Stadtradeln: Ein Wettbewerb für mehr Klimaschutz? | Fachkräftemangel: Münster sucht Personal im Ausland | Herr Sonnenschein

Müns­ter, 3. Febru­ar 2023

Guten Tag,

seit 2020 bewirbt die Stadt Müns­ter jähr­lich die deutsch­land­wei­te Kam­pa­gne „Stadt­ra­deln“. In die­sem Jahr fin­det der Wett­be­werb vom 1. bis zum 21. Mai statt. Men­schen doku­men­tie­ren in Teams oder als Ein­zel­per­so­nen, wie vie­le Kilo­me­ter sie mit dem Rad gefah­ren sind. Und, logisch, wer die meis­ten schafft, gewinnt. Aber mal ehr­lich, braucht es eine groß auf­ge­zo­ge­ne Akti­on, damit Münsteraner:innen auf die Idee kom­men: Man könn­te ja mal mit dem Rad fahren?

Schie­ben wir den gekränk­ten Stolz kurz bei­sei­te: Men­schen zum Rad­fah­ren zu bewe­gen, ist per se eine rich­tig gute Idee. Mit einem Wett­be­werb gesun­den Ehr­geiz und Team­geist anzu­sta­cheln, auch. Das RUMS-Team hat in der Ver­gan­gen­heit eben­falls flei­ßig mit­pe­da­liert. Mit der Kam­pa­gne ver­bun­de­ne Vor­tei­le wie ein kos­ten­frei­er Ein­tritt ins Frei­bad (für die­je­ni­gen, die mit dem Fahr­rad kom­men) nimmt man auch ger­ne mit.

Das Pro­blem dar­an: Die Kam­pa­gne wird nicht nur als lau­ni­ge Früh­som­mer-Akti­on bewor­ben, die fri­sche Luft, Bewe­gung und idea­ler­wei­se schö­ne Erleb­nis­se mit sich bringt. Sie wird als Bei­trag zum Kli­ma­schutz ver­kauft. Was sie natür­lich ist, inso­fern, als dass sie Sicht­bar­keit für Rad­mo­bi­li­tät schafft und sicher­lich die eine oder ande­re Per­son dazu bewegt, sich mal wie­der auf den Sat­tel zu schwin­gen. Doch die Kom­mu­ni­ka­ti­on über die Kam­pa­gne geht dar­über hinaus.

Zum einen ist da die Sache mit den gefah­re­nen Kilo­me­tern: Wer sich regis­triert, kann die zurück­ge­leg­ten Stre­cken ent­we­der per App tra­cken – oder die Anzahl der Kilo­me­ter nach­träg­lich hän­disch ein­tra­gen. Gut für die­je­ni­gen, die kein Smart­phone nut­zen. Und für die­je­ni­gen, die unbe­dingt gewin­nen wol­len. Es gibt locke­re Kon­troll­me­cha­nis­men: Teilnehmer:innen wer­den ab 150 Kilo­me­tern pro Tag gebe­ten, die „Ein­ga­be zu über­prü­fen“ und ab 300 Kilo­me­tern wird ein Gespräch mit der oder dem loka­len Koordinator:in fällig. 

Außer­dem prüft die Initia­ti­ve Kli­ma-Bünd­nis am Ende noch ein­mal die Daten der Kom­mu­nen, die im deutsch­land­wei­ten Ran­king ganz oben ste­hen. Die loka­len Koor­di­nie­ren­den sind dazu ange­hal­ten, das auch für ihre Kom­mu­ne zu machen. In Müns­ter set­ze man grund­sätz­lich auf „sozia­le Kon­trol­le” der Teams und Ehr­lich­keit. Wer­te, die unge­wöhn­lich schei­nen, wür­den jedoch geprüft. In Ein­zel­fäl­len sei­en auch schon wel­che gelöscht worden.

Ob nun nicht viel­leicht doch gewief­te Schummler:innen auf dem Sie­ger­trepp­chen ste­hen und in die Pres­se­ka­me­ra lächeln – geschenkt. Die Stadt Müns­ter nutzt dann aber das Ergeb­nis, um zu kom­mu­ni­zie­ren, dass knapp zwei Mil­lio­nen gera­del­te Kilo­me­ter 300 Ton­nen CO2 ver­mie­den haben. Das ist inso­fern schwie­rig, weil ja gar nicht klar ist, ob über­haupt so vie­le „ech­te“ Kilo­me­ter zusam­men­ge­kom­men sind.

Die 300 Ton­nen bezie­hen sich auf den Ver­gleich mit den Emis­sio­nen, die ent­stan­den wären, wenn die Per­so­nen den Weg mit dem Auto zurück­ge­legt hät­ten. Die fünf­köp­fi­ge Fami­lie, die den Aus­flug am Wochen­en­de statt mit einem Auto mit ihren fünf Fahr­rä­dern zurück­ge­legt hat, ver­fälscht das Ergeb­nis gege­be­nen­falls. Genau­so die­je­ni­gen, die ja gar nicht auf die Idee gekom­men wären, über­haupt ins Auto zu stei­gen, son­dern auch ohne die Akti­on „Stadt­ra­deln“ das Rad genom­men hät­ten. Sie ver­mei­den in dem Sin­ne kei­ne Emis­sio­nen, son­dern pro­du­zie­ren schlicht nie welche.

Des­we­gen ist es auch leicht irre­füh­rend, wenn in der Zusam­men­fas­sung zur Akti­on 2022 steht, dass die „Anzahl der Mit­ra­deln­den um rund 55% gestei­gert wer­den“ konn­te. Was viel­leicht wirkt wie ein Hin­weis dar­auf, dass mehr Leu­te aufs Rad gestie­gen sind, heißt erst­mal nur: Es gab viel mehr „Stadtradeln”-Accounts als im Vor­jahr, die Akti­on hat also an Bekannt­heit und viel­leicht auch an Beliebt­heit gewonnen.

Einen unge­fäh­ren Anhalts­punkt bie­ten viel­leicht die Daten der Mess­sta­tio­nen im Stadt­ge­biet. Wenn man die Akti­ons­zeit­räu­me ver­gleicht, sieht man, dass 2022 im Schnitt 16 Pro­zent mehr Rad­fah­ren­de an den Sta­tio­nen vor­bei­ge­fah­ren sind als 2021. Nun ist es aber auch so, dass im Jahr 2022 Anfang Mai zum Stadt­ra­deln auf­ge­ru­fen wur­de, 2021 hin­ge­gen erst im Juni. Und der ist laut Mess­sta­tio­nen gene­rell ein rade­lär­me­rer Monat. Außer­dem ver­mel­de­te die Stadt gera­de einen Rück­gang der Rad­fahr­ten in den Jah­ren 2021 und 2020, der ver­gan­ge­nes Jahr wie­der auf­ge­holt wurde.

Ob die Kam­pa­gne „Stadt­ra­deln“ also dazu bei­getra­gen hat, dass sich mehr Münsteraner:innen aufs Rad schwin­gen, ist frag­lich, genau­so wie ihr direk­ter Bei­trag zu Emis­si­ons­ein­spa­run­gen. Was aller­dings ohne Fra­ge stimmt: Sie macht Wer­bung für eine qua­si kli­ma­neu­tra­le und gesun­de Fort­be­we­gungs­me­tho­de. Las­sen Sie sich also ruhig inspi­rie­ren und tre­ten Sie mehr in die Peda­le, auch schon vor dem 1. Mai! Nur ruhen Sie sich bit­te nicht auf ver­meint­li­chen Erfolgs­mel­dun­gen aus. (sst)

Kurz und Klein

+++ Müns­ter gehört der Initia­ti­ve „Lebens­wer­te Städ­te durch ange­mes­se­ne Geschwin­dig­kei­ten“ an, einem Bünd­nis aus über 400 Städ­ten und Gemein­den in Deutsch­land, die selbst über die Regel­ge­schwin­dig­keit für Autos bestim­men wol­len. Das dür­fen sie näm­lich im Moment noch nicht: Die Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung schreibt bun­des­weit 50 Stun­den­ki­lo­me­ter als Tem­po für alle Innen­städ­te vor. Nur in Aus­nah­me­fäl­len dür­fen die Kom­mu­nen die Geschwin­dig­keit dros­seln, etwa wenn sich eine Kita oder eine Schu­le in der Stra­ße befin­det. Das Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um blockt bis­her jeden Ver­such ab, den Städ­ten und Gemein­den mehr Ent­schei­dungs­spiel­raum ein­zu­räu­men. Jetzt unter­nimmt auch der Deut­sche Städ­te­tag (des­sen Prä­si­dent Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe ist) einen Anlauf, das Ver­kehrs­recht zu refor­mie­ren. Bun­des­ge­schäfts­füh­rer Hel­mut Dedy sag­te der Rhei­ni­schen Post, es kön­ne „nicht immer Jah­re und vie­le Gut­ach­ten brau­chen“, bis die Städ­te Tem­po-30-Zonen ein­füh­ren dür­fen. In Müns­ter gilt laut Tief­bau­amt in den Wohn­ge­bie­ten bereits Tem­po 30, nicht aber auf den Haupt­ver­kehrs­stra­ßen. Vor zwei Jah­ren woll­te Müns­ter Tem­po 30 als flä­chen­de­cken­de Regel­ge­schwin­dig­keit erpro­ben. Die­sen Ver­kehrs­ver­such konn­te die Stadt aber bis­her nicht durch­füh­ren. (sfo)

+++ Manch­mal muss man öfter fra­gen, um eine Ant­wort zu bekom­men. Die Medi­en arbei­ten dabei natür­lich eng zusam­men. Letz­te Woche haben wir bei der Stadt nach­ge­fragt, wer denn ent­schie­den hat, dass man auf dem Wochen­markt jetzt auch Alko­hol kau­fen kann. Das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­amt ant­wor­te­te sinn­ge­mäß: „Ach, guck mal da drü­ben, ein Eich­hörn­chen!“ Pjer Bie­der­städt hat­te mehr Erfolg. Er hat die Fra­ge für die West­fä­li­schen Nach­rich­ten noch an das Büro des Ober­bür­ger­meis­ters geschickt. Dort teil­te man ihm mit: Mar­kus Lewe hat die Initia­ti­ve ange­sto­ßen. Auf die Initia­ti­ve ange­sto­ßen hat man im Rat­haus aber anschei­nend nicht. Wie wir von dort hör­ten, waren nicht aus­nahms­los alle im Umfeld von Lewe begeis­tert. Und dabei sei es gar nicht so sehr um die Sache selbst gegan­gen, also den Alko­hol, son­dern eher dar­um, wie die Ent­schei­dung zustan­de kam – im Allein­gang. Begeis­tert ist dage­gen die Inter­na­tio­na­le Frak­ti­on. Lars Nowak, Rats­herr für „Die Par­tei“, sagt: „Ganz nach dem Mot­to: ‚Don’t drink and dri­ve‘ löst der Ober­bür­ger­meis­ter das Park­platz­pro­blem am Dom­platz mit wah­rer Raf­fi­nes­se und den Alko­hol­ge­nuss gibt es als Bonus oben­drauf. Eine ech­te Win-Win-Situa­ti­on“. Denn wer auf dem Markt trin­ken will, soll­te bes­ser nicht mit dem Auto kom­men. Im Rat­haus hält sich die Begeis­te­rung wei­ter­hin in Gren­zen. Mut­maß­li­cher Kom­men­tar von dort: „Prost Mahl­zeit!“ (rhe)

+++ Das Sozi­al­amt will auf Anre­gung des Inte­gra­ti­ons­rats einen Ort in Müns­ter schaf­fen, der den Opfern rech­ter und ras­sis­ti­scher Gewalt gedenkt. Die Fra­ge ist nur: Wo? Schon vor knapp drei Jah­ren reg­te der Inte­gra­ti­ons­rat an, zehn Bäu­me für die Opfer der neo­na­zis­ti­schen Ter­ror­grup­pe NSU und einen Baum für die unbe­kann­ten Opfer rech­ter Gewalt zu pflan­zen. Ver­gleich­ba­re Aktio­nen gibt es auch in ande­ren Städ­ten in Nord­rhein-West­fa­len, etwa in Gro­nau, Düs­sel­dorf und Mön­chen­glad­bach. Das Sozi­al­amt schreibt in einem Bericht, dass für die Bäu­me aller­dings die nöti­gen Flä­chen in der Innen­stadt feh­len. Die Alter­na­ti­ve soll jetzt ein Erin­ne­rungs­ort inner­halb eines Gebäu­des sein, damit nicht nur ein stil­les Geden­ken, son­dern auch Bil­dungs­ar­beit statt­fin­den kann. Eig­nen wür­de sich die Vil­la ten Hom­pel, aber dort sei laut Bericht auch kein Platz. Und jetzt? Die Suche geht wei­ter. (sfo)

+++ Nach einem holp­ri­gen Start sieht es inzwi­schen doch ganz gut aus für die Men­schen­ket­te, die Osna­brück und Müns­ter am 24. Febru­ar ver­bin­den soll. Etwa 50.000 Men­schen wer­den gebraucht, 12.000 hät­ten sich schon ange­mel­det, teil­te das Frie­dens­fo­rum Müns­ter am Don­ners­tag mit. Das Forum ver­an­stal­tet die Ket­te zusam­men mit der Osna­brü­cker Frie­dens­in­itia­ti­ve. Und mitt­ler­wei­le hat auch Müns­ters Bür­ger­meis­ter Klaus Rose­nau sei­ne Teil­nah­me zuge­sagt. Anfangs hat­te es so aus­ge­se­hen, als wol­le die Stadt Müns­ter nicht ganz so gern Teil der Ket­te sein. Der Ober­bür­ger­meis­ter hat­te gleich abge­winkt, er sei Ber­lin, Ein­la­dung vom Bun­des­prä­si­den­ten. Zur Teil­nah­me auf­ru­fen woll­te er aller­dings offen­bar auch nicht. Das Pro­blem war: Was soll­te die Bot­schaft der Men­schen­ket­te sein, wenn die For­de­rung Frie­den ist? Lasst den Rus­sen halt das Gebiet, das sie besetzt haben? Haupt­sa­che, das Gebom­be endet end­lich? Ein biss­chen so wur­de der Auf­ruf ver­stan­den. Eine ande­re Fra­ge war: Soll­te es am Jah­res­tag des rus­si­schen Angriffs denn nicht erst mal um die Men­schen in der Ukrai­ne gehen? Auf den Pla­ka­ten stand von der Ukrai­ne aber erst mal nichts. Oder sind das alles nur aka­de­mi­sche Spitz­fin­dig­kei­ten? In Osna­brück gab es jeden­falls kei­ne Debat­te um die Akti­on. War­um? Ein­hel­li­ge Ant­wort auf bei­den Sei­ten: „Kei­ne Ahnung.“ In Müns­ter scheint man jetzt auch nicht län­ger dis­ku­tie­ren zu wol­len. Die Rat­haus­ko­ali­ti­on aus Grü­nen, SPD und Volt ver­öf­fent­lich­ten am Frei­tag­nach­mit­tag einen gemein­sa­men Auf­ruf zur Teil­nah­me. Das Bekennt­nis zu der Teil­nah­me ist ein rhe­to­ri­scher Draht­seil­akt, denn wie kann man für Frie­den sein und gleich­zei­tig für Waf­fen­lie­fe­run­gen? „Wie das Grund­ge­setz ist die­ser Frie­de wehr­haft, ver­hängt Sank­tio­nen und leis­tet über­fal­le­nen Staa­ten und ihren Bürger*innen zivi­len und mili­tä­ri­schen Bei­stand“, schreibt das Bünd­nis. In ande­ren Wor­ten: Wenn man ange­grif­fen wird, darf man sich ver­tei­di­gen. So sieht das auch die CDU, die sich am Frei­tag­nach­mit­tag in einer Pres­se­er­klä­rung eben­falls für Waf­fen­lie­fe­run­gen und für die Men­schen­ket­te aus­ge­spro­chen hat. Bei der Links­par­tei sieht man das frei­lich ganz anders. Sie ruft eben­falls zur Teil­nah­me an der Men­schen­ket­te auf. Doch in ihrer Pres­se­mit­tei­lung heißt es: „Mit der Ent­schei­dung der Ampel­ko­ali­ti­on, Leo­pard-2-Pan­zer an die Ukrai­ne zu lie­fern, nimmt die Eska­la­ti­ons­spi­ra­le wei­ter an Fahrt auf.“ Das Frie­dens­fo­rum kann damit leben, wenn in der Ket­te unter­schied­li­che Posi­tio­nen ver­tre­ten sind. Man kön­ne eige­ne Pla­ka­te und Zeich­nun­gen mit­brin­gen. Nur rechts­extre­me Posi­tio­nen, die schlie­ße man aus. (rhe)

+++ Am Diens­tag hat­ten wir es schon in der Ein-Satz-Zen­tra­le erwähnt: Die­se Woche wur­de ein jun­ger Mann am Haupt­bahn­hof von der Poli­zei fest­ge­nom­men, weil er so oft die Schu­le schwänz­te, dass gegen ihn ein Haft­be­fehl vor­lag. Das ist natür­lich ein extre­mes Bei­spiel von Schul­ver­wei­ge­rung, und damit es erst gar nicht so weit kommt, über­ar­bei­tet die Stadt Müns­ter gera­de ihr Hand­lungs­kon­zept. Bis­her gibt es drei Anlauf­stel­len im Hil­fe­sys­tem, die Kin­dern und Jugend­li­chen den Besuch ihrer Stamm­schu­le wie­der ermög­li­chen sol­len: die Pro-B-Klas­sen für Hauptschüler:innen, die Vil­la Inte­rim für die Jahr­gangs­stu­fen 5 bis 9 aller Schul­for­men und die Stadt­teil­werk­statt Nord in Coer­de, in der die Jugend­li­chen an Beru­fe her­an­ge­führt wer­den sol­len. Wel­che Hil­fe für die Schüler:innen in Fra­ge kommt, ent­schei­det die soge­nann­te Fach­clea­ring­stel­le der Stadt.

Wie sieht der neue Plan aus? Ab dem kom­men­den Schul­jahr wird es nur noch zwei Anlauf­stel­len in Müns­ter geben, denn die Pro-B-Klas­sen wer­den abge­schafft. Laut Beschluss­vor­la­ge habe sich deren allei­ni­ger Fokus auf die Haupt­schu­le nicht bewährt. Die Zahl der Fach­kräf­te soll an der Vil­la Inte­rim dage­gen erhöht wer­den, damit dort künf­tig 15 statt 12 Schüler:innen betreut wer­den kön­nen. Die­ses Ange­bot hat sich bis­her an Schüler:innen gerich­tet, deren Schul­ab­schluss bedroht ist oder die unter psy­chi­schen Erkran­kun­gen lei­den. Jetzt soll die Vil­la Inte­rim auch schon dann Schüler:innen auf­neh­men, wenn ihnen an der Regel­schu­le nicht wei­ter­ge­hol­fen wer­den kann. Außer­dem soll dort ein digi­ta­ler Lern­ort für Schüler:innen geschaf­fen wer­den, die auf­grund von Ängs­ten nicht am Prä­senz­un­ter­richt teil­neh­men kön­nen. Spä­tes­tens nach sechs Mona­ten soll der Besuch der Stamm­schu­le wie­der mög­lich sein. 

Der letz­te Punkt: Die Stadt­teil­werk­statt Nord wird in eine Werk­statt­schu­le umge­wan­delt. Dort sol­len Mathe­ma­tik, Eng­lisch und Deutsch unter­rich­tet wer­den, es gibt Pra­xis­un­ter­richt in der Werk­statt der Schu­le und eine sozi­al­päd­ago­gi­sche Beglei­tung für die Schüler:innen. Die Werk­statt­schu­le rich­tet sich an die Klas­sen 9 und 10 und soll sich nicht mehr auf Coer­de, son­dern auf das gesam­te Stadt­ge­biet fokus­sie­ren. Die Schüler:innen kön­nen dort ihren Abschluss machen oder sol­len in ihre alte Schu­le wie­der ein­ge­glie­dert wer­den. (sfo)

​​+++ Schlech­te Nach­rich­ten vom Zei­tungs­markt. Die Unter­neh­mens­grup­pe Aschen­dorff stellt Ende April all ihre Anzei­gen­blät­ter im Müns­ter­land und Ost­west­fa­len ein, berich­tet der Pres­se­ver­ein Müns­ter­land bei Twit­ter und Face­book. Das habe der Ver­lag am Mitt­woch in einer Haus­mit­tei­lung ange­kün­digt. In der Mit­tei­lung sei auch von „per­so­nel­len Ein­schnit­ten“ die Rede. In wel­chem Umfang Per­so­nal gehen muss, sei aber noch nicht klar, heißt es. Anzei­gen­blät­ter finan­zie­ren sich – der Name sagt es – vor allem durch Wer­be­er­lö­se. Doch seit es im Netz Wer­be­flä­chen im Über­fluss gibt, sind die Prei­se ein­ge­bro­chen. Zuletzt ver­schärf­ten sich die Pro­ble­me der Bran­che, weil Papier und Ener­gie sehr viel teu­rer wur­den. In Müns­ter gibt Aschen­dorff das Anzei­gen­blatt „Hal­lo“ her­aus, das Sie viel­leicht ent­we­der aus dem Brief­kas­ten ken­nen oder von den Papier­sta­peln, die regel­mä­ßig wie bestellt und nicht abge­holt in der Stadt her­um­lie­gen. Wir haben im ver­gan­ge­nen Jahr dar­über berich­tet. (rhe)

Was bewegt Münster?

In der ers­ten RUMS-Ver­an­stal­tung in die­sem Jahr spre­chen wir über Mase­mat­te, den Sozio­lekt, den es nur in Müns­ter gibt. Die Autorin und RUMS-Kolum­nis­tin Mari­on Lohoff-Bör­ger hat vor eini­gen Jah­ren ange­fan­gen, sich mit dem The­ma zu beschäf­ti­gen. In was sie da hin­ein­stol­per­te, wur­de ihr erst spä­ter klar: Mase­mat­te ist auch ein Minen­feld. Es geht um die Deu­tungs­ho­heit, um Revier­ge­zänk und Eitel­kei­ten. Dar­über wird Mari­on Lohoff-Bör­ger am Don­ners­tag mit Ralf Heimann spre­chen. Er mode­riert das Gespräch. Und um einen Ein­druck davon zu ver­mit­teln, wie Mase­mat­te klingt, liest Mari­on Lohoff-Bör­ger zwei Geschich­ten aus ihrem Buch „Mehr Mas­sel als Bras­sel“ vor, natür­lich auf Mase­mat­te. In bei­den Geschich­ten geht es um Her­bert, Mit­te sech­zig, der sei­nen Enkel­kin­dern abends Mär­chen erzählt oder mit sei­nem Nach­barn dar­über plau­dert, was er mit den Kin­dern so alles erlebt. Und kei­ne Sor­ge, was Sie nicht ver­ste­hen, wird Mari­on Lohoff-Bör­ger über­set­zen. Wenn Sie sich auf Don­ners­tag schon mal ein­stim­men möch­ten, haben wir noch einen Tipp: Mari­on Lohoff-Bör­gers ers­te RUMS-Kolum­ne, die im Janu­ar erschie­nen ist. Die Ver­an­stal­tung am nächs­ten Don­ners­tag (9. Febru­ar) beginnt um 19 Uhr in der RUMS-Redak­ti­on an der Neu­brü­cken­stra­ße (gegen­über vom Thea­ter). Der Ein­tritt ist frei. 


Zahlen, bitte. 

2021 haben 1.707 Erzieher:innen in Voll­zeit an den Kitas und offe­nen Ganz­tags­schu­len in Müns­ter gear­bei­tet, rund 400 mehr als noch vor acht Jah­ren. Die Zahl der Voll­zeit­stel­len reicht aber vor­ne und hin­ten nicht: Die Stadt sucht ver­zwei­felt nach Fach­kräf­ten – und macht dabei auch vor unge­wöhn­li­chen Maß­nah­men nicht halt. Zum Bei­spiel über­legt die Stadt, poten­zi­el­len Erzieher:innen den Umzug nach Müns­ter mit kos­ten­frei­en Gemü­se­kis­ten schmack­haft zu machen. Quel­le: Stadt Müns­ter, mehr dazu in die­sem RUMS-Brief

Fachkräftemangel: Münster sucht Personal im Ausland

Simon Piet­sch­mann aus dem Job­cen­ter Müns­ter sagt, Deutsch­land hal­te eini­ge Tücken bereit für Fach­kräf­te, die aus dem Aus­land kom­men wol­len. Ob er glaubt, dass sich das mal ändern wird? Er sei sich sicher, sagt Piet­sch­mann. Das sagt auch sei­ne Kol­le­gin Anja Frö­se. Und das sagt auch Ralf Bier­stedt, der Lei­ter des Job­cen­ters, der noch ein­mal her­vor­hebt: „Wir brau­chen jetzt Fach­kräf­te.” Und wo man auch fragt, die Ant­wort klingt über­all gleich. Cars­ten Taudt von der Indus­trie- und Han­dels­kam­mer sagt, in zehn Jah­ren wer­de es im Müns­ter­land ein Fünf­tel weni­ger Fach­kräf­te geben als heu­te. Beim Job­cen­ter möch­te man sich nicht auf Zah­len festlegen.

Was wir wis­sen, ohne in die Kris­tall­ku­gel zu schau­en: Im Janu­ar waren bei der Arbeits­agen­tur gut 3.000 offe­ne Stel­len in Müns­ter gemel­det. Um die Zahl ein­ord­nen zu kön­nen: Im Dezem­ber 2021 hat­ten etwas über 180.000 Men­schen in Müns­ter einen ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Beruf (das steht im Arbeits­markt- und Inte­gra­ti­ons­pro­gramm).

Für etwa acht von zehn der offe­nen Stel­len braucht man eine Aus­bil­dung oder ein Stu­di­um. Wenn gleich­zei­tig über die Hälf­te der Arbeits­lo­sen die­se Vor­aus­set­zun­gen nicht erfül­len und vie­le Men­schen bald in den Ruhe­stand gehen, bedeu­tet das: Die­se Stel­len kön­nen nicht besetzt wer­den – es sei denn, es leben in eini­gen Jah­ren doch mehr Men­schen hier, die eine fach­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on haben. 

Es gibt einen gan­zen Hau­fen Ana­ly­sen und Stu­di­en (zum Bei­spiel hier und hier), die sich mit Zuwan­de­rung von Fach­kräf­ten beschäf­ti­gen. Auch die Stadt Müns­ter sucht inter­na­tio­nal nach Per­so­nal für ihre Kitas. 

Dort ist die Per­so­nal­si­tua­ti­on beson­ders ange­spannt: Wie die West­fä­li­schen Nach­rich­ten heu­te berich­ten, steht für 200 Kin­der noch in den Ster­nen, ob sie die­ses Jahr einen Platz bekom­men wer­den. Unter ande­rem mit­hil­fe von zehn spa­ni­schen Fach­kräf­ten soll sich die Situa­ti­on wie­der ver­bes­sern (Was sich die Stadt noch über­legt hat, um mehr Per­so­nal für die Kitas zu gewin­nen, steht hier im RUMS-Brief). Die Aus­wahl­ver­fah­ren sind für Febru­ar geplant, der ers­te Arbeits­tag im Novem­ber 2023. Der Anbie­ter „Tal­ent­brü­cke“, der für die Rekru­tie­rung zustän­dig ist, habe von gro­ßem Inter­es­se berichtet.

Aller­dings gibt es da einen Haken: Deutsch­land ist bei Men­schen, die wegen ihres Jobs hier­her gezo­gen sind, nicht so rich­tig beliebt. Schlech­tes Inter­net und ver­schlos­se­ne Ein­hei­mi­sche tra­gen nicht dazu bei, dass die Studienteilnehmer:innen sich hier wohl­füh­len. Nach eini­gen Gesprä­chen wird klar, dass das mit der Inte­gra­ti­on auch in Müns­ter bes­ser lau­fen könn­te. Men­schen, die sich damit genau­er beschäf­ti­gen, nen­nen eini­ge Grün­de dafür:

Das Riesenproblem Wohnungssuche

Die Kurz­ver­si­on: Es ist eine Kata­stro­phe. Die Lang­ver­si­on hat Rou­dy Ali in ihrer RUMS-Kolum­ne über Dis­kri­mi­nie­rung bei der Woh­nungs­su­che aufgeschrieben.

Es gibt keine zentrale Anlaufstelle …

… weder für Men­schen, die als Fach­kräf­te nach Müns­ter kom­men, noch für Arbeitgeber:innen, die aus­län­di­sche Fach­kräf­te ein­stel­len wol­len. Wer im Aus­land ange­wor­ben wird, ist auf die Agen­tur ange­wie­sen, die dort Per­so­nal für Unter­neh­men sucht. Oder auf das Unter­neh­men selbst, für das er oder sie arbei­ten wird. Die­se wie­der­um sind auf sich gestellt.

Wenn Cars­ten Taudt mit Unter­neh­men spricht, hört er, es feh­le eine Art Lot­sin oder Lot­se. Das nimmt auch Moni­ka Lei­king vom Ver­ein Müns­ter­land wahr. Sie küm­mert sich dort um die Ver­net­zung von in der Regi­on neu­en Fach­kräf­ten und dem Arbeit­ge­ber­netz­werk. Ein Pro­jekt ist in Pla­nung: Unter­neh­men sol­len sich dort über Rekru­tie­rungs­pro­zes­se, Ein­stiegs­mög­lich­kei­ten und das so genann­te Onboar­ding infor­mie­ren kön­nen, also dar­über, wie sie den Men­schen auch außer­halb der Arbeit einen guten Start in der neu­en Umge­bung ermög­li­chen können. 

Eben­falls in Pla­nung: Das soge­nann­te „Inter­na­tio­nal Pro­fes­sio­nals Office”, also ein Büro, an das sich inter­na­tio­na­le Fach­kräf­te und inter­es­sier­te Unter­neh­men wen­den können. 

Die Mitarbeiter:innen sol­len dort eine Art Mitt­ler­po­si­ti­on ein­neh­men. Sie kön­nen kei­ne freie Woh­nung stel­len oder einen Sprach­kurs geben – aber sie wis­sen, an wen sich die Men­schen wen­den kön­nen, und sie haben gege­be­nen­falls Kon­tak­te zur Hand. So zumin­dest die Idee. Im Okto­ber hat die Rat­haus­ko­ali­ti­on ihren Antrag gestellt. Damit möch­te sie das umset­zen, was im Koali­ti­ons­ver­trag noch „Wel­co­me Desk” heißt.

Entscheidungen, die andere betreffen

Die Not­wen­dig­keit für ein sol­ches Büro sei laut Bri­git­te Hasen­jür­gen von den Grü­nen aus Gesprä­chen mit Men­schen her­vor­ge­gan­gen, die von eige­nen Erfah­run­gen berich­tet haben. Bei Vor­schlä­gen wie die­sen ist es laut María Sali­nas aus dem Inte­gra­ti­ons­rat wich­tig, dass ein Aus­tausch mit Betrof­fe­nen stattfindet. 

Sol­che Pro­jek­te wür­den in Deutsch­land oft­mals ohne die Ein­be­zie­hung der migran­ti­schen Per­spek­ti­ve erar­bei­tet. „Aber sie ken­nen die unter­schied­li­chen Men­ta­li­tä­ten ja gar nicht. Sowas muss gemein­sam ent­wi­ckelt wer­den“, sagt sie.Konkreten Ver­bes­se­rungs­be­darf sieht sie etwa in den Per­so­nal­struk­tu­ren der Stadt­ver­wal­tung. Die soll­te sich eigent­lich bis Herbst 2022 über­le­gen, wie sie den Anteil ihrer Mit­ar­bei­ten­den mit Migra­ti­ons­vor­ge­schich­te erhö­hen könn­te. Laut Pres­se­stel­le der Stadt hat sich das wegen der Kri­sen­be­wäl­ti­gung leicht ver­zö­gert. Diver­se Ämter sei­en aber in die Recher­che ein­ge­stie­gen, ein Zwi­schen­be­richt sei nun für das ers­te Quar­tal 2023 geplant. 

María Sali­nas spricht davon, dass Poten­zia­le der Men­schen viel bes­ser gese­hen wür­den, wenn mehr Mit­ar­bei­ten­de einen Migra­ti­ons­hin­ter­grund hät­ten. Das hat bei Ami­na Fodi Sou­ley­ma­ne beson­ders schlecht funk­tio­niert. Sie hat ihr Stu­di­um im Niger abge­schlos­sen und dort vier Jah­re lang als Leh­re­rin gear­bei­tet. In Müns­ter hat ihr die Agen­tur für Arbeit Putz­stel­len vor­ge­schla­gen. Da leb­te sie schon seit 13 Jah­ren in Deutsch­land, hat­te ihre Kin­der hier groß­ge­zo­gen, ande­re Jobs gehabt und Wei­ter­bil­dun­gen gemacht. Damit, dass ihre Qua­li­fi­ka­ti­on hier nicht aner­kannt wird, hat­te sie sich längst abgefunden. 

Ami­na Fodi Sou­ley­ma­ne hät­te gern als Erzie­he­rin gear­bei­tet. Auch das hat nicht funk­tio­niert. Schließ­lich hat sie frus­triert eine Aus­bil­dung zur Pfle­ge­rin gemacht, weil sie wuss­te, dass dort beson­ders vie­le Leu­te gesucht wer­den. Ihr Uni-Abschluss wur­de Jah­re spä­ter übri­gens doch aner­kannt. Der liegt nun in der Schublade.

Wer in Deutschland arbeiten will, muss sich ganz schön ins Zeug legen

Ami­na Fodi Sou­ley­ma­ne kam damals nach. Ihr Ehe­mann war schon hier. Man könn­te den­ken, Fach­kräf­te, die kom­men, weil sie gebraucht wer­den, haben sol­che Pro­ble­me nicht. Oder?

Stimmt, denn so weit kommt es in dem Fall erst gar nicht. Sie müs­sen schon für ihr Visum ihre beruf­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on aner­ken­nen las­sen. Zumin­dest, wenn sie aus Nicht-EU-Staa­ten kom­men. Und das sei oft der Knack­punkt, denn die­se Qua­li­fi­ka­ti­on sol­le im Prin­zip einer Aus­bil­dung in Deutsch­land ent­spre­chen. Das sagt Clau­di­us Voigt, der für GGUA arbei­tet, eine Orga­ni­sa­ti­on, die sich für Geflüch­te­te einsetzt. 

Die Fra­ge nach der Aner­ken­nung ist übri­gens auch ein Grund dafür, dass die Stadt Kita-Per­so­nal nur im EU-Aus­land sucht. „Aber es ist doch top, wenn Fach­kräf­te ihre Kennt­nis­se ander­wei­tig erlangt haben, zum Bei­spiel im Hand­werk“, sagt Voigt mit Blick auf die geplan­ten Geset­zes­än­de­run­gen. Die neue Idee ist: Men­schen, die eini­ge Jah­re in ihrem Beruf gear­bei­tet haben, tat­säch­lich als qua­li­fi­ziert zu bewerten. 

Eine wei­te­re Neue­rung ist: Fach­kräf­te, die für die Arbeits­platz­su­che ein­rei­sen, dür­fen bald auch neben­bei job­ben. Und da gibt’s noch eini­ge ande­re, die Clau­di­us Voigt auch ganz gut fin­det. Was ihm aller­dings fehlt: Schutz­klau­seln. „Was pas­siert zum Bei­spiel, wenn jemand gekün­digt wird? Da droht die Auf­ent­halts­be­en­di­gung“, sagt er. „Die Leu­te brau­chen Sicher­heit. Sonst sind sie erpressbar.“

Aber: „Es ist nicht damit getan, dass sich die Geset­zes­la­ge ver­än­dert“, sagt Moni­ka Lei­king. Sie spricht von Unter­neh­men, die sie als „sehr angst­be­haf­tet“ bezeich­net. Kla­rer for­mu­liert es María Sali­nas: „Arbeit­ge­ber müss­ten nur einen Schritt nach vor­ne machen“, sagt sie. „Sie müss­ten den Leu­ten ein Prak­ti­kum anbie­ten für ein, zwei Mona­te.“ Leu­ten, die hoch­qua­li­fi­ziert sind? Ja, auch denen, sagt Sali­nas noch ein­mal. Vie­le hät­ten noch immer „Angst vorm Frem­den”. „Ich erwar­te nicht, dass die sofort ver­schwin­det. Aber ich erwar­te, dass den Leu­ten eine Chan­ce gege­ben wird.“

Noch ein positiver Abschluss

Wer fer­tig ist mit Angst haben sieht übri­gens: Gut funk­tio­nie­ren kön­nen ganz unter­schied­li­che Ansät­ze. Die Uni­kli­nik zum Bei­spiel hat eine eige­ne Abtei­lung für inter­na­tio­na­le Fach­kräf­te und sucht aktiv nach Leu­ten im Aus­land, stellt etwa 150 WG-Zim­mer für die Pfleger:innen aus dem Aus­land und gestal­tet eine gan­ze Onboar­ding-Woche inklu­si­ve Fahrradtraining. 

Das Inge­nieur­bü­ro von Olaf Timm schal­tet Social-Media-Anzei­gen, auf die sich nun ver­mehrt aus­län­di­sche Fach­kräf­te bewer­ben. „Wir sind da ein biss­chen naiv rein­ge­stol­pert“, sagt er, als er von der Anstel­lung einer ira­ni­schen Mit­ar­bei­te­rin berich­tet. Ob ihn der büro­kra­ti­sche Auf­wand nicht her­aus­ge­for­dert hat? Kur­zes Schwei­gen. Dann: „Ganz ehr­lich, die Grund­steu­er­erklä­rung war schwie­ri­ger.“ (sst)

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Corona-Update

Seit die­ser Woche gilt die Mas­ken­pflicht in Bus­sen und Bah­nen nicht mehr. Und das, obwohl die Wochen­in­zi­denz in Müns­ter, also die Zahl der gemel­de­ten Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Men­schen inner­halb von sie­ben Tagen – wir klä­ren wei­ter auf – wei­ter­hin bei über 100 liegt. Die Krank­heit ist nach wie vor töd­lich. Seit Weih­nach­ten ist die Zahl der Men­schen, die mit oder an dem Coro­na­vi­rus gestor­ben sind, um elf gestie­gen. Ob im Febru­ar wei­te­re Todes­fäl­le hin­zu­ge­kom­men sind, wis­sen wir nicht, denn seit die­ser Woche aktua­li­siert die Stadt ihre Coro­na-Sta­tis­tik nicht mehr. Wir hat­ten geplant, die­se Rubrik in den nächs­ten Wochen ein­zu­stel­len und die Coro­na-Bericht­erstat­tung in den all­ge­mei­nen Nach­rich­ten fort­zu­set­zen. Das machen wir jetzt etwas frü­her. Heu­te erscheint die Rubrik zum letz­ten Mal. Sie wird aber nicht ganz ein­ge­stellt. Wir fin­den die Idee sehr gut, der Bericht­erstat­tung über ein bestimm­tes The­ma in einer eige­nen Rubrik beson­de­re Auf­merk­sam­keit zu schen­ken. Nächs­te Woche ver­ra­ten wir Ihnen, wie es weitergeht.

+++ Das Robert-Koch-Insti­tut (RKI) hat die Gefähr­dung von Covid-19 für die Gesund­heit in Deutsch­land von „hoch“ auf „mode­rat“ her­ab­ge­stuft. Die vor­herr­schen­de Omi­kron­va­ri­an­te ver­ur­sa­che in der Regel mil­de Krank­heits­ver­läu­fe und es gebe einen brei­ten Immun­schutz in der Bevöl­ke­rung durch Imp­fun­gen und Infek­tio­nen. Coro­na allein belas­te laut RKI das Gesund­heits­sys­tem nicht mehr akut. Zusam­men mit der sai­so­na­len Grip­pe­wel­le und der Aus­brei­tung der RS-Viren trü­ge das Virus aber immer noch zu einer bedeu­ten­den Krank­heits­last bei. Das RKI behal­te den wei­te­ren Ver­lauf der Pan­de­mie des­halb im Blick und schließt in der Risi­ko­be­wer­tung von Covid-19 eine Wie­der­hoch­stu­fung nicht aus. (sfo)

+++ Wäh­rend das Coro­na­vi­rus all­mäh­lich sei­nen Schre­cken ver­liert, tritt ein ande­res Pro­blem zum Vor­schein: das Long- oder Post-Covid-Syn­drom. Damit sind die blei­ben­de Fol­gen einer Covid-19-Erkran­kun­gen gemeint. Bei­spie­le hier­für sind Erschöp­fung, Kon­zen­tra­ti­ons­pro­ble­me oder Kurz­at­mig­keit. Unge­fähr jede zehn­te Infek­ti­on löst Post-Covid bei den Betrof­fe­nen aus. Um ihnen zu hel­fen, hat die Uni­kli­nik Müns­ter im Sep­tem­ber 2021 eine Post-Covid-Ambu­lanz ein­ge­rich­tet. Zur­zeit fehlt auf der Web­site der Uni­kli­nik aber jeder Hin­weis auf die­ses Ange­bot. Spre­che­rin Mari­on Zahr schreibt uns auf Anfra­ge, die Uni­kli­nik bewer­be die Ambu­lanz gera­de nur „defen­siv“, weil die Kapa­zi­tä­ten dort voll aus­ge­schöpft sei­en. In den sel­tens­ten Fäl­len wür­den die Patient:innen nur ein­mal vor­stel­lig. Bis Som­mer sei­en 130 neue Patient:innen zur Behand­lung ein­ge­plant, neue Betrof­fe­ne kön­ne die Uni­kli­nik erst wie­der im Spät­som­mer auf­neh­men. Das sei in ande­ren Ein­rich­tun­gen nicht anders, schreibt Zahr: „Die Voll­aus­las­tung betrifft im Übri­gen auch die ande­ren Long-Covid-Ambu­lan­zen in Nord­rhein-West­fa­len, wenn nicht bun­des­weit. Auch an ande­ren uni­ver­si­tä­ren Stand­or­ten sind War­te­zei­ten bis Herbst lei­der die Regel.“ (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ In Müns­ter haben drei von zehn Immobilienbesitzer:innen ihre Grund­steu­er­erklä­rung nicht abge­ge­ben. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Müns­ter hat laut Bun­des­netz­agen­tur letz­tes Jahr 16 Pro­zent weni­ger Ener­gie ver­braucht. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Die Stadt­wer­ke haben alle Antei­le für Pho­to­vol­ta­ik-Anla­gen in der Pater-Kol­be-Stra­ße und am Wohn­hof 4 in Hil­trup an Bürger:innen ver­kauft. (Stadt­wer­ke Müns­ter)

+++ Das Grün­flä­chen­amt muss meh­re­re Bäu­me in Müns­ter fäl­len, will aber neue pflan­zen. (Stadt Müns­ter)

+++ Das ers­te Lern­haus der Mat­hil­de-Anne­ke-Gesamt­schu­le ist fer­tig­ge­stellt. (Stadt Müns­ter)

+++ Meh­re­re Laden­lo­ka­le in der Innen­stadt ste­hen leer, was die Initia­ti­ve Star­ke Innen­stadt aber noch nicht besorgt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Das Bis­tum Müns­ter hat bis­lang 5,4 Mil­lio­nen Euro an 212 Betrof­fe­ne von sexu­el­lem Miss­brauch aus­ge­zahlt. (Bis­tum Müns­ter)

+++ Der nord­rhein-west­fä­li­sche Minis­ter­prä­si­dent Hen­drik Wüst und Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe haben am Don­ners­tag das ers­te Gebäu­de der Bat­te­rie­for­schungs­fa­brik im Han­sa-Busi­ness-Park ein­ge­weiht und an die Fraun­ho­fer-Gesell­schaft über­ge­ben. (WDR, Stadt Müns­ter)

+++ Im Fall der bei­den weg­fal­len­den Bahn­über­gän­ge in Sud­müh­le und Mari­en­dorf schlägt die Stadt eine Brü­cke für die Züge vor, die über die Stra­ße führt. (Stadt Münster)

+++ Die CDU-Rats­frak­ti­on ist gegen die von der Bahn geplan­ten Ent­eig­nun­gen und unter­stützt eine Bür­ger­be­tei­li­gung. (CDU Müns­ter)

+++ Die FDP-Rats­frak­ti­on ist eben­falls gegen die von der Bahn geplan­ten Ent­eig­nun­gen, sieht aber auch, dass die Vari­an­te bes­ser den Fahr­rad­fah­ren­den und der Öko­lo­gie gerecht wer­de. (FDP Müns­ter)

+++ Unter­neh­men im Müns­ter­land und in der Emscher-Lip­pe-Regi­on sind wie­der etwas zuver­sicht­li­cher als im Herbst ver­gan­ge­nen Jah­res. (Indus­trie- und Han­dels­kam­mer)

+++ Nach­dem die Woh­nungs­ge­sell­schaft LEG ange­kün­digt hat, ihre Woh­nun­gen in Berg Fidel vor­erst nicht mehr zu sanie­ren, will die Initia­ti­ve, die sich für die Rech­te der Mieter:innen ein­setzt, errei­chen, dass das doch pas­siert. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Fri­days for Future hat gegen den Besuch von NRW-Wirt­schafts­mi­nis­te­rin Mona Neu­baur demons­triert, weil die Grü­nen das Abbag­gern von Lüt­zer­ath mit­ver­ant­wor­ten. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Das Johan­nes-Hos­piz beer­digt da, wo der ehe­ma­li­ge Ober­bür­ger­meis­ters Mathi­as Maxi­mi­li­an Fran­zis­kus Jun­ge­b­lodt begra­ben wur­de, nun die Men­schen, um die sich sonst nur noch die Behör­den küm­mern wür­den. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe will die Him­mels­lei­ter am Turm der Lam­ber­ti­kir­che noch etwas län­ger hän­gen las­sen. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Poli­zei und Stadt wol­len die Gegend rund um den Haupt­bahn­hof siche­rer machen, zum Bei­spiel mit mehr Poli­zei­prä­senz in der Park­an­la­ge Von-Vin­cke-Stra­ße. (Stadt Müns­ter)

Unbezahlte Werbung

Kaf­fee und Kuchen mit einem Hauch von Ber­lin. So könn­te man das Café „Herr Son­nen­schein“ in der König­stra­ße beschrei­ben. Hier kann man sehr gut früh­stü­cken, auch für Veganer:innen ist etwas dabei. Sehr emp­feh­lens­wert sind die Tages­sup­pen. Das Café hat mon­tags bis diens­tags von 9 bis 21 Uhr geöff­net, mitt­wochs bis sams­tags sogar bis 23 Uhr. Und wenn Sie sehen wol­len, wie es dort aus­sieht: Hier fin­den Sie Fotos.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Lara Gelb­hardt hat heu­te in ihren Ter­min­ka­len­der geschaut und für Sie die­se schö­nen Tipps herausgesucht:

+++ Mor­gen Abend steigt die Rock Club Par­ty im Hot Jazz Club. Beginn: 23 Uhr. Preis: 8 Euro.

+++ Wenn Sie auf der Suche nach einem neu­en Hob­by sind, kön­nen Sie am Sams­tag im Cuba vor­bei­schau­en. Die Grup­pe Tat­wort ver­an­stal­tet dort von 13 bis 16 Uhr eine Poet­ry Slam Schreib­werk­statt. Der Work­shop kos­tet 12 Euro, Tickets gibt es hier.

+++ Im neu­en Thea­ter­stück ToX­Men vom Jugend­thea­ter Cac­tus geht’s um Geschlech­ter­viel­falt – oder den Erhalt des Patri­ar­chats? Das Stück fei­ert am Sams­tag Pre­mie­re und bie­tet dem Publi­kum einen anar­chi­schen Ritt durch Comic- und Geschlech­ter­kli­schees. Ein Ticket kos­tet 13 Euro, ermä­ßigt 7 Euro.

+++ Dir­ty Sound Magnet heißt die Band, die am Sams­tag auf der Büh­ne von Rare Gui­tar steht. Rockmusikliebhaber:innen kön­nen sich freu­en auf einen expe­ri­men­tel­len Gitar­ren­sound des Tri­os. Das Kon­zert star­tet ab 19:30 an der Hafen­stra­ße 64. Tickets gibt es für 15 Euro im Vor­ver­kauf und 18 Euro an der Abendkasse.

+++ Am Don­ners­tag ver­an­stal­tet der Kli­ma­bei­rat ein Müns­te­ra­ner Kli­ma­ge­spräch zu der Fra­ge, wel­chen Ein­fluss unse­re Ernäh­rung auf das Kli­ma hat. Die Debat­te fin­det in der Volks­hoch­schu­le am Aegi­di­i­markt statt. Los geht’s um 19 Uhr, der Ein­tritt ist frei. 

Am Diens­tag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Und bevor ich Ihnen ein schö­nes Wochen­en­de wün­sche, noch eine Bit­te: Eini­ge von Ihnen haben schon an unse­rer Umfra­ge teil­ge­nom­men. Für die­je­ni­gen, die es ver­ges­sen oder den Hin­weis über­se­hen haben: Sie wür­den uns sehr hel­fen, wenn Sie uns ein paar Fra­gen dazu beant­wor­ten, wie Ihnen der RUMS-Brief gefällt. Die Umfra­ge fin­den sie hier. Und jetzt end­lich: Ein schö­nes Wochenende!

Herz­li­che Grü­ße
Sven­ja Stühmeier

Mit­ar­beit: Jan Gro­ße Nobis (jgn), Lara Gelb­hardt (lge), Sebas­ti­an Fob­be (sfo), Ralf Heimann (rhe)
Lek­to­rat: Lau­ra Badura

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PS

Bald könn­te das neue Cre­do für eini­ge von uns „Bier und Wein, das lass sein” lau­ten. Der Wein (auch der ganz unten im Regal) wird teu­rer, und pünkt­lich zum Som­mer rech­nen Müns­ters Braue­rei­en mit erneu­ten Preis­er­hö­hun­gen, tei­len sie Anten­ne Müns­ter mit. Sie müs­sen schließ­lich auch tie­fer in die Tasche grei­fen, zum Bei­spiel für Kron­kor­ken, Malz und Koh­len­säu­re. Wür­de das alles auf die Leu­te in den Knei­pen umge­legt, müss­ten Sie bald wohl mit 7,50 Euro pro hal­ben Liter rech­nen. Damit das der trink­freu­di­gen Kund­schaft erspart bleibt und Wirt­schaf­ten über­haupt noch wel­che emp­fan­gen, hat sich Schwä­bisch Hall übri­gens was Tol­les aus­ge­dacht: die Bier­preis­brem­se. Umge­setzt wird sie aller­dings nicht. Aber viel­leicht ja in Müns­ter, wenn Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe eine wei­te­re Initia­ti­ve anstößt? (sst)