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Wie weiter mit dem Hochhaus in Coerde? | Warum tut sich nichts an der Schulstraße 19? | Unbezahlte Werbung: Ein Kinderbuch übers Krameramtshaus

Guten Tag,
das Drama um das Hochhaus an der Königsberger Straße in Coerde hat vergangenen Sommer viele Menschen in Münster bewegt. Nun hat die CDU einen Vorschlag gemacht, wie es mit dem Haus weitergehen könnte. Sie möchte der Stadt ein Vorkaufsrecht verschaffen, mit dem sie im Falle eines Verkaufs anderen Bietern gegenüber bevorzugt wird.
Kurze Rückblende auf den Juli 2024. Mitten in der Hitzeperiode musste die Stadt die 150 Bewohner:innen notversorgen, nachdem die Wasserversorgung ausgefallen war. Mit der Aktion wurde bekannt, unter welch miserablen Bedingungen die Menschen dort leben. Wochenlang sammelte sich Wasser im Keller, während in den Wohnungen der Schimmel die Wände hochkroch. Vor dem Haus stapelten sich Müllberge, drinnen fuhr der Aufzug nicht mehr.
Die Eigentümerin, die Immobiliengesellschaft d.i.i. aus Wiesbaden, kümmerte sich nicht um die Missstände. Der Investor war insolvent, konnte Rechnungen für den Hausmeister oder die Reparatur des Aufzugs nicht begleichen (RUMS-Brief).
Heute im RUMS-Brief:
- Wie es weiterging: Grüne veröffentlichen Papier zum Bahnhofsviertel
- Deutscher Städtetag: OB Lewe ist jetzt Ehrenmitglied
- Verpackungssteuer: Kommt die Satzung aus Köln?
- Mindestlohnverstöße: Zoll kontrolliert Taxifirmen
- Münsters Wirtschaft: Die Stimmung wird besser
- Warum passiert an der Schulstraße 19 nichts? Antworten vom Eigentümer
- Klima-Update: Wassertanks gegen die Dürre
- Korrekturen: Nachtrag zum „Sinn“-Kongress
- Ein-Satz-Zentrale: Ein Regenbogen auf dem Hafenplatz
- Unbezahlte Werbung: Kinderbuch übers Krameramtshaus
- Drinnen und Draußen: „Faltenrock“ in der B-Side
Die Coerder Ratsfrau Jolanta Vogelberg (CDU) forderte schon im Januar, die Stadt solle das Haus kaufen, bis sich ein seriöser Eigentümer findet (RUMS-Brief). Jetzt hat die CDU-Fraktion einen entsprechenden Ratsantrag gestellt. Der besagt: Die Verwaltung soll eine Satzung nach dem Baugesetzbuch erarbeiten, damit sich die Stadt Vorkaufsrechte sichern kann.
Das geht aber nicht ohne Weiteres. Die Stadt muss klar definieren, wo die Satzung gelten soll (das wären nach dem CDU-Vorschlag die Königsberger Straße und Umgebung) und welche Ziele sie mit den Vorkaufsrechten verfolgt.
Vogelberg sagt, sie möchte verhindern, dass die Stadt nur zuschaut, wenn der Eigentümer des Hauses wechselt. Zuletzt habe die Stadt 2010 in Kinderhaus ihr Vorkaufsrecht ausgeübt. Danach habe die Firma „Sahle“ einen Gebäudekomplex gekauft, saniert und wieder bewohnbar gemacht. Wenn der Eigentümer des Coerde Wohnhauses jetzt verkaufen möchte (wonach es momentan aber laut Vogelberg nicht aussieht), sollte die Stadt laut Vogelberg ein Zugriffsrecht haben, um eine ähnliche Lösung wie in Kinderhaus auf den Weg zu bringen.
Rechtlich komplexe Angelegenheit
Nur: Ist das rechtlich so einfach möglich? In der Vergangenheit hatten viele Städte immer wieder Wohnhäuser in Satzungsgebieten gekauft, wenn sie befürchteten, dass die Käufer:innen nicht sorgsam damit umgehen. 2021 beendete das Bundesverwaltungsgericht jedoch diese Praxis. Das Gericht urteilte: Wenn es im Moment des Verkaufs so aussieht, dass das Haus satzungsgemäß genutzt wird, darf die Stadt kein Vorkaufsrecht ausüben – auch wenn sich der Käufer später nicht mehr ordentlich darum kümmert.
Der CDU geht es aber um etwas anderes: in Coerde „städtebauliche Missstände zu beheben und die Entwicklung sozial stabiler Wohnverhältnisse zu fördern“, sagt Jolanta Vogelberg in einer Pressemitteilung. Das Bundesbauministerium schreibt uns auf Anfrage, dass Vorkaufsrechte zu diesen Zwecken generell noch immer möglich sind. Zum konkreten Antrag der CDU kann das Ministerium allerdings nichts sagen.
Ob die Idee eine Mehrheit findet, zeigt sich nächste Woche im Rat. Dann steht der CDU-Antrag auf der Tagesordnung. Im Januar sagte Tilman Fuchs, der Oberbürgermeisterkandidat der Grünen, im WDR-Interview, er sehe es kritisch, wenn die Stadt ein marodes Haus kaufen und sanieren würde. Denn dann würde die Gemeinschaft finanziell für Schäden aufkommen, die ein Privatinvestor verursacht habe. (sfo)
Machen Sie mit!

Im September ist Kommunalwahl. Was sind Ihre Themen und Ihre Fragen? Wir sammeln sie und sprechen darüber mit den Politiker:innen.
Das Projekt „Deine Stimme, deine Themen“ ist eine Kooperation zwischen RUMS und dem Netzwerk CORRECTIV.Lokal, das Recherchen und Dialog im Lokaljournalismus fördert.
… mit dem Bahnhofsviertel
Ende März haben wir im RUMS-Brief über das Bahnhofsviertel berichtet, genauer gesagt über die Hinterseite des Hauptbahnhofs: den Bremer Platz. Schon in der Recherche ist klar geworden, dass alleine die Umgestaltung des Bremer Platzes nicht gleich das gesamte Viertel attraktiver macht. Bei den Grünen ist das aber immer noch das große Ziel, wie die Partei heute passend zum beginnenden Kommunalwahlkampf in einem Positionspapier veröffentlichte. „Wir wollen den Bahnhof zur Chefsache machen“, kündigte Grünen-Ratsfrau Anne Herbermann im Presse-Termin an und schaute dabei zu Tilman Fuchs, dem Oberbürgermeister-Kandidaten der Grünen. Was hinter dem Versprechen steckt: Es soll in der Stadtverwaltung eine übergeordnete verantwortliche Stelle für den Bahnhof geben. Bisher teilen sich elf Ämter diese Verantwortung, was die sowieso schon langwierigen bürokratischen Prozesse noch mehr in die Länge zieht. Weitere Forderungen der Grünen: öffentliche Toiletten auf der Westseite, endlich größere Räume für die Drogenberatungsstelle Indro finden, Leerstand vermeiden und eine eigene Polizeiwache im Viertel. Die könnte zum Beispiel in das alte Post- oder Bankgebäude. Dass Letzteres einige Jahre brauche, bis es umgesetzt werden könne, stellte Tilman Fuchs direkt klar. Und jetzt? Das Papier soll laut Fuchs nun als Grundlage für Gespräche mit allen Beteiligten fungieren. Als Wahlkampf-Werkzeug eignet es sich sicherlich auch ganz gut. (ani)
+++ Diese Woche hat der deutsche Städtetag bei seiner Hauptversammlung in Hannover ein neues Präsidium gewählt. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) kandidierte nicht erneut als Städtetagspräsident, da er im Herbst auch sein Amt als Oberbürgermeister abgibt. Zum Abschluss seiner Amtszeit wurde Lewe aber noch einmal von der Hauptversammlung gewürdigt: Er wurde einstimmig zum Ehrenmitglied des Städtetags gewählt. In der Pressemitteilung zur Wahl würdigt ihn der Städtetag als krisenerfahrenen und nahbaren Präsidenten, der die Rolle der Städte bei der Transformation hin zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit verstanden habe. Nachfolger im Amt als Städtetagspräsident ist gleichzeitig auch Lewes Vorgänger: der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung von der SPD. (sfo)
+++ Im Februar hat der Rat beschlossen, sich genauer mit einer Steuer auf Einwegbecher, Pizzakartons und Plastiklöffel zu beschäftigen. Noch hat die Verwaltung keine Beschlussvorlage ausgearbeitet, aber schon bald könnte von außen Schwung in die Debatte kommen: Die Stadt Köln beschloss Anfang des Jahres eine Verpackungssteuer, nachdem das Bundesverfassungsgericht ein ähnliches Steuermodell in Tübingen für rechtens erklärt hatte. Bevor die Steuer in Köln aber eingeführt werden kann, muss das nordrhein-westfälische Kommunalministerium noch zustimmen. Auf Anfrage der taz äußert sich ein Ministeriumssprecher zurückhaltend: Ob man der kommunalen Verpackungssteuer zustimmen kann, hängt von der konkreten Satzung der Stadt Köln ab. Wenn das Ministerium die Satzung absegnet, könnte Münster den Text einfach abschreiben. Widerstand gegen die Steuer kommt aus der Wirtschaft. In einem Thesenpapier sprachen sich Vertreter:innen mehrerer Verbände in Münster gegen neue Steuern und Abgaben in Münster aus (RUMS-Brief). In Bayern hat die Staatsregierung diese Woche bereits den Städten und Gemeinden verboten, eigene Steuern auf Einwegmüll zu erheben. (sfo)
+++ Der Zoll hat gestern mehrere Taxifahrer:innen in Münster kontrolliert. Jetzt fragen Sie sich bestimmt zurecht: warum ausgerechnet der Zoll? Die Beamt:innen wollten von insgesamt 37 Taxifahrer:innen wissen, wie ihre Beschäftigungsverhältnisse aussehen und ob sie genug verdienen. Grobes Ergebnis: Nicht alle bekommen offenbar den Mindestlohn, heißt es in der Pressemitteilung. Der Zoll prüft jetzt die Geschäftsunterlagen der betroffenen Taxifirmen und gleicht sie mit den Angaben der Fahrer:innen ab. Sollte sich herausstellen, dass jemand weniger als 12,82 Euro pro Stunde – so hoch ist der Mindestlohn seit Anfang des Jahres – gezahlt bekommt, drohen dem Arbeitgeber Bußgelder (laut Bundesfinanzministerium bis zu einer halben Million Euro). Außerdem müssten die Firmen auch die Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen. Zur Einordnung: Seit der Mindestlohn im Oktober 2022 auf 12 Euro angehoben wurde, hat der Zoll bundesweit mehr wegen etwaiger Verstöße ermittelt. Allein 2023 hat der Zoll über 7.000 Verfahren eingeleitet. Diese Zahlen hatte der Linken-Politiker Victor Perli vergangenes Jahr vom Bundesfinanzministerium erfragt, der das Meldeportal „Mindestlohnbetrug“ ins Leben gerufen hat. (sfo)
+++ Die nordwestfälische Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer Schwächephase. Laut dem aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer in Münster belasten geopolitische Spannungen, hohe Kosten, Fachkräftemangel und Bürokratie die wirtschaftliche Lage. Die Geschäftslage bleibe angespannt, auch wenn die Erwartungen leicht optimistischer seien – viele hofften auf politische Impulse nach der Bundestagswahl. Investitionsbereitschaft und Exporterwartungen seien nach wie vor niedrig, und auch auf dem Arbeitsmarkt ist eine Verschlechterung zu erkennen, schreibt die Kammer. (rhe)
Warum passiert an der Schulstraße 19 nichts?
Im Kreuzviertel sorgt ein leerstehendes Haus für Ärger in der Nachbarschaft. Die Baustelle pausiert seit Jahren. Der Eigentümer sieht die Schuld bei anderen.
„Lieber InstandBesetzen Statt Kaputt Besitzen. Leerstand seit 5 Jahren. Eigentum verpflichtet. Zieht die Hausbesitzer zur Verantwortung.“ – Diese Sätze sind seit einiger Zeit auf einem Plakat zu lesen, das an dem unbewohnten Gründerzeithaus an der Schulstraße 19 hängt (hier ein Foto).
Früher lebten an der Adresse acht Wohnparteien. Familien, Paare, Alleinstehende. Heute verfällt das Haus. Die Farbe blättert von der Fassade, die Fahrradständer wuchern mit Moos und Unkraut zu. Das Innere ist entkernt, Türen und Fußböden sind herausgerissen, das Gartentor wurde demoliert und die Tür zum Balkon im Obergeschoss steht offen.
Die Anwohner:innen ärgern sich über den Leerstand. Zum einen, weil ein leeres Haus mitten in der Wohnkrise als Verschwendung erscheint. Zum anderen, weil der Leerstand inzwischen ungebetene Gäst:innen anzieht. Im Oktober brannte das Hinterhaus, das ebenfalls zum Grundstück gehört (RUMS-Brief). Die Polizei vermutet, dass Wohnungslose dort übernachtet haben. Sie haben wahrscheinlich eine Elektrokochplatte mitgenommen, die den Brand ausgelöst haben könnte.
Seit dem Vorfall fühlen sich die direkten Nachbar:innen nicht mehr sicher. Immer wieder, so heißt es, würden sich fremde Leute auf dem Grundstück herumtreiben, die Wohnruine betreten und dort irgendwelche Sachen anstellen. Vor einigen Wochen flog ein Blumentopf durch eine Fensterscheibe, erzählt man uns. Das Loch ist noch immer zu sehen.
Obwohl von dem Leerstand ein potenzielles Risiko ausgeht, sind nicht alle Nachbar:innen von der Plakataktion begeistert. Sie sagen: Der Text lese sich wie eine Einladung zur Hausbesetzung. Die Sorge ist, das könnte alles noch gefährlicher machen.
In dem anderen Punkt sind sich aber alle einig: Der Leerstand dauert zu lange, es passiert nichts und der Eigentümer scheut sich vor seiner Verantwortung. Aber warum eigentlich? Woran hakt es? Wie soll es weitergehen?
Drei Jahre auf Baugenehmigung gewartet
Wir haben nachgefragt und Antworten von Bastian Kötter erhalten. Er ist Eigentümer des Hauses, Geschäftsführer von mindestens zwei Immobilienunternehmen und Mitarbeiter beim Makler „Global Immobilien“, der sein Haus an der Schulstraße 19 vermarkten soll.
Kötter schreibt, ursprünglich sei geplant gewesen, „das Gebäude nahtlos zurückzubauen und zu revitalisieren“. Dann habe er 36 Monate lang auf eine Baugenehmigung gewartet.
Kurzer Rückblick. 2020 sind die ersten Mieter:innen aus der Schulstraße 19 gezogen. In diesem Jahr grassierte bekanntlich das Coronavirus, das die Welt drei Jahre lang nahezu zum Stillstand brachte. Erst im August 2023 erhielt Bastian Kötter die gewünschte Baugenehmigung.
Corona ist aber nur die halbe Erklärung dafür, dass sich alles in die Länge gezogen hat. Für die Baugenehmigung mussten auch mehrere Ämter zusammenarbeiten. Der Grund ist ein bürokratischer: Der Bebauungsplan für das Kreuzviertel schreibt bestimmte Vorgaben vor, die beim Bauen eingehalten werden müssen (zum Beispiel der Denkmalschutz oder die maximale Geschossanzahl).
Der Architekt, der laut Bastian Kötter Einfluss auf die späte Baugenehmigung genommen haben soll, wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern. Man unterhalte keine geschäftliche Beziehung mehr. So lautet die Kurzfassung der ziemlich ruppig verfassten E-Mail.
Leerstand ist nicht gleich Leerstand
So oder so: Das Haus ist seit 2020 unbewohnt und das ist in Münster verboten. Die Wohnraumschutzsatzung genehmigt Leerstände, die länger als sechs Monate anhalten, nur in Ausnahmefällen. Eigentümer sind dazu verpflichtet, der Stadt solche Langzeitleerstände zu melden.
Falls das nicht passiert, kann die Stadt einschreiten. Zuerst wird geprüft, warum niemand mehr in der betreffenden Wohnung lebt. In bestimmten Fällen toleriere die Stadt auch längere Leerstände. Dann muss der Eigentümer aber nachweisen, dass bald gebaut wird oder dass er das Haus abreißt und mindestens in gleichem Umfang neuen Wohnraum schafft.
Wenn sich aber herausstellt, dass jemand eindeutig gegen die Wohnraumschutzsatzung verstößt, gibt’s Ärger von der Stadt. Sie kann anordnen, dass wieder Menschen in die Wohnungen einziehen müssen (wo kämen wir auch sonst hin?), oder einmalige Ausgleichszahlungen verlangen. Bei Härtefällen wird ein Bußgeld kassiert. Das kann bis zu 500.000 Euro kosten – tut weh, soll es auch.
Auf dem Papier klingt das alles sehr streng. Die Praxis ist deutlich lockerer. Seit Münster die Wohnraumschutzsatzung vor zehn Jahren zum ersten Mal beschlossen hat, wurde erst einmal ein Bußgeld fällig. Wen es getroffen hat, warum, und wie hoch die Strafe war, wollte uns die Stadt auf Anfrage nicht sagen (RUMS-Brief).
Auch zum Haus an der Schulstraße schweigt die Stadt. Wir wissen, dass jemand aus der Nachbarschaft im April 2023 – also nach drei Jahren Leerstand – die Adresse beim Bauordnungsamt angeschwärzt hat (RUMS-Brief). Auf Nachfrage schreibt die Stadt, es laufe zurzeit ein „ordnungsrechtliches Verfahren“: „Die Verwaltung bittet daher um Verständnis, dass die weiteren Fragen zum Objekt nicht beantwortet werden können.“ Diese Antwort haben wir im Mai 2024 schon einmal nahezu wortgleich erhalten.
Schuld sind die anderen
Die Sache scheint also komplexer zu sein. Was sagt Eigentümer Bastian Kötter zu dem Ganzen? Er schreibt: „Das Gebäude wurde vor 18 Monaten zurückgebaut und ist derzeit unbewohnbar. Die Stadt genehmigt keinen Leerstand und hätte gerne eine Vermietung der Wohnungen. Das ist aufgrund des Zustandes des Gebäudes nicht zu realisieren. Anscheinend arbeiten Bauämter und Genehmigungsbehörde nicht zusammen, ansonsten [w]üsste (in der E-Mail steht „müsste“, Anm. RUMS) man über den Zustand. Uns sind dort leider die Hände gebunden.“
Kötter beklagt außerdem, wie träge die Verwaltung arbeitet. Er schreibt, es wäre „deutlich einfacher […], den angespannten Wohnungsmarkt zu entspannen, wenn die Bauämter [sic!], Verwaltungsvorschriften bekämen Baugenehmigungen für Dachböden etc. schneller auszulo[b]en (in der E-Mail steht „auslosen“, Anm. RUMS). Des Weiteren sollte man Baugebiete erschaffen, statt künstlich die Preise in angespannten Lagen hochzuhalten.“
Auch an der Polizei übt Bastian Kötter Kritik. In seiner E-Mail heißt es: „(…) traurig genug, dass Menschen keinen Respekt vor dem Eigentum zu haben scheinen und sich wahllos Zutritt zu leer stehenden Gebäuden verschaffen. Wir werden noch einmal für entsprechende Sicherheit sorgen. Wir haben oft die Polizei gerufen, diese fühlt sich allerdings nicht zuständig bei Hausbesetzungen.“
Wir haben uns bei der Polizei erkundigt, wie viele Einsätze sie an die Schulstraße 19 nach dem Brand im Oktober hat fahren müssen. Eine Sprecherin sagte uns am Telefon, die Polizei sei seitdem zweimal ausgerückt. Einmal wegen einer Sachbeschädigung (vermutlich die kaputte Fensterscheibe) und einmal, um eine fremde Person aus dem Haus zu schmeißen.
An dem Haus direkt ist nicht zu erkennen, dass sicherheitsmäßig noch mal nachjustiert wurde. Ist wohl im Moment nicht so dringend. Gerade steht vor dem Haus eine große Baustelle. In der Schulstraße müssen Rohre erneuert werden. Und vor dem Hauseingang parkt jetzt ein Oldtimer. Damit ist es zwar nicht mehr unmöglich, sich Zutritt zu verschaffen. Aber wer zum Hauseingang will, muss sich jetzt an dem Auto entlang der Hauswand vorbeiquetschen. Das Problem, das die Nachbarschaft umtreibt, bleibt also ungelöst.
Bald geht’s los. Heißt es.
Aber wie geht es weiter? Das Baustellenschild ist inzwischen verschwunden. Das muss aber nichts heißen, schreibt uns die Stadt. Am 11. August 2023 hat Bastian Kötter die gewünschte Baugenehmigung bekommen. Sie ist drei Jahre lang gültig, also alles noch im Rahmen.
Schon bald soll es losgehen, wie uns Kötter schreibt. Ab Anfang Juni – sprich: In zwei Wochen – sollen an der Schulstraße 19 „in liebevoller Arbeit [sic!], acht Wohnungen in einem Haus mit Fahrstuhl“ entstehen. Weil das mit der Baugenehmigung alles so lange gedauert habe und die Zinsen zwischenzeitlich gestiegen seien, habe sich Bastian Kötter erstmal frisches Kapital besorgen müssen. Die fertigen Jugenstilwohnungen sollen verkauft oder vermietet werden.
Falls Sie jetzt schon ein Bewerbungsschreiben für eine schicke neue Wohnung aufsetzen wollen, seien Sie nicht zu voreilig. Immer mal wieder ist das Gründerzeithaus in den vergangenen Monaten eingerüstet worden oder es tauchten Ytong-Steine davor auf – ohne dass danach gehämmert und gebohrt wurde. Warten wir mal ab, was passiert. (sfo)
+++ Die Stadt Münster stellt an 60 Stellen in der Stadt 1.000-Liter-Wassertanks auf, mit denen die Bäume an den Straßen gegossen werden können, meldet das Kommunikationsamt. Dazu bringt sie an 600 Bäumen spezielle Wassersäcke an, die das Wasser direkt an die Bäume abgeben. Die Aktion gibt es schon länger, sie heißt „Münster schenkt aus“ und ist eine Reaktion darauf, dass es immer trockener wird. Der März war in Münster der trockenste seit 130 Jahren (RUMS-Brief). Und das war wohl erst der Anfang. Deutschland erlebt zurzeit eine beunruhigende Frühjahrsdürre mit extrem trockenen Böden, niedrigen Flusspegeln und erhöhter Waldbrandgefahr, berichtet der „Spiegel“. Der Deutsche Wetterdienst registrierte von Februar bis April die trockenste Periode seit Beginn der Messungen 1931. Prognosen zeigen: Der Sommer wird voraussichtlich überdurchschnittlich heiß, und es bleibt weiterhin trocken. Seit heute Mittag bittet die Bezirksregierung, aufgrund der Dürre möglichst wenig Wasser aus Bächen und Flüssen zu entnehmen, damit die Tier- und Pflanzenwelt intakt bleibt. (rhe)

Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Am Dienstag sind wir mit der Gastronomie an der Neubrückenstraße durcheinander gekommen. Im Titel des RUMS-Briefs wurde fälschlicherweise eine Unbezahlte Werbung für das Restaurant „LeibesLust“ angekündigt (hatten wir schon!). Im Text ging es aber um das „Wiener Bistro“, das direkt nebenan steht. Den Fehler haben wir korrigiert.
+++ In unserem Bericht über den „Sinn“-Kongress im RUMS-Brief am Freitag erwähnten wir unter anderem, dass Besucher:innen sich kritisch über den Auftritt von Jesko von Stechow, Finanzvorstand des Energieunternehmens Westfalen, geäußert haben – und über die Präsenz der Unternehmen, die den Kongress mitfinanziert haben. Michael Kortenbrede aus dem ehrenamtlichen Veranstalterteam hat im Namen des Teams in einem Kommentar unter dem Text bemängelt, dass wir den Veranstaltern keine Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben und nicht auf das Finanzierungsmodell eingegangen sind. Daher hier noch einmal kurz: Weil laut Veranstaltern etwa die Hälfte der Besucher:innen nach dem „Pay what feels right“-Modell nichts gezahlt haben, ungefähr ein Viertel 15 Euro, blieb am Ende eine Lücke. Ohne das Geld der Unternehmen wäre die Lücke noch größer gewesen. Wir haben den Text an dieser Stelle noch einmal überarbeitet. Und für einen Eindruck vom Kongress aus einer anderen Perspektive: Christoph Salzig aus dem Veranstalterteam hat in einem Blogbeitrag über die Veranstaltung geschrieben.
+++ Am Freitag haben wir im RUMS-Brief über Zahlen aus dem Jahresbericht der Beratungsstelle „Back up“ berichtet, die sich mit rechter Gewalt in Münster befasst. Nach einem Hinweis haben wir nachträglich einen Vergleich mit Dortmund ergänzt sowie die Anmerkung, dass es sich beim Jahresbericht nicht um eine amtliche Statistik handelt, sondern um dokumentierte Fälle rechter Gewalt, wie sie von Betroffenen gemeldet und von der Beratungsstelle eingeordnet wurden. Vielen Dank an RUMS-Leser Achim Voß für die konstruktive Kritik!
+++ Wegen eines Defekts an der Lüftungsanlage hat das Hallenbad Hiltrup drei Tage früher geschlossen als geplant, während das Hiltruper Freibad am Sonntag wie geplant öffnet. (Stadt Münster)
+++ Der Filiale des Haushaltswaren-Discounters „Kodi“ an der Aegidiistraße droht die Schließung. (Westfälische Nachrichten)
+++ Ab nächster Woche Samstag steht am Syndikatplatz hinter dem Stadthaus wieder der große städtische Sandkasten. (Stadt Münster)
+++ Die Stadt schließt die Kurzzeit-Kinderbetreuung im Maxiturm im Stadthaus, weil Geld fehlt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Weil das Land das Geld kürzt, fürchten viele freie Ensembles wie das Theater Titanick oder das Echtzeit-Theater um ihre Existenz. (Westfälische Nachrichten, WDR)
+++ Der Münsteraner Modehändler Andreas Weitkamp hat zur Verleihung des Textilwirtschaftsforums-Preises an sein Unternehmen Schnitzler die Gleichgültigkeit und kurzfristige Profitinteressen von Modeunternehmen kritisiert und an die Branche appelliert, sich neu zu definieren. (Pressemitteilung und Redemanuskript)
+++ In Münster gibt es 50 neue Ladepunkte für E-Autos, Ende Juni 57. (Stadt Münster)
+++ Der Logistikdienstleister Fiege bleibt auch im Falle eines Abstiegs Hauptsponsor von Preußen Münster. (Preußen Münster)
+++ Die geplante Unterkunft für Geflüchtete am Pulverschuppen kostet 38 Millionen Euro, von denen die Stadt 27 Millionen trägt, wäre aber wohl noch teurer geworden, wenn man sich nicht für eine Sparvariante entschieden hätte. (Westfälische Nachrichten)
+++ Quer über den Hafenplatz verläuft jetzt ein hundert Meter langer Regenbogen – als Zeichen für Vielfalt und Toleranz gegenüber queeren Menschen. (Stadt Münster)
Am Dienstag haben Sie ja schon gelesen, dass das Haus der Niederlande dieses Wochenende 30. Geburtstag feiert (RUMS-Brief). Das Gebäude steht freilich schon deutlich länger da, seit 1859. Was genau es mit der Geschichte des Krameramtshauses auf sich hat, hat Katze Trixi in ihrem Buch aufgeschrieben – und zwar auf Deutsch und Niederländisch. Es eignet sich also prima zum (Vor-)Lesen und Vokabellernen. Seit gestern ist „Trixi im Haus der Niederlande“ – Sie ahnen es – im Haus der Niederlande, in Münsters Buchhandlungen und beim Coppenrath Verlag erhältlich. Außerdem gibt es das komplette Buch auch frei verfügbar zum Herunterladen.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Svenja Stühmeier in den Veranstaltungskalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Ein ganz spontaner Tipp für heute oder ein etwas spontaner Tipp für morgen Abend: „Recycling of Life“ im Pumpenhaus. An diesem Abend dürfen Sie im Theater umhergehen, Dinge anfassen und miteinander in Kontakt treten. Neben einer Performance erwartet Sie eine Ausstellung vermeintlich nutzloser Dinge, ein Café und Live-Musik. Kaufen Sie sich noch fix ein Ticket (für Freitag hier und für Samstag hier) – und dann schnappen Sie sich noch einen Gegenstand, der für andere wertlos erscheinen mag, und bringen Sie ihn mit.
+++ Am Samstag ab 10:30 Uhr machen Anwohner:innen die Grünschleife in Kinderhaus hübsch. Die Putz- und Pflanzaktion geht in ein gemeinsames Grillen und Boulespielen über.
+++ Die Veranstaltungsreihe „Faltenrock“ ist am Sonntag mit einer Spezialausgabe unterwegs: Unter dem Motto „Rock Spezial“ legen Achim und Klaus von 17 bis 22 Uhr in der B-Side auf. Eingeladen sind alle Menschen über 60. Falls Sie unter 60 sind, aber trotzdem alle Hits von AC/DC, Santana und Co. auswendig können, sind Sie als Begleitperson herzlich willkommen.
+++ Am Montag stellt Tierpfleger Oliver Schaper aus dem Allwetterzoo seinen Beruf vor. Im Rahmen der Vorlesereihe „Jobgeschichten“ kann man ihn von 16 bis 17 Uhr in der Kinderbücherei am Alten Steinweg 11 treffen. Zielgruppe sind Kinder von 5 bis 8 Jahren – wir sind aber sicher, dass es auch für begleitende Erwachsene ein toller Termin wird.
+++ Am Dienstag um 19 Uhr lädt der Verein Debatte in Kooperation mit dem Schloßtheater Münster und der Heinrich-Böll-Stiftung NRW zur Vorführung des Films „Heldin“ mit anschließender Diskussion ins Schloßtheater ein. Das Drama mit Leonie Benesch zeigt den belastenden Alltag einer Pflegefachfrau und ist ein Plädoyer für Menschlichkeit im Gesundheitswesen. Im Anschluss diskutieren Doris Batke-Bonhoff (Clemenshospital Münster), Thomas van den Hooven (Uniklinik Münster), Remigius Ratzki (Deutscher Berufsverband der Pflegeberufe) und Tilman Fuchs (Kreis Steinfurt, OB-Kandidat der Grünen) über die Realität in der Pflege. Karten gibt es hier oder direkt im Buchungssystem des Kinos; Pflegekräfte erhalten bei Vorlage eines Nachweises den ermäßigten Eintritt.
+++ Das wichtigste Spiel der Saison für die Preußen am Sonntag um 15:30 Uhr gegen Ulm ist live in der Nordschänke zu sehen. Wer nicht dabei sein kann oder will und keinen Bezahlsender abonniert hat, kann das Spiel für 4,99 Euro in der „OneFootball“-App live sehen. Die „Westfälischen Nachrichten“ begleiten das Spiel schon jetzt mit einem Liveticker. Die ARD-„Sportschau“ überträgt das Spiel im Audiostream.
Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Haben Sie ein schönes Wochenende und passen Sie auf sich auf.
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Ralf Heimann (rhe), Svenja Stühmeier (sst), Anna Niere (ani) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Morgen Abend läuft ab 21 Uhr Europas größtes Musik-TV-Event: der Eurovision Song Contest. Ich möchte hier gar nicht auf die musikalische Qualität oder die politische Vereinnahmung des Wettbewerbs eingehen, sondern auf einen Zwischenfall, der sich wenige Stunden vor der Liveshow im Jahr 2000 ereignet hat und noch heute viele Menschen in den Niederlanden bewegt. Während der ESC übertragen wurde, explodierte in Enschede eine Feuerwerksfabrik. Bei dem Unglück kamen 23 Menschen ums Leben, fast 950 wurden verletzt. Der Stadtteil Roombeek wurde durch die Explosion verwüstet, hunderte verloren ihr Dach überm Kopf. Am Dienstag erinnerte die Stadt Enschede beim 25. Jahrestag an die Opfer der Katastrophe. Der WDR war vor Ort und hat Hadassa Meijer besucht, die gerade einen Gedenkort in ihrer Heimatstadt aufbaut.
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