Hiltrup: Die Skulptur ist zurück | Das Poha House: Vom Streben nach Umsatz | Unbezahlte Werbung: Grün & Form

Müns­ter, 20. Sep­tem­ber 2022

Guten Tag,

in der Kita ist Not­be­trieb. Alle krank. Das war übers Wochen­en­de hier zu Hau­se nicht anders. Fie­ber, Schüt­tel­frost, passt ja eigent­lich gut zur poli­ti­schen Lage. Man möch­te sich am liebs­ten die Decke über den Kopf zie­hen. Und bald wird einem ja auch nichts ande­res mehr übrig blei­ben: All­zu viel hei­zen soll man ja nicht mehr. Und drau­ßen wird’s auch immer grauer. 

Gibt’s denn über­haupt kei­ne gute Nach­rich­ten mehr? Ach, da ist doch eine. Ein „auf­merk­sa­mer Zeu­ge“ hat auf einem Schrott­platz irgend­wo im Kreis Coes­feld Bron­ze­fi­gu­ren gefun­den, spie­len­de Kin­der, und sich gedacht: Die gehö­ren hier doch wohl nicht hin. Er ging zur Poli­zei, und es stell­te sich her­aus: Er hat­te recht. Das war am 4. August. 

Vier Tage spä­ter, am 8. August, mel­de­te die Zei­tung, dass am Brun­nen an der Markt­allee in Hil­trup eine Bron­ze­skulp­tur ver­schwun­den sei. Spie­len­de Kin­der. Eine Spur gab es nicht.

Im letz­ten Absatz des Arti­kels steht: Eines sei sicher, in Deutsch­land wer­de man die Figu­ren nicht so leicht los. „Selbst Schrott­händ­ler ver­lan­gen in sol­chen Fäl­len immer die Per­so­na­li­en. Sonst neh­men sie gar nichts an.“ So ist das mit den Gewiss­hei­ten in die­sen Zei­ten, sie schwin­den dahin. Nicht ein­mal mehr auf die Schrott­händ­ler ist Verlass. 

Aber auf wen dann noch? Auf die Poli­zei? Die fing schon im August unmit­tel­bar an zu ermit­teln und mel­det nun, sechs­ein­halb Wochen spä­ter, Voll­zug: Die Skulp­tur ist zurück in Müns­ter, bald dann wohl hof­fent­lich auch an der Markt­allee. Und wenn schon alle Gewiss­hei­ten schwin­den, bleibt immer­hin doch eine: Sicher ist sie da offen­bar nicht. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Der Hit­ze­som­mer ist vor­bei, und mit dem Herbst kommt die gro­ße Fra­ge: Soll man in den Schu­len im Win­ter stoß­lüf­ten und Strom spa­ren, aber dafür mehr hei­zen, um die Räu­me nach dem Lüf­ten wie­der warm zu bekom­men? Oder mit Blick auf das Coro­na­vi­rus wie­der Luft­fil­ter­ge­rä­te anstel­len und Strom ver­brau­chen? Für das Umwelt­bun­des­amt ist die Sache klar: Von den Luft­fil­tern hält die Behör­de nicht viel, weil die Gerä­te viel Strom ver­brau­chen und weni­ger Aero­so­le aus dem Klas­sen­zim­mer beför­dern als ein offe­nes Fens­ter. Die Stadt ant­wor­tet uns: „Aktu­ell gibt es kei­ne Ent­schei­dung der Stadt Müns­ter oder von Lan­des­be­hör­den, die mobi­len Luft­fil­ter in Schu­len nicht ein­zu­set­zen.“ Die dop­pel­te Ver­nei­nung kann man so ver­ste­hen: Die Stadt und das Land haben sich ent­schie­den, die Luft­fil­ter in den Schu­len lau­fen zu las­sen. Man kann es aber auch so ver­ste­hen, dass es bald eine Ent­schei­dung gegen die Luft­fil­ter geben könn­te. Um die­se Fra­ge end­gül­tig zu klä­ren, wäre es jeden­falls wich­tig zu wis­sen, wie viel der Strom für die 1.207 Luft­fil­ter in Müns­ter kos­tet. Das konn­te uns das Pres­se­amt aber nicht sagen. (sfo)

+++ Vor unge­fähr zwei Mona­ten hat die Uni­kli­nik Müns­ter mit den Imp­fun­gen gegen die Affen­po­cken ange­fan­gen. Zeit für einen Zwi­schen­stand: Bis ges­tern wur­den 135 Men­schen gegen die Erkran­kung geimpft, teilt uns Spre­che­rin Anja Wen­gen­roth auf Anfra­ge mit. Sie ver­weist auf die Web­site der Uni­kli­nik, auf der die Impf­stra­te­gie beschrie­ben wird: Ziel­grup­pe der Impf­kam­pa­gne sind Men­schen, die nach­weis­lich Kon­takt zu Infi­zier­ten hat­ten, und Män­ner, die Sex mit Män­nern haben und häu­fig den Part­ner wech­seln. Es lohnt sich aber, sehr genau zu lesen, denn: Der Impf­stoff ist knapp und muss ratio­niert wer­den. Des­halb wer­den Män­ner, die Sex mit Män­nern haben, vor­ran­gig dann geimpft, wenn sie ein erhöh­tes Risi­ko für einen schwe­ren Ver­lauf haben. Das sind zum Bei­spiel Immun­ge­schwäch­te oder HIV-Posi­ti­ve. Auch für Schwan­ge­re besteht die Gefahr eines schwe­ren Krank­heits­ver­laufs; Frau­en wer­den aber in den Emp­feh­lun­gen der Stän­di­gen Impf­kom­mis­si­on bis­her nicht berück­sich­tigt. Zur Ein­ord­nung: Bun­des­weit haben sich 16 Frau­en mit Affen­po­cken angesteckt. 

Noch drei gute Nach­rich­ten: In den meis­ten Fäl­len ver­läuft eine Infek­ti­on mit den Affen­po­cken bei gesun­den Erwach­se­nen mild. Bis­her wur­den dem Robert-Koch-Insti­tut nur zwölf Fäl­le aus Müns­ter gemel­det. Und seit Anfang August sind die Mel­dun­gen in Deutsch­land rück­läu­fig. (sfo)

+++ Am Wochen­en­de haben die quee­ren Ver­ei­ne in Müns­ter eine Trau­er­an­zei­ge für Mal­te C. in den West­fä­li­schen Nach­rich­ten geschal­tet. Der jun­ge trans Mann war am Ran­de des Chris­to­pher Street Day in Müns­ter töd­lich ver­letzt wor­den, nach­dem er zwei Teil­neh­me­rin­nen, die homo­se­xu­el­len­feind­lich belei­digt wur­den, zur Hil­fe gekom­men war (RUMS-Brief vom 2. Sep­tem­ber 2022). Auf Jus­tiz­ebe­ne hat der Fall schon für Ver­än­de­run­gen gesorgt: Die Staats­an­walt­schaft Köln hat eine Ansprech­per­son für que­e­re Men­schen benannt, Ober­staats­an­walt Ulf Will­uhn. Des­sen Abtei­lung bear­bei­tet schon län­ger zen­tral alle Straf­ta­ten, die auf­grund der sexu­el­len Ori­en­tie­rung oder Iden­ti­tät gegen Men­schen ver­übt wer­den. Will­uhn sag­te dem WDR, dass im Jahr 2021 in 36 Ver­fah­ren aus dem Bereich ermit­telt wur­den, die­ses Jahr sind es bis­her 13. Die Dun­kel­zif­fer dürf­te aber weit­aus höher lie­gen, die Zah­len bil­de­ten laut Will­uhn das wah­re Tat­ge­sche­hen „nicht ein­mal annä­hernd“ ab. Für Mal­te C. soll am 4. Okto­ber eine öffent­li­che Trau­er­fei­er am Wald­fried­hof Lau­hei­de statt­fin­den. Er wäre heu­te 26 Jah­re alt gewor­den. (sfo)

Das Poha House: Vom Streben nach Umsatz

In der Ebay-Anzei­ge steht: Eta­gen­woh­nung, Neu­bau, Ter­ras­se, Ein­bau­kü­che, super­schnel­les WLAN, Medi­ta­ti­ons­raum, und im letz­ten Satz: „Du kom­pen­sierst dei­nen öko­lo­gi­schen Fuß­ab­druck jeden Monat, den du bei uns wohnst.“ Ver­füg­bar ist das Apart­ment ab Novem­ber 2022.

Das klingt doch wirk­lich fan­tas­tisch in einer Zeit, in der man sogar vor Mäu­se­lö­chern für Besich­ti­gungs­ter­mi­ne anste­hen muss. 

Aller­dings fin­det man in der Anzei­ge auch den Haken, im Grun­de sind es gleich drei: ein Zim­mer, 25 Qua­drat­me­ter, Warm­mie­te: 938 Euro. 

Wer kann sich so etwas leis­ten? Und vor allem: Wer will sich so etwas leis­ten, wenn doch so viel Geld fürs Woh­nen zur Ver­fü­gung steht? 

Eine Ant­wort dar­auf hat Jens Krei­ter­ling, Vor­stand des Pro­jekt­ent­wick­lers Land­mar­ken AG, laut den West­fä­li­schen Nach­rich­ten Ende August bei der Ein­wei­hungs­fei­er des Han­sa­tors hin­ter dem Bahn­hof gege­ben. Dort befin­det sich das Apart­ment aus der Anzei­ge, im „Poha House“, einem Wohn­kom­plex mit 313 klei­nen Wohnungen. 

Laut der Zei­tung sag­te Krei­ter­ling, 270 der Apart­ments sei­en schon ver­ge­ben, unter ande­rem an den All­wet­ter­zoo, die Uni­kli­nik und das Thea­ter. Hier wird es etwas rät­sel­haft, denn wenn man beim Zoo fragt, heißt es, man habe am Han­sa­tor kei­ne Woh­nung gemie­tet. Und wenn man Jens Krei­ter­ling fragt, sagt der, er habe weder Aus­kunft über den Zoo noch über die Ver­mie­tungs­quo­te gege­ben (spä­ter stell­te sich her­aus: Es ging nicht um den Zoo, son­dern den Zoll – sie­he Hin­weis unter dem Text).

Die Infor­ma­tio­nen zum Thea­ter und zur Uni­kli­nik sind aller­dings rich­tig. Das Thea­ter bestä­tigt, man habe fünf 22 Qua­drat­me­ter gro­ße Apart­ments gemie­tet, „für Gastkünstler:innen“. Die Uni­kli­nik schreibt sogar von 50 Zim­mern, die über­wie­gend für Fach­kräf­te aus dem Aus­land gedacht sei­en. Wegen des stark ange­spann­ten Woh­nungs­mark­tes müs­se man Men­schen, die zum Arbei­ten aus dem Aus­land kom­men, Wohn­raum zur Ver­fü­gung stel­len. Ins­ge­samt habe man etwa 200 Zim­mer im Stadt­ge­biet ange­mie­tet. Eini­ge hat sich auch die Uni Müns­ter gesi­chert, das steht auf ihrer Web­site.

An wen die übri­gen Apart­ments gegan­gen sind, mag Timur Kaya­ci vom Poha House nicht ver­ra­ten, über ein­zel­ne Mie­ten­de kön­ne man kei­ne Aus­kunft geben, schreibt er. Eines mag er aber doch sagen: Inzwi­schen sei­en 305 der 313 Apart­ments ver­mie­tet, an Sin­gles und Paa­re aus 35 Natio­nen. Das war am 5. September.

Die Community ist Teil der Leistung

Aber wo ist eigent­lich das Pro­blem? Das „Poha House“ hat anschei­nend ein Ange­bot geschaf­fen, für das es eine Nach­fra­ge gibt. Auf den zwei­ten Blick sind die Zim­mer auch gar nicht so teu­er, wie sie erschei­nen – jeden­falls dann nicht, wenn man den monat­li­chen Betrag als das ver­steht, was das Unter­neh­men in ihm sieht: einen Preis für eine Dienstleistung. 

Die Dienst­leis­tung besteht dar­in, dass der Ver­mie­ter, also das „Poha House“, sich um alles küm­mert – um Strom, Hei­zung, die Ein­rich­tung, öffent­li­che Räu­me, auch zum Arbei­ten, und sogar um die Men­schen, mit denen man hier zusam­men­lebt: die Com­mu­ni­ty. Sie ist eben­falls Teil der Leis­tung. Sogar die Schlüs­sel­über­ga­be funk­tio­niert digi­tal. Man zahlt einen Betrag, und damit ist alles gere­gelt. Mehr muss man nicht machen. Der Name dafür ist Co-Living.

Das ist ein inter­es­san­tes Ange­bot für Men­schen, die neu in eine Stadt kom­men und noch nie­man­den ken­nen. Es ist sehr viel güns­ti­ger als ein Hotel, pri­va­ter und kom­for­ta­bler als ein Zim­mer in einer Wohn­ge­mein­schaft. Es ist auch ein­fach. Man muss kei­ne Aben­de in WG-Küchen ver­brin­gen, um zu bewei­sen, dass man eini­ger­ma­ßen sym­pa­thisch und ver­träg­lich ist. Man muss sich nicht mit den ande­ren um Kos­ten und Ver­trä­ge strei­ten. Man zahlt dafür, dass die­ser Teil des Lebens, das Zuhau­se, nicht auch noch Ärger und Stress ver­ur­sacht. Den hat man ja schon bei der Arbeit. 

Aber ist das Gan­ze denn nicht doch eher eine Über­gangs­lö­sung für eine sehr spe­zi­el­le Ziel­grup­pe, die jung und nur vor­über­ge­hend in der Stadt ist?

Lea Her­manns, eine der fünf Grün­de­rin­nen und Grün­der, hat dazu vor einem Jahr in einer You­tube-Fra­ge­run­de gesagt: „Co-Living ist eigent­lich die Wohn­lö­sung für alle Gene­ra­tio­nen.“ Die Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit sei­en: wach­sen­de Bevöl­ke­rung in Städ­ten, Kli­ma­wan­del, Ein­sam­keit. Das sei­en Pro­ble­me, die in allen Gene­ra­tio­nen zu erken­nen sei­en. Inso­fern sei Co-Living für alle da, sag­te Lea Hermanns.

Aber was hat die Wohn­form mit dem Kli­ma­wan­del zu tun? Dazu muss man ein biss­chen um die Ecke denken. 

Es ist auch ein Geschäft

Wenn vie­le Men­schen nur ein klei­nes Zim­mer nut­zen und sich den gemein­schaft­li­chen Wohn­raum tei­len, brau­chen sie zum Leben ins­ge­samt weni­ger Flä­che; gleich­zei­tig hat jede ein­zel­ne Per­son mehr Platz. „Wir haben ein gro­ßes Wohn­zim­mer, wir haben Dach­ter­ras­sen, einen Gar­ten, einen Medi­ta­ti­ons­raum, ein Kunst­zim­mer, wo man krea­tiv wer­den kann“, sagt Lea Her­manns in dem Video. Es geht hier noch nicht um das „Poha House“ in Müns­ter, son­dern um die Idee. Auf der Web­site steht, das Kon­zept sei öko­lo­gisch sinn­voll. Im Preis ent­hal­ten ist sozu­sa­gen auch noch der Klimaschutz. 

Das alles sind Din­ge, über die Lea Her­manns sehr ger­ne spricht: die Visi­on, die hin­ter dem Geschäfts­mo­dell steht. Die Idee, die die Welt etwas bes­ser machen soll. 

Aber natür­lich ist es nicht nur ein Modell, son­dern eben auch ein Geschäft, und das könn­te man auch etwas anders beschreiben. 

Co-Living könn­te auch die opti­mier­te Ant­wort auf die Fra­ge sein, wie man aus einer begrenz­ten Wohn­flä­che mög­lichst viel Umsatz quet­schen kann. 

Nur, um einen Ein­druck von der Grö­ßen­ord­nung zu geben: Nach dem Miet­spie­gel liegt die orts­üb­li­che Ver­gleichs­mie­te für eine 25 Qua­drat­me­ter gro­ße Woh­nung ohne Auf- und Abschlä­ge am Bre­mer Platz bei unge­fähr 360 Euro. 

Dass die Ren­di­te noch etwas üppi­ger aus­fällt, wenn man Apart­ments möbliert anbie­tet, ist nicht erst Lea Her­manns und ihrem Team auf­ge­fal­len. Das wuss­te vor fünf Jah­ren auch schon der Inves­tor Andre­as Deil­mann. Er hat­te auf der ande­ren Bahn­hofs­sei­te zusam­men mit dem Archi­tek­ten Rai­ner Maria Kres­ing ein Hoch­haus gebaut, das eigent­lich sehr hoch wer­den soll­te, 60 Meter. 

So hoch woll­ten Stadt und Poli­tik es aber nicht haben, daher begrenz­te man die Mög­lich­kei­ten der Inves­to­ren mit einem Bebau­ungs­plan. So schrumpf­te der Bau auf 45 Meter. Gleich­zei­tig ver­pflich­te­te man Deil­mann und Kres­ing, ein Vier­tel der Apart­ments als güns­ti­gen Wohn­raum anzu­bie­ten, für 8,50 Euro pro Quadratmeter. 

Das mach­te Andre­as Deil­mann auch tat­säch­lich, aller­dings ver­mie­te­te er die Woh­nun­gen, wie er spä­ter zugab, an ein Unter­neh­men sei­ner Frau. Die ver­mit­tel­te sie ihrer­seits, aller­dings möbliert und sehr viel teuer. 

Im Preis enthalten: ein Lebensgefühl

In der Gegend am Bahn­hof ist die­se Pra­xis inzwi­schen längst Stan­dard. Die Meppe­ner Gesell­schaft Pro Immo­ser­vice bie­tet fast gegen­über von Deil­manns Metro­po­lis-Hoch­haus und ein paar Meter wei­ter an der Von-Steu­ben-Stra­ße, also gleich an zwei Stand­or­ten je nach Sicht­wei­se „top aus­ge­stat­te­te Apart­ments an attrak­ti­ven Stand­or­ten“ oder preis­lich bis aufs Äußers­te ver­teu­er­te Woh­nun­gen an. 

Zur Aus­wahl ste­hen fünf Vari­an­ten: In der güns­tigs­ten (Typ A – Smart) ist die Woh­nung 24 Qua­drat­me­ter groß und kos­tet warm 617 Euro. Die Luxus-Vari­an­te (Typ E – Exten­ded) hat zwei Zim­mer, 62 Qua­drat­me­ter und einen monat­li­chen Preis von 1.300 Euro, auch hier: warm. An der Von-Steu­ben-Stra­ße sind die Prei­se etwas moderater.

Auf der Web­site ist nichts über einen Medi­ta­ti­ons­raum zu fin­den (was nicht bedeu­ten muss, dass es kei­nen gibt). Aber auch hier im Preis ent­hal­ten ist ein Lebens­ge­fühl, das macht schon der Mar­ken­auf­tritt deut­lich. Der expres­si­ve Name des Ver­mie­ters lau­tet: Pures Leben. 

Und das ist eine wei­te­re Par­al­le­le zum „Poha House”. Poha ist eine ver­kürz­te Form von „Pur­su­it of Hap­pi­ness“ – Stre­ben nach Glück. 

So hört sich im Prin­zip auch die Geschich­te des Unter­neh­mens an, die Lea Her­manns in einer 52 Minu­ten lan­gen Fol­ge des Start­up-Pod­casts „Wickel­tisch“ erzählt und die mit ihrer eige­nen Suche nach der rich­ti­gen Auf­ga­be beginnt. 

Die jun­ge Frau zieht von Aachen nach Ber­lin, nach drei Jah­ren Stu­di­um fängt sie in einem Unter­neh­men an. Ihr ers­ter Job ist „super­cool“, trotz­dem wech­selt sie bald. In der neu­en Fir­ma steigt sie schnell auf, ent­schei­det sich dann aber doch, was ande­res zu machen („wie jun­ge Men­schen eben sind“). Irgend­wann „muss der nächs­te Schritt kom­men“. Dann geht sie „spon­tan“ nach Hong­kong, um ihren Mas­ter zu machen. Und mit der Zeit stel­len fünf Men­schen fest, „da fehlt irgend­was im Markt“. Man beschließt: „Hey, war­um soll­ten wir alle was getrennt machen, wenn wir das zusam­men machen können?“ 

Am 24. Dezem­ber 2019 wird das Unter­neh­men gebo­ren. Klingt nach einem wun­der­ba­ren Weih­nachts­mär­chen, und man fragt sich unwei­ger­lich: War­um machen denn so was nicht alle, wenn das doch so ein­fach ist?

Was in der Pod­cast-Fol­ge nicht erwähnt wird: Lea Her­manns ist die Toch­ter von Nor­bert Her­manns, dem Grün­der der Land­mar­ken AG. Her­manns stand im Jahr 2019 in der Lis­te der tau­send reichs­ten Deut­schen mit einem Ver­mö­gen von etwa 100 Mil­lio­nen Euro auf Platz 920 – wie übri­gens auch die Band „Die Scor­pi­ons“ aus Hannover. 

Für die Stadt ist es auch problematisch

Der fami­liä­re Hin­ter­grund der Grün­de­rin wäre nicht wei­ter von Bedeu­tung, wenn „Poha House“ nicht ein laut Web­site ein „Schwes­ter­un­ter­neh­men“ der Land­mar­ken AG wäre und der ers­te eröff­ne­te Stand­ort des Unter­neh­mens sich nicht in einem Gebäu­de befin­den wür­de, das gewis­ser­ma­ßen vom Vater gebaut wurde. 

Das alles ist leicht zu fin­den, es wird nicht ver­schwie­gen, son­dern unter Umstän­den nur nicht expli­zit erwähnt, wo es die Geschich­te nicht ganz so spek­ta­ku­lär klin­gen lie­ße. Es ist alles auch über­haupt nicht schlimm, son­dern im Gegen­teil: Es ist gut, wenn ein Unter­neh­men flo­riert und Gewin­ne macht, wenn es Schwes­ter­ge­sell­schaf­ten grün­det. Aber man soll­te den Hin­ter­grund ken­nen, um nicht irr­tüm­lich davon aus­zu­ge­hen, dass es hier um das Stre­ben nach Glück geht. Vor allem geht es dar­um, viel Geld zu ver­die­nen. Und auch das ist zwar einer­seits gut, aber für die Stadt auch aus meh­re­ren Grün­den problematisch. 

Zum einen wird der sozia­le Wohn­raum in Müns­ter immer knap­per. Hier hät­te die Stadt die Mög­lich­keit gehabt, das zu ver­lan­gen, was sie auch von Andre­as Deil­mann und Rai­ner Maria Kres­ing ver­langt hat­te – einen gewis­sen Teil der Flä­che als sozia­len Wohn­raum zur Ver­fü­gung zu stellen. 

Seit acht Jah­ren soll das in Müns­ter eigent­lich selbst­ver­ständ­lich sein. Die Stadt hat sich ein Instru­ment geschaf­fen, das ihr die Mög­lich­keit gibt, sol­che For­de­run­gen zu stel­len: die Sozi­al­ge­rech­te Boden­nut­zung, kurz Sobo­mü. Mit die­sem Werk­zeug kann sie Fir­men oder Pri­vat­per­so­nen, die im Stadt­ge­biet bau­en möch­ten, dazu ver­pflich­ten, zu einem bestimm­ten Anteil geför­der­ten Wohn­raum zu schaffen. 

Das hät­te man auch von der Land­mar­ken AG ver­lan­gen kön­nen. Aber dazu hät­te die Stadt auf die­sem Gebiet einen neu­en Bebau­ungs­plan auf­stel­len müs­sen. Dar­auf hat sie verzichtet. 

Auf die Fra­ge, war­um das pas­siert ist, schickt die Stadt eine lan­ge Erklä­rung, in der sie auf drei Rats­be­schlüs­se ver­weist, in der aber im Grun­de nur steht: Man hat das eben so mit­ein­an­der abge­stimmt. Der Rat hat es beschlossen. 

Aus wel­chen Grün­den das tat­säch­lich pas­siert ist, lässt sich im Nach­hin­ein schwer bele­gen. Was sich aber sagen lässt: Es war sicher im Inter­es­se der Land­mar­ken AG, kei­ne Sozi­al­woh­nun­gen bau­en zu müs­sen. Und es lag im Inter­es­se der Stadt, dass der Bau nicht noch wei­ter hin­aus­ge­zö­gert wird.

Das war näm­lich ohne­hin schon pas­siert. Aus der Poli­tik heißt es, die Land­mar­ken AG und die Bahn hät­ten sich lan­ge um den Bau an der Bahn­hofs­rück­sei­te gestrit­ten. Am Ende sei die Stadt dem Unter­neh­men bei dem Kauf­preis für das Grund­stück entgegengekommen. 

Für Landmarken ein gutes Geschäft

Ob ein Streit tat­säch­lich ein Grund für einen Nach­lass beim Preis für das Grund­stück war, lässt sich nicht sagen. Dass die­ses Geschäft statt­ge­fun­den hat, schon. Land­mar­ken bekam von der Stadt das Grund­stück. Güns­tig fiel der Preis aber vor allem des­halb aus, weil das Unter­neh­men im Gegen­zug den Roh­bau der Rad­sta­ti­on lieferte. 

Das geht aus einem nicht-öffent­li­chen Ver­wal­tungs­pa­pier aus dem Jahr 2017 her­vor, das wir ein­se­hen konn­ten. Der Preis für das 3.743 Qua­drat­me­ter gro­ße Grund­stück wird in dem Papier mit 3,3 Mil­lio­nen Euro bezif­fert. Die Stadt zieht 1,75 Mil­lio­nen Euro für die Rad­sta­ti­on ab, die sie von Land­mar­ken bekommt. Bleibt ein Kauf­preis von 1,55 Mil­lio­nen. So ergibt sich für das Grund­stück ein Qua­drat­me­ter­preis von 441 Euro. Ver­rech­net man die Rad­sta­ti­on nicht, sind es 882 Euro. 

Aus heu­ti­ger Sicht erschei­nen bei­de Prei­se wie Schnäpp­chen. Der Richt­wert zum Boden­preis von damals lässt sich im Lan­des­por­tal Boris nicht mehr nach­schla­gen. Heu­te liegt er an die­ser Stel­le bei 1.800 Euro pro Quadratmeter. 

Auf der ande­ren Bahn­hofs­sei­te sind die his­to­ri­schen Daten ver­füg­bar. Zum Ver­gleich: Hier ist der Richt­wert pro Qua­drat­me­ter in fünf Jah­ren von 3.000 Euro (2017) auf 4.000 Euro (2022) gestie­gen, also um ein Drittel. 

In jedem Fall war der Kauf für die Land­mar­ken AG ein gutes Geschäft. Eigent­lich gehör­ten zur Abma­chung auch noch 400 Fahr­rad­stell­plät­ze. Aber die erließ man dem Unter­neh­men für eine ein­ma­li­ge Ablö­se­zah­lung. Auch dar­über dürf­te Land­mar­ken sich nicht geär­gert haben. 

Es gab noch wei­te­re Ände­run­gen: Aus den anfäng­lich geplan­ten Büros wur­den Woh­nun­gen. Auch an die­ser Stel­le blei­ben Fra­gen offen. Die Stadt schreibt, Land­mar­ken habe in den Ver­hand­lun­gen auf­grund von „Nach­fra­ge­man­gel im Büro­be­reich die Büro­nut­zung in Wohn­nut­zung verändert“. 

Die Begrün­dung ist über­ra­schend. In Müns­ter ist kaum etwas so knapp wie Büro­flä­chen. In der Büro­markt­stu­die für Müns­ter aus dem Jahr 2016 ist die Rede von einem Ange­bots­eng­pass für die Stadt, der nun schon seit zehn Jah­ren andaue­re. Fünf Jah­re spä­ter, im Jahr 2021, hat sich die Situa­ti­on wei­ter zuge­spitzt. Es gibt noch weni­ger freie Büros, im Grun­de so gut wie gar kei­ne mehr. Der Druck auf den Markt nimmt zu. Die Prei­se stei­gen. Hin­wei­se auf einen Nach­fra­ge­man­gel sind nicht zu erkennen. 

Der Rat stimm­te dem Beschluss damals zu. Zwei Jah­re spä­ter wur­de „Poha House” gegrün­det. In die­sem April zogen in Müns­ter die ers­ten Men­schen ein.

Ein Problem, das etwas größere Ausmaße hat

Das alles ist kein Skan­dal. Es ist an vie­len Stel­len undurch­sich­tig, eini­ges ist nicht ganz schlüs­sig, es blei­ben Fra­ge­zei­chen. Aber immer­hin ist neu­er Wohn­raum ent­stan­den, und es scheint so, als gebe es für die­ses Ange­bot eine Nachfrage. 

Die Fra­ge ist nur: Was wird pas­sie­ren, wenn das irgend­wann nicht mehr der Fall sein soll­te? Dann könn­te die Stadt hier ein Pro­blem bekom­men, das etwas grö­ße­re Aus­ma­ße hat. 

Rund um den Bahn­hof ist eine gewal­ti­ge Mono­kul­tur aus Ein- und Zwei-Zim­mer-Apart­ments ent­stan­den. Und was, wenn das Gefü­ge hier irgend­wann aus dem Gleich­ge­wicht gerät und die jun­gen Berufs­tä­ti­gen mit Geld in die­ser Gegend nicht mehr woh­nen wol­len? Das ist kei­ne Dys­to­pie, son­dern eine Situa­ti­on, die vie­le Städ­te schon erlebt haben, auch Münster. 

In den 1960er- und 1970er-Jah­ren bau­te man Satel­li­ten­städ­te und Wohn­ka­ser­nen, die etwas ande­res wer­den soll­ten, als sie wur­den, und die vor allem als Pro­blem­vier­tel Kar­rie­re machten.

Der Wei­ße Rie­se, das Hoch­haus, das über Berg Fidel ragt, war ursprüng­lich für Men­schen gedacht, die etwas bes­ser woh­nen wol­len, für Pro­fes­so­ren, für die obe­re Mit­tel­klas­se. Davon zeugt noch immer das Schwimm­bad im Erd­ge­schoss, das seit vie­len Jah­ren verfällt. 

So etwas muss nicht pas­sie­ren, aber es ist mög­lich, dass der Wind sich dreht. Ende des ver­gan­ge­nen Jah­res mel­de­te das Han­dels­blatt, das Unter­neh­men „Poha House“ wer­de sein Wachs­tums­tem­po dros­seln. Es war die Rede von „Her­aus­for­de­run­gen am Co-Living-Markt“. Der Fokus sei nun ein ande­rer, sag­te Lea Her­manns: Nach­hal­tig­keit. (rhe)

Nach­trag, 4. Oktober: 

Nach der Ver­öf­fent­li­chung des Tex­tes mel­de­te sich eine Per­son bei uns, die uns sag­te, nicht der Zoo habe Apart­ments im „Poha House“ gemie­tet, son­dern der Zoll. Und tat­säch­lich: Ein Spre­cher schreibt auf Nach­fra­ge: „Die Gene­ral­zoll­di­rek­ti­on hat ins­ge­samt 125 Appar­te­ments im ‘Poha House’ zur Unter­brin­gung von Nach­wuchs­kräf­ten des geho­be­nen Diens­tes ange­mie­tet.“ Wir rech­nen also zusam­men: Die Uni­kli­nik hat 50 Zim­mer gemie­tet, das Thea­ter fünf, und dann kom­men noch ein­mal zehn von der Uni Müns­ter hin­zu. Auch dort hat­ten wir gefragt. Macht zusam­men 190 von 313 Apart­ments, die von öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen oder Insti­tu­tio­nen als eine Art Gäs­te­haus gebucht wer­den. Und noch eine aktu­el­le Infor­ma­ti­on: Das Han­sa­tor, in dem sich das „Poha House” befin­det, gehört seit Anfang Okto­ber der Immo­bi­li­en­ver­wal­tungs­ge­sell­schaft Ham­burg Team.

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Corona-Update

+++ Fan­gen wir mit einer guten Por­ti­on Opti­mis­mus an: Laut der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO ist das Ende der Coro­na­pan­de­mie in Sicht. Ende ver­gan­ge­ner Woche wur­de WHO-Chef Tedros Adha­nom Ghe­brey­e­sus in meh­re­ren Medi­en mit dem Satz zitiert: „Wir waren noch nie in einer bes­se­ren Posi­ti­on, um die Pan­de­mie zu been­den“, so stand es zum Bei­spiel in der taz und auf der Sei­te der Tages­schau. Das lie­ge an der rela­tiv mil­den Omi­kron­va­ri­an­te und dem Immun­schutz durch Infek­ti­on und Imp­fung in wei­ten Tei­len der Bevöl­ke­rung. In der Woche vom 12. Sep­tem­ber sei­en der WHO so weni­ge Coro­na­to­te wie zuletzt zu Beginn der Pan­de­mie im März 2020 gemel­det wor­den. Was gibt es jetzt noch zu tun? Medi­zi­ni­sches Per­so­nal soll­te am bes­ten zu 100 Pro­zent geimpft sein, für die Gesamt­be­völ­ke­rung rei­che ein Impf­schutz von min­des­tens 70 Pro­zent, um vul­nerable Grup­pen zu schüt­zen. Laut WHO müs­se man auch auf dem Weg ins Pan­de­mie-Ende wei­ter­hin regel­mä­ßig tes­ten. Ins­ge­samt sind bis­her 6,5 Mil­lio­nen Men­schen auf der Welt an oder mit Covid-19 gestor­ben. Die Zahl der welt­weit ver­ab­reich­ten Impf­do­sen liegt bei 12 Mil­li­ar­den, ist aber sehr unter­schied­lich ver­teilt. (sfo)

+++ Das Ende der Pan­de­mie mag in Sicht sein, aber noch ist sie nicht vor­bei. Das zeigt auch der Blick auf die aktu­el­len Infek­ti­ons­zah­len: 1.117 Men­schen gel­ten in Müns­ter zur­zeit als nach­weis­lich infi­ziert. In den ver­gan­ge­nen sie­ben Tagen hat­ten durch­schnitt­lich 248 von 100.000 Einwohner:innen einen posi­ti­ven PCR-Test. Auf der Inten­siv­sta­ti­on muss eine covid-kran­ke Per­son inva­siv beatmet wer­den. (sfo)

+++ Ges­tern hat die Stadt außer­dem den 231. Todes­fall im Zusam­men­hang mit Covid-19 gemel­det. Das ist die ers­te Mel­dung seit dem 25. August 2022. (sfo)

+++ Die letz­te Coro­na­nach­richt für heu­te: Die Stän­di­ge Impf­ko­mis­si­on emp­fiehlt seit heu­te eine Auf­fri­schungs­imp­fung (also einen drit­ten Stich) für alle über 12-Jäh­ri­gen mit den neu­en Omi­kron­impf­stof­fen. Für die Grund­im­mu­ni­sie­rung, also die ers­te und die zwei­te Imp­fung, sind die ange­pass­ten Impf­stof­fe aller­dings nicht zuge­las­sen. Eine Emp­feh­lung für eine zwei­te Auf­fri­schung (vier­te Imp­fung) gibt es wei­ter­hin nur für bestimm­te Per­so­nen­grup­pen, etwa medi­zi­ni­sches Per­so­nal und Men­schen ab 60 Jah­ren. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Weil sich über 50.000 Men­schen die Andy-War­hol-Aus­stel­lung ange­schaut haben, hat das Picas­so-Muse­um die Öff­nungs­zei­ten ver­län­gert und bie­tet mehr Füh­run­gen an. (Evan­ge­li­scher Pres­se­dienst, hier West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die 80 gel­ben Stüh­le am Dom­platz (soge­nann­te Dom-Oase) blei­ben bis zum 16. Okto­ber und damit län­ger als geplant auf den Anwoh­ner­park­plät­zen ste­hen. (Stadt Müns­ter)

+++ Kita I: Das Amt für Kin­der, Jugend­li­che und Fami­li­en sucht Trä­ger für zwei Kitas, die bis 2025 im Oxford- und im York-Quar­tier gebaut wer­den sol­len. (Stadt Müns­ter)

+++ Kita II: Ges­tern began­nen die Bau­ar­bei­ten für die Kita Uppen­berg an der Gre­ve­ner Stra­ße, die Ende 2023 fer­tig sein soll. (Stadt Müns­ter)

+++ Beim Smart City Index, der die Digi­ta­li­sie­rung deut­scher Groß­städ­te unter­sucht, ist Müns­ter um fünf Plät­ze auf Rang 18 von 81 gefal­len. (Digi­tal­ver­band Bit­kom)

+++ Die grö­ße­ren Unter­neh­men in Müns­ter zögern bis­lang bei der Aus­zah­lung von Infla­ti­ons-Boni für die Beschäf­tig­ten. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Der Aus­bau der A1 zwi­schen Hil­trup und Asche­berg hat heu­te begon­nen. (WDR)

+++ In einer Stu­die über die Reprä­sen­ta­ti­on von Frau­en in der Kom­mu­nal­po­li­tik der grü­nen­na­hen Hein­rich-Böll-Stif­tung und der Fern­uni Hagen belegt Müns­ter den 57. von 77 Plät­zen. (Hein­rich-Böll-Stif­tung)

Unbezahlte Werbung

Heu­te gibt es zwei Emp­feh­lun­gen für Sie, aber das Gute ist, bei­de Tipps fin­den Sie am Bohl­weg 68. Seit 2010 ver­kauft dort Grün & Form wun­der­schö­ne Kera­mik­wa­ren wie Tas­sen, Schüs­seln und Blu­men­töp­fe. Die Kera­mik wird unter ande­rem in Ita­li­en her­ge­stellt und in Müns­ter ver­kauft. Dar­über hin­aus bie­tet Grün & Form auch ande­re schö­ne Sachen für die eige­nen vier Wän­de an: schlich­te Möbel aus Holz, Lam­pen und Deko­ra­ti­on. Und falls Sie beim Stö­bern eine Pau­se brau­chen, kön­nen Sie neben­an Platz neh­men. Dort, wo frü­her eine Röst­bar-Filia­le war, hat vor Kur­zem ein neu­es Café eröff­net. Es heißt Elee­ba­na und ser­viert Kaf­fee, vega­nen Kuchen, fri­sche Waf­feln und herz­haf­te Snacks. (sfo)

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Vik­to­ria Pehl­ke hat sich ange­schaut, was in den kom­men­den Tagen alles in der Stadt los ist. Die­se schö­nen Ver­an­stal­tun­gen hat sie gefunden:

+++ Ein Tipp für die Spon­ta­nen unter Ihnen: Heu­te Abend gibt die Müns­te­ra­ner Deutschrock­band Tul­pe ab 20 Uhr ihr Debüt­kon­zert im Hot Jazz Club. Die Kar­ten an der Abend­kas­se kos­ten 14 Euro.

+++ Noch bis Don­ners­tag kön­nen Sie sich an der Salz­stra­ße 26-28 die Aus­stel­lung „Alles in Bewe­gung“ zum Mobi­li­täts-Mas­ter­plan 2035+ anse­hen. Und Sie kön­nen auch mit­dis­ku­tie­ren: Was fehlt Ihnen im Mobi­li­täts­an­ge­bot der Stadt? Wel­che Aspek­te funk­tio­nie­ren für Sie gut, und wie reflek­tie­ren Sie Ihr eige­nes Ver­kehrs­ver­hal­ten? Wer es bis Don­ners­tag nicht dort­hin schafft, kann sich die Inhal­te online anse­hen und am Betei­li­gungs­ver­fah­ren bis zum 10. Okto­ber teilnehmen. 

+++ Am Frei­tag fin­det der nächs­te glo­ba­le Kli­ma­streik statt. Um 14 Uhr tref­fen sich Demons­trie­ren­de am Schloss­platz und zie­hen von dort aus durch die Stadt. 

+++ Einen Tag spä­ter geht’s am Prin­zi­pal­markt mit der nächs­ten Demo wei­ter. Um 16 Uhr beginnt dort am Sams­tag ein Pro­test für den Erhalt des Gasometers. 

+++ Auch die Kidi­cal Mass ist die­se Woche wie­der zurück. Am Sonn­tag rollt die Demons­tra­ti­on für eine kind­ge­rech­te und siche­re Mobi­li­tät durch die Stadt. Sport­lich wird’s auch: Die Demo will eine Stre­cke von neun Kilo­me­tern zurück­le­gen. Start­punkt ist um 14 Uhr der Stubengassenplatz. 

+++ Erwin Kos­ted­de ist Fuß­ball­fans wahr­schein­lich ein Begriff. Der Müns­te­ra­ner war 1974 der ers­te Schwar­ze Fuß­ball-Natio­nal­spie­ler. Dar­über hat er jetzt ein Buch geschrie­ben, das er nächs­ten Diens­tag zusam­men mit dem Sport­jour­na­lis­ten Alex­an­der Hef­lik in der Pen­si­on Schmidt vor­stellt. Ein­lass ist um 19 Uhr. Tickets für die Ver­an­stal­tung gibt es online.

+++ Das Wan­der­thea­ter „Schilf­ge­flüs­ter“ fei­ert am Frei­tag Pre­mie­re in den Rie­sel­fel­dern. Das Ensem­ble „Pla­teau im Schilf“ hat eine Ent­de­ckungs­rei­se durch die Natur vor­be­rei­tet und spielt sie am Wochen­en­de im Infor­ma­ti­ons­zen­trum Rie­sel­feld­hof an der Coer­müh­le 100: Am Frei­tag eine Auf­füh­rung um 18 Uhr, am Sams­tag um 14 und 18 Uhr und am Sonn­tag um 12 Uhr. Der Ein­tritt ist frei, aber Sie müs­sen sich per E-Mail anmelden. 

Und noch ein Hin­weis von mir auf eine Ver­an­stal­tung bei RUMS, also bei uns im „local­host“ gegen­über vom Theater. 

+++ Beim Haus­ge­spräch am Mon­tag sind das Kol­lek­tiv Bau­krei­sel und das Refe­rat Stadt­ver­bes­se­rung zu Gast, bei­des sind Zusam­men­schlüs­se von Architekt:innen. Das The­ma wird sein: „Bau­en – Fluch oder Segen?” Nein, Scherz. Der Titel lau­tet: „Bau­wen­de den­ken / Bau­wen­de machen?” Ver­an­stal­ter sind die Initia­ti­ve „Frei­haus ms“ und der Ver­ein „Bau­kul­tur Nord­rhein-West­fa­len“ (auch sehr vie­le Architekt:innen). Ein­tritt: für umme. Los geht’s um 19 Uhr. 

Am Frei­tag schreibt Ihnen Con­stan­ze Busch. Ich wün­sche Ihnen eine gute Wochen. Las­sen Sie sich nicht unterkriegen.

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Sebas­ti­an Fob­be, Vik­to­ria Pehl­ke, Con­stan­ze Busch
Lek­to­rat: Mela­nie Kelter

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PS

Der 22-jäh­ri­ge Lukas Bau­meis­ter aus Müns­ter hat eine Rad­tour gemacht, und das klingt noch nicht so spek­ta­ku­lär, aber war­ten Sie: Er ist von Müns­ter nach Por­tu­gal gefah­ren. Das klingt schon anders, oder? Die Stre­cke ist schnell beschrie­ben: über die Ham­mer Stra­ße nach Hil­trup raus und dann immer Rich­tung Süd­wes­ten. Lukas Bau­meis­ter hat für den Hin- und Rück­weg, ins­ge­samt 9.000 Kilo­me­ter, fünf Mona­te gebraucht. Auf dem Weg wäre er fast von einer Kuh zer­tram­pelt wor­den, und der Satz, den er am häu­figs­ten hör­te, war: „So eine Rei­se hät­te ich auch gern gemacht, aber jetzt ist es zu spät.“ Unge­fähr so ist es auch bei mir, wobei ich viel­leicht sagen wür­de: „Aber jetzt ist es zum Glück zu spät.“ Man ist ja schon hier in der „Fahr­rad­stadt” über­for­dert. Was man aber gefahr­los machen kann: die Rei­se­be­rich­te in Lukas Bau­meis­ters sehr schön bebil­der­tem Blog lesen – nur eben am bes­ten nicht beim Fahr­rad­fah­ren. (rhe)