Post von Leser:innen

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von Constanze Busch

Thomas Lins vom Verkehrsclub Deutschland hat uns zum RUMS-Brief vom 5. November über die B 51 geschrieben:

Wir vom VCD vertreten den Grundsatz der integrierten Verkehrsplanung. Es reicht nicht, in diesem Korridor nur auf die Straße zu schauen. Auch die Schiene bzw. die öffentlichen Verkehrsmittel als Verkehrsträger gehören in diesem Zusammenhang zum Entwicklungsfeld des regionalen Verkehrsbedarfs.

Die Straßenplanungen werden vom Straßenbauträger und von der Politik vor allem mit Bedarfs-Prognosen legitimiert, die zunehmende Verkehrsmengen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vorhersagen. Derartige Prognosen sind jedoch aus unserer Sicht nicht mehr aussagekräftig, denn sie schreiben einfach nur die bisherige Entwicklung in die Zukunft fort. Angesichts der Klimakatastrophe geht es nicht mehr um Fortschreibungen des Zuwachses, sondern um eine deutliche Verringerung des motorisierten Individualverkehrs (PKW und LKW).

Überdies würde die Realisierung des Straßen.NRW-Konzeptes zu einer Kannibalisierung von Investitionen führen: Mit hohem finanziellen Einsatz den Straßenverkehr „schneller“ zu machen, bedeutet, die Investition in die parallel verlaufende Schienenstrecke zu entwerten. Statt den Erfolg des klima- und flächen­schonenden Schienenpersonenverkehrs zu fördern, wird mit „schnelleren“ Einfallstraßen der mögliche Markterfolg des Zugverkehrs zwischen Münster und Bielefeld untergraben.

In Bezug auf die Leistungsfähigkeit der Öffentlichen Verkehrsmittel sind aus unserer VCD-Sicht noch andere Aspekte wichtig:

Das von Straßen.NRW bestellte Gutachten ging anfangs von falschen Zahlen aus: Nicht 2.400 wie im Gutachten, sondern 3.400 Fahrgäste täglich zählt der „Warendorfer“ laut Verwal­tungsvorlage von 2016 (bei Betrachtung des geplanten Haltepunkts Mauritz-Mitte, ehemals Danziger Freiheit). Der absolute Fahrgastzuwachs bei einem wesentlich verbesserten Schienenverkehr zwischen den Westfalenmetropolen Münster und Bielefeld liegt damit sehr viel höher als in dem Straßen.NRW-Gutachten genannt.

Neben der Taktverdichtung bieten sich weitere effektive Mittel an, die Fahrgast­zahlen der öffentlichen Verkehrsmittel zu steigern. Diese hat der Gutachter nicht einmal genannt, geschweige denn eingerechnet. Wir vom VCD Regionalverband Münsterland regen seit längerem an, ähnlich wie in Stutt­gart den Geltungsbereich der Preisstufe 0 (Stadtgebiet Münster) auf den ersten Kommunen­ring (so auch auf Telgte) zu vergrößern. Als besonders günstiges Angebot für beruflich Pendelnde in der Region sehen wir vom VCD Münsterland ein „Klima-Abo“, das nur einen Bruchteil der bisherigen Jahres­karten kostet. Beispielhaft ist hier die ähnlich strukturierte Stadtregion Freiburg.

10.000 Fahrgäste täglich zählen heute schon die Strecken von Münster nach Essen, nach Rheine und nach Hamm. Zwischen Münster und Bielefeld über Warendorf dürfte das auch möglich sein. 10.000 Fahrgäste täglich werden sogar für die WLE-Strecke nach Sendenhorst prognostiziert. Solche Entwicklungschancen sind aber offensichtlich nicht im Gedanken-Portfolio der Gutachter. Das ist kaum verwunderlich, denn nach wie vor scheint es in der Logik der Straßenbauer nur eine Lösung für Verkehrsprobleme zu geben: Noch mehr Straßen.

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