Die notorische Lücke im Haushalt | Ratssitzung vs. Länderspiel | Zur Alten Fleischerei

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

eine Frage, die man sich in den vergangenen Monaten oft gestellt hat, war: Wie lange kann denn so etwas noch gut gehen? Geschäfte, Kneipen und Restaurants geschlossen. Keine Veranstaltungen. Steuern brechen weg. Firmen in Kurzarbeit. Scheinbar alles auf Sparflamme. Einnahmen fehlen, aber viele Ausgaben laufen einfach so weiter. Es gibt Soforthilfen oder Rettungsprogramme. Und irgendwer muss das alles ja auch bezahlen.

Vieles davon übernehmen Bund und Land, aber ein Teil der Kosten bleibt an den Kommunen hängen. Münsters Kämmerin Christine Zeller hatte im vergangenen Mai angekündigt, dass der Stadt allein im Jahr 2020 durch Corona einhundert Millionen Euro im Haushalt fehlen würden. Im Dezember war von 55 Millionen Euro die Rede. Letztlich seien es doch weniger als 50 Millionen Euro geworden, sagte Christine Zeller uns heute. Aber auch das ist eine gewaltige Belastung in einer Zeit, in der es Münster auch ohne die Pandemie schon nur mit Mühe gelungen ist, die notorische Lücke im Haushalt einigermaßen zu schließen.

Zur Ratssitzung morgen hat die Stadt nun einen Bericht vorgelegt, der Auskunft darüber gibt, wie es um die Finanzen der Stadt steht.

Vielleicht aber erst mal ein Blick zurück in die vergangenen Jahre, in denen die Stadt immer wieder an der Schwelle zum Verlust ihrer finanziellen Eigenständigkeit stand. Diese Eigenständigkeit verliert sie, wenn der finanzielle Puffer aufgebraucht ist (Ausgleichsrücklage) und das Defizit zwei Mal hintereinander eine Grenze überschritten hat (fünf Prozent des Eigenkapitals). Dann muss die Stadt ihre Finanzen unter Aufsicht sanieren. Sie muss ein sogenanntes Haushaltssicherungskonzept vorlegen. Frei über ihr Geld entscheiden darf sie erst wieder, wenn die Sanierung gelungen ist.

„Haushaltsausgleich möglich“

Als die Stadt vor sechs Jahren, im September 2015, wieder einmal an der Schwelle stand, kündigte der damalige Kämmerer Alfons Reinkemeier einen „Kraftakt“ an. Er legte einen Zehn-Punkte-Plan vor, um die Finanzen wieder in den Griff zu bekommen. Gleich im ersten Punkt stand, man müsse Prioritäten setzen, für die wichtigen Dinge Geld ausgeben und alles andere nach hinten schieben. Damals hieß es, die Stadt müsse sich ihre Aufgaben kritisch ansehen und die Frage stellen, auf welche freiwilligen Leistungen sie verzichten könne. Bei Pflichtaufgaben müsse man die hohen Standards hinterfragen.

Im Jahr 2017 lautete die Überschrift der Pressemitteilung zum Entwurf des Haushaltsplans: „Haushaltsausgleich möglich.“ Reinkemeier kündigte an, man müsse sich die Strukturen der Ämter ansehen, um Möglichkeiten zum Sparen zu finden.

Als sich im Jahr 2018 wieder eine Lücke im Haushaltsplan ergab, sagte Reinkemeier, er wolle sie gleich im Jahr darauf schließen. Es seien „weitere Konsolidierungsschritte“ nötig. Oberbürgermeister Markus Lewe sagte, man werde die „Konsolidierungsmaßnahmen mit Nachdruck fortführen“.

Ein Jahr später, im September 2019, kündigte Reinkemeier gleich schon für die Jahre 2020, 2021, 2022 und 2023 Defizite im Haushaltsplan an, die deutlich über denen von 2018 liegen sollten. Allerdings könnte sich nun etwas Entscheidendes ändern.

In den vergangenen Jahren plante die Stadt zwar regelmäßig mit einem Defizit, aber am Ende ergab sich doch immer ein Überschuss, zuletzt in den Jahren 2018 und 2019.

Michael Jung hat sich im März in seiner RUMS-Kolumne mit der vielen Luft im Haushalt beschäftigt, also der Differenz zwischen dem Geld, das eingeplant ist, und der Summe, die man am Ende tatsächlich verwendet. Dass es diese Lücke gibt, hat verschiedene Gründe.

Zum einen kalkuliert die Stadt Spielräume ein, denn es ist natürlich schlecht, wenn nicht weitergebaut werden kann, weil kein Geld mehr zur Verfügung steht. Zum anderen kann die Stadt sich so Töpfe einrichten, aus denen sie bei Bedarf Geld nehmen kann, wenn es gebraucht wird – ohne jedes Mal den Rat um Erlaubnis zu bitten. Außerdem gilt ein Millionenbeitrag, der für ein Projekt bereitgestellt wird, auch immer als Beleg für die Tatkraft der politischen Mehrheit. Es ist sozusagen der bilanzielle Spatenstich. Es sieht so aus, als hätte das Projekt mit diesem Schritt schon begonnen. Doch das ist nicht immer der Fall.

Ein Bilanzierungskniff

Manchmal plant der Rat die Millionenbeträge ein, nimmt das Geld dann aber gar nicht in Anspruch. Und so bleibt am Ende des Haushaltsjahres mehr übrig, als man gedacht hatte.

Das wird sich nun wohl ändern. Im aktuellen Bericht über die Entwicklung der städtischen Finanzlage, um den es morgen im Rat gehen wird, steht: Die „Corona-Pandemie verändert (…) die wirtschaftlichen Rahmendaten für die Stadt Münster deutlich“. Im Abschluss für das Jahr 2020 werde es voraussichtlich keinen Überschuss mehr geben, in den Jahren darauf auch nicht.

Eigentlich würde das Defizit laut der städtischen Prognose im aktuellen Haushalt schon Ende dieses Jahres bei über 74 Millionen Euro liegen. Doch weil das Land den Kommunen mit einem Bilanzierungskniff erlaubt, die Corona-Belastung auf 50 Jahre zu verteilen, rechnete die Stadt in diesem Jahr nur mit einem Minus von knapp 11 Millionen.

Um das noch schnell zu erklären. Der Kniff ist: Die Stadt darf in diesem Jahr knapp 50 Millionen Euro als Einnahme verbuchen, obwohl sie dieses Geld eigentlich nicht eingenommen hat. In den kommenden Jahren muss sie das Geld dann nach und nach abschreiben. So verteilt sich die Belastung in der Bilanz auf mehrere Jahre.

Das bedeutet allerdings auch: Ab dem nächsten Jahr kommt zu dem Defizit, mit dem man eh schon gerechnet hatte, diese jährliche Belastung auch noch hinzu. Das hätte dann laut der Prognose aus dem Haushalt für 2021 im nächsten Jahr ein Defizit von 72 Millionen Euro zur Folge, im Jahr 2023 eines von rund 59 Millionen und im Jahr 2024 eines von genau 56 Millionen Euro. Damit käme Münster an seine Grenze. Und wenn das alles einträte und nichts unternommen würde, wäre die Stadt im Jahr 2024 ihre finanzielle Eigenständigkeit los. Nach einer aktuellen Prognose fallen die Zahlen sogar noch etwas schlechter aus. Aber dazu später.

Was die Stadt selbst in der Hand hat

Bleiben wir erst mal bei den strukturellen Defiziten. Die Frage ist: An welchen Schrauben kann die Stadt Münster denn selber drehen?

Der Finanzbericht nennt vier Ursachen, die Münster selbst in der Hand hat.

  • Die Stadt investiert in Projekte, die danach Folgekosten mit sich bringen – also zum Beispiel in ein Gebäude, das dann mit Strom versorgt, beheizt oder instandgehalten werden muss.
  • Die Stadt nimmt neue Aufgaben an, ohne kritisch zu überprüfen, was sie bislang schon macht, und ob die neuen Aufgaben sinnvoll sind.
  • Die Stadt erfüllt höhere Standards, als gesetzlich vorgeschrieben sind.
  • Die Stadt stattet ihre Verwaltung zu üppig aus.

Nicht drehen kann die Stadt an folgenden Schrauben:

  • Ausgaben kommen hinzu oder Einnahmen fallen weg, weil Gesetze sich ändern. Zum Beispiel, weil die Kommune sich um Flüchtlinge kümmern muss, aber das Land dafür keinen entsprechenden Ausgleich zahlt.
  • Kosten steigen, weil es in Tarifverträgen vereinbart ist.
  • Einnahmen sinken, weil Firmen pleite gehen, beziehungsweise Branchen oder Wirtschaftsbereiche wegbrechen – und damit auch Steuereinnahmen.
  • Einnahmen fallen weg, weil Leistungen vom Bund oder vom Land sich verringern. Zum Beispiel Schlüsselzuweisungen, also Geld, mit dem das Land das finanzielle Kräfteungleichgewicht von Kommunen korrigiert.
  • Ausgaben steigen, weil Naturereignisse wie der Starkregen 2014 oder die Corona-Pandemie Schaden anrichten.

Das alles muss die Stadt so gut es geht abfedern. Aber wie?

In dem Bericht sind die Möglichkeiten in der Reihenfolge ihrer Wirksamkeit nach aufgelistet. An erster Stelle steht: „Abbau von Standards, Leistungen und Zuschüssen.“

Und hier wird die Stadt – das steht nicht im Finanzbericht – auf einen Vorschlag der FDP hin morgen aller Voraussicht nach eine gängige Praxis ändern. Zuschüsse sollen nicht mehr unbefristet und dann möglicherweise über Jahrzehnte fließen, sondern nur noch für einen bestimmten Zeitraum. Die Regelung dazu nennt sich Sunset-Klausel, nach dem englischen Wort für Sonnenuntergang. Anders als bisher gibt es also in Zukunft bei Zuschüssen einen Sonnenuntergang: einen Zeitpunkt, an dem überprüft wird, ob der Zuschuss weiterhin nötig ist.

Diese Klausel wird sich erst später auf die Höhe der städtischen Ausgaben auswirken, denn für die aktuellen Zuschüsse gilt sie noch nicht. Aber etwas anderes könnte schneller wirken.

Die Stadt will Planwert-Exzesse verhindern

Die Stadt will ihre Budgetplanung schon fürs nächste Jahr anders organisieren. Bislang stellen die Ämter ihre Budgets selbst auf. Das soll nun auf einer Ebene darüber geschehen, bei den Dezernaten. So soll alles etwas flexibler und transparenter sein. Überflüssige Puffer sollen sichtbar werden. Das soll dazu führen, dass die Verwaltung mit weniger Ausgaben planen muss.

Das soll dazu beitragen, dass sich das Defizit im Haushalt reduziert – und die Stadt weiterhin selbst über ihr Geld entscheiden darf.

Wie groß die Lücken zwischen den geplanten und den tatsächlichen Zahlen sind, macht der Finanzbericht mit einigen Beispielen deutlich. Zwischen 2018 und 2020 hat die Stadt etwa pro Jahr im Schnitt knapp 88 Millionen Euro für Baumaßnahmen ausgegeben. Für die Jahre 2021 bis 2024 hat sie pro Jahr im Schnitt 234 Millionen Euro eingeplant. Sie kalkuliert also für die nächsten Jahre knapp drei Mal so viel ein, wie sie in den vergangenen Jahren ausgegeben hat.

Ab dem nächsten Haushalt will die Stadt diese Planwert-Exzesse verhindern, und zwar mit einer Obergrenze der gesamten Auszahlungen von 216 Millionen Euro pro Jahr. Und schon das ist immer noch luftig geplant. Zwischen 2018 und 2020 bewegten sich die tatsächlichen Auszahlungen bei durchschnittlich jährlich knapp 166 Millionen Euro.

Mithilfe dieser Schritte will die Stadt es nicht nur bis zum kritischen Jahr 2024, sondern noch bis 2025 schaffen, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Allerdings steht auch in diesem Papier wieder der Verweis, ohne „weitere umfassende Haushaltsstabilisierungsmaßnahmen“ werde es künftig nicht gehen.

Ein paar Vorschläge dazu hat die CDU schon im März gemacht. Einige davon hat die Verwaltung nun aufgegriffen.

Der Zehn-Punkte-Plan geriet in Vergessenheit

Die CDU möchte zum Beispiel, dass die Stadt festlegt, welche Handlungsfelder besonders wichtig sind. Sie sollen eine Priorität bekommen. Wenn der Rat morgen Abend zustimmt, wird die Verwaltung eine Prioritätenliste erarbeiten.

Bedienen kann sie sich dabei im Zehn-Punkte-Plan, den Alfons Reinkemeier vor sechs Jahren vorgelegt hat. Dort steht gleich an erster Stelle, dass alles, was den Haushalt belastet, aufzuschieben sei; alles was ihn entlastet, müsse man dagegen vorziehen – es sei denn, es handle sich um Pflichtaufgaben oder Bereiche mit Priorität – zum Beispiel die Schaffung von Wohnraum, Maßnahmen zur Kinderbetreuung, Bildung, Sicherheit und – ein Thema, das etwas in den Hintergrund gerückt ist – Geflüchtete. (Korrekturhinweis: Ursprünglich stand hier irrtümlich, die aufgeführten Leistungen seien allesamt Pflichtleistungen. Das haben wir korrigiert.)

Auch die übrigen Punkte sind weiterhin aktuell. Doch der Zehn-Punkte-Plan geriet in den Jahren nach 2015 schnell wieder in Vergessenheit, weil die Gewerbesteuereinnahmen sprudelten und der Stadt damit viele Sorgen nahmen. Evaluiert wurde das Programm nicht.

Stimmt der Rat morgen zu, womit zu rechnen ist, wird die Verwaltung auch Vorschläge dazu erarbeiten, wie die Stadt nach dem Jahr 2025 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen und damit finanziell eigenständig bleiben kann. Und die Verwaltung schaut sich an, wie die städtischen Beteiligungen dabei helfen können, den Haushalt im Gleichgewicht zu halten. Vor allem geht es dabei um ein Unternehmen: die Stadtwerke.

Die Westfälischen Nachrichten berichten heute, dass die städtische Tochter trotz Corona ein verhältnismäßig gutes Jahr hinter sich hat. Die Menschen sind weniger Bus gefahren, aber es verlief alles doch nicht so katastrophal, wie es zu Beginn der Pandemie aussah. Unter dem Strich steht ein Jahresüberschuss von 11,3 Millionen Euro. Dass die Corona-Krise für die Stadtwerke glimpflich ausging, lag unter anderem am Rettungsschirm für den öffentlichen Personennahverkehr, mit dem die Stadt im vergangenen Frühjahr noch nicht rechnete.

Laut dem Zeitungsbericht lag der milde Verlauf der Krise auch daran, dass die Stadtwerke weniger Geld ausgegeben und weniger investiert haben. Auf Dauer täte dem Unternehmen das nicht gut, denn es steht vor großen Aufgaben, wie Michael Jung es im April in seiner RUMS-Kolumne erklärt hat. Dass die Stadtwerke in den kommenden Jahren sehr viel mehr Geld abführen können als die jährlich bislang üblichen 6,5 Millionen Euro, um das Haushaltsloch der Stadt Münster zu stopfen, ist daher nicht sehr wahrscheinlich. Von den übrigen städtischen Beteiligungen ist keine große Unterstützung zu erwarten. Das sind zum Beispiel das städtische Theater, die Wirtschaftsförderung, die Wohnungsgesellschaft Wohn- und Stadtbau, die Parkhausgesellschaft WBI oder die Halle Münsterland. Einen Überblick gibt der Beteiligungsbericht der Stadt für das Jahr 2019, der morgen Abend ebenfalls im Rat auf der Tagesordnung steht.

Gewerbesteuer bald wieder auf altem Niveau

Aber wie geht es nun in den kommenden Monaten weiter? Die Kämmerei gibt in ihrem Finanzbericht schon einen Ausblick auf den Haushalt für 2022. Um ihn wird es im September im Rat gehen. Und dieser Ausblick sieht nicht so schlecht aus, wie man es vermuten könnte, wenn man bedenkt, dass die Stadt monatelang praktisch im Koma lag.

Die Gewerbesteuer zum Beispiel wird laut der Prognose schon im nächsten Jahr wieder das Niveau der Zeit vor Corona erreichen. Mit den „dynamischen Steigerungen der Vorjahre“ sei wohl erstmal nicht mehr zu rechnen, aber grundsätzlich steigen die Einnahmen aus Steuern und Abgaben zwischen 2022 und 2025 von etwa 623 auf 681 Millionen Euro. Die Gewerbesteuer macht davon jeweils etwa 330 Millionen Euro aus.

Auch die Ausgleichszahlungen vom Land, die Schlüsselzuweisungen, könnten laut Stadt wachsen. Das stehe allerdings noch nicht fest. Es hänge ab von der Änderung des Gemeindefinanzierungsgesetzes. Die Erträge der Stadt wachsen nach der Prognose von 1,26 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 1,31 Milliarden Euro im Jahr 2025.

Auf der anderen Seite stehen allerdings auch höhere Kosten. Die Tariflöhne steigen ab dem Jahr 2025. Die Stadt wird deutlich mehr Geld für Sozialleistungen ausgeben müssen. Das Loch im Haushalt wächst allein durch die höheren Sozialleistungen im Jahr 2023 voraussichtlich um etwas über 9 Millionen Euro, im Jahr 2025 sogar um über 25 Millionen.

Ein neuer Kraftakt

Unter dem Strich zeigt sich, dass die Stadt ihre Defizite im Haushaltsplan in den nächsten Jahren keineswegs loswird, sie werden sogar noch größer. Eine Prognose aus diesem Monat zeigt andere Werte als die oben genannten aus dem aktuellen Haushalt.

Danach wird die Lücke im Haushaltsplan für das Jahr 2022 kleiner ausfallen als gedacht. Sie liegt bei knapp 70 Millionen Euro, das sind etwa zwei Millionen weniger als in der alten Prognose. In den drei folgenden Jahren pendelt das Defizit dann allerdings zwischen 72 Millionen (2023), 71 Millionen (2024) und 80 Millionen (2025). Das ist vor allem zum Ende hin eine sehr viel schlechtere Entwicklung als in den ursprünglichen Berechnungen. Nach ihnen wäre die Lücke im Haushalt im Jahr 2024 gerade einmal 56 Millionen Euro groß gewesen.

Der Stadt steht nun wieder ein Kraftakt bevor. Sie muss die Defizite so reduzieren, dass sie an der Haushaltssicherung vorbeischrammt und die Planung laut dem Bericht der Kämmerin „über die kommenden vier Jahre um rund 40 Millionen Euro entlastet wird“.

Die Stadt wird sich dazu die tatsächlichen Ausgaben aus dem Abschluss des Jahres 2020 ansehen und schauen, ob sie für die kommenden Jahre nicht vielleicht doch mit etwas geringeren Summen planen kann. Es gibt auch noch ein paar weitere Rädchen, an denen sie drehen kann. Aber ganz leicht wird es nicht. Und ganz so viel Zeit ist auch nicht mehr. Ende September muss der neue Haushaltsentwurf stehen.

In aller Kürze

+++ Im vergangenen Oktober haben wir im RUMS-Brief über die ungewisse Zukunft der Passage im Salzhof an der Salzstraße berichtet. Seit dem Auszug der Eisdiele Ende vergangenen Jahres steht das Gebäude in Teilen leer. Das Ratsbündnis aus Grünen, SPD und Volt macht nun einen Vorschlag: Sie will das das Münster-Modell dort ausstellen. CDU, FDP, ÖDP und Partei unterstützen den Verschlag des Vereins Münster-Modell, der die Miniatur gerne im Untergeschoss des Stadthauses unterbringen würde. Wenn der Antrag eine Mehrheit findet, wovon auszugehen ist, wird die Stadtverwaltung sich damit beschäftigen, was für und was gegen die Standorte spricht.

+++ Die FDP hat einen Vorschlag für das Problem am Aasee gemacht, mit dem sowohl das Rathausbündnis aus Grünen, SPD und Volt als auch die CDU einverstanden ist. Und so stehen über dem Ratsantrag nun die Logos aller fünf Parteien. Zum einen geht es um das Problem mit dem Müll. Das Grünflächenamt soll dazu ein Konzept erarbeiten. Man will mehr Mülleimer aufstellen, die Menschen dazu bringen, ihren Müll nicht überall herumliegen zu lassen, und für die Rasenfläche mit den Billardkugeln ein Lichtkonzept erarbeiten, damit dort nicht alles im Dunkeln stattfindet. Außerdem sollen Toiletten aufgestellt werden. Ordnungsamt und Polizei sollen sich zusammen überlegen, wie sie das Gebiet in den Griff bekommen. Man will mit Studierendenvertretungen sprechen. An der Himmelreichallee will man Polizei und Ordnungsamt dazu aufrufen, all jene zu kontrollieren, die in den Nachrichten unter dem kuriosen Wort „Poser-Szene“ zusammengefasst werden. Also Menschen, die zeigen, dass sie in der Lage sind, in ihren getunten Autos aufs Gaspedal zu drücken (Wow!). Das Leben schwer machen könnte man diesen Leuten mit Blumenkübeln oder einer Tempo-30-Zone. Und auch das soll nach Vorstellung der fünf Parteien passieren.

+++ Wir hatten es schon erwähnt: Die Ratssitzung wird morgen ab 16:15 Uhr zum ersten Mal live übertragen. Ab 21 Uhr konkurriert der Stream dann mit dem Deutschland-Spiel. Schauen wir mal, wer im Quotenvergleich gewinnt. Ob die Ratssitzung um die Uhrzeit tatsächlich noch läuft, hängt vor allem davon ab, ob die Parteien sich bis morgen noch in einem Punkt einig werden: Welche sachkundigen Einwohner:innen dürfen als stimmberechtigte Mitglieder in den Ausschüssen sitzen? Das sind zum Beispiel Vertreter:innen von Umweltverbänden oder aus der Landwirtschaft. Und in der Frage, wer in welchem Gremium wie viel Einfluss bekommen soll, haben die Parteien unterschiedliche Vorstellungen. Schaffen sie es bis morgen, sich auf eine Liste zu einigen, kommt der Rat mit einer Abstimmung aus. Gelingt das nicht, muss der Rat über die Besetzung jedes einzelnen Sitzes in allen zwölf Ausschüssen einzeln abstimmen.

+++ In der Nacht zu heute ist in einem Krankenhaus in Münster ein 34-jähriger Mann gestorben, der zuvor in der Wache am Friesenring in Polizeigewahrsam war. Die Polizei hatte den Mann festgenommen, weil er am frühen Abend in einem Mehrfamilienhaus an der Grevener Straße „als Randalierer aufgefallen“ sei, wie es in der Pressemitteilung heißt. Der Mann habe gegen 22 Uhr über Unwohlsein geklagt. Man habe eine Ärztin hinzugezogen und den Rettungswagen alarmiert. Während einer Untersuchung habe der Mann einen Herzstillstand erlitten, sei reanimiert und ins Krankenhaus gebracht worden, wo er kurz nach Mitternacht gestorben sei, schreibt die Polizei. Das rechtsmedizinische Institut der Uni Münster wird den Mann obduzieren, um die Todesursache festzustellen. Die weiteren Ermittlungen werde „aus Neutralitätsgründen“ die Polizei Recklinghausen führen.

Corona-Update

Wir versuchen langsam schon mal, uns diese Rubrik hier abzugewöhnen. Daher nur ganz kurz: Die Inzidenz in Münster ist auf 2,5 gesunken, meldet die Stadt. Über 200.000 Menschen in Münster schon eine Impfung bekommen, knapp 137.000 von ihnen auch schon die zweite.

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Bei den nächsten Meilensteinen (2.000, 2.250, 2.500) werden wir als Dankeschön weitere Workshops veranstalten. Genaueres dazu lesen Sie hier. Sie können uns dafür auch gern Organisationen vorschlagen, die Ihnen am Herzen liegen. Schreiben Sie uns dazu einfach an diese Adresse. Wie sich unsere Aktion entwickelt, teilen wir Ihnen ab jetzt regelmäßig in unserem Brief mit. Sobald Corona es zulässt und wir die ersten Workshops umsetzen können, werden wir diese auch dokumentieren.

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Im Moment verzögert sich ja alles ein bisschen, aber wenn man sich die Fotos auf der Facebookseite des neuen Restaurants an der Sophienstraße 1 anschaut, kann es eigentlich nicht mehr so lange dauern. Dort eröffnet in einer alten Fleischerei (Golly’s) das Restaurant „Zur Alten Fleischerei“. Was es dort gibt? Natürlich, vegane und vegetarische Küche. Es ist der neue Laden des Teams, das auch schon die Watusi Bar und die Bohème Boulette am Hansaring betreibt, oder das Lieschen Müller an der Mauritzstraße und das Veranstaltungsschiff MS Günther. Und wir haben schnell noch mal gefragt, für wann die Eröffnung geplant ist. Einen genauen Termin gebe es noch nicht, sagte man uns. Aber man rechne mit Mitte Juli.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Morgen haben Sie vielleicht schon was vor – also entweder das Länderspiel oder den Livestream der Ratssitzung. Aber für die Tage drauf hätten wir noch was.

+++ Verlassene Orte – oder wie man im Internet sagt: Lost Places – sind beliebte Fotomotive. Im Haus der Niederlande können Sie sich ab Donnerstag solche Orte anschauen. Allerdings nicht auf Fotografien, sondern auf Gemälden der drei niederländischen Künstlerinnen Anna Belleforte, Justyna Pennards-Sycz und Carla Zeegers. Auf dieser Seite können Sie sich schon mal anschauen, was Sie erwartet. Dort finden Sie auch Informationen zur Ausstellung. Anschauen können Sie sich die Bilder montags bis freitags zwischen 12 und 18 Uhr sowie samstags und sonntags zwischen 10 und 16 Uhr, und zwar kostenlos.

+++ Im Winter bin ich mit dem Künstler Ruppe Koselleck in Berg Fidel spazieren gegangen. Er hat unter anderem die Kunst- und Kulturaktionen Bergfidele Interventionenen mitgestaltet und mitorganisiert. Unser Gespräch haben wir im Februar als Podcast veröffentlicht. Wenn Sie möchten, können Sie Ruppe Koselleck jetzt selbst kennenlernen, und zwar bei den nächsten Veranstaltungen der Bergfidelen Interventionen. Am Freitagabend gibt es Musik und eine Zeichenperformance, am Samstag ab 17 Uhr bietet Koselleck eine Führung an, unter anderem zu Geranienklos und einer Wurstampel. Hier können Sie das ganze Programm noch einmal genauer nachlesen.

+++ Am Freitag hatten wir Ihnen den neuen Lyrikweg zwischen der Burg Hülshoff und dem Haus Rüschhaus empfohlen. Heute folgt auch schon der nächste Tipp, der mit Annette von Droste-Hülshoff zu tun hat: Von morgen bis Sonntag findet das digitale Droste-Festival Dark Magic statt. In den Lesungen, Filmen, Workshops und anderen Veranstaltungen geht es um Geister, Zaubersprüche und geheimes Hexenwissen. Für einige Live-Formate müssen Sie Tickets kaufen, jeden Tag werden aber auch Videos und andere Beiträge auf der Website veröffentlicht. Das ganze Programm und den Zugang zum digitalen Festivalgelände finden Sie hier.

Das wäre es für heute. Am Freitag meldet sich Constanze Busch wieder. Haben Sie bis dahin eine gute Woche.

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Constanze Busch

PS

Vielleicht haben Sie in den vergangenen Jahren die verzweifelte Kampagne des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mitverfolgt, der aus der Nationalmannschaft „Die Mannschaft“ machen wollten – ein Produkt mit einem griffigen Markennamen, mit dem sich dann noch besser Geld verdienen lässt. Das hat leider nicht so gut geklappt, weil das Produkt einen kleinen Durchhänger hatte und die ganze Sache vielleicht doch etwas zu durchschaubar war. Wenn es darum gegangen wäre, Menschen für diese Mannschaft zu begeistern, hätte der DFB das alles ohnehin anders anstellen müssen. Er hätte wahrscheinlich auch keine Millionen investieren müssen. Man hätte die Stars nicht perfekt gestylet und gegelt auf Plakaten und Postern zeigen müssen. Sympathie kommt anders zustande – indem man die Menschen so zeigt, wie sie sind, mit all ihren sympathischen Schwächen. Und eine dieser Schwächen der Nationalspieler ist offenbar, dass sie nicht so gut singen könne, wie viele von uns auch. Aber sie tun es trotzdem, und zwar allerliebst, in diesem kleinen Handy-Video zu sehen. Ist das nicht toll? Daher auch von hier noch mal: Viel Erfolg morgen Abend gegen Ungarn.

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