Die magische Hundert | Immer Ärger mit den Schnelltests | Plattencafé Mondhund

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

die Fieberkurve der Inzidenzwerte, auf die wir jeden Tag schauen, hat am Wochenende einen Sprung gemacht. „Neuer Corona-Hotspot in Münster: 31 Infizierte im Haus der Wohnungslosenhilfe“ meldet die Stadt am Montag. In der Unterkunft an der Bahnhofstraße leben zurzeit bis zu 48 Wohnungslose, 29 haben sich angesteckt. Dazu zwei Menschen, die dort arbeiten. Auch im Bürgerbüro der Bezirksverwaltung Hiltrup hat sich eine Mitarbeiterin infiziert, bei weiteren Mitgliedern des Teams bestehe ein Verdacht, schreibt die Stadt.

In der Statistik zeigt sich das in einem Inzidenzwert, der sich am Montag bedrohlich der kritischen Marke von 100 näherte. Er kletterte auf einen Wert von 90,4, fiel aber am Dienstag wieder auf 81,5. Landesweit hat der Wert die Grenze längst überschritten (aktuell 135,4), in Gelsenkirchen bewegt er sich in ganz anderen Dimensionen (173,7). Die Zahlen wirken bedrohlich. Aber solange der Grenzwert 100 nicht erreicht ist, scheint doch alles nicht ganz so schlimm zu sein. Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer sagte heute Morgen bei Antenne Münster über die Aussicht auf Lockerungen: „Wenn wir nicht stabil unter einem Inzidenzwert von 100 liegen, werden die Modellprojekte auch nicht starten.“

Mit dem Wort „stabil“ ist das so allerdings so eine Sache. Wann ist ein Inzidenzwert stabil? Kann er bei 80 stabil sein?

Die Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut in Göttingen hat zusammen mit ihrem Team berechnet, dass eine Inzidenz von sieben ein stabiler Wert wäre, im Sinne eines stabilen Gleichgewichts, wie der Datenjournalist Christian Endt in einem Beitrag für Zeit Online erklärt. Dort beschreibt er auch, wie es dazu kam, dass wir im vergangenen Jahr einen Wert von 51 für eine dramatische Entwicklung hielten, inzwischen aber auch bei Inzidenzen von 70 oder 80 recht gelassen bleiben, solange die 100 nur nicht erreicht wird.

Den psychologischen Effekt dahinter kennen Sie aus der Fernsehabteilung im Elektromarkt. Dort finden Sie meistens neben vielen Geräten aus allen möglichen Preisklassen ein fast unbezahlbares Luxus-Produkt in den Dimensionen einer komfortablen Matratze. Daneben sieht auch ein Fernseher für 3.999 Euro noch verhältnismäßig günstig aus. In der Psychologie nennt man das den Ankereffekt. Menschen orientieren sich an Ankerwerten, auch wenn sie völlig willkürlich gesetzt werden.

Im Falle der Inzidenzwerte ist genau das passiert. Ursprünglich sollte ein Maximalwert von 35 garantieren, dass die Gesundheitsämter Kontakte nachverfolgen können. Diese Zahl hatte laut Christian Endt Kanzleramtschef Helge Braun recherchiert. Weil dieser Wert vielen Landesregierungen aber als zu streng erschienen sei, habe man sich schließlich auf 50 geeinigt. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt laut Endt auch weiterhin eine Notbremse ab einer Inzidenz von 50. Inzwischen ist die Zahl aber gar nicht mehr in Sichtweite.

Würden die Länder und Kommunen Lockerungen erst bei Inzidenzen von 50 zulassen, müssten sie lange warten. Unter Umständen müssten sie zugeben: „Wir können jetzt erst mal nichts machen.“ Der neue Anker von 100 gibt der Politik Handlungsspielraum, wo viele gar keinen Spielraum sehen – unter anderem, weil die Inzidenz eine Entwicklung zeigt, die den Zustand von vor etwa einer Woche abbildet. Unter Umständen ist bei einem Wert von 100 schon alles zu spät. Der Grünen-Politiker und Notfallmediziner Janosch Dahmen sagt etwa: „Die Notbremse bei einer Inzidenz von 100 zu ziehen, bedeutet erst zu bremsen, wenn man schon vor die Wand gefahren ist.“

Das ist der Blick auf die Stadt oder das Land als Gesamtsystem. Es geht um das Infektionsgeschehen. Die Inzidenz gibt an, wann gehandelt werden muss. So argumentieren Fachleute aus der Virologie, auch viele eher linke Politiker:innen. Der liberalen oder konservativen Argumentation entspricht es eher, nicht allein auf die Inzidenz zu schauen. Auch dafür gibt es Gründe.

Mit einer steigenden Anzahl an Tests steigt auch die Zahl der identifizierten Infektionen. Das sieht in der Statistik nicht gut aus, aber wenn man diese Menschen findet und isoliert, können sie ihre Infektion nicht mehr übertragen.

In Münster zum Beispiel haben sich über die Ostertage laut der Stadt knapp 22.600 Menschen testen lassen. Bei 27 von ihnen fiel der Test positiv aus. Diese Infektionen hätten ohne Test die Statistik nicht belastet. Aber sie hätten unter Umständen zu weiteren Infektionen geführt. Gestern meldeten die Testzentren an die Stadtverwaltung 5.882 Tests und 45 positive Ergebnisse. Die erhöhte Quote kann sich dadurch erklären, dass die Zahl der Infizierten nach Ostern gestiegen ist. Es kann aber auch sein, dass sich über Ostern mehr Menschen ohne Verdacht testen ließen, um ihre Familien besuchen zu können.

Die Inzidenzen vermitteln kein eindeutiges Bild. Das führt zu unterschiedlichen politischen Schlussfolgerungen.

Grünen-Fraktionssprecher Christoph Kattentidt sagt laut einer Pressemitteilung von Montag: „Bei steigenden Zahlen und angesichts der drohenden Überforderung unserer Krankenhäuser verbieten sich aktuell weitere Öffnungen.“ Fraktionssprecherin Sylvia Rietenberg spitzt es noch etwas mehr zu. Sie sagt: „Der Modellversuch ergibt bei den aktuellen Entwicklungen keinen Sinn.“ CDU-Ratsherr Stefan Leschniok schreibt bei Facebook dagegen, der Modellversuch setze klare Regeln, die einzuhalten seien, und nennt die Kritik am Modellversuch „Miesmacherei“.

Das ist der Blick auf den einzelnen Fall. Wenn ein Mensch im Geschäft ein Buch bestellt und sich dabei an die Regeln hält, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich ansteckt, gering. Auch draußen im Biergarten ist das Risiko überschaubar. Die Menschen tragen Masken, halten Abstand, wenn überhaupt halten sie sich nur in geringer Zahl in den Geschäften auf. So argumentieren auch verständlicherweise Hotels oder die Theater. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei ihnen jemand ansteckt, ist nicht allzu hoch. Aber mit jeder weiteren Lockerung, jedem weiteren Modellprojekt sind mehr Menschen unterwegs. Und wenn Menschen unterwegs sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich anstecken oder eine Infektion übertragen, auch wenn strenge Regeln gelten und alle vorsichtig sind. In Tübingen hat der Modellversuch so viele Menschen angelockt, dass man das Experiment trotz aller Vorkehrungen wieder beschränken musste.

Ist der Zoo zu voll?

Es könnte sein, dass so etwas zurzeit auch in Münster schon stattfindet. Geöffnete Orte wirken wie Magnete. Eine Leserin schreibt uns, sie habe im März einen Termin mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter im Zoo bekommen. Und es sei „total überfüllt“ gewesen. „Wir haben uns sehr unwohl gefühlt, da ein Abstandhalten eigentlich nicht möglich war“, schreibt sie. An einen Sicherheitsabstand sei schon kurz hinter der Kasse kaum zu denken gewesen. „Wir waren entsetzt, da wir der Meinung waren, dass eine Onlinebuchung auch eine stark begrenzte Besucherzahl bedeutet“, schreibt die Frau in ihrer E-Mail. Sie habe mit einer Ordnerin darüber gesprochen. Die habe darüber geklagt, dass viel zu wenig Personal im Einsatz sei. Sie habe verzweifelt gewirkt.

Es ist eine Momentaufnahme – der Eindruck eines Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Eva Strehlke hat für RUMS mit anderen Menschen gesprochen, die in den vergangenen Wochen zu unterschiedlichen Zeiten im Zoo waren. An Wochentagen scheinen die Menschen sich dort gut zu verteilen. Voll ist es – das ist keine so große Überraschung – am Wochenende. Dass es an diesen Tagen zu voll gewesen sei, berichten mehrere. Vor allem auf den Spielplätzen und vor den Gehegen.

Und was sagt man beim Zoo dazu? Sprecher Jan Ruch hat ein paar Zahlen herausgesucht. Er sagt, am vergangenen Samstag habe man knapp 1.500 Menschen gezählt, die sich auf den gesamten Tag verteilt hätten, am Sonntag 2.100. „Das sind für uns eigentlich keine guten Zahlen“, sagt Ruch. Voll sei es, wenn 6.000 Menschen im Zoo sind. Den Zahlen nach sei die Situation im Moment recht entspannt. Man habe dennoch zusätzlich externes Personal gebucht, um an „neuralgischen Punkten“ dafür sorgen zu können, dass die Menschen nicht zu eng beieinander stehen. Der Zoo macht den Besucher:innen einige Vorgaben. Wer kommen möchte, braucht einen Termin. „Auf dem gesamten Gelände gilt Maskenpflicht“, sagt Ruch. Daran halten sich die Besucher:innen größtenteils. Das haben die Menschen, mit denen Eva Strehlke gesprochen hat, bestätigt. Die Tierhäuser sind geschlossen, denn es fehle das Personal, um garantieren zu können, dass es drinnen nicht zu voll wird.

Das klingt, als wäre die Situation unter Kontrolle. Die Eindrücke sind unterschiedlich. Man kann sich im Zoo testen lassen, doch anders als bei den Modellprojekten vorgesehen, ist ein negativer Test keine Voraussetzung. Es lässt sich nicht sagen, ob sich an überlaufenen Stellen schon Menschen angesteckt haben.

Hier stehen zwei Positionen einander gegenüber. Auf der einen Seite kann man sagen: Die Menschen sind draußen, sie tragen Masken. Die Ansteckungsgefahr ist eher gering. Auf der anderen Seite steht die Statistik: Wo viele Menschen zusammenkommen, ist die Gefahr größer, dass Ansteckungen passieren. Und wenn viele Menschen zusammenkommen, sind viele Menschen unterwegs. Auch das macht Ansteckungen wahrscheinlicher.

Die lästigen Schnelltests

Für die Schulen lässt sich das recht sicher sagen: Öffnen sie, steigen die Infektionszahlen. Hier kommen zu viele Menschen zusammen, um Ansteckungen mit Masken und Regeln vollständig verhindern zu können. Ab der nächsten Woche sollen Schnelltests das Risiko verringern. Doch sie vermitteln zum einen eine trügerische Sicherheit. Nach einer Untersuchung der Universität München erkennen Schnelltests nur sechs von zehn Infektionen. Zum anderen müssen sie erst mal ankommen. Das dürfte inzwischen an so gut wie allen Schulen passiert sein – wenn auch teilweise auf ungewöhnlichem Weg. Die Westfälischen Nachrichten schreiben, am Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Hiltrup habe das Paket am Montagmorgen vor der Tür gelegen. Wir haben von keiner Schule in Münster gehört, an der die Tests nicht angekommen sind oder an der es bis nächster Woche knapp wird. Falls das doch irgendwo der Fall ist, schreiben Sie uns gern. Dann reichen wir das nach.

Die Lieferung ist nicht das einzige Problem. Nach unserem Brief am Freitag meldete sich ein Schulleiter aus Münster, der uns von einer anderen Schwierigkeit erzählte. Das NRW-Schulministerium liefert Selbsttests von unterschiedlichen Herstellern aus: 25er-Packungen von der Firma Roche Diagnostics und 20er-Packs von Siemens Healthcare. Bei den Roche-Tests ist pro Test ein Röhrchen mit Testflüssigkeit dabei. In den Packungen von Siemens liegen zwei Flaschen, die jeweils für zehn Tests gedacht sind. Bei geteilten Klassen mit 12 oder 16 Schüler:innen ist das ein Problem. Entweder es bleibt Testflüssigkeit übrig. Oder es ist zu wenig da. Oder die Schule muss die Flüssigkeit portionieren. „Wir müssen die Röhrchen also auch noch selbst befüllen“, sagte der Schulleiter. Und das komme noch zu dem organisatorischen Aufwand der Testungen hinzu. Lehrkräfte müssen die Tests beaufsichtigen. Damit fühlen sich viele schon deshalb nicht ganz wohl, weil die meisten von ihnen sich weiter nicht impfen lassen dürfen.

In Niedersachsen würden die Schnelltests einzeln verpackt verschickt, sagte der Schulleiter. Das konnten wir nicht nachprüfen, da das niedersächsische Kultusministerium auf eine Anfrage nicht geantwortet hat. Aber wir haben das Schulministerium in NRW gefragt, warum es die Selbsttests bei Siemens bestellt hat. Die Antwort: Es sei „das einzige wertbare Angebot inklusive Belieferung an die über 6.000 Lieferadressen“ gewesen. Anders gesagt: Es war so schnell nichts anderes zu bekommen.

Die Tatsache, dass die Schüler:innen in dieser Woche anders als in Bayern weiter von zu Hause aus lernen, hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in der vergangenen Woche mit dem Infektionsgeschehen begründet. Auf die Frage, ob an den Schulen zum Wochenanfang denn überhaupt genügend Tests vorhanden gewesen wären, um mit dem Unterricht zu beginnen, gab das Ministerium uns keine Antwort. Die gab die Nachrichtenagentur dpa in einer Meldung, hier zu lesen bei den Westfälischen Nachrichten. Dort steht, dass auch am Montag Schulen in NRW noch immer auf ihre Corona-Tests warteten.

In aller Kürze

+++ Wenn Sie in den nächsten Wochen mit dem Fahrrad unterwegs sind, können Sie dabei helfen, die Radwege in Münster besser zu machen. Keine Sorge, Sie müssen nicht selbst Schlaglöcher ausstopfen oder Baumwurzeln abschlagen. Es reicht, wenn Sie sich die App „Naviki“ herunterladen und sich darin zur Aktion „Fahrradnetz 2.0“ anmelden, die auch als „Dein Appgrade für Münsters Fahrradwege“ beworben wird. In der App heißt sie „Wettbewerb“, weil Sie nach dem Mitmachen etwas gewinnen können.

Und das geht so: Ab dieser Woche und noch bis zum 9. Mai können Sie mit der App Ihre Wege aufzeichnen lassen. Die Informationen landen später anonymisiert beim Fahrradbüro Münster, das durch die Aktion unter anderem erfahren möchte, welche Wege besonders viele Menschen nutzen, wo viele Menschen entlangfahren, obwohl es (noch) gar keinen Radweg gibt, und wo es wegen Engstellen oder anderer Hindernisse besonders langsam vorangeht. Das könnten Hinweise darauf sein, wo als erstes Wege ausgebessert oder überhaupt gebaut werden sollen. Und diese Informationen sollen später dabei helfen, ein hierarchisches Fahrradwege-Netz mit Haupt- und Nebenwegen und einer guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu planen.

Ein kleines Problem könnte allerdings durch die Pandemie entstehen. Die Menschen aus Münster sollen mit der App ihre Alltagswege aufzeichnen. Aber so etwas wie Alltag haben zwischen Homeoffice, Heimunterricht und den überschaubaren Freizeitmöglichkeiten ja gerade die wenigsten.

Korrekturen und Ergänzungen

In unserem RUMS-Brief am vergangenen Dienstag erwähnten wir die Verdi-Betriebszeitschrift, die allerdings nicht Betriebsflimmern heißt, wie wir schrieben, sondern Herzflimmern. Da sind beide Wörter wohl irgendwie durcheinander geraten. Wir haben das korrigiert.

Corona-Update

Um die Corona-Entwicklung in Münster ging es oben schon. Hier noch ein paar Ergänzungen. Die Stadt Münster meldet einen weiteren Todesfall. Ein 64-jähriger Mann ist an Covid-19 gestorben. Damit wächst die Zahl an oder mit der Krankheit gestorbenen Menschen in Münster auf 107. Seit gestern meldet die Stadt 44 Neuinfektionen. Aktuell gelten 526 Menschen als infiziert. 48 Covid-Patient:innen liegen im Krankenhaus, 19 davon auf der Intensivstation. Und nach Angaben der Stadt sind mehr als 70.000 Menschen in Münster geimpft. Das sind etwas mehr als ein Fünftel. Knapp 5.500 Menschen haben ihre Impfung in einer Arztpraxis erhalten. Eine aktuelle Übersicht zu den Teststellen in der Stadt finden Sie hier. Am Donnerstag können Sie sich zwischen 15 und 17 Uhr in einer Online-Infoveranstaltung erklären lassen, wie die Luca-App funktioniert. Alle weiteren Infos hier. Und schon mal die Ankündigung, falls Sie sich am kommenden Sonntag wundern: Der Bundespräsident hatte angeregt, die Kirchenglocken läuten zu lassen, um der an oder mit Corona gestorbenen Menschen zu gedenken. Das wird nun ab 15:30 Uhr passieren.

Unbezahlte Werbung

Auf dem Zentralfriedhof in Münster ist der Musiker und Komponist Louis Thomas Hardin begraben. Der Name wird Ihnen möglicherweise nichts sagen, aber den Namen Moondog haben Sie vielleicht schon mal gehört. So nannte er sich. Bevor er nach Deutschland kam, spielte Hardin als Straßenmusiker in New York. Dort war er so bekannt, dass das Hilton-Hotel in den Siebziger Jahren Anzeigen in der New York Times schaltete, in denen es als Adresse angab: gegenüber von Moondog. Eine seiner bekanntestes Melodien aus dem Stück Bird’s Lament wurde in Deutschland vor 20 Jahren als Sample in dem Stück Get a Move on bekannt. Aber warum erzähle ich das alles? Der Schallplattenliebhaber Marcus Krause hat im vergangenen Jahr an der Wolbecker Straße 128 das sehr schöne Schallplattencafé Mondhund eröffnet. Seinen Kuchen zeigt Krause auf seiner Facebook-Seite. Die Platten hat er hier zusammengestellt. Das Café ist von dienstags bis samstags zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet. Am besten einfach vorbeischauen.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Was man in den nächsten Tagen so alles machen kann, hat Eva Strehlke heute zusammengestellt, und das wäre Folgendes:

+++ World Wide World – Weltweite Welt, so lautet der Fokus bei der diesjährigen Denkfabrik des Centers for Literature unter dem Titel „Phantom Homeland”. Das muss man erstmal sacken lassen, denn was ist die Welt, wenn nicht weltweit, und was ist Heimat, wenn nicht das Gegenteil davon? Genau mit diesen Fragen und noch vielen weiteren beschäftigen sich bei der Denkfabrik nach eigener Aussage „starke Denker*innen aus Literatur und anderen Künsten, aus Wissenschaft, Heimatverbänden und Interkultur“. Dabei mischen sich Gespräche, Performances und kleine Vorträge. Das genaue Programm findet sich online. Hier kann man auch die Tagestickets für jeweils 5 Euro erwerben und sich so die Chance sichern, bei dem Online-Event selbst in Austausch und Diskussion mit einzusteigen.

+++ Wer sich selbst auf seiner Homepage als „Geheimtipp“ beschreibt, braucht wohl noch etwas Unterstützung beim Werbetrommel-Rühren. Vor allem, wenn es sich wie in diesem Fall um die gemütlichste kleine Bücherei Münsters mit supernetten, ehrenamtlichen Helfer:innen (sind es möglicherweise nur Frauen?) und einer liebevollen Buchauswahl handelt. Deshalb geben wir diesen Geheimtipp gerne an Sie weiter und erzählen Ihnen, dass auch Sie mittwochs zwischen 16:30 und 18:30 Uhr sowie sonntags von 10 bis 12:30 Uhr in der niedlichen Bücherei der katholischen Kirchengemeinde Liebfrauen-Überwasser am Katthagen 2 garantiert fündig werden. Schauen Sie doch vorher mal im Online-Katalog nach, wenn Sie uns nicht glauben. Nur einmalig zwei Euro kostet der Bücherei-Ausweis. Und psst: katholische Konfession ist keine Zugangsvoraussetzung.

+++ Wann haben Sie zuletzt einen Brief geschrieben? Und nein, die Kündigung des Zeit-Probeabos zählt nicht. Wenn Sie Regina Baumhauer fragen: Wahrscheinlich ist es zu lange her. Die Künstlerin, die an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Boston University studierte, stellt ihre Bilder seit 1993 unter den Titel „Open Letters“ und beschäftigt sich mit der Kommunikation zwischen Menschen, den „zu Papier gedachten Gedanken“. Seit dem 23. März und noch bis zum 30. Mai kann man ihre Werke, die mal autobiografische Porträts, mal politische Notizen beinhalten, immer montags bis freitags mit vorheriger Anmeldung im Franz-Hitze-Haus besichtigen.

+++ Während der Pandemie Hilfsbereitschaft zu zeigen, kann manchmal ganz schön kompliziert sein. Türen aufhalten, Taschen nach Hause tragen, dem Opi aus dem Bus helfen – pfui, Infektionsgefahren und Abstandskiller. Völlig hygienisch zum guten Gewissen kommen kann man dafür beim Blutspenden – in Münster möglich beim Uniklinikum oder dem Deutschen Roten Kreuz. Und schon im letzten Jahr haben Transfusionsmediziner:innen darauf hingewiesen, dass die Corona-Pandemie und ihre Begleiterscheinungen auch die ausreichende Versorgung mit Blutkonserven gefährden. Wann also Blutspenden, wenn nicht jetzt? Wie überall muss man natürlich auch hier aktuell vorab einen Termin reservieren, beim UKM telefonisch unter 0251 8358000, beim DRK online. Sie waren noch nie Blutspenden und sind sich unsicher, ob Sie die Voraussetzungen erfüllen? Das DRK hat hierfür einen Selbsttest entwickelt, damit Sie sich nicht umsonst auf den Weg machen.

Am Freitag schreibt Ihnen Constanze Busch wieder. Bringen Sie gut die Woche rum. Und vor allem: Bleiben Sie gesund.

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Eva Strehlke

PS

Die Uni Osnabrück hat einen neuen Studiengang, um den man sie in Münster vielleicht beneiden wird. Der Studiengang heißt „Conflict Studies and Peacebuilding“, oder kurz Friedensforschung, so steht es in der Meldung der Uni. Das würde natürlich auch hervorragend zum Friedensimage von Münster passen, das man sich ja mit Osnabrück teilt, interessanterweise neben einer liebevoll gepflegten Feindschaft der beiden Städte. Die ist allerdings auch nicht mehr das, was sie mal war. In der vergangenen Woche meldete die Stadt Münster zum Beispiel, dass sie kein Geld bei der Anfang März wirtschaftlich verunglückten Bremer Greensill-Bank angelegt hatte. Das kann Osnabrück leider nicht von sich behaupten. Und was macht man da als liebevoll verbundener Erzfeind? Die Neue Osnabrücker Zeitung schreibt einen Artikel mit der Überschrift: „Münster hat es besser gemacht als Osnabrück.“ Also Entschuldigung, was soll denn das bitteschön für eine Feindschaft sein? Das kann man ja schon fast nicht mal mehr Rivalität nennen. Ist es vielleicht sogar – Freundschaft? Das sollte die Wissenschaft mal untersuchen. Vielleicht wäre das ja etwas für eine Masterarbeit im Studiengang Friedensforschung, vielleicht wäre es sogar was für ein Kooperationsprojekt.

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