Post von Leser:innen

Post von Leser:innen

von Fabian Schatz

Zur RUMS-Kolumne von Ruprecht Polenz am Sonntag haben wir Post bekommen.

Birgit Wolters findet Solaranlage nicht schön, aber sie hält sie für notwendig, auch in der Altstadt. Sie schreibt:

Liebe Redaktion, lieber Herr Polenz, da bin ich anderer Meinung als Ruprecht Polenz. Wenn sich etwas ändern soll, vor allem in Richtung Klimaschutz, dann muss irgendjemand nun mal irgendetwas ändern. Auch in Münsters Altstadt.

Sie schreiben selbst: „Aber selbstverständlich wird man Standorte für weitere Anlagen so auswählen, dass sie das Landschaftsbild und die Natur möglichst wenig beeinträchtigen.” Ich wohne seit über zehn Jahren in Münster, zuvor war ich ähnlich lange im Ruhrgebiet und davor bin ich im westlichen Münsterland aufgewachsen. Dort gibt es sehr viele Windkraftanlagen, Schöppinger Berg und so. Ja, sie verändern das Landschaftsbild und die Natur (von “beeinträchtigen”, gar “verschandeln” möchte ich nicht sprechen, das wäre vielleicht bei einem Atomkraftwerk oder Kohlekraftwerk so), aber das geht doch auch nicht anders. Ein unsichtbares Windkraftwerk ist noch nicht erfunden worden. Und Solarpanele verändern ein gewünschtes Stadtbild doch sogar sehr viel weniger.

Ich stelle gern einmal diese Analogie her: Die Masken, die wir alle zurzeit oft tragen, schützen uns vor dem Virus – und sie erinnern uns gleichzeitig daran, dass es das Virus noch gibt, lassen uns nicht fahrlässig werden. Dabei “beeinträchtigen” sie durchaus unsere Gesichter, verstecken manch einen gut gepflegten Bart oder gar unser Lächeln. Dabei sind sie aber sehr wichtig und verhindern weitaus Schlimmeres.

Die Solaranlagen in der Altstadt würden das Stadtbild ein wenig verändern, meinetwegen auch beeinträchtigen. Aber sie erinnern uns gleichzeitig daran, dass es die Klimakrise gibt, lassen uns bestenfalls nicht fahrlässig werden. Dabei sind sie aber sehr wichtig und tragen ihren Teil dazu bei, weitaus Schlimmeres (!) zu verhindern.

Wolfgang Rittmeyer hält den Vergleich der Solaranlagen auf Altstadtdächern mit einem Windrad auf dem Domplatz nicht für angebracht. Er schreibt:

Die Kolumne von Herrn Polenz ist diesmal für ihn ungewöhnlich reißerisch. Vielleicht nicht gerade sein Metier, anders kann ich mir nicht erklären, wieso sie so schlecht geraten ist. Etwas, was ich von Herrn Polenz sonst nicht gewohnt bin, unabhängig davon, ob ich seiner Meinung bin oder nicht.

Natürlich gibt es innerhalb des Promenandenringes etliche Bausünden. Natürlich gibt es dort reichlich Flächen, die keiner beim besten Willen historisch nennen würde. Man denke nur an den Ägidiimarkt. Ein Kind seiner Zeit – und leider entsprechend unansehnlich.

Was ist mit dem Dach der Universitätsbibliothek? Dem des Hörsaals H1 und der wenigen anderen Flachdächer. Was ist mit dem Dach der Arkaden, das bereits durch Glasnutzung glänzt (aber eben nicht von außen sichtbar)? Die beiden Kaufhäuser? Das Stadthaus 1? Es gibt reichlich Gelegenheit, sogar direkt im historischen Kern Solar zu nutzen – ohne auch nur im Entferntesten vergleichbar mit einem Windrad auf dem Domplatz zu sein.

Dass der Charakter der Stadt erhalten bleiben soll, ist klar. Wie genau das zu erreichen ist, wäre konstruktiv (!) zu beraten. Die Kolumne von Herrn Polenz, den ich ansonsten sehr schätze, ist leider kein Beitrag dazu. Das Einzige, wo ich ihm zustimme ist, dass auch solche Beschlüsse unter Einbezug von Bürger*innenbeteiligung ablaufen sollte.

Martin Salaschek ist überhaupt nicht der Meinung, dass Solaranlagen das Stadtbild verschandeln. Er findet sie schön. Salaschek schreibt:

Danke, dass Sie mich daran erinnern, dass nicht nur Geschmäcker, sondern auch Meinungen verschieden sind. Für mich persönlich gehört möglichst viel Photovoltaik und Solar auf den Dächern zu den schönsten Dingen, die Münsters Altstadt passieren können. Und ich hatte mich nach dem Lesen der entsprechenden Pressemitteilung auf muenster.de gefragt, wie man überhaupt auf die Idee kommen konnte, das zu unterbinden. Das mag ich an RUMS: Dass bei subjektiven Dingen nicht immer alles meiner Meinung entspricht (und bei weniger subjektiven Dingen Für und Wider beleuchtet wird). Den angedeuteten Vergleich mit Windkraftanlagen (die laut sind und riesige, rotierende Schatten werfen) mag ich allerdings nicht recht gelten lassen.

Patrik Werner wundert sich, dass es jetzt darüber diskutiert, ob das historische Erscheinungsbild der Stadt in Gefahr sei. Bei anderen Bauprojekten in der Vergangenheit sei das nicht der Fall gewesen.

In der Polenz-Kolumne wird aus der Altstadt-Gestaltungssatzung zitiert. Von historischer Maßstäblichkeit und Materialauswahl ist zu lesen. Leider hat die damalige Ratsmehrheit sich kein bisschen darum geschert, als die Münster-Arkaden gebaut wurden. Aus welcher Richtung sich jemand dem Gebäude auch nähert: Es fügt sich in Proportion und Materialauswahl mitnichten in die Altstadt-Umgebung ein. Wo war die Stimme von Herrn Polenz, als das Bauprojek Münster-Arkaden diskutiert und beschlossen wurde?

Alfred Hupe-Ziemen findet, die CDU hinke bei der Klimadebatte einige Jahre hinterher. Er schreibt:

Ach, Herr Polenz, was ist los mit Ihnen? Wovor haben Sie Angst? Vor dem Windrad auf dem Domplatz ? Nein, das sagen Sie so natürlich nicht. Vor den “glänzenden Paneelen” mit schrecklichen Sonnenblenden auf den roten Spitzdächern der Achse Spiekerhof-Roggenmarkt-Prinzipalmarkt-Rotenburg?

Ja, da werden Sie schon etwas konkreter. Vor der “brachialen Vorgehensweise” der… SPD, Grüne, Volt, ÖDP, Partei (diese meinen Sie doch) gegen diskussionsbereite Bürger?

Ja, da werden Sie ganz konkret. Ich bin zwei Jahre älter als Sie und kann deshalb mit Verlaub sagen: Ich kenne diese Angst dieser politischen grauen Eminenzen.

Aber genau diese Angst hat uns dahin gebracht, wo wir klimapolitisch heute stehen: mit dem Rücken an die Wand gedrückt, wo kein Zentimeter Freiraum zum Warten ist.

Möchten Sie, dass Ihre Enkelkinder in 20 Jahren Durchschnittstemperaturen von 40 bis 50 Grad im Sommer haben und in 40 Jahren von wahrscheinlich 50 Grad und mehr, wenn wir die Verbrennung fossiler Stoffe nicht rasch und drastisch einschränken?

Und Sie setzen weiter auf das Surrogat der Angstmacherei mit Ihrem Narrativ von der schleichenden Altstadtzerstörung und machen politisch verantwortlich Handelnde zu Bilderstürmern.

Kennen Sie die neueste Entwicklung bei Photovoltaik und Sonnenpaneelen ? Da glitzert nichts mehr. Ich könnte Ihnen viele Dächer im Stadtgebiet zeigen, die man wunderbar begrünen könnte und sonnenenergetisch sinnvoll und schön gestalten könnte.

Befassen Sie sich mal den Gedanken der anders denkenden Architekten und Ingenieure.

Ich wohne in einem Haus an der Gasselstiege mit 14 Wohnungen, erbaut 2005. Über mir ein riesiges totes Flachdach, welches sich im Sommer knallig aufheizt.

Warum hat die CDU geführte Stadtverwaltung in der Baugenehmigung nicht die Verpflichtung zur Dachbegrünung und Photovoltaikanbrigung ausgesprochen ?

Wohl, weil damals Ihr Denken vorherrschte. Mir direkt gegenüber wurde 2020 ein viergeschossiges Haus mit zwölf Wohnungen erbaut. Das Haus hat eine geringe Dachneigung. Dachbegrünung und sonnenenergetische Nutzung wären wunderbar möglich gewesen.

Leider nein. Hat man das in der Baugenehmigung vergessen?

Statt dessen hat der Bewohner in der Dachgeschosswohnung auf dem Dach Kühlaggregate aufgestellt, die im Sommer Strom verbrauchen und heisse Luft ausblasen.

Lieber Herr Polenz, leider hinkt die CDU bei der Klimapolitik immer 10 bis 20 Jahre hinter der wissenschaftlich belegten Erforderlichkeit hinterher. Auch in Münster. Das scheint ein Naturgesetz ihrer Partei zu sein. Versuchen Sie doch mal, das zu ändern.

Wir haben Ruprecht Polenz die Zuschriften vorab geschickt und ihn gebeten, sie noch einmal zu kommentieren. Er schreibt:

Dass ich FÜR den Ausbau der Solarenergie bin (und auch für mehr Windräder), hat Alfred Hupe-Ziemann im Eifer des Gefechts überlesen. Dass ich mir Solarpaneele auf Flachdächern auch in der Altstadt vorstellen kann, wenn man sie von unten nicht sieht, ist Wolfgang Rittmeyer entgangen. Und die Aufrechnung mit anderen tatsächlichen oder vermeintlichen Bausünden (Patrik Werner) ist ein Whataboutism, der nicht gerade für Solarpaneele in der Altstadt spricht.

Bitte melden Sie sich an, um zu kommentieren.
Anmelden oder registrieren