Die Glasfaser-Odyssee. Leichte Entspannung? | Mehr Messergewalt in Münster. Warum? | Unbezahlte Werbung: Eggerts Scheune

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

mit dem Glasfaserausbau in Münster ist das so eine Sache. Wir hatten zuletzt im Februar darüber geschrieben. Das Versprechen lautet: Geschwindigkeit. Auf dem Weg dorthin geht es aber sehr langsam voran. Zuletzt lag das unter anderem daran, dass die Stadt auf Materialbestellungen teilweise 20 Monate lang wartete und kaum Leute fand, die Leitungen verlegen können.

Das ändert sich langsam. Tiefbaufirmen haben plötzlich wieder Kapazitäten. „Wir vermuten, dass das auch damit zu tun hat, dass die Zinsen stark gestiegen sind und Investoren sich zurückgezogen haben“, sagt Christian Tebel, der Gigabit-Koordinator der Stadt Münster. Die Preise befänden sich immer noch auf einem recht hohen Niveau. Aber man spüre, dass die Situation sich entspanne.

In Gremmendorf-Ost hat der Glasfaser-Ausbau Anfang des Monats begonnen, das meldeten die Stadtwerke gestern. In den kommenden zwölf Monaten wollen sie zusammen mit der Telekom ungefähr 1.600 Gebäude ans schnelle Netz bringen.

In Kinderhaus, Mauritz-West, am Neutor und im Geistviertel laufen die Arbeiten. Das waren die ersten vier Viertel oder Stadtteile, in denen sie zusammengearbeitet haben. Die Arbeitsteilung sieht so aus: Die Stadtwerke bauen die Leitungen, die Telekom stellt die Verbindung zum Internet her.

Um eine Vorstellung davon zu geben, was das bedeutet, wenn ein Viertel ans schnelle Internet angeschlossen wird: In Gremmendorf-Ost müssen nun 23 Kilometer Glasfaserkabel in den Boden.

In welchem Viertel es danach weitergeht, verraten die Anbieter erst kurz vor dem Ausbau. Bekannt ist, dass Stadtwerke und Telekom bis 2030 fertig sein möchten. Bis dahin wollen sie in Münster 160.000 von knapp 173.000 Haushalte ans Glasfasernetz bringen. Hinzu kommen Adressen, die über staatliche Förderprogramme angeschlossen werden.

Ein Problem beim privatwirtschaftlichen Ausbau ist: Es muss sich auch lohnen. Viele Anbieter setzen voraus, dass mindestens 40 Prozent der Menschen in einem Ausbaugebiet auch Interesse an einem Anschluss haben. Stadtwerke und Telekom setzen diese Bedingung nicht.

In Münsters Gewerbegebieten war das zu geringe Interesse allerdings einer der Gründe dafür, dass der Anbiete NDIX den Ausbau wieder abgesagt hat. Die Baukosten seien stark gestiegen, die Nachfrage zu gering und die Förderprogramme zu kompliziert, schrieb die Stadt im Februar in einem Zwischenbericht.

Mit den Förderprogrammen will der Staat erreichen, dass die Firmen das Netz auch dort ausbauen, wo es sich für sie sonst nicht lohnen würde. Zunächst ging es dabei um weiße Flecken – Gebiete mit sehr langsamen Internetverbindungen (weniger als 30 Megabit pro Sekunde). Im nächsten Schritt wird es um graue Flecken gehen (weniger als 200 Megabit).

Der Bund hat ein neues Förderprogramm gestartet. Seit April können Kommunen sich bewerben. Münster hat im April angefangen, in Erfahrung zu bringen, welche Gebiete in Frage kommen. Am 10. Juli endet das sogenannte Markterkundungsverfahren. Laut Christian Tebel geht es um 3.000 bis 5.000 Adressen – und um die Gewerbegebiete, für die man noch keine andere Lösung gefunden hat. Der Vollständigkeit halber: Über das Weiße-Flecken-Programm sind in Münster 2.000 Adressen angeschlossen worden. Ein Förderprogramm, hellgraue Flecken mit einer Durchsatzrate von bis zu 100 Megabit pro Sekunde, hat die Stadt Münster ausgelassen.

Vor drei Monaten sah der Zeitplan vor: In Hiltrup, Amelsbüren, Handorf, Coerde und Wolbeck sollen die Arbeiten in diesem Jahr fertig werden – in Roxel, Kinderhaus, Zentrum Nord, Nienberge, Albachten, Sprakel und Gimbte im nächsten Jahr. Das sei auch weiterhin das Ziel, sagt Christian Tebel.

Doch auch dann wird lange nicht alles fertig sein. Die Stadt zeigt in einer Übersicht, was noch alles zu tun ist. Ein paar grüne Stellen sind schon da, dort ist das Netz ausgebaut, aber fast der komplette Süden ist überzogen mit gelben Klecksen. Dort läuft der Ausbau. Der Norden ist rot gesprenkelt. In diesen Gebieten stehen die Arbeiten noch bevor. Auch im Vergleich mit den angrenzenden Kreisen steht Münster noch eher am Anfang.

Laut dem Gigabit-Atlas des NRW-Wirtschaftsministeriums sind im Kreis Coesfeld über 76 Prozent der Haushalte mit dem Glasfasernetz verbunden. Im Kreis Steinfurt sind es knapp 48, im Kreis Borken etwa 53 und im Kreis Warendorf knapp 35 Prozent. In Münster haben laut der Übersicht knapp 17 Prozent der Haushalte einen Glasfaseranschluss.

Damit liegt Münster auch landesweit unter dem Durchschnitt (24 Prozent). Bundesweit sind knapp über 12 Millionen Haushalte am Glasfasernetz, das ist ein knappes Drittel aller Haushalte. Bis Mitte Oktober hat Münster jetzt noch Zeit für den Förderantrag. Wie es mit den grauen Flecken weitergeht, dürfte dann Ende des Jahres feststehen. Bis dahin geht es für viele weiter wie gehabt: mit langsam wachsenden Download-Balken und Warten. (rhe)

Korrekturhinweis:

– In einer früheren Version schrieben wir, der Ausbau in den Vierteln Kinderhaus, Mauritz-West, Neutor und Geistviertel sei abgeschlossen. Das war leider ein Missverständnis, die Arbeiten laufen parallel weiter.

– Die städtische Gesellschaft Citeq schreibt auf ihrer Website „Markterkundungsverfahren vom 17.04.2023 bis zum 19.06.2023“ (Stand 22. Juni 2023). Das hatten wir geschrieben. Das Markterkundungsverfahren läuft allerdings noch bis zum 10. Juli 2023. Es ist kurzfristig verlängert worden.

– Und wir hatten geschrieben, es werde erst nach dem Ausbau eines Gebiets entschieden, welches als Nächstes ans Netz angeschlossen wird. Richtig ist: Es wird schon vorher entschieden, aber die Stadtwerke veröffentlichen das erst kurz vor dem Ausbau.

– In einer früheren Version wurde nicht deutlich: Die Quote von 40 Prozent der Menschen in einem Ausbaugebiet, die Interesse an einem Glasfaseranschluss haben müssen, bevor Anbieter das Netz ausbauen, gibt es nur beim sogenannten eigenwirtschaftlichen Ausbau, den der Staat nicht fördert. Das ist der Bereich, in dem Stadtwerke und Telekom zusammenarbeiten. Sie setzen diese Quote allerdings nicht voraus. Das steht nun im Text.

– Zur Konkretisierung: Stadtwerke und Telekom wollen bis 2030 etwa 160.000 Haushalte ans Glasfasernetz anschließen. Der geförderte Ausbau läuft separat. Über das Graue-Flecken-Programm werden, wie geschrieben, 3.000 bis 5.000 Adressen (nicht Haushalte) einen Glasfaseranschluss bekommen. Über das Weiße-Flecken-Programm zusätzlich 2.000 Adressen. Das haben wir ergänzt.

– Bei den sogenannten grauen Flecken unterscheidet man zwischen hellgrauen Flecken (bis zu 100 Megabit pro Sekunde) und, darum geht es beim neuen Förderprogramm, um graue Flecken (bis zu 200 Megabit). Auch diese Unterscheidung haben wir ergänzt.

Kurz und Klein

+++ Sport I: Im Wettbewerb um den DFB-Pokal spielt Preußen Münster gegen Bayern München. 2014 trafen Preußen und Bayern München schon einmal aufeinander, damals gewannen die Bayern mit 4:1 gegen Preußen. Dieses Déjà-vu und die geringen Chancen auf einen Sieg sind aber nicht die einzigen Gründe, warum sich die Preußen-Fans nicht unbedingt über die Begegnung freuen: Das letzte Spiel löste bei Preußen vor knapp zehn Jahren eine Finanzkrise aus, außerdem hätten die Preußen „keinerlei geografische, emotionale oder sportliche Beziehung zum Rekordmeister“, weshalb sich wahrscheinlich auch nur „oberflächlich interessierte Sportfans im Münster“ für das Match begeistern dürften. Das schreibt zumindest Carsten Schulte in einem säuerlichen Kommentar für das Onlinemagazin „100 Prozent Mein SCP“, dessen Überschrift „Schon wieder Bayern München“ lautet, aber gemessen an dem genervten Tenor des Textes wohl eher „Och nöö, bitte nicht schon wieder Bayern München“ heißen sollte. Ob das Duell Preußen-Bayern wirklich ein Flop wird, werden wir sehen. Wann das sein wird, steht noch nicht fest. Vermutlich Ende September, denn am eigentlichen Spieltermin am 12. August ist Bayern München mit dem Supercup zugange. Eines zeigt sich aber jetzt schon: Die Fans legen mehr Begeisterung für das Spiel gegen Bayern München an den Tag als Kommentator Schulte. Es ist ein regelrechter Run auf Dauerkarten ausgebrochen, und wie Preußen heute mitgeteilt hat, wollten in den vergangenen Stunden rund 500 Menschen in den Verein eintreten, denn Preußen-Mitglieder haben ein Vorverkaufsrecht. Das sind so viele Neuanträge, dass Preußen jetzt erstmal einen Aufnahmestopp verhängen musste, um alles in Ruhe abzuarbeiten. (sfo)

+++ Sport II: Nachdem sich die Uni Münster entschieden hat, sich offiziell von WWU in Uni Münster umzubenennen, ziehen jetzt auch die WWU Baskets nach. Wie der Verein gestern bekannt gab, heißt er ab Juli „Uni Baskets Münster“. Die Umbenennung sei laut Pressemeldung eine „in mehrerlei Hinsicht logische Konsequenz“ und der neue Name habe sich auch bei den Uni-Angehörigen schon lange etabliert. (sfo)

+++ Gestern Nachmittag hat sich eine Radfahrerin an der Moltkestraße schwer verletzt, weil ein Mann die Beifahrertür seines Autos geöffnet hat, ohne dabei auf den Fahrradverkehr zu achten. Die geöffnete Autotür habe die komplette Breite des Fahrradstreifens eingenommen, schreibt die Polizei in einer Pressemitteilung. Und laut Polizeimeldung komme es immer wieder zu solchen Unfällen in Münster, mit teils schwerwiegenden Folgen. Aus diesem Grund rät die Polizei, Autotüren immer mit der weiterentfernten Hand zu öffnen, weil sich dann der Oberkörper automatisch mitdreht und dadurch der Fuß- und Radverkehr ins Sichtfeld rückt. Die Methode nennt sich „holländischer Griff“ und wird in diesem Video erklärt. (sfo)

+++ Gestern sind zwei Männer aus der JVA Münster freigekauft worden, die ohne gültigen Fahrschein in den öffentlichen Verkehrsmitteln erwischt wurden. Wer Beförderungsleistungen erschleicht, begeht seit 1935 eine Straftat in Deutschland. Die Initiative Freiheitsfonds findet das unfair. Der Fonds will die Abschaffung dieses Strafparagrafen erreichen und kauft immer wieder Gefangene aus Haftanstalten frei. Diesmal waren es zusammen mit den beiden Männern aus Münster bundesweit insgesamt 55 Menschen. Wie uns der Gründer des Freiheitsfonds, Arne Semsrott, mitteilt, hätten die beiden Gefangenen noch lange in der JVA Münster bleiben müssen. Der eine war seit dem 31. Mai in Haft und hätte noch 48 Tage vor sich gehabt, der andere war erst am Mittwoch in die JVA gekommen und hätte noch 65 Tage absitzen müssen. Im Dezember hatten wir berichtet, dass die JVA direkt nach der Inhaftierung Anmeldeformulare für den Freiheitsfonds an die Gefangenen übergibt, weil das Freikaufen „dem Ziel der Resozialisierung“ diene. Auf Bundes- und Landesebene wird außerdem diskutiert, den Fahren-ohne-Fahrschein-Paragrafen aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Gestern fand gleichzeitig mit den Freikäufen eine Anhörung im Bundestag zu einem Gesetzentwurf der Linksfraktion statt. Darin stehtt, dass Menschen, die ohne Fahrschein fahren, nicht mehr kriminalisiert werden sollen. Die Ampelkoalition ist eigentlich auch dafür, allerdings hat das FDP-geführte Bundesjustizministerium noch kein Gesetz auf den Weg gebracht. (sfo)

+++ Vermutlich bis in den August hinein wird die Bahnhofsmission samstags und sonntags geschlossen bleiben, das hat sie auf Instagram mitgeteilt. Der Grund, den sie anführt: Einige Personen legten gewaltvolles Verhalten an den Tag, das über verbale Attacken hinausgehe. Das hätte sich zuletzt verstärkt, sodass ein sicherer Dienst an den Wochenenden kaum noch möglich sei. Die Bahnhofsmission hat nun eine Arbeitsgruppe gegründet, um ein neues Konzept für den Dienst am Wochenende zu erarbeiten. (sst)

Mal sehen

Wo tote Tiere zum Leben erweckt werden

Aminul Islam sitzt in seiner Werkstatt und foehnt die Haut des Vogels

Aminul Islams Arbeit ist ein komplexes Handwerk. Er muss häuten, modellieren und nähen. Islam ist zoologischer Präparator in Münsters Naturkundemuseum. Er richtet Tiere so her, dass man sie in Ausstellungen zeigen kann. Unser Fotograf Malte Schüttler hat sich angesehen, wie man das macht. Seine Fotoreportage ist Teil eines Kooperationsprojekts von RUMS und der „Münster School of Design“, das unser Fotoredakteur Nikolaus Urban leitet

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Gegen den Landestrend: mehr Messerattacken in Münster

Im März ist in Münster auf dem Send ein Mann erstochen worden. Die Statistik zeigt: Die Zahl der Messerangriffe in Münster steigt. Woran liegt das? Und was kann man tun? Sebastian Fobbe hat sich das mal genauer angesehen.

„Eine derartige Explosion an Gewaltkriminalität ist mir nicht bekannt. Eine nie dagewesene, unfassbare und brutale Blutspur nach Messerattacken zieht sich durch unser Land.“

Na, wer hat’s gesagt? Explosion an Gewaltkriminalität. Brutale Blutspur. Unser Land. Klingt doch alles sehr nach AfD, meinen Sie nicht auch? Tatsächlich stammt das Zitat von Andreas Bialas, dem innenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag.

Anfang Mai diskutierte der Landtag in Düsseldorf über die Messerangriffe in NRW. Die SPD hatte eine aktuelle Stunde beantragt und gefordert, das Tragen von Messern in der Öffentlichkeit zu verbieten. Anlass für die Debatte waren Messerattacken am langen Maiwochenende, unter anderem an der Windthorststraße in Münster.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte in der Debatte Verständnis für die aktuelle Stunde der SPD. Es gebe in Nordrhein-Westfalen ein Problem mit Messerkriminalität, das sei unstrittig. Reul verwies allerdings auf die polizeiliche Kriminalstatistik. Denn die zeigt einen Abwärtstrend an: von mehr als 5.700 registrierten Messerangriffen im Jahr 2019 auf weniger als 4.000 im vergangenen Jahr. Wie die SPD also auf ihre Interpretation kommt, erklärt sich mit Blick auf die Zahlen nicht.

Mehr als 100 Messerattacken in Münster

Aber wie sieht es in Münster aus? Das hat die Landtagsfraktion der AfD im April erfragt. Hintergrund der kleinen Anfrage war der tödliche Messerangriff auf dem Send vor drei Monaten (RUMS-Brief). Die Antwort der Landesregierung überrascht, denn entgegen dem NRW-Trend nimmt die Zahl der Messerdelikte in der Stadt zu.

Zumindest auf dem ersten Blick. Die Landesregierung kann nur Zahlen seit 2019 nennen, in den Jahren davor gehörten Stichwaffen noch nicht zum Tatmittelkatalog der polizeilichen Kriminalstatistik. 2019 und 2022 ereigneten sich in Münster jeweils 106 Messerangriffe. In den Jahren dazwischen allerdings nur 89 beziehungsweise 42 – ein coronabedingter Knick in der Statistik.

Die Pressestelle der Polizei Münster kann auf Anfrage keine genauen Gründe dafür nennen, warum Münster bei der Messerkriminalität gegen den Strom schwimmt. Die Zahlen bewegten sich in einem niedrigen dreistelligen Bereich und lieferten keine Anzeichen für eine mittelfristige, begründbare Entwicklung hin zu mehr Messerangriffen, schreibt uns ein Polizeisprecher.

Was die ganze Sache schwierig einzuschätzen macht: „Ein Messer mitzuführen, ist nicht nur sehr einfach, sondern auf den ersten Blick für andere, auch für Polizeibeamte[,] nicht zu erkennen“, schreibt der Polizeisprecher. Gleichzeitig geben Messer demjenigen, der sie bei sich hat, „ein Gefühl der Überlegenheit“. Wer ein Messer mit sich führe, habe sich auch schon darüber Gedanken gemacht, es im Zweifel einzusetzen.

Dazu kommt ein weiteres Problem: Fast jedes scharfe Messer kann verletzen oder töten. Laut Kriminalstatistik der Polizei Münster waren nur zwölf Messer, die 2022 bei Angriffen gebraucht wurden, Tatmittel im Sinne des Waffengesetzes.

Mehr Kontrollen, wo es das Recht zulässt

Um dem entgegenzuwirken, setze die Polizei Münster laut Sprecher „auf Prävention, Aufklärung und auf Kontrollen“. So informiere die Polizei beispielsweise über die Gefahren von Messern (hier zum Beispiel). Bei strategischen Fahndungen würden außerdem Taschen auf Messer durchsucht. Abseits solcher Fahndungen seien Kontrollen aber nur bei konkreten Gefahren oder in Verdachtsmomenten erlaubt, schreibt der Polizeisprecher.

Zu verstärkten Kontrollen hat auch der Kriminologe Klaus Boers von der Uni Münster in einem Interview mit den Westfälischen Nachrichten geraten. Seiner Ansicht nach sollte die Polizei vor allem dort Menschen kontrollieren, wo sich erfahrungsgemäß vermutete Tätergruppen aufhielten.

Heißt also, es braucht kein Messerverbot? Der Polizeisprecher antwortet uns, ein solches Verbot gebe es bereits. Zum Send dürfe niemand Messer mitbringen, das schaffe die Grundlage für Kontrollen auf dem Kirmesgelände. Allerdings: „Dort, wo große Menschenansammlungen stattfinden, besteht immer auch die Möglichkeit, Kontrollen zu umgehen oder sich den selbigen zu entziehen.“

Die Polizei möchte deshalb die Messerkriminalität in Münster weiter im Blick behalten. Sie nehme dabei auch den Hauptbahnhof ins Visier, etwa bei einem landesweiten Aktionstag in der vergangenen Woche, bei der die Polizei bei Personenkontrollen an der Windthorststraße und am Berliner Platz Messer gefunden hat. Sie möchte außerdem mit der Stadt und der Bundespolizei einen rechtlichen Rahmen schaffen, um am Hauptbahnhof stärker präventiv zu agieren. (sfo)

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RUMS-Ferientipps

Ab morgen sind Ferien. Viele werden dann gleich aus der Stadt verschwinden. Aber was machen die, die in Münster bleiben wollen oder müssen? Unsere Praktikantin Luzia Arlinghaus hat ein paar Tipps für die nächsten Wochen herausgesucht:

  • Ab dem 25. Juni, Kindertheaterreihe „Roter Hund“: Auf der Wiese am alten Zoo finden drei Theaterstücke für Kinder statt. Jeweils sonntags um 11 und um 16 Uhr spielen unterschiedliche Theatergruppen aus Deutschland für Kinder ab vier Jahren. Am 25. Juni spielt das Theater Töfte aus Halle „Das Elefantenkind“. Am 2.Juli veranstaltet Felix Wohlfahrt aus Potsdam eine Familienzaubershow und am 9. Juli führt das Theater Schreiber & Post das Stück „Die Hase und der Igel“ auf.
  • 1. Juli und 5. August, „fietsenbörse” Fahrradmarkt: Falls Sie ein gebrauchtes Rad suchen, der Markt hat von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Wenn Sie ein Rad verkaufen möchten, können Sie es ab 8:30 Uhr zur Hafenstraße 62 bringen. Dort werden die Räder dann auch verkauft – zu vorher festgelegten Preisen.
  • 7. bis 11. Juli, Ausstellungsschiff MS Wissenschaft: Am 6. Juli legt die MS Wissenschaft am Münsteraner Hafen auf Höhe der Kunsthalle an. Das Schiff tourt in diesem Jahr mit einer Ausstellung über das Universum. Jugendliche ab zwölf Jahren erfahren im Schiff, wie Wissenschaftler:innen mit Teleskopen ins All schauen oder wie Satelliten Veränderungen durch den Klimawandel auf der Erde registrieren. Die Ausstellung täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Führungen gibt es immer um 11 und 17 Uhr. Das Ausstellungsschiff steuert im Auftrag des Bundes-Bildungsministeriums von Berlin aus 30 Städte an.
  • 8. Juli, Tagesfestival „LIVE&INFARBE”: Beim Kunst- und Musikfestival kann man töpfern, batiken, Schmuck herstellen, siebdrucken, malen und währenddessen Livebands lauschen. Am Skaters Palace spielen Bands vor allem in den Genres Jazz, Soul und Hiphop. Die Kunstworkshops beginnen um 13 Uhr und sind teils kostenpflichtig. Um 18 Uhr treten zum Beispiel Tigermilch und Muito Kaballa auf. Tickets für das Konzert kosten 35 Euro. Ab 23 Uhr beginnt eine Afterparty von Velvet Radio.
  • Vom 13. bis 17. Juli, Send: Los geht’s am Donnerstag mit einem Familientag von 14 bis 23 Uhr. Das bedeutet: 30 Prozent Ermäßigung auf Fahrgeschäfte und 25 Prozent in Verkaufsgeschäften.
  • 19. Juli bis 12. August, Sommernachtskino: Auf dem Schlossplatz steht zweieinhalb Wochen ein Open-Air-Kino. Es laufen Filme wie „Im Taxi mit Madeleine“ und „Einfach mal was Schönes“, aber auch Klassiker und Kinderfilme. Vor fast jedem Film gibt’s Musik, meist aus Münster. Kinokarten gibt es bis zum 30. Juni für 10 Euro, ermäßigt für 8,50 Euro und danach für 12 Euro, ermäßigt für 9,50 Euro.
  • 18. August bis 20. August, Stadtfest Münster Mittendrin: Zwei Wochen nach den Ferien feiert Münster Stadtfest. Für die Konzerte von Adel Tawil oder den Sportsfreunden Stiller auf dem Domplatz braucht man Karten, die um die 20 Euro kosten. Ansonsten ist das Stadtfest kostenlos. An der Dominikanerkirche finden zum Beispiel die „Hot Jazz Club Beats“ statt. Auf der Bunten Bühne gibt es Indie, Rock, Pop, Hiphop, Comedy und Blues. Außerdem stellt sich die Handwerkskammer mit verschiedenen Gewerken vor. Besucher:innen können sich in den Berufen Steinmetz- und Steinbildhauer, Bäcker, Goldschmied, Zahntechniker und Dachdecker ausprobieren.
  • 27. August, Wilsberg kellnert auf den Aaseeterrassen: Wenn Sie den Schauspieler Leonard Lansink mal in echt sehen wollen und sich von ihm bedienen lassen, dann kommen Sie doch zu den Aaseeterrassen. Nach den Ferien kellnern Musiker, Comedians, Sportler, Schriftsteller und Künstler, um Spenden für die Krebsberatung Münster zu sammeln.

Korrekturhinweis: Wir haben in der ursprünglichen Version ein paar Daten durcheinandergebracht. Hier stehen nun die richtigen Termine.

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Klima-Update

+++ Am Sonntag hat die Schweiz über das neue Klimagesetz abgestimmt. Knapp 60 Prozent der Wahlberechtigten haben sich bei der Volksabstimmung dafür ausgesprochen. Die Abstimmung fand statt, weil die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei nicht zufrieden ist mit dem Klima- und Innovationsgesetz (KIG) vom September 2022. Sie hat also das Referendum ergriffen (im Sommer 2021 scheiterte deswegen das CO2-Gesetz). Das KIG ist ein Gegenvorschlag zur sogenannten Gletscher-Initiative, die der Verein Klimaschutz Schweiz gestartet hat. Das Ziel: Emissionen auf netto null senken bis 2050. Die Initiative hatte allerdings ein Verbot (bis auf wenige Ausnahmen) von fossilen Brennstoffen ab 2050 gefordert, das auf wenig Gegenliebe gestoßen ist. Nun ist das Ziel, sie so gut es geht zu reduzieren. Wer die Öl- oder Gasheizung loswerden möchte, soll künftig finanzielle Anreize erhalten, und Unternehmen sollen dabei unterstützt werden, auf klimafreundliche Technik umzusteigen. Eine Analyse im Online-Magazin „Republik“ gibt zu bedenken: „Damit Klimapolitik in der Schweiz Erfolg haben kann, muss sie daherkommen wie ein Schlagersong: gefällig und schmerzfrei.“ Der neue Entwurf lässt konkrete Maßnahmen erst einmal außen vor. Er verschreibt sich einem Ziel, wie genau das aber erreicht wird, muss nun debattiert werden. (sst)

+++ Bis Samstagnachmittag veranstaltet die Bewegung „Fridays for Future Münster” ein Klimacamp auf der Wohnwagenwiese vor dem Schloss. Was dort stattfindet: verschiedene Veranstaltungen, darunter Workshops und Vorträge, aber auch Konzerte, Poetry Slams und Familienangebote. Das Programm können Sie auf der Website und bei Instagram nachlesen. (sfo)

+++ Und nun zum Wetter: Ab heute Abend kann’s ganz schön gewittern und stürmen, bis Freitag sollten sich laut Deutschem Wetterdienst insbesondere Menschen in der Südhälfte Deutschlands auf schwere Unwetter vorbereiten. Die werden in Zukunft wohl häufiger auftreten. Der Atlantik ist in diesem Jahr so warm wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen. Laut Tagesschau könnte der Temperaturanstieg von etwa fünf Grad an Frankreichs Küsten für einen heißeren Sommer sorgen. Warme Luft nehme mehr Wasser auf, was wiederum mehr Starkregen bedeuten kann. Insgesamt bedeute die Erwärmung des Ozeans, dass mehr Energie für Stürme zur Verfügung stehe, die also stärker würden. (sst)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Münster hat eine Abiturquote von 50 Prozent, nach Bonn die zweithöchste in Nordrhein-Westfalen. (IT.NRW)

+++ Ein 11-jähriger Junge ist am Sonntagabend an der Gasselstiege auf seinem Tretroller von einem Auto angefahren und verletzt worden. (Polizei Münster)

+++ Die Feuerwehr musste gestern Nachmittag gleich sechs Mal raus – und unter anderem einen Mann befreien, der sich mit einem Sofa im Aufzug eingeklemmt hatte. (Antenne Münster)

+++ Nach 30 Monaten Bauzeit eröffnet am Freitag die Meranti-Halle im Allwetterzoo. (Pressemitteilung des Allwetterzoos, nicht online)

+++ Der Park an der Clemenskirche ist wieder geöffnet und steht jetzt unter Bewachung des Ordnungsdienstes, nachdem er einige Wochen wegen Beschwerden über Lärm und Pöbeleien geschlossen war. (Stadt Münster)

+++ Die Polizei sucht Menschen, die sich am Sonntagmorgen zwischen 2.30 und 4 Uhr am Hansaring herumgetrieben und gesehen haben, wie dort jemand in eine Gaststätte (welche, steht nicht dabei) eingebrochen ist. (Polizei Münster)

+++ Die Zahl der Anzeigen wegen Falschparkens in Münster hat sich zwischen 2021 und 2022 auf etwa 6.000 verdoppelt und wird in diesem Jahr wohl noch weiter steigen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Der Verein „100 Prozent Mein Verein“ gibt ein Magazin über den Aufstieg in die dritte Bundesliga heraus, das man ab jetzt im Internet vorbestellen kann.* (Preußen Münster)

+++ Das Personal an der Uniklinik hat standardisierten Abläufen in der Notaufnahme die Namen von Superhelden gegeben, damit es im Notfall schneller geht. (Uniklinik Münster)

+++ Die Baustellenumleitung auf der Promenade am Ludgerikreisel ist auf unbestimmte Zeit für Radfahrer:innen gesperrt, weil dort am Dienstagvormittag einige von ihnen gestürzt sind. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Stadt hat eine Umfrage veröffentlicht, in der Sie angeben können, was Sie sich für den umgestalteten Bremer Platz (RUMS-Brief) wünschen. (Umfrage)

+++ Eine Studentin der FH Münster hat eine Selbsthilfegruppe für Studierende gegründet, die einen Elternteil verloren haben. (FH Münster)

*Korrekturhinweis: In einer früheren Version hatten wir geschrieben, dass Preußen Münster das Magazin herausgegeben hat.

Unbezahlte Werbung

In der „Kleinen Auszeit“ in Mecklenbeck können Sie mit Blick ins Grüne Kaffee und Kuchen in Bio-Qualität genießen. Das Gartencafé gehört zu einem Bioladen mit Vollsortiment. Von Gebäck über Getränke, Milchprodukte und natürlich Biogemüse bietet der Laden „Eggerts Scheune“ alles. Nur Fleisch fehlt auf der Liste des Sortiments. Bei gutem Wetter hat das Café montags bis freitags von 10 bis 17:30 Uhr auf, am Samstag von 10 bis 12:30 Uhr. Brot und Brötchen für’s Frühstück liefert die Biobäckerei Cibaria.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute haben Luzia Arlinghaus, Sebastian Fobbe und Svenja Stühmeier für Sie nach Veranstaltungen Ausschau gehalten:

+++ Morgen Abend spielt die Kuschelrockband Florist in der Pension Schmidt. Für den Auftritt der New Yorker:innen gibt es noch ein paar Karten. Preis: um die 20 Euro. Der Einlass ist um 19:30 Uhr. Hier können Sie sich vorab einen Liveauftritt der Band ansehen.

+++ Eine Idee für den Freitagnachmittag: ins Wochenende tanzen und dabei ein politisches Statement setzen: Das Kollektiv „schick.standort“ organisiert eine Tanzdemo für subkulturelles Leben. Konkret hat es auf seinem Instagram-Kanal zum Beispiel den Abriss von Skateparks, das Bauvorhaben rund ums Paul-Gerhard-Haus und Einschränkungen für Kiosks genannt. Los geht es um 15 Uhr am Schlossplatz, die Demo zieht dann an sieben Haltepunkten vorbei durch die Stadt. Die genaue Demoroute und Statements von Akteur:innen finden Sie hier.

+++ Fahrräder sind tolle Fortbewegungsmittel – wenn sie denn in Schuss sind. Falls Ihres schon lange mit einem Platten, kaputtem Licht oder einem gerissenen Bremszug rumsteht, schauen Sie Samstag zwischen 12 und 18 Uhr doch mal im Cuba an der Achtermannstraße 10-12 vorbei. Dort sind einige Schrauber:innen, die beim Reparieren helfen. Material gibt’s gegen Geld, ansonsten freuen sich die Ehrenamtlichen über eine Spende. Falls Sie jetzt schon wissen, dass Sie hingehen werden, können Sie sich für die Planung unter tatwort@cuba-muenster.de anmelden.

+++ Ist noch ein Weilchen hin, aber nicht, dass Sie sagen, wir hätten’s Ihnen nicht gesagt: Am 22. Juli ist „Made in Münster”-Festival. Ab 14 Uhr treten am Hawerkamp acht Nachwuchsmusiker:innen aus Münster auf. Tickets kosten zwischen 15 und 25 Euro, damit kommen Sie danach auch noch auf die Party in der Sputnikhalle. Der Erlös geht an Sea Eye. Ticketkauf und weitere Infos gibt’s hier.

Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Luzia Arlinghaus (lar), Sebastian Fobbe (sfo), Svenja Stühmeier (sst)
Lektorat: Lisa Mensing

PS

Das Wetter ist schön. Kommen Sie doch heute Abend vorbei, dann verbringen wir den Abend zusammen in der Redaktion – und sprechen mit dem Architekten und Stadtplaner Jan Kampshoff darüber, wie Menschen in Zukunft wohnen werden, welche Rolle Einfamilienhäuser dabei spielen, und welche Alternativen es gibt, von denen die Menschen möglicherweise einfach deshalb nicht träumen, weil sie sie nicht kennen. Um 19 Uhr fangen wir an, in der RUMS-Redaktion gegenüber vom Theater. Nach der Veranstaltung trinken wir dann vor der Tür noch ein Bier zusammen. Haben Sie Lust? Wir würden uns freuen. (rhe)

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