Gewerbegebiete: verschiedene Ideen von Zukunft | Nach der Gewalttat auf dem Send  | Und sonst so im Rat

Porträt von Svenja Stühmeier
Mit Svenja Stühmeier

Guten Tag,

am Mittwoch war Ratssitzung. Mit gut drei Stunden hat sie zwar eine humane Länge eingehalten – doch Zuhörer:innen haben sich sicher trotzdem an der ein oder anderen Stelle gefragt, welches Ziel die Diskussion nun eigentlich verfolgt. Und vielleicht auch, ob sie die nicht schon einmal irgendwie so gehört haben.

Zum Beispiel in Sachen Flächennutzung. Es ging um einen neuen Bebauungsplan zwischen Heitmannsweg und Schifffahrter Damm, der jetzt ermöglicht, auf der Fläche ein Gewerbegebiet zu errichten. Fast alle Redner:innen sprechen von „Zukunftsvorsorge“, verstehen darunter allerdings Unterschiedliches: CDU und FDP zum Beispiel, Münster mit dem Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen für neue Unternehmen und Arbeitsplätze. Grüne, ÖDP und Volt hingegen sprechen von Klima- und Biodiversitätskrise, denen sie gegensteuern wollen, und zwar mit möglichst wenig weiteren versiegelten Flächen. Von beiden Seiten: Empörung und gleichzeitig Zugeständnisse gegenüber den anderen. Und nachdem die Debattenzeit von einer halben Stunde vollends ausgereizt wurde: Plan beschlossen.

Einen ähnlichen Konflikt hat Constanze Busch in diesem RUMS-Brief vor gut einem Jahr skizziert, als es um das damals neue Flächenkonzept ging. Und übrigens auch, warum da zwei Lebensentwürfe aufeinandertreffen, die sich so schnell nicht annähern werden. Stellt sich nun die Frage: Wäre es nicht schön, konkret darüber zu sprechen, wie diese Schnittstelle zwischen Arbeitsplatz und Grün aussehen kann, anstatt die gleiche Diskussion einfach nochmal zu führen?

Denn darum ging es im Prinzip die ganze Zeit. Eigentlich hatte man sich laut Westfälischen Nachrichten im Februar schon entschlossen, die Bauleitplanung auf den Weg zu bringen. Dann hat sich allerdings ein Betrieb, der sich am Hafen niederlassen wollte, entschieden, doch woanders hinzugehen. Dort sind jetzt also 13 Hektar Fläche frei. Die Rathauskoalition hat daraufhin einen Änderungsantrag gestellt. Der spricht sich immer noch für das Gewerbegebiet am Schifffahrter Damm aus, allerdings unter verschärften Bedingungen. Das Gebiet soll „klimapositiv und flächensparend“ entwickelt werden. Dort soll es also sowas wie Photovoltaik-Anlagen, Dachbegrünung und mehrgeschossige Gebäude geben. Und die Koalition fordert, erst einmal zu prüfen, ob die Fläche am Hafen nicht den Bedarf decken könnte. Damit möchte sie dem integrierten Flächenkonzept, das gerade in der Mache ist, quasi entgegenkommen.

Klingt doch nach einem Kompromiss, sofern der Fokus darauf liegt, nachhaltige Gewerbeflächen anzubieten. Was damit jedoch nicht gelöst ist: Die Sache mit der Gewerbesteuer und die Frage, ob man beim Thema Gewerbegebiete nicht grundsätzlich über Stadtgrenzen hinaus denken sollte. Ein Pilotprojekt hat dazu der Kreis Kleve gestartet. Das soll dazu beitragen, Gewerbeflächen in der Region zu entwickeln, aber eben möglichst flächensparend. Ein weiterer Aspekt, der wohl in die Kategorie „Zukunftsvorsorge“ fällt. (sst)

Kurz und Klein

+++ Fünf Monate nach der vorzeitigen Vertragsverlängerung von Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Jurczyk hat die Stadt jetzt auch den Vertrag mit dem zweiten Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Gäfgen erneuert. Der Rat beschloss am Mittwoch im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung, dass Gäfgen bis 2029 bleiben soll. Zu den Konditionen geben die Stadtwerke auf Anfrage keine Auskunft. Bekannt sind nur die bisherigen Bezüge. Sebastian Jurczyk verdiente laut dem Geschäftsbericht 2021 (Seite 39) im Jahr 2021 genau 319.000 Euro (50.000 Euro davon Leistungsprämie, 15.000 Euro Zuschuss zur Altersvorsorge). Nach einem mehr als doppelt so hohen Angebot eines anderen Energie-Unternehmens hatte die Stadt Jurczyks Gehalt um knapp 100.000 Euro erhöht und ihn so dazu bewegt, in Münster zu bleiben. Frank Gäfgen verdiente vor zwei Jahren 260.000 Euro (50.000 Leistungsprämie, 15.000 Euro Zuschuss zur Altersvorsorge). Er bekommt bald mehr Verantwortung – und damit wohl auch mehr Geld. Die Stadt schlägt ihre Parkhaus-Tochter Westfälische Bauindustrie den Stadtwerken zu. Dort wird Gäfgen für sie zuständig sein. (rhe)

+++ Etwa die Hälfte der Stadtbusse in Münster werden am Montag voraussichtlich ausfallen. Grund ist der Warnstreik im öffentlichen Dienst. Stattdessen auf die Bahn umzusteigen, ist allerdings nur eine mittelgute Idee, denn auch die wird vom Streik betroffen sein. Falls Sie schon wissen, dass Sie am Montag mit dem Bus fahren müssen oder wollen, können Sie auf dieser Seite nachschauen, auf welche Linien Sie vergeblich warten werden. Und am Ende noch zwei gute Nachrichten: Ab Dienstagmorgen um 4 Uhr läuft alles wieder nach Fahrplan. Die Loop-Taxis fahren auch am Montag wie gewohnt. (rhe)

+++ Apropos Loop-Taxis: Ab Ende März ändern sich einige Dinge. Zum einen: Es gibt es eine neue App. Das bisher beauftragte Unternehmen habe den Betrieb eingestellt, schreiben die Stadtwerke. Und: Ab dem 28. März zahlen Fahrgäste, wie im vergangenen Jahr vom Rat beschlossen, einen Aufpreis von einem Euro pro Fahrt. Die Buchungen sind also nicht mehr kostenlos, sondern kosten mindestens einen Euro. Das soll verhindern, dass die Taxis bestellt werden, aber niemand auf sie wartet, was laut Stadtwerken öfter vorkommt. Auch hier noch eine gute Nachricht: Eigentlich sollte das mit Zuschüssen vom Land finanzierte Projekt nach drei Jahren enden, also in diesem Jahr. Weil während der Coronazeit sehr viel weniger Loop-Taxis fuhren als geplant, reicht das Geld nun doch etwas länger, mindestens bis Herbst 2024. (rhe)

+++ Die schwarz-grüne Landesregierung stellt den Kommunen in Nordrhein-Westfalen 200 Millionen Euro aus dem sogenannten Sondervermögen zur Krisenbewältigung bereit, um gestiegene Energiekosten im öffentlichen Nahverkehr abzufedern. Wie der grüne Landtagsabgeordnete Robin Korte schreibt, bedeutet das für die Stadtwerke Münster nach ersten Schätzungen eine Auszahlung von etwa 1,3 Millionen Euro. Die Sonderhilfen seien ein deutliches Signal für den Erhalt der öffentlichen Daseinsvorsorge. Sie stellten sicher, dass der ÖPNV auch in Krisenzeiten weiter fährt. (rhe)

+++ Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU Münster kritisiert das ihrem Eindruck nach mangelnde Interesse des Rathauses an den 1.250 Handwerksbetrieben und über 10.000 Beschäftigten in Münster. „Die Interessen der 1.250 Handwerksbetriebe in Münster und ihrer mehr als 10.000 Beschäftigten hat man im Rathaus viel zu wenig im Blick – das wollen wir ändern“, sagt der Bauunternehmer und MIT-Vorsitzende Peter Börgel. Der Wirtschaftsverband kritisiert vor allem die kommunale Verkehrspolitik, das Bildungsniveau von jungen Menschen am Ende der Schulzeit und fehlende Wertschätzung für das Handwerk. Außerdem fordert die Wirtschaftsunion mehr Engagement von der Politik, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Selbstständige zu verbessern. (rhe)

Wie es weiterging – nach der Gewalttat auf dem Send

Der 21-jährige Yevgeni A. aus Kasachstan, der auf dem Send den 31-jährigen Münsteraner Mark D. erstochen haben soll, hat sich am Mittwoch der Polizei gestellt. Mehrere Medien berichten, der Mann hätte sich gar nicht in Nordrhein-Westfalen aufhalten dürfen. Aber was genau ist bekannt? Hier eine Chronologie der Ereignisse:

Wir beziehen uns auf Berichte der Westfälischen Nachrichten (hier, hier, hier und hier), der Rheinischen Post, des WDR und auf Gespräche mit der Staatsanwaltschaft Münster, dem Verwaltungsgericht Münster, dem Landkreis Osnabrück, dem Amtsgericht Herford sowie dem Landgericht Münster.

  • Im Jahr 2005 kommt Yevgeni A. im Alter von drei Jahren im Zuge einer Familienzusammenführung zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder aus Kasachstan nach Deutschland.
  • Im Jahr 2017 verurteilt das Amtsgericht Dülmen ihn wegen eines Gewaltdelikts, das ein Jahr zuvor stattgefunden hat, zu einer mehrjährigen Jugendstrafe von drei Jahren und vier Monaten.
  • Gegen das Urteil legt A. Berufung ein. Das Landgericht Münster bestätigt das Urteil. Die Strafe verbüßt A. in Herford.
  • Im November 2020 wird A. volljährig. Der Kreis Coesfeld, wo er bislang gemeldet war, erlässt eine Ausreiseverfügung. Das bedeutet: Er muss das Land verlassen.
  • Gegen diese Verfügung klagt A. vor dem Verwaltungsgericht Münster. Seine Klage hat aufschiebende Wirkung. Das heißt: Solange es keine Entscheidung gibt, können die Behörden ihn nicht ausweisen. Aber: Mit der Ausweisungsverfügung vom November 2020 ist die Aufenthaltserlaubnis von A. automatisch erloschen. Einen Termin für eine Entscheidung nennt das Verwaltungsgericht nicht.
  • Im Juli 2021 wird A. vorzeitig auf Bewährung entlassen und in einer betreuten Wohneinrichtung im Kreis Osnabrück in Niedersachsen untergebracht. Das ist eine Bewährungsauflage.
  • Dort bleibt er bis Mai 2022. Dann zieht er eigenmächtig in den Kreis Coesfeld. Damit verstößt er gegen die Bewährungsauflagen.
  • Der Landkreis Osnabrück informiert das zuständige Amtsgericht Herford. Was dann passiert, ist nicht klar. Das Amtsgericht Herford gibt keine Auskunft. Begründung: Es handle sich um eine Jugendstrafe.
  • Wo A. sich zwischen Mai 2022 und Februar 2023 aufhält, ist nicht bekannt.
  • Anfang März 2023 meldet Yevgeni A. sich in Münster. Dort weiß man nichts über die Vorgeschichte und die Bewährungsauflagen. A. wohnt in einem Hochhaus am Hauptbahnhof und arbeitet in der Nähe.
  • Auf dem Send ersticht der 21-Jährige mutmaßlich einen 31-jährigen Familienvater.
  • Nach der Tat ist der Verdächtige zunächst flüchtig. Am Dienstag veröffentlicht die Polizei Fahndungsfotos.
  • Einen Tag später stellt A. sich in Begleitung eines Anwalts und seines 24-jährigen Bruders der Polizei.
  • Wie es zu der Tat kam, ist unklar. Der Beschuldigte und das Opfer kannten sich nicht. Es gibt keine Hinweise darauf, dass das spätere Opfer A. provoziert oder den Konflikt ausgelöst haben könnte.
  • Zur Tat hat A. sich bislang nicht geäußert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes.
  • Der Bruder des Opfers Mark D. hat eine Gedenkseite eingerichtet. Freunde rufen zu Spenden auf. (rhe)
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Ein wirksames Mittel gegen Gentrifizierung?

Sie haben es oben schon gelesen: Am Mittwoch hat der Stadtrat getagt. Und neben dem neuen Bebauungsplan ging es zum Beispiel um den Erhalt von bezahlbaren Wohnungen.

Das mit dem Wohnen ist für viele Münsteraner:innen ein leidiges Thema. Wer eine Wohnung hat, schätzt sich glücklich, und wer sie auch noch bezahlen kann, umso mehr. Im Idealfall sähe das natürlich etwas anders aus. Seit Mitte 2021 greift im Hansa-, Hafen- und Herz-Jesu-Viertel eine sogenannte soziale Erhaltungssatzung. Die soll verhindern, dass Menschen aus den Stadtteilen verdrängt werden. Zum einen, indem Wohnraum auch Wohnraum bleibt. Und zum anderen, indem der nicht zu teuer wird. Wer etwas an seinem Gebäude verändern möchte, muss es also genehmigen lassen.

Nun hat die Verwaltung berichtet, wie es in den ersten eineinhalb Jahren so lief. In der Ratssitzung vergangenen Mittwoch hat das eine Diskussion hervorgerufen. Das Ergebnis in Zahlen: Insgesamt gab es 45 Anträge. 38 wurden genehmigt, drei abgelehnt und vier werden noch bearbeitet. Die einen bewerten das als zeitaufwendiges und überteuertes Instrument (schließlich wird Personal für die Arbeit bezahlt), das in anderthalb Jahren ganze drei abgelehnte Anträge hervorgebracht hat.

Für die anderen sind nicht realisierbare Umbauvorhaben nicht unbedingt ein Beweis dafür, dass die Satzung wirkungsvoll ist. SPD-Bürgermeisterin Maria Winkel unterstützt die von ihrer Partei angestoßene Vorgehensweise. Die Verwaltung habe die Anträge schließlich nicht einfach durchgewinkt, sondern sie mit Investor:innen angepasst.

Das ist allerdings nicht das Ende der Fahnenstange. Und das wissen auch diejenigen, die sich im Rat grundsätzlich positiv zur Satzung aussprechen. „Keine Verdrängung durch unnötige, überteuerte Modernisierung, das hätten wir viel eher gebraucht“, sagt Maria Winkel. Und tatsächlich ging es 2015 schon einmal um eine soziale Erhaltungssatzung für Münster. Die wurde aber nicht eingeführt. Tenor: Zu viel Aufwand für zu wenig Ertrag. Es gebe bereits genug Instrumente, die einer Verdrängung entgegenwirkten, sowohl auf kommunaler als auch auf Landes- und Bundesebene.

Zwei davon waren auch am Mittwoch Thema. Sie schlummern quasi. Das ist zum einen die Umwandlungsverordnung auf Landesebene. Wenn sie greift, muss Eigenbedarf erst genehmigt werden. In Nordrhein-Westfalen ist die Verordnung allerdings 2020 ausgelaufen und nicht verlängert worden.

Und dann gibt es noch das Vorkaufsrecht auf Bundesebene. Kommunen können ein Grundstück oder eine Immobilie selbst kaufen, „wenn dadurch Entwicklungen eingeschränkt oder unterbunden werden können“, schreibt die Verwaltung. Oder sie trifft Vereinbarungen mit potenziellen Investor:innen, zum Beispiel, was Mietpreise angeht. Aber: Das Vorkaufsrecht ist wegen eines Gerichtsurteils seit 2021 nicht mehr anwendbar, wenn die Kommune erst einmal nur glaubt, dass eine Verdrängung eventuell durch einen Eigentümer:innenwechsel geschehen könnte.

Dass vielleicht gerade die Kombination dieser Instrumente ihre Stärke ausmacht, zeigt das Beispiel Hamburg. Sie sei schließlich „die einzige vom Gesetzgeber vorgesehene Möglichkeit“, Luxussanierungen einzuschränken und gegen Spekulant:innen vorzugehen.

Es scheint ein wenig, als hätte die soziale Erhaltungssatzung in Münster ihren Einsatz verpasst. Doch besser spät als nie, oder so ähnlich: Befürworter:innen im Rat sprechen von einer Ausweitung auf andere Stadtteile, und für das Vorkaufsrecht liegt ein Gesetzesentwurf vor. (sst)

Wie geht es weiter in den Kitas?

In der Ratssitzung ging es auch um die aktuelle Situation in den Kitas. Ein Antrag von Grünen, SPD, Volt und der Internationalen Fraktion ist jetzt beschlossene Sache: Es wird zum Ausschuss für Kinder, Jugendliche und Familien einen Unterausschuss „Jugendhilfe und Fachkräfte“ geben. Darin sollen dann Verwaltung, Politik und andere Beteiligte miteinander über die großen Themen sprechen: Fachkräftemangel, Bezahlung, Wohnraum. Außerdem liefert der Antrag erste Maßnahmen mit, die zeitnah umgesetzt werden können.

So einen Unterausschuss gibt es zum Beispiel in Iserlohn schon seit etwa 15 Jahren. Er habe sich laut Pressesprecherin bewährt, da komplexe Themen auf diese Weise ausführlich geklärt werden können und die zumeist lange Tagesordnung des Jugendhilfeausschusses entlastet werde. Auch in Iserlohn ist der Fachkräftemangel Thema in der kommenden Sitzung.

Zurück nach Münster: Grundsätzlich ist man sich ja einig, dass die Situation äußerst schwierig ist. Über den Antrag ist man sich allerdings nicht ganz einig. So steht darin etwa, dass pädagogische Fachkräfte leichter Zugang zu Betreuungsplätzen für ihre Kinder haben sollten. Jörg Berens von der FDP sieht darin zum Beispiel eine „Win-Win-Situation“ – während die CDU findet, dass einzelne Berufsgruppen keine Vorteile erhalten sollten. Aber das gilt wohl nicht für Ehrenamtler:innen: Für die freiwillige Feuerwehr hat sie 2021 gefordert, dass Mitglieder bei der Vergabe von Bauland bevorzugt werden. Stadtdirektor Thomas Paal hat dazu verkündet: Es sei bereits gängige Praxis, Kita-Mitarbeitenden einen Platz in ihrer Betreuungsstätte anzubieten.

Die CDU hat sich das Thema Kita schon seit längerem auf die Fahne geschrieben. Mit ihrem Vorschlag, einen runden Tisch zu etablieren, hat sie auch den Anstoß für den Unterausschuss gegeben. Und 2018 hat sie schon dafür geworben, den Kita-Navigator zu verbessern, nach der Katastrophe in diesem Jahr setzt sie sich für eine sofortige Neuausschreibung ein. Der Knackpunkt: Es wird dauern, eine neue Software auf die Beine zu stellen. Länger als ein Jahr. Nach dem Vergabeverfahren werde das aktuelle System noch einmal detailliert geprüft, teilt die Kommunikationsabteilung der Stadt mit. Dann wird geschaut, welche Anforderungen Eltern, Träger und Stadt an eine Software stellen. Welche genau das sind, hat die Stadt nicht mitgeteilt. Und wenn dann klar ist, dass die nicht erfüllt werden können, könne man noch einmal nach Marktanalyse über eine Neuausschreibung sprechen. Die müsste wahrscheinlich EU-weit vorgenommen werden.

Das dürfte mäßige Begeisterung bei den Eltern hervorrufen. Die müssen ab August außerdem höhere Beiträge für die Betreuung in Schulen zahlen. Ein kleiner Trost: Die Gebühren für den Monat Juli entfallen. Und ab dem Jahr 2023/2024 setzen die Beiträge ebenfalls aus, sofern die Betreuung eingeschränkt ist. (sst)

Für 29 Euro durch Münster tingeln

In ihrer Pressemitteilung nennt die SPD das nun beschlossene Münster-Abo einen „Meilenstein“ für die Verkehrswende. Im Rat hingegen gab’s nicht nur Applaus. Was dem Projekt wohl etwas Wind aus den Segeln nimmt, ist die Tatsache, dass das Ticket nun ausschließlich für die Stadt Münster gelten wird. Vor einigen Monaten war noch im Gespräch, dass sich umliegende Kommunen ebenfalls beteiligen. Ein weiterer Kritikpunkt von FDP und CDU ist die Finanzierung. Die höheren Parkgebühren sind dafür vorgesehen und auch Geld, das sonst in die Straßenerhaltung geflossen wäre. Die dort abgezwackten Mittel sollen wiederum auch zumindest in Teilen mit dem Geld, das die Stadt wegen der Parkgebühren einnimmt, ausgeglichen werden. (sst)

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Klima-Update

+++ In der Nacht zu Sonntag stellen wir die Uhren eine Stunde nach vorne. Und ein paar Stunden vorher, morgen Abend, geht in der Bezirksregierung ab 20.30 Uhr für eine Stunde das Licht aus. Die Behörde beteiligt sich damit an der „Earth Hour“, einer weltweiten Aktion des World Wildlife Fund. Die Organisation will mit der Aktion das Bewusstsein für den Umwelt- und Klimaschutz erhöhen. Dass die Zeitumstellung dazu beiträgt, Energie zu sparen, bezweifelt das Umweltbundesamt. Und ganz interessant: Die Bezirksregierung veröffentlicht täglich einen Strommonitor. Ob am Montag ein Unterschied zu erkennen ist, wird man ab Sonntag dann sehen. (rhe)

+++ Am Sonntag entscheiden Berlins Einwohnende, ob die Hauptstadt ihr Klimaschutzgesetz verschärft. Die Initiative „Klimaneustart 2030“ hat den Volksentscheid mit ihrer Unterschriftensammlung möglich gemacht. Konkret lautet die Forderung, dass Berlin bis 2030 seine Emissionen um mindestens 95 Prozent gegenüber 1990 senkt. Da mindestens ein Viertel der Berliner:innen abstimmen muss, hätte die Initiative den Volksentscheid gerne gleichzeitig mit der Wahlwiederholung im Februar durchgeführt. Die Begründung, warum das nicht geklappt hat: Zu viel Sorge, dass es wieder Pannen gibt. Denen konnte man trotzdem nicht ganz aus dem Weg gehen. Viele Briefwahlunterlagen sind wohl sehr lange unterwegs gewesen. Welche Gesetzesänderungen anstehen, können Sie zum Beispiel im Klima-Update von den Klimareportern hören. (sst)

+++ Der RUMS-Klima-TV-Tipp: Eine neue Serie des SWR will „Mut zum Handeln in Sachen Klimawandel machen“. In verschiedenen Themenbereichen wie Mobilität, Wohnen oder Ernährung werden in der sechsteiligen Serie „Wir können auch anders“ Beispiele erfolgreicher Transformation in Sachen Klimaneutralität vorgestellt. Regisseur Lars Jessen sagt, „Wenn man sieht, was schon alles getan wird, ist es leichter, diesen Weg mitzugehen“. Anke Engelke, Bjarne Mädel und weitere Prominente stellen die Beispiele mit viel Charme vor. Die Serie ist eine Adaption des gleichnamigen Buches der Sachbuchautorin und Transformationswissenschaftlerin Maja Göpel. Hier geht es zur Serie in der ARD-Mediathek. (jgn)

ReisebegleiterIn bei Urlaub & Pflege gesucht

Wie fahren Menschen mit Pflegebedarf in den Urlaub? Mit dem Verein Urlaub & Pflege und ehrenamtlichen ReisebegleiterInnen, die helfen und pflegen! Interesse an diesem Ehrenamt? Wir bieten am 28.03.2023 (10 – 17 Uhr, Münster) einen Schnupperkurs an, in dem Sie alles über die Aufgaben als ReisebegleiterIn erfahren.

 

Anmeldung: 02504 73 96 043. Weitere Infos hier!
Ein-Satz-Zentrale

+++ Laut der Umfrage „Münster Barometer“ ist inzwischen eine Mehrheit der Menschen dafür, dass die Parkplätze auf dem Domplatz wegfallen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Autofahrer:innen sollten das Autobahnkreuz Münster Süd am Wochenende wegen Sanierungsarbeiten meiden. (Westfälische Nachrichten)

+++ Der Nottulner Landweg wird ab Montag bis zum 11. April wegen Instandsetzungsarbeiten gesperrt. (Stadt Münster)

+++ Die Telgter Straße wird wegen des Wetters doch nicht gesperrt. (Stadtnetze)

+++Die Stadtbücherei Münster bereitet sich auf die Installation einer Photovoltaik-Anlage vor, die jährlich über 35.000 Kilowattstunden Strom einsparen soll. (Stadt Münster)

+++ An der Meerwiese in Coerde entsteht eine Bike- und Skateanlage. (Stadt Münster)

+++ Der Rat hat beschlossen, das Ratsgymnasium umfangreicher zu sanieren, als bisher geplant, um die Umstellung auf das Abitur nach neun Jahren zu ermöglichen. (Stadt Münster)

+++ Ralf Krietemeyer wird neuer Leiter des Amtes für Immobilienmanagement. (Stadt Münster)

+++ Die 100-Schlösser-Route bringt jährlich 48 Millionen Euro in das Münsterland. (WDR)

+++ Münster bildet überdurchschnittlich viele Pflegekräfte aus. (Stadt Münster)

+++ Die Schülervertretungen mehrerer Gymnasien und Gesamtschulen in Münster fordern in einer Petition, dass Oberbürgermeister Markus Lewe eine Patenschaft für politische Gefangene im Iran übernimmt, um auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen und sich für deren Freiheit einzusetzen. (Openpetition)

+++ Die Westfälische Schule für Musik entwickelt ein Schutzkonzept gegen Kindesmissbrauch. (Stadt Münster)

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Drinnen und Draußen

Fabian Cohrs hat nachgeschaut, was in den kommenden Tagen in Münster passiert:

+++ Was brauchen wir wirklich für ein gutes Leben und wie schaffen wir es, dass das für alle auf der Welt möglich ist? Dazu hält Doris Fuchs am kommenden Montag einen Vortrag. Sie ist Professorin für nachhaltige Entwicklung an der Uni Münster. Danach können Teilnehmer:innen noch miteinander diskutieren. Los geht es am 27. März um 20.15 Uhr in der VHS am Aegidiimarkt. Eine Anmeldung ist nicht nötig, alles Weitere erfahren Sie hier.

+++ Im Naturkundemuseum gibt es seit einiger Zeit eine Sonderausstellung zum Thema Klima. Heute Abend gibt es voraussichtlich zum letzten Mal die Chance, an der „Gradwanderung” teilzunehmen. Dabei geht es um verschiedene Aspekte der Klimakrise, die mit literarischen Beiträgen begleitet werden. Mehr Informationen und Tickets bekommen Sie hier, los geht es um 19.30 Uhr.

+++ Für die Freund:innen der Nischensportarten: Morgen um 14 Uhr empfangen die Rugby Tourists Münster (als Spielgemeinschaft mit Wiedenbrück) ihren Kontrahenten und Tabellenführer der 2. Bundesliga West, den RSV Köln. Ausgetragen wird die Eröffnung der Rückrunde am Pleistermühlenweg 119. Das Ganze kostet keinen Eintritt, üblicherweise gibt’s aber Grillgut und Getränke zum Kauf.

+++ Morgen zeigt die internationale Theatergruppe im Atheater das Stück „Monolog mit meinem ,asozialen‘ Großvater – Ein Häftling in Buchenwald“. Darin geht es um die Verfolgung von als asozial gebrandmarkten Menschen und anderen „Randgruppen“. Der Eintritt ist auf Spendenbasis, vorher sollten Sie allerdings einen Platz reservieren.

+++ Am Sonntag um 18 Uhr wird im kleinen Bühnenboden der „Epilog“ aufgeführt, ein Stück „über die letzten Dinge“. Es handelt von Trauerredner Adam und seiner KI-Sprachassistentin Lilith. Die muss all ihre Kraft aufbringen, um Adams Stimmungsschwankungen und Probleme aufzufangen, insbesondere als einer seiner Freunde stirbt. Ein Stück über den Tod, das dennoch für Lacher sorgen soll. Ein paar Tickets gibt es noch hier.

+++ Im Stadttheater wird heute Abend um 19.30 Uhr die Premiere von „Geschichten aus dem Wiener Wald“ aufgeführt. In diesem Stück von 1929 wird eine bürgerliche Mitte dargestellt, die sich in Richtung Faschismus bewegt. Die Zuschauenden begleiten die Protagonistin auf ihrem Kampf gegen Misogynie und für Autonomie und körperliche Selbstbestimmung. Tickets bekommen Sie hier, auch für die weiteren Aufführungstermine.

+++ Auf der Studiobühne zeigt die Gruppe Szenenwechsel dieses Wochenende drei Mal den Shakespeare-Klassiker „Viel Lärm um nichts“. Viel muss zu der romantischen Komödie nicht gesagt werden, vielleicht haben Sie sie ja selbst gelesen. Und falls nicht: Hier gibt es Karten und eine Beschreibung.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Herzliche Grüße
Svenja Stühmeier

Mitarbeit: Fabian Cohrs (fco), Jan Große Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe)
Lektorat: Lisa Mensing

PS

Wir bei RUMS sind ja große Fans von Städterankings. Und da hat die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht vor ein paar Tagen wieder was Spannendes veröffentlicht. In der Studie geht es um Rückstände von Drogen im Abwasser. Und die 34.000-Seelen-Stadt Dülmen mischt europaweit ganz oben mit: Was den Konsum von Speed und Kokain angeht, steht sie weit vorne im Ranking. Zumindest in Deutschland. Und, naja, einen tatsächlich hohen Konsum kann man daran auch nicht so richtig ablesen. Gut, dass die Westfälischen Nachrichten den Ruf von Dülmen wiederherstellen. Allgemein zur Einordnung: Von den gut 100 vertretenen Städten sind nur 10 deutsche Städte. Und da ja der Konsum an den Abwasserwerten festgemacht und auf die Einwohner:innenzahl hochgerechnet wird, hat ein:e Konsument:in in einer kleineren Stadt deutlich größere Auswirkungen auf das Endergebnis. Was uns dennoch ein bisschen enttäuscht: Berlin befindet sich im europaweiten Kokain-Vergleich nur auf Platz 16. (sst)

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