Der Musik-Campus: Endlich Ergebnisse? | Die „EinKlang”-Philharmonie hört auf. Warum? | Unbezahlte Werbung: Erdbeerhof Heilers-Lülf

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

am Dienstag geht es mal wieder um den Musik-Campus. Die Stadt hat zu einer Pressekonferenz eingeladen, um über Ergebnisse zu sprechen, allerdings vermutlich nicht über die Ergebnisse, die man gern hören würde. Zum Beispiel: Wo steht denn im Moment der Baukosten-Tacho?

Falls Sie aus Versehen eine RUMS-Ausgabe übersprungen haben, wir hatten neulich darüber berichtet. Nach unseren Informationen hat die Stadt einige Parteien längst darüber informiert, dass sich in den Finanzplanungen ein bisschen was geändert hat, weil die erwarteten Kosten in ähnlichem Maße gewachsen sind wie die Spannung, mit der das Betreiberkonzept erwartet wird.

Von weit über 400 Millionen Euro war die Rede. Wir hörten von der genauen Zahl 453 Millionen Euro, die so in mindestens einem der Treffen gefallen sein soll, die aber niemand bestätigen wollte. Stadt und Uni Münster wiesen alles zurück. Man könne noch gar keine Zahlen nennen. Im September werde man eine Vorlage veröffentlichen. Da werde dann alles Wichtige drinstehen.

Zwischendurch aber erst mal zu den Dingen, um die es am Dienstag in der Pressekonferenz gehen wird. Ende des vergangenen Jahres hatte die Stadt zwar noch keinen Grundstein gelegt, aber immerhin ein neues Gremium gegründet – das sogenannte „Musikfachliche Begleitungsgremium”, das den ganzen Prozess dem Vernehmen nach musikfachlich begleiten soll.

Unter anderem soll das Gremium sich mit der Frage beschäftigen, welche Potenziale so ein Musik-Campus denn eigentlich bietet. Wäre ja gut, wenn man das schon mal weiß, bevor man wie viele hundert Millionen auch immer für das Ding ausgibt.

Es soll auch um die Perspektive der freien Musikszene gehen und um das Raumkonzept, also Fragen wie: Wie viele Räume soll es denn eigentlich geben? Was soll man dort machen können? Welche Ausstattung braucht man? Und, vielleicht nicht ganz unwesentlich: Wo wird man diese Räume dann finden?

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Haben wir irgendwas vergessen? Ach ja, die Synergien, also Effekte, die sich ergeben, weil sich alles an einem Ort befindet. Ich stelle mir da zum Beispiel einen Kicker vor, den nicht nur die Leute aus dem Orchester nutzen können, sondern auch die aus der Musikschule. Aber vielleicht lassen sich da ja noch weitere Kooperationsprofite finden. Warten wir die Ergebnisse ab.

In der Zwischenzeit aber noch schnell zu einer Pressemitteilung von der Linkspartei und der Internationalen Fraktion, die soeben hier angekommen ist.

Dort heißt es: „Nach ersten Hinweisen aus anderen Fraktionen haben wir inzwischen Gewissheit, dass es mindestens ein vom Oberbürgermeister anberaumtes Treffen mit den Spitzen der Ratsfraktionen CDU, Grüne, SPD und FDP und der Gruppe Volt zum aktuellen Stand der Musik-Campus-Planungen gegeben hat, zu dem unsere Fraktionen bewusst nicht eingeladen waren.“ Durch „das selektive Vorgehen des Oberbürgermeisters“ sähen die beiden Parteien sich „massiv“ in ihrem „Informationsrecht beeinträchtigt“, so steht es dort. Das sei ein „Vertrauensbruch erster Güte“, der „eine weitere Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister nahezu unmöglich“ mache.

Nach unseren Informationen trifft den Oberbürgermeister hier allerdings keine Schuld, denn wie wir hörten, war es so: Die Grünen hatten Markus Lewe nach einer Informationsveranstaltung, von der man sich mehr erhofft hatte, um ein weiteres Treffen gebeten, in dem es dann bestenfalls auch Informationen geben sollte. Und sie hatten ihn aufgefordert, dazu auch CDU, SPD, FDP und Volt einzuladen, also die Parteien, die für den Musik-Campus gestimmt hatten.

In der Mitteilung von Internationaler Fraktion und Linkspartei steht am Ende noch etwas anderes, nämlich: „Wir sind sehr neugierig zu erfahren, was Oberbürgermeister Lewe uns und der Öffentlichkeit bisher nicht sagen wollte.“ Daher zur Sicherheit hier noch ein zweites Mal der Link zu unserem RUMS-Brief. (rhe)

Kurz und Klein

+++ In der Nacht zu Samstag, kurz vor 1 Uhr, ist ein Polizeieinsatz in Coerde aus dem Ruder gelaufen: Eine Gruppe von Männern hatte auf einem Tankstellengelände laut Musik gehört. Anwohnende baten die Männer darum, die Musik leiser zu drehen, doch die reagierten laut Polizeimeldung aggressiv und drohten Schläge an. Die Menschen riefen deshalb die Polizei, um die Lage zu deeskalieren. Stattdessen passierte das Gegenteil: „Innerhalb weniger Sekunden entwickelte sich ein Tumult“, heißt es in der Pressemitteilung. Das Ergebnis: drei verletzte Polizist:innen, einer davon schwer, zwei Einsätze von Pfefferspray und Elektroschusswaffen (RUMS-Brief), drei Festnahmen und ein verletzter Ruhestörer. Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf hatte die Beamt:innen in der Nacht begleitet und zeigte sich von dem Einsatz entsetzt: Es sei ja bloß darum gegangen, die Musik leiser zu drehen, am Ende seien aber drei Einsatzkräfte verletzt worden. Ein Einzelfall? Oder kommen solche Attacken gegen Beamt:innen vermehrt vor? Ein Polizeisprecher liefert uns auf Anfrage keine genaue Einordnung, sondern eine einschätzende Beobachtung. Er schreibt, das Klima auf der Straße sei rauer geworden. Polizist:innen, aber auch Rettungskräfte würden mittlerweile häufiger Opfer von Gewalt, nicht nur verbaler, sondern auch körperlicher. Das Bundeskriminalamt veröffentlicht dazu jährlich Zahlen. Zuletzt zeigten diese: Die Zahl der Gewalttaten gegen Polizeiangehörige nahm zu, aber Fälle von einfacher Körperverletzung gingen um knapp 40 Prozent zurück. Die Polizeikräfte in Münster bemühten sich jedenfalls um ein sensibles Vorgehen in schwierigen Situationen, doch wie der Einsatz am Wochenende in Coerde zeige, ließen sich Eskalationen nicht immer vermeiden, schreibt der Sprecher. Heute Vormittag erreichte uns eine weitere Polizeimeldung über einen Einsatz in Coerde mit einem verletzten Beamten: Eine Frau war ebenfalls an der Königsberger Straße unerlaubterweise in eine Wohnung eingedrungen und hatte den Polizisten, der sie wieder herausmanövrieren wollte, in den Unterarm gebissen. (sfo)

+++ Auf der App „Tiktok“ kann man sich kurze Videoclips ansehen, was bestimmt sehr lustig ist. Eher unlustig ist aber, wie es „Tiktok“ mit dem Datenschutz hält. Die App gehört dem Pekinger Unternehmen ByteDance, das enge Verbindungen zum chinesischen Staat und der kommunistischen Parteiführung pflegt – und da liegt der Verdacht nahe, die Daten der „Tiktok“-Nutzer:innen in die falschen Hände gelangen oder die App könnte für Spionage missbraucht werden. In einigen Ländern fliegt „Tiktok“ deshalb gerade von Behördenhandys. In Indien ist die Video-App schon verboten. Auch der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Ulrich Kelber (SPD), ist skeptisch: Er rät allen Bundesbehörden davon ab, „Tiktok“ auf den Dienstgeräten zu installieren. Und in Münster? Das Presseamt schreibt uns, die Installation der Video-App sei auf Dienstgeräten „gemäß der verwaltungsinternen Nutzungsvereinbarungen“ erlaubt, aber nur für private Zwecke. Zwischendurch mal ein paar Videos auf „Tiktok“ zu gucken, werde außerdem geduldet. Das Amt für Kommunikation betreibe und plane im Moment keinen eigenen Kanal auf „Tiktok“, schließt aber nicht aus, dass so etwas in Zukunft kommen wird. (sfo)

+++ Am Wochenende meldeten die Westfälischen Nachrichten, dass die Filiale der Imbisskette „Ma’Loa“ am Hansator nach langen Hin und Her endgültig schließt. Der Laden, der hawaiianische Gerichte in Schüsseln serviert, hatte schon in den vergangenen Wochen immer wieder für einige Tage geschlossen. Für das endgültige Aus des Imbisses nennt der Geschäftsführer laut Zeitung zwei Gründe: Am Hauptbahnhof fehle die Laufkundschaft, und die Drogenszene am Bremer Platz wirke auf Kund:innen abschreckend. Mit der Schließung von „Ma’Loa“ vergrößert sich der Leerstand am Hansator. Laut „Hamburg Team“, dem neuen Eigentümer des Hansators, stehen 695 Quadratmeter Fläche derzeit leer. Das seien zwar nur fünf Prozent der Gesamtfläche, wie uns ein Unternehmenssprecher schreibt, aber der Leerstand umfasst beinahe das komplette Erdgeschoss. „Hamburg Team“ stehe in Kontakt mit Firmen, die die drei freien Ladenlokale anmieten möchten. Über den genauen Stand der Verhandlungen teilt uns der Unternehmenssprecher allerdings nichts mit. (sfo)

+++ Nachdem heute Vormittag das russische Militär einen Staudamm in der Ostukraine gesprengt hat, werden die Menschen aus dem besetzten Gebiet um die Hafenstadt Cherson evakuiert. Das englischsprachige Onlinemedium „The Kyiv Independent“ spricht davon, dass Russland mit diesem Angriff eine humanitäre Katastrophe auslösen könnte. Auf Twitter sind Aufnahmen von den gewaltigen Wassermassen zu sehen, die jetzt ins Land strömen. Derweil ruft die Stadt Münster zu Spenden für die Partnerstadt Winnyzja im Westen der Ukraine auf. Mit dem Geld soll ein Rehazentrum finanziert werden, das verletzte Geflüchtete versorgt. Seit Beginn der Krise haben 45.000 Binnenvertriebene in Winnyzja Schutz gefunden. Die Zahl könnte sich nach dem jüngsten russischen Angriff weiter erhöhen. (sfo)

+++ Vier von zehn Bundestagsabgeordneten beziehen Einkünfte neben ihrer Mandatsdiät. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und das Transparenznetzwerk „Abgeordnetenwatch.de“ haben die Nebeneinkünfte in dieser Karte für jeden Wahlkreis aufgeschlüsselt. Besonders fleißig ist der CSU-Politiker Sebastian Brehm aus Nürnberg, der als Steuerberater nebenher fast 3,5 Millionen Euro im Jahr dazuverdient. Die drei Bundestagsabgeordneten aus Münster, Maria Klein-Schmeink (Grüne), Svenja Schulze (SPD) und Stefan Nacke (CDU), geben jeweils null Euro als meldepflichtige Nebeneinkünfte an. (sfo)

Korrekturhinweis: Hier hatten wir im Zusammenhang mit den Nebeneinkünften geschrieben, die drei Bundestagsabgeordneten aus Münster seien “sauber unterwegs”. Das haben wir nach einem Hinweis gelöscht, denn es ist völlig legitim, wenn Abgeordnete Nebeneinkünfte haben. Es muss nur eben transparent sein.

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Wie es weiterging

Mit dem Arbeiterwohnhaus

Vor einem Jahr hatten wir im RUMS-Brief über das Arbeiterwohnhaus für wohnungslose Männer berichtet: In der Einrichtung am Domplatz wohnen seit Juni 2022 vier Menschen, die sich trotz festem Job und geregeltem Einkommen keine Wohnung in Münster leisten können. Einer der Bewohner ist Norbert Hacker, den wir ihnen im Brief vorgestellt hatten. Und jetzt haben wir uns gefragt: Wie geht es ihm heute?

Am Telefon klingt Norbert Hacker glücklich: Kurz nach Veröffentlichung des RUMS-Briefs vor einem Jahr hatte er einen Job im Schulungszentrum der Uniklinik angeboten bekommen. Dort arbeitet er auch immer noch, zurzeit als Honorarkraft, aber bald mit Anstellungsvertrag. Die Arbeit bereite ihm nach wie vor viel Spaß, sagt Hacker.

Im Arbeiterwohnhaus lebt er allerdings nicht mehr. Mitte Januar ist Norbert Hacker umgezogen. Jetzt wohnt er im Kreuzviertel, in einem Einzimmerapartment mit Küche und Bad an der Kinderhauser Straße. Die LEG hatte ihm übers Sozialamt ein Wohnungsangebot gemacht.

Die Möbel fürs Apartment hatte sich Hacker zum Großteil über Freund:innen und Bekannte organisiert. „Mittlerweile verdiene ich auch genug, um Miete und Nebenkosten selbst zu zahlen“, sagt er. Falls aber doch noch mal etwas sein sollte, werde er vom Sozial- und Wohnungsamt der Stadt sowie der Bischof-Herrmann-Stiftung weiterbetreut, sagt Hacker.

Anschlusswohnungen gesucht

Aber wie steht es um das Arbeiterwohnhaus? Benno Oberröhrmann betreut das Projekt als Sozialarbeiter. Er sagt, der Platz, der nach Norbert Hackers Auszug frei wurde, konnte sofort nachbesetzt werden. Hacker sei bisher der Einzige, der den Sprung in eine Anschlusswohnung geschafft habe. Die anderen drei Männer seien zeitgleich mit ihm ins Arbeiterwohnhaus gezogen.

Passenden Wohnraum in Münster zu finden, sei immer noch die größte Herausforderung. Oberröhrmann sagt, man müsse auf der Wohnungssuche die individuelle Situation der Bewohner beachten. Bei einem Mann sei etwa ein arbeitsplatznaher Wohnort wichtig, um seine Beschäftigung weiterhin zu garantieren.

Der Aufenthalt im Arbeiterwohnhaus ist auf ein Jahr befristet. Danach besteht die Möglichkeit, den Verbleib noch mal um sechs Monate zu verlängern. Die drei Männer, die mit Norbert Hacker ins Arbeiterwohnhaus gezogen sind, nutzen diese Möglichkeit, müssen dafür aber nachweisen, dass sie sich auch eigenständig um eine neue Bleibe bemühen.

Schulden abtragen

Ein Punkt seien dabei auch Schulden, sagt Oberröhrmann. Die Bewohner des Arbeiterwohnhauses zahlen gerade einmal 235 Euro Miete pro Monat für ihr Zimmer – für münstersche Verhältnisse ein Kleckerbetrag. Verschuldete Bewohner wollten den Aufenthalt im Arbeiterwohnhaus deshalb dazu nutzen, ihren Schuldenberg abzutragen.

Das Arbeiterwohnhaus stehe außerdem mit den Wohnungsgesellschaften in Münster in Kontakt, um Anschlusswohnungen für die Bewohner zu finden. Benno Oberröhrmann sagt, er wolle demnächst mit einem Schreiben noch einmal auf das Projekt aufmerksam machen und die vier Wohnungssuchenden den Gesellschaften vorstellen. (sfo)

Interview mit Lisa Bröker und Joachim Harder

„Ich sehe eine große Flucht aus der Klassik”

Kurz vor der Coronazeit mussten Lisa Bröker und Joachim Harder sich zum ersten Mal überlegen, wie es mit ihrer „EinKlang“-Philharmonie weitergeht. Acht Jahre zuvor hatten die Flötistin und der Dirigent das Orchester gegründet. Ihre Förderanträge waren Jahr für Jahr bewilligt worden. Aber dann, im Jahr 2019, kam eine Absage. Das Geld reichte nicht mehr aus für ein ganzes Kammerorchester. Die elf Konzerte im neuen Jahr, die sie schon geplant hatten, mussten sie streichen.

Aufgeben wollten sie nicht. Also probierten sie etwas Ungewöhnliches. Sie gründeten eine Mikrophilharmonie, ein Orchester in kleiner Besetzung – erst aus der Not heraus, doch dann mit immer mehr Begeisterung.

Die Formation macht es möglich, große Orchesterwerke mit wenigen Instrumenten zu spielen. Es gibt nicht mehrere Erste Geigen, sondern nur eine. Ein Instrument spielt das, was sonst mehrere spielen. Und das bedeutet: Der Anspruch an die Ensemble-Mitglieder steigt.

In dem neuen Format fand die Philharmonie eine Nische, die es in Deutschland nur selten gibt. Dem Land Nordrhein-Westfalen gefiel das Projekt so gut, dass es das Orchester gleich für drei Jahr förderte. Vor einem Vierteljahr hätten Lisa Bröker und Joachim Harder einen neuen Antrag stellen müssen. Doch das machten sie nicht. Vor wenigen Tagen kündigten sie an, dass im August das letzte Konzert stattfinden wird. Wir haben mit ihnen darüber gesprochen.

Frau Bröker, Herr Harder, Sie haben mit der „EinKlang“-Philharmonie in zwölf Jahren 45 Programme mit 85 Konzerten in Münster und der Umgebung gespielt, darunter zwei Opern. Und eigentlich hätten sie noch Geld für eine weitere Produktion. Trotzdem wollen sie aufhören. Warum?

Harder: Wir wollten uns den Frust ersparen, etwas zu machen, das nicht mehr befriedigend ist.

Was hat Sie denn frustriert?

Harder: Das waren mehrere Dinge. Einer der Hauptgründe ist das schwindende Publikum.

Was genau ist passiert?

Harder: Während unserer Zeit als Kammerorchester hatten wir durchschnittlich 250 bis 350 Zuschauer pro Veranstaltung. Nach der Umstellung auf die Mikrophilharmonie im Jahr 2019 sank die Zahl auf 150 bis 200. Und als Corona mehr oder weniger vorbei war, sackten die Zahlen weiter ab. Da waren es zwischen 80 und 100. Zuletzt sind wir mit großer Anstrengung 76 Karten für ein Konzert in Münster losgeworden. In Lengerich mussten wir einen Auftritt wegen zu geringen Interesses absagen.

Welchen Grund hatte das?

Harder: Wir können nur spekulieren: Es war zum einen recht kurzfristig, fünf Tage vor dem Auftritt. Dann noch an einem Freitagabend. Da sind die Leute vielleicht zum Grillen eingeladen, andere sind bei ihrem Sportverein, und einige interessieren sich vielleicht auch einfach nicht für die Stravinsky-Sinfonie. Aber wir beobachten diese Entwicklung auch an anderen Stellen.

Wo noch?

Bröker: Wir haben uns zum Beispiel im Theater Münster die Oper „Leben des Orest“ angesehen. Ins Große Haus passen 900 Menschen, da saßen im Zuschauerraum geschätzt 60. In der Pause unterhält man sich dann nicht über die Oper, sondern darüber, dass es ein bedrückendes Gefühl ist, so allein im Theater zu sitzen.

Harder: Und das scheint in ganz Deutschland so zu sein. In einer Sitzung des NRW-Kultusministeriums ging es neulich um die Situation der geförderten Ensembles, also unter anderem um uns. Das Ergebnis war: Den Publikumsrückgang gibt es überall. Und man schien ratlos, was dagegen zu tun wäre.

Haben die Menschen keine Lust mehr auf Klassikkonzerte und Opern?

Harder: Ich sehe tatsächlich eine große Flucht aus der Klassik, aber es gibt auch Beispiele aus anderen Kultursparten. Der Geschäftsführer der Halle in Lengerich erzählte uns, er veranstalte dort auch Partys mit Musik aus den Siebziger- und Achtziger-Jahren. Er sagte: Eigentlich kommen da 600 bis 700 Menschen. Im März waren es noch 200 oder 250.

Wie erklären Sie sich das?

Bröker: Wir können nur ahnen, woran das liegt. Es gibt allerdings einiges, das uns immer wieder auffällt. Unser vorletztes Konzert hat zum Beispiel in der Friedenskapelle stattgefunden. Dort hat uns der Veranstalter gesagt: Wenn ich Mozarts „Kleine Nachtmusik“ aufs Programm setze oder die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi, dann kommen die Leute. Wenn nicht, kommen sie nicht. Also es muss etwas sehr Populäres angeboten werden. Das kenne ich auch aus anderen Kontexten. Das „Musiktheater im Revier“ aus Gelsenkirchen fährt nach Frankfurt und spielt dort Harry Potter zum Film live. Die verkaufen 4.000 hochpreisige Tickets, und sie machen gleich zwei Vorstellungen, weil so viele Menschen das sehen wollen.

War das nicht schon immer so, dass die Nischen es schwer hatten?

Bröker: Ja, aber nach meinem Eindruck hat die Entwicklung sich verschärft. Inzwischen braucht alles einen Event-Charakter, es braucht Show-Elemente. Bei uns geht man einfach hin und hört zu. Da stehen 15 bis 20 Menschen auf der Bühne und machen Musik ohne zusätzliche optische Effekte. Das scheint nicht mehr auszureichen. Und bei uns singt auch nicht Cecilia Bartoli oder spielt David Garrett.

Würde das denn eine so kurzfristige Entwicklung erklären, die Sie beschreiben?

Harder: So kurzfristig ist die Entwicklung gar nicht. Ich habe eher das Gefühl, kurz nach der Pandemie gab es die große Sehnsucht, mal wieder zusammen etwas zu machen. Jetzt zeigt sich aber ein verändertes Freizeitverhalten. Die Leute schauen Netflix, es ist schwer, sie vom Sofa herunterzubekommen. Und es kann gut sein, dass dieser Effekt sich verstärkt.

Inwiefern?

Bröker: Wenn die Menschen nur noch selten Kulturveranstaltungen besuchen, erzählen sie auch nicht mehr davon. Man spricht nicht mehr darüber. Und vielleicht haben die Menschen sich auch einfach daran gewöhnt, dass sie bei den Streaming-Diensten nicht mehr an feste Zeiten gebunden sind, sondern die Angebote abrufen können, wann sie möchten.

Das könnte aber auch dazu führen, dass Veranstaltungen, die live und vor Ort stattfinden, zu etwas Besonderem werden, also zu etwas, das aus dem gleichförmigen und immer verfügbaren Streaming-Angebot heraussticht.

Bröker: Für mich ist das immer noch so. Vor allem bei Musik. Da kann die Aufnahme der Berliner Philharmoniker noch so gut sein. Für mich kann sie ein Live-Konzert nicht ersetzen. Für andere vielleicht schon.

Harder: Mir kommt es vor, als wenn die Möglichkeiten, den eigenen Kalender individualisiert zu gestalten, dazu geführt haben, dass die Menschen unverbindlicher geworden sind. Man möchte sich nicht mehr verpflichten, ein Abo zu kaufen und jeden vierten Dienstag um 19.30 Uhr ins Theater zu gehen.

Wäre denn nicht auch eine mögliche Erklärung, dass nicht das Freizeitverhalten sich so sehr verändert hat, sondern die große Flut an neuen und nachgeholten Veranstaltungen ein Grund für die schlechten Kartenverkäufe ist? Dann wäre das Ganze nur ein vorübergehendes Problem.

Harder: Nein, das glaube ich nicht, dass sich das so lange hinzieht. Das ist in bestimmten Genres relevant – wenn Helene Fischer ihre Tournee absagt, zum Beispiel. Aber im lokalen Musikleben spielt das keine Rolle. Ich beobachte aber einen anderen Effekt. Vor einer Woche ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung erschienen. Drei Viertel der Menschen finden es richtig, dass der Staat die Theater fördert, aber kaum jemand geht in die Vorstellungen.

Was bedeutet das für Sie?

Harder: Uns passiert dasselbe. Als wir angekündigt haben, dass wir aufhören, zum Beispiel. Die Leute sagen: Das ist aber schade. Das ist aber ein großer Verlust für Münster. Nur, viele von denen haben sich noch nie ein Konzert von uns angesehen. Das sind immer so Krokodilstränen, wo man das Allgemeine beklagt, aber selbst gar nichts dafür getan hat, dass es anders kommt.

Vielleicht lässt sich das Umfrageergebnis dadurch erklären, dass viele ein Theater einfach als Möglichkeit schätzen. Man könnte ja hingehen. Das ist ja auch mit den Schwimmbädern so. Wenn man hingeht, ist niemand da. Aber wenn sie geschlossen werden sollen, gibt es große Proteste.

Harder: Ja, dem stimme ich zu. Ich finde es zum Beispiel auch gut, dass Münster ein Fußballstadion hat, obwohl ich selbst nie dort hingehe. Pluralität und Vielfalt sind wichtig. Aber wenn Angebote nicht genutzt werden, dann stellt sich irgendwann die Frage, ob sie ihr Geld weiter wert sind. Bei uns hat sich noch eine andere Frage gestellt: Lohnt sich der immense Aufwand?

Vielleicht können Sie beschreiben, was das genau bedeutet. Was müssen Sie alles machen, damit ein Konzert stattfinden kann?

Bröker: Wir sind ein freies Ensemble. Das bedeutet, wir beschäftigen kein Personal. Wenn wir einen Auftritt haben, steht vorher kein Stuhl an seinem Platz. Und es gibt kein Podest und keinen Scheinwerfer, den wir vorher nicht organisiert hätten. Wir müssen Programmhefte drucken, Plakathefte gestalten und verteilen. Wir brauchen eine Abendkasse mit Wechselgeld, Personal für den Einlass, jemand muss die Website pflegen, für Werbung sorgen. Wir müssen Räume organisieren, die Finanzen machen, Überweisungen, Abrechnungen, Rechenschaftsberichte. Wir schauen uns die Orte, an denen wir spielen, vorher an. Wir telefonieren, schreiben E-Mails, besorgen Noten. Einige Orchestermitglieder brauchen eine Unterkunft. Und dann gibt es noch das Problem mit den Proberäumen.

Wo proben Sie denn?

Harder: Ganz unterschiedlich. Diesmal haben wir uns bei der Suche nach einem Proberaum an die Stadt Münster gewandt, um eine Schulaula zu finden. Es dauerte zehn Tage, bis wir endlich eine Antwort bekamen, obwohl wir Mails geschickt und angerufen haben. Schließlich habe ich persönlich mit der Schulleitung verhandelt und Termine vereinbart. Es waren etliche Besuche vor Ort, Telefonate und viel Schriftverkehr nötig.

Was kostet so ein Raum?

Harder: Für drei Probentage haben wir zuletzt 540 Euro gezahlt. Die Rechnung ist gerade angekommen. Dabei haben wir eigentlich nur etwas Licht zum Notenlesen und Toilettenpapier verbraucht. Und trotzdem kostet das 180 Euro am Tag. Das ist natürlich keine Kulturförderung in dem Sinne. Wir fragen uns, ob das wirklich so sein muss.

Hätten Sie sich mehr Unterstützung gewünscht?

Bröker: Ja, das hätten wir. Wir haben auch selbst versucht, Unterstützung für unsere Organisationsarbeit zu finden. Wir haben überlegt: Was können wir auslagern? Aber das ist gar nicht so viel. Die Akquise von Spielorten vielleicht. Nur das ist dann auch wieder nicht so einfach. Wir haben vier oder fünf Projekte im Jahr – zu wenig, um dafür jemanden anzustellen. Wir haben das ausprobiert, aber das hat leider nicht gut funktioniert.

Harder: Es erfordert einfach so Verständnis für das Ganze. Und wenn man so viel abstimmen muss, kann man es am Ende auch einfach selbst machen.

Vor vier Jahren haben Sie eine unkonventionelle Lösung gefunden, um die Philharmonie zu retten. Haben Sie das diesmal auch wieder probiert?

Harder: Das hätten wir gern gemacht. Aber das ist sehr schwer. Die ursprüngliche Idee unserer Philharmonie war, ein Ensemble aus Freelancern zu bilden. Aber weil in der Mikrophilharmonie jedes Mitglied eine anspruchsvolle Solistenrolle hat, konnten wir für bestimmte Instrumente zuletzt keine Besetzung in der Region finden, die gut genug ist. Das ist nicht arrogant gemeint. Da geht es einfach um bestimmte Anforderungen, die erfüllt sein müssen.

Wie haben Sie das Problem gelöst?

Harder: Wir haben den Radius etwas größer gezogen. Viele Musikerinnen und Musiker kommen aus Dortmund, Essen, Düsseldorf, Köln oder Detmold. Aber auch dort ist es nicht leicht, qualifizierte Leute zu finden. Wer gut ist, hat eine Stelle im Orchester, und damit ist der Terminkalender meist schon voll. Im Grunde können wir nur die nehmen, die noch studieren oder kurz nach dem Studium eine Stelle suchen.

Aber mit denen ging es?

Harder: Fachlich schon. Nur die sind dann eher auf der Durchreise. Die sind bei einem Projekt dabei, danach machen sie etwas anderes. Und dann hat uns die Deutsche Bahn das Leben auch noch sehr schwer gemacht. Bei unserem letzten Projekt ist unsere Oboistin aus Düsseldorf einen Tag früher angereist.

Was wäre, wenn jemand fehlt?

Harder: Ja, das ist das Problem bei der Mikrophilharmonie. Ausfälle können wir nur schwer verkraften. Wenn wir nicht vollständig sind, können wir nicht proben. So eine Mikrophilharmonie ist ein Hochrisikoprojekt. Und wenn man bedenkt, dass die Leute vier, fünf Mal die Strecke Düsseldorf-Münster fahren müssen, um am Ende vor 76 Menschen zu spielen, dann steht das am Ende in keiner guten Relation mehr.

Gibt es denn trotzdem irgendetwas, das Sie dazu bewegen könnte, noch weitermachen?

Bröker: Im Moment ist das eigentlich irreal. Die einzige Chance, so etwas zu finanzieren, ist die Ensemble-Förderung des Landes. Die haben wir nicht noch einmal beantragt, obwohl wir wahrscheinlich gute Chancen gehabt hätten, sie noch einmal zu bekommen. Aber jetzt können wir mit unseren Honoraren nicht einfach zurückgehen und sagen: Wir zahlen euch vorerst nichts, bis wir wieder Geld haben.

Um wie viel Geld geht es?

Harder: In den vergangenen Jahren haben wir 100.000 bis 200.000 Euro Umsatz gehabt. Die lokalen Sponsoren geben uns zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Das ist im Verhältnis nicht viel. Und wenn man für 2.500 Euro von öffentlichen Stellen einen langen Antrag schreiben und am Ende eine penible Abrechnung machen muss, dann sind unsere Möglichkeiten, auf diese Weise an Geld zu kommen, auch sehr begrenzt.

Eine letzte Frage: Angenommen, Sie dürften sich für Ihre Philharmonie etwas wünschen, was wäre das?

Bröker: Genug Geld zu haben, um die Menschen angemessen bezahlen und gegebenenfalls unterbringen zu können. Und einen festen Raum, in dem es Notenständer gibt und wir unsere Ausrüstung lagern können.

Harder: Wenn Sie die Fee mit den drei Wünschen sind: eine gesellschaftliche Entwicklung, bei der klassische Musik wieder den Stellenwert bekommt, den sie haben könnte. Gerade als Gegengewicht zu den 90-Sekunden-Aufmerksamkeitsspannen von Tiktok. Und dass Musikberufe so attraktiv werden, dass sich junge Leute dafür entscheiden. Dann hätten wir auf der Bühne und vor der Bühne wieder Bedingungen, mit denen wir arbeiten könnten. Wenn dann noch geeignete Räume dazu kämen – naja, ich durfte ja träumen, oder?

Am 18. Juni (Sonntag) spielt die Mikrophilharmonie „EinKlang“ ab 18 Uhr im Schlossgarten Beethovens Pastorale, Griegs Morgenstimmung oder die zauberhafte Ouvertüre zu Mozarts Zauberflöte. Das letzte Konzert findet am 19. August (Samstag) auf der Sommerbühne am Bürgerhaus Kinderhaus (Kap.8) statt. Karten brauchen Sie für beide Konzerte nicht. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos finden Sie hier.

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Klima-Update

+++ Wenn alles glatt läuft, steht schon fest, wer der neue Mann fürs Klima in Münster werden soll. Seit Mitte 2021 ist der Posten an der Spitze des Dezernats für Wohnungsversorgung, Immobilien und Nachhaltigkeit vakant, weil der bisherige Dezernent Matthias Peck krankgeschrieben ist. Die Grünen, die das Vorschlagsrecht für die Verwaltungsstelle haben, wollen nun einen geeigneten Nachfolger gefunden haben, melden die Westfälischen Nachrichten. Und das ist grüne Volljurist Arno Minas, momentan Klima- und Stadtentwicklungsdezernent in Wuppertal, hier wie dort Liebling der CDU. Seine Wahl vor zwei Jahren sorgte knapp 70 Kilometer weiter südlich allerdings für Verwunderung. Die Stadt Bonn rechnete damals fest damit, dass Minas die Leitung des Umweltamtes übernehmen würde. Der ließ sich aber wenige Tage später vom Wuppertaler Stadtrat in den besser bezahlten Dezernatsposten wählen. Also besser nicht zu früh freuen? Ein Signal deutet darauf hin, dass Minas nach Münster möchte: Er stellte sich gestern den Stadtratsfraktionen vor. (sfo)

+++ Nach einem Kneipenabend im Bullenkopp gelang es Carl Müller, das Licht einer Gaslaterne im Kuhviertel auszupinkeln. Diese beeindruckende Leistung brachte ihm den Spitznamen Pinkulus ein, der später in Pinkus eingekürzt wurde. Zugegeben, diese Stadtlegende über Münsters letzte Traditionsbrauerei kennen Sie vielleicht. Aber was hat das im heutigen Klima-Update zu suchen? Ganz einfach: Die auspinkelbaren Gasleuchten im Kuhviertel kommen bis August weg, weil die hübschen Lampen leider ziemliche CO2-Schleudern sind. Allein eine solche Leuchte verbrauche im Jahr so viel Gas wie ein 100 Quadratmeter großes Einfamilienhaus, schreiben die Stadtwerke heute in einer Pressemeldung. Bald sollen stattdessen LED-Lämpchen im Kuhviertel brennen, die auch deutlich klimafreundlicher sind. Durch die Umrüstung werden jährlich rund 72 Tonnen CO2 gespart, rechnen die Stadtwerke in der Pressemeldung vor. Ein weiterer Vorteil: LED-Lampen sind pflegeleichter – und vermutlich auch pinkelfester als die Gasleuchten. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Der Bahnübergang Mariendorfer Straße ist von Freitagabend bis Montagmorgen wegen Gleisbauarbeiten gesperrt. (Stadt Münster)

+++ Wegen eines Wasserrohrbruchs unterhalb der Friedrich-Ebert-Straße ist am späten Freitagabend ein Abschnitt des Gehwegs in der Nähe des Finanzamtes eingebrochen. (Antenne Münster)

+++ Nachdem sich Menschen an verschiedenen Orten in der Stadt über Lärm und Pöbeleien beschwert haben, will das Ordnungsamt in öffentlichen Parks und auf Wiesen mehr kontrollieren und im Zweifel einen Platzverweis erteilen. (Stadt Münster)

+++ Die zentrale Unterkunft für Geflüchtete in Gremmendorf, kurz ZUE, wird renoviert und voraussichtlich noch etwas länger als ursprünglich geplant an dieser Stelle bleiben. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Bundespolizei hat am Wochenende am Hauptbahnhof einen Mann aus dem Verkehr gezogen, der auf seinem Arm ein Hakenkreuztattoo trug, unerlaubt aus dem Kosovo nach Deutschland eingereist war und Drogen dabei hatte. (Bundespolizei NRW)

+++ Viele Apotheken schließen am kommenden Mittwoch aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. (Apothekerkammer Westfalen-Lippe)

+++ Der Bundesgerichtshof hat die Revision des Hauptangeklagten im Münsteraner Missbrauchskomplex, Adrian V., abgelehnt und das Urteil damit bestätigt. (Westfälische Nachrichten)

Anonymer Briefkasten

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Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.

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Waren Sie dieses Jahr schon Erdbeeren pflücken? Das bietet sich bei dem schönen Wetter in den nächsten Tagen besonders gut an. Am Gievenbecker Weg gibt es seit Kurzem ein Erdbeerfeld vom Hof Heilers-Lülf, das täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet hat. Für die, die ein bisschen Zeit mitbringen, lohnt sich die Mühe, denn die selbst gepflückten Früchte sind günstiger als die aus dem Supermarkt oder vom Kiosk. Übrigens: Der Hof hat einen eigenen Laden in Billerbeck. Vielleicht wäre das ein Ziel für die nächste Fahrradtour.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Deike Terhorst hat heute ein paar schöne Veranstaltungstipps für Sie recherchiert. Das sind ihre Empfehlungen:

+++ Am Mittwoch findet zum 22. Mal das „Erhaltet den Hawerkamp“-Festival statt, das mittlerweile als feste Größe in der Kulturszene der Stadt gilt. Für 13 Euro im Vorverkauf und 15 Euro an der Abendkasse bekommen Besucher:innen eine Karte zum Feiern in allen Clubs und für die Veranstaltungen im Außenbereich. Die Einnahmen fließen in die Kasse des Trägervereins und dienen dem Erhalt der Gebäude und der Weiterentwicklung der Kunst- und Kulturarbeit. Beginn ist ab 19:30 Uhr.

+++ Die Historikerin Kristina Meyer spricht am Mittwoch um 19 Uhr in der Villa ten Hompel über die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel sowie der SPD und dem jüdischen Staat zur Zeit der Regierung Brandt-Scheel. Die Veranstaltung ist kostenlos und findet vor Ort und über Zoom statt. Anmelden müssen Sie sich nicht, einfach kommen und Platz nehmen reicht.

+++ Ebenfalls am Mittwochabend sind der sechsfache Tischtennis-Weltmeister und Olympiasieger Jan-Ove Waldner und der fünffache Weltmeister Jörgen Persson zu Gast in der Sporthalle Berg Fidel. Im Rahmen des „Enzborn-Supercups“, der von der Tischtennisabteilung des DJK Borussia organisiert wird, duellieren sich die schwedischen Spitzensportler mit vier Lokaltischtennisspielern, bevor sie gegeneinander antreten. Los geht es um 19:30 Uhr, Tickets gibt es für 12 Euro an der Abendkasse.

+++ Der Musiker Vinnie van der Schnuut aus Münster spielt am Donnerstag um 18:30 Uhr live im Spooky’s. Diesmal steht er allein mit seiner Gitarre auf der Bühne, er ist aber auch bekannt als Schlagzeuger der Punkbands „Fresse“ und „Bremer Platz Musikanten“. Der Eintritt ist frei, allerdings freut Vinnie sich über eine Spende in den Hut.

+++ Die Gruppe „Talking Economics“ aus Münster besteht aus Studierenden, die sich kritisch mit Wirtschaftsthemen auseinandersetzen. Dazu veranstalten sie am Donnerstagabend um 19 Uhr eine Zoom-Konferenz mit der grünen Bundestagsabgeordneten Jamila Schäfer, dem Wirtschaftsweisen Achim Truger und dem Ökonomen Florian Schuster vom Dezernat Zukunft. Die drei Gäst:innen diskutieren darüber, wie sinnvoll es ist, wenn Staaten in Krisenzeiten sparen. Anmelden können Sie sich hier.

+++ Am Freitagabend um 19 Uhr bietet das Begleitprogramm der Ausstellung „Droste Digital“ auf der Burg Hülshoff ein besonderes Highlight: Zwei musikalische Performances widmen sich dem Leben und Schaffen der US-amerikanischen Autorinnen Anne Sexton und Dorothy Parker. Mit dabei ist auch RUMS-Kolumnistin Anna Stern, die mit ihrem Kollegen Michael Kolberg Gedichte in musikalische Kunstwerke verwandelt. Tickets gibt es regulär für 15 Euro, ermäßigt für 10 Euro.

Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Luzia Arlinghaus (lar), Fabian Cohrs (fco), Jan Große Nobis (jgn), Sebastian Fobbe (sfo), Deike Terhorst (dte)
Lektorat: Melanie Kelter

PS

Ständig erscheinen irgendwelche Quatsch-Studien oder Nonsens-Umfragen, deren Ergebnisse auf den ersten Blick so aussehen, als wären es Neuigkeiten, aber eigentlich geht es nur darum, möglichst flächendeckend Aufmerksamkeit zu bekommen – am besten noch mit Nennung des Firmennamens. Daher ist es immer ganz wichtig, dass Ergebnisse sich gut regionalisieren lassen, was für ein Wort. Der Firmenname taucht dann nämlich überall auf. Im besten Fall muss es also Daten für so gut wie jede Stadt geben. Das Immobilienportal Rentola – ich hoffe, ich habe das richtig geschrieben – hat es damit jetzt auf so sympathische Weise übertrieben, dass wir das Spiel ausnahmsweise mal mitspielen wollen. Es hat untersuchen lassen (sic!), in welcher deutschen Stadt man eine Zombie-Apokalypse am wahrscheinlichsten überleben würde. Die schlechte Nachricht vorab: In Münster ist es den Platzierungen nach nicht so wahrscheinlich. Die Stadt steht in allen fünf ausgewerteten Kategorien relativ weit hinten, die Kategorien sind Vorräte (Platz 298), Sicherheit (302), Mobilität (379), Verletzlichkeit (93) und Verstecke (341). Wobei das schlechte Ergebnis natürlich auch daran liegen kann, dass jemand, der in Berlin oder Hamburg sitzt und so eine „Studie” erstellt, die einzelne Stadt im Detail eigentlich kaum kennt. Natürlich hängt es auch davon ab, wo man sich beim Beginn der Apokalypse gerade aufhält. Mal angenommen, es geht los, und Sie stehen auf der Königsstraße vor dem Parkhaus im Stau, dann haben Sie vermutlich eher schlechte Karten. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass es sich um einen Fehlalarm handelt – oder mindestens um eine Verwechslung. Denn was auf den ersten Blick wie eine Zombie-Apokalypse aussieht, kennen viele noch ganz gut von früher. Nur da hatte man dafür noch ein anderes Wort. Da nannte man das einfach Pubertät. (rhe)

PPS

Zum Schluss noch eine Empfehlung für die übernächste Woche. Wobei es sinnvoll sein kann, sich schon jetzt eine Karte zu kaufen, sonst sind unter Umständen nämlich alle weg. Am 23. Juni – das ist ein Freitag – findet am Johann-Krane-Weg die Konferenz „TEDxMünster” statt. Der Name sieht erst mal sperrig aus, aber die Idee dahinter ist gut. Ich habe die Veranstaltung mehrere Jahre lang mitorganisiert. Um es schnell zu erklären: In kurzen Vorträgen, maximal 15 Minuten lang, geht es jeweils um eine Idee, die nach Einschätzung der Veranstalter bekannt werden sollte. Das kann eine einfache Idee sein wie die, auf öffentlichen Toiletten immer nur ein Papierhandtuch zu nehmen, um Papier zu sparen. Es kann aber auch um komplexere Dinge gehen, zum Beispiel um die Frage, wie man sich mit ein bisschen Pragmatismus auch in einer komplexen Welt zurechtfindet. Zur Konferenz gehört auch, dass man miteinander spricht und sich kennenlernt. Das hat mir immer besonders gut gefallen. Also wenn Sie am 23. Juni Zeit haben und sich das mal ansehen möchten, dann bekommen Sie hier für 33 Euro ein Tickets. (rhe)

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