Ein zweiter Bremer Platz? | Münsters Baumschutzsatzung | Das Paul-Gerhardt-Haus in Gefahr

Müns­ter, 7. Juli 2023

Guten Tag,

vor Kur­zem hat die Dro­gen­hil­fe Indro eine Bil­der­ga­le­rie bei Insta­gram ver­öf­fent­licht. Dar­in zu sehen sind Fotos vom Lam­ber­ti­brun­nen, vom Cle­mens­park, von den Aasee­wie­sen, von der klei­nen Bahn­hof­stra­ße und vom Han­sa­tor am Hauptbahnhof.

Die­se Orte haben eines gemein: Sie waren frü­her Auf­ent­halts­plät­ze der Dro­gen­sze­ne. Wie die Gale­rie auf Insta­gram aber zeigt, sind sie alle im Lau­fe der Zeit auf­ge­hübscht wor­den. Was dort inzwi­schen zu sehen ist, nennt sich „defen­si­ve Archi­tek­tur“: Bestimm­te Grup­pen sol­len städ­te­bau­lich ver­trie­ben wer­den. Für die Dro­gen­sze­ne heißt das, sie muss sich neue Orte in der Stadt suchen.

Und einen sol­chen Ort hat die Sze­ne hin­ter dem Haupt­bahn­hof gefun­den: Der Bre­mer Platz gilt als der letz­te Sze­ne­treff­punkt in Müns­ter. Auch nach sei­nem Umbau soll er ein Ort sein, an dem sich die Sze­ne auf­hal­ten kann (RUMS-Brief).

Die Szene am Servatiiplatz

So weit, so bekannt. Ges­tern schrie­ben die West­fä­li­schen Nach­rich­ten aller­dings von einem ande­ren Dro­gen­um­schlag­platz in der Innen­stadt: vom Ser­va­tii­platz. Dort gehe bei den Gewer­be­trei­ben­den in der Nach­bar­schaft inzwi­schen die Angst um, der Ort an der Pro­me­na­de kön­ne sich bald zu einem zwei­ten Bre­mer Platz entwickeln.

Eine Fra­ge klam­mert der WN-Arti­kel aber aus: War­um hal­ten sich am Ser­va­tii­platz mehr Sze­ne­an­ge­hö­ri­ge auf? Heu­te lie­fert eine Pres­se­mel­dung aus der FDP-Rat­haus­frak­ti­on eine plau­si­ble Ant­wort: „Es wirkt, als habe sich der Bre­mer Platz nach dem Umbau des Haupt­bahn­ho­fes nun in die Innen­stadt ver­la­gert“, heißt es darin.

Aber stimmt das auch? Für Ste­fan Enge­mann von der Indro-Dro­gen­hil­fe kam die Ver­öf­fent­li­chung in den West­fä­li­schen Nach­rich­ten über­ra­schend. Der Ser­va­tii­platz sei bis­her kein bekann­ter Sze­ne­stand­ort. Die Mit­ar­bei­ten­den vom Indro wol­len ihn aber künf­tig auf­su­chen, um zu beob­ach­ten, ob sich die Sze­ne dort häu­fi­ger trifft.

Schleichende Verdrängung

Enge­mann sagt jedoch, es wer­de für die Sze­ne in Müns­ter gene­rell unge­müt­li­cher. Das zeig­ten nicht nur die defen­si­ve Archi­tek­tur, son­dern auch klei­ne­re Ent­wick­lun­gen. Nur weni­ge Meter vom Ser­va­tii­platz ent­fernt, hät­ten bis vor eini­ger Zeit noch ein paar Bän­ke gestan­den. Nach­dem die Bän­ke aber abge­baut und eini­ge Bäu­me und Sträu­cher in der Umge­bung gestutzt wur­den, hät­ten sich die Sze­ne­an­ge­hö­ri­gen dort nicht mehr wohl­ge­fühlt. Das führ­te zu mehr Tam­tam vor der Cle­mens­kir­che.

In die­se Rei­he könn­te man auch pro­blem­los einen Vor­schlag der CDU-Rats­frak­ti­on auf­neh­men: Wenn es nach ihr geht, ent­ste­hen bald an der Enge­len­schan­ze ein Brun­nen und eine Flä­che für „alko­hol­freie Tages­gas­tro­no­mie“, offi­zi­ell um einen fami­li­en­freund­li­chen Ort zur Erho­lung zu schaf­fen. Als zwei CDU-Rats­leu­te das Kon­zept den West­fä­li­schen Nach­rich­ten vor­stell­ten, heißt es aber dort ganz unver­hoh­len, man wol­le mit den „Was­ser­spie­len gegen Kri­mi­na­li­tät, Dro­gen und Obdach­lo­sig­keit“ vor­ge­hen. Für die SPD ist das ein „maka­brer Scherz“.

Eine sol­che Ver­grä­mung fin­de am Bre­mer Platz gera­de nicht statt, sagt Ste­fan Enge­mann von Indro. Kur­ze Erin­ne­rung: Vor eini­gen Mona­ten hat­te die Stadt für den Umbau eine Toi­let­te ent­fernt (RUMS-Brief). Danach ver­streu­te sich die Sze­ne in die angren­zen­den Stra­ßen­zü­ge und ins Park­haus am Bre­mer Platz. Seit­dem wie­der eine Toi­let­te da ist und auch ein Sicht­schutz in Rich­tung Montesso­ri-Schu­le auf­ge­stellt wur­de, habe sich die Lage dort beru­higt. Die Über­gangs­flä­che neh­me die Sze­ne gut an, sagt Engemann.

Dass sich die Sze­ne also vom Bre­mer Platz an den Ser­va­tii­platz ver­la­gert haben soll, kön­ne das Indro nicht bestä­ti­gen, sag­te Enge­mann. Aber wie gesagt: Die Dro­gen­hil­fe möch­te dort in Zukunft öfter vor­bei­schau­en, um die Ent­wick­lung im Auge zu behal­ten. (sfo)

Kurz und Klein

+++ Na, sind Sie aus Gewohn­heit in den ver­gan­ge­nen Tagen auch mit dem Auto zum Dom­platz gefah­ren, und als sie schon fast da waren, ist ihnen ein­ge­fal­len, dass der jetzt ja auto­frei ist (RUMS-Brief)? Damit waren Sie dann jeden­falls nicht allei­ne. Ein Stadt­spre­cher berich­tet, dass vie­le Autofahrer:innen vor Ort auf die neue Regel hin­ge­wie­sen wer­den muss­ten, die­se dann jedoch meis­tens akzep­tier­ten. Neben Anwoh­ner­in­for­ma­tio­nen und LED-Tafeln setzt die Stadt noch bis mor­gen einen Ver­kehrs­hel­fer ein, der Autofahrer:innen infor­miert. Bis ges­tern wur­den knapp 20 Fahr­zeu­ge falsch abge­stellt und ihre Besitzer:innen des­we­gen ver­warnt, ein Auto wur­de abge­schleppt. Stra­fe muss­te bis­her nie­mand zah­len, weil die Regel ja noch neu ist. (sst)

+++ Mit dem soge­nann­ten Sozi­al­mo­ni­to­ring will Müns­ter früh­zei­tig erken­nen, wel­che Stadt­tei­le mehr Unter­stüt­zung brau­chen. Die Daten für 2022 hat die Stadt nun ver­öf­fent­licht. Sie umfas­sen im Prin­zip, wie vie­le Men­schen Bür­ger­geld bezie­hen, wie vie­le Kin­der mit einem allein­er­zie­hen­den Eltern­teil zusam­men­le­ben und wie vie­le eine Migra­ti­ons­ge­schich­te haben. Coer­de ist seit 2017 zwar der Stadt­teil mit den meis­ten Bürgergeld-Bezieher:innen, aller­dings hat sich der Anteil in den ver­gan­ge­nen Jah­ren deut­lich ver­rin­gert, von gut 22 auf knapp 19 Pro­zent. In Neu­tor hin­ge­gen hat der Anteil stark zuge­nom­men, von knapp vier Pro­zent in 2021 ist er auf fast sie­ben Pro­zent in 2022 gesprun­gen. Grund hier­für ist laut Job­cen­ter der Stadt, dass in der Blü­cher-Kaser­ne ukrai­ni­sche Geflüch­te­te leben. Sie kön­nen seit Juni 2022 Bür­ger­geld erhal­ten. Die meis­ten Kin­der und Jugend­li­chen mit Migra­ti­ons­vor­ge­schich­te leben in Berg Fidel, dort sind es fast drei Vier­tel. Im Kreuz­vier­tel hin­ge­gen betrifft das nur jede:n Fünfte:n. Hier lässt sich jedoch auch ein leich­ter Posi­tiv­trend erken­nen. Falls Sie sich jetzt fra­gen, wie genau die Stadt einen Bezug zwi­schen Bür­ger­geld­be­zug, Migra­ti­ons­ge­schich­te und der sozia­len Lage eines Stadt­teils her­stellt: Das steht aus­führ­lich in der Beschluss­vor­la­ge. Die Kurz­form: Für eine bes­se­re Über­sicht wur­den nur weni­ge Indi­ka­to­ren aus­ge­wählt, deren Ergeb­nis­se kei­ne Aus­kunft über die rea­le sozia­le Lage in einem Stadt­teil geben kön­nen. Sie sol­len nur Beob­ach­tun­gen dar­stel­len, mit denen man dann mög­li­cher­wei­se auf „Teil­räu­me mit beson­de­rem Ent­wick­lungs­be­darf“ schlie­ßen kann. (sst)

+++ 2022 hat der Land­schafts­ver­band West­fa­len-Lip­pe rund 115 Mil­lio­nen Euro für die Inklu­si­on in Müns­ter aus­ge­ge­ben. Dadurch konn­te der LWL 1.190 Arbeits­plät­ze in Werk­stät­ten für Men­schen mit Behin­de­rung finan­zie­ren (Kor­rek­tur­hin­weis: Die­se Jobs sind aber nicht wirk­lich inklu­siv, wie uns eine RUMS-Lese­rin nach Ver­öf­fent­li­chung die­ser Mel­dung erläu­ter­te – vie­len Dank!). Dazu kom­men 455 Plät­ze für behin­der­te Kin­der in einer Regel­ki­ta, 261 Plät­ze in einer För­der­ki­ta oder För­der­schu­le und 834 Plät­ze im ambu­lant betreu­ten Woh­nen. Laut Leis­tungs­be­richt fürs ver­gan­ge­ne Jahr flos­sen ins­ge­samt 230,5 Mil­lio­nen Euro in den Sozi­al­be­reich. Inklu­si­on stellt dabei den größ­ten Pos­ten. 400.000 Euro gab der LWL außer­dem für die Kul­tur­för­de­rung in Müns­ter aus. (sfo)

+++ Bei Insta­gram kur­siert gera­de ein Zeu­gen­auf­ruf. Es geht um die Nacht vom 16. Mai 2023. Ein jun­ger Mann wur­de gegen 2:30 Uhr an der Pro­me­na­de zwi­schen Aasee und Lud­ge­rik­rei­sel regungs­los am Boden auf­ge­fun­den. Im Kran­ken­haus stell­te sich spä­ter her­aus, dass sich der Mann drei Hals­wir­bel gebro­chen hat und quer­schnitts­ge­lähmt blei­ben wird. Ihm selbst fehlt jede Erin­ne­rung an das, was pas­siert ist. Eine Poli­zei­spre­che­rin sag­te uns, der Fall sei den Behör­den bekannt. Es gebe aller­dings bis­lang kei­ne Hin­wei­se auf Fremd­ver­schul­den oder ein Unfall­ge­sche­hen. Wenn Sie etwas Auf­fäl­li­ges beob­ach­tet haben, mel­den Sie sich bei der Poli­zei unter 0251/2750. (sfo)

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Wie es weiterging – mit der Baumschutzsatzung

Die Baum­schutz­sat­zung für Müns­ter ist fer­tig. Sie war schon 2022 eine der Prio­ri­tä­ten in den Haus­halts­be­ra­tun­gen. Bis­her hat die Stadt näm­lich kei­ne Hand­ha­be dar­über, ob und wie vie­le Bäu­me auf Pri­vat­grund­stü­cken gefällt wer­den. Über die­ses Pro­blem hat­te Con­stan­ze Busch einen RUMS-Brief im Mai 2022 geschrieben.

Die Lösung sieht jetzt so aus: Wer einen Baum auf sei­nem eige­nen Grund­stück fäl­len möch­te, muss einen Antrag bei der Stadt stel­len. Die zustän­di­ge Behör­de prüft dann bei­spiels­wei­se, ob der Baum einem Bau­vor­ha­ben im Weg steht, für die Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht gefällt wer­den muss oder durch Schäd­lin­ge oder Pil­ze bedroht wird. Stimmt der Rat im Sep­tem­ber zu, tritt die Baum­schutz­sat­zung im Okto­ber in Kraft, pünkt­lich zu Beginn der Rodungssaison.

Ziel der Sat­zung ist es, den Baum­be­stand in der Stadt zu sichern. Wenn einem Fäll­an­trag statt­ge­ge­ben wird, müs­sen Ersatz­bäu­me gepflanzt wer­den. Soll­ten sol­che Nach­pflan­zun­gen aber aus irgend­wel­chen Grün­den nicht gehen, wird ein Ersatz­geld in Höhe von 1.300 Euro pro Baum fäl­lig. Die­se Ein­nah­men möch­te die Stadt laut Sat­zungs­text haupt­säch­lich für eige­ne Baum­pflan­zun­gen nutzen.

Werden Bäume vorsorglich gefällt?

Klingt alles ziem­lich streng – gibt’s da denn kei­ne Löcher in der Baum­schutz­sat­zung? Zunächst ein­mal eine Grund­satz­kri­tik: Vor gut zehn Jah­ren sprach sich der Nabu Müns­ter noch gegen eine sol­che Sat­zung aus, weil in ande­ren Städ­ten Grundstückseigentümer:innen vor­sorg­lich Bäu­me gefällt haben, bevor es womög­lich teu­er wird. Auch ein RUMS-Leser hat­te uns ein Foto zuge­schickt, auf dem zu sehen ist, dass ein gesun­der Baum auf einem Kita-Gelän­de in Müns­ter gefällt wor­den ist, mög­li­cher­wei­se präventiv.

Das Pres­se­amt schreibt uns, die Stadt kön­ne sich zu sol­chen Prä­ven­tiv­fäl­lun­gen nicht kon­kret äußern, weil Baum­fäll­ar­bei­ten auf Pri­vat­ge­län­de ja bis­her nicht erfasst wur­den. In der Ant­wort­mail heißt es aller­dings, in eini­gen Fäl­len sei der Stadt eine Fäl­lung vor Inkraft­tre­ten der Baum­schutz­sat­zung mit­ge­teilt wor­den. Es sehe aber ins­ge­samt nicht danach aus, dass Bäu­me in Müns­ter vor­sorg­lich gefällt wür­den. Man müs­se die­se Fra­ge lang­fris­tig betrach­ten, weil der Weg­fall der Bäu­me künf­tig kom­pen­siert werde.

Heißt also: abwar­ten. Con­stan­ze Busch hat­te bei ihrer Recher­che her­aus­ge­fun­den, dass etwa in Duis­burg neun von zehn Fäll­an­trä­gen statt­ge­ge­ben wer­den, in Bay­ern sei­en es zwei Drit­tel. Ob die Baum­schutz­sat­zung also wirk­sam ist, wird sich zei­gen. Die Umwelt­or­ga­ni­sa­ti­on BUND kri­ti­siert etwa, die Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht könn­te als „Tot­schlag­ar­gu­ment“ (war­um nicht „Kahl­schlag­ar­gu­ment“?) her­hal­ten, um Bäu­me zu fällen.

Wohin mit den Ersatzbäumen?

Eine ande­re Fra­ge ist: Wo wer­den die Ersatz­bäu­me gepflanzt? Es bräch­te dem Innen­stadt­kli­ma herz­lich wenig, wenn hier freu­dig Bäu­me gefällt und die Ersatz­bäu­me dann im grü­nen Out­back von Müns­ter gepflanzt würden.

Laut Sat­zungs­text sol­len die Ersatz­bäu­me eigent­lich auf dem Grund­stück gepflanzt wer­den, auf dem die alten Bäu­me gefällt wer­den. Weil das aber nicht immer mög­lich sein könn­te, sucht die Ver­wal­tung laut Pres­se­amt gera­de nach „geeig­ne­ten Flä­chen­po­ten­zia­len im öffent­li­chen Raum“, die sich „als Stand­ort für Ersatz­pflan­zun­gen eig­nen“. Über­setzt heißt das: Man wird wahr­schein­lich auch in städ­ti­schen Grün­flä­chen oder an Stra­ßen­rän­dern Ersatz­bäu­me pflan­zen können.

Ein Knack­punkt ist auch: Nicht jeder Baum wird von der Sat­zung geschützt. Laut Beschluss­vor­la­ge gilt der Schutz nur für Bäu­me ab einem Stamm­um­fang von 100 Zen­ti­me­tern. Dün­ne­re Bäu­me ein­zu­be­zie­hen, sei „vor dem Hin­ter­grund begrenz­ter Per­so­nal­res­sour­cen und dem Ziel, Geneh­mi­gungs- und Pla­nungs­pro­zes­se nicht zu ver­zö­gern, nicht sinn­voll“. Stadt­wäl­der (wie das Wäld­chen in Kin­der­haus) sind von der Sat­zung auch aus­ge­nom­men, sie wer­den durch Bun­des­ge­set­ze geschützt. (sfo)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Jugendarbeit im Paul-Gerhardt-Haus: Wer schließt die Lücke, die die Kirche hinterlässt?

Eine Peti­ti­on und eine Tanz­de­mo: Vie­le Men­schen wol­len damit ver­hin­dern, dass das Paul-Ger­hardt-Haus schließt. Weil die Zahl der Gläu­bi­gen aber abnimmt, geht den Kir­chen das Geld aus, um ihre Immo­bi­li­en wei­ter zu finan­zie­ren. Eine davon: das Jugend­zen­trum in der Innen­stadt. Unse­re Prak­ti­kan­tin Luzia Arling­haus hat sich zusam­men mit Sven­ja Stüh­mei­er ange­schaut, wel­che Ret­tungs­plä­ne es für das Paul-Ger­hardt-Haus gibt, wor­an es hakt und wie es wei­ter­ge­hen könnte.

Wäh­rend des Coro­na-Lock­downs haben Poli­tik und Medi­en stän­dig dar­über berich­tet, dass Jugend­li­che am meis­ten unter der Kon­takt­sper­re lei­den. Und was ist in Müns­ter als Ers­tes pas­siert, als sich Coro­na gera­de wie­der beru­higt hat? Man beschließt, ein Jugend­zen­trum abzureißen.

Das habe eine Jugend­li­che sinn­ge­mäß erzählt, nach­dem sie von den Abriss­plä­nen des Paul-Ger­hardt-Hau­ses gehört hat­te, erin­nert sich Gert Her­rera, Lei­ter des größ­ten Jugend­zen­trums in Müns­ters Innen­stadt. Seit über 30 Jah­ren arbei­tet er dort. 

Die Nach­richt, dass das Jugend­haus bald einem Neu­bau wei­chen soll, erreich­te ihn plötz­lich. In den Jah­ren zuvor war immer wie­der die Rede davon gewe­sen, dass das PG in kei­nem guten Zustand sei und man irgend­ei­ne Lösung fin­den müs­se. Es gab zum Bei­spiel schon ziem­lich kon­kre­te Plä­ne für einen Neu­bau, die 2016 dann jedoch ad acta gelegt wor­den sind. 

Von 700 auf 130 Quadratmeter

Das Pro­blem: Der geplan­te Neu­bau wäre für die Gemein­de zu teu­er gewor­den. Dass das Paul-Ger­hardt-Haus bereits Ende des Jah­res abge­ris­sen wer­den soll, erfuhr die PG-Lei­tung erst, als der Stadt­rat Mit­te Febru­ar den Neu­bau eines Bil­dungs- und Begeg­nungs­cam­pus auf dem Grund­stück des PG geneh­mig­te. Das Jugend­zen­trum befin­det sich schließ­lich in einem Gebäu­de, das der Erlö­ser­kir­chen­ge­mein­de gehört. Die kann sich eine Sanie­rung des Paul-Ger­hardt-Hau­ses schlicht und ergrei­fend nicht leis­ten. Statt­des­sen wird sie in den Cam­pus als Mie­te­rin ein­zie­hen. Gebaut wird er von der St.-Franziskus-Stiftung, die ihre Kran­ken­pfle­ge­schu­le von Hil­trup in den Neu­bau ver­le­gen wird. 

Alles halb so wild, könn­te man mei­nen, denn in das neue sechs­stö­cki­ge Gebäu­de soll das Jugend­zen­trum ja wie­der ein­zie­hen. Der Haken an den Plä­nen: Das Paul-Ger­hardt-Haus kann momen­tan eine Flä­che von rund 700 Qua­drat­me­tern nut­zen, und das miet­frei. Im neu­en Bil­dungs- und Begeg­nungs­cam­pus bekommt das Jugend­zen­trum nur schlap­pe 130 Qua­drat­me­ter zuge­spro­chen. Zum Ver­gleich: So groß ist das Café im heu­ti­gen PG – ein Raum mit Sitz­sä­cken, Bil­lard­tisch und Getränketheke. 

Dass das neue Jugend­zen­trum so klein sein soll, war zunächst nicht vor­ge­se­hen. Geplant war eine Flä­che von gut 500 Qua­drat­me­tern. Alle Ange­bo­te, die es heu­te im PG gibt, hät­ten dann erhal­ten blei­ben kön­nen. Zwar hät­te man die Tanz­räu­me mit dem Café ver­bin­den müs­sen, sagt Lei­ter Her­rera. Aber es hät­te gereicht. 

Die Erlö­ser­kir­chen­ge­mein­de hat aller­dings kein Geld für die Mie­te. Damit ist die Gemein­de aus Müns­ter nicht allein. Bis 2060 wer­den die katho­li­sche und die evan­ge­li­sche Kir­che jedes drit­te Gebäu­de auf­ge­ben müs­sen, unter ande­rem, weil immer mehr Men­schen aus der Kir­che aus­tre­ten und des­halb Ein­nah­men aus der Kir­chen­steu­er für Immo­bi­li­en weg­bre­chen. Mit die­ser Ein­ord­nung lei­tet die Erlö­ser­kir­chen­ge­mein­de auch ihre Pres­se­mit­tei­lung zum Abriss des Paul-Ger­hardt-Hau­ses ein. Die meis­ten Gebäu­de wer­den Gemein­de­zen­tren und Pfarr­häu­ser sein. In Müns­ter schien es vor eini­gen Wochen auch beschlos­se­ne Sache, dass ein evan­ge­li­sches Stu­die­ren­den­wohn­heim, das Vol­ke­n­ing­heim am Breul, dicht­ma­chen soll­te (RUMS-Brief). Nach vie­len Pro­tes­ten der Stu­die­ren­den ent­schied die Syn­ode dann doch, das Heim nicht zu schlie­ßen und eine Arbeits­grup­pe zu grün­den, die sich über­legt, wie es erhal­ten wer­den kann.

Viel Zuspruch, aber das Geld fehlt

Nun ist es im Fall des Jugend­zen­trums im Paul-Ger­hardt-Haus so, dass die Kir­chen­ge­mein­de Trä­ge­rin ist. Die Stadt ist aller­dings grund­sätz­lich zustän­dig dafür, dass aus­rei­chend Ange­bo­te für Jugend­li­che vor­han­den sind. Pres­by­te­rin Kirs­ten Schwarz-Weße­ler fin­det das beson­ders im Bahn­hofs­be­reich sinn­voll und not­wen­dig. Sie schreibt uns auf Ang­fra­ge zum Bei­spiel von Unter­stüt­zung für que­e­re und geflüch­te­te Jugend­li­che, Mäd­chen­ar­beit und kos­ten­lo­se Nach­hil­fe. Und sie for­dert mehr finan­zi­el­le Hil­fen von der Stadt, denn das sei „gut inves­tier­tes Geld in die Zukunft“. Der För­der­ver­ein des PG hat eine Peti­ti­on ins Leben geru­fen, die Stand heu­te von gut 5.000 Men­schen unter­stützt wird. 

Um die 800 Men­schen haben in den Kom­men­ta­ren ver­öf­fent­licht, was ihnen das PG bedeu­tet. Für Gert Her­rera hat die gro­ße Betei­li­gung an der Peti­ti­on einen hohen emo­tio­na­len Wert, genau­so wie die öffent­li­che Soli­da­ri­sie­rung. Vor ein paar Wochen gab es zum Bei­spiel eine Tanz­de­mo, orga­ni­siert von einer Grup­pe, die laut Her­rera sonst nicht all­zu viel mit dem Paul-Ger­hardt-Haus zu tun hat. Es habe auch schon gute Gesprä­che mit der Poli­tik gege­ben. Aber: „Es ist noch nichts auf dem Tel­ler“, sagt Gert Her­rera. „Für mich ist das rea­lis­tischs­te Ziel, dass es einen poli­ti­schen Ent­scheid für mehr Geld gibt.“

Denn: Zur­zeit gibt es kein zusätz­li­ches Bud­get, das die Stadt für die Jugend­ar­beit auf­wen­den kann, schreibt ein Stadt­spre­cher auf Anfra­ge. Außer­dem befin­de man sich gera­de in Gesprä­chen mit der St.-Franziskus-Stiftung, um viel­leicht doch 200 Qua­drat­me­ter nut­zen zu kön­nen. Wei­te­re Ange­bo­te aus dem Paul-Ger­hardt-Haus kön­ne man even­tu­ell in bereits bestehen­de Ein­rich­tun­gen verlegen.

Für Gert Her­rera wäre das jedoch kei­ne Lösung für das grund­sätz­li­che Pro­blem. Er wür­de sich zwar über eine grö­ße­re Flä­che freu­en, doch der Sprung von 700 auf 200 Qua­drat­me­ter sei immer noch enorm. Und ein wei­te­rer Gedan­ke bahnt sich an: Wenn die Kir­che grund­sätz­lich Schwie­rig­kei­ten hat, ihre Räu­me zu hal­ten, könn­te das ja auch ande­re Jugend­zen­tren tref­fen. Die evan­ge­li­schen und katho­li­schen Gemein­den tra­gen fünf­zehn der etwa 40 Ein­rich­tun­gen für offe­ne Kin­der- und Jugend­ar­beit in Müns­ter. Im Bezirk Mit­te, dem auch das Paul-Ger­hardt-Haus ange­hört, sind es acht von elf. 

Wie sähe das PG auf 130 Quadratmetern aus?

Was es bedeu­ten wür­de, die ver­schie­de­nen PG-Grup­pen auf 130 Qua­drat­me­tern zusam­men­zu­pfer­chen, zei­gen die Jugend­li­chen an einem Frei­tag­nach­mit­tag im Mai. Schon auf dem Geh­weg, meh­re­re Meter vor dem Ein­gang, hört man E-Gitar­ren und schep­pern­de Schlag­zeug­mu­sik. Drau­ßen ste­hen Tische und Bän­ke, alle sind besetzt mit Leu­ten, die sich laut unter­hal­ten, trin­ken und lachen. Je wei­ter man ins Jugend­zen­trum geht, des­to lau­ter und vol­ler wird es. Von der The­ke aus duf­tet es nach Waf­feln, meh­re­re Leu­te ste­hen am Bil­lard­tisch, auf einer Büh­ne steht die Band, auf der sich neben Drum­mer und Gitar­rist auch ein Sän­ger ein­stimmt und auf das Mikro klopft. Schräg vor der Büh­ne steht ein Maler an einer Staf­fe­lei, auf der ande­ren Sei­te der Büh­ne schleift jemand mit Mickey-Mäu­sen auf den Ohren an einer Holz­plat­te und zwi­schen all den Leu­ten tum­melt sich auch noch die Thea­ter­grup­pe, die sich im Enten­marsch mit Bewe­gungs- und Sprech­übun­gen aufwärmt.

Am ande­ren Ende des Cafés geht es wei­ter ins Ober­ge­schoss, also eigent­lich. Wäh­rend der Ver­an­stal­tung kle­ben an der Tür rot-weiß gestreif­tes Absperr­band und ein Schild mit der Auf­schrift „ABRISS“. An den Wän­den hän­gen bun­te Zet­tel, auf die Jugend­li­che geschrie­ben haben, was sie am PG mögen: „Mein wöchent­li­ches High­light“, „Man wird nicht genervt und trifft sich mit Freun­den“, „Ohne das PG könn­te ich nicht mit mei­ner Band spie­len“ und eine schreibt, „dass es hier an man­chen Tagen Essen gibt“.

Der letz­te Kom­men­tar bestä­tigt wohl, was Gert Her­rera als einen der Umstän­de benennt, die die Jugend­li­chen im PG heu­te beson­ders tref­fen: Armut. Vor allem beim Kochen fal­le den Mit­ar­bei­ten­den des PG auf, dass man­che Jugend­li­che es nicht gewohnt sind, reich­lich ein­zu­kau­fen. Für vie­le von ihnen sei die Mahl­zeit im PG die ein­zig war­me in der Woche. 

Außer­dem die Sache mit den drei Kri­sen. Zum einen wäre da Coro­na. In Lock­down-Zei­ten hät­ten vie­le Jugend­li­che ver­lernt, wie sie sich gegen­über ande­ren ver­hal­ten sol­len, sagt Her­rera. Dann der Krieg in der Ukrai­ne. Sowohl geflüch­te­te Jugend­li­che als auch die­je­ni­gen, die Ver­bin­dun­gen in die Ukrai­ne haben, neig­ten laut Her­rera dazu, aus Erschöp­fung die Schu­le zu schwän­zen. Ihnen kön­ne das PG krea­ti­ve Ablen­kung anbie­ten. Und schließ­lich die Kli­ma­kri­se. Ins­be­son­de­re bil­dungs­na­he Jugend­li­che erleb­ten sie als rie­si­ge Zukunfts­be­dro­hung. Sie bräuch­ten das Gefühl, ernst genom­men zu wer­den, und Räu­me, in denen sie ihre Ideen ein­brin­gen können.

Das akute Problem: eine Zwischenlösung muss her

Neben der Fra­ge, wie das PG im Neu­bau wei­ter­hin eine viel­fäl­ti­ge Anlauf­stel­le für jun­ge Men­schen sein kann, stellt sich übri­gens gera­de noch eine aku­te­re: Wo kommt das Jugend­zen­trum in den drei Jah­ren Bau­zeit unter?

Mit der Suche nach einer pas­sen­den Immo­bi­lie beschäf­tigt sich momen­tan eine Arbeits­grup­pe. Man schaue nach geeig­ne­ten Räu­men, teilt uns ein Spre­cher der Stadt mit, und hät­te auch schon mög­li­che Lösun­gen im Blick.

Bloß: Fin­den Sie mal groß­zü­gi­ge Räu­me für sozia­le Arbeit in Müns­ter. Pres­by­te­rin Kirs­ten Schwarz-Weße­ler schreibt, der vor­han­de­ne Raum sei knapp. Die Gemein­de, die auch im Haus unter­ge­bracht ist, hat für die Bau­pha­se eine Lösung gefun­den. Sie kann mit ihrem Büro und ihren Grup­pen auf die Erlö­ser- und Epi­pha­ni­as­kir­che und den Treff „Alt und Jung“ aus­wei­chen. Gert Her­rera sagt fürs PG aller­dings: Die Zeit wird knapp. „Es muss jetzt eine Anlauf­stel­le für den Über­gang geben.“ Er sagt im Gespräch mehr­fach, dass er sich eine mög­lichst kon­struk­ti­ve und lösungs­ori­en­tier­te Zusam­men­ar­beit wünscht. Sich dar­an auf­rei­ben, wer in der Ver­gan­gen­heit viel­leicht etwas falsch gemacht hat, will er nicht. Auf die posi­ti­ve Geschich­te des PG zurück­schau­en, das möch­te er aber doch: Am 5. August fin­det ein öffent­li­ches Som­mer­fest im Jugend­zen­trum statt. Das wird die­ses Jahr schließ­lich 40 Jah­re alt. In der Stadt­bi­blio­thek wird das auch gefei­ert, und zwar mit einer Aus­stel­lung ab dem 3. August. Her­rera sagt, bei all der Unru­he will er das nicht ver­ges­sen. (lar/sst)


Grüße aus dem Urlaub 

Tim Stel­zer und sei­ne Fami­lie genie­ßen den Pan­ora­ma­blick vom Nebel­horn aus. Wir fin­den: Es macht sei­nem Namen alle Ehre. Sind Sie auch gera­de in der Welt­ge­schich­te unter­wegs? Dann schi­cken Sie uns doch ein Foto zu (redaktion@rums.ms). Wir freu­en uns!

Klima-Update

+++ Die Stadt­wer­ke pla­nen schon län­ger, drei Wind­kraft­an­la­gen in Süd­lohn zu bau­en. Jetzt sind die auch geneh­migt wor­den. Vor­aus­sicht­lich 2024 wer­den die Anla­gen in Betrieb genom­men und kön­nen dann etwa 10.000 Haus­hal­te mit Strom ver­sor­gen. Die umlie­gen­den Gemein­den und die Bürger:innen wer­den dar­an finan­zi­ell betei­ligt. Und zwar mit Gewer­be­steu­er­ein­nah­men, einer Gemein­de­be­tei­li­gung und der Mög­lich­keit, in die Anla­gen zu inves­tie­ren. Vier wei­te­re Wind­rä­der sind laut Spre­che­rin der Stadt­wer­ke bereits geplant, sie sol­len dann 2026 ans Netz gehen. Da die­se Plä­ne aller­dings in einem frü­hen Sta­di­um sind, kann sich zum Bei­spiel am Zeit­plan und der Anzahl der Anla­gen noch etwas ändern. (sst)

+++ In Müns­ters Nor­den wer­den seit Kur­zem Pho­to­vol­ta­ik-Anla­gen recy­celt, und das fin­det das Unter­neh­men, das das Recy­cling anbie­tet, natür­lich total sinn­voll. Kon­rad Mer­tens, Pro­fes­sor an der FH im For­schungs­ge­biet Pho­to­vol­ta­ik, sieht das ganz ähn­lich. Zwar sei­en Anla­gen ziem­lich lang­le­big, doch jetzt sei der rich­ti­ge Zeit­punkt, um sich Gedan­ken um eine zen­tral orga­ni­sier­te Wei­ter­ver­wer­tung zu machen. „In den kom­men­den 20 Jah­ren wer­den vie­le Modu­le pro­du­ziert“, schätzt er ein. Und die, die schon seit 30 Jah­ren auf Häu­sern sind, wür­den lang­sam abge­baut. „Da muss man jetzt den Weg bah­nen.“ Die euro­päi­sche Umwelt­agen­tur geht von ein­ein­halb Ton­nen Pho­to­vol­ta­ik-Abfall pro Jahr ab 2030 aus, wovon aller­dings 95 Pro­zent recy­cel­bar sind. Schwie­rig wird es, wenn Blei im Spiel ist. Doch mitt­ler­wei­le gibt es Fir­men, die blei­freie Modu­le her­stel­len, steht im aktu­el­len Brief des Solar­ener­gie För­der­ver­eins. Laut Kon­rad Mer­tens wer­den die aus­ran­gier­ten Modu­le eher in ihre Ein­zel­tei­le zer­legt und die­se dann etwa für den Bau neu­er Anla­gen ver­wen­det. Es sei deut­lich teu­rer, ein Modul durch­zu­mes­sen und es gege­be­nen­falls noch als Second-Hand-Ware zu ver­kau­fen. In den kom­men­den Jah­ren könn­ten aller­dings Modu­le aus recy­cel­ten Mate­ria­li­en deut­lich güns­ti­ger wer­den als neue, sofern das Recy­cling­vo­lu­men ansteigt. Übri­gens: Das Recy­cling aus­ge­dien­ter Anla­gen ist mitt­ler­wei­le Auf­ga­be der Hersteller:innen. Es kos­tet Sie nichts. (sst)

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Weil der Send auf- und abge­baut wird, ist der Schloss­platz vom 9. bis zum 19. Juli gesperrt. (Stadt Müns­ter)

+++ Seit ges­tern kann man das 29-Euro-Ticket vor­be­stel­len, mit dem man ab August unbe­grenzt Bus und Bahn in Müns­ter fah­ren kann. (Stadt­wer­ke Müns­ter)

+++ Stu­die­ren­de der FH Müns­ter haben über­prüft, wie gut man auf eini­gen Stra­ßen mit dem Fahr­rad vor­an­kommt und Lösungs­an­sät­ze ent­wi­ckelt. (FH Müns­ter)

+++ Auf einem Gebäu­de der Gesamt­schu­le Müns­ter-Mit­te hat die Stadt eine Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge instal­liert, eine wei­te­re Anla­ge soll für das Stadt­haus 1 fol­gen. (Stadt Müns­ter)

+++ Der Win­ter­gar­ten im Aegi­di­i­markt wird zum ers­ten Mal seit 1978 kom­plett saniert. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Immer mehr Men­schen suchen die Tafel in Müns­ter auf, die inzwi­schen Schwie­rig­kei­ten hat, der stei­gen­den Nach­fra­ge gerecht zu wer­den. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Nach­dem sich die Gewalt auf Müns­ters Sport­plät­zen gemehrt hat, will der west­fä­li­sche Fuß­ball­bund mit här­te­ren Stra­fen gegen Fuß­bal­ler, Zuschau­er und Trai­ner vor­ge­hen, die Schieds­rich­ter aufs Übels­te beschimp­fen. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Die CDU-Kreis­vor­sit­zen­de Simo­ne Wend­land fin­det, dass Politiker:innen kei­ne här­te­ren Stra­fen für die Polizist:innen for­dern soll­ten, die in rechts­extre­me Chats invol­viert waren. (CDU Müns­ter)

+++ Als Ersatz für die Anti­lo­pen Gang, die ihren Auf­tritt beim Stadt­fest in Müns­ter blö­der­wei­se ver­pad­delt hat, spielt jetzt der Bri­te Tom Gre­go­ry. (Anten­ne Müns­ter)

Unbezahlte Werbung

Wir alle ken­nen sie, die hip­pen Eis­ma­nu­fak­tu­ren, bei denen es nie scha­det, ein Buch für die War­te­zeit in der Schlan­ge mit­zu­brin­gen. Ohne Fra­ge wer­den Sie dort mit lecke­rem Eis und aus­ge­fal­le­nen Sor­ten belohnt. Aber falls Sie sich doch mal wie­der eine gute alte Eis­die­le mit Neun­zi­ger-Jah­re-Charme wün­schen, besu­chen Sie bei ihrem nächs­ten Spa­zier­gang doch das Eis­ca­fé San­te­lia. Und falls Sie gera­de kei­nen Eis-Hun­ger haben, kön­nen Sie auch Snacks und Cap­puc­ci­no mit Blick auf die Kreuz­kir­che genießen.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Fabi­an Cohrs hat heu­te in den Ter­min­ka­len­der geschaut und ein paar schö­ne Tipps für Sie her­aus­ge­sucht. Der ers­te Ver­an­stal­tungs­hin­weis kommt von mir:

+++ Im Som­mer zeigt das Cine­ma jeden Don­ners­tag­abend am Hawerk­amp einen Film im Open-Air-Kino. Ges­tern ging’s los mit „Der schlimms­te Mensch der Welt“, kom­men­de Woche kön­nen Sie sich „The Water­man“ anse­hen, eine Doku übers Sur­fen. Das gan­ze Pro­gramm fin­den Sie hier. Mein per­sön­li­cher Tipp für Sie ist das Dra­ma „The Wha­le“. Brendan Fraser hat für sei­ne gran­dio­se Leis­tung als adi­pö­ser und ein­sa­mer Eng­lisch­do­zent einen Oscar als bes­ter Haupt­dar­stel­ler bekom­men. Voll­kom­men zurecht, fin­de ich.

+++ Ab mor­gen liegt die „MS Wis­sen­schaft“ für ein paar Tage im Stadt­ha­fen und steht Besucher:innen offen. Auf dem Schiff gibt es eine Aus­stel­lung rund ums Uni­ver­sum. Dabei geht es um die Erde, schwar­ze Löcher und Exo­pla­ne­ten. Von Sams­tag bis Mon­tag kön­nen Sie sich die Aus­stel­lung zwi­schen 10 und 19 Uhr kos­ten­los anschau­en. Mehr Infor­ma­tio­nen zu Füh­run­gen und Work­shops erhal­ten Sie hier.

+++ Mor­gen fin­det das „Live und in Farbe“-Festival statt. Tags­über ist der Ein­tritt kos­ten­los und es gibt Live-Musik. Außer­dem kön­nen Sie töp­fern, bati­ken, Sieb­dru­cke anfer­ti­gen oder sich wahl­wei­se auch täto­wie­ren las­sen. Am Abend kos­tet das Fes­ti­val Ein­tritt, da tritt dann zum Bei­spiel die Band Tiger­milch auf. Für einen kom­plet­ten Über­blick über das Line-Up und Pro­gramm kön­nen Sie auf der Web­site vor­bei­schau­en. Los geht es ab 13 Uhr im Ska­ters Palace.

+++ Am kom­men­den Diens­tag kön­nen Sie sich in der Kur­bel­kis­te einen Doku­men­tar­film zur soli­da­ri­schen Land­wirt­schaft anse­hen. Er heißt „Ern­te tei­len“ und beglei­tet Landwirt:innen, die gegen ste­ti­gen Wachs­tums­zwang und für mehr Gemein­schafts­sinn arbei­ten. Für die Auf­füh­rung wird der Regis­seur des Films vor Ort sein. Los geht es um 18:15 Uhr, Tickets erhal­ten Sie hier.

+++ Am Sams­tag fin­det im Außen­be­reich der B-Side eine Ver­an­stal­tung zum migran­ti­schen Wider­stand statt. Ab 16 Uhr wird es dort Vor­trä­ge und Dis­kus­sio­nen mit ver­schie­de­nen teil­neh­men­den Orga­ni­sa­tio­nen wie No Lager Osna­brück geben. Im Anschluss gibt es Piz­za, Geträn­ke und Live-Musik. Die Ver­an­stal­tung ist kos­ten­los, eben­so das Essen und die Geträn­ke. Wer eine Spen­de übrig hat, kann die Ver­an­stal­tung damit unter­stüt­zen. Mehr Infor­ma­tio­nen gibt es auf dem Insta­gram-Kanal der B-Side.

Am Diens­tag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochenende.

Herz­li­che Grü­ße
Sebas­ti­an Fobbe

Mit­ar­beit: Luzia Arling­haus (lar), Fabi­an Cohrs (fco), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Sven­ja Stüh­mei­er (sst)
Lek­to­rat: Lisa Mensing


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PS

Gedank­lich ver­brin­ge ich gera­de viel Zeit in Reykja­vik. Fürs Wochen­en­de wer­den dort nur 15 Grad vor­her­ge­sagt, Son­nen­schein und ein paar Wol­ken, aber kein Regen. Traum­haft. Blö­der­wei­se wer­de ich aber die­ses Wochen­en­de, das uns den hei­ßes­ten Tag des Jah­res besche­ren könn­te, nicht in Island ver­brin­gen, son­dern im Mit­tel­rhein­tal bei mei­ner Fami­lie. Für die dro­hen­de Hit­ze­wel­le hat der ehe­ma­li­ge ARD-Wet­ter­vo­gel Jörg Kachelm­ann bei „Spie­gel online“ ein paar Über­le­bens­tipps zusam­men­ge­stellt. Der wich­tigs­te Punkt: „Der Play­er ist nicht die Tem­pe­ra­tur, son­dern die Luft­feuch­tig­keit. Des­we­gen zwar Rol­los run­ter, aber Fens­ter auf und Ven­ti­la­to­ren auf Drei­fach­wumms, damit das Schwitz­gut abge­führt wer­den kann.“ Und sonst so? Trin­ken Sie genug. Mei­den Sie die Mit­tags­son­ne. Küh­len Sie sich unter der Dusche ab. Und pas­sen Sie auf Ihre Lie­ben auf.