Die Kolumne von Michael Jung | Schulpolitik – Fahren auf Sicht

Müns­ter, 16. Mai 2021

Guten Tag,

so man­ches kom­mu­nal­po­li­ti­sche Trau­ma wirkt lan­ge nach. So ist es auch mit der Schul­ent­wick­lungs­pla­nung, die die dama­li­ge Dezer­nen­tin Andrea Han­ke vor knapp 15 Jah­ren kra­chend vor die Wand gesetzt hat. Damals tüf­tel­te man mona­te­lang im Gehei­men an einem Gesamt­ent­wurf. Dann prä­sen­tier­te man dem stau­nen­den Publi­kum die Idee. Es war die Zeit, in der man auch Schwimm­bä­der und manch ande­res schloss. CDU und FDP regier­ten mit knap­per Mehr­heit. Die Idee lau­te­te: Drei Schu­len soll­ten geschlos­sen wer­den: das Schlaun-Gym­na­si­um, die Aegi­dii-Lud­ge­ri-Schu­le und die Wartburg-Hauptschule.

Es kam, wie es kom­men muss­te: Am Ende pas­sier­te nichts, alles blieb beim Alten. Und das war viel­leicht auch ganz gut so, denn schon die Grund­an­nah­me der Pla­nung war falsch. Das Man­tra der Ära von Ober­bür­ger­meis­ter Bert­hold Till­mann und Stadt­di­rek­tor Hart­wig Schult­heiß lau­te­te: Müns­ter wächst nicht mehr in der Quan­ti­tät, son­dern nur in der Qua­li­tät – die Stadt wird nicht mehr grö­ßer, son­dern nur noch bes­ser. In den kom­mu­na­len Kas­sen zeich­ne­te sich eine Ebbe ab. Die Struk­tu­ren müss­ten schlan­ker wer­den, denn die Bevöl­ke­rungs­zah­len wür­den bes­ten­falls sta­gnie­ren, so dach­te man. Heu­te wis­sen wir: Sowohl die Annah­men als auch die poli­ti­schen Schluss­fol­ge­run­gen die­ser Zeit waren falsch, und so gilt das rück­bli­ckend auch für Han­kes Schul­ent­wick­lungs­pla­nung. Die Plä­ne blie­ben in der Schublade.

In den Jah­ren dar­auf hielt die kom­mu­na­le Schul­po­li­tik sich wohl­weis­lich zurück mit gro­ßen Gesamt­ent­wür­fen. Sie fuhr auf Sicht. Dabei kam mehr her­aus, als der geschei­ter­te gro­ße Mas­ter­plan mög­lich gemacht hät­te. So bekam Müns­ter end­lich eine grund­le­gen­de Erwei­te­rung sei­ner Schul­struk­tur – mit zwei kom­mu­na­len Gesamt­schu­len. Zunächst 2012 in Mit­te, dann 2016 im Osten mit der Mat­hil­de-Anne­ke-Gesamt­schu­le. Das war eine lang über­fäl­li­ge Nor­ma­li­sie­rung der müns­ter­schen Schul­land­schaft. Beim ers­ten Grün­dungs­ver­such im Jahr 1996 hat­te die damals oppo­si­tio­nel­le CDU das noch mit einem Bürger:innenentscheid verhindert.

Schulform Gesamtschule ist ein voller Erfolg

Iro­nie der Geschich­te: Zwan­zig Jah­re spä­ter setz­te die Stadt mit der Mat­hil­de-Anne­ke-Gesamt­schu­le genau das Stand­ort­kon­zept um, das damals zum Unter­gang der Schul­land­schaft Müns­ter erklärt wor­den war. Seit­her fei­ert sich für eine spä­te Erkennt­nis – genau, die CDU. Der gro­ße Zuspruch für bei­de Schu­len zeigt: In Müns­ter ist die Schul­form Gesamt­schu­le ein vol­ler Erfolg.

Den bei­den Schul­grün­dun­gen lag kei­ne gesamt­städ­ti­sche Schul­ent­wick­lungs­pla­nung zugrun­de, son­dern sie ent­stan­den aus rela­tiv prag­ma­ti­schen Ent­schei­dun­gen. Die Stadt lös­te bestehen­de Schu­len auf (zwei Real­schu­len und eine Haupt­schu­le) und eta­blier­te das neue Sys­tem jeweils zunächst an deren Stand­or­ten. Das war poli­tisch ein brei­ter Kon­sens, aber, wie sich rasch zeig­te, kann es bei allem Prag­ma­tis­mus trotz­dem teu­er kom­men: Bei der ers­ten Gesamt­schul­grün­dung in Mit­te schaff­te es die schon erwähn­te Dezer­nen­tin Andrea Han­ke, zunächst 2008 den Schul­stand­ort des nach Gie­ven­beck ver­la­ger­ten Stein-Gym­na­si­ums am Schloss­platz der Uni­ver­si­tät zu ver­ma­chen; danach ver­kauf­te sie der sich etwas sper­rig anstel­len­den Käu­fe­rin auch noch erfolg­reich die bei­den Sport­hal­len. Im Jahr 2012 schließ­lich leg­te die­sel­be Bei­geord­ne­te dann dem Rat Pla­nun­gen für die Gesamt­schu­le Müns­ter Mit­te vor. Sie sahen auf dem Nach­bar­grund­stück einen mil­lio­nen­schwe­ren Schul­neu­bau vor – ein­schließ­lich zwei­er Sport­hal­len, die aus Platz­man­gel in den Boden ver­senkt wer­den muss­te, für einen beträcht­li­chen zwei­stel­li­gen Millionenbetrag. 

Man konn­te damals schon sehen: Auf Sicht fah­ren kann in der Schul­po­li­tik schnell ins Geld gehen. Der Neu­bau der zwei­ten Gesamt­schu­le im Osten soll­te 50 Mil­lio­nen Euro kos­ten. Noch ist der Bau nicht fer­tig, aber es ist schon abseh­bar, dass er fast 20 Mil­lio­nen Euro teu­rer wird.

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Gesamtschullätze reichen nicht aus

Die Grün­de sind ein­fach: Zum einen wird es ein Gebäu­de aus Holz. Das ist öko­lo­gisch ambi­tio­niert, aber die Zahl der in Fra­ge kom­men­den Fir­men für so einen Bau ist über­schau­bar. Außer­dem hieß es in den Wett­be­werbs­be­din­gun­gen sinn­ge­mäß, gute Lern­erfol­ge sei­en allen­falls noch im ers­ten Stock­werk zu erwar­ten. Das Ergeb­nis ist eine Pla­nung, die – vor­sich­tig for­mu­liert – nicht gera­de flä­chen­spa­rend ausfiel.

So hat Müns­ter nun also zwei Gesamt­schu­len mit gro­ßer Nach­fra­ge und bemer­kens­wert guten päd­ago­gi­schen Kon­zep­ten. Und zugleich ein neu­es Pro­blem: Jedes Jahr wei­sen die bei­den Gesamt­schu­len knapp drei­hun­dert Schüler:innen ab, weil die Plät­ze nicht aus­rei­chen. Schnell war in der Rat­haus­po­li­tik der Ruf erho­ben: Die drit­te Gesamt­schu­le muss her. Damit bog man ent­schlos­sen in eine Sack­gas­se ein.

Es war rasch klar, dass es bei der Wahl eines Stand­orts einen Favo­ri­ten gibt: Roxel. Der Stadt­be­zirk West ist der zweit­größ­te Bezirk der Stadt. Er wächst stark. Außer­dem gibt es in Roxel ein sehr gut aus­ge­stat­te­tes Schul­zen­trum, nur lei­der kei­ne wei­ter­füh­ren­de Schu­le. Die dort ursprüng­lich behei­ma­te­te Haupt- und Real­schu­le ging in einer Sekun­dar­schu­le auf. Es zeig­te sich dann aber schnell: Eine Sekun­dar­schu­le mit Gesamt­schul­lehr­plan, aber ohne gym­na­sia­le Ober­stu­fe funk­tio­niert nicht, wenn die Alter­na­ti­ve ein Kom­plett­an­ge­bot in der Nähe ist.

Das war eine grund­le­gen­de Fehl­kal­ku­la­ti­on von Schul­ver­wal­tung und Schul­po­li­tik. Die Fol­gen sieht man jetzt: Die Stadt wickelt die Sekun­dar­schu­le ab, aber das Roxe­ler Schul­zen­trum bleibt. Es steht nur leer. 

Kommunen müssen einverstanden sein

Roxel wäre nicht nur mit Blick auf die Infra­struk­tur ein gut geeig­ne­ter neu­er Gesamt­schul­stand­ort. Lei­der ist für die Grün­dung einer sol­chen Schu­le ein über­ört­li­ches „gemeind­li­ches Ein­ver­neh­men“ erfor­der­lich und vor­ge­schrie­ben. Anders gesagt: Die Kom­mu­nen in der Nach­bar­schaft müs­sen ein­ver­stan­den sein. Sind sie es nicht, ent­schei­det die Bezirks­re­gie­rung als Kom­mu­nal­auf­sicht. Damit hat die Stadt Müns­ter die Grün­dung einer Gesamt­schu­le an die­sem Stand­ort nicht allein in ihrer Hand.

Lei­der hal­ten die Nach­bar­kom­mu­nen im Kreis Coes­feld die Gesamt­schu­le in Roxel für kei­ne gute Idee. Sie machen sich Sor­gen um die Zukunft des Pen­dants in Havix­beck. In der letz­ten Woche zogen sie alle Regis­ter: Die Exis­tenz der Schu­le in Havix­beck sei gefähr­det, hieß es. Doch das ist ein vor­ge­scho­be­nes Argu­ment. Vor nicht all­zu lan­ger Zeit eröff­ne­te die Schu­le in Bil­ler­beck eine Dependance.

Die Exis­tenz der Haupt- und Real­schu­len im Kreis Coes­feld sei gefähr­det, hieß es eben­falls. Das ist rich­tig. Doch gefähr­det ist deren Exis­tenz, wie in Müns­ter, auch ohne zusätz­li­che Gesamtschule.

In Wahr­heit geht es dar­um, sich abzu­schir­men vor Kon­kur­renz und Wett­be­werb. Seit vier Jah­ren ist der Pro­zess an die­ser Stel­le fest­ge­fah­ren. So lan­ge hat die Stadt­ver­wal­tung gebraucht, um die not­wen­di­gen Zah­len zusam­men­zu­tra­gen, die bele­gen, wie groß der Bedarf in Müns­ter ist.

Alternative im Südosten?

Nun muss in die­sem Som­mer die Bezirks­re­gie­rung ent­schei­den: Wiegt die hohe Zahl der Abwei­sun­gen in Müns­ter an den Gesamt­schu­len schwe­rer als die Havix­be­cker Beden­ken? Bis dahin dreht die Schul­po­li­tik die vier­te oder fünf­te Warteschleife.

Im Rat denkt man inzwi­schen auch über Alter­na­ti­ven nach: Könn­te eine neue Gesamt­schu­le nicht auch im Süd­os­ten ent­ste­hen? Dort hat die Stadt sich ein Schul­grund­stück in der Nähe der ehe­ma­li­gen York-Kaser­ne gesi­chert, wo Hun­der­te neue Woh­nun­gen gebaut wer­den sol­len. Die Stadt hat­te sehr früh­zei­tig öffent­lich erklärt, dass eigent­lich nur die­ser Stand­ort für einen Schul­bau in Fra­ge kom­me. Das war der Preis­ent­wick­lung nicht abträg­lich. Wäre das nicht ein guter Stand­ort für eine drit­te Gesamtschule?

Es gibt meh­re­re Pro­ble­me, die auf der Hand lie­gen. Zum einen wird es dau­ern. Es ist kei­ne Schul­in­fra­struk­tur vor­han­den, die es mög­lich machen wür­de, sofort zu star­ten. Zum ande­ren gäbe es in Roxel immer noch ein Schul­zen­trum ohne Schu­le, wenn die Wahl auf den Süd­os­ten fie­le. Man baut also an einer Stel­le, was man an ande­rer schon hät­te. Und, was noch etwas gra­vie­ren­der ist: Der Süd­os­ten ist viel klei­ner als der Wes­ten, und dort gibt es schon wei­ter­füh­ren­de Schulen.

Etwas wei­ter, in Wol­beck, gibt es ein voll aus­ge­bau­tes Schul­zen­trum mit Haupt­schu­le, Real­schu­le und Gym­na­si­um. Legt man die bis­he­ri­gen Erfah­run­gen mit Gesamt­schul­grün­dun­gen zugrun­de, kann man ziem­lich sicher sein, was pas­sie­ren wird, wenn in Grem­men­dorf eine Gesamt­schu­le ent­steht: Dann wird es in Wol­beck nur noch ein Gym­na­si­um geben – in einem dann viel­leicht etwas groß dimen­sio­nier­ten Schul­zen­trum. Die­ses Schul­zen­trum will die Stadt übri­gens gera­de für einen zwei­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­trag erwei­tern. Sie sehen: Wenn man auf Sicht fährt, kann es schnell auch mal in einer Sack­gas­se enden. 

Wie kann man das Dilem­ma lösen? Es wäre nötig, dass Müns­ters Schul­po­li­tik frak­ti­ons­über­grei­fend die fun­da­men­ta­len Schul­struk­tur­fra­gen unse­rer Stadt angeht. Die Stadt braucht ein Gesamt­kon­zept. Wo auch immer neue Schu­len ent­ste­hen, sie wer­den Kon­se­quen­zen für das bestehen­de Ange­bot haben.

Folgen für bestehende Schulen

Natür­lich kann man das The­ma so ange­hen wie bis­her: ein­fach einen favo­ri­sier­ten Stand­ort aus­ru­fen und die Fol­gen aus­blen­den oder ver­schwei­gen. Nur ste­hen dann dem­nächst viel­leicht nicht nur in Roxel lee­re Schul­ge­bäu­de her­um, wäh­rend die Stadt andern­orts für Mil­lio­nen­bei­trä­ge neu baut.

Im Fall der bei­den exis­tie­ren­den Gesamt­schu­len hat die Stadt Müns­ter bestehen­de Schul­sys­te­me aus­lau­fen las­sen und nutzt die Infra­struk­tur zum Teil wei­ter. Jetzt aber geht es um eine kom­plet­te Neu­grün­dung. Das wird Fol­gen vor allem für bestehen­de Haupt- und Real­schu­len haben. Sol­che Pro­zes­se kann man pla­nen, oder man kann war­ten, bis Schu­len aus­trock­nen. Dann steht man mit deren Gebäu­den da, wie es in Roxel gesche­hen ist.

Wenn die Stadt Müns­ter nicht hohe Mil­lio­nen­be­trä­ge sinn­los ver­sen­ken will, wird es Zeit, zu sagen, wohin es gehen soll. Dazu braucht man nicht auf wei­te­re Bevöl­ke­rungs­pro­gno­sen war­ten, die dann falsch vor­her­sa­gen, wie Schü­ler­strö­me sich ent­wi­ckeln. Auf Basis sol­cher Wer­te hat der Schul­de­zer­nent Tho­mas Paal in Wol­beck eine zwei­zü­gi­ge neue Grund­schu­le gebaut, die im ver­gan­ge­nen Jahr fer­tig wur­de. Im glei­chen Jahr schlug er vor, sie so zu erwei­tern, dass sie drei­zü­gig wird. So wird es nun kommen.

Die Schul­po­li­tik muss end­lich klar aus­spre­chen, wel­che Zukunft die Schu­len in Müns­ter haben. Und die für man­che har­te, aber trotz­dem wah­re Erkennt­nis ist: Unse­re Stadt wird mit­tel­fris­tig ein zwei­glied­ri­ges Schul­sys­tem haben. Bei den all­ge­mein­bil­den­den Schu­len haben nur Gym­na­si­en und Gesamt­schu­len eine Zukunft. Haupt­schu­len sind ein geschei­ter­tes Modell. Mit den Abschlüs­sen die­ser Schul­form kann auf dem Arbeits­markt nie­mand mehr etwas anfangen.

Das heißt aus­drück­lich nicht, dass vor­han­de­ne Haupt­schu­len kei­ne gute päd­ago­gi­sche Arbeit machen. Aber sie haben kei­ne Zukunft mehr neben einem wach­sen­den und vor allem rege nach­ge­frag­ten Gesamtschulangebot.

Wichtige Frage bleibt unbeantwortet

Das­sel­be gilt für Real­schu­len. Es ist kein Zufall, dass die Zahl der Real­schu­len mit jeder Gesamt- und Sekun­dar­schu­le um eine wei­te­re geschrumpft ist. Auch wenn die bestehen­den Real­schu­len der­zeit nur schein­bar stark nach­ge­fragt wer­den: Im Wett­be­werb mit Gesamt­schu­len wer­den sie nicht stark genug sein.

In Müns­ter gibt es ein zeit­lich gestuf­tes Anmel­de­ver­fah­ren. Die Anmel­dun­gen der Gesamt­schu­len lau­fen vor allen ande­ren. Wenn das nicht so wäre, wür­de viel offen­sicht­li­cher, was die Eltern wol­len. Im aktu­el­len Ver­fah­ren ver­tei­len sich die an den Gesamt­schu­len Abge­wie­se­nen mit allen ande­ren auf die übri­gen Schu­len. Das ver­hin­dert jedes Jahr, dass wir eine Ant­wort auf eine wich­ti­ge Fra­ge bekom­men: Wes­sen Anmel­de­zah­len hän­gen nur von Abwei­sun­gen an Gesamt­schu­len ab?

Die­sen Ver­än­de­rungs­pro­zess der Schul­land­schaft kann man ein­fach lau­fen las­sen wie bis­her. Dann bekom­men vie­le Kin­der nicht die Schul­form ihrer Wahl. Man kann ihn aber auch steu­ern. Den Unter­schied dürf­te man mes­sen kön­nen. Es hät­te päd­ago­gi­sche Fol­gen – und finan­zi­el­le. Man wür­de Mil­lio­nen Euro an Bau­kos­ten sparen. 

Am Ende steht die Fra­ge, wie wir die Debat­te über eine drit­te Gesamt­schu­le füh­ren. Spre­chen wir nur über den Stand­ort? Oder auch über die Struk­tu­ren? Die Erkennt­nis kann sein, dass ein geord­ne­ter Pro­zess nötig ist, an des­sen Ende viel­leicht nicht eine drit­te, son­dern auch eine vier­te Gesamt­schu­le steht. Und zur Ehr­lich­keit gehört dann auch, zu sagen, wel­che exis­tie­ren­den Schu­len kei­ne Zukunft haben wer­den. Damit wären wir wie­der am Aus­gangs­punkt: Es scheint jetzt nötig, auf­zu­hö­ren, auf Sicht zu fah­ren. Wir brau­chen ein Schulstrukturkonzept.

Jetzt wer­den Sie fra­gen: Was ist eigent­lich mit Gym­na­si­en und Berufs­kol­legs? Dazu schrei­be ich Ihnen dem­nächst einen RUMS-Brief. 

Herz­li­che Grü­ße
Ihr Micha­el Jung


Über den Autor

Micha­el Jung lebt schon immer in Müns­ter. Er wur­de 1976 hier gebo­ren. Er hat an der Uni Müns­ter Latein und Geschich­te stu­diert und in Geschich­te pro­mo­viert. Heu­te ist er Leh­rer am Annet­te-Gym­na­si­um in Müns­ter. Micha­el Jung war vie­le Jah­re in der Poli­tik: Von 2013 bis 2020 war er Frak­ti­ons­chef der SPD im Rat der Stadt, im Jahr 2020 trat er für die SPD bei den Kom­mu­nal­wah­len als Ober­bür­ger­meis­ter­kan­di­dat an.