Die Sache mit dem Glasfasernetz | Zwischenstopp bei Tönnies | Teilchen & Beschleuniger

Müns­ter, 17. Juli 2020

Guten Tag,

viel­leicht sind Ihnen auch schon die wan­dern­den Bau­stel­len an der Wol­be­cker Stra­ße auf­ge­fal­len. Dort ver­le­gen die Stadt­wer­ke Müns­ter aktu­ell Glas­fa­ser­ka­bel. Und das geht über­ra­schend schnell. Stra­ße auf, Kabel rein, Stra­ße wie­der zu – und wei­ter zur nächs­ten Stel­le. Die neu­en Kabel sol­len das Inter­net in Müns­ter schnel­ler machen, Glas­fa­ser bie­tet dafür momen­tan die bes­te Tech­no­lo­gie. Schön wäre es, wenn die­se super­schnel­len Kabel über­all in Müns­ter in der Erde lägen. Ich neh­me jetzt schon ein­mal die Poin­te vor­weg: Dazu wird es erst­mal nicht kom­men. Aber fan­gen wir vor­ne an. Zu Beginn die­ser Recher­che hat­te ich ein Kli­schee im Kopf, das Sie bestimmt auch ken­nen: Gutes Inter­net in der Stadt, Funk­lö­cher auf dem Land. Inzwi­schen weiß ich: Ganz so ein­fach ist es nicht. Denn im Ver­gleich mit den umlie­gen­den Krei­sen kann das Inter­net hier in Müns­ter nur bedingt mit­hal­ten.

Im NRW-Giga­bitat­las kön­nen Sie sich das anschau­en. Die Zah­len sind aus dem ver­gan­ge­nen Jahr, aber ihre Aus­sa­ge hat sich nicht ver­än­dert: In den länd­li­chen Krei­sen Coes­feld, Bor­ken, Stein­furt und Waren­dorf ist das Inter­net sta­tis­tisch gese­hen bes­ser als in Müns­ter, näm­lich groß­flä­chig giga­bit­fä­hig. Das ist ein Begriff, der immer wie­der in Dis­kus­sio­nen ums Inter­net auf­taucht. Er besagt im Grun­de nur, dass die Inter­net­ver­bin­dung auch Daten mit einer Grö­ße von über 1.000 Mega­bit pro Sekun­de ver­ar­bei­ten kann. Das ist viel mehr als die meis­ten Internetnutzer:innen brau­chen. Das Inter­net in Müns­ter ist also nicht schlecht. Im deutsch­land­wei­ten Ver­gleich ist es sogar ziem­lich gut. Aber es gibt noch Luft nach oben. Die Krei­se um Müns­ter haben auf­ge­holt. Im Kreis Waren­dorf zum Bei­spiel bekommt ein Groß­teil der Außen­be­rei­che zur­zeit Glas­fa­ser-Anschlüs­se. Das Kli­schee vom schlech­ten Inter­net auf dem Land ist dort bald Geschichte.

Spä­tes­tens seit wir zu Beginn der Coro­na-Pan­de­mie alle ins Home­of­fice muss­ten, ist klar: Ohne Inter­net geht’s nicht. Vie­le Men­schen haben in den ver­gan­ge­nen Mona­ten gemerkt, dass ihre Ver­bin­dung nicht so gut ist, wie sie ange­nom­men hat­ten. Bei eini­gen streik­te das Netz schon beim Ver­such grö­ße­re E-Mail-Anhän­ge her­un­ter­zu­la­den. Will­kom­men im Jahr 2020.

Im März redu­zier­ten Ama­zon, Net­flix und You­Tube ihre Daten­ra­ten, um die euro­päi­schen Net­ze wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie zu ent­las­ten. Die EU-Kom­mis­si­on hat­te das ange­ord­net. Es nut­zen ein­fach zu vie­le Men­schen gleich­zei­tig das Internet.

In den 80ern falsch abgebogen?

Bei der Inter­net­band­brei­te hinkt Deutsch­land im welt­wei­ten Ver­gleich hin­ter­her. Das zeigt zum Bei­spiel der Speed­test-Glo­bal-Index, bei dem Deutsch­land im Juni auf dem 34. Platz lag. Rumä­ni­en, Chi­le, Thai­land – alle haben im Schnitt bes­se­res Inter­net als wir. Und Deutsch­land fällt immer wei­ter zurück. Vor fünf Jah­ren hat­te es noch für den 22. Platz gereicht. Ein ande­res Bei­spiel: Die Sei­te Web­site­Tool­Tes­ter hat kürz­lich auf Basis der Daten eines Breit­band­ver­gleichs­por­tals die Down­load-Geschwin­dig­kei­ten in ver­schie­de­nen Indus­trie­na­tio­nen ana­ly­siert. Deutsch­land ist Schluss­licht, der Down­load eines Films mit fünf Giga­byte dau­ert hier im Durch­schnitt fast 28 Minu­ten. Puh.

Wie kommt das? Zeit für einen Blick ins Geschichts­buch: In den 80er-Jah­ren beschloss die Bun­des­re­gie­rung unter Hel­mut Schmidt, dass Deutsch­land beim Glas­fa­ser­aus­bau an die Spit­ze soll. Von 1985 bis 2015 woll­te man in ganz West­deutsch­land Glas­fa­ser­ka­bel ver­le­gen. Doch dazu kam es nicht. 1983 kam der Regie­rungs­wech­sel, die Kohl-Regie­rung bau­te statt­des­sen das Kabel­fern­se­hen aus. So blieb es bei den Kup­fer­ka­beln, wäh­rend ande­re Län­der mas­siv in Glas­fa­ser investierten.

Inzwi­schen ist in der Poli­tik ange­kom­men, dass die Inter­net­qua­li­tät bes­ser wer­den muss. Der Bund gibt viel Geld fürs schnel­le Inter­net aus, aber es läuft noch etwas schlep­pend. Mit­te 2018 hat­ten nach einer klei­nen Anfra­ge der FDP an die Bun­des­re­gie­rung nur 8,5 Pro­zent der deut­schen Haus­hal­te einen Glas­fa­ser­an­schluss. Im Vor­jahr wur­den laut Pres­se­dienst des Bun­des­ta­ges knapp 500.000 Haus­hal­te ans Netz ange­schlos­sen, davon über 50.000 im länd­li­chen Raum.

Alte Leitungen werden es nicht mehr schaffen

Natür­lich gibt es Alter­na­ti­ven zur Glas­fa­ser. Auch DSL-Tech­no­lo­gien beschleu­ni­gen das Inter­net. Über das soge­nann­te Vec­to­ring wer­den alte Kup­fer­ka­bel giga­bit­fä­hig. Der Bund behan­delt DSL-Tech­no­lo­gien, als wären sie gleich­wer­tig. Doch sie sind nicht unbe­grenzt leis­tungs­fä­hig.

Per­spek­ti­visch wer­den wir die Glas­fa­ser­ka­bel irgend­wann brau­chen, denn die Men­ge der Daten, die wir über das Inter­net hoch- und run­ter­la­den, wird immer wei­ter wach­sen. Die alten Lei­tun­gen wer­den das irgend­wann nicht mehr schaf­fen. Das kann in 30 Jah­ren so weit sein oder erst in 50. Wer weiß. Falls es dann eine noch bes­se­re Tech­no­lo­gie gibt, qua­si die Glas­fa­ser 2.0, dann wäre das auch kein Pro­blem. Denn die moder­nen Glas­fa­ser­ka­bel lie­gen in Hohl­roh­ren. Man kann sie ohne gro­ße Pro­ble­me austauschen.

Nor­bert Kers­t­ing, Pro­fes­sor am Insti­tut für Poli­tik­wis­sen­schaft der Uni Müns­ter, plä­diert schon län­ger für eine poli­ti­sche Wen­de beim Glas­fa­ser­aus­bau. Er sieht auch dar­in ein Pro­blem, dass Deutsch­land beim Inter­net­aus­bau lan­ge auf Zwi­schen­tech­no­lo­gien wie das Vec­to­ring gesetzt hat: „Das Dilem­ma ist, dass von etwa 34 Mil­lio­nen Haus­hal­ten in Deutsch­land 27 Mil­lio­nen, also fast drei Vier­tel, nur mit Kup­fer­ka­beln aus­ge­stat­tet sind”, sagt er. Wir sei­en zwar bis in die Stadt­tei­le gut ans Glas­fa­ser­netz ange­schlos­sen, aber dann höre es auf. „Auf der letz­ten Mei­le vom Ver­tei­ler­kas­ten zum Haus sind’s letzt­lich Kup­fer­ka­bel“, sagt Kersting.

In Deutsch­land ver­leg­te man Glas­fa­ser­ka­bel lan­ge nur bis zum Inter­net­ver­tei­ler­kas­ten. Das ist güns­ti­ger und weni­ger auf­wen­dig, doch die Tech­no­lo­gie hat einen gro­ßen Haken: Je wei­ter ein Haus vom Ver­tei­ler ent­fernt ist, des­to weni­ger Leis­tung kommt am Ende an. Und je mehr Men­schen gleich­zei­tig im Netz sur­fen, des­to mehr macht sich das bemerkbar.

Nor­bert Kers­t­ing ist der Mei­nung, der Staat soll­te den Breit­band­aus­bau kom­plett über­neh­men – wie er auch Stra­ßen und Schu­len baut. Kom­mu­na­le Daseins­vor­sor­ge nennt sich das. „Ansons­ten gren­zen wir gro­ße Grup­pen der Bevöl­ke­rung aus“, sagt Kers­t­ing. Wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie sähen wir nun ja sehr deut­lich, wo die Gren­zen der digi­ta­len Infra­struk­tur lie­gen. Wenn vie­le Dienst­leis­tun­gen nur noch digi­tal ver­füg­bar sind, dann müs­se das Netz ein­wand­frei funk­tio­nie­ren.“

Zu wenig Nachfrage nach Glasfaser

Der Staat hat sich lan­ge aus dem Glas­fa­ser­aus­bau her­aus­ge­hal­ten. Statt­des­sen waren es pri­vat­wirt­schaft­li­che Unter­neh­men wie die Tele­kom, Voda­fone oder Unity­me­dia, die in den Aus­bau investierten. 

Das Geschäfts­mo­dell ist ein­fach: Die Unter­neh­men ver­le­gen die Glas­fa­ser­ka­bel kos­ten­los bis zum Ver­tei­ler­kas­ten oder direkt bis ins Haus. Das Geld holen sie sich über die Inter­net­ver­trä­ge zurück. Damit sich das lohnt, müs­sen genü­gend Men­schen einen neu­en Anschluss wol­len – min­des­tens 40 Pro­zent der Einwohner:innen in einem Gebiet. Und hier beginnt das Pro­blem. Denn wer­den die nicht erreicht, bleibt alles so wie vor­her. Die Unter­neh­men inves­tie­ren nicht.

Dass eine soge­nann­te Nach­fra­ge­prü­fung schei­tert, kommt stän­dig vor. Die Grün­de sind unter­schied­lich. Eini­ge ken­nen oder wol­len die Tech­no­lo­gie nicht. Das betrifft oft älte­re Men­schen. Mieter:innen befürch­ten höhe­re Miet­kos­ten. Ein Glas­fa­ser­an­schluss stei­gert schließ­lich den Wert einer Immobilie. 

Manch­mal liegt es aber auch ein­fach dar­an, dass die Inter­net­ver­bin­dung schon gut ist. War­um einen neu­en Anschluss ein­bau­en las­sen, wenn der alte funk­tio­niert? Auch hier in Müns­ter war das über­wie­gend so. Die ein­zi­ge Aus­nah­me ist Amels­bü­ren, wo eine Bürger:inneninitiative fast den gan­zen Stadt­teil mobi­li­siert hat. Rund 700 Adres­sen ste­hen auf der Lis­te. Das lohnt sich für die Stadt­wer­ke Müns­ter. Das Pro­jekt beginnt im Herbst.

Hier zeigt sich auch, war­um die länd­li­chen Gebie­te beim Breit­band­aus­bau immer mehr auf­ho­len: Die Men­schen dort war­ten hän­de­rin­gend auf bes­se­res Inter­net. Land­wirt­schaft­li­che Betrie­be müs­sen mehr und mehr Ver­wal­tungs­ar­beit erle­di­gen. Wie soll das gehen, wenn das Inter­net noch nicht mal zum Online-Ban­king taugt? Pri­va­te Unter­neh­men inves­tie­ren auf dem Land nur ungern. Die Häu­ser sind zu weit von­ein­an­der ent­fernt. Beson­ders im Kreis Coes­feld haben sich des­halb in den ver­gan­ge­nen Jah­ren vie­le Men­schen zu soge­nann­ten Bud­del­ver­ei­nen zusam­men­ge­schlos­sen. Sie sam­meln Geld, kau­fen Glas­fa­ser­ka­bel von den Unter­neh­men und ver­le­gen sie selbst. Per Trak­tor ein­mal quer übers Feld. Das ist gar nicht so schwer. Auch des­we­gen liegt der Anteil der Glas­fa­ser­an­schlüs­se im Kreis­ge­biet inzwi­schen bei etwa 70 Pro­zent, so hoch wie fast nir­gend­wo in NRW.

Bald keine weißen Flecken mehr

Über­all in Deutsch­land star­ten aktu­ell Glas­fa­ser­pro­jek­te. Die Bun­des­re­gie­rung will das Netz in Deutsch­land flä­chen­de­ckend giga­bit­fä­hig machen. Des­halb gibt es För­der­pro­gram­me en mas­se, aber nur für Haus­hal­te mit einer Inter­net­band­brei­te von weni­ger als 30 Mega­bit pro Sekun­de. Außer­dem müs­sen die Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­bie­ter bestä­ti­gen, dass sie in den die nächs­ten drei Jah­ren nicht pla­nen, das Netz selbst aus­zu­bau­en. Die Haus­hal­te gel­ten dann als wei­ße Fle­cke auf der digi­ta­len Land­kar­te. Die Kom­mu­nen kön­nen För­der­an­trä­ge stel­len und die Pro­jek­te aus­schrei­ben. Das Ver­fah­ren ist auf­wen­dig und dau­ert lan­ge, aber immer­hin tut sich etwas.

Auch in Müns­ter ver­schwin­den die wei­ßen Fle­cken. Rund 2.000 Haus­hal­te sol­len bis 2023 einen Glas­fa­ser­an­schluss bekom­men. Das sind etwa drei­ein­halb Pro­zent aller Adres­sen. Die Stadt­wer­ke Müns­ter haben die Aus­schrei­bung gewon­nen. Sie ver­le­gen die Kabel bis ins Haus. So ist es im letz­ten Jahr bei­spiels­wei­se schon im Kreuz­vier­tel pas­siert. Dort sind fast alle Haus­hal­te ver­sorgt. Noch im Som­mer sol­len auch die ers­ten Bewohner:innen des Han­sa­vier­tels einen Glas­fa­ser­an­schluss bekom­men, 17 Kilo­me­ter Kabel lie­gen schon.



Ins­ge­samt kos­tet das 33,1 Mil­lio­nen Euro, die Stadt zahlt davon ein Zehn­tel: 3,3 Mil­lio­nen. Eine Kar­te der för­der­fä­hi­gen Gebie­te gibt es auf der Web­site der Stadt Müns­ter. Als Nächs­tes ist das süd­li­che Stadt­ge­biet an der Rei­he, im kom­men­den Früh­jahr star­tet dann noch ein zwei­tes För­der­pro­jekt in den Gewer­be­ge­bie­ten, wo schnel­les Inter­net längst ein Stand­ort­fak­tor ist. „Glas­fa­ser an fast jeder Milch­kan­ne“, schrei­ben die Stadt­wer­ke in ihrem Blog. Auch das Kabel­netz in Müns­ter wird im kom­men­den Jahr auf­ge­rüs­tet. Danach soll es groß­flä­chig giga­bit­fä­hig sein. Die Stadt hält sich damit an die ehr­gei­zi­gen Vor­ga­ben der Bun­des­re­gie­rung: Giga­bit­fä­hi­ges Netz in allen Haus­hal­ten bis 2025, aber eben nicht über­all Glasfaser.

Und jetzt sind wir wie­der bei der Poin­te ange­langt, die ich am Anfang die­ses Brie­fes erwähnt habe. Ein flä­chen­de­cken­des Glas­fa­ser­netz wird in Müns­ter wohl erst ein­mal nicht kom­men. Die Stadt Müns­ter hat alle ver­füg­ba­ren För­der­mit­tel abge­ru­fen, mehr Geld vom Bund wird es vor­erst nicht geben. Die Stadt muss also wei­ter auf dar­auf hof­fen, dass pri­va­te Fir­men das Netz aus­bau­en. Und das könn­te schwer wer­den, solan­ge vie­le Verbraucher:innen noch zögern, sich für die neue Tech­no­lo­gie zu ent­schei­den. Kos­ten­los sind die Kabel nur für die Haus­hal­te, die Bedarf anmel­den. Bei den übri­gen bleibt es beim Kup­fer­an­schluss. Immer­hin hat die Coro­na-Pan­de­mie die Nach­fra­ge nach Glas­fa­ser­an­schlüs­sen befeu­ert. Das bestä­tigt das Unter­neh­men Deut­sche Glas­fa­ser aus Bor­ken, das Glas­fa­ser-Anschlüs­se ver­legt und ein eige­nes Netz betreibt. Schau­en wir mal, ob das reicht.


Corona-Update

Seit Don­ners­tag darf beim Schlacht­hof Tön­nies in Rhe­da-Wie­den­brück wie­der geschlach­tet wer­den, tau­sen­de Schwei­ne wur­den bereits ange­lie­fert. Vier Wochen lang hat­te Tön­nies nicht öff­nen dür­fen. Dadurch hat­te sich bei Schweinehalter:innen hier in der Regi­on ein regel­rech­ter Stau in den Stäl­len gebil­det. Heu­te Mor­gen muss­te Tön­nies den Betrieb aller­dings zwi­schen­zeit­lich schon wie­der anhal­ten. Die Bezirks­re­gie­rung hat­te nach einer Kon­trol­le „Umrüs­tun­gen“ beim Arbeits­schutz gefor­dert. Das berich­tet der WDR. Mitt­ler­wei­le läuft alles wie­der, schreibt unter ande­rem die Rhei­ni­sche Post.

Seit Mitt­woch gel­ten in NRW gelo­cker­te Coro­na-Regeln. In Müns­ter sind wäh­rend­des­sen die Coro­na-Infek­ti­ons­zah­len leicht gestie­gen. Aktu­ell gel­ten sechs Per­so­nen als infiziert.


In aller Kürze

+++ Wenn Sie einen Aus­flug zur Burg Hüls­hoff machen, kön­nen Sie sich dort seit Mitt­woch ein Fahr­rad aus­lei­hen, ein „Müns­ter­land­rad“. Wei­te­re Räder gibt es an drei wei­te­ren Stand­or­ten in der Regi­on. Wenn das Ange­bot bis Okto­ber gut ankommt, sol­len im nächs­ten Jahr noch mehr Stand­or­te dazu­kom­men. Ein­ge­bet­tet ist die Akti­on in das regi­ons­wei­te För­der­pro­jekt „Schlös­ser und Bur­gen­re­gi­on Müns­ter­land“. Der Ver­leih erfolgt digi­tal. Ein Fahr­rad kos­tet 1 Euro pro Stun­de und 13 Euro pro Tag. 

+++ An der Uni Müns­ter endet heu­te die Vor­le­sungs­zeit und damit auch das ers­te Online-Semes­ter. Jetzt ste­hen für vie­le nur noch Klau­su­ren und Haus­ar­bei­ten an. Die Vor­le­sun­gen gehen Anfang Novem­ber wei­ter, und zwar „im Voll­be­trieb, gege­be­nen­falls mit Ein­schrän­kun­gen“, wie die Uni auf ihrer Web­site schreibt. Es soll also eine Kom­bi­na­ti­on von „digi­ta­ler Leh­re und Prä­senz­leh­re“ geben – unter der Bedin­gung, dass die Coro­na-Infek­ti­ons­zah­len nicht wei­ter ansteigen. 

+++ Die Kita Regen­bo­gen­kin­der sucht drin­gend nach neu­en Räu­men. Wie die West­fä­li­schen Nach­rich­ten berich­ten (€) hat der Ver­mie­ter über­ra­schend den Miet­ver­trag gekün­digt. Danach hät­te die Stadt Müns­ter eigent­lich das Recht gehabt, die Räu­me bis zum Jahr 2028 zu mie­ten. Die­ses Recht sei aber schon vor eini­gen Jah­ren ver­fal­len. Zur­zeit besu­chen 16 Kin­der die Kita in Münster-Mitte. 


Unbezahlte Werbung

Im Teil­chen und Beschleu­ni­ger“ an der Wol­be­cker Stra­ße gibt es genau das, was der Name ver­spricht: Kaf­fee und Bagels am Mor­gen, Kaf­fee und Kuchen am Nach­mit­tag und dazu gemüt­li­che Ses­sel und Sofas, die dem Teil­chen ein Gefühl von WG-Wohn­zim­mer ver­lei­hen. Ich emp­feh­le einen Bagel mit Räu­cher­to­fu und getrock­ne­ten Toma­ten und danach einen Besuch im Bade­zim­mer. Das mei­ne ich auf die best­mög­li­che Wei­se, denn dort lau­fen den gan­zen Tag über Hör­spie­le der „Drei ???“. Unter der Woche hat das Teil­chen bis 20 Uhr geöff­net, am Wochen­en­de sogar bis 22 Uhr. Dann gibt’s nicht nur Kaf­fee, son­dern auch Cocktails.


Draußen

Wäre nicht die Coro­na-Pan­de­mie, wür­de es seit ges­tern in der Innen­stadt wie­der nach Pop­corn und Zucker­wat­te duf­ten. Der Som­mer­send fällt in die­sem Jahr aus. In ande­ren Städ­ten (z. B. Düs­sel­dorf und Dort­mund) sind in den ver­gan­ge­nen Wochen Kir­mes­parks ent­stan­den, die eher einem Frei­zeit­park ähneln, mit Ein­tritts­prei­sen und stren­gen Hygie­ne­re­geln. In Ibben­bü­ren hat der Kir­mes­park „Ibbi­land“, noch bis Anfang August geöff­net, um den Schausteller:innen wäh­rend der Kri­se unter die Arme zu grei­fen. Die West­fä­li­schen Nach­rich­ten (€) berich­ten, dass es auch für Müns­ter Gesprä­che gibt, den Send nach die­sem Kon­zept zu gestal­ten. Das wird aber wohl noch bis zum Herbst dauern. 


Drinnen

Pas­send zum Brief-The­ma Inter­net habe ich zwei Strea­ming-Tipps für Sie: 

Auf Dis­ney+ läuft seit zwei Wochen das Broad­way-Musi­cal „Hamil­ton. Mit mei­ner Begeis­te­rung für die­se Show könn­te ich wahr­schein­lich einen eige­nen Brief fül­len. Also nur so viel: „Hamil­ton“ erzählt die Lebens­ge­schich­te des ame­ri­ka­ni­schen Grün­der­va­ters Alex­an­der Hamil­ton. Es ist ein Musi­cal mit mul­ti­kul­tu­rel­ler Beset­zung, vie­len Gags und einer musi­ka­li­schen Mischung von Hip­Hop bis Jazz. Es geht um Ehr­geiz, Ver­mächt­nis und poli­ti­sche Intri­gen. Und das alles ist so cle­ver gemacht, dass das Musi­cal in Ame­ri­ka einen regel­rech­ten Hype aus­ge­löst hat. Abge­film­tes Thea­ter kommt in der Regel nicht an ein Broad­way-Erleb­nis her­an. „Hamil­ton“ ist aller­dings selbst von der Couch aus ein­fach nur beeindruckend.

Auf Net­flix hat mich vor kur­zem die Doku­men­ta­ti­on „Cir­cus of Books sehr begeis­tert: Es geht um ein kon­ser­va­ti­ves Paar, das in den 70ern eine Buch­hand­lung über­nimmt, die sich auf die LGBTQ-Sze­ne (Les­bi­an, Gay, Bise­xu­al, Trans­gen­der and Que­er) spe­zia­li­siert hat. Ein Jahr­zehnt spä­ter sind sie die größ­ten Vertreiber:innen von Schwu­len­por­nos in den USA. Ihre Kin­der wis­sen davon nichts. Gemacht hat die Doku­men­ta­ti­on die Toch­ter des Paa­res. Sie ist nun selbst erwachsen. 

Am Diens­tag schreibt Ihnen mei­ne Kol­le­gin Kat­rin Jäger. Bis dahin wün­sche ich Ihnen ein schö­nes Wochenende.

Herz­li­che Grüße

Ann-Mar­len Hoolt


PS

Dass sie die RUMS-Brie­fe jetzt auch hören kön­nen, hat Ihnen mein Kol­le­ge Ralf Heimann schon im letz­ten Brief geschrie­ben. Ich ver­lin­ke Ihnen noch ein­mal unse­re Spo­ti­fy-Sei­te. Wenn Sie wie ich ger­ne Pod­casts hören, dann habe ich noch einen Pod­cast-Tipp für sie: „Ein­hun­dert“ vom Inter­net-Radio­sen­der Deutsch­land­funk Nova. Ein Pod­cast, der ein wenig wirkt wie ein Hör­buch. Sto­rytel­ling nennt sich das, jour­na­lis­ti­sches Geschich­ten­er­zäh­len. Und das kön­nen Sie am Kanal genau­so gut genie­ßen wie im Gar­ten zu Hause.