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Münster nimmt auf | Bilanz der Verkehrsversuche | Agnes Meile
Guten Tag,
drei Wochen Krieg, und mittlerweile sind über 700 Menschen aus der Ukraine in Münster angekommen. Noch vor fünf Tagen musste die Stadt einen Bus mit über 50 Geflüchteten weiterschicken, weil keine Unterkunft mehr frei war. Inzwischen hat man die Dreifachsporthalle in Hiltrup hergerichtet. Dort stehen nun in einem Labyrinth aus grauen Trennwänden pro Parzelle zwei Doppelbetten aus Metall, darauf Matratzen mit babyblauen Bezügen, Handtücher in Plastikbeuteln, an der Wand ein grauer Spind. Für viele Menschen wird das nun vorübergehend ihr neues Zuhause. Die ersten sind gestern eingezogen.
Die Stadt schreibt, sie könne im Moment tausend Menschen in 30 Einrichtungen unterbringen. 400 Plätze davon sind nur Zwischenstationen, an den übrigen Orten können die Menschen auch länger bleiben. Mit diesen Plätzen wird man wahrscheinlich nicht auskommen. Deswegen bereitet die Stadt auch anderswo Unterkünfte vor – 600 Plätze in der Blücher-Kaserne an der Einsteinstraße, 440 Plätze in den früheren Häusern der britischen Armee am Hohen Heckenweg, Muckermannweg und Angelsachsenweg. Das schrieben wir schon im RUMS-Brief am Freitag. Hinzu kommen kommen 170 Plätze in der Oxford-Kaserne. Und auch das ist möglicherweise noch nicht genug. Man führe im Moment Gespräche, um Unterkünfte zur Verfügung stellen zu können, auch mit Privatpersonen, schreibt die Stadt. In Familien sind bislang 120 Geflüchtete untergekommen.
Wenn Sie selbst ein Zimmer übrig haben, das Sie gern zur Verfügung stellen möchten, schauen Sie doch mal auf die Seite Unterkunft-Ukraine.de. Dort können Sie freie Zimmer anbieten.
Die Bilanz der Verkehrsversuche
Eines der großen Themen im vergangenen Jahr waren drei Verkehrsversuche in der Innenstadt. Sie sollten zeigen, welche Auswirkungen es hat, wenn sich im Verkehr an einigen Stellen die Regeln ändern. Die Stadt hat nun einen 190 Seiten langen Ergebnisbericht vorgelegt, dazu einen Anhang mit ebenfalls über einhundert Seiten.
Ich habe am Wochenende beides gelesen und mit den verkehrspolitischen Fachleuten der Ratsparteien darüber gesprochen. Die zentralen Ergebnisse sind schnell erklärt: Zwei Versuche waren überwiegend erfolgreich, in einem Fall gelang es nicht, den Verkehr sicherer zu machen. Was mich überrascht hat, vorweg: Noch etwas interessanter als die Antworten, die der Bericht gibt, sind die Fragen, die er aufwirft, vor allem eine. Aber fangen wir an am Neubrückentor.
I. Die Promenadenvorfahrt
An der Kreuzung von Promenade und Kanalstraße hat die Stadt im vergangenen Jahr für einige Wochen dem Radverkehr die Vorfahrt gegeben. Erst verlängerte man den Versuch, dann beendete man ihn doch früher. Wegen Sicherheitsbedenken. Es waren einige Unfälle passiert, bei denen sich kaum sagen lässt, ob der Verkehrsversuch sie tatsächlich verursacht hat. Laut Bericht gab es kein „eklatant untypisches Unfallereignis, das vor dem Versuch nicht in vergleichbarer Art und Weise aufgetreten wäre“. Doch es passierten mehr Unfälle an dieser Stelle als sonst (RUMS-Brief).
Dazu geschah etwas, das den Sinn der Verkehrsversuche sehr deutlich macht. Die Stadt hatte vorher mit Simulationen alles durchgespielt, was passieren könnte. Doch die Software ahnte nicht, wie viele Menschen sich einfach nicht an die neuen Regeln halten würden.
Busse mussten an dieser Stelle länger halten. In einer Simulation wartet hinter ihnen der Verkehr. In der Realität fuhren Menschen auf Fahrrädern oder E-Scootern auf dem Bürgersteig oder der Gegenfahrbahn an den Bussen vorbei. Die Situation sei dadurch sehr unübersichtlich geworden, schreibt die Stadt in ihrem Bericht.
Gleichzeitig verlängerten sich die Fahrtzeiten der Busse, vor allem zu den Hauptverkehrszeiten. Es kam zu Verspätungen. Und das ist ein Problem, denn sehr wichtig im öffentlichen Personennahverkehr ist, dass die Menschen sich auf die Fahrpläne verlassen können.
In ihrem Bericht schreibt die Stadt: „Die geänderte Verkehrsführung hat (…) objektiv nicht zur Verkehrssicherheit beigetragen.“ Interessant ist, dass die Menschen die Wirkung des Versuchs offenbar unterschiedlich wahrgenommen haben. In einer Online-Umfrage sagten 55 Prozent der Befragten, die Sicherheit habe sich durch den Versuch verschlechtert, 44 Prozent hatten den Eindruck, der Versuch habe für mehr Sicherheit gesorgt.
Die Gesamtbeurteilung zeigte die Ambivalenz noch etwas deutlicher. 45 Prozent sagten, die Verkehrssituation habe sich durch den Versuch verbessert, 47 Prozent sahen eine Verschlechterung.
Die Stadt kommt zu dem Schluss, dass der Versuch „trotz seiner Beendigung wichtige Erkenntnisse geliefert und teils auch vorherige Annahmen bestätigt hat“, die für die weiteren Überlegungen wichtig seien. Das Ergebnis lässt sich so zusammenfassen: Die Promenadenvorfahrt kann funktionieren, aber nicht an dieser Kreuzung unter diesen Voraussetzungen.
Man hätte den Versuch verbessern können, zum Beispiel durch eine Schwelle (Aufpflasterung), vor der die Autos relativ sicher bremsen, oder durch eine bessere Sicht auf den kreuzenden Verkehr. Dafür hätte man allerdings unter Umständen Bäume fällen müssen. Die Versuchsanordnung hätte sich geändert. Und es wäre alles noch teurer geworden. Weil die Stadt zwischendurch immer wieder nachbessern musste, kostete dieser Versuch ohnehin schon mehr als gedacht. Statt der geplanten 90.000 waren es am Ende 120.000 Euro.
II. Die durchgängige Busspur
Die eindrücklichsten Zahlen lieferte der Verkehrsversuch zwischen Ludgeriplatz und Landeshaus. Dort nahm die Stadt dem Autoverkehr auf einem Abschnitt von 500 Metern eine Spur und schlug sie den Bussen zu. So entstand auf der Strecke eine durchgängige Busspur.
Zu Beginn des Versuchs führte das zu Staus und großen Widerständen. Die Rückmeldungen fielen überwiegend negativ aus. Der Ergebnisbericht fasst die Stellungnahmen von Verbänden oder Initiativen zusammen (ab Seite 165). Kritikpunkte sind etwa der stockende Verkehr, die „mangelhafte Kommunikation“ der Stadt oder die „schlechte Erreichbarkeit“ des Bahnhofs.
Für Autos verschlechterte sich die Situation, aber nicht in dem Maße, in dem viele es erwartet hatten. Die Befürchtung, es werde zu Dauerstaus kommen, habe sich zu keinem Zeitpunkt bestätigt, schreibt die Stadt.
Durch den Versuch ergab sich gleichzeitig das, was man in der Verkehrspolitik eine Push- und Pull-Wirkung nennt. Oft braucht man dazu zwei Instrumente. Eines, das bestimmte Verhaltensweisen anziehender macht (Pull), ein anderes das Verhaltensweisen verdrängt (Push). Hier ging alles in einem Schritt. Die Strecke wurde für Menschen im Auto beschwerlicher, für Busfahrende attraktiver. Doch der anfängliche Stau ließ im Verlauf des Verkehrsversuchs nach, die Busse profitierten enorm.
An einem Werktag sparten die Busse vier Stunden und 20 Minuten. Sie wurden pünktlicher. Und das lag nachweislich an der neuen Busspur.
Der Versuch habe deutlich gemacht, so schreibt die Stadt, dass es auch in „hochkomplexen Stadt- und Verkehrsräumen“ möglich sei, Busse zu beschleunigen und ihnen eine höhere Priorität zu geben. Das Ergebnis beweist laut Bericht gleich zweierlei: Zum einen ist die Busspur wichtig, wenn es darum geht, „ein Hochleistungsnetz“ für den Linienbusverkehr einzurichten. Zum anderen kann sie helfen, das regionale Busnetz attraktiver zu machen – und Menschen dazu zu bewegen, auf den Bus umzusteigen.
III. Die autofreie Hörsterstraße
Der Versuchsaufbau an der Hörsterstraße ist auf den ersten Blick einfach. Die Stadt sperrte die Straße für Autos, schloss den Parkplatz am Bült und gab dem Radverkehr auf der Hörsterstraße die Möglichkeit, auch in die Gegenrichtung zu fahren. Dieser Teil gelang gut.
Die Menschen nahmen den gewonnenen Raum an. Sie saßen auf den für den Versuch aufgestellten Holzmöbeln am Bült und am Straßenrand. Die Stadt zählte mehr Fahrräder auf der gesperrten Straße. Es kam zwar zu kleineren Unfällen, weil Menschen auf Fahrrädern Poller in der Straßenmitte übersahen. Aber die positiven Effekte überwogen.
Probleme bereitete etwas anderes: Die Buslinien 6, 8 und N82 fuhren während des Verkehrsversuchs nicht mehr über die Hörsterstraße, sondern über die Gartenstraße. Und das kam in den Außenstadtteilen nicht so gut an.
Die Busse sparten einerseits Zeit – zwischen Hauptbahnhof und Coerde fünf Minuten, in der Gegenrichtung sogar sieben. Aber sie hielten nicht mehr am Bült. Wer aus Coerde in die Altstadt wollte, musste das letzte Stück laufen (von der Eisenbahnstraße oder der Gartenstraße aus), den für die Versuchsdauer eingesetzten Shuttlebus nutzen oder eine Rikscha.
Die Bewertung der neuen Linienführung fiel schlecht aus. Sogar die kürzere Fahrtzeit bekam in einer Online-Befragung im Schulnotensystem nur ein Befriedigend. Den Shuttlebus, die Rikscha sowie Service und Komfort bewerteten die Menschen im Schnitt mit ausreichend, wie auch die Anbindung in die andere Richtung, nach Wolbeck und Gremmendorf. Etwa die Hälfte der Befragten hinterließ dazu einen Kommentar. Das mit Abstand häufigste Thema war die nun gefühlt schlechtere Erreichbarkeit der Außenstadtteile (101 Nennungen bei 274 Kommentaren).
Im Gegensatz dazu stehen die Zahlen. Sie sind schon seit Anfang Januar öffentlich. Die Stadtwerke hatten die Fahrgäste während des Verkehrsversuchs gezählt und herausgefunden: Auf der umgelegten Linie waren im Versuchszeitraum sogar etwas mehr Menschen Bus gefahren. Nun wollte man das Liniennetz neu ordnen. Die Buslinie nach Coerde sollte wieder eine Altstadthaltestelle bekommen, allerdings nicht am Bült, sondern am Ludgeriplatz. Von dort sollten die Busse wie schon während des Verkehrsversuchs über den schnellen Weg nach Coerde fahren, also über die Gartenstraße.
Doch es gab wieder Protest. Der Rat vertagte die Entscheidung, um auf die Ergebnisse des Verkehrsversuchs zu warten. Und jetzt?
Die Stadt schreibt auf Seite 102 ihres Berichts, die Reaktion decke sich mit früheren Erfahrungen der Stadt bei der Veränderung von Linienwegen, „da solche Eingriffe zu Beginn meist eine vergleichsweise starke Ablehnung durch die Nutzer*innen hervorrufen“. Busfahren habe viel mit Gewohnheiten zu tun. Verändere man die Wege, verschlechtere sich „für viele aktuelle Nutzer*innen aus subjektiver Perspektive zunächst die ÖPNV-Anbindung“.
Anders gesagt: Die Stadt sieht das Problem nicht so sehr in der Erreichbarkeit, sondern vor allem in der Gewohnheit. Das unterstreichen die Autoren mit einer Anmerkung „aus fachlicher Perspektive“: Die Altstadt sei auch während des Verkehrsversuchs über mehrere Buslinien erreichbar gewesen. Aus Coerde zwar nicht mehr über den Bült, aber über die Haltestellen Hörstertor und Eisenbahnstraße.
Eine der offenen Fragen, die dieser Verkehrsversuch aufwirft, ist: Wie geht man nun damit um?
Schaut man auf die Zahlen, die recht eindeutig scheinen, und ordnet man die Buslinien so, wie die Verwaltung es vorgeschlagen hatte – ohne auf die Einwände aus Coerde zu schauen? Oder gibt es noch eine andere Lösung?
Carsten Peters, verkehrspolitischer Spreche der Grünen, sagt, man werde mit der Bezirksvertretung darüber sprechen. Walter von Göwels, in gleicher Funktion bei der CDU, sagt, er würde sich eine Bürgerbeteiligung wünschen. Die Menschen sollen mitreden. Er sieht hier immer noch offene Fragen.
Eine ist: Sind auf der neuen Strecke während des Verkehrsversuchs dieselben Menschen gefahren wie vor dem Versuch auf der alten Strecke? Oder waren das andere?
Es könnte sein, dass einige Fahrgäste nicht mehr bedient wurden, aber andere das neue Angebot an ihrer Straße genutzt haben. Auf diese Frage gibt es noch keine Antwort.
Was soll die Promenade sein?
Eine andere Frage stellt sich an der Promenade. Dort hat der Verkehrsversuch sichtbar gemacht, dass die Vorfahrt für den Radverkehr nicht nur die Konkurrenzsituation zwischen Autos und Fahrrädern neu justiert – sondern auch die zwischen dem Rad- und dem Fußverkehr.
Je schneller der Radverkehr hier unterwegs ist, desto schwerer wird es, zu Fuß von der einen Seite zur anderen zu kommen – vor allem für alte Menschen oder Menschen mit Behinderungen.
Und das schafft ein noch viel größeres Problem. Wenn die Velorouten fertig sind, die vom Zentrum ins Umland führen, sollen sie den Verkehr auf der Promenade zusammenbringen und weiterverteilen. Es wird noch voller, und wenn die Menschen von außerhalb auf E-Bikes kommen, sind sie schnell unterwegs.
Die Frage ist: Was soll die Promenade in Zukunft denn überhaupt sein? Ein innerstädtisches Naherholungsgebiet, also ein Ort zum Bummeln und Flanieren? Oder ein „schneller Verteilring und Herzstück des innerstädtischen Radverkehrsnetzes“, wie es in dem Bericht steht. Beides geht nur bis zu einem gewissen Grad.
„Die Idee, dass die Promenade ausschließlich eine Fahrradschnellbahn wird, lässt sich in der Form nicht aufrechterhalten“, sagt Matthias Glomb, verkehrspolitischer Sprecher der SPD. Man müsse einen guten Interessenausgleich hinbekommen. Vielleicht mit Ampeln, mit Zebrastreifen oder auf andere Weise.
Walter von Göwels hielte Ampeln für eine gute Lösung. An der Kreuzung von Promenade und Hörsterstraße gibt es sie bereits. Dort ist es sicher, aber Ampeln würden genau das Gegenteil von dem bewirken, was der Verkehrsversuch erreichen sollte. Zu Fuß oder mit dem Rad würde man länger warten.
Martin Grewer, der verkehrspolitische Sprecher von Volt, vermutet, dass schon kleine Korrekturen das Ergebnis verbessert hätten. Ursprünglich sollte auf der Kanalstraße ein separierter Bereich, ein Schutzstreifen, dem Radverkehr mehr Raum geben. Doch der Streifen fehlte während des Versuchs.
Darüber hat sich auch Max Brinkmann-Brand von der ödp gewundert. Wäre es mit dem Streifen anders gelaufen? Hätte man den Versuch dann gar nicht abbrechen müssen? Im Nachhinein lässt sich das kaum sagen. Aber die Probleme mit dem Fußverkehr fand Brinkmann-Brand absehbar.
„Man muss aufpassen, dass nicht der Stärkere die Regeln vorgibt“, sagt Martin Grewer. Was dabei helfen kann? Grewer nennt vier Dinge: Strecken, über die man ausweichen kann, Signalanlagen wie der Leezenflow, der angibt, wie lange die Ampelphase noch dauert, einfache Kreuzungen, bessere Sichtachsen.
Wenn die Menschen früher sehen können, was von der anderen Seite auf sie zukommt, sinkt die Unfallgefahr. Hier sieht auch Carsten Peters einen Ansatz. Dass man dafür Bäume fällen muss, wie es in dem Bericht steht, denkt er allerdings nicht.
+++ Der Krieg in der Ukraine ordnet nun auch die Wahlkampfpodien neu. Die beiden CDU-Kandidatinnen Teresa Küppers und Simone Wendland sowie Julian Allendorf, der ebenfalls für die CDU antritt, haben angekündigt, sich nicht aufs Podium zu setzen, wenn jemand von der Linken dabei ist. Die Linke in Münster stelle trotz der direkten Bedrohung durch Putin die NATO-Mitgliedschaft Deutschlands und die Investitionen in deren Verteidigungsfähigkeit infrage, schreibt die CDU in einer Pressemitteilung. Katharina Geuking, Ulrich Thoden und Joshua Strack, die für die Linke bei der Landtagswahl antreten, antworten ebenfalls in einer Pressemitteilung. Das Verhalten der CDU sei befremdlich. Die NATO gebe schon jetzt 17-mal so viel für Rüstung aus wie Russland. Noch mehr Aufrüstung habe den Krieg nicht verhindert und auch für die Zukunft kein Abschreckungspotenzial, schreibt die Linke.
+++ Im vergangenen Jahr sind auf den Straßen in Nordrhein-Westfalen eine halbe Million Unfälle passiert. Diese Zahl stammt aus der neuesten Verkehrsunfallstatistik, die die Polizei NRW gestern veröffentlicht hat. Trotz der häufigeren Unfälle verunglückten vergangenes Jahr weniger Menschen tödlich (425) oder zogen sich schwere Verletzungen zu (11.872) als 2020. Innenminister Herbert Reul (CDU) wird in einer Pressemitteilung mit dem Satz zitiert: „Gemessen an diesen Zahlen ist das die beste Verkehrsunfallstatistik, die wir je hatten.“ Das mag für ganz NRW stimmen, für Münster jedoch nicht. Hier gab es nicht nur mehr Verkehrsunfälle (2021: 10.376, 2020: 9.767), sondern auch mehr Schwerverletzte (2021: 197, 2020: 193) und Verkehrstote (2021: 3, 2020: 1). Unter den Todesopfern ist auch ein Radfahrer, der bei einem Unfall mit einem Auto ums Leben kam. Insgesamt liegt die Zahl der Fahrradunfälle (749) laut Statistik auf einem konstant hohen Niveau. Auch ereignen sich mehr Unfälle mit E-Scootern. Einen deutlichen Anstieg gab es außerdem bei Verkehrsunfällen mit Kindern (2021: 93, 2020: 68) und Jugendlichen (2021: 60, 2020: 42). Die Zahl der Unfälle mit älteren Menschen nahm dagegen um 14,3 Prozent ab.
Engagement in Münster: Unsere Interviews aus der RUMS-Hütte zum Nachlesen
#11 Münstarity
Heute schalten wir das elfte Interview aus unserer Reihe Engagement in Münster für Sie frei. Johanne Burkhardt hat mit Trixi Bannert vom Verein Münstarity darüber gesprochen, wie sie als Weinhändlerin auf die Idee kam, einen Verein für Kinder zu gründen. Und darüber, warum Netzwerken für ihre Arbeit so wichtig ist. Das Interview finden Sie hier.
Im Rahmen unserer Marketingaktionen auf dem Weihnachtsmarkt in Münster haben wir Menschen vorgestellt, die sich in der Stadt engagieren. Leider konnten wir die Gespräche wegen der Corona-Beschränkungen nicht vor Publikum führen. Aber Sie können sie in gekürzter Version als schriftliche Interviews auf dieser Seite nachlesen. Das zwölfte und letzte Interview aus dieser Reihe bekommen Sie nächste Woche von uns. Wir verlinken es dann wieder an dieser Stelle für Sie.
+++ Bis morgen haben Beschäftigte in Kliniken, Pflegeheimen oder Arztpraxen Zeit, eine vollständige Impfung oder Genesung nachzuweisen. Dann gilt die sogenannte einrichtungsbezogene Impfpflicht. Sie betrifft nicht nur Menschen, die in medizinischen Berufen arbeiten, sondern zum Beispiel auch das Reinigungspersonal. Bis die Behörden Bußgelder (bis zu 2.500 Euro) oder Beschäftigungsverbote verhängen, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Zunächst melden die Kliniken oder Praxen Ungeimpfte oder Ungenesene dem Gesundheitsamt,das entscheidet, ob es zu härteren Mitteln greift. Der WDR erklärt das noch etwas ausführlicher. Das Bundesgesundheitsministerium hat eine Liste mit den Antworten auf die wichtigsten Fragen veröffentlicht.
+++ In fünf Tagen fallen die meisten Corona-Regeln. Weil die Infektionszahlen weiter sehr hoch sind, will die Koalition in Berlin die Maskenpflicht doch an mehr Orten beibehalten als ursprünglich geplant, berichtet unter anderem das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Tagesschau meldet außerdem, dass die Landesregierung in NRW wohl übergangsweise einige Maßnahmen bis zum 2. April aufrechterhalten will. Zum Beispiel wolle die CDU-FDP-Koalition an der Maskenpflicht im Unterricht festhalten. Konkret geäußert hat sich die Landesregierung noch nicht, sie warte laut Tagesschau noch die Abstimmung im Bundestag über das Infektionsschutzgesetz ab.
+++ Die Zahl der Neuinfektionen in Münster bleibt auf einem hohen Niveau. Die Wocheninzidenz ist allerdings, wegen der Meldelücke am Wochenende eigentlich untypisch, von Montag auf Dienstag leicht gesunken. Die Stadt meldet heute 1.325 Neuinfektionen (pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche). Gestern waren es 1.484. Leider gibt es auch einen weiteren Todesfall: Ein 91-jähriger Mann ist mit Covid-19 gestorben. Insgesamt gelten aktuell 6.485 Menschen in Münster als infiziert, 64 liegen in den Krankenhäusern, sechs auf der Intensivstation, vier werden beatmet.
+++ Zum Schluss noch der Blick in die Schulen: Letzte Woche konnten 1016 Kinder und Jugendliche in 69 Schulen nicht am Unterricht teilnehmen, weil sie Covid-19 oder Kontakt zu Infizierten hatten. In der Woche davor waren es 1021.
Allein die Tüten, in denen der Espresso der italienischen Rösterei Torrefazione Giamaica verkauft wird, machen schon Lust. Sie sind schlicht gehalten in Orange oder Gelb, kaum bedruckt. Sie liegen hinten im dunklen Holzregal und wirken doch so anziehend authentisch, wahrscheinlich, weil sie so besonders unscheinbar sind. Wer nach ihnen fragt, bekommt bei Agnes Meile, dem traditionsreichen Feinkostladen an der Hammer Straße, sofort eine Geschichte zum Produkt erzählt, und ist gleich umso überzeugter, den Kaffee zu kaufen (und er schmeckt einfach wunderbar). Diese Erzählungen können Sie, wenn sie mögen, zu jedem der Produkte hören. Denn Agnes Meile, so heißt nicht nur der Laden, sondern auch die Besitzerin, erzählt, wenn Sie gefragt wird, gerne von den Weingütern, den Menschen, bei denen Sie einkauft, den Chocolatiers, die ihre Pralinen produzieren – die Trüffel! –, oder von Olivenölen, Senfsorten und Marmeladen. Ach ja, ein Café mit Angeboten vom Frühstück bis zum Wein am Abend gehört ebenfalls dazu.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Johanne Burkhardt geschaut, was in Münster so los ist, und zwar unter anderem das hier:
+++ Die Münsteraner Wochen gegen Rassismus haben gestern begonnen. Ihr Motto: „Haltung zeigen”. Die Veranstaltungen dazu laufen bis zum 27. März. Das Programm ist recht üppig. Hier zwei Tipps: Interessant für Schulkinder ist der Workshop zum Umgang mit diskriminierenden Äußerungen morgen ab 14 Uhr. Dazu müssen Sie sich über diese E-Mail-Adresse anmelden. Oder: ein digitaler Fachvortrag von Aretha S. Schwarzbach-Apithy über das Phänomen White Saviourism (Weiße retten Schwarze). Den Link zur Anmeldung und weitere Infos finden Sie hier.
+++ Im Gesprächsformat „Tacheles – Klartext im Ostviertel” geht es am Freitag um die Frage, wie Menschen im Alltag mehr Gutes tun können. Miteinander sprechen werden unter anderem Vertreter:innen der Gesellschaft für bedrohte Völker und dem Eine-Welt-Forum. Mehr Infos und einen Link zum Stream finden Sie hier. Los geht es um 18:30 Uhr.
+++ Und dann noch etwas Nettes: Am Freitag können Sie in der Zukunftswerkstatt im Kreuzviertel dem Hausmeister zwischen 14 Uhr und 16 Uhr Fragen stellen. Gedacht ist das Angebot für Menschen, die Fragen zu kleineren Reparaturen im Haus oder der Wohnung haben. Los geht es um 13:30 Uhr.
+++ Und zum Thema Demokratie, genauer zur Frage, wie Demokratie besser funktionieren kann: Junge Menschen aus Münster haben sich in Workshops mit einer fiktiven Stadt auseinandergesetzt, die ein Rassismusproblem hat. Daraus ist ein Theaterstück entstanden. Zu sehen ist es am Sonntag (20. März) um 14 Uhr in der Aula der Geschwister-Scholl-Realschule in Kinderhaus (Von Humboldt-Straße 14). Der Eintritt ist frei, eine Spende wäre super.
Am Freitag kommt wieder Post von Sebastian Fobbe. Kommen Sie gut durch die Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Johanne Burkhardt, Sebastian Fobbe
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PS
Zum Schluss eine kleine Bitte: Für uns ist es selbstverständlich, dass wir Dinge benennen und kritisieren können. Für russische Medien ist es das nicht. Etwa 50 Menschen arbeiten aus dem Exil für das Projekt Meduza. Die russische Regierung stuft sie als „ausländische Agenten“ ein, und das ist in diesem Fall auch ein Beleg dafür, dass diese Menschen ihre Aufgabe ernst nehmen. Das Problem ist: Die Werbeeinnahmen von Meduza sind futsch, ebenso die Spenden aus Russland. Wenn Sie dabei helfen möchten, dass unabhängige Informationen nach Russland gelangen, können Sie Meduza unterstützen. Das kostet 8 Euro im Monat. Hier können Sie Mitglied werden.
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