Die Kolumne von Carla Reemtsma | Wetter oder Klimawandel? Von kurz- und langfristigen Trends

Porträt von Carla Reemtsma
Mit Carla Reemtsma

Münster, 28. Februar 2021

Liebe Leser:innen,

vor zwei Wochen standen meine Freund:innen auf dem Aasee, meine Mitbewohnerin musste ihren Einzug aufgrund verschneiter Autobahnen verschieben und in den Statusmeldungen sozialer Netzwerke trubelten sich Bilder und Videos Schlittschuh laufender und Langlaufski fahrender Menschen. Eine Woche später öffnete ich die Wetter-App auf meinem Handy und fragte mich beim Anblick der frühlingshaften Prognosen, ob ich die Winterklamotten schon wieder wegräumen kann – ein Temperaturunterschied von knapp 40 Grad innerhalb weniger Tage.

Parallel zu alledem übertrafen sich Nutzer:innen sozialer Netzwerke mit Tweets und Facebook-Beiträgen, alle nach dem Schema: „Und? Wo ist EUER Klimawandel jetzt? Schon mal von Wetter gehört?“ Es mag seltsam anmuten, zwischen halbmeterhohen Schneebergen Banner mit Klimaforderungen hochzuhalten oder wie die Hamburger FFF-Aktivist:innen ein Klimacamp vor dem Rathaus bei Minusgraden im zweistelligen Bereich aufrecht zu erhalten. Und es sind nicht nur Twitter-Nutzer:innen wie @thomas2938720 mit F*CK GRETA-Profilbild, sondern auch Bekannte und Freund:innen, die sich wundern, sich wenig Reim darauf machen können, wie die Schneemassen der vergangenen Wochen mit den Hitzesommern der vergangenen Jahre zusammenpassen können.

Dabei ist es keine Neuigkeit, dass Wetter und Klima nicht dasselbe sind und nicht jedes Wetterereignis die langfristigen Klimatrends abbilden muss. Nicht ohne Grund sprechen Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen schon lange nicht mehr von „Klimaerwärmung“, sondern von „Klimawandel“ und „Klimakrise“. Denn der Begriff der Erwärmung suggeriert eine eindeutige, einseitige Entwicklung. Eine solche lässt sich zwar im langfristigen globalen Trend beobachten – die globale Durchschnittstemperatur ist im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter schon um mehr als ein Grad gestiegen –, in ihren Folgen für das alltäglich spürbare Wetter ist sie allerdings weit weniger eindeutig. Denn der durch den Treibhauseffekt verursachte Temperaturanstieg sorgt nicht einfach für gleichmäßig über den Globus und auf die Jahreszeiten verteilte höhere Temperaturen; er bringt Klimasysteme aus dem Gleichgewicht und der Zuwachs an Extremwetterereignissen Ökosysteme und Gesellschaften nachhaltig durcheinander.

Direkt weiterlesen – nur 1 Euro für 6 Monate!

Lernen Sie RUMS ein halbes Jahr lang in aller Ruhe kennen. Sie zahlen dafür nur einen Euro!


  • Sie erfahren mit einem RUMS-Abo alles, was in Münster wichtig ist.
  • Sie bekommen 3x pro Woche unseren Newsletter mit Analysen, Kurzmeldungen und mehr.
  • Sie haben vollen Zugriff auf alle Reportagen und Interviews auf unserer Website.
  • Sie können jederzeit kündigen.