Stadtbildverzerrungen durch Umfragen | Vom Ende der „Hallo“ | Unbezahlte Werbung: Bermuda Spirit Company

Müns­ter, 21. Febru­ar 2023

Guten Tag,

die Stadt Müns­ter hat eine auf­wän­di­ge Umfra­ge zu allen mög­li­chen The­men gemacht. Dabei ist unter ande­rem her­aus­ge­kom­men: Den Men­schen feh­len in der Innen­stadt Sitz­ge­le­gen­hei­ten. Und das ist mit gro­ßem Abstand das wich­tigs­te Anlie­gen, jeden­falls sieht es auf der Abbil­dung so aus (Sei­te 13). Auf dem zwei­ten Platz steht ein­fach das Wort „Grün“. Das soll offen­bar hei­ßen: Den Men­schen fehlt in der Innen­stadt Grün (wirk­lich?). Auf dem drit­ten Platz ste­hen „Fahr­rad­ab­stell­mög­lich­kei­ten“, dahin­ter „Ruhe­plät­ze“ bezie­hungs­wei­se „ruhi­ge Plät­ze“. Zusam­men­fas­send könn­te man sagen: Den Men­schen fehlt in der Stadt das Land. 

Umfra­gen brin­gen ganz wun­der­ba­re Ergeb­nis­se her­vor, die man auf vie­le Wei­sen nut­zen kann. Man gerät nur arg ins Grü­beln, wenn man anfängt, sich Gedan­ken dar­über zu machen, wie die­se Ergeb­nis­se zustandekommen.

In die­sem Fall hat die Stadt etwa 10.000 Fra­ge­bö­gen ver­schickt, unge­fähr ein Drit­tel ist zurück­ge­kom­men. Und falls Sie selbst schon mal so eine Umfra­ge beant­wor­tet haben, erin­nern Sie sich viel­leicht noch dar­an, wie sorg­fäl­tig sie dabei vor­ge­gan­gen sind. Bei den ers­ten Fra­gen horcht man noch tief in sich hin­ein, doch je mehr Fra­gen kom­men, des­to grö­ßer wird der Wunsch, ein­fach fer­tig zu werden. 

Für die­sen Akt der Bequem­lich­keit gibt es ein Wort. Das Phä­no­men dahin­ter nennt sich Ver­füg­bar­keits­heu­ris­tik. Men­schen nen­nen ein­fach die Ant­wort, die ihnen zual­ler­erst ein­fällt. Fragt man kurz nach einem schlim­men Ter­ror­an­schlag in der Fuß­gän­ger­zo­ne, wovor die Leu­te am meis­ten Angst haben, hört man eine Ant­wort immer wie­der: Terroranschläge. 

Fragt man die Men­schen, was ihnen in der Innen­stadt von Müns­ter beson­ders gut gefällt, sagen sehr vie­le: Prin­zi­pal­markt. So auch bei der Umfra­ge der Stadt. In Wirk­lich­keit haben vie­le ein­fach die Fra­ge beant­wor­tet, was ihnen so ein­fällt, wenn sie an die Innen­stadt den­ken. Gleich hin­ter dem Prin­zi­pal­markt ste­hen: his­to­ri­sche Gebäu­de, der Dom­platz und der Markt. 

Ver­stär­ken kann man die­sen Effekt, indem man nur die häu­figs­ten Ergeb­nis­se zeigt. So macht es die Stadt. Das ist üblich und nach­voll­zieh­bar, denn sonst müss­te man einen Text ver­öf­fent­li­chen oder eine Lis­te, aber das alles gin­ge nicht in einer Gra­fik. Man muss sich nur klar­ma­chen, was man in den Ergeb­nis­sen so einer Umfra­ge erken­nen kann. 

Wer sich wirk­lich Gedan­ken macht und auf die Fra­ge, was denn in der Innen­stadt so alles fehlt, zum Bei­spiel ant­wor­tet: „Ein klei­nes bun­tes Häus­chen aus Leb­ku­chen zwi­schen Stu­ben­gas­se und Lud­ge­rist­ra­ße“, kommt in den Ergeb­nis­sen nicht vor, denn die Sta­tis­tik zeigt nicht die krea­tivs­ten, unge­wöhn­lichs­ten oder bes­ten Vor­schlä­ge, son­dern ledig­lich die häu­figs­ten. Mög­li­cher­wei­se zeigt sie auch ein­fach Klischees. 

Und das ist noch nicht alles. Man kann sich auch fra­gen: Wer hat die Ant­wor­ten gege­ben? Hier hat­te über die Hälf­te der Men­schen einen Hoch­schul­ab­schluss, über sie­ben Pro­zent hat­ten sogar einen Dok­tor­ti­tel. Das ent­spricht nicht dem Quer­schnitt der Bevöl­ke­rung. Aktu­el­le Daten gibt es dazu nicht. Aber bei der letz­ten Erhe­bung vor zwölf Jah­ren hat­te ein knap­pes Drit­tel der Men­schen in Müns­ter einen Hochschulabschluss. 

Es ist nicht unwahr­schein­lich, dass die­ses Detail das Gesamt­bild ver­zerrt. Über 40 Pro­zent der Befrag­ten kom­men laut der Umfra­ge jeden­falls ein bis zwei Mal im Monat in die Innen­stadt, um sich Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen anzu­se­hen oder an Bil­dungs­an­ge­bo­ten teil­zu­neh­men. Das könn­te ein Hin­weis sein. 

Und noch eine inter­es­san­te Zahl: Über 60 Pro­zent der befrag­ten Men­schen wün­schen sich laut der Umfra­ge mehr Nach­hal­tig­keit, Kli­ma- und Umwelt­schutz durch die Digi­ta­li­sie­rung, bei den Frau­en sind es fast 70 Pro­zent, ganz genau: 67,2 Pro­zent. Auch das ist so eine Sache. Bis auf Nach­kom­ma­stel­len genaue Ergeb­nis­se ver­mit­teln den Ein­druck von hoch­wis­sen­schaft­li­cher Exakt­heit. Des­we­gen sind sie sehr beliebt, um die Glaub­wür­dig­keit von Ergeb­nis­sen zu stär­ken. Dabei dürf­ten die meis­ten Ant­wor­ten eher locker über den Dau­men gepeilt sein. 

Und dann sind da noch Ergeb­nis­se, die auf den ers­ten Blick viel mehr ver­ra­ten als auf den zwei­ten. Schaut man sich etwa an, was die Men­schen auf die Fra­ge geant­wor­tet haben, mit wel­chem Ver­kehrs­mit­tel sie in die Stadt kom­men, sieht man: Über zwei Drit­tel geben an, in der Regel mit dem Rad zu fah­ren, etwas mehr als ein Drit­tel kommt danach zu Fuß, nur ein knap­pes Drit­tel mit dem Auto. Das klingt doch wirk­lich ganz fan­tas­tisch. Aber ist das Pro­blem mit der Ver­kehrs­wen­de dann nicht eigent­lich schon gelöst?

Eher nicht. Das Pro­blem sind die Mehr­fach­nen­nun­gen. Wer eigent­lich immer mit dem Auto fährt, aber bei schö­nem Wet­ter hin und wie­der aufs Rad umsteigt, kann zwei Kreu­ze machen oder drei. Dar­über, wie vie­le Men­schen regel­mä­ßig mit dem Rad in die Stadt fah­ren, sagt die Gra­fik eigent­lich nichts, auch wenn es auf den ers­ten Blick so aus­sieht. Im Grun­de zeigt sie nur, wie vie­le Men­schen die Mög­lich­keit hät­ten, mit dem Rad zu fah­ren. Und das auch nur, wenn die Men­schen das Kreuz beim Fahr­rad nicht ein­fach gemacht haben, um bes­ser dazu­ste­hen. Auch das ist ein Phä­no­men, das es bei Umfra­gen gibt. 

Vor allem aber soll­te man auf Zah­len ach­ten – und auf die Rela­tio­nen. Die feh­len­den Sitz­ge­le­gen­hei­ten in der Innen­stadt vom Anfang, an denen Men­schen sich gern tref­fen und zusam­men her­um­sit­zen wür­den, ohne gleich etwas bestel­len zu müs­sen, die machen 11 Pro­zent aller Nen­nun­gen aus. Unter dem Strich also eher wenig. Das muss nicht bedeu­ten, dass es eine schlech­te Idee ist. Es ist nur ledig­lich das Ergeb­nis einer Umfra­ge. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Die Ener­gie­preis­brem­se kommt jetzt wirk­lich: Ab März pas­sen die Stadt­wer­ke ihre Abschlä­ge an. Die wer­den erst ein­mal pau­schal je nach Tarif her­un­ter­ge­setzt. Das ist noch nicht ganz so, wie es die Geset­ze vor­se­hen. Dem­nach müss­ten sich die Abschlags­kos­ten am indi­vi­du­el­len Ver­brauch der Haus­hal­te ori­en­tie­ren. Das ist laut Stadt­wer­ken momen­tan jedoch noch nicht umsetz­bar: unter­schied­li­che Tari­fe, ein Ver­trags­wech­sel oder die Instal­la­ti­on einer Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge sei­en zum Bei­spiel Fak­to­ren, die die Abrech­nung „hoch­kom­plex“ mach­ten. Und das muss ja auch noch alles im Sys­tem berück­sich­tigt wer­den. Die IT sei dran, sagt Pres­se­spre­che­rin Lisa Schmees. Geschäfts­füh­rer Sebas­ti­an Jurc­zyk nennt die­se Lösung „prag­ma­tisch“ und ver­si­chert, dass am Ende alle die Ent­las­tung erhal­ten, die ihnen zusteht. Das sind dann kon­kret die­se hier: Für 80 Pro­zent des Ener­gie­ver­brauchs zah­len alle einen gede­ckel­ten Abschlag. Bei Erd­gas wären das zum Bei­spiel 12 Cent pro Kilo­watt­stun­de, der vol­le Preis liegt hier aktu­ell bei gut 13 Cent. Fern­wär­me ist auf 9,5 Cent gede­ckelt, Strom auf 40 Cent. Für den rest­li­chen Ver­brauch wird der Markt­preis fäl­lig. Ener­gie­spa­ren lohnt sich also wei­ter­hin. (sst)

+++ Müns­ter ist schon wie­der gewach­sen, dies­mal um 5.109 Men­schen inner­halb eines Jah­res, also knapp zwei Pro­zent. Ende des Jah­res waren laut dem Regis­ter der Stadt 319.441 Men­schen in Müns­ter gemel­det. Der Zuwachs hän­ge vor allem damit zusam­men, dass vie­le Men­schen aus der Ukrai­ne nach Müns­ter geflüch­tet sind. Damit haben jetzt etwas mehr als 12 Pro­zent der Men­schen in Müns­ter eine aus­län­di­sche Staats­an­ge­hö­rig­keit. Die meis­ten Men­schen mit aus­län­di­schem Pass in Müns­ter kom­men laut Sta­tis­tik aus Syri­en und der Ukrai­ne. Ziem­lich aus­ge­gli­chen ist das Ver­hält­nis von Män­nern und Frau­en in der Stadt. Ende 2022 mach­ten Män­ner 48 Pro­zent der Bevöl­ke­rung aus, Frau­en 52 Pro­zent. Und auch ganz inter­es­sant: Über die Hälf­te der Men­schen in Müns­ter sind jün­ger als 40, ein Vier­tel der Men­schen sind älter als 60. (rhe)

+++ Die Poli­zei Müns­ter hat ihre Kri­mi­nal­sta­tis­tik für 2022 ver­öf­fent­licht. Zusam­men­fas­send kann man sagen: Woh­nungs­ein­brü­che, Com­pu­ter­kri­mi­na­li­tät, Fahr­rad­dieb­stäh­le – von allem gab es 2022 mehr als 2021. An sich ord­net die Poli­zei das eher in die Kate­go­rie „besorg­nis­er­re­gend” ein. Wenn es um Betäu­bungs­mit­tel geht, freut man sich aber über die um etwa 25 Pro­zent ange­stie­ge­ne Fall­zahl. Die Poli­zei über­setzt die näm­lich damit, dass die Delik­te nun zumin­dest nicht mehr im Ver­bor­ge­nen blei­ben. Knapp die Hälf­te aller Straf­ta­ten konn­te die Poli­zei auf­klä­ren. Wenn Sie sich sehr vie­le Zah­len um die Ohren hau­en wol­len, kli­cken Sie auf die­sen Link zur Sta­tis­tik, wenn Ihnen auch eini­ge Zah­len rei­chen, lesen Sie doch kurz wei­ter: Im ver­gan­ge­nen Jahr wur­den gut 20 Pro­zent mehr Straf­ta­ten began­gen als 2021, das heißt ins­ge­samt fast 32.000. Über die Hälf­te davon fan­den im öffent­li­chen Raum statt. Auf­fäl­lig sind Hand­ta­schen­dieb­stäh­le, davon gab es 2022 fast dop­pelt so vie­le wie im Vor­jahr. Die Poli­zei hat auf die Straf­ta­ten im öffent­li­chen Raum mit einer Ermitt­lungs­kom­mis­si­on reagiert, um mög­lichst vie­le Fäl­le auf­klä­ren zu kön­nen. (sst)

+++ Am Frei­tag jährt sich der Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne. Und in Müns­ter gibt es neben der nicht unum­strit­te­nen Akti­on mit Osna­brück noch eine zwei­te Ver­an­stal­tung, näm­lich die Kund­ge­bung, die die Gesell­schaft für bedroh­te Völ­ker (GfbV) zusam­men mit Men­schen aus der ukrai­ni­schen Com­mu­ni­ty orga­ni­siert. Den Ablauf der bei­den Aktio­nen haben die Grup­pen nun aber mit­ein­an­der koor­di­niert. Ab 11 Uhr fin­det eine Mahn­wa­che vor dem Rat­haus statt, um 14 Uhr beginnt die Kund­ge­bung. Die Frie­dens­ket­te star­tet dann um 15 Uhr am Frie­dens­saal im Rat­haus. Um etwa 15:40 Uhr pau­siert die Kund­ge­bung, nach einer Schwei­ge­mi­nu­te wird um kurz nach vier das Lied „Give Peace a Chan­ce“ gesun­gen. Sobald sich die Ket­te wie­der auf­ge­löst hat, geht die Kund­ge­bung wei­ter. Ab 15:15 Uhr wer­den eini­ge Stre­cken tem­po­rär gesperrt, etwa am Schiff­fahr­ter Damm/Landberger Stra­ße und an Kreu­zun­gen in der Innen­stadt. (sst)

Die Reportage 

Anzeige ist raus

Der Aschen­­dorff-Ver­­lag stellt Ende April 2023 sei­ne Gra­tis­zei­tung „Hal­lo“ ein, die in Müns­ter sowie im gan­zen Müns­ter­land und in Ost­west­fa­len ver­trie­ben wird. Papier und Zustel­lung sei­en zu teu­er gewor­den, sagt die West­fä­li­sche Medi­en-Hol­­ding, die das Blatt her­aus­gibt. Es ist das ers­te flä­chen­de­cken­de Aus für eine Anzei­gen­zei­tung in Deutsch­land. Con­stan­ze Busch hat den Nie­der­gang der Anzei­gen­blät­ter für RUMS nach­ge­zeich­net. Und sie fragt: Wie geht es weiter?

Die­ser Bei­trag ist in Zusam­men­ar­beit mit dem Medi­en­ma­ga­zin „Über­me­di­en“ entstanden.

Zum Bei­trag

Korrekturen

+++ Am Frei­tag haben wir Ihnen geschrie­ben, dass die CDU bean­tragt hät­te, den Tages­ord­nungs­punkt zu Bewoh­ner­park­aus­wei­sen im Rat zu ver­ta­gen. Das ist falsch, die Lin­ke war’s. Grund hier­für war, dass sie die Gebüh­ren­er­hö­hung ger­ne dis­ku­tiert hät­te, sobald das inte­grier­te Park­raum­kon­zept vor­liegt. Die CDU hat­te eben­falls für den Antrag gestimmt. (sst)

+++ Und wir hof­fen, dass Sie gera­de nicht ver­ge­bens am Schloss Hüls­hoff auf den Kurs zu Kli­ma­ver­än­de­run­gen im Gar­ten mit Micha­el Dal­drup war­ten. Der fin­det näm­lich im VHS-Forum am Aegi­di­i­markt statt. (sst)

RUMS-Geschenk-Abos

Die Jecken begeg­nen dem Tages­ge­sche­hen mit einem Augen­zwin­kern. Jetzt, da die fünf­te Jah­res­zeit fast vor­bei ist, wird es viel­leicht wie­der Zeit für ein wenig mehr Ernst­haf­tig­keit. Wobei so ein RUMS-Brief ja auch unter­halt­sam sein kann … So oder so hät­ten wir da eine Idee: Ver­schen­ken Sie doch mal ein RUMS-Geschenk-Abo.

Sie kön­nen zwi­schen drei ver­schie­de­nen Vari­an­ten wäh­len: 3 Mona­te (30 Euro), 6 Mona­te (60 Euro) oder 12 Mona­te (120 Euro). Unse­re Geschenk-Abos kön­nen Sie ent­we­der direkt hier auf unse­rer Web­site kau­fen oder im Gewand eines hüb­schen Papier-Gut­­scheins in unse­rem Redak­ti­ons­bü­ro an der Neu­brü­cken­str. 8 – 11 erwer­ben. Beim Kauf eines Abos – ob in Papier­form oder digi­tal – bekom­men Sie übri­gens unse­ren RUMS-Geburts­­tags­­­ka­­len­­der mit schö­nen Rürup-Car­­toons geschenkt. Schrei­ben Sie uns gern eine kur­ze E-Mail, wenn Sie Ihr Exem­plar im Redak­ti­ons­bü­ro abho­len möchten.

Klima-Update

+++ Der Kli­ma­wan­del setzt Mecha­nis­men in Gang, die ihn meist noch ver­stär­ken. Dies wird als Rück­kopp­lungs­schlei­fe bezeich­net. Dass es die­se Effek­te gibt, ist bekannt, aber vie­le die­ser Schlei­fen sind noch nicht gut erforscht. Die schlech­te Nach­richt: Sie wer­den des­halb in zu weni­gen Kli­ma­mo­del­len berück­sich­tigt. Die gute: 41 davon wur­den nun von ame­ri­ka­ni­schen Forscher:innen iden­ti­fi­ziert. Das ist die bis­her umfang­reichs­te Lis­te. Ein Bei­spiel für einen Regel­kreis ist die Aus­brei­tung von Wüs­ten. Das beein­flusst die Refle­xi­on von Son­nen­licht und Pflan­zen, die CO2 spei­chern. Sol­che Erkennt­nis­se sind wich­tig: Die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels las­sen sich nicht ganz ver­hin­dern, aber durch ein bes­se­res Ver­ständ­nis von Rück­kopp­lungs­schlei­fen und Kipp­punk­ten kön­nen Schä­den bes­ser begrenzt wer­den. (fkr)

+++ Im Koali­ti­ons­ver­trag eigent­lich für 2022 ver­spro­chen, wur­de ges­tern eine Art Forum für den Strom­markt der Zukunft eröff­net. Es heißt „Kli­ma­neu­tra­les Strom­sys­tem“ und ist eigent­lich eher ein Dis­kus­si­ons­raum, in dem es um die Zukunfts­fra­ge geht: Wie soll der Strom­markt der Zukunft aus­se­hen? Euro­pä­isch, kos­ten­güns­tig, kli­ma­neu­tral bis 2045 und fle­xi­bel ist die Ant­wort. Denn der­zeit ist der deut­sche Strom­markt noch so struk­tu­riert, dass der Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien nicht so erfol­gen kann, wie es eigent­lich nötig wäre. Das muss sich in Zukunft schnell ändern, denn bis 2030 sol­len laut Wirt­schafts- und Kli­ma­schutz­mi­nis­ter Robert Habeck bereits 80 Pro­zent des deut­schen Stroms aus Wind und Son­ne kom­men. (fkr)

+++ Viel­leicht haben Sie ges­tern den Kar­ne­vals­um­zug hier in Müns­ter gese­hen. Der schöns­te Wagen wur­de gekürt und geht an den Don­ners­tags­stamm­tisch. Und falls Sie sich fra­gen, was das hier zu suchen hat: Das The­ma des Wagens war der Kli­ma­wan­del. Der Don­ners­tags­stamm­tisch hat­te schon 2020 den bes­ten Wagen, damals zum The­ma Plas­tik im Meer. (fkr)


Zahlen, bitte. 

Sie ste­hen her­um und blo­ckie­ren den Weg. Wem sie gehö­ren, weiß kei­ner mehr so genau. Der Rei­fen ist meist platt, auf dem Sat­tel wuchert das Moos. Schrott­rä­der gehö­ren zum Stra­ßen­bild in Müns­ter. Die Initia­ti­ve Ver­kehrs­wen­de im Kreuz­vier­tel will sich damit nicht abfin­den: Das Pro­jekt hat bei einem Auf­räum­tag 250 sol­cher Fahr­rä­der ein­ge­sam­melt und ent­sorgt – und damit auch die Nach­bar­schaft verärgert.

Ein-Satz-Zentrale

+++ Der Rosen­mon­tags­um­zug ist nach der Pan­de­mie (hier wahl­wei­se „zum Glück” oder „lei­der” ein­set­zen) wie­der ganz der alte. (WDR Müns­ter)

+++ Die Poli­zei hat am Rosen­mon­tag zehn Straf­an­zei­gen gezählt, unter ande­rem wegen sexu­el­ler Beläs­ti­gung und Kör­per­ver­let­zung. (Poli­zei Müns­ter)

+++ Die Abfall­wirt­schafts­be­trie­be haben amn Rosen­mon­tag 12 Ton­nen Abfall besei­tigt. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Poli­zei hat in Müns­ter eine geplan­te Pro­test­ak­ti­on der Kli­ma­ak­ti­vis­ten­grup­pe „Letz­te Gene­ra­ti­on“ gestoppt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Poli­zei hat eine Gitar­re gefun­den, die wahr­schein­lich gestoh­len wur­de, und sucht nun einen Men­schen, der eine Gitar­re ver­misst. (Poli­zei Müns­ter)

+++ Irgend­wer hat eine Skulp­tur des Bild­hau­ers Rudolf Breil­mann auf der Aasee­brü­cke am Bis­ping­hof aus der Ver­an­ke­rung gebro­chen und in die Aa gestürzt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Juso-Hoch­schul­grup­pe Müns­ter for­dert eine Aus­fi­nan­zie­rung der Stu­die­ren­den­wer­ke und eine Erhö­hung der Zuschüs­se des Lan­des, um die stei­gen­den Kos­ten für Stu­die­ren­de zu kom­pen­sie­ren. (Juso-Hoch­schul­grup­pe Müns­ter, nicht online)

+++ Am Wochen­en­de haben vier Fahr­zeu­ge und Müll­ton­nen gebrannt. (Poli­zei Müns­ter)

+++ Die Bahn saniert vom 4. bis zum 11. März die Stre­cke zwi­schen Müns­ter und Hamm. (Deut­sche Bahn)

+++ Am Mitt­woch begin­nen Bau­ar­bei­ten für einen Was­ser­an­schluss an der Lud­ge­rist­ra­ße, wes­we­gen es bis etwa Ende Mai pro­vi­so­ri­sche Rad- und Geh­we­ge an der Pro­me­na­de geben wird. (Stadt­net­ze Müns­ter)

+++ Städ­ti­sche Rei­ni­gungs­kräf­te wer­den rund um den Bahn­hof ange­pö­belt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Der E-Scoo­ter-Anbie­ter Lime war­tet gera­de sei­ne Flot­te, aber ob die Rol­ler jemals wie­der in Müns­ter fah­ren, ist noch unklar. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

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Ein Geschäft, an dem vie­le schon ein­mal vor­bei­ge­lau­fen sind, ohne es zu mer­ken, ist die „Ber­mu­da Spi­rit Com­pa­ny“ zwi­schen Dom­platz und Über­was­ser­kir­che. Ein ver­win­kel­ter Laden, bis unter die Decke gefüllt mit Spi­ri­tuo­sen aller Art, vom hei­mi­schen Gin und Ape­ri­tif bis zum Whis­ky aus klei­nen schot­ti­schen Destil­le­rien. Wer etwas Beson­de­res sucht, wird hier gut bera­ten. Einen Über­blick über das Sor­ti­ment bie­tet der Online­shop.

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Drinnen und Draußen

Heu­te haben Fabi­an Cohrs und Sven­ja Stüh­mei­er für Sie in die Ver­an­stal­tungs­ka­len­der geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:

+++ Die Neu­ver­fil­mung des Anti­kriegs­klas­si­kers „Im Wes­ten nichts Neu­es“ ist mehr­fach für den Oscar nomi­niert. Noch ein­drucks­vol­ler wirkt der Film im Kino. Das Schloss­thea­ter zeigt ihn ein­ma­lig am Don­ners­tag um 20 Uhr. Kar­ten gibt es hier.

+++ Ist es nach 29 Jah­ren Band­ge­schich­te eigent­lich schmei­chel­haft, in einen Pod­cast ein­ge­la­den zu wer­den, der „Schnitt­stel­le zwi­schen dem, was bekannt ist und dem was gera­de bekannt wird“ sein will? Ingo Donot jeden­falls scheint’s nicht zu stö­ren. In der aktu­el­len Fol­ge von „Natür­li­che Aus­re­de“ spricht er mit dem Host Chris­to­pher Braucks über sei­ne Band „Dono­ts“. Und klar wird: Irgend­wie fühlt es sich für die Dono­ts auch nach einer neu­en Pha­se an. Im Gegen­satz zu ande­ren Bands hat die Pan­de­mie den Ibben­bü­re­nern in die Kar­ten gespielt. Sie sind das ers­te Mal auf Platz 1 der Charts mit ihrem Album „Heut ist ein guter Tag“. Sie spre­chen auch dar­über, wie das eigent­lich so hoff­nungs­voll wer­den konn­te, wenn die Umstän­de doch eher gegen­tei­lig waren. 

+++ Heu­te Abend zeigt das Stadt­thea­ter das Stück „Nach­kom­men – ein lau­tes Schwei­gen“ von Emre Akal, das im Janu­ar sei­ne Pre­mie­re hat­te. Ein Stück über das Meta­ver­se – eine Art digi­ta­les Par­al­lel­uni­ver­sum, das die Mensch­heit immer mehr in sei­nen Bann zieht und den Über­gang in ein digi­ta­les, von künst­li­cher Intel­li­genz gepräg­tes Zeit­al­ter dar­stellt. Kar­ten für heu­te um 19:30 Uhr gibt es hier. Falls Sie kei­ne Zeit haben: Es kom­men noch wei­te­re Vorstellungen. 

+++ Marie Schmidt hat am Wochen­en­de in der Süd­deut­schen Zei­tung geschrie­ben, der Pod­cast „Dear Rea­der“ sei „die inter­es­san­tes­te Lite­ra­tur­sen­dung im deutsch­spra­chi­gen Raum“. Mode­ra­to­rin Mascha Jacobs inter­viewt in jeder Fol­ge einen Gast, der zwei Bücher aus­wählt, die sein Leben geprägt haben. Dabei spricht sie mit ihren Gäs­ten nicht nur über Bücher, vor allem nicht über aktu­el­le, son­dern über Erleb­nis­se und Lese­bio­gra­fien. Der Pod­cast erscheint mitt­ler­wei­le unter dem Dach des „Cen­ter for Lite­ra­tu­re“. In der aktu­el­len Fol­ge ist Tho­mas Meine­cke zu Gast. Inter­es­se? Dann hier ent­lang.

+++ Die Stern­freun­de Müns­ter bie­ten am Don­ners­tag eine kos­ten­lo­se Him­mels­füh­rung an. Tele­sko­pe stel­len sie. Treff­punkt ist um 19:30 Uhr im Park beim LWL-Naturkundemuseum. 

+++ Mor­gen Abend fin­det in der Vil­la ten Hom­pel ein Vor­trag über den All­tag in den natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ghet­tos im besetz­ten Ost­eu­ro­pa statt. Star­ke Über­be­le­gung, Armut und medi­zi­ni­sche Not­stän­de wur­den durch die Besat­zer for­ciert und präg­ten über Jah­re das Leben der Bewohner:innen. Die His­to­ri­ke­rin Andrea Löw spricht ab 19 Uhr. Der Ein­tritt ist frei. 

Am Frei­tag schreibt Ihnen Sven­ja Stüh­mei­er. Kom­men Sie gut durch die Woche. 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch (cbu), Sven­ja Stüh­mei­er (sst), Fabi­an Cohrs (fco)

Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann

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PS

Der Fuß­ball­au­tor Diet­rich Schul­ze-Mar­me­ling, der gele­gent­lich für RUMS schreibt, hat in einem Face­book-Post an ein Zitat der Fuß­balli­ko­ne Johan Cruyff erin­nert, der vor fast 50 Jah­ren der Legen­de nach im Hil­tru­per Hotel Kraut­krä­mer die Welt­meis­ter­schaft ver­zecht hat. Schul­ze-Mar­me­ling stand zusam­men mit einem Kol­le­gen vor der Tafel, die noch heu­te am Ein­gang des Hotels an die nie­der­län­di­schen Gäs­te erin­nert. Cruyff hat­te gesagt: „Wenn der Geg­ner vier Tore schießt, müs­sen wir halt fünf erzie­len!“ Im WM-Fina­le 1974 hat­te das nicht geklappt, da hat­ten die Deut­schen zwei Tore geschos­sen, die Nie­der­län­der nur eins. Der Legen­de nach hat­te Cruyff die Nacht zuvor sei­ner Frau am Tele­fon sehr lan­ge erklä­ren müs­sen, was im Hotel-Schwimm­bad wirk­lich pas­siert war. Die Zei­tun­gen hat­ten von einer „Nackt­ba­de-Par­ty“ berich­tet, aus der spä­ter eine Orgie wur­de. Im Novem­ber hat ein nie­der­län­di­sches TV-Team einen, der damals dabei war, in Hil­trup zurück an den Ort des Gesche­hens geführt. Her­aus kam unge­fähr das, was Klaus Brink­bäu­mer schon vor 15 Jah­ren im „Spie­gel“ schrieb: „Wahr­heit taugt sel­ten für Mythen. In Wahr­heit war es eine Hil­tru­per Orgie: kein Ver­kehr, bloß Schwim­men ohne Bade­ho­se.“ Aber das Zitat von Cruyff angeht, die vier Tore vom Geg­ner, das ist kein Mythos. An der Ham­mer Stra­ße war am Wochen­en­de der Tabel­len­letz­te zu Gast. Der SV Strae­len schoss vier Tore, am Ende gewan­nen die Preu­ßen mit 5:4. (rhe)

PPS

Möch­ten Sie wis­sen, wie eine Büt­ten­re­de ent­steht? Bit­te­schön: Ich habe vor zwei Jah­ren einen Tweet geschrie­ben, mit­ten in der Coro­na­zeit. Man hat­te so viel Zeit, dass man sich sogar mit einer App beschäf­tig­te, die nichts wei­ter mach­te, als hin und wie­der ver­stö­ren­de Nach­rich­ten zu schi­cken. Mir fiel damals eine Par­al­le­le auf. Ich schrieb: „Die Coro­na-App ist im Grun­de wie Tin­der rück­wärts. Erst trifft man sich. Dann mel­det die App ein Match. Und kurz dar­auf fühlt man sich sehr ein­sam.“ Ges­tern mel­de­te sich ein Kol­le­ge. Er schick­te einen Link und schrieb, ich möge doch mal bit­te in die­sem Video nach­se­hen, nach genau 3 Stun­den und 23 Minu­ten, das kom­me ihm irgend­wie bekannt vor. Und ja, mir auch. Aber was mich inter­es­sie­ren wür­de: Wie fin­det man so etwas? In einer Kar­ne­vals­über­tra­gung, nach 3 Stun­den und 23 Minu­ten. Der Kol­le­ge ver­riet es mir nicht, aber er ahn­te schon mei­nen Gedan­ken. Er schrieb: „Ich hab nur paar Minu­ten gese­hen, schwö­re.“ (rhe)