Nicht nur Gas wird knapp, auch Wasser | Investitionsfirmen kaufen Arztpraxen | Robo-Bowls an der Königsstraße

Müns­ter, 5. August 2022

Guten Tag,

eigent­lich hat nie­mand etwas dage­gen, wenn Men­schen sich aus Flüs­sen etwas Was­ser abfül­len. Aber in den Krei­sen Stein­furt und Waren­dorf hat die Bezirks­re­gie­rung das jetzt vor­über­ge­hend ver­bo­ten – jeden­falls mit tech­ni­schen Gerä­ten, also Pum­pen oder Saug­vor­rich­tun­gen. Aber war­um das alles? Das Was­ser wird knapp – und das nicht nur im Münsterland.

Die Nie­der­lan­de haben soeben den Was­ser­not­stand aus­ge­ru­fen. Das bedeu­tet zum Bei­spiel: Man darf kei­ne Bewäs­se­rungs­an­la­gen mehr auf die Fel­der stel­len. Das wie­der­um wird man ver­mut­lich an der Ern­te able­sen können. 

Es ist wie mit dem Schmet­ter­ling, des­sen Flü­gel­schlag in Bra­si­li­en mit ein biss­chen Pech einen Tor­na­do in Texas aus­löst. Der Stern schrieb in die­ser Woche über die Ursa­che der Was­ser­knapp­heit: Wenn in den Alpen „der Win­ter schnee­arm ist und damit die Schnee­schmel­ze weit­ge­hend aus­bleibt, spürt man das im Som­mer in den Nie­der­lan­den“. In die­sem Jahr pas­sie­re das beson­ders früh, denn eigent­lich brau­che es wegen der Dür­re mehr Was­ser – und das nicht nur in den Niederlanden.

Die Tro­cken­heit betrifft nach einem drei Wochen alten Dür­re­be­richt die Hälf­te der Euro­päi­schen Uni­on. Das wie­der­um führt zu Wald­brän­den. Sie haben es wahr­schein­lich gehört. In Ber­lin brennt seit ges­tern der Gru­ne­wald. Das ist alles kein Zufall. Aber was kann man tun? 

In Müns­ter hat die Stadt zum Bei­spiel die Fon­tä­ne im Süd­park abge­stellt (okay, aus ande­ren Grün­den, aber wir schau­en aufs Ergeb­nis). In den Nie­der­lan­den rät die Regie­rung, Autos nicht mehr so oft zu waschen (gut, das ist in Deutsch­land ja lei­der nicht mög­lich) oder Plansch­be­cken nicht mehr ganz zu befül­len (dann spü­ren es wenigs­tens nur die Kin­der). Wir hät­ten aber auch noch einen Tipp, der zwar nicht direkt Was­ser spart, aber dann viel­leicht spä­ter über ein paar Umwe­ge: Schau­en Sie sich die Kli­ma-Aus­stel­lung im Natur­kun­de­mu­se­um an. (rhe)

Heute lesen Sie im RUMS-Brief:

  • Cyber­an­griff: Hat es jetzt die IHK getroffen?
  • Mann auf dem Kran will übers Wochen­en­de oben bleiben
  • Gas­kri­se: Stadt rich­tet Kri­sen­stab ein
  • Betei­li­gungs­ge­sell­schaf­ten kau­fen Arzt­pra­xen auf
  • Aasee­stadt: Stadt ent­schärft Bombe
  • Coro­na: Inzi­denz bei 445
  • Königs­stra­ße: Bowls vom Roboter
  • Drin­nen und Drau­ßen: Ham­mer-Stra­ßen-Fest, Rest­kar­ten für Pus­sy Riot

Kurz und Klein

+++ Die 79 Indus­trie- und Han­dels­kam­mern in Deutsch­land sind mög­li­cher­wei­se Opfer eines Hacker­an­griffs gewor­den, auch die IHK Nord West­fa­len in Müns­ter ist betrof­fen. Seit Mitt­woch­abend sind die Web­site und der E-Mail-Ser­ver nicht erreich­bar, und die Mitarbeiter:innen in Müns­ter kom­men von ihren Büros aus nicht ins Inter­net. Bis auf Wei­te­res sind sie nur tele­fo­nisch erreich­bar. Die Num­mern hat der Deut­sche Indus­trie- und Han­dels­kam­mer­tag (der Dach­ver­band der Kam­mern) auf sei­ner Web­site zusam­men­ge­stellt.
Der mut­maß­li­che Angriff hat alle Kam­mern getrof­fen, weil die Web­sei­ten und ande­re Diens­te zen­tral von einem gemein­sa­men IT-Dienst­leis­ter, der Gesell­schaft für Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung in Dort­mund, ver­wal­tet wer­den. Die wur­de nun außer Gefecht gesetzt, mög­li­cher­wei­se durch eine soge­nann­te DDoS-Atta­cke. Dabei wird ein Ser­ver mit so vie­len Anfra­gen bom­bar­diert, dass irgend­wann gar nichts mehr geht (hier ist das gut erklärt). Hacker­an­grif­fe auf Unter­neh­men oder Insti­tu­tio­nen häu­fen sich zur­zeit. Ende Juni hat­te es zum Bei­spiel die FH Müns­ter getrof­fen (RUMS-Brief vom 28. Juni), fast gleich­zei­tig außer­dem das Unter­neh­men Ape­ti­to in Rhei­ne, das immer noch mit den Fol­gen des Angriffs kämpft. (cbu)

+++ Der Mann, der seit zwölf Tagen an der Ham­mer Stra­ße auf einem Kran sitzt, wird dort wohl auch wäh­rend des Ham­mer-Stra­ßen-Fests am Wochen­en­de blei­ben. Das hat er jeden­falls ange­kün­digt, so sag­te man uns bei der Stadt. Zwei­mal sei er schon auf dem Weg nach unten gewe­sen, dann aber doch wie­der hoch­ge­klet­tert. Der laut einem gericht­li­chen Gut­ach­ten psy­chisch kran­ke Mann will von der Stadt Müll zurück haben, den er gesam­melt und den Rei­ni­gungs­kräf­te ent­sorgt hat­ten. Falls Sie jetzt den­ken: War­um gibt die Stadt ihm den Müll denn nicht ein­fach zurück? Damit wür­de sie sich erpress­bar machen, und dann säße bald wahr­schein­lich irgend­wer auf dem Kran, der sagt: Ich kom­me erst wie­der her­un­ter, wenn ihr uns defi­ni­tiv ein neu­es Preu­ßen-Sta­di­on baut. (rhe)

+++ Wenn im Win­ter das Gas knapp wird, ist das kei­ne Über­ra­schung. Die Pro­ble­me sind abseh­bar. Unge­fähr die Hälf­te der Haus­hal­te in Müns­ter heizt mit Gas. Außer­dem wird es ver­wen­det, um Strom zu pro­du­zie­ren. Theo­re­tisch kann es also zu Strom­aus­fäl­len kom­men, wenn kein Gas da ist. Um auf den Eng­pass gut vor­be­rei­tet zu sein, hat die Stadt Müns­ter in die­ser Woche einen Kri­sen­stab ein­ge­rich­tet. Das Gre­mi­um unter der Lei­tung von Orga­ni­sa­ti­ons-Dezer­nent Wolf­gang Heu­er wird ein­mal in der Woche tagen, um zu bera­ten, wie man sich auf die schwie­ri­ge Situa­ti­on vor­be­rei­ten kann. Anfan­gen will die Stadt­ver­wal­tung bei sich selbst. Raum­tem­pe­ra­tur, Beleuch­tung, Warm­was­ser­ver­brauch – da kön­ne man sicher spa­ren, heißt es in einer Pres­se­mel­dung der Stadt. Und was könn­te man noch machen? Die SPD for­dert einen Run­den Tisch, an dem Fach­leu­te sit­zen, die über­le­gen, wie man den Men­schen hel­fen kann, die durch das knap­pe Gas und die hohen Ener­gie­prei­se in Schwie­rig­kei­ten gera­ten. In einem offe­nen Brief, den die Frak­ti­on an Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe geschickt hat, steht am Ende der Satz: „Ein Zuwar­ten hal­ten wir für nicht ver­ant­wort­bar.“ Wahr­schein­lich macht man nichts falsch, wenn man schon jetzt den Ener­gie­ver­brauch senkt. Unser Rat also: Abwar­ten und kei­nen Tee trin­ken. (rhe)

Wie es weiterging

Noch ein Besuch bei Peter Hol­ken­brink, Land­wirt aus Ost­be­vern, der mitt­wochs und sams­tags auf dem Markt auf dem Dom­platz Obst und Gemü­se ver­kauft. Bezie­hungs­wei­se: Seit rund zwei Jah­ren nicht ganz auf dem Dom­platz, denn Hol­ken­brink und sechs wei­te­re Marktbeschicker:innen sind im Früh­jahr 2020 auf die Anwoh­ner­park­plät­ze an der Sei­ten­stra­ße umge­zo­gen. Wegen der Coro­na­pan­de­mie soll­te der Markt ent­zerrt wer­den, und seit­dem ste­hen die sie­ben Händler:innen in der Markt­rei­he zwi­schen der Bezirks­re­gie­rung und dem Van-Galen-Denk­mal. Und eigent­lich woll­te Peter Hol­ken­brink die­sen Stand­ort behal­ten (RUMS-Brief vom 22. Juli 2022).

Das Ord­nungs­amt woll­te die Rei­he schon Mit­te Juli auf­lö­sen und den Händler:innen neue Plät­ze am Dom­platz zuwei­sen. Dadurch soll­te die Stra­ße, die laut Koali­ti­ons­ver­trag des Rats­bünd­nis­ses in Zukunft sowie­so auto­frei wer­den soll, wie­der befahr­bar wer­den, und das alte Markt­flair soll­te wie­der­her­ge­stellt wer­den. Hol­ken­brink hat­te sich mit einer Unter­schrif­ten­ak­ti­on an die Rats­frak­tio­nen gewandt, um das zu ver­hin­dern. Die Poli­tik soll­te den sie­ben Beschicker:innen in der ers­ten Markt­rei­he eine Über­gangs­lö­sung ermög­li­chen, damit bis Ende des Jah­res alles so bleibt wie in den letz­ten zwei Jahren.

Am kom­men­den Mitt­woch heißt es aber: Sachen packen und umzie­hen. Die drei Fleisch­stän­de wer­den in die Fleisch­rei­he plat­ziert, der Saft­la­den (ja, der heißt wirk­lich so) zieht auf sei­nen alten Platz hin­ter dem Oli­ven­stand und auch der Gemü­se­stand von Hof Löb­ke muss zurück auf den Dom­platz. Die genau­en Stand­or­te stan­den für sie am Mitt­woch­vor­mit­tag noch nicht fest. So oder so: Die Reak­tio­nen der Händler:innen fal­len gemischt aus. Eini­ge kön­nen sich mit den neu­en Plät­zen gut arran­gie­ren, ande­re hät­ten der ers­ten Markt­rei­he lie­ber die Treue gehalten.

Bir­git Lie­ven­brück ver­kauft an ihrem Stand Küchen­schät­ze Waf­feln und Kuchen und war in der Pan­de­mie vier­mal umge­zo­gen. Jetzt bekommt sie einen neu­en Stand­ort gegen­über dem Markt­ca­fé – und freut sich dar­über. Umsatz­mä­ßig sei die ers­te Markt­rei­he für sie der schwächs­te Stand­ort gewe­sen. Einen Schritt wei­ter ist schon der Ver­kaufs­stand der Senf­ma­nu­fak­tur Rif­fel­manns. Er ist schon vor eini­gen Wochen umge­zo­gen und steht jetzt am Ein­gang des Wochenmarkts.

Und Peter Hol­ken­brink? Für ihn gibt es eine Son­der­lö­sung, wirk­lich umzie­hen muss er nicht. Er dreht sei­nen Stand am Ende der ers­ten Markt­rei­he in Rich­tung Dom, sodass er gegen­über dem Café am Dom sei­nen neu­en-alten Platz hat. Das sei für ihn „ein tol­ler Kom­pro­miss“, mit dem er sehr gut leben kön­ne. Die gel­ben Stüh­le, die am Dom­platz ste­hen, wenn kein Markt statt­fin­det, wer­den die Lücken in der ers­ten Markt­rei­he laut Stadt übri­gens nicht ausfüllen.

Trotz­dem haben vie­le Marktbeschicker:innen für die erneu­te Umzugs­ak­ti­on wenig Ver­ständ­nis. Die Coro­nain­zi­den­zen, wegen derer der Wochen­markt im Herbst 2020 ent­zerrt wor­den ist, sind wie­der extrem hoch, und aus der Stra­ße sol­len sowie­so die Autos ver­schwin­den. War­um sol­len sie dann wie­der umzie­hen? (sfo)

RUMS unterwegs: Straßen- und Viertelfeste in Münster

Im Som­mer wird in Müns­ter viel gefei­ert, zum Bei­spiel beim Ham­­mer-Stra­­ßen-Fest die­ses Wochen­en­de und beim Kreuz­vier­tel­fest Ende August. Wir sind bei die­sen Ver­an­stal­tun­gen mit einem RUMS-Stand vor Ort und freu­en uns, wenn Sie uns besu­chen und mit uns ins Gespräch kommen.

Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de waren wir auch schon unter­wegs, und zwar beim Equa­li­ty Cup der Aasee­wo­men vom SC Blau-Weiß Aasee. Beim Trans­port unse­rer Post­kar­ten, Bal­lons, Jute­beu­tel und all der ande­ren schö­nen Din­ge hat uns „Mimi“ gehol­fen. So heißt eines der fünf Las­ten­rä­der, die man gegen eine Spen­de bei Las­se. Dein Las­ten­rad für Müns­ter aus­lei­hen kann. Wir sagen herz­li­chen Dank!

Eine Praxis als Investment

Immer mehr Arzt­pra­xen in Deutsch­land gehö­ren zu einem Teil Inves­ti­ti­ons­ge­sell­schaf­ten. Das hat eini­ge Vor­tei­le. Die Gesell­schaf­ten finan­zie­ren die Aus­stat­tung mit, sie über­neh­men einen Teil des wirt­schaft­li­chen Risi­kos und auch der Büro­kra­tie. Doch dafür wol­len sie auch etwas haben: einen Teil der Ren­di­te. Daher ist eine Sor­ge, dass der wirt­schaft­li­che Druck in den Pra­xen medi­zi­ni­sche Ent­schei­dun­gen beein­flus­sen könn­te. Ist das so? Nils Diet­rich hat für RUMS mit dem Chef einer Inves­ti­ti­ons­ge­sell­schaft aus Müns­ter gespro­chen, die sich an Pra­xen betei­ligt. Und er hat mit einem Zahn­arzt aus Müns­ter gespro­chen, der sich für die­ses Modell ent­schie­den hat. Das hier ist sei­ne Recherche.

Eine male­ri­sche Bucht, blau­es Meer, dar­auf eini­ge Segel­boo­te. Die Mit­tel­meer-Kulis­se auf der Foto­ta­pe­te sorgt für Urlaubs­ge­füh­le an einem Ort, der mit Ent­span­nung eigent­lich nicht viel zu tun hat. Zumin­dest, wenn es schlecht läuft. Das Bild mit Fern­weh-Poten­zi­al ist der Blick­fang im Ein­gangs­be­reich einer Zahn­arzt­pra­xis in Müns­ter, die eher wie eine Well­ness-Oase daher­kommt als ein Ort, an dem unan­ge­neh­me Din­ge pas­sie­ren kön­nen. „Weil Du ger­ne zum Zahn­arzt gehen sollst“, lau­tet der Slo­gan. Hel­le, war­me Far­ben, ein freund­li­ches Ambi­en­te. Wenn schon ein Zahn Ärger macht, dann soll das Auge anschei­nend nicht auch noch leiden. 

„Das hier ist mein Traum”, sagt der Zahn­arzt Evan­ge­los Mou­tafts­is, der die Pra­xis vor vier Jah­ren zusam­men mit einem Freund aus Stu­di­en­zei­ten gegrün­det hat. In den Räum­lich­kei­ten an der Ecke Yor­kring und Stein­fur­ter Stra­ße behan­deln auf knapp 700 Qua­drat­me­tern neun Zahnärzt:innen, unter­stützt von rund 40 Mit­ar­bei­ten­den. Sol­che Pra­xen sei­en die Zukunft, sagt Mou­tafts­is, der Geschäfts­füh­rer und zahn­ärzt­li­che Lei­ter. Modern, nicht nur nach außen hin mit eige­ner Mar­ke und Insta­gram-Account, son­dern auch mit Behand­lungs­me­tho­den und Tech­nik auf der Höhe der Zeit. 

An den vor­he­ri­gen beruf­li­chen Sta­tio­nen von Mou­tafts­is und sei­nem Kom­pa­gnon Miros­lav Glei­che-Yon­chev war das alles nicht so. Bei­de arbei­te­ten in klei­ne­ren Pra­xen, wie sie heu­te immer noch die Regel sind. „Das hat uns nicht so gut gefal­len“, sagt Mou­tafts­is. Man habe sich ein biss­chen allein gelas­sen gefühlt und tech­nisch ein biss­chen ein­ge­schränkt. Jetzt sei das anders. 

250 neue Patient:innen im Monat

Bei Nova­cu­ra kön­nen die Mediziner:innen sich unter­ein­an­der aus­tau­schen und sich die Tech­nik tei­len: „Wenn ich ein Gerät mit meh­re­ren Ärz­ten nut­ze, rech­net sich das eher als mit nur zwei Leu­ten. Und es erleich­tert die Arbeit“, sagt Mou­tafts­is. Mit dem 3D-Rönt­gen­ge­rät zum Bei­spiel kön­ne er sehr genau sehen, wo es mög­lich ist, Implan­ta­te ein­zu­set­zen, ohne Gefä­ße oder Ner­ven zu schädigen. 

Das Kon­zept kom­me an. Im Schnitt habe er 250 neue Patient:innen im Monat, sagt Mou­tafts­is. Ein wich­ti­ges Detail bleibt die­sen Men­schen aber ver­bor­gen. Am Ein­gang sind Mou­tafts­is und Glei­che-Yon­chev als Inha­ber der Pra­xis aus­ge­wie­sen. Dort steht: „Nova­cu­ra Zahn­me­di­zi­ni­sches Ver­sor­gungs­zen­trum GmbH”. Das ist aber nicht die gan­ze Wahr­heit. Tat­säch­lich gehö­ren den bei­den Ärz­ten nur 40 Prozent. 

Wer den Eigen­tü­mer der ver­blie­be­nen 60 Pro­zent der Gesell­schaf­ter­an­tei­le sucht, wird am nord­west­li­chen Zip­fel von Bay­ern fün­dig. Laut Han­dels­re­gis­ter hat die Vital Kli­nik GmbH & Co. KG aus dem knapp 19.000 Ein­woh­ner gro­ßen Städt­chen Alzen­au die Antei­le im Jahr 2020 erwor­ben. Eigent­lich ist das Klein­stadt-Hos­pi­tal mit sei­nen 42 Bet­ten auf Haut­er­kran­kun­gen spe­zia­li­siert. Mit Zäh­nen hat es nichts am Hut. Dazu spä­ter mehr. Zunächst aber zurück nach Münster. 

An der Wind­thorst­stra­ße sitzt der Eigen­tü­mer der Vital-Kli­nik: die Colos­se­um Den­tal Deutsch­land GmbH. Das Unter­neh­men hat sich seit sei­ner Grün­dung im Jahr 2018 dar­auf spe­zia­li­siert, die Mehr­heits­an­tei­le an Zahn­arzt­pra­xen zu erwer­ben. Rund ein­hun­dert haben seit­her in Deutsch­land den Besit­zer gewech­selt, teilt Colos­se­um Den­tal auf Nach­fra­ge mit.

Zwi­schen dem Nord­kap und Sizi­li­en ist die Unter­neh­mens­grup­pe in elf euro­päi­schen Län­dern aktiv. Zum Ver­bund gehö­ren 600 Pra­xen, steht auf der Web­sei­te. Hin­ter Colos­se­um wie­der­um steht eine ande­re Gesell­schaft: die Jacobs Hol­ding AG, eine welt­weit täti­ge Invest­ment­ge­sell­schaft mit Sitz in Zürich. Ihre Ursprün­ge lie­gen in der gleich­na­mi­gen Kaffee-Dynastie. 

Die Rechnung übernimmt die Krankenkasse

In Deutsch­land befin­det sich Colos­se­um Den­tal auf Wachs­tums­kurs. Der Umsatz hat sich seit 2018 auf 136 Mil­lio­nen Euro (2020) mehr als ver­dop­pelt. Die Plä­ne sind ambi­tio­niert. „Wir kau­fen Zahn­arzt­pra­xen regio­nal und über­re­gio­nal, um ein Geschäft zu ent­wi­ckeln, dar­aus eine gro­ße Zahn­arzt­grup­pe zu for­men“, sagt Colos­se­um-Deutsch­land-Chef Tho­mas Bäu­mer. In Müns­ter ist Bäu­mer aus sei­ner Zeit als Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der beim SC Preu­ßen Müns­ter bekannt. Er war Chef der Zeit­ar­beits­fir­ma Tuja, die eini­ge Jah­re Preu­ßens Haupt­spon­sor war. 

Pra­xis-Ket­ten, die zu einem Teil Inves­ti­ti­ons­ge­sell­schaf­ten gehö­ren, sind in Deutsch­land rela­tiv neu, aber ihre Zahl steigt. Patient:innen erfah­ren in der Regel nichts davon, wenn die Eigen­tums­struk­tur sich ändert. Zum Pro­blem kann das wer­den, wenn Ren­di­te-Erwar­tun­gen Ein­fluss auf medi­zi­ni­sche Ent­schei­dun­gen haben. 

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Die meis­ten Ver­si­cher­ten machen sich dar­über kei­ne Gedan­ken. In der Behand­lung spielt Geld sel­ten bis kaum eine Rol­le. In der Pra­xis legen sie ihre Ver­si­che­rungs­kar­te auf den Tisch. Damit bezah­len sie, zumin­dest in der Vor­stel­lung, unab­hän­gig von ihren finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten die bes­te erfor­der­li­che Behandlung. 

Nur in der Apo­the­ke, im Kran­ken­haus oder bei eini­gen Zahn­be­hand­lun­gen wer­den Zuzah­lun­gen fäl­lig. Die Kran­ken­kas­sen­bei­trä­ge führt bei Ange­stell­ten das Unter­neh­men ab, bei dem sie beschäf­tigt sind. Die Rech­nung über­nimmt die Kran­ken­kas­se. Wie viel die Behand­lung kos­tet, erfah­ren Ver­si­cher­te nicht – es sei denn, sie fra­gen nach. 

Knapp 20 Prozent Rendite

440 Mil­li­ar­den Euro groß war der Kuchen der Gesund­heits­aus­ga­ben in Deutsch­land im Jahr 2020 nach Anga­ben des Sta­tis­ti­schen Bun­des­amts. So ein Kuchen lockt vie­le an, die sich ein Stück abschnei­den möch­ten. Das kann sich loh­nen. Die Augen­arzt­ket­te Arte­mis hat bun­des­weit zum Bei­spiel mehr als 100 Stand­or­te, berich­te­te das ARD-Maga­zin „Pan­ora­ma“ im ver­gan­ge­nen April.

Vor zwei Jah­ren wies die Gesell­schaft eine Ren­di­te von knapp 20 Pro­zent aus. Das ist äußerst lukra­tiv. Zum Ver­gleich: Die durch­schnitt­li­che Ren­di­te eines Dax-Unter­neh­mens lag in den ver­gan­ge­nen 25 Jah­ren zwi­schen 5 und 15 Pro­zent. Doch das Geld muss zunächst ein­mal erwirt­schaf­tet wer­den. Eine Stu­die des Markt­for­schungs­in­sti­tuts IGES im Auf­trag der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung Bay­erns (KVB) gibt mög­li­cher­wei­se Auf­schluss: In ihr steht, dass Pra­xen in Investor:innenhand knapp zehn Pro­zent höhe­re Hono­ra­re abrechnen. 

Lan­ge Zeit bestand die ambu­lan­te medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung vor Ort vor allem aus nie­der­ge­las­se­nen Ärzt:innen, also Selbst­stän­di­ge, die allei­ne, zu zweit, viel­leicht auch zu dritt eine Pra­xis führ­ten. In vie­len Fäl­len ist es auch heu­te noch so, doch dane­ben eta­blie­ren sich ande­re Model­le. In Finn­land etwa arbei­ten 35 Pro­zent der Zahnärzt:innen in Ket­ten, in Spa­ni­en 25 und in Groß­bri­tan­ni­en 24 Pro­zent, heißt es in einer Stu­die der Unter­neh­mens­be­ra­tung KPMG aus dem Jahr 2017. 

Für Deutsch­land gibt es noch kei­ne ver­gleich­ba­ren Zah­len. Aber seit etwa 20 Jah­ren hat sich etwas grund­sätz­lich gewan­delt. Das Gesetz erlaubt es, Pra­xen in Form von Medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­tren (MVZ) zu grün­den, die dann meist als GmbH geführt wer­den. Anfangs gab die Poli­tik vor, dass in so einem Ver­sor­gungs­zen­trum Ärzt:innen unter­schied­li­cher Fach­rich­tun­gen arbei­ten müs­sen. Doch seit 2015 gibt es die­se Rege­lung nicht mehr. 

Jede zehnte Praxis gehört Investitionsfirmen

Vor zwei Jah­ren gab es in der ver­trags­zahn­ärzt­li­chen Ver­sor­gung schon etwa 1.000 Medi­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­zen­tren. 207 davon betrie­ben Inves­ti­ti­ons­ge­sell­schaf­ten, so steht es in einem Gut­ach­ten des Markt­for­schungs­in­sti­tuts IGES, das die Kas­sen­zahn­ärzt­li­che Bun­des­ver­ei­ni­gung in Auf­trag gege­ben hat. 

Eine ande­re IGES-Stu­die, die­ses Mal im Auf­trag der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung Bay­erns (KVB), kommt zu fol­gen­dem Ergeb­nis: Der Ver­sor­gungs­an­teil von Medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­tren in der Augen­heil­kun­de lag im vier­ten Quar­tal 2019 bei 28,4 Pro­zent, im Bereich Ortho­pä­die und (Unfall-)Chirurgie bei 21,6 Pro­zent und bei Internist:innen bei 20,2 Pro­zent. Fast zehn Pro­zent aller Pra­xis­stand­or­te von Ver­sor­gungs­zen­tren befan­den sich im Eigen­tum von Investitionsfirmen.

Nach einer gesetz­li­chen Ver­schär­fung müs­sen sie sich eines Tricks bedie­nen, um in Medi­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­zen­tren inves­tie­ren zu kön­nen. Inves­ti­ti­ons­ge­sell­schaf­ten dür­fen die­se Zen­tren nicht betrei­ben. Das dür­fen nur Ärzt:innen, Kom­mu­nen oder Krankenhäuser. 

Inves­ti­ti­ons­ge­sell­schaf­ten kön­nen aller­dings Kran­ken­häu­ser über­neh­men, auch wenn sie mit dem Geschäft nichts zu tun haben. Das ist bei der Vital-Kli­nik in Alzen­au der Fall. Die Gesell­schaft Colos­se­um Den­tal Deutsch­land inves­tiert also zunächst in die Vital-Kli­nik. Die wie­der­um betei­ligt sich an dem Nova­cu­ra-Zen­trum in Müns­ter. Die Struk­tu­ren sind ver­schach­telt und kom­pli­ziert. Daher ist es oft schwer nach­zu­voll­zie­hen, wo die Gewin­ne am Ende über­haupt landen. 

Kritiker:innen sehen sich bestätigt

Das Modell kommt nicht über­all gut an. Die neue Kon­kur­renz hat Gegen­wind bekom­men. Vor allem berufs­stän­di­sche Ver­tre­ter befürch­ten, dass die Ren­di­te das aus­schlag­ge­ben­de Kri­te­ri­um für ärzt­li­che Ent­schei­dun­gen sein könn­te – und nicht medi­zi­ni­sche Gesichtspunkte. 

Der Pan­ora­ma-Bei­trag befeu­er­te eine Dis­kus­si­on über die Moti­ve der Inves­ti­ons­ge­sell­schaf­ten: Das Maga­zin zeig­te etwa den Fall einer Pati­en­tin, die wegen des Grau­en Stars an bei­den Augen ope­riert wer­den soll­te. Nur: Sie litt gar nicht an der Erkran­kung. In einem ande­ren Fall berich­tet eine Zahn­ärz­tin anonym, sie sei ange­wie­sen gewe­sen, auch gesun­de Zäh­ne anzu­boh­ren. Sind das Ein­zel­fäl­le? Steckt dahin­ter ein Sys­tem? Das beant­wor­tet der Bei­trag nicht.

Kritiker:innen des Modells sehen sich trotz­dem bestä­tigt: „Das Ein­drin­gen von Finanz­in­ves­to­ren in die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung bedroht die ver­fas­sungs­recht­lich garan­tier­te ärzt­li­che The­ra­pie­frei­heit“, warn­te die Kas­sen­ärzt­li­che Ver­ei­ni­gung Bay­erns (KVB) in einer Pres­se­mit­tei­lung Anfang Juni.

Ande­re berufs­stän­di­sche Ver­ei­ni­gun­gen äußern sich ähn­lich. Sie monie­ren zudem eine man­geln­de Trans­pa­renz über die Betei­li­gungs­ver­hält­nis­se der Pra­xen und kri­ti­sie­ren, die Investor:innen wür­den sich auf lukra­ti­ve Stand­or­te kon­zen­trie­ren. Auch in der Poli­tik ist man skep­tisch, doch ändern soll sich erst ein­mal nichts.

Ein Transparenz-Register

Was man ändern könn­te? Der Mar­bur­ger Bund for­dert zum Bei­spiel ein Trans­pa­renz­re­gis­ter, das die Eigen­tums­struk­tu­ren von medi­zi­ni­schen Pra­xen zeigt. Tho­mas Bäu­mer ist hier zurück­hal­tend: „War­um soll­ten wir das deut­lich machen?”, sagt er. Aus sei­ner Gesell­schaft sit­ze ja nie­mand in der Praxis. 

Tho­mas Bäu­mer sieht im Enga­ge­ment von Inves­ti­ti­ons­ge­sell­schaf­ten und der Opti­mie­rung der Ren­di­te kein Pro­blem. „Wie wol­len wir den Umsatz ver­bes­sern? Das errei­chen wir durch Flä­chen­er­wei­te­rung, aber auch durch ein fle­xi­ble­res und erwei­ter­tes Ange­bot“, sagt er. 

Die Colos­se­um-Pra­xen böten etwa ver­län­ger­te Öff­nungs­zei­ten an. Bei Nova­cu­ra könn­ten sich die Patient:innen von Mon­tag bis Don­ners­tag zwi­schen 7.30 und 20 Uhr behan­deln las­sen. Gleich­zei­tig wür­den auch Kos­ten gesenkt, etwa durch gemein­sa­men Ein­kauf. „Wir wol­len die Zahn­ärz­te ent­las­ten“, sagt Bäu­mer. Dies gesche­he etwa in Berei­chen wie Mar­ke­ting, Recrui­ting, also bei der Suche nach Per­so­nal, bei der Buch­hal­tung oder eben dem Ein­kauf. Die Ärzt:innen könn­ten sich dann auf ihre eigent­li­che Arbeit konzentrieren. 

Das emp­fin­det auch Evan­ge­los Mou­tafts­is so. „Wir kön­nen mehr im ope­ra­ti­ven Geschäft tätig sein, weil uns vie­le admi­nis­tra­ti­ve Auf­ga­ben abge­nom­men wer­den”, sagt er.

Wenn das so ist, ist dar­an eigent­lich nichts aus­zu­set­zen – das steht auch so in dem IGES-Gut­ach­ten. Wört­lich heißt es dort: „Als bevor­zug­te Ansät­ze zur Errei­chung hoher Ren­di­te­zie­le las­sen sich unter ande­rem die Zen­tra­li­sie­rung von admi­nis­tra­ti­ven Abläu­fen und eine dar­über ange­streb­te Reduk­ti­on der Gemein- bzw. indi­rek­ten Kos­ten iden­ti­fi­zie­ren.” Dabei han­de­le es sich „um legi­ti­me Mög­lich­kei­ten der betriebs­wirt­schaft­li­chen Optimierung”. 

Betriebswirtschaftliche Optimierung ja, mehr aber nicht

Doch die Befürch­tung ist die glei­che, die auch die Kas­sen­ärzt­li­che Bun­des­ver­ei­ni­gung for­mu­liert hat. Im Gut­ach­ten heißt es: „Eine star­ke Ori­en­tie­rung an der Opti­mie­rung wirt­schaft­li­cher Zie­le könn­te jedoch auch zu nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die Ver­sor­gung füh­ren. Zahn­me­di­zi­ni­sche Kri­te­ri­en könn­ten bei Behand­lungs­ent­schei­dun­gen gegen­über betriebs­wirt­schaft­lich moti­vier­ten Ziel­vor­ga­ben in den Hin­ter­grund treten.” 

Der Chef der Kas­sen­zahn­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung Bay­erns (KVB), Chris­ti­an Ber­ger, warn­te gegen­über dem „Baye­ri­schen Rund­funk”, er ken­ne Berich­te von Zahnärzt:innen, die aus Medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­tren aus­ge­stie­gen sei­en, wo sie bestimm­te Umsatz­vor­ga­ben pro Monat hat­ten. Kon­kre­te Fäl­le benennt er nicht. 

Die Inves­ti­ti­ons­ge­sell­schaf­ten wei­sen die Anschul­di­gun­gen zurück. Betriebs­wirt­schaft­li­che Opti­mie­rung ja, mehr aber nicht. Das ist ihr Argu­ment. „Eine kri­ti­sche Per­spek­ti­ve wird vor allem von Akteu­ren der ärzt­li­chen Selbst­ver­wal­tung ein­ge­nom­men“, erklär­te etwa der Bun­des­ver­band Medi­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­zen­tren (BMVZ) und füg­te spitz an: „Von Pati­en­ten sowie von den inzwi­schen mehr als 20.000 Ärz­ten, die in den MVZ arbei­ten, gibt es dage­gen kaum nega­ti­ve Äußerungen.“ 

Die rote Linie zwi­schen dem medi­zi­nisch Not­wen­di­gen und dem finan­zi­ell Wün­schens­wer­ten wer­de nicht über­schrit­ten, sagt Bäu­mer: „Wir haben noch nie über die The­ra­pie- und die Behand­lungs­frei­heit dis­ku­tiert. Das wol­len wir auch gar nicht. Die Ärz­te sind die Exper­ten, wir sind Kaufleute.“ 

„Wir sind deutlich flexibler als die Konkurrenz” 

Das bestä­tigt auch Evan­ge­los Mou­tafts­is: „Wir behan­deln, wie wir behan­deln müs­sen. Hier mischt sich nie­mand in eine Behand­lung ein“, sagt er. Alles ande­re wäre auch recht­lich unzu­läs­sig, erklärt die Kas­sen­ärzt­li­che Ver­ei­ni­gung West­fa­len-Lip­pe (KVWL) auf Nach­fra­ge in einem schrift­li­chen State­ment: „Der Arzt/die Ärz­tin bestimmt Inhalt und Umfang seiner/ihrer ärzt­li­chen Tätig­keit und den Ein­satz der der Pra­xis zuge­ord­ne­ten per­so­nel­len und sach­li­chen Mit­tel selbst und unter­liegt inso­weit kei­ner maß­geb­li­chen Ein­fluss­nah­me durch andere.“

Die Kas­sen­ärzt­li­che Ver­ei­ni­gung West­fa­len-Lip­pe sieht in Medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­tren auch einen Vor­teil. Die Zen­tren sei­en zum Bei­spiel hilf­reich, wenn es dar­um gehe, den medi­zi­ni­schen Nach­wuchs „abzu­ho­len“.

Immer mehr Men­schen scheu­ten die Grün­dung einer eige­nen Pra­xis, weil am Anfang ein sie­ben­stel­li­ges Invest­ment ste­he. Außer­dem lie­ßen sich Selb­stän­dig­keit und Fami­li­en­pla­nung nur schwer mit­ein­an­der in Ein­klang brin­gen. Das sei vie­len jun­gen Men­schen wich­tig. Ein Medi­zi­ni­sches Ver­sor­gungs­zen­trum wie Nova­cu­ra beschäf­ti­ge vie­le jun­ge Zahnärzt:innen – und das aus Sicht von Geschäfts­füh­rer Mou­taft­si­tis nicht ohne Grund: „Wir sind deut­lich fle­xi­bler als die Kon­kur­renz in die­ser Hin­sicht.” (ndi)

Corona-Update

+++ Es gibt einen Ent­wurf für neue Coro­na­re­geln für den Herbst. Wobei: „Regeln“ ist ein gro­ßes Wort für das, was Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lau­ter­bach und Jus­tiz­mi­nis­ter Mar­co Busch­mann in die­ser Woche vor­ge­stellt haben. Ab Okto­ber gilt bun­des­weit eine Mas­ken­pflicht im Fern­ver­kehr und in Flug­zeu­gen, außer­dem eine Test­pflicht für Besu­che in Kran­ken­häu­sern und Pfle­ge­ein­rich­tun­gen. Das war es auch schon mit der Ein­heit­lich­keit. Alles Wei­te­re kön­nen die Bun­des­län­der ent­schei­den, zum Bei­spiel ob in Bus­sen und Nah­ver­kehrs­bah­nen oder in Schu­len Mas­ken getra­gen wer­den sol­len (Details fin­den Sie hier). Letz­te­res kri­ti­sie­ren unter ande­rem die Leh­rer­ge­werk­schaft VBE und der Phi­lo­lo­gen­ver­band, weil im Zwei­fels­fall Kita- oder Schul­lei­tun­gen Ent­schei­dun­gen tref­fen müss­ten, die die Poli­tik offen­ge­las­sen habe. Das Fli­cken­tep­pich-Gespenst wird also wohl auch in die­sem Herbst und Win­ter umgehen.

+++ Das Robert-Koch-Insti­tut mel­det für Müns­ter heu­te eine Inzi­denz von 445 (Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Men­schen in den letz­ten sie­ben Tagen). Ins­ge­samt gel­ten 2.234 Münsteraner:innen als infi­ziert. Auf den Inten­siv­sta­tio­nen in der Stadt wer­den laut Inten­siv­re­gis­ter vier Covid-Patient:innen behan­delt, eine:r von ihnen wird beatmet. (cbu)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Der Kampf­mit­tel­räum­dienst hat am Frei­tag in der Aasee­stadt eine Welt­kriegs­bom­be ent­schärft. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Der Streik an der Uni­kli­nik Müns­ter ist offi­zi­ell been­det: Fast drei Vier­tel aller Beschäf­tig­ten, die in den sechs Uni-Kli­ni­ken in Nord­rhein-West­fa­len arbei­ten, stimm­ten heu­te für die mit dem Arbeit­ge­ber aus­ge­han­del­te Arbeits­be­din­gun­gen, so Ver­di. (t.online.de)

+++ Nach den Som­mer­fe­ri­en fah­ren die Bus­se der Stadt­wer­ke Müns­ter wie­der häu­fi­ger. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Die meis­ten Münsteraner:innen sind mit den Abfall­wirt­schafts­be­trie­ben und den Abfall­ge­büh­ren zufrie­den, obwohl der Bund der Steu­er­zah­ler sie zu hoch fin­det. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Das Wind­rad Loe­ve­ling­loh ist abge­schal­tet, aber schon wie­der laut. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ In den Näch­ten zu Sonn­tag und zum nächs­ten Frei­tag mon­tie­ren die Stadt­wer­ke am Hohen­zol­lern­ring die Leuch­ten ab, die an Sei­len über der Fahr­bahn hän­gen, um dann zwi­schen Man­fred-von-Richt­ho­fen-Stra­ße und der Bus­hal­te­stel­le St. Fran­zis­kus-Hos­pi­tal ein Jahr lang neue Fern­wär­me­lei­tun­gen ver­le­gen zu kön­nen. (Stadt­wer­ke Münster)

+++ Salz­stra­ße soll Sicher­heits­pol­ler am Stadt­mu­se­um bekom­men: Zunächst weicht die Was­ser­lei­tung. Die Lei­tungs­ar­bei­ten wer­den rund vier Wochen dau­ern. Pas­san­tin­nen und Pas­san­ten wer­den an der Bau­stel­le vor­bei­ge­lei­tet. Auch Lie­fer­fahr­zeu­ge kön­nen den Bau­stel­len­be­reich jeder­zeit pas­sie­ren. (Stadt­wer­ke Münster)

+++ Die Annet­te-Allee bekommt Pla­teau-Kis­sen als Fahr­bahn­schwel­len, damit die Leu­te dort lang­sam fah­ren. (Stadt Müns­ter)

+++ Der Aus­bau des Bohl­wegs zur Velo­rou­te kommt nur schlep­pend vor­an. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Wirt­schafts­för­de­rung Müns­ter hat in einem neu­en Bericht eine über­durch­schnitt­li­che Nach­fra­ge nach Gewer­be­flä­chen fest­ge­stellt. (Wirt­schafts­för­de­rung Müns­ter)

+++ Das Land NRW hat in Müns­ter seit März 2021 ein neu­es Früh­warn­sys­tem getes­tet, mit dem die Poli­zei Amok­läu­fe ver­hin­dern soll. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Ein 15-köp­fi­ges Team der Bun­des­wehr baut in Müns­ter das soge­nann­te Hei­mat­schutz­re­gi­ment 2 für NRW auf. (WDR)

+++ Die Stadt Horst­mar im Kreis Stein­furt hat das Grab eines 1964 ver­stor­be­nen Pries­ters wegen Miss­brauchs­vor­wür­fen ein­eb­nen las­sen. (Kir­che + Leben)

+++ Im Preu­ßen­sta­di­on ist wegen der Sanie­rung die West­kur­ve gesperrt und nur noch Platz für 12.754 Zuschauer:innen. (100ProzentMeinSCP)

+++ Die Was­ser­qua­li­tät im Aasee ist wegen der Belüf­tungs­ge­rä­te trotz der Hit­ze­wel­le ver­gleichs­wei­se gut. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Seit August 2021 waren zehn von zwölf Mona­ten in Müns­ter zu tro­cken. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Nächs­ten Don­ners­tag wer­den in Müns­ters städ­ti­schen Grund­schu­len 2.865 Schulanfänger:innen ein­ge­schult, dar­un­ter auch Kin­der aus der Ukrai­ne. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Grü­nen grün­den nächs­te Woche eine AG 60plus. (Grü­ne Müns­ter)

+++ Nach einer mona­te­lan­gen Pau­se wegen Milch­säu­re­bak­te­ri­en im Bier braut Pin­kus wie­der. (Anten­ne Müns­ter)

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Bei ​​Yaya-Bowls an der Königs­stra­ße berei­ten Robo­ter das Essen zu. Die Zuta­ten grei­fen sie mit ihren Robo­ter-Armen, dann mischen sie alles in einem Topf zusam­men. Klingt unge­wöhn­lich, hat aber auch Vor­tei­le: Man kann sich zum einen dar­auf ver­las­sen, dass die Bowl genau­so schmeckt wie beim letz­ten Mal. Und es ist etwas unwahr­schein­li­cher, dass der Laden geschlos­sen blei­ben muss, weil das Per­so­nal fehlt, was ja anders­wo im Moment schon mal vor­kommt. Ganz wit­zig übri­gens: Auf der Web­site gibt es eine Kate­go­rie „Jobs“ und eine mit dem Titel „Kon­takt“. Da kann man Fra­gen stel­len, zum Bei­spiel zu den Jobs. Bevor man eine Fra­ge stel­len kann, muss man aller­dings vor­her mit einem Häk­chen ver­si­chern: „Ich bin kein Robo­ter.“ (rhe)

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Drinnen und Draußen

+++ Wir hat­ten es neu­lich schon ange­kün­digt: Die rus­si­sche Band Pus­sy Riot tritt am 5. Sep­tem­ber im LWL-Muse­um am Dom­platz auf. Die meis­ten Tickets waren schon ein paar Tage nach Ver­kaufs­start weg. 50 Ein­tritts­kar­ten sind noch übrig, und wer die kau­fen darf, wird nun aus­ge­lost. Wenn Sie das Kon­zert besu­chen möch­ten, schi­cken Sie bis zum 14. August (Sonn­tag) eine E-Mail an pussyriot@lwl.org und schrei­ben dazu, ob Sie ein oder zwei Tickets kau­fen möch­ten; ein Ticket kos­tet 20 Euro. Die Ver­lo­sung ist am 15. August.

+++ Falls Sie es oben über­le­sen haben, hier noch­mal der Hin­weis: Am Wochen­en­de ist Ham­mer-Stra­ßen-Fest. Wir sind auch mit einem Stand dabei und freu­en uns auf Besuch.

+++ Und gleich noch der Hin­weis auf ein wei­te­res Nach­bar­schafts­fest: Auf dem Han­sa­platz orga­ni­siert die Initia­ti­ve Pla­ta­nen­power mor­gen ab 14 Uhr gemein­sam mit dem Ben­no­haus eine Fei­er mit Musik, Infos rund ums Vier­tel und einem Kinderprogramm.

+++ An der Pleis­ter­müh­le kön­nen Sie sich jetzt absicht­lich ver­lau­fen und dabei Rät­sel lösen, und zwar im Mais­la­by­rinth auf dem Hof Schwer­mann.

+++ Das aller­letz­te Ein­horn gibt es eigent­lich in Bochum zu sehen, doch die­ses Wochen­en­de kommt es auch nach Müns­ter. Am Sams­tag- und Sonn­tag­abend, jeweils um 18 Uhr, führt Han­ni-Isa­bell Bar­fuss von Mint-400 ihr moder­nes Hol­ly­wood-Mär­chen im und am Pavil­lon hin­ter dem Schloss auf. Kar­ten gibt es aus­schließ­lich an der Abend­kas­se vor Ort, gegen Spende.

+++ Am Mon­tag kön­nen Sie ab 20 Uhr bei Tat­wort im Sput­nik Café neue Tex­te und Autor:innen ken­nen­ler­nen. Tickets gibt es hier.

+++ Zum Schluss möch­ten wir Ihnen noch eine Film­emp­feh­lung wei­ter­ge­ben, die uns RUMS-Leser Flo­ri­an Tenk geschickt hat: Die wirk­lich sehr gute Doku Wem gehört mein Dorf ist noch bis Mitt­woch in der ARD-Media­thek zu sehen. Es geht um loka­le Poli­tik und Demo­kra­tie, um Geld und Natur­schutz und dar­um, was pas­siert, wenn Men­schen sich vor Ort enga­gie­ren oder das nicht tun.

Am Diens­tag bekom­men Sie wie­der Post von mir. Haben Sie ein schö­nes Wochenende. 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch, Nils Diet­rich, Jan Gro­ße Nobis, Eva Strehlke

Lek­to­rat: Eva Strehlke

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PS

Die Stadt Müns­ter hat am Mitt­woch den letz­ten Teil einer Serie ver­öf­fent­licht, in der es um den Kli­ma­wan­del geht. Und wir wol­len gar nicht groß meckern, das ist alles sehr schön. Nur die Über­schrift, „Alt­stadt-Aa: Auf­ent­halts­qua­li­tät und Ansprü­che in Ein­klang brin­gen“, das geht doch noch ein biss­chen bes­ser. Wie? Na, zum Bei­spiel: „Alt­stadt-Aa: Auf­ent­halts­qua­li­tät und Ansprü­che auf­ein­an­der abstim­men.“ Gern geschehen.