Post von Leser:innen

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von Fabian Schatz

Zu unserer Berichterstattung über die hohen Infektionszahlen im Norden von Münster hat uns Jochen Schweitzer geschrieben:

Es ist sehr verdienstvoll, dass RUMS sehr viel ausführlicher und differenzierter auf die Corona-Situation und die Inzidenz-Werte in Münster eingeht als die Tagespresse. Dazu dient vor allem, auf die Zusammenhänge von sozial benachteiligten Stadtbezirken einzugehen.

Dort herrschen bekanntlich beengte Wohnverhältnisse, prekäre soziale Lagen der Familien, eine hohe Anzahl der Familienmitglieder, vor allem viele Kinder und nicht zuletzt die Barrieren zur deutschen Mehrheitsgesellschaft, dies sind nicht nur die sprachlichen Barrieren, sondern auch die schwierigen Nachbarschaftsverhältnisse und weitere desintegrierende Faktoren.

Das alles ist seit Langem bekannt und wird auch ausführlich in den überregionalen Medien, auch aus anderen Städten berichtet. Die dort früh eingeleiteten Maßnahmen in Städten wie Köln, Hamburg, Berlin und anderen – zum Beispiel Testzentren vor Ort und mobile Impfteams – sind sehr sinnvoll und wirksam, je früher desto besser.

In Münster ist allgemein bekannt, dass zu diesen sozial benachteiligten Stadtteilen Berg Fidel, Kinderhaus und Coerde gehören. Coerde ist dabei der mit deutlichem Abstand der am stärksten belastete Stadtteil mit dem höchsten Anteil an Menschen mit Migrationsgeschichte, noch vor allen anderen Stadtteilen. Die Probleme fokussieren sich insbesondere in beengten Sozialwohnungen in bestimmten Straßen („Sackgassen“), Wohnblöcken und Hochhäusern. Auch das ist durch viele Berichte, Studien und Statistiken der Stadt genau bekannt. Insofern ist die relativ späte Reaktion der zuständigen Stellen in Münster sehr erstaunlich, denn man war hier ja gerade besonders stolz auf lange Zeit relativ niedrige Inzidenzwerte.

Irreführend und auch ärgerlich ist in in ihrem Bericht der hervorgehobene Zusammenhang mit bestimmte Migrantengruppen und Herkunftsländer. Dies führt nur zu leicht zu falschen Schlüssen und Vorurteilen. In Coerde lebt mit 26,7 Prozent der größte Anteil von Migranten in einem Münsteraner Stadtteil; keineswegs leben hier besonders viele aus dem ehemaligen Jugoslawien. In Coerde leben Menschen aus über 100 Nationen; gibt es noch eine Steigerung von „multiethnisch“? Wichtig ist nur, dass man die Menschen in „ihren“ Sprachen erreichen muss, wenn man die Impfquote erhöhen und die besonders hohen Inzidenzwerte senken will. Darauf hoffen alle Münsteraner*innen, weil es alle betrifft. Vor allem freuen sich dann alle auf die damit wiedergewonnenen Freiheiten.

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