen. Ich möch­te wis­sen, wie er den Jah­res­wech­sel ver­bracht hat und wie es für ihn wei­ter­geht. Kru­se sag­te zu.

Aber dazu ist es nicht mehr gekom­men. Mar­kus Kru­se war bis­her nur für ein paar Näch­te bei der Win­ter­not­hil­fe am Albers­lo­her Weg. Er hat Dean Stamm­köt­ter erzählt, dass er nach Polen müs­se, um eine Erb­schaft zu regeln. Seit­dem ist er nicht wie­der in Müns­ter aufgetaucht.

Bis Ende März ist die Win­ter­not­hil­fe am Albers­lo­her Weg noch geöff­net. Die Aus­las­tung ist wei­ter­hin hoch, zur­zeit sind dort 39 Män­ner unter­ge­bracht. Ob das Ange­bot noch ein­mal ver­län­gert wird, hängt von der Wit­te­rung ab. Ges­tern und heu­te Mor­gen hat es in Müns­ter geschneit. Dean Stamm­köt­ter sagt, vor zwei Jah­ren sei am 1. April Schnee vom Him­mel gefal­len. Damals konn­te die Win­ter­not­hil­fe kurz­fris­tig in Abspra­che mit der Stadt ver­län­gert wer­den. Die­ses Jahr sieht es aber bis­lang nicht danach aus, dass die Con­tai­ner noch län­ger auf dem ehe­ma­li­gen Indus­trie­ge­län­de ste­hen blei­ben müs­sen. (sfo)

Kon­zer­te im Thea­ter Münster

26. März 2023, 18 Uhr Dani­el Mül­ler-Schott, Cel­lo & Aris-Quar­tett (Bach & Schu­bert Quin­tett D.956)

13. Mai 2023, 20 Uhr Sebas­ti­an Koch, Lesung (Beethoven/Tolstoi: „Kreut­zer­so­na­te“)

03. Juni 2023, 20 Uhr Jan Lisiecki, Kla­vier (Cho­pin Etü­den op. 10 & Nocturnes)

Infos & Tickets: www.schoneberg.de

Warum sind die Zugvögel schon da?

Auch wenn man es in die­ser Woche nicht merkt, kün­digt sich der Früh­ling an. Zum Bei­spiel mit Nar­zis­sen an der Pro­me­na­de. Und es keh­ren die ers­ten Zug­vö­gel zurück nach Müns­ter. Die sind in den ver­gan­ge­nen Jah­ren immer frü­her dran gewesen.

Grund dafür ist die Kli­ma­kri­se. Das beob­ach­ten Fach­leu­te auch in den Rie­sel­fel­dern: Der Orni­tho­lo­ge Tho­mas Krä­mer sagt, vie­le Zug­vö­gel erschie­nen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren dort zwei bis drei Wochen frü­her als nor­ma­ler­wei­se. Oder sie flie­gen erst gar nicht weg. Zu die­sen Vögeln gehö­ren zum Bei­spiel die Mönchs­gras­mü­cke, die jetzt lie­ber in Groß­bri­tan­ni­en statt am Mit­tel­meer über­win­tert, oder der Weiß­storch und das Schwarz­kehl­chen, die mitt­ler­wei­le bei uns überwintern.

Evolution im Zeitraffer

In Afri­ka und am Mit­tel­meer wird es immer wär­mer und tro­cke­ner, wes­halb die Tie­re dort nicht lan­ge blei­ben und frü­her in den Nor­den flie­gen. Das hat eini­ge Ver­än­de­run­gen im Leben der Vögel zur Fol­ge: Die Brut­zeit ver­schiebt sich und die Stre­cke zu den Brut­plät­zen wird län­ger. Die geeig­ne­ten Plät­ze dafür lie­gen schließ­lich immer wei­ter nörd­lich, da sich der Süden immer weni­ger zum Brü­ten eig­net. Gera­de erst haben däni­sche Forscher:innen her­aus­ge­fun­den, dass ark­ti­sche Gän­se ihre Zug­rou­te ver­än­dert haben, weil sie ein neu­es Brut­ge­biet suchen. 

Wenn sie den Win­ter über­stan­den haben, sind die Hit­ze­som­mer für vie­le hei­mi­sche Vogel­ar­ten eine Gefahr: Rast- und Brut­plät­ze in feuch­ten Gebie­ten ver­schwin­den und das Insek­ten­ster­ben ver­rin­gert die Chan­cen auf Fut­ter­quel­len. Laut Krä­mer ste­he aber in den Rie­sel­fel­dern dank einer Klär­an­la­ge auch in den hei­ßen Som­mern aus­rei­chend Was­ser für die Tei­che zur Verfügung.

Ein gene­rel­les Pro­blem ist laut Tho­mas Krä­mer, dass die Arten nur sehr wenig Zeit haben, sich an die Ver­än­de­run­gen anzu­pas­sen. Der Orni­tho­lo­ge nennt das auch „Evo­lu­ti­on im Zeit­raf­fer“ – und die ist nicht natürlich. 

Blickt man in die Zukunft, so wird wohl die Zahl der Vögel zuneh­men, die im Win­ter hier­blei­ben. Für die­je­ni­gen, die nach wie vor nach Süden zie­hen, wird es ris­kan­ter: Krä­mer spricht davon, dass die Nach­ti­gall in 50 Jah­ren wahr­schein­lich 800 Kilo­me­ter wei­ter flie­gen muss. Das bedeu­tet, sie braucht mehr Zeit und mehr Zwi­schen­stopps. Und ob sie dann genug Nah­rung fin­det, ist bei der zuneh­men­den Zer­stö­rung von Lebens­räu­men zwei­fel­haft. (fkr)

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Korrekturen

Am ver­gan­ge­nen Frei­tag haben wir in der Ein-Satz-Zen­tra­le gemel­det, dass die Bezirks­ver­tre­tung-Süd­ost über die Umbe­nen­nung zwei­er Stra­ßen in Grem­men­dorf dis­ku­tiert hat. Kon­kret geht es dabei um den Lüde­ritz- und den Woer­mann­weg, die nach zwei Män­nern benannt sind, die in Ver­bin­dung mit dem deut­schen Kolo­nia­lis­mus im heu­ti­gen Nami­bia ste­hen. Um die­se Ver­wick­lung in einem Satz zusam­men­zu­fas­sen, haben wir die Namens­ge­ber als „Geno­zid-Pro­fi­teu­re“ ein­ge­ord­net. Eik Wel­ker von der „Initia­ti­ve zur Umbe­nen­nung des Lüde­ritz­wegs und des Woer­mann­wegs“ hat uns dar­auf hin­ge­wie­sen, dass nur Adolf Woer­mann vom deut­schen Völ­ker­mord an den Here­ro und Nama pro­fi­tiert hat. Adolf Lüde­ritz war zum Zeit­punkt des Geno­zids bereits ver­stor­ben. Er hat aller­dings die Nama um Land betro­gen. Wir haben die­sen Feh­ler kor­ri­giert. Der Ein-Satz lau­tet nun: „Die Bezirks­ver­tre­tung Süd­ost berät über die Umbe­nen­nung zwei­er Wege in Grem­men­dorf, die nach dem Geno­zid-Pro­fi­teur Adolph Woer­mann und dem Kolo­nia­lis­ten Adolf Lüde­ritz benannt sind.“

Klima-Update

+++ Noch ein­mal zum gro­ßen The­ma mor­gen: Frau­en sind bei Natur­ka­ta­stro­phen stär­ker betrof­fen als Män­ner. Es ist zum Bei­spiel deut­lich wahr­schein­li­cher, dass Frau­en und Kin­der bei einer Kata­stro­phe ster­ben als Män­ner. 2004 beim Tsu­na­mi in Asi­en waren 70 Pro­zent der Todes­op­fer Frau­en. Der Grund: Frau­en wer­den spä­ter gewarnt, kön­nen sel­te­ner schwim­men und küm­mern sich häu­fi­ger um Ange­hö­ri­ge. Das soll sich in Zukunft ändern. Damit alle Men­schen von den Kli­ma­maß­nah­men pro­fi­tie­ren kön­nen, sol­len Expert:innen für Geschlech­ter­fra­gen dabei hel­fen, Lösun­gen zu ent­wi­ckeln. (lge)

+++ Noch lie­gen die meis­ten Mess­wer­te zur Luft­ver­schmut­zung in Deutsch­land unter den von der Euro­päi­schen Uni­on vor­ge­ge­be­nen Gren­zen. Doch das wird sich bald ändern, denn die Euro­päi­sche Uni­on will die Grenz­wer­te sen­ken. Und nach den neu­en Gren­zen wären die Mess­wer­te in Müns­ter vor zwei Jah­ren alle­samt zu hoch gewe­sen. Ganz inter­es­sant: Der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO sind die neu­en EU-Grenz­wer­te immer noch zu lasch. Was kön­nen die Städ­te machen? In Mainz half ein Tem­po­li­mit von 30 Stun­den­ki­lo­me­tern in der Innen­stadt, um die Luft­ver­schmut­zung zu redu­zie­ren. Das könn­te auch in Müns­ter bald kom­men. Die Stadt hat vor zwei Jah­ren ange­kün­digt, zusam­men mit sechs ande­ren Städ­ten an einem Pilot­pro­jekt zum flä­chen­de­cken­den Tem­po 30 teil­zu­neh­men. Dann wäre nur noch auf den Haupt­stra­ßen Tem­po 50 erlaubt. Wann es so weit sein wird, ist noch nicht klar. Mög­li­cher­wei­se steht das Pro­jekt auf geschwin­dig­keits­be­schränk­ten Behör­den­flu­ren im Stau. (lge, rhe)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Ein-Satz-Zentrale

+++ Nach­dem ein Pro­gramm­feh­ler für Cha­os bei der Ver­ga­be von Kita-Plät­zen gesorgt hat, soll der Kita-Navi­ga­tor die Plät­ze am Don­ners­tag neu zusam­men­wür­feln. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Ver­di plant am Mitt­woch einen Warn­streik, der die Kin­der­ta­ges­stät­ten und den Regio­nal­ver­kehr in Müns­ter betref­fen wird. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Stadt Müns­ter will mit­hil­fe von soge­nann­ten Stark­re­gen­ge­fah­ren­kar­ten für die Gefah­ren von Über­schwem­mun­gen sen­si­bi­li­sie­ren und Tipps dazu geben, wie Men­schen ihre Grund­stü­cke schüt­zen kön­nen. (Stadt Müns­ter)

+++ Die CDU in Gel­mer und Dyck­burg hat sich für die von der Stadt­ver­wal­tung vor­ge­schla­ge­ne Vari­an­te einer neu­en Unter­füh­rung zwi­schen Mari­en­dorf und Sud­müh­le aus­ge­spro­chen und die Grü­nen für ihre Vor­schlä­ge kri­ti­siert. (CDU Müns­ter)

+++ Die FDP-Rats­frak­ti­on warnt vor über­stürz­ten Maß­nah­men auf­grund einer neu­en EU-Berech­nungs­me­tho­de zur Lärm­be­las­tung in Müns­ter, denn die füh­re zwar auf dem Papier zu mehr Betrof­fe­nen, aber nicht zu mehr Lärm. (FDP Müns­ter)

+++ Der Auto­mo­bil­club ADAC kri­ti­siert, dass die Stadt nur an Buß­geld­ein­nah­men inter­es­siert sei, nicht an der Ver­mei­dung von Unfäl­len. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ In Müns­ter gibt es immer weni­ger Schul­ab­bre­cher, was die Stadt auf ihre eige­nen Bemü­hun­gen und die der Schu­len zurück­führt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Der Müns­te­ra­ner Bischof Felix Genn hat an einem Tref­fen von 60 Opfern kirch­li­chen Miss­brauchs teil­ge­nom­men und dabei zuge­sagt, die Anwalts­kos­ten zu über­neh­men. (WDR)

+++ Ein For­schungs­pro­jekt aus Müns­ter ist die Basis einer neu­en DIN, die es mög­lich macht, den Brenn­stoff bei der Her­stel­lung von Zement aus Müll genau­er zu mes­sen, um Ener­gie zu spa­ren und die Umwelt zu schüt­zen. (FH Müns­ter)

+++ Die Bil­dungs­ge­werk­schaft GEW ist nicht zufrie­den mit den ange­bo­te­nen Tarif­stei­ge­run­gen und wird mor­gen an den Streiks der Gewerk­schaft Ver­di teil­neh­men. (GEW-Pres­se­mit­tei­lung, nicht online)

+++ Die Vil­la ten Hom­pel bie­tet ein neu­es Pro­jekt mit dem Namen „Erzähl mal… Spu­ren­su­che zur NS-Fami­li­en­ge­schich­te“ an, das Men­schen dabei hel­fen soll, die Geschich­te ihrer Fami­lie im Natio­nal­so­zia­lis­mus zu erfor­schen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Am 9. März fin­det ein lan­des­wei­ter Warn­tag in Deutsch­land statt, bei dem Sire­nen und Mobil­te­le­fo­ne getes­tet wer­den, um sicher­zu­stel­len, dass alle Warn­sys­te­me funk­tio­nie­ren und ein­satz­be­reit sind. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Not­fall­seel­sor­ge in Müns­ter sucht Ehren­amt­li­che, die Men­schen in Kri­sen­si­tua­tio­nen zur Sei­te ste­hen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Poli­zei sucht eine Per­son, die eine mit Moos bewach­se­ne Rit­ter-Stein­fi­gur ver­misst, die an der Zum­san­de­stra­ße gefun­den wur­de. (Poli­zei Müns­ter)

Mobi­le Hil­fe Mada­gas­kar e. V.

Hel­fen macht glück­lich! Unter­stüt­zen Sie die Arbeit zur medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung der ärms­ten Bevöl­ke­rung in Mada­gas­kar. 20.000 Men­schen bekom­men durch unser mada­gas­si­sches Gesund­heits­per­so­nal Vor­sor­ge und Behandlung.

Spen­den Sie auf das Kon­to DE05 7955 0000 0011 4184 72.

Hier fin­den Sie wei­te­re Informationen.

RUMS-Veranstaltung

In Müns­ter könn­te bald ein Waren­haus aus der Innen­stadt ver­schwin­den. Eine Ent­schei­dung über die Zukunft der Kar­stadt- und Kauf­hof-Filia­len steht aus. Wenn ein Haus gehen muss, ver­schärft sich ein Pro­blem, das ohne­hin schon sehr groß ist. Wird der inner­städ­ti­sche Han­del auch in Zukunft die Rol­le spie­len, die er bis­her hat­te? Oder was wird die Innen­städ­te sonst noch aus­ma­chen? RUMS hat gemein­sam mit der Initia­ti­ve „Frei­haus MS” die Archi­tek­tin Andrea Schwapp­ach ein­ge­la­den. Sie ist Pro­jekt­lei­te­rin der „Post-Coro­na-Innen­stadt Frank­furt“ und beschäf­tigt sich inten­siv mit nach­hal­ti­gen Kon­zep­ten der Stadt­ent­wick­lung. Am Mon­tag (13. März) wird sie mit uns dis­ku­tie­ren. Der Titel der Ver­an­stal­tung lau­tet: Zukunft Innen­stadt – Han­del durch Wan­del? Der Archi­tekt Jan Kamp­s­hoff (Frei­haus MS) und ich wer­den die Ver­an­stal­tung mode­rie­ren. Beginn ist um 19 Uhr in den Räu­men der RUMS-Redak­ti­on in der Neu­brü­cken­stra­ße (gegen­über vom Thea­ter). Der Ver­ein Bau­kul­tur Nord­rhein-West­fa­len und der Zen­t­ren­fonds der Stadt Müns­ter unter­stüt­zen die Ver­an­stal­tung. Der Ein­tritt ist frei.

Unsere Leser:innen-Umfrage – Endspurt!

Seit ein paar Wochen läuft unse­re aktu­el­le Leser:innen-Umfrage. Mehr als 200 von Ihnen haben uns unse­re Fra­gen schon beant­wor­tet. Dar­über freu­en wir uns sehr. Wenn Sie noch nicht teil­ge­nom­men haben, kön­nen Sie das bis zum 16. März noch tun. Davon pro­fi­tie­ren Sie auch selbst, denn wenn wir fest­stel­len, dass vie­len von Ihnen etwas nicht gefällt, ändern wir das.

Uns inter­es­siert zum Bei­spiel, wel­che The­men Sie sich noch wün­schen – und was Ihnen in unse­ren Brie­fen fehlt. Außer­dem über­le­gen wir, ein neu­es Abo-Modell ein­zu­füh­ren. Wäre das inter­es­sant für Sie? Was für ein Abo wün­schen Sie sich? Und wenn Sie mögen, erzäh­len Sie uns gern etwas über sich selbst und Ihre RUMS-Geschich­­te. Auch das hilft uns, den Brief wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Ihre Ant­wor­ten blei­ben natür­lich anonym.

Hier geht’s zu unse­rer Umfra­ge.

Unbezahlte Werbung

Wer auf der Wol­be­cker Stra­ße einen Imbiss sucht und stadt­aus­wärts bis zur Herz-Jesu-Kir­che durch­hält, fin­det irgend­wann das Restau­rant Naba­ti. Auf einem Schild steht: „Vege­ta­risch und mehr.“ Und das bekommt man auch. Bur­ri­tos, Börek, Fal­a­fel, Bur­ger oder Sand­wi­ches. Wir emp­feh­len den lecke­ren, aber sehr schar­fen Chi­li-Bur­ger mit Pom­mes. Hier geht’s zur Spei­se­kar­te.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Heu­te hat Frie­da Kru­ken­kamp für Sie in die Ver­an­stal­tungs­ka­len­der geschaut. Das sind ihre Empfehlungen: 

+++ Zum Welt­frau­en­tag wid­men sich das Gleich­stel­lungs­bü­ro und das Exzel­lenz­clus­ter „Reli­gi­on & Poli­tik” der Uni Müns­ter dem The­ma Frau­en und Reli­gi­on. Im Hör­saal der Johan­nis­stra­ße 4 fin­den am Mitt­woch um 16:15 Uhr ein Vor­trag und eine Podi­ums­dis­kus­si­on statt. Mehr Infos fin­den Sie hier.

+++ Am glei­chen Abend fin­det in der Petri­kir­che ein poli­ti­sches Nacht­ge­bet zur Kli­ma­kri­se und zum Frau­en­tag statt. Es geht um Unter­drü­ckung und Ver­än­de­rung. Um 20 Uhr star­tet das Pro­gramm, man kann jeder­zeit dazukommen. 

+++ Mor­gen ist Come­di­en­ne Lisa Fel­ler ab 12 Uhr vor dem Stadt­mu­se­um und nimmt Platz auf der Roten Bank – Sitznachbar:innen sind herz­lich will­kom­men. Die Bank ist ein Sym­bol gegen Gewalt an Frau­en. Im Muse­um läuft gera­de die Wan­der­aus­stel­lung „Was ich anhat­te“. Sie zeigt Klei­dungs­stü­cke, die Frau­en bei sexu­el­len Über­grif­fen getra­gen haben. Noch bis zum kom­men­den Sonn­tag (12. März) kön­nen Sie die Aus­stel­lung besu­chen. An die­sem Tag gibt es auch eine Abschluss­ver­an­stal­tung.

+++ Wie geht es wei­ter mit den Gesamt­schu­len in Müns­ter? Eine Schul-AG der Grü­nen lädt am Don­ners­tag um 19 Uhr zu einem Rund­gang in die Mat­hil­de-Anne­ke-Gesamt­schu­le ein. Danach kön­nen Sie mit Tho­mas Paal, dem Schul­de­zer­nen­ten der Stadt, und Chris­toph Kat­tent­idt, dem Frak­ti­ons­spre­cher der Grü­nen, ins Gespräch kommen. 

+++ Sie ken­nen sicher­lich die eine oder ande­re Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung. Und viel­leicht ken­nen Sie auch eine Per­son, die irgend­wie an die­sen Quatsch glaubt. Das macht den Umgang mit­ein­an­der schnell kom­pli­ziert. In einer Ver­an­stal­tung in der Vil­la ten Hom­pel erklärt Sozi­al­psy­cho­lo­gin Jana Schnei­der am Don­ners­tag­abend, wel­che Fak­to­ren Men­schen anfäl­li­ger für sol­che Erzäh­lun­gen machen und wie man wie­der mit­ein­an­der ins Gespräch kom­men kann. Los geht es um 19 Uhr, man muss sich nicht anmel­den. Die Ver­an­stal­tung fin­det auch online statt. 

Am Frei­tag schreibt Ihnen Sven­ja Stüh­mei­er. Ich wün­sche Ihnen eine schö­ne Woche. Genie­ßen Sie das graue Wet­ter, bevor der Früh­ling kommt.

Herz­li­che Grü­ße
Sebas­ti­an Fobbe

Mit­ar­beit: Lara Gelb­hardt (lge), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Frie­da Kru­ken­kamp (fkr), Sven­ja Stüh­mei­er (sst)
Lek­to­rat: Lisa Mensing


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PS

Wir haben es im RUMS-Brief mehr­mals erwähnt: Mor­gen fei­ern wir den inter­na­tio­na­len Frau­en­tag. Aber wuss­ten Sie, dass schon heu­te ein femi­nis­ti­sches Fest statt­fin­det? Es heißt Purim und wird manch­mal auch als jüdi­scher Kar­ne­val bezeich­net. Nicht ohne Grund: Die Gemein­de­mit­glie­der tref­fen sich zu Purim in der Syn­ago­ge, um zu sin­gen, zu tan­zen, zu essen und so viel Alko­hol zu trin­ken, bis sie nicht mehr zwi­schen Gut und Böse unter­schei­den kön­nen. Tat­säch­lich geht das Fest aber auf eine hel­den­haf­te Ret­tung des jüdi­schen Vol­kes zurück, ich möch­te lie­ber hel­din­nen­haf­te Ret­tung sagen. Im per­si­schen Reich woll­te der Regie­rungs­be­am­te Haman alle Jüd:innen aus­rot­ten. Köni­gin Ester gelang es aber, die­se Plä­ne zu durch­kreu­zen: Sie über­re­de­te ihren Ehe­mann, die­sen Befehl zu ver­wei­gern. Neben­bei gab sich Ester selbst als Jüdin zu erken­nen, Hamans Plan hät­te also auch ihren Tod bedeu­tet. Für die Autorin Eidel Malowi­cki steckt in die­ser Geschich­te eine femi­nis­ti­sche Bot­schaft: „Mutig auf­tre­ten und sich gegen patri­ar­cha­le Struk­tu­ren durch­set­zen.“ In die­sem Sin­ne: Chag Purim Sameach!