Das Dilemma der Pflege | Die Regeln des Ordnungsamts | Das zweischneidige Pferd

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Münster, 6. April 2021

in der vergangenen Woche sah es für einen Moment so aus, als wäre das Problem in der Pflege endlich im Bewusstsein des Landes angekommen. Der Sender ProSieben zeigte am Mittwoch die komplette Schicht der Krankenpflegerin Meike Ista an der Uniklinik Münster. Sieben Stunden lang Krankenhausalltag aus der Brustkamera-Perspektive. Parallel erzählten in der Dokumentation Menschen, die in ganz Deutschland selbst in der Pflege arbeiten, von ihrem Alltag, den schwierigen Bedingungen und den Problemen, die im Verlauf des vergangenen Jahres immer mal wieder zur Sprache gekommen waren. Die Kritik sprach von einem „Stück TV Geschichte“.

Die Uniklinik freute sich über die Aufmerksamkeit. Bei Twitter verbreitete sie die begeisterten Reaktionen. Am Donnerstag schrieb das Social-Media-Team: „…immer noch ganz überwältigt und glücklich – vielen, vielen Dank für eure zahlreichen Nachrichten, Kommentare und Reaktionen zu #nichtselbstverstaendlich!“ #nichtselbstverständlich – das war der Titel der Aktion.

Wenn man in den Tagen darauf mit Menschen aus der Pflege der Uniklinik sprach, hörte man tatsächlich auch Zufriedenheit. Dass die Pflege wahrgenommen wurde, empfanden viele als wohltuend. Man habe sich über die Aufmerksamkeit gefreut. Die Dokumentation sei durchweg gut angekommen, das war der Tenor.

Gleichzeitig sagte mir eine Pflegekraft der Uniklinik am Telefon: „Ich möchte aus der Pflege raus.“ Und das ist die andere Seite, über die wir bei RUMS im November und zuletzt vor dreieinhalb Wochen berichtet haben. Um sie ging es am Mittwoch im Fernsehen nur in sehr allgemeiner Form. Keine Pflegekraft kritisierte die Bedingungen am eigenen Arbeitsplatz. In der Dokumentation entstand der Eindruck, als wäre das im Falle der Uniklinik auch überhaupt nicht nötig. Doch wenn man sich umhört, sagen Pflegekräfte Sätze wie: „Nach außen scheint es ruhig zu sein, aber hinter den Kulissen brodelt es.“ Viele Pflegende haben sich vernetzt. Innerhalb der Klinik gibt es WhatsApp-Gruppen. In ihnen nahm in der vergangenen Woche ein Thema sehr viel Raum ein.

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