Post von Leser:innen

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von Fabian Schatz

In seiner Kolumne am Sonntag schrieb Ruprecht Polenz über den Musik-Campus. Dazu haben wir einen offenen Brief erhalten.

Lieber Herr Polenz,

nun stimmen Sie, als anerkannt kritischer Geist in unserer Stadt, auch noch in diese überschwänglichen Jubelarien für den Musik-Campus (Jahrhundert-Projekt, einmaliger Glücksfall, Meilenstein für die Stadt) mit ein.

Ja, Münster braucht nach den vielen Jahren seit dem Bau der bemerkenswerten Stadtbibliothek im Jahr 1990 dringend neue und zukunftsorientierte Räume für Kultur, Musik, Bildung und Begegnung. Die Schülerinnen und Schüler der Musikschule, die Musikerinnen und Musiker des Orchesters, die Studierenden der Musikhochschule, vor allen aber die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt haben das verdient. Aber auch VHS und Stadtbibliothek benötigen konzeptionellen und räumlichen Freiraum für ihre Weiterentwicklung in den nächsten Jahrzehnten.

Das monothematisch allein auf die Musik fokussierte Konzept ist aus der Zeit gefallen. Der seit mehr als fünf Jahren ergebnislos geführte politische Disput zum Musik-Campus ist ein Armutszeugnis für die Verwaltung, der Standort an der Peripherie der Innenstadt und im Hintergarten des Schlosses ein Alptraum für einen Kulturbau der Zukunft.

Es gibt eine viel bessere Lösung für die kultur- und bildungspolitischen Zukunftsfragen, die viel mehr Bürgerinnen und Bürger als nur die Freunde der Musik mit ins Boot holen und zugleich die gefährdete Innenstadt stärken würde. Für viele Besucherinnen und Besucher von Musik-, Kultur- und Bildungsveranstaltungen aus allen Altersgruppen und sozialen Milieus wäre das urbane Umfeld des Martini-Viertels, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Theater und Museen, zur Stadtbibliothek, zu vielfältiger Gastronomie und zum Prinzipalmarkt, ein idealer Standort, der – zentral gelegen – perfekt an den ÖPNV angebunden ist. Ein neuer, offener multifunktionaler Ort für Kultur und Bildung mit einem modernen Konzertraum am Hörster Parkplatz.

Die Universität könnte ihre neue Musikhochschule eigenständig planen und möglicherweise dort realisieren, wo seit Jahren ein wirklicher Campus der Kunst und Kreativität entstanden ist: Auf dem Leonardo Campus. Das Gelände der alten Pharmazie an der Hittorfstraße könnte zu einem Wohnquartier für Mitarbeiter:innen der Universität, des Uniklinikums oder für Studierende im Westen der Stadt entwickelt werden. Die traditionell guten Beziehungen zwischen Stadt und Universität würden sich nicht um einen Deut verändern – eher im Gegenteil.

Fehlt noch die städtische Musikschule, die ja den Kindern und Jugendlichen in erster Linie dezentrale Angebote in den Stadtteilen macht – nach dem Motto: „Kurze Beine – Kurze Wege!“ Also prüfen wir den tatsächlichen Raumbedarf der Musikschulzentrale zunächst noch einmal kritisch und renovieren bzw. erweitern am bisherigen, wunderbaren Standort an der Himmelreichallee. Dazu braucht es keine 40 Millionen Euro teure Luxus-Sanierung. Solch eine Lösung, wie sie von der Initiative Stadtkultur Münster vorgeschlagen wird, wäre der richtungsweisende Weg für Münster. Ein echter Meilenstein in der Kulturentwicklung einer Stadt, die sich fit für die Zukunft machen muss.

Damit der Weg für eine bessere und realisierbare Lösung frei wird, sollte die Verwaltung die Beschlussvorlage zum Musik-Campus noch vor der Ratssitzung im April zurückziehen und im Einvernehmen mit dem Rat den Weg für einen Neustart der Überlegungen frei machen. Zumal ein dezentrales Konzept und dessen zeitlich gestaffelte Realisierung das Warten der Musikszene „auf bessere Zeiten“ erheblich verkürzen würde.

Mit freundlichen Grüßen:

Dr. Hans Gummersbach, Prof. Dr. Klaus Anderbrügge, Dr. Heiko Winkler, Hery Klas

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